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Schnellbusse im Vest Recklinghausen

1987–1992: Der Anfang
1992–2000: Erfolg und Erweiterung
2000–2020: Weiterentwicklung
2020–heute: Die XBusse
Fotos

1987–1992: Der Anfang

Ende der Achtzigerjahre, als aufgrund der Konkurrenz des Autos nur noch der Name des Verkehrsbetriebs an die Straßenbahnen im Vest erinnerte, hatte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr eine neue Idee zur Verbesserung des Angebots: der StädteSchnellBus (SB) und der CityExpress (CE) sollten auf stark nachgefragten Streckenabschnitten mit wenigen Halten verkehren. Der CE sollte dabei mehr Halte haben als der SB. Das dicht besiedelte Vest mit seinen vorwiegend in Nord-Süd-Richtung orientierten Bahnverbindungen gehörte zu den ersten Regionen, in denen die neuen Linien eingeführt wurden: Im Mai 1987 gingen der SB 28 von Gelsenkirchen Hbf nach Dorsten Bundesbahn-Unterführung (heute Frühförderstelle, nahe dem Bf Hervest-Dorsten) und der SB 29 von Gelsenkirchen Hbf nach Bottrop ZOB in Betrieb. Beide Linien wurden, da sie Konzessionen von alten Bahnbuslinien übernahmen, von der Deutschen Bundesbahn (bzw. ab 1989 von deren Tochter Busverkehr Rheinland, BVR) betrieben. Die Vestischen Straßenbahnen zogen im September 1987 mit der Linie SB 26 Dorsten-Deuten–Wulfen–Marl Mitte–Hüls–Recklinghausen nach.
Bezeichnend für die damaligen Schnellbusse waren die speziellen Fahrzeuge mit dem grünen Zierstreifen (Grün ist bis heute die VRR-Markenfarbe des SB). Die Sitze waren bequemer als bei den herkömmlichen Fahrzeugen, und im SB der Vestischen lagen sogar Zeitungen aus. Alle Linien verkehrten werktags im Stundentakt: montags bis freitags bis ca. 19 und samstags bis ca. 14 Uhr (an den „langen Samstagen“ wie montags bis freitags). Alle Linien hielten nur an zentralen Knotenpunkten: der SB 26 einmal in Deuten, viermal in Wulfen, in Marl-Brassert am Markt, in Marl Mitte und in Hüls an der Römerstraße. Der SB 28 hielt fünfmal im Dorstener Zentrum, fuhr dann von der Bochumer Straße nonstop zum Busbahnhof in Buer, von wo es direkt weiter ging zum Musiktheater und zur Endstation Gelsenkirchen Hbf. Das Musiktheater war auch der einzige Zwischenhalt des SB 29 auf dem Weg von Bottrop ZOB nach Gelsenkirchen Hbf, wobei hier sogar über die A 42 gefahren wurde (und auch heute noch wird).

