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Startseite > Busse & Bahnen > Reiseberichte > Schweiz 2006Reisebericht Schweiz 20.-29.8.06Planung
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Romanshorn ab 20.41 IC 944 Zürich HB an 21.49
Weiter geht es nicht vom Bahnhof Kesswil, da mich Ingrid direkt nach Romanshorn bringt, von wo ich den IC nach Zürich nehme. Der besteht aus Dosto-2000-Wagen, deren Ambiente etwas gemütlicher als bei den DB-Doppelstöckern ist, was sie für den Fernverkehr gut geeignet macht. Langsam werde ich müde, zumal es draußen langsam dunkel wird, kann aber nicht schlafen. Schließlich treffen wir im einzigen Hauptbahnhof der Schweiz in Zürich ein. Alexandra, meine Gastgeberin, finde ich erst nach einem Handy-Anruf, weil sie am anderen um 21.49 Uhr ankommenden Zug gewartet hat. Mit der Straßenbahn (bzw. „dem Tram“) fahren wir zu ihrer drei Stationen entfernten Wohnung, wo ich mich bald in meinem Schlafsack verkrieche.
Montag, 21.8.06
Bahntechnisch gibt es vom Montag nicht allzu viel zu erzählen, denn die einzigen Bahnen, die ich benutze, sind die Straßenbahn, die Polybahn und die S-Bahn von Stadelhofen zum Hbf. Und ein weiteres Verkehrsmittel benutze ich ohne Aufpreis mit meinem Swiss Pass: die Fähre auf dem Zürichsee. Natürlich mache ich auch massig Fotos vom Zürcher ÖPNV und gucke mir ganz nebenbei auch noch die Stadt an: Die Bahnhofstraße (Geschäfte nur vom Feinsten), St. Peter (die größte Kirchturmuhr Europas), das Großmünster (schöner Blick auf die Stadt vom Turm), den Chinagarten (schön, aber für die 4 Franken Eintritt zu klein). Um auf der weiteren Reise flexibel zu sein, kaufe ich mir am Bahnhof ein Kursbuch, auch wenn der Schalterbeamte mich von diesen 16 Franken Investition abbringen will („Sie können die Verbindungen an jedem Bahnhof bekommen, und es gibt das Kursbuch auch auf CD-ROM.“). Anschließend ruhe ich mich kurz bei Alexandra aus, die inzwischen von der Arbeit zurück ist, und wir gehen noch einmal am Bahnhof vorbei, wo ich meine Reisetasche nach St. Moritz aufgebe – eine sehr praktische und mit 10 Franken auch sehr preiswerte Sache. Anschließend gehen wir (sehr gut und für Schweizer Verhältnisse preiswert) mongolisch essen.
Dienstag, 22.8.06 Zürich HB ab 10.37 IC 567 Sargans an 11.32 Sargans ab 11.36 7942 Buchs SG an 11.51
Noch ein paar Fotos am Bahnhof gemacht, und die „eigentliche“ Schweiz-Tour beginnt. Wiederum mit einem Dosto-2000-Zug geht es aus Zürich heraus und am gleichnamigen See entlang. Die Berge im Hintergrund kommen immer näher, und so wird auch das Panorama immer imposanter. Bald erreichen wir Sargans (die Betonung auf der zweiten Silbe war mir neu). An diesem Keilbahnhof trifft die Zürcher Strecke auf die am Rhein entlang und weiter nach Österreich führende. Durch diese Konstruktion müssen die ECs Zürich–Wien hier Kopf machen, und zwar außerhalb des Bahnsteigs [Nachtrag: Das stimmt nicht, es gibt eine weitläufige Gleisschleife. Danke an Alexandre für den Hinweis!]. Ich dagegen muss umsteigen, zu meiner Überraschung wieder in einen GTW der Thurbo.
Der fährt bald los und durch das Rheintal, das immer noch ein sehr imposantes Bergpanorama bietet. Bald erreichen wir Buchs, den Grenzbahnhof zu Österreich, was sich durch diverse hier pausierende ÖBB-Fahrzeuge bemerkbar macht. Die ÖBB-Strecke führt übrigens kurz durch Liechtenstein. Ich nehme aber den Bus, denn der fährt alle 20 min direkt ins Zentrum von Vaduz, und außerdem gilt hier auch mein Swiss Pass.
Der Grenzübertritt ins kleine Fürstentum ist unspektakulär: Auf einer Rheinbrücke steht ein Schild mit dem Landesnamen, und das war's. In Schaan biegen wir ab und erreichen bald den Hauptort Vaduz. Zu sehen gibt es das Schloss (das leider gerade eingerüstet ist), das Postmuseum (klein, aber kostenlos), natürlich eine Briefmarkenverkaufsstelle und ein paar Juweliere und Banken. Nach diesem kleinen Rundgang mache ich mich auf die Weiterfahrt, zumal es anfängt zu regnen. Ich nehme wieder die Linie 1 und fahre diesmal zum anderen Endpunkt, nämlich Sargans. Auf diese Weise durchfahre ich fast die gesamte Nord-Süd-Ausdehnung Liechtensteins.
