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Startseite > Busse & Bahnen > Reiseberichte > Usedom/Berlin 2002

Reisebericht Usedom/Berlin 12.-25.8.02

Planung
Hinfahrt
Rückfahrt

Planung

Im Sommer 2002 machten meine Eltern mit Freunden Urlaub im Seebad Bansin auf Usedom. Ich stieß für knapp zwei Wochen dazu und wollte auf der Rückfahrt noch einige Tage in Berlin verbringen. Die Reiseauskunft lässt mir für die Hinfahrt die Wahl zwischen zwei Varianten: entweder mit IC und IR über Hamburg oder mit ICE und IR über Berlin. Ich entscheide mich für erstere Route - weil sie bei einer Fahrzeitverlängerung von weniger als einer halben Stunde deutlich preiswerter ist und ich ja in jedem Falle auf dem Rückweg über Berlin fahre. Den Fahrschein für die Hinfahrt kaufe ich am Bahnhof in Recklinghausen, zusammen mit einer Bahncard Junior, deren Kauf sich bereits für diesen Urlaub lohnt. Für den Fahrschein bezahle ich 48,40 € plus IC-Zuschlag und Reservierungsgebühr.

Hinfahrt

Montag, 12.8.02

Marl-Sinsen          ab 10.10 RE 12011
Münster Hbf          an 10.48

Da die Anschlüsse der Schnellbusse auf die Züge nach Essen abgestimmt sind, fahre ich mit einer Stadtlinie zum Bahnhof. Der Zug der RE 2, die zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich mit neueren Doppelstockwagen betrieben wird, kommt pünktlich, fährt aber nicht sofort weiter. Als es dann doch weiter geht, erfahren wir bald den Grund: Kurz vor Haltern hat ein Gegenzug ein Auto mitgeschleift. Der Fahrer konnte zum Glück rechtzeitig aussteigen, aber am Oldtimer ist Totalschaden entstanden und die Strecke kann vorübergehend nur eingleisig betrieben werden. Der Zugbegleiter kümmert sich um alle, deren Anschlüsse in Münster durch die Verspätung gefährdet sind und findet heraus, dass mein Intercity ebenfalls leicht verspätet ist. In MS angekommen, kann ich also in Ruhe den Bahnsteig wechseln und zu meinem reservierten Platz gehen.

Münster Hbf          ab 10.55 IC 604
Hamburg Hbf          an 13.10

Die Strecke nach Hamburg kenne ich schon gut von vielen vorigen Reisen - immerhin wohnt meine Tante dort und meine Eltern waren schon öfter an der Ostsee im Urlaub. Landschaftlich ist sie bis auf den Teutoburger Wald, den wir kurz vor Osnabrück in einem Tunnel durchqueren, nicht besonders interessant. Trotzdem freue ich mich jedesmal, wenn die immer flacher werdende Landschaft ankündigt, dass wir uns Richtung Norden bewegen. Der Zug ist wie immer relativ gut gefüllt, eine Reservierung lohnt auf dieser Strecke immer, besonders am Wochenende. Zwischendurch schlafe ich ein wenig, und ohne besondere Vorkommnisse rollt der Zug nach Zwischenhalten in Bremen und Harburg über die Elbbrücken, von wo man einen schönen Blick auf die Stadt und den Hafen hat, und schließlich in den Hamburger Hauptbahnhof.

Dort mache ich mich angesichts der Uhrzeit auf die Suche nach einem Lokal zum Mittagessen und finde schließlich einen netten Pasta-Imbiss, wo ich mir Penne all'arrabiata bestelle und beim Essen die mitgebrachte Marler Zeitung lese. Die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges reicht gerade, um in Ruhe aufzuessen. Den Wunsch des Kellners, bald wiederzukommen, werde ich frühestens bei meinem nächsten Besuch in Hamburg erfüllen können [Nachtrag: Inzwischen gibt es das Lokal anscheinend nicht mehr.].

