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Reisebericht Mainz 27.2.03
Den Anlass zu dieser Reise bildet ein Vorgespräch zu meiner Diplomarbeit. Ich beschließe, auf dem Hinweg die alte Rheinstrecke zu befahren (weil ich aufgrund der Lage des Termins über die NBS keine Zeit sparen würde) und die Route der Rückfahrt je nach Ende der Besprechung spontan festzulegen.
Die Fahrkarte für die Hinfahrt (Normalpreis mit alter BahnCard) kaufe ich am Tag vorher am Automaten (Duisburg - Mainz: 18,40 €).
Donnerstag, 27.2.03
Marl-Sinsen ab 7.17 RE 10406
Duisburg Hbf an 8.00
Mit dem Bus komme ich pünktlich am Bahnhof Marl-Sinsen an, und auch der Zug, der aus alten und renovierten Silberlingen besteht, hat keine Verspätung. Auch hinter Essen, wo ja durch den RE 2 jetzt ein völlig neues Angebot besteht, ist der Zug relativ gut gefüllt. In Duisburg scheinen die Passagiere aber fast komplett zu wechseln.
Duisburg Hbf ab 8.13 EC 7
Mainz Hbf an 10.38
Ich kann am Bahnsteig stehen bleiben, bis der EuroCity eintrifft. Er wird von einer 101 gezogen und besteht komplett aus Schweizer Wagen, die in der Innenausstattung (überall vis-à-vis-Sitzanordnung) an die österreichischen erinnern. Meine Entscheidung, nicht zu reservieren, war richtig, ich habe ab Düsseldorf eine ganze Sitzgruppe für mich alleine.
Auf der Strecke gibt es zunächst keine besonderen Ereignisse. Der Halt in Köln Hbf wird mit Karnevalsmusik angekündigt (es ist Weiberfastnacht), und eine Truppe Karnevalisten, die vorher schon die Raucherabteilung meines Wagens mit der entsprechenden Musik beschallt hat, steigt dort aus. Auf dem anderen Gleis desselben Bahnsteigs wird gerade ein ICE 3 aus Dortmund mit einer Verstärkereinheit gekoppelt. Zur Weiterfahrt nach Frankfurt müssen die ICE Kopf machen - die während der Planung zeitweise vorgesehene Route über die Südbrücke zur NBS wird nun wohl doch nicht befahren [Nachtrag: nur von den Zügen von und nach Amsterdam]. Auch für mich geht es mit leichter Verspätung weiter: durch das Vorgebirge bis zur ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Kurz danach beginnt der touristisch interessante Teil der Rheinstrecke, den ich auch vom Bildschirm her kenne: Für den Microsoft Train Simulator gibt es ein Zusatzpaket mit der alten Rheinstrecke, die ich auf diese Weise schon öfter „befahren“ habe.
Die Landschaft ist beeindruckend, so etwas bekommt man auf der NBS natürlich nicht geboten. Das Postkartenwetter (es ist allerdings recht diesig) tut sein Übriges dazu. Auch hinter Koblenz geht es so weiter: die historischen Dörfer zusammen mit den Bergen und den Güterzügen auf der rechten Rheinstrecke lassen mich an eine Modellbahn im Maßstab 1:1 denken. Auch die Loreley passieren wir - da der Name auf der Ufermauer steht, ist kein Zweifel möglich. Aufgrund der vielen Kurven fährt der Zug natürlich nicht sehr schnell, so dass viel Zeit zum Betrachten der Landschaft und der kleinen Städtchen bleibt. Das Gegengleis scheint teilweise gesperrt zu sein, wir passieren einen Gleisbauzug, der offensichtlich gerade in vollem Betrieb ist: Die DB nutzt die geringer gewordene Belegung der Strecke zur gründlichen Renovierung.
Bei Bingen wird das Rheintal wieder breiter, so dass wir uns vom Fluss wieder etwas entfernen. Wir passieren verschiedenste Anbau- und Industriegebiete, bis wir (immer noch mit leichter Verspätung) Mainz Hbf erreichen. Ich verlasse den Zug, der über Mannheim und Karlsruhe weiter nach Chur fährt. Auf dem gegenüberliegenden Gleis steht ein IC der offenbar neuen Linie Wiesbaden - Frankfurt - München. Ich gehe zur Straßenbahnhaltestelle vor dem Bahnhof und fahre zu meinem Gesprächstermin.
Nach Gespräch und ausgiebigem Mittagessen beschließe ich, einen Zug zu überspringen, um einen ICE der interessanten Relation Stuttgart - Mainz - Wiesbaden - Köln nehmen zu können. Ich kaufe für diese Verbindung eine Fahrkarte (bis Oberhausen 24,50 €) und mache noch einen kleinen Bummel durch die Mainzer Innenstadt, die von den Aufbauarbeiten für den Rosenmontagszug geprägt ist.