1992–2000: Erfolg und Erweiterung

Schon bald stellten sich die SB-Linien (von einem Netz konnte man noch nicht sprechen) als erfolgreiche Alternative zum Auto heraus. Daher nahm die Vestische im Januar 1992 neue Linien in Betrieb: Der SB 24 fuhr von Buer über Herten-Westerholt, Langenbochum, Recklinghausen, Oer-Erkenschwick und Datteln nach Waltrop, der SB 25 von Dorsten ZOB über Marl Mitte nach Recklinghausen. Der SB 26 nahm ab Marl Mitte nun denselben direkten Linienweg über die B 225, der stauträchtige Weg über Hüls wurde aufgegeben. Auch der BVR richtete eine neue Linie ein: Der SB 27 fuhr von Oer-Erkenschwick über Datteln, Waltrop und Dortmund-Mengede zum neu eröffneten S- und U-Bahnhof in Dortmund-Westerfilde. Für die neuen Linien schaffte die Vestische wiederum spezielle Fahrzeuge an: diesmal in Niederflur, aber wieder mit speziellen Sitzen und in den Schnellbusfarben lackiert. Am Fahrplankonzept änderte sich nichts: es wurde weiter im Stundentakt und nur während der Ladenöffnungszeiten gefahren und nur an zentralen Haltestellen gehalten. Anschlüsse zu anderen Buslinien wurden, wo möglich, eingeplant, so hielt der SB 28 zu dem damals in Dorsten üblichen Rendezvous um .22/.52 und die SB 25/SB 26 in Marl Mitte um .15 und .45. Am Rendezvous in Dorsten fuhr der SB 25 dagegen zeitlich gesehen vorbei.
Ebenfalls nur während der Ladenöffnungszeiten, aber im Halbstundentakt verkehrten die 1993 erstmals im Gebiet der Vestischen eingesetzten CityExpress-Linien. Pioniere waren hier der CE 50 von Bottrop nach Kirchhellen (später nach Dorsten verlängert), der CE 55 von Bottrop über Gladbeck nach Buer und der CE 56 von Gladbeck-Zweckel über Gladbeck-Zentrum und Horst nach Gelsenkirchen Hbf. Gemeinsam mit den Stadtwerken Oberhausen betrieb die Vestische den CE 91 von Bottrop nach Oberhausen. Auch hier gab es speziell lackierte Fahrzeuge, der Zierstreifen war in diesem Fall rot. Gehalten wurde entsprechend dem CE-Konzept öfter als beim SB, aber normalerweise seltener als bei den „normalen“ Stadtlinien. Hinzu kam später noch der CE 58 Haltern–Datteln–Castrop-Rauxel.

2000–2020: Weiterentwicklung

Nach der Einführung von Nahverkehrsplänen machten sich etwa ab dem Jahr 2000 Städte, Kreis Recklinghausen und Verkehrsunternehmen daran, diese umzusetzen und dabei das Liniennetz völlig zu überarbeiten. Erste Auswirkung für das SB-Netz war bereits 1999 die Zusammenlegung der SB 24 und SB 27 zu einer einzigen Linie Recklinghausen–Oer-Erkenschwick–Datteln–Waltrop–Dortmund-Mengede. Diese trug die Nummer SB 24 und wurde von der Vestischen alleine betrieben. Hierbei wurden auch zum ersten Mal Takt und Betriebszeiten ausgeweitet, so dass die Linie an Werktagen tagsüber im Halbstundentakt und abends und an Sonn- und Feiertagen stündlich verkehrte. Gleichzeitig wurden auch mehr Halte bedient, zwischen Datteln und Waltrop wurde sogar an allen Haltestellen gehalten, da es keine parallele Stadtlinie mehr gab.
Genau dieser Trend setzte sich bei den folgenden „großen“ Fahrplanwechseln zur Umsetzung der Nahverkehrspläne fort: am 24. September 2000 in Bottrop und Gladbeck, am 30. September 2001 im mittleren und am 7. Januar 2003 im Ostvest. Die wichtigsten Änderungen waren:

  • Neue Direktverbindungen, die es vorher gar nicht oder nur über Umwege gab, etwa der SB 26 zwischen Marl und Oer-Erkenschwick (inzwischen durch eine Stadtlinie ersetzt) oder der SB 27 zwischen Marl und Herten und weiter nach Wanne-Eickel.
  • Alle Linien verkehren jetzt mindestens montags bis freitags im Halbstunden- (in Bottrop und Gladbeck alle 20 min) und abends und am Wochenende im Stundentakt. Ausnahmen sind der SB 16 zwischen Bottrop ZOB und Kirchhellen, der gesamte SB 29 und der SB 36 zwischen Gelsenkirchen-Horst und GE Hbf, hier wird abends und am Wochenende nicht gefahren.
  • Zusätzliche Halte insbesondere dort, wo es keine parallelen Stadtlinien (mehr) gibt, so wird auf dem SB 25 zwischen Marl und Dorsten, auf dem SB 27 und auf dem SB 28 zwischen Dorsten und Hassel überall gehalten. Mit dem SB 20 gibt es seit 2006 sogar eine SB-Linie, die komplett einer ehemaligen Stadtlinie (205) entspricht (und wie diese montags bis freitags im 10-Minuten-Takt gefahren wird).
  • Nicht nur zu anderen Bussen wurden die Anschlüsse optimiert, so dass fast alle Linien jetzt an den Rendezvous-Anschlüssen an den Busbahnhöfen teilnehmen, sondern die Fahrplanlagen wurden auch auf die Anschlüsse an Züge, etwa in Dorsten und Recklinghausen, ausgerichtet.
  • Einige wenige Abschnitte wurden eingestellt, so der SB 26 zwischen Deuten und Wulfen wegen geringer Nachfrage und der SB 28 zwischen Buer und Gelsenkirchen zur Vermeidung von Parallelverkehr mit der Straßenbahn und von Verspätungen durch Staus.