Hamburg Hbf          ab 13.42 IR 2139
Stralsund            an 16.51

Im Interregio befindet sich mein reservierter Platz am Gang, links neben mir sitzt eine junge Frau, der Platz am Fenster ist frei. Wir rollen über das Berliner Tor und Bergedorf aus. Parallel zur Fernstrecke lässt sich der Bau der S-Bahn-Gleise beobachten. Seit meiner ersten Fahrt auf dieser Strecke im Jahr 1999 hat sich einiges getan: Die eigenen S-Bahn-Gleise sind inzwischen bis Aumühle fertig, nachdem wegen der Baustelle die S 21 eine Zeitlang in Reinbek enden musste.

In der Zwischenzeit wird angekündigt, dass der IR außerplanmäßig in Büchen halten wird, um verspätete Fahrgäste aufzunehmen. Das Rätsel, aus welchem Zug diese kommen, wird gelöst, als sich ein Schweizer Dialekt sprechender Fahrgast auf den Fensterplatz setzt und erzählt, dass er mit dem ICE aus Basel kommt. Wegen der großen Verspätung dieses Zuges wurden die Fahrgäste nach Stralsund gebeten, bereits in Lüneburg auszusteigen und von dort nach Büchen zu fahren. So muss unser IR nicht in Hamburg warten; die Verspätung durch den zusätzlichen Halt macht sich praktisch nicht bemerkbar.

Auf der weiteren Fahrt kommt der neue Reisegefährte mit mir und meiner Sitznachbarin ins Gespräch. Wir unterhalten uns darüber, ob man von die Ostsee von der Strecke aus sehen könne (was nicht der Fall ist) und warum es dort kaum Gezeiten gibt. Außerdem erzählt er ein wenig von sich: er ist Lkw-Fahrer und arbeitet in der Schweiz, wohnt aber auf der deutschen Seite der Grenze. Das empfiehlt er wegen der finanziellen Vorteile auch mir für die Zeit nach meinem Studium. Durch ihn mache ich auch das erste Mal Bekanntschaft mit einem „Gyrotwister“ (einem Gerät zum Training der Handgelenke).

Inzwischen haben wir ohne besondere Vorkommnisse Schwerin und Bad Kleinen, wo man einen schönen Blick auf den Schweriner See hat, passiert. Nach einem weiteren Halt in Bützow erreichen wir Rostock, wo der Zug Kopf macht und meine Sitznachbarin aussteigt - zur großen Verwunderung des Schweizers, denn er hatte vermutet, dass sie zu mir gehört.

Ab Rostock fahren wir über die eingleisige und erst vor kurzem sanierte Strecke Richtung Stralsund, die größtenteils parallel zur Bundesstraße verläuft. Zwischenhalte sind Ribnitz-Damgarten West und Velgast, wo Umsteigemöglichkeit ins Küstenstädtchen Barth besteht. Zur Zeit meiner Reise fahren dorthin - nach einem Ferkeltaxi-Intermezzo - 143er mit Wagenzügen. Inzwischen wird diese Strecke von der Usedomer Bäderbahn betrieben. Kurze Zeit später erreichen wir die Endstation Stralsund. Mein Gesprächspartner verabschiedet sich, da er weiter nach Rügen möchte. Ich habe für die Weiterfahrt die Wahl zwischen zwei Zügen: zuerst fährt ein IR, 20 Minuten später ein RE. Da ich die Wartezeit lieber in Stralsund als in Züssow verbringen möchte, entscheide ich mich für letzteren. Die Wartezeit vertreibe ich mir in der Bahnhofsbuchhandlung des Fast-Kopfbahnhofs: Nur zwei Gleise sind Richtung Rostock durchgebunden, die anderen enden von Rügen, Berlin und Neubrandenburg kommend stumpf.

Stralsund            ab 17.19 RE 38439
Züssow               an 17.59
Züssow               ab 18.05 RB 233
Bansin Seebad        an 19.23

Der Regionalexpress besteht aus von der DR übernommenen Doppelstockwagen und bedient den Langlauf Stralsund - Berlin - Belzig; einige Züge dieser Linie (RE 3) fahren sogar bis Dessau weiter. Bis Greifswald fahren wir ohne Halt, die weiteren zwei Zwischenhalte bis Züssow werden jedoch angedient. Wie die gesamte Strecke ist auch der Bahnhof Züssow zweigleisig; es wird jedoch nur der Hausbahnsteig für den Fahrgastverkehr verwendet, so dass Züge Richtung Berlin auf das Gegengleis wechseln müssen.