Sargans ab 14.21 EC 9 Chur an 14.43 Chur ab 14.58 RE 1149 St. Moritz an 16.58
Von Sargans wäre der planmäßige nächste Zug der im Taktverkehr fahrende IC. Allerdings ist der EC 9 aus Dortmund verspätet (schließlich handelt es sich um einen DB-Zug ;-) ), so dass ich in den altbekannten DB-Großraumwagen durch die Alpenlandschaft fahren kann. Schon bald überschreiten wir die Grenze zu Graubünden, der „Ferienecke“ der Schweiz. Ab Landquart begleitet uns die schmalspurige Rhätische Bahn, und nach nur 20 Minuten Fahrzeit erreichen wir Chur. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass die Normalspur (jedenfalls für Reisezüge) hier endet und das größte Schmalspurnetz Europas vor uns liegt, auf dem ich mich die nächsten zwei Tage bewegen werde.
Von Chur selbst gibt es nicht viel zu erzählen: Vom Bahnhof mit dem imposanten Glasdach aus macht die Stadt einen recht grauen Eindruck. Also setze ich mich ohne weiteren Aufenthalt in den Zug der RhB nach St. Moritz. Die Wagen sind zwar neueren Datums, wirken aber trotzdem irgendwie „urig“. Auf jeden Fall lassen sich die Fenster weit öffnen, was hervorragende Fotos von Zug und Landschaft möglich macht. Motive gibt es genug, denn nachdem wir bei Reichenau aus dem Rheintal in die Schluchten Graubündens abbiegen, beginnt die atemberaubende Streckenführung aus Passstrecken, Viadukten, Kehrschleifen, Kurven und Tunnels. Vorne am Zug hängen die schmucken Wagen des Glacier-Express aus Zermatt, was sich auf den Fotos noch besser macht. Einziger Wermutstropfen: Gerade auf dem berühmten Landwasserviadukt löst meine Kamera nicht aus, so dass mir ein klassisches Motiv entgeht. Die anderen Fotos und der unbeschreibliche Eindruck der Bahn in der Bergwelt machen das aber locker wieder wett. Allein die Ortsnamen klingen schon märchenhaft: Tiefencastel, Filisur, Bergün/Bravuogn, Preda, Samedan, Celerina/Schlarigna und schließlich St. Moritz (oder rätoromanisch San Murezzan). Dazu passend gibt es natürlich die Ansagen im Zug auch auf romanisch.
Nach der Ankunft in St. Moritz stelle ich fest, dass der Weg zur Jugendherberge zu Fuß etwas lang ist. Zum Glück gibt es aber einen Bus, den ich ebenfalls mit meinem Ticket benutzen kann. Nur den letzten Kilometer muss ich meine Reisetasche hinter mir her ziehen. Mein erster Tag in den Schweizer Alpen klingt mit dem guten Essen in der Herberge, einem Spaziergang durch das schöne, aber teilweise etwas versnobbte St. Moritz und einem Gespräch mit meinem Zimmergenossen aus: er kommt aus Bayern und will mit dem Rad weiter nach Italien.
Mittwoch, 23.8.06 St. Moritz ab 10.01 911 Zermatt an 18.04
Am Morgen des vierten Tages verabschiede ich mich vom Zimmergenossen, der heute von seiner Radtour eine Pause machen will. Ob das angesichts des in den nächsten Tagen kommenden schlechten Wetters eine gute Idee ist? Ich weiß es nicht und werde es wahrscheinlich auch nie erfahren. Mit dem Bus fahre ich zurück zum Bahnhof, um den Höhepunkt der Reise anzutreten: Die Fahrt mit dem Glacier-Express. Erst in diesem Jahr hat er neue Panoramawagen bekommen, die innen wie außen hochmodern sind. Es gibt sogar an jedem Sitz eine Kopfhörerbuchse, über die man Hinweise zu den Sehenswürdigkeiten an der Strecke hören kann. Die Kopfhörer dazu gibt es gratis zum Mitnehmen. Alles andere als gratis ist das Essen, weswegen ich lieber meine trockenen Brote auspacke – als Kontrast zum Ehepaar neben mir, dessen Drei-Gänge-Menü im (höheren) Preis inbegriffen ist.
Aber zurück zur eigentlichen Fahrt: Den ganzen Tag ist nicht eine einzige Wolke am Himmel, was in diesem unbeständigen August einen absoluten Glücksfall darstellt. Daher mache ich auch jede Menge Fotos, wenn auch viele durch das Spiegeln der Scheiben nicht gut werden.