Mainz Hbf ab 14.16 ICE 810
Köln Hbf an 15.34
Der Zug ist nur schwach besetzt, da diese Linie offenbar vorwiegend dem Verkehr auf mittleren Strecken dient - von Köln nach Stuttgart direkt gibt es eine schnellere ICE-Linie. Wir fahren pünktlich von Mainz ab und biegen auf die Rheinbrücke Richtung Wiesbaden ab. Durch eine längere Standzeit treffen wir verspätet in Wiesbaden Hbf ein, wo das Dach der Bahnhofshalle den Eindruck erweckt, dass die Zeit stehengeblieben ist. Durch das Kopfmachen wird die Verspätung nicht abgebaut, mit der wir nun weiter Richtung Köln fahren. Nach kurzer Zeit biegen wir auf das Anschlussstück zur NBS ein und fädeln uns auf diese ein. Bald wird der Zug schon wieder langsamer, und wir erreichen Limburg Süd.
Seit Wiesbaden sitze ich (um in Fahrtrichtung sitzen zu können) gegenüber einer Gruppe von vier Studenten, die sich über die einsame Lage des Bahnhofs Limburg wundern. Noch immer gibt es rund um den Bahnhof keine Bebauung, und auch viele Fahrgäste haben sich nicht auf den Bahnsteig verirrt. Nach kurzem Halt geht es weiter nach Montabaur, wo immerhin Anschluss an den DB-Nahverkehr besteht. Die Studenten sind erstaunt, dass wir schon wieder an einem Bahnhof „auf dem platten Land“ halten, und vermuten, dass hier irgendwo Verwandte des Bahnchefs wohnen.
Nun geht es aber nonstop weiter nach Köln, parallel zur A 3 und vorbei an erstaunlich vielen Spaziergängern, die neugierig den Zug anschauen und teilweise auch fotografieren oder filmen. Im Westerwald liegt an einigen Stellen noch Schnee, ein interessanter Kontrast zum fast frühlingshaften Wetter im Rheintal. Die Studenten, die offenbar (von Stuttgart?) zum Karneval nach Köln fahren, unterhalten sich über ihre letzten Kneipenerlebnisse und den Alltag an der Uni. Schon bald erreichen wir Siegburg-Bonn, wo der Zug wieder langsamer wird und parallel zur „alten“ Strecke aus Siegen fährt. Den Kölner Hbf erreichen wir immer noch leicht verspätet, auch wenn wir nach der Uhr im Großraumwagen eher zu früh dran sind ...
Der Monitor auf dem Bahnsteig teilt mir mit, dass der IC nach Oberhausen 20 Minuten Verspätung hat, was meine Reisezeit um eine halbe Stunde verlängern wird. Also lasse ich mir Zeit und beobachte, was mit dem ICE passiert, aus dem ich gerade ausgestiegen bin: Er bleibt mit „Nicht einsteigen“ beschildert am Bahnsteig stehen. Nach einiger Zeit kommt ein ICE aus Dortmund, „mein“ Zug schließt die Türen und koppelt an die Dortmunder Einheit an, damit es in Doppeltraktion weiter Richtung München gehen kann - noch sind offenbar nicht genug ICE-3-Einheiten vorhanden, um Dortmund - München durchgehend in Doppeltraktion fahren zu können.
Köln Hbf ab 15.46 IC 2337
Oberhausen Hbf an 16.32
Der Bahnsteig, von dem mein IC abfahren soll, scheint sehr stark beansprucht zu sein. Auf Gleis 3 steht ein Verstärkungs-RE nach Emmerich, auf Gleis 2 soll eigentlich vor dem IC noch ein RE nach Hamm kommen. Mein Zug kommt dann aber doch zuerst (mit fast einer halben Stunde Verspätung), fährt aber sehr weit vor, damit der RE auf dasselbe Gleis einfahren kann.
Tatsächlich hat dieser IC sowohl die Wagen als auch Laufweg und (ungefähre) Fahrplanlage vom InterRegio übernommen. Ich finde im letzten Wagen ohne Probleme einen Sitzplatz und hole bis kurz vor Duisburg den dringend benötigten Schlaf nach.
Oberhausen Hbf ab 17.09 PEG 81199
Dorsten an 17.43
In Oberhausen angekommen, kann ich wie geplant mit der Prignitzer Eisenbahn fahren, die am 15. Dezember den Betrieb auf den Strecken Oberhausen - Dorsten und Oberhausen - Duisburg-Ruhrort übernommen hat. Allerdings fahre ich wegen der Verspätung des IC eine halbe Stunde später als vorgesehen und daher direkt weiter bis Dorsten. Der zweiteilige Talent der PEG bietet weniger Sitzplätze als die vorher hier eingesetzten 628er, also muss ich aufgrund des starken Pendlerandrangs die erste Hälfte der Strecke stehen. Einige Sitze im Zug sind übrigens aus Holz, möglicherweise zur besseren Reinigung und Vandalismusresistenz. Die Abfahrt in Oberhausen verzögert sich etwas, da wir den RE nach Emmerich vorlassen müssen (er war offenbar seit Köln hinter dem IC her gefahren). Die weitere Fahrt bis Dorsten verläuft ohne Zwischenfälle; dort angekommen, kann ich nach kurzer Wartezeit in den Bus nach Hause einsteigen.
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