Ein weiteres, stumpfes Bahnsteiggleis des Bahnhofs Züssow dient der Usedomer Bäderbahn als Endstation. Mein Zug aus zwei Einheiten der BR 646 (GTW 2/6), die in der blau-weißen UBB-Lackierung besonders ansprechend aussieht, steht schon bereit. Gleich hinter Züssow biegen wir auf die ehemals elektrische Strecke nach Wolgast ab. Im dortigen Bahnhof kreuzen wir den Gegenzug; in der Saison wird von hier bis Ahlbeck Grenze ein Halbstundentakt angeboten. Über die nagelneue Klappbrücke erreichen wir die zweitgrößte deutsche Insel, auf der der Zug zahlreiche weitere Haltepunkte und Bahnhöfe bedient. Viele sind als Kreuzungsbahnhöfe ausgelegt, um nicht nur den Halbstundentakt, sondern auch das Kreuzen mit Zügen außerhalb des Takts zu ermöglichen. So fährt am Wochenende der UrlaubsExpress Köln - Heringsdorf, außerdem ist in der Saison pro Tag ein Zug des UBB-Taktverkehrs nach Berlin durchgebunden („Berlin-Usedom-Express“). Diesem aus einem 624er gebildeten Zug begegnen wir im Bahnhof Trassenheide. In Zinnowitz treffen wir auf die Peenemünder Zweigstrecke, auf deren Gleis bereits ein Zug wartet, und nach einigen weiteren Halten auf der landschaftlich sehr schönen Insel erreiche ich meinen Zielbahnhof Bansin, wo ich von meinen Eltern in Empfang genommen werde.

Rückfahrt

Donnerstag, 22.8.02

Bansin Seebad        ab 11.29 RB 518
Züssow               an 12.50
Züssow               ab 13.19 IR 2105
Berlin Zoolg. Garten an 15.51

Nach anderthalb sehr schönen Wochen auf der Insel Usedom - die auch einen Ausflug in den polnischen Teil der Insel beinhalten - geht die Fahrt für mich weiter nach Berlin. Die Fahrkarte kaufe ich mir am Bahnhof Bansin, wo sie von Hand ausgestellt wird, Kostenpunkt: 17,40 €. Die Rückfahrt mit der UBB bis Züssow verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Dort warte ich eine halbe Stunde auf dem nicht sehr abwechslungsreichen Bahnhof, bis der Interregio schließlich pünktlich einfährt. Der Zug ist noch fast leer, so dass ich ohne Probleme einen Fensterplatz bekomme. Der Zug setzt sich in Bewegung und erreicht bald die Höchstgeschwindigkeit von (geschätzten) 120 km/h. Wir halten in Anklam und fahren ohne Halt durch Ducherow, wo die historische Strecke nach Usedom über die im Krieg zerstörte Karniner Brücke einmündete. Pläne zum Wiederaufbau existieren zwar, sind aber noch nicht sehr konkret. Etwa ab Pasewalk verändert sich die Landschaft zusehends: aus der Küstenlandschaft wird ausgedehnter Nadelwald, der mich an das Lied vom märkischen Sand denken lässt. In der nächsten Zeit passiert nichts Erwähnenswertes, außer dass sich der Zug an den nächsten Bahnhöfen Prenzlau, Angermünde und Eberswalde jeweils noch etwas füllt, insgesamt scheint sich die Auslastung aber in Grenzen zu halten. Beim darauffolgenden Halt in Bernau kündigen die hier beginnenden S-Bahn-Gleise schon die nahende Hauptstadt an. Im Gegensatz zur S-Bahn kann der Interregio aber (noch) nicht direkt ins Zentrum fahren, so dass wir von den S-Bahn-Gleisen abschwenken und über Wartenberg und das Gleisgewirr am Grünauer Kreuz den Ostbahnhof erreichen. Von dort geht es über die komplette Stadtbahn, von der man einen prima Blick auf die Stadt hat - inklusive dem gerade für die S-Bahn eröffneten neuen Lehrter Stadtbahnhof. Im Bahnhof Zoologischer Garten ist für alle Fahrgäste Endstation. Wegen der Flutkatastrophe fährt der Zug nicht wie sonst weiter nach Frankfurt (Main), für den Weitertransport stehen vor dem Bahnhof Busse bereit. Ich dagegen mache mich auf den Weg zur U-Bahn, mit der ich das Jugendgästehaus, in dem ich die nächsten drei Tage verbringen werde, direkt erreichen kann.