Zuerst geht es natürlich den ganzen Weg zurück nach Chur. Diesmal gelingt mir auch ein Foto vom Landwasserviadukt, allerdings ist ein Foto nur gegen die Fahrtrichtung möglich, so dass die Lok nicht mit aufs Foto kommt. In Chur werden unsere Wagen vom „normalen“ RhB-Zug abgekoppelt und dafür mit einer Glacier-Express-Zuggarnitur aus Davos vereinigt. Gemeinsam geht es nun das Rheintal hinauf bis Disentis/Mustèr, dem Übergabebahnhof zur Matterhorn-Gotthard-Bahn. Die MGB ist – was ich bisher auch nicht wusste - vor einigen Jahren durch Fusion aus Furka-Oberalp-Bahn (FO) und Brig-Visp-Zermatt-Bahn (BVZ) entstanden. In Disentis werden die beiden Zugteile wieder getrennt, damit die MGB-Zahnradloks nicht zu viel Last ziehen müssen. Nun wird es wieder recht abenteuerlich: In zahlreichen Kurven geht es mal mit, mal ohne Zahnrad weiter hinauf. In Sedrun ist eine der Baustellen für den Gotthard-Basistunnel zu erkennen, der ab 2015 den Bahnverkehr durch die Alpen radikal beschleunigen soll. Auf dem Oberalppass fühlt man sich fast wie auf dem Dach Europas. Vor Andermatt geht es in einer Streckenführung wieder herunter, die sich von einer Achterbahn nur durch die Fahrgeschwindigkeit unterscheidet. In Realp zweigt die Furka-Bergstrecke ab, die von Eisenbahnfreunden jeden Sommer wieder aufgebaut und mit Dampfloks betrieben wird. Bis zur Eröffnung des Furka-Basistunnels 1982 fuhr auch der Glacier-Express dort entlang und musste in jedem Winter den Betrieb einstellen.
Im Tunnel wechseln wir wieder den Kanton: Von Graubünden sind wir ein Stückchen durch Uri gefahren und kommen nun ins Wallis. Der Fluss, der uns hinter der Tunnelausfahrt begleitet, ist die Rhône, wir sind also jetzt im Einzugsgebiet des Mittelmeers. Von nun an wird die Streckenführung wieder etwas weniger spektakulär, und die größte Sehenswürdigkeit, der Aletschgletscher, ist vom Zug aus leider nicht zu erkennen. Nach sechseinhalb Stunden Fahrzeit erreichen wir schließlich Brig, wo der Zug auf dem MGB-Bahnhof Kopf macht, der sich auf dem Vorplatz des SBB-Bahnhofs befindet.
Nach dem Umspannen geht es weiter, jetzt wieder in Sichtweite der Normalspurstrecke durch das Rhônetal nach Genf. Viel interessanter ist aber die Lötschberg-Südrampe, die oberhalb des Tals eng am Hang in die Höhe steigt. Es sieht so imposant aus, dass ich beschließe, auf dem Weg nach Genf am Samstag über diese Strecke zu fahren.
In Visp biegen wir aus dem Rhônetal ab und schrauben uns nun das Tal der Matter Vispa hoch bis Zermatt, mal mit, mal ohne Zahnrad. Eine gute Stunde Fahrt haben wir nun noch vor uns, bis wir Zermatt erreichen. Der Ort selber ist autofrei, alle Besucher müssen bereits am vorherigen Bahnhof Täsch in Pendelzüge steigen. Einziges Verkehrsmittel in Zermatt sind Pferdekutschen und Elektrokarren. Der Ort ist von Touristen ziemlich überlaufen und wirkt auf mich ein wenig kitschig. Natürlich thront über all dem das Matterhorn, das anscheinend fast nie ohne Wolken zu sehen ist. Gerne hätte ich es gerne vom Gornergrat aus etwas näher gesehen, aber dafür ist die Zeit zu knapp und außerdem kostet die Gornergratbahn auch mit Swiss Pass noch eine ganze Stange Geld.
Ich gebe meine Reisetasche nach Luzern auf, um sie am nächsten Tag bei der Fahrt mit viel Umsteigen nicht mitnehmen zu müssen. Nach einigem Suchen finde ich die Jugendherberge, diesmal habe ich ein Achtbettzimmer mit einigen Japanern und Franzosen. Das Essen ist nicht so gut wie in St. Moritz, aber genau so preiswert. Abends gehe ich noch ein wenig durch den Ort und gerate vor der Kirche in einen Folkloreabend mit Alphörnern und anderen lokalen Musikinstrumenten, den ich gut gemacht finde. Trotzdem bin ich froh, als er zu Ende ist, da mir in der Bergluft doch langsam kalt wird.
Donnerstag, 24.8.06 Zermatt ab 10.30 232 Brig an 11.51 Brig ab 13.20 EC 121 Domodossola an 13.50
Beim Frühstück habe ich einen schönen Blick auf das Matterhorn, ohne Wolken und direkt von der Sonne beschienen. Ich freue mich schon darauf, das zu fotografieren – nur leider ziehen noch während des Frühstücks schon wieder Wolken auf ... Naja, also mache ich lieber noch ein paar Fotos von Zermatt und mich auf den Weg zum Bahnhof. Wieder bleibt mir nichts anderes übrig, als die gleiche Strecke wie gestern zurück zu fahren, aber es gibt immer noch genug zu sehen. In Brig angekommen, stelle ich fest, dass ich bis zum nächsten Zug durch den Simplontunnel noch über eine Stunde Zeit habe. Also mache ich einen Bummel durch den Ort, den ich aber abbreche, als ein heftiger Regenschauer losgeht. Den Rest der Zeit verbringe ich am Bahnhof, wo ich die einzige größere Verspätung eines SBB-Zuges miterlebe: Der IC aus Basel hängt eine Viertelstunde.
Mein EC Cisalpino Lemano Genf–Mailand wartet auf diesen Zug, so dass wir noch eine Weile am Bahnsteig stehen. Während dieser Zeit geht bereits die Grenzpolizei durch den Zug. Obwohl ich während der Reise insgesamt sechsmal die Schweizer Grenze überschreite, ist das das einzige Mal, dass ich kontrolliert werde. Als der Basler Zug eintrifft, fahren wir los und verschwinden nach wenigen hundert Metern im Simplontunnel. Der Nachteil an Tunneln ist immer, dass es außer ihrer Länge nichts Beeindruckendes zu sehen gibt – also nutze ich die Zeit, um Postkarten zu schreiben. Unter dem Namen „Cisalpino“ sind übrigens anscheinend nicht nur die Cisalpino-Neigezüge, sondern auch ganz normale EC-Wagen im CIS-Design von und nach Italien unterwegs. Als es wieder hell wird, erlebe ich eine weitere Premiere: Ich bin zum ersten Mal in Italien. Es wirkt gleich alles viel grüner als auf der Schweizer Seite, das wolkenverhangene Wetter passt sehr gut zu dieser Landschaft. Bald erreichen wir Domodossola, wo ich in die Centovalli-Bahn umsteigen will, die von einem Tunnelbahnhof im Tiefgeschoss abfährt. Der Transit Brig–Domodossola–Locarno ist mit dem Swiss Pass ebenfalls kostenlos.
Domodossola ab 14.05 61 Locarno an 15.47
Zug 61 ist ein Schnellzug, der nur an ausgewählten der 31 Zwischenstationen der Centovalli-Bahn hält. Die atemberaubende Landschaft und die abenteuerliche Streckenführung durch kleine italienische und Tessiner Bergdörfer ist natürlich dieselbe. Die Meterspurstrecke wird von einem italienischen und einem Schweizer Unternehmen gemeinsam betrieben, was an den Wappen der entgegenkommenden Triebwagen unschwer erkennbar ist. Nun, auch hier kann ich eigentlich nicht viel von der Fahrt beschreiben, man muss die Strecke einfach gesehen haben. Wie gesagt, ist hier auf der Alpensüdseite alles viel grüner, so dass die Atmosphäre völlig anders ist als im Glacier-Express. Nach etwa einer Stunde erreichen wir wieder die Schweiz. In Sichtweite der Straßen-Grenzstation an einer engen Bergstraße liegt der Grenzbahnhof Camedo. Der Lokführer winkt kurz zu den Grenzbeamten hinüber, und es geht ohne Kontrolle weiter durch die Berglandschaft. Hier im Tessin wirken die Dörfer genau so italienisch wie in Italien, und auch Locarno, wo der Zug wiederum in einem Tunnel unter dem „eigentlichen“ Bahnhof endet, hat eindeutig italienisches Flair. Ich bummle ein wenig durch die Stadt, setze meine knappen Italienischkenntnisse zum Kauf einer Telefonkarte und eines Gebäckteilchens ein und gehe wieder zum Bahnhof. Weiter geht es entweder mit dem IR nach Arth-Goldau oder mit der S-Bahn nach Bellinzona, von da jeweils mit dem EC nach Luzern. Ich entscheide mich für ersteren Zug, da der früher abfährt und es gerade wieder anfängt zu regnen.
Locarno an 16.39 IR 2290 Arth-Goldau an 19.05 Arth-Goldau ab 19.12 EC 114 Luzern an 19.38
Und los geht's mal wieder: Im Zug werden wir natürlich zuerst nicht von den SBB, sondern von den „effe effe esse“ begrüßt. Und auch der Gong vorher klingt anders – ob es wirklich die Tonfolge f-f-es ist, weiß ich allerdings nicht mehr. Wieder gibt es viel zu sehen: Den Lago Maggiore, die Ebene des Tessin, bis wir uns wieder auf die Gotthard-Südrampe hochschrauben. Ich schlafe ein bisschen und bekomme daher nicht alles mit, aber was übrig bleibt, ist immer noch aufregend genug. Als Verkehrsfan gefallen mir natürlich auch die scheinbar waghalsigen Bauwerke der Autobahn, die mich ein bisschen an die früheren Durchfahrten der Schweiz in die französischen Alpen erinnern.
