|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Startseite > Busse & Bahnen > Reiseberichte > Balkan 2014Reisebericht Balkan-Tour 23.-31.08.14Die Fotos von der Reise, auf denen keine Verkehrsmittel zu sehen sind, könnt ihr im Album anschauen.
Planung
|
Sonntag, 24.08.14
Erste Amtshandlung am zweiten Tag ist die Buchung des Busses nach
Sofia. Dazu gehen wir zu Fuß in das nur etwa einen Kilometer entfernte
Büro des Busunternehmens Metro im Zentrum von Avcılar. Die Angestellten
dort sprechen nicht besonders gut Englisch, aber schließlich bekommen
wir, was wir wollen, Kostenpunkt 75 Lira (ca. 25 Euro) pro Person.
Anschließend
machen wir uns wieder mit dem Metrobus auf in die Stadt und fahren
zuerst zur Blauen Moschee. Da dort gerade Gebetszeit ist, gehen wir in
die nicht weit entfernte Hagia Sophia, die als Kirche gebaut und später
zur Moschee umfunktioniert wurde und jetzt ein Museum ist. In die Blaue
Moschee gehen wir danach. Anschließend wollen wir mit der Marmaray, der
neuen S-Bahn unter dem Bosporus, nach Asien fahren. Leider ist der
nächstgelegene Eingang der Station Sirkeci geschlossen, die Begründung
steht nur auf Türkisch angeschrieben. Wir gehen davon aus, dass die
Strecke an diesem Wochenende ganz gesperrt sind und machen uns auf den
Weg zur Fähre. Zufällig kommen wir aber am Sirkeci-Bahnhof vorbei, und
dort strömen jede Menge Menschen aus der Marmaray-Station. Es war wohl
nur der eine Eingang gesperrt, so dass wir nun doch mit der Bahn fahren
können. Zur Erkundung der Strecke fahren wir erst zur europäischen
Endstation Kazlıçeşme. Da diese oberirdisch ist, gelingt mir dort ein
gutes Foto von unserem Zug. Wir steigen sofort wieder ein und fahren
nun bis Üsküdar, wo ich das erste Mal in meinem Leben asiatischen Boden
betrete.
In Üsküdar suchen wir erst eine Weile nach einem
Geldautomaten. Als wir schließlich einen gefunden haben, essen wir
gemeinsam in einem Schnellrestaurant und machen uns dann mit der Fähre
auf den Rückweg in die Altstadt. Dort fahren wir mit dem „Tünel“, einer
der ersten U-Bahnen der Welt (einer Standseilbahn mit zwei Stationen).
Von dort wollen wir die İstiklal Caddesi herauf mit der historischen
Straßenbahn fahren, die wir schon am Abend vorher gesehen haben, aber
wir warten an der Haltestelle vergeblich. Also machen wir uns auf den
Weg zurück in die Altstadt und dann zurück zum Hotel.
Da wir noch einen kleinen Schlenker mit der Metro machen, kommen wir erst 20 Minuten vor der Abfahrt des Busses dort an. Eigentlich hatten wir ein Taxi zum Metro-Büro bestellt, das hat das Hotelpersonal jedoch nicht weitergegeben. Also gehen wir nach kurzer Diskussion schließlich zu Fuß. Am Metro-Büro angekommen, das tatsächlich noch geöffnet hat, warten dort jede Menge Passagiere auf unseren verspäteten und weitere Busse.
Avcılar ab 21.20 Selimpaşa Tesis an 22.30 Selimpaşa Tesis ab 23.59 46712
Schließlich kommt unser Bus angefahren: ein Kleinbus, der uns nach Selimpaşa bringen soll, wo wir in den Bus nach Sofia umsteigen. Der Bus klappert die Vororte Istanbuls ab und füllt sich dabei zusehends. Das Klappern kann man dabei wörtlich nehmen, denn die Stoßdämpfer des Busses scheinen nicht mehr die besten zu sein. Das letzte Stück geht es auf schnurgerