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Startseite > Busse & Bahnen > Reiseberichte > Kopenhagen 2008Reisebericht Kopenhagen 9.-13.9.08Planung
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Hamburg Hbf ab 13.28 EC 35 København H an 18.11
Vor der Abfahrt des Zuges suche ich nach Ellis, sehe sie aber nicht und setze mich erst mal auf meinen reservierten Platz. Der ist ziemlich bequem, und in einem Regal neben der Tür können sich die 1.-Klasse-Passagiere kostenlos mit Wasser und Kaffee bedienen. Kurz nach der Abfahrt bekomme ich eine Nachricht von Ellis, dass sie den Zug verpasst hat. Später erfahre ich, dass ihr Anschlusszug Verspätung hatte und in dem Moment ankam, als der EC abgefahren ist. Ich weiß nicht, warum er nicht gewartet hat – wahrscheinlich, damit er die Fähre pünktlich erreicht.
Bis Hamburg-Rahlstedt (wo meine Tante wohnt) kenne ich die Strecke. Allerdings ist der Bahnhof Tonndorf (früher Wandsbek Ost) inzwischen nicht mehr wieder zu erkennen. Außerdem hängt auf der ganzen Strecke bis Lübeck, wo der Bahnhof sehr schön erneuert wurde, schon der Fahrdraht, der aber erst im Dezember in Betrieb genommen wird. Erst hinter Lübeck ist die Strecke dann oberleitungsfrei und größtenteils eingleisig. Allerdings gibt es relativ viele Betriebsbahnhöfe, an denen gekreuzt werden kann, die aber nicht immer im guten Zustand sind. Oldenburg (Holstein), wo wir als nächstes halten, hat nur ein Gleis an einem frisch renovierten Bahnsteig. Unser Gegenzug kreuzt uns in Großenbrode kurz vor der Fehmarnsundbrücke, übrigens wegen des Fahrplans der Fähre nicht zur Symmetrieminute 58, sondern etwa fünf Minuten davor. Kurz danach geht es über die Fehmarnsundbrücke, und auf der Insel Fehmarn dreht der Lokführer noch mal richtig auf (geschätztes Tempo 160), bevor wir Puttgarden erreichen.
In Puttgarden wechselt das Zugpersonal: aus DB wird DSB, und nach einem kurzen Aufenthalt fährt der Zug auf die Fähre. In drei Sprachen (Deutsch, Dänisch, Englisch – alles mit kaum hörbarem Akzent) werden wir darauf hingewiesen, dass wir während der Überfahrt nicht im Zug bleiben dürfen. Also vertrete ich mir auf dem Schiff etwas die Beine: Es gibt Restaurants, Imbisse und natürlich einen Duty-Free-Shop, in dem man riesige Schokoladetafeln kaufen kann. Da es diese Größen sonst nirgendwo gibt, kann ich natürlich die Preise nicht vergleichen. Es sind aber auch schwedische Sorten dabei, die man in Deutschland selten bekommt. Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir Rødby (sprich: Rö'bü – das ' ist eine Art angedeuteter Lispellaut). Der Zug fährt vom Schiff, hält noch kurz am Bahnsteig und fährt dann weiter. Nebenan verlaufen verrostete Gütergleise: der Güterverkehr wird seit der Eröffnung der Große-Belt-Querung komplett über diese geleitet. Die Strecke ist wiederum eingleisig mit Kreuzungsbahnhöfen ohne Bahnsteig. Über eine kurze Brücke fahren wir von Lolland auf die Nachbarinsel Falster, wo wir in Nykøbing halten. Hier ist komischerweise an einem Betriebswerk einige hundert Meter vom Bahnsteig entfernt ein Diesel-ICE der DB abgestellt, der losfährt und uns entgegen kommt, als wir abfahren.
Hinter Nykøbing passiert nichts Besonderes: Das Land ist weiterhin flach und die Strecke eingleisig. Kurz vor Vordingborg müssen wir ein paar Minuten auf den Gegenzug warten. Direkt hinter dem Kreuzungsbahnhof kommt die Storstrømbrücke, die von Falster nach Seeland führt, der Insel, auf der auch Kopenhagen liegt. So langsam werde ich müde und beschließe, noch eine Runde zu schlafen. Als ich aufwache, ist die Landschaft draußen vor dem Fenster schon deutlich städtischer geworden, und die Strecke ist zweigleisig und elektrifiziert. Bald kommen auf der linken Seite auch noch zwei S-Bahn-Gleise dazu, und wieder in drei Sprachen (jetzt mit Dänisch zuerst) wird die Ankunft in Kopenhagen angekündigt. Ich steige im altehrwürdigen Hauptbahnhof aus und beziehe mein Zimmer in der Jugendherberge, zehn Gehminuten enfernt. Später hole ich noch Ellis ab, die nun leider nach einer Fahrt über Padborg und Kolding erst um 20.53 Uhr ankommt.