Und wieder wird es dunkel: Hinter Airolo ist der Gotthardtunnel erreicht. Tief unter uns wird gerade der Basistunnel gebohrt, und über uns verläuft irgendwo die Strecke des Glacier-Express. Gleich hinter dem Tunnel, in Göschenen, warten wir ein paar Minuten auf den MGB-Zahnradzug, der von dort, nämlich von Andermatt, herunter kommt. Ausnahmsweise wieder mit Verspätung geht es weiter über die verschiedenen Kehrschleifen der Gotthard-Nordrampe, bis wir bei Altdorf wieder etwas „ruhigeres“ Terrain erreichen. Am Urner und Laurzer See entlang geht es nach Arth-Goldau, einem keilförmigen Eisenbahnknotenpunkt, wo ich am selben Bahnsteig (auf der anderen Seite des „Keils“) auf den EC von Venedig nach Luzern warte. Durch unsere Anschlussaufnahme in Göschenen haben wir ihm ein wenig Verspätung mitgegeben, aber der Aufenthalt ist lang genug, um diese Verspätung einigermaßen abzubauen. Wir fahren wieder an einem – diesmal dem Zuger – See entlang und erreichen bald ohne weitere Vorkommnisse Luzern. Dort fahre ich direkt zur Jugendherberge, checke ein und esse abends in der Innenstadt noch bei einem Asien-Imbiss, dessen Personal kaum Deutsch spricht und wo das Essen gut und scharf, vor allem aber so heiß ist, dass ich mir heftig die Zunge verbrenne. In der JH habe ich wieder einen netten Zimmergenossen: Jordi aus Spanien, der zum Wandern in der Schweiz ist und dem ich ein paar Tipps zu Zermatt gebe.
Freitag, 25.8.06
Am Freitag bewege ich mich ausnahmsweise überhaupt nicht auf Schienen, denn diesen Tag habe ich für einen Besuch des Verkehrshauses in Luzern ausgewählt. Mit dem Bus und dem Obus fahre ich von der Jugendherberge aus hin. Und es lohnt sich absolut: Zuerst schaue ich mir die Ausstellung über Kommunikation an, in der es auch gerade eine Sonderschau über Sicherheit im Internet gibt. Danach sind dann die Verkehrsmittel dran: In der Autohalle gibt es alte, neue, langsame und schnelle Autos mit diversen Simulatoren. Noch größer ist natürlich die Zughalle, wobei es schade ist, dass natürlich nur ausrangierte Baureihen dort zu sehen sind und es die aktuellen Wagen nur als Modell gibt. Aber es gibt auch einige Hintergrundinfos, z.B. zur Elektrifizierung des Schweizer Bahnnetzes. In einer Ecke der Halle gibt es eine virtuelle Tour in einer Lore zur Baustelle des Gotthard(scheitel)tunnels, in der man hautnah das harte Leben der Tunnelbauer im 19. Jahrhundert vor Augen geführt bekommt. Auf der Empore schließt sich dann der Kreis in die Zukunft, hier gibt es Infos über den Gotthard-Basistunnel und andere Bahnerrungenschaften des 21. Jahrhunderts.
Anschließend gucke ich mir noch die beiden alten Swissair-Jets im Innenhof an und will schon fast wieder gehen, da sehe ich noch die Flugzeug- und Schiffshalle, die noch mal mindestens eine Stunde interessante Infos bieten. In der Schiffshalle befindet sich auch die Swissarena – ein Luftbild der Schweiz im Maßstab 1:20.000. Und in der Flugzeughalle gibt es nicht nur alte Flugzeuge, sondern auch viele Infos über Flugsicherung und den Ablauf am Flughafen. Ich merke also mal wieder, dass ich nicht nur Eisenbahn-, sondern allgemein Verkehrsfan bin.
So bleibe ich tatsächlich bis kurz vor der Schließung im Museum und fahre dann in die Stadt zurück. Unterwegs gerate ich tatsächlich das einzige Mal (neben Basel) im Stadtverkehr in eine „Grüezi mitenand, Billettkontrolle“. Den Rest des Abends verbringe ich mit einem Rundgang durch die Altstadt mit der sehr sehenswerten Kapellbrücke und am Bahnhof, wo ich meine Reisetasche abhole, einige Fotos und eine Aufnahme einer Bahnhofsansage mache und zu Abend esse.
Samstag, 26.8.06 Luzern ab 10.55 IC 2520 Bern an 12.00
Am nächsten Tag packe ich meine Sachen wieder zusammen – meine Reisetasche hat den Bahnhof gar nicht verlassen, sondern war in einem Schließfach „geparkt“. Am Bahnhof mache ich noch ein paar Fotos und steige dann in den Zug nach Bern. Nach Halt in Sursee und Zofingen geht es auf die erst kurz zuvor eröffnete Schnellfahrstrecke Rothrist – Mattstetten. Bis 2007 geht es zwar „nur“ mit 160 km/h voran, trotzdem ist die Fahrt doch ein krasser Gegensatz zum Glacier-Express. Der Nachteil an schnellen Fahrten ist, dass sie auch schnell wieder vorbei sind, und so rollen wir pünktlich um zwölf Uhr in Bern ein.
Hier schließe ich wieder meine Tasche ein und mache mich auf den Weg in die Altstadt, die so ungefähr die schweizerischste ist, die ich auf meiner Reise zu sehen bekomme. Besonders schön sind der Zytgloggeturm (die Schweizer und ihre Uhren ...) und der Blick auf den Aarebogen. Am Bärengraben drehe ich um und gehe zurück zum Bahnhof, um noch ein paar Fotos vom roten Bernmobil-ÖPNV zu machen und den nächsten Zug über den Lötschberg nach Brig zu nehmen.