Für die neuen Linien wurden keine speziellen Fahrzeuge mehr beschafft. Das hat neben der Zunahme der Halte auch den Grund, dass viele der neuen SB-Linien betrieblich mit „normalen“ Stadtlinien verknüpft sind und daher auf einer der Linien immer ein „falsches“ Fahrzeug unterwegs wäre.

In den folgenden Jahren wurden noch weitere kleinere Veränderungen am SB-Netz vorgenommen. Die Marke CityExpress läuft auf Wunsch des VRR aus, so dass alle CE-Linien im Vest inzwischen in SB umgezeichnet wurden. Die genauen Änderungen am Netz (auch der Stadtlinien) seit 2003 habe ich hier gesammelt. Eine Karte des SB-Netzes (mit Eisenbahnstrecken) findet ihr hier.
Bei all den Änderungen wird interessanterweise eine der ersten Linien noch völlig unverändert betrieben: Der SB 29 fährt weiterhin stündlich von Bottrop ZOB nach Gelsenkirchen Hbf. Als einzige Änderung ist ein Halt am neuen Bottroper Hbf hinzugekommen, der ohnehin am Linienweg liegt. Nach wie vor ist hier auch (trotz neuer Ladenöffnungszeiten) montags bis freitags um 19 und samstags um 14 Uhr Betriebsschluss, und das, obwohl sonst keine direkte Linie von Bottrop nach Alt-Gelsenkirchen existiert.

2020–heute: Die XBusse

Nichts ist so beständig wie der Wandel, und doch gibt es nichts Neues unter der Sonne: Im Rahmen der Verkehrswende entwickelte der VRR ab etwa 2020 das Konzept der XBusse (das X für Express nutzten bereits andere Betriebe und Verbünde). Diese sollen nicht nur mit möglichst wenigen Halten und direkten Linienwegen das Schienennetz ergänzen, sondern auch einen eigenen, möglichst unternehmensneutralen Fahrzeugpark bekommen. Die ersten beiden Linien des XBus-Konzepts wurden am 12. Juni 2022 im Gebiet der Vestischen realisiert: Der X13 Datteln–Waltrop–Dortmund Technologiepark gemeinsam mit den DSW21, der X42 Dorsten/Feldhausen–Kirchhellen–Oberhausen gemeinsam mit der STOAG. Zum 11. Dezember 2022 kam die X05 Dorsten–Schermbeck–Wesel dazu. Die Linien fahren im Stundentakt, tagsüber an Werktagen teilweise auf einen Halbstundentakt verdichtet. Man darf gespannt sein, wie das Konzept, das einige neue Quer- und Direktverbindungen bietet, bei den Fahrgästen ankommt und weiterentwickelt wird.

Fotos

 

Fotos der SB- und CE-Fahrzeuge der Vestischen gibt es auch auf → Vestory, Fotos der SB-Fahrzeuge des BVR auf → DB-Regionalbus.de.
Danke auch an die Leute aus dem → Nahverkehrsforum für das Kramen in ihren alten Fahrplänen!



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Letzte Änderung dieser Seite: 07.04.2024