Samstag, 13.09.08 København H ab 13.00 IC 145 Fredericia an 15.06
Nach drei netten Tagen in Kopenhagen machen Ellis und ich uns am Samstag Mittag auf den Rückweg. Der Zug kommt leicht verspätet vom Flughafen an und besteht aus drei Teilen: der vordere fährt nach Lindholm, der mittlere nach Struer und der hintere endet in Fredericia. Die vorderen beiden Teile sind dieselbetriebene IC3, der letzte, in dem wir sitzen, ein elektrischer IR4. Dank der wegklappbaren Führerstände ist der Zug aber durchgängig begehbar, was sehr praktisch ist, wenn man einen freien Platz oder eine Toilette sucht. Wir setzen uns beide in die zweite Klasse, damit wir zusammen fahren können.
Kaum haben wir die Vororte Kopenhagens verlassen, werde ich auch schon müde und schlafe erst mal eine Weile. Die meisten Halte bekomme ich aber trotzdem mit: Roskilde, Ringsted und Slagelse (sprich: Släilse). Hinter Korsør kommt die Durchsage auf Dänisch und Englisch, dass wir in Kürze durch den Tunnel unter dem Großen Belt fahren und deswegen kein Gepäck in den Gängen stehen lassen sollen (das wird aber sowieso dauernd durchgesagt). Kaum ist die Ansage zu Ende, kommt auch schon der Tunnel, der über 8 km lang ist. Er endet auf der Insel Sprogø, die aus einem Leuchtturm und viel Sand besteht. Hinter uns sehe ich die imposante Hängebrücke der Autobahn. Die Bahnstrecke führt weiter parallel zur Autobahn über eine flache Brücke bis zur Insel Fünen, wo wir bald den nächsten Halt Nyborg erreichen. Nach Odense und Middelfart kommt die kurze Brücke von Fünen zum Festland, und die Strecke Richtung Kolding zweigt von unserer ab. Kurz danach erreichen wir Fredericia. Als wir aussteigen, sind die Zugteile schon getrennt. Ich hätte gerne gesehen, wie das vor sich geht, denn wenn die Führerstände zur Seite geklappt und die Triebwagen gekuppelt sind, kann man nicht mal erahnen, wie die Zugspitzen im getrennten Zustand aussehen.
Fredericia ab 15.25 ICE 387 Hamburg Hbf an 18.50
Der ICE-TD kommt langsam angetuckert. Wir setzen uns beide auf unsere reservierten Plätze: ich in die erste, Ellis in die zweite Klasse. Der Zug fährt pünktlich ab und biegt auf die eingleisige Verbindungskurve zur Strecke nach Kolding ein. Dort bleibt er erst mal ungefähr fünf Minuten stehen, bevor es weiter geht. Die Schaffnerin verteilt bei der Fahrkartenkontrolle Gutscheine für einen kostenlosen Snack im Bordbistro. Ich kann wählen zwischen einem Croissant mit Butter und Marmelade (das nehme ich) oder einem Schokoriegel, jeweils mit Wasser, Kaffee oder Tee. Ich würde auch gerne das Videoprogramm ausprobieren, aber der Bildschirm vor meinem Sitz liefert weder auf der dänischen noch später auf der deutschen Seite ein Bild. Stattdessen lese ich Zeitung, denn die gibt es hier auch kostenlos.
Auf der weiteren Strecke fahren wir nicht besonders schnell. Es gibt viele eingleisige Abschnitte, und wir müssen einige Male auf den Gegenzug warten. Einen Verkehrshalt gibt es noch in Kolding, dem logistischen Zentrum Dänemarks. In Tinglev halten wir auch, das ist allerdings nur ein Betriebshalt, weil hier der Lokführer gewechselt wird. Der neue bringt den Zug allerdings nur bis Padborg, wo man wieder aus- und einsteigen kann. Das allerdings nur an der letzten Tür, weil nur dort eine Treppe an den Zug gestellt wird, um den Unterschied zum niedrigen Bahnsteig auszugleichen. Mitten durch den Bahnhof Padborg (sprich: Pä'bor) verläuft übrigens die Systemgrenze zwischen 25 kV/50 Hz und 15kV/16,7 Hz, aber das ist unserem Dieselzug natürlich egal.