Bern ab 14.06 IC 824 Brig an 15.42 Brig ab 15.59 IR 1730 Genève an 18.24
Wie am Mittwoch geplant, fahre ich nicht den direkten Weg nach Genf, sondern über die Lötschbergrampe und das Rhônetal. Allerdings übermannt mich während der Fahrt entlang des Thunersees die Müdigkeit, so dass ich erst kurz vor dem Lötschbergtunnel wieder aufwache. Aber die beeindruckende Fahrt entlang der Südrampe, auf der der Zug förmlich am Berg klebt, bekomme ich dann wieder mit. Visp, wo die MGB nach Süden abzweigt, ist bereits tief unten im Tal zu erkennen, und bald erreiche ich zum dritten Mal auf dieser Reise Brig. Ich steige in den IR nach Genf und habe damit alle fünf von Brig ausgehenden Strecken befahren. Die weitere Reise verläuft nicht weniger spannend durch das Rhônetal. Zwischen Leuk und Sierre wechseln wir in den französischen Teil des Wallis und somit in das letzte mir noch „fehlende“ Sprachgebiet. Leider hat das schöne Wetter, das ich noch in Bern genießen konnte, ein Ende, da sich in der Ferne ein Regengebiet zeigt, das wir schon bald erreicht haben. Im Zug macht das natürlich nicht so viel aus, und so schaue ich fröhlich weiter aus dem Fenster: In Martigny zweigt die Schmalspurstrecke nach Chamonix ab, die auch sehr schön sein soll – nächstes Mal vielleicht. Kurz vor Montreux kommt der Genfer See in Sicht, und damit haben die Orte eindeutig franzöisches Flair. In Montreux selber begegnen wir dem „Golden Pass“, auch einem bekannten Touristenzug – nächstes Mal vielleicht ... Weiter geht es immer hart (und sehr schön) am See entlang über Lausanne, bis wir schließlich Genf erreichen. Natürlich ist auch vor den französischen Ansagen der Gong anders, und die Staatsbahn heißt hier CFF. Statt „Luzern – Ihre nächsten Anschlüsse: ...“ heißt es hier „Genève – vos prochaines correspondances: ...“. Mein Anschluss ist allerdings, wie ich nach einem Blick auf den Stadtplan vor dem Bahnhof feststelle, die Straßenbahn, die mich zur Jugendherberge bringt. Dort checke ich ein (es geht längst nicht so familiär zu wie in den Bergen: Frühstück nur mit Frühstücksbon, Schließfächer gebührenpflichtig, kein Zutritt zu den Zimmern zwischen 10 und 15 Uhr, ...) und mache mich dann auf den Weg in die Stadt. Essen gibt es diesmal beim goldenen M, und den Abend beschließe ich im Fernsehraum der Jugendherberge. Es läuft eine Sendung, in der Deutsche, Österreicher und Schweizer gegeneinander antreten, und ich schaue sie mir gemeinsam mit einem Schweizer, der gerade sein Land zu Fuß durchwandert, und – nein, keinem Österreicher – einem Berliner an.
Sonntag, 27.8.06
Am nächsten Morgen besuche ich, da das Wetter nicht sehr einladend ist, zuerst das Museum des Roten Kreuzes. Vom Bahnhof aus fahre ich mit einem Bus dorthin, den ich erst einmal suchen muss. Immerhin bekomme ich bei der Gelegenheit noch einen TGV zu sehen (die Strecke von Frankreich ist bis in den Genfer Bahnhof hinein mit 1500 V Gleichstrom elektrifiziert). Das Museum erzählt auf recht informative Weise die Geschichte des Roten Kreuzes seit seiner Gründung und stellt auch dar, was die Organisation heute leistet. Wieder an der frischen Luft, stelle ich fest, dass die Endstation der Straßenbahn, die an der JH vorbei führt, fußläufig zu erreichen ist. Ich fahre in die Innenstadt und setze meinen Stadtbummel mit einem Aufstieg auf den Turm der Kathedrale fort. Dort hat man einen netten Blick auf Stadt, See und Berge. Eine Japanerin drückt mir ihre Kamera in die Hand und macht im Gegenzug auch ein Foto von mir, das aber leider nichts wird. Um dreizehn Uhr spielt ein Glockenspiel die Schweizer Nationalhymne. So langsam mache ich mich an den Abstieg und fahre zur JH, wo ich meine Tasche hole und mich auf den Weg zum Bahnhof mache.
Genève ab ??.?? ? Lausanne an ??.??