Sonntag, 25.8.02

Berlin Zoolg. Garten ab 18.22 ICE 927
Dortmund Hbf         an 21.36
Dortmund Hbf         ab 22.03 RE 10334
Wanne-Eickel Hbf     an 22.22
Wanne-Eickel Hbf     ab 22.27 RB 12263
Marl-Sinsen          an 22.40

Nach drei Tagen ausgiebigen Erkundens der Stadt besuche ich am Sonntag mittag noch den Tag der offenen Tür im Betriebshof Friedrichsfelde. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der U-Bahn sind verschiedenste Busse, U- und Straßenbahnen ausgestellt, und an diversen Ständen werden Fanartikel verkauft. Es gibt auch die Gelegenheit, selber eine U-Bahn über das Prüfgleis zu fahren, aber die Schlange ist so lang, dass ich darauf verzichten muss. Stattdessen mache ich mich am frühen Nachmittag auf den Weg zum Bahnhof Zoo, wo ich mein Gepäck aus dem Schließfach hole und eine Fahrkarte löse (40,60 €). Im nächsten ICE nach Dortmund kann ich leider nur noch im Raucherwagen einen Platz reservieren, aber so brauche ich wenigstens nicht zu suchen.

Der ICE fährt pünktlich ein, es ist ein Zug der ersten Generation, wie sie zu dieser Zeit auf der Linie Berlin - Köln - Nürnberg eingesetzt werden. Der ungewöhnliche Laufweg kommt durch eine Kombination zweier Linien zustande, in der der ICE zwischen Dortmund und Nürnberg den IC ersetzt. Aufgrund der späten Stunde ist die Endstation für meinen Zug allerdings schon Köln.

Wir fahren über die Stadtbahn aus. Am Funkturm fädeln wir uns aus der Hauptstrecke Richtung Potsdam aus und biegen Richtung Spandau (unser nächster Halt) ab. Von dort geht es ziemlich rasch auf die Neubaustrecke Berlin - Hannover: durch plattes Land geht es mit Tempo 215 (so die Anzeige im Türraum) weitgehend parallel zur Altstrecke über Rathenow - Stendal - Wolfsburg. Interessanterweise ist diese nach wie vor größtenteils eingleisig und nicht elektrifiziert. Bei Stendal überqueren wir die Elbe, die noch einen stark erhöhten Pegel hat.

Kurz darauf fällt mir ein, dass ich lange nichts Richtiges mehr gegessen habe. Auf dem Weg in den Speisewagen sehe ich, dass entsprechend Wochentag und Uhrzeit (Sonntag Abend) die meisten Wagen zu über 100% ausgelastet sind. Ich bestelle Penne, diesmal mit Tomatensauce, und eine Apfelschorle (Gesamtpreis genau 10 Euro) und genieße den Eindruck des gleichzeitigen Reisens und Essens. Als wir in Hannover halten, überlege ich, ob ich mein Gepäck besser mit in den Speisewagen hätte nehmen sollen. Natürlich ist bei meiner Rückkehr aber noch alles da, und auch draußen gibt es keine besonderen Vorkommnisse, außer dass es langsam dunkel wird. Auch über meinen Aufenthalt in Dortmund, den ich in der Bahnhofsbuchhandlung verbringe, und die Fahrt über Wanne-Eickel nach Marl-Sinsen, gibt es nichts Aufregendes zu erzählen. Dort werde ich schließlich von meiner Familie, die inzwischen aus dem Urlaub zurückgekehrt ist, abgeholt.



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Letzte Änderung dieser Seite: 18.02.2006