Jan Zbikowski – Busse & Bahnen
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Nahverkehr in Karlsruhe

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Geschichte

Für die relativ geringe Einwohnerzahl von knapp 300.000 hat Karlsruhe einen sehr gut ausgebauten und innovativen Nahverkehr. Den Anfang dafür machte am 21. Januar 1877 die Straßenbahn, die später durch Busse ergänzt wurde. Anders als in vielen anderen westdeutschen Städten hat die Straßenbahn in Karlsruhe nicht nur überlebt, sondern wurde sogar weiter ausgebaut. Der eigentliche Clou dabei ist das so genannte Karlsruher Modell, bei dem Fahrzeuge, die wie eine Straßenbahn durch die Innenstadt fahren, außerhalb der Stadt als S-Bahn verkehren. Das erste Beispiel dafür war die Albtalbahn (heute S 1/S 11) nach Bad Herrenalb (1961) und Ittersbach (1975), eine Vorortbahn, die in das Straßenbahnnetz einbezogen wurde. Die heutige S 1/S 11 wurde 1979 um die damals nur noch sporadisch im Güterverkehr genutzte DB-Strecke nach Neureut (Hardtbahn) ergänzt. Am 25. September 1992 gab es dann eine völlige Neuheit: Am Bahnhof Durlach wurde eine Verbindungskurve zwischen Straßenbahn- und DB-Netz in Betrieb genommen. Dort können spezielle Zweisystemwagen die Grenze zwischen den beiden Systemen überwinden und so das eigentliche Karlsruher Modell begründen.
Nach anfänglichen Berührungsängsten ist das Karlsruher Modell heute ein voller Erfolg, das viele andere deutsche und europäische Städte übernommen haben oder übernehmen wollen. Weitere Verbindungskurven am Albtalbahnhof und an der Strecke nach Wörth sind dazu gekommen, und die typischen rot-gelben Stadtbahnwagen bedienen fast den gesamten Nahverkehr rund um die Fächerstadt und bis weit ins Umland hinein.
Nicht nur das Umsteigen, sondern auch das Lösen von mehreren Fahrkarten ist dank des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) weitgehend überflüssig geworden. Das Kerngebiet des KVV erstreckt sich nicht nur auf Stadt und Landkreis Karlsruhe, sondern auch auf den Kreis Rastatt und die Stadt Baden-Baden in Baden-Württemberg sowie die Landkreise Südliche Weinstraße und Germersheim und die Stadt Landau in Rheinland-Pfalz. Die S-Bahnen fahren aber teilweise weit über die Grenzen des KVV hinaus, etwa nach Heilbronn oder Freudenstadt, wofür die entsprechenden Strecken eigens elektrifiziert wurden. Und die Expansion geht weiter, sowohl ins Umland, wo inzwischen die Strecke Heilbronn–Öhringen eröffnet wurde, wie auch in Karlsruhe selbst. So wurde die Straßenbahn (Linie 3) inzwischen in die Nordstadt verlängert. Außerdem ist die so genannte Kombilösung im Bau: Ein Straßenbahntunnel unter der Einkaufsmeile Kaiserstraße sowie eine parallele oberirdische Straßenbahnstrecke durch die Kriegsstraße.

Technik und Betrieb

Straßenbahn: Die innerstädtischen Linien, die nur auf dem Straßenbahnnetz verkehren, werden von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) mit Niederflurfahrzeugen betrieben (die letzte Ausnahme war wegen des engen Gleisabstandes bis 2015 noch die Linie 5). Alle Straßenbahnfahrzeuge sind Einrichtungsfahrzeuge. Hauptknotenpunkt des Netzes ist der Marktplatz im Herzen der Innenstadt, an dem fast alle Linien halten. Von hier aus fahren sie durch die Fußgängerzone zum Hauptbahnhof bzw. in die Stadtteile. Die Straßenbahn fährt in der Regel tagsüber im 10-Minuten-Takt, einige weniger frequentierte Linien alle 20 Minuten. Die 8 ist eine reine Verstärkerlinie, die die Endstellen Durlach und Wolfartsweier umsteigefrei verbindet. Der Abschnitt Daxlanden–Rappenwört der Linie 6 wird saisonbedingt unterschiedlich stark bedient.