Welchen Zug ich nach Lausanne genommen habe, weiß ich nicht mehr genau, aber es war auf jeden Fall einer der halbstündlich verkehrenden IC ohne Halt. In Lausanne angekommen, schließe ich meine Tasche wieder ein und mache mich auf den Weg, die zweite große Stadt am Genfer See zu erkunden (der hier natürlich nicht so heißt, sondern Lac Léman). Lausanne ist die einzige Schweizer Stadt mit einer Metro. Die eine Linie (Linie 2), die vom See hinauf in die Stadt führt, wird gerade umgebaut und ist daher durch eine Buslinie ersetzt. Damit fahre ich zum Bahnhof Flon, wo die Metrolinie 1 beginnt. Eine „richtige“ Metro ist es nicht, eher eine Stadtbahn, denn es gibt Bahnübergänge und eine Oberleitung. Allerdings verläuft der erste Abschnitt tatsächlich im Tunnel, und es gibt Hochbahnsteige, Großprofilfahrzeuge und einen eigenen Bahnkörper. Ich fahre zwei Stationen mit der Metro und dann wieder zurück, um mir noch ein wenig die Stadt anzugucken. Am Place de la Riponne setze ich mich ein wenig in die Sonne, die gerade wieder heraus kommt - morgens in Genf hat es ja noch ziemlich geregnet. Da mir inzwischen die Füße wehtun, fahre ich zum Bahnhof und setze mich wieder in den Metrobus, diesmal hinunter zum See. Leider reicht die Zeit nicht, um dort auszusteigen, außerdem werden dort wegen eines Marathons bald mehrere Straßen gesperrt. Also bleibe ich sitzen, fahre wieder zum Bahnhof und hole meine Tasche. Für die Weiterfahrt nach Basel habe ich mir den ICN ausgesucht, mit seiner Geschwindigkeit von bis zu 200 km/h und seiner Neigetechnik der Paradezug der SBB.
Lausanne ab 16.45 ICN 1637 Basel SBB an 18.53
Der Zug kommt (mit Halt in Nyon und Morges) von Genf und macht in Lausanne Kopf. Am selben Bahnsteig besteht Anschluss zu und von einem Zug Genf (ohne Halt)–Luzern. Das Taktsystem des DB-Fernverkehrs mag ja schon beeindruckend sein, aber bei den SBB ist es nahezu perfekt.
Ich mache es mir in der ansprechenden Inneneinrichtung gemütlich, und der Zug fährt ab. Nach einiger Zeit kommt schon wieder ein See in Sicht, diesmal der Neuenburger, an dem wir ziemlich lange entlang fahren. Einen Teil der Tour verschlafe ich allerdings – das frühe Aufstehen in den Jugendherbergen fordert seinen Tribut. Nach dem Neuenburger kommt schon bald der Bieler See und die gleichnamige Stadt, wo wir wieder ins deutsche Sprachgebiet wechseln. Hinter Grenchen kommt ein ziemlich langer Tunnel, wir fahren in den Jura mit seinen wildromantischen Schluchten. In Delémont, der Hauptstadt des nach dem Gebirge benannten und erst 1979 gegründeten Kantons, machen wir Kopf und fahren weiter durch die Schluchten Richtung Basel. Dort eingetroffen, steige ich aus dem Zug und höre als erstes eine Meldung für einen ausfallenden Zug und wundere mich so lange, bis ich höre, dass er aus Deutschland kommt :-). Mit der Straßenbahn mache ich mich auf den Weg zur Jugendherberge und danach in die Stadt, wo ich einen kleinen Rundgang mache und bei einem Dönerimbiss zu Abend esse.
Montag, 28.8.06
Den neunten und letzten Tag meiner Reise habe ich für die Grenzstadt Basel eingeplant. Diese ist allerdings nicht so interessant, wie ich gedacht hatte, und außerdem lässt das Wetter zu wünschen übrig. Trotzdem mache ich das Beste aus dem Tag: Zuerst fahre ich mit der Linie 10 Richtung Rodersdorf. In Basel gibt es zwei Sorten von Straßenbahnen: die rot-gelben der Baselland-Transport (BLT) und die grünen (von den Baslern „Gugummere“ genannt) der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB). Letztere fahren nur in der Stadt, die BLT-Trams übernehmen den Überlandverkehr, auf dem sie bei Leymen sogar ein Stück durch Frankreich fahren. Da ich mein Swiss Pass inzwischen abgelaufen ist und ich nur eine Tageskarte der Jugendherberge habe, müsste ich allerdings in Ettingen aussteigen und mir dort ein neues Ticket kaufen. Hier erinnert mich nicht nur der Name, sondern auch das Ambiente stark an die Albtalbahn in Ettlingen bei Karlsruhe. Da der nächste Zug nach Rodersdorf erst in 40 Minuten fährt, streiche ich die Fahrt nach Leymen und fahre lieber an das andere Ende der Linie 10, nach Dornach, das bereits im Kanton Solothurn liegt. Dort will ich mir das Goetheanum anschauen, das nach antroposophischen Gesichtspunkten gebaut ist. Nun bin ich zwar kein Fan dieser Lehre, aber die ungewöhnliche Architektur interessiert mich trotzdem. Vom Bahnhof aus ist es etwa eine Viertelstunde bergauf, bis ich vor dem Goetheanum stehe. Ich schaue es mir von außen und von innen an und finde, dass der Sichtbeton dem Bau nicht gut tut, aber trotzdem hat er irgendwie etwas. Zurück zum Bahnhof fahre ich mit dem Dornacher Ortsbus und erwische gerade noch die S-Bahn zurück nach Basel.