Ein paar hundert Meter hinter dem Bahnhof kommt schon die deutsche Grenze, und es kommt eine Durchsage, dass wir wegen Bauarbeiten heute nicht in Flensburg halten. Weil der Bahnhof Flensburg an einer langgezogenen Schleife liegt, sparen wir auf der Umleitungsstrecke Zeit und werden die Verspätung los, die wir mit Sicherheit durch die diversen Zwischenhalte haben. Die Landschaft ist – wie schon auf der dänischen Seite – flach und dünn besiedelt, so dass es auch wenige Bahnhöfe gibt. Nächster Halt ist Schleswig, gefolgt von Rendsburg, von wo ich schon die imposante Hochbrücke sehen kann. Ich versuche, aus dem Zug ein Foto vom entgegenkommenden Talent der Nord-Ostsee-Bahn zu machen, aber das wird leider nicht gut. Über eine lange Schleife geht es dann auf die Brücke, die sanierungsbedürftig ist und daher nur eingleisig und mit Tempo 60 befahren werden darf. Nachdem wir vom Brückenniveau langsam wieder den Erdboden erreicht haben, passiert nichts Besonderes, bis wir bei Elmshorn den Hamburger Ballungsraum erreichen und an rappelvollen S-Bahn-Stationen vorbei fahren (der HSV hatte Heimspiel). Man sieht auch gut die in Eidelstedt abgestellten ICE und die Verbindungsbahn, über die ich selten fahre, erst recht mit dem Fernzug. In Hamburg Hbf kommen wir sage und schreibe sechs Minuten vor Plan an.
Hamburg Hbf ab 19.01 ICE 685 Würzburg Hbf an 22.28 Würzburg Hbf ab 23.01 ICE 520 Aschaffenburg Hbf an 23.41
Da wir so früh dran sind, könnte Ellis eine Stunde früher als geplant weiter nach Münster fahren. Leider hat sie aber einen Fahrschein mit Zugbindung, und die Bahnsteigaufsicht, die sie fragt, macht auch keine Ausnahme. Also muss sie eine Stunde warten, während es für mich fast sofort weiter geht.
Weil es in meinem Zug ziemlich leer ist, setze ich mich nicht auf einen reservierten Platz, sondern auf einen Platz in Fahrtrichtung. Der ist allerdings nass (warum auch immer), so dass ich mich mit nassem Hosenboden auf einen anderen Platz setze. Der Zug gehört zur selben Linie, die ich auch schon auf der Hinfahrt benutzt habe: ein ICE 2 mit Vereinigung in Hannover. Vorher gibt es allerdings in Harburg noch einen Polizeieinsatz, so dass wir mit sieben Minuten Verspätung weiter fahren. In Hannover sind wir zwar fast wieder im Plan, allerdings wird die Verspätung danach wieder größer, da wir öfter langsam fahren und einmal sogar stehen bleiben. Laut Ansage liegt das an den Bauarbeiten, die sonntags auf vielen Strecken stattfinden. In Fulda wird trotzdem der Anschlusszug nach Frankfurt erreicht. Mich wundert es, dass ich keine Buchung für diesen Zug habe, denn damit wäre ich eine halbe Stunde früher in Aschaffenburg. Eventuell ist die Übergangszeit in Fulda zu kurz, jedenfalls muss ich wieder über Würzburg fahren. Mit dem Zug nach Frankfurt bekomme ich aber noch eine nette Parallelausfahrt zu sehen. Auf der Weiterfahrt nach Würzburg bin ich alleine im Wagen, singe aber trotzdem nicht laut zur Musik mit, die ich aus meinem MP3-Player höre. Als ich aussteige, haben wir immer noch gut fünf Minuten Verspätung, aber das ist mir egal, da ich über eine halbe Stunde planmäßige Übergangszeit habe.
Am Bahnhof in Würzburg kann man um diese Zeit leider nicht viel tun, um sich die Zeit zu vertreiben, außer die Abfahrtszeiten der Nachtzüge zu studieren. Deswegen bin ich froh, als mein Zug endlich kommt und leicht verspätet abfährt. Komischerweise hat der ganze Zug keine Videobildschirme in der 1. Klasse, so dass ich während der ganzen Reise nicht zum Fernsehen im Zug komme (der ICE 2 hat nämlich auch keine Bildschirme). Stattdessen vertreibe ich mir die Zeit mit Lesen und dem Zuhören bei Gesprächen der Mitreisenden, die in diesem Fall offensichtlich Ärzte oder Apotheker sind. Als ich dann wieder in Aschaffenburg bin, nehme ich mir ein Taxi nach Hause, weil kein Bus mehr fährt und ich keine Lust habe, mit dem Gepäck zu laufen.
Fazit der Fahrt: Kopenhagen ist eine Reise wert und eine Zugfahrt nach Dänemark ist auf jeden Fall spannend. Die erste Klasse bietet auch einen guten Service, der in meinen Augen aber nicht die 55% Zuschlag wert ist, die ein 1.-Klasse-Fahrschein bei der DB kostet.
Inhalt: Jan Zbikowski; Design: Nils Müller.
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Letzte Änderung dieser Seite: 17.09.2008