S-Bahn: Auch die S-Bahn fährt wie eine Straßenbahn durch die Innenstadt. Zu unterscheiden sind dabei: die Linien S 1/S 11 (Albtalbahn/Hardtbahn) und S 2, die nur im Gleichstromnetz verkehren, dabei aber rechtlich teilweise als Eisenbahn gelten; die Linien, die ausschließlich auf DB-Gleisen verkehren und die Linien, die an den Verbindungskurven in Durlach, am Albtalbahnhof und in Maxau zwischen DB- und Straßenbahngleisen wechseln. Inzwischen gibt es mit auch Linien, die gar nicht mehr durch Karlsruhe fahren, wie die S 41/S 42 von Heilbronn nach Mosbach und Sinsheim.
Auf den Linien S 1/S 11 und S 2 werden noch vereinzelt Einsystem-Einrichtungsfahrzeuge eingesetzt, auf allen anderen Linien Zweisystem-Zweirichtungsfahrzeuge, da sich an den Endstellen naturgemäß keine Wendeschleifen befinden. Alle S-Bahn-Linien werden von der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) in Kooperation mit der DB und teilweise den Stadtwerken Heilbronn betrieben. Ausnahme ist die Linie S 2, die von den VBK betrieben wird. Auf dieser Linie sieht man gelegentlich auch Straßenbahnwagen. Der Grundtakt der S-Bahn ist der 20-min-Takt, wobei die Außenäste meist seltener bedient werden.
Nicht zum Karlsruher S-Bahn-Netz gehört die Linie S 3. Sie ist Teil der S-Bahn Rhein-Neckar, deren Endpunkt Karlsruhe ist und wird daher mit der Baureihe 425.2 der DB bedient.

Bus: Da Karlsruhe eine ziemliche „Bahnstadt“ ist, führen die Busse dort eher ein Schattendasein. Sie dienen hauptsächlich als Querverbindungen zwischen den Schienenstrecken und der Feinverteilung in den Wohngebieten. Insbesondere fahren keine Busse in der Innenstadt, sondern die Linien enden an den Haltestellen Durlacher Tor, Europaplatz und Hauptbahnhof. Während des Baus der Kombilösung ersetzen sie auch die Straßenbahn zwischen Hauptbahnhof und Ettlinger Tor. Die Takte sind meist etwas länger als bei der Straßenbahn, in der Regel 20 oder 30 Minuten. Fahrzeugtechnisch gibt es als Besonderheit hauptsächlich Busse, die wegen einer nur 2,60 m hohen Unterführung („Bulacher Loch“) niedriger und kürzer als der Standard sind (früher die Baureihe O 405 NKF, heute Solaris Urbino).

Fotos

Straßenbahn
S-Bahn
Bus
Fahrkarten und Aushänge

Ausflugstipps

Paradestrecke: Die Paradestrecke von Karlsruhe ist eindeutig die Kaiserstraße. Durch diese zentrale Fußgängerzone fahren die Straßen- und S-Bahnen im Minutentakt – aber keine Angst, wenn man nicht auf den Gleisen geht, kann nicht viel passieren. Entlang der Kaiserstraße lässt sich sehr schön das Fächerprinzip erkennen, nach dem die Stadt angelegt ist: Am Ende fast jeder Seitenstraße, in die man schaut, ist das Schloss zu sehen, das übrigens von außen wie von innen (Badisches Landesmuseum) einen Besuch wert ist. Auch der Marktplatz mit der Grabpyramide des Stadtgründers Karl Wilhelm befindet sich an der Kaiserstraße.

Zum Rhein: Der westliche Ast der Linie 6 führt durch das gemütliche Daxlanden, wo der Betrieb teilweise eingleisig durch eine Gleisverschlingung verläuft. Von dort geht es, ebenfalls eingleisig und parallel zu einer kleinen Straße, weiter nach Rappenwört. Dort befindet sich als fast einziges Ziel ein großes Freibad direkt am Rhein. Außerdem gibt es hier den Fluss selbst und einige Altarme zu sehen, so dass Rappenwört zu jeder Jahreszeit eine Reise wert ist. Im Winter sind die Tore des Freibades für Spaziergänger geöffnet, die Straßenbahn fährt dann allerdings nur alle 60 Minuten bis ca. 18 Uhr.

Durlach: Dieser Stadtteil, der älter ist als Karlsruhe selbst, wird durch die Linie 1 erschlossen. Vor dem Bahnhof zweigt die Rampe zu den DB-Gleisen ab, die die S-Bahnen benutzen. An der Endstation selber gibt es außer einem gemütlichen Ortskern auch die Turmberg-Standseilbahn zu sehen (leider nicht im KVV-Tarif). Vom Turmberg aus kann man sich die Fächerstadt einmal von oben anschauen.

Bulacher Loch: Wer hier zum ersten Mal mit der Linie 50 oder 51 entlangfährt, traut seinen Augen kaum: Durch diese niedrige Unterführung soll der Bus passen? Er tut es tatsächlich, denn die Busse sind eigens für diese Durchfahrt konstruiert worden, an der die Umgehungsstraße unterquert wird, die an dieser Stelle im Tunnel liegt (!).

Zum Weiterlesen

Verwendete Quellen

→ Wikipedia: Stadtbahn Karlsruhe

→ Wikipedia: Straßenbahn Karlsruhe

→ Nahverkehrsforen Südwestdeutschland von bahninfo.de

→ Homepage des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV)

Sonstige Lesetipps

Straßenbahn-Atlas, GeraNova Verlag 1999

BAHN-Darstellungen des S- und Straßenbahnnetzes Karlsruhe gibt es im → BAHN-Netze-Archiv unter den entsprechenden Suchbegriffen.





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Letzte Änderung dieser Seite: 06.02.2020