Als nächstes fahre ich wieder mit dem BLT, und zwar mit der Linie 11 bis Kleinhüningen Grenze, von wo ich ein Stück nach Frankreich hinein und wieder zurück laufe. Als nächstes Ziel suche ich mir den EuroAirport Freiburg-Basel-Mulhouse aus, der auf französischem Gebiet liegt und eine Besonderheit hat: Von der Schweiz aus führt eine umzäunte zollfreie Straße dorthin, und der Flughafen besitzt eine schweizerische und eine spiegelsymmetrische französische Hälfte, so dass der Fluggastverkehr völlig getrennt ablaufen kann. Zurück nach Basel geht es wieder mit dem Schnellbus, wo ich in eine Fahrkartenkontrolle gerate. Vom Bahnhof aus fahre ich zum Supermarkt mit dem großen M, um Reiseproviant für den nächsten Tag und Mitbringsel für meine Familie zu kaufen. Danach will ich mich kurz in der Jugendherberge ausruhen, aber der strömende Regen lässt mich dann doch den ganzen Nachmittag auf dem Bett liegen und „Jim Knopf“ lesen. Erst abends lässt der Regen nach, und ich muss ja auch noch etwas essen. Da ich während der ganzen Schweiz-Reise noch kein Rösti gegessen habe, suche ich ein Restaurant, dass es einigermaßen preiswert anbietet und finde es schließlich am Claraplatz. Zusammen mit einer Kalbsbratwurst esse ich also diese Spezialität, die es bei uns zu Hause früher auch oft gab und fahre dann zurück in die JH.
Dienstag, 29.8.06
Am Abreisetag schnappe ich mir meine Reisetasche mit den mittlerweile kaputten Rollen. Bis zur Abfahrt des Zuges habe ich noch ein wenig Zeit, so dass ich um den Marktplatz und die Mittlere Rheinbrücke ein paar Fotos mache und so die letzten Bilder meines Films verbrauche. Dann fahre ich mit der grünen Straßenbahn zum Badischen Bahnhof, wieder ein Kuriosum: Der Bahnhof gehört bereits zur DB, so dass man bereits auf dem Weg zum Bahnsteig durch eine Zollkontrolle muss, die sich allerdings wie schon bei der Einreise nicht für mich interessiert. Innerhalb des Bahnhofs kann man dann exterritorial zwischen DB-Zügen umsteigen.
Basel Bad Bf ab 11.13 ICE 72 Karlsruhe Hbf an 12.49
Bald nach der Abfahrt fahren wir dann auch physisch über die deutsche Grenze und passieren bald Müllheim, wo ich als Kind ein paar Mal Urlaub gemacht habe. Außer der sehr schönen Landschaft gibt es aber auch im Zug einiges zu erleben: Ein Mann muss erfahren, dass weder der Schaffner noch das Zugrestaurant seinen 20-Euro-Schein wechseln können. Außerdem gibt es eine Durchsage des Zugchefs, dass es einen herrenlosen Koffer gebe. Der Besitzer möge sich doch bitte melden, sonst müsse die Bundespolizei gerufen werden. Kurze Zeit später hat sich zwar der Besitzer gefunden, aber dafür gibt es ein weiteres Gepäckstück, das niemandem zu gehören scheint. Bis Karlsruhe hat sich auch das aber zum Glück ohne einen Sondereinsatz geklärt.
In Karlsruhe habe ich einen fünfstündigen Aufenthalt geplant, um nach einem Jahr wieder meine alten Wirkungsstätten zu besuchen und mich außerdem mit meinem alten Freund Jan zu treffen. Vom Bahnhof aus fahre ich also erst an meiner alten WG vorbei (die immer noch existiert) zur Firma Locom, wo ich Anfang 2005 dreieinhalb Monate lang gearbeitet habe und unterhalte mich dort mit den Kollegen von damals. Anschließend esse ich am Marktplatz zu Mittag und gehe dann mit Jan langsam zum Bahnhof, wobei wir alle Neuigkeiten austauschen.
Karlsruhe Hbf ab 18.00 ICE 872 Frankfurt (M) Hbf an 19.08 Frankfurt (M) Hbf ab 19.30 RE 4629 Aschaffenburg Hbf an 20.19
Der Rest des Rückweges verläuft ohne größere Ereignisse, zumal ich die Strecken ja auch schon kenne. Hinter Karlsruhe kann ich noch die bis Spöck verlängerte S2 sehen, dann geht es über die mir inzwischen wohlbekannten Schnellfahrstrecken Karlsruhe–Mannheim und die Riedbahn Mannheim–Frankfurt. Von dort mache ich mich dann auf den Rückweg nach „Aschebersch“, wo ich pünktlich ankomme und noch genug Zeit habe, um den Abend ausklingen und die Reise noch einmal Revue passieren zu lassen. Deren Fazit ist auf jeden Fall: Es hat sich gelohnt – sowohl landschaftlich als auch bahntechnisch gab es eine Menge zu sehen. Von den 26 Kantonen der Schweiz habe ich 19 durchfahren und war in allen vier Sprachgebieten. Das Ganze hat so viel Spaß gemacht, dass ich mir so eine Bahntour auch mal in anderen Ländern vorstellen kann – zum Beispiel Frankreich, Großbritannien oder Skandinavien.
Inhalt: Jan Zbikowski; Design: Nils Müller.
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Letzte Änderung dieser Seite: 05.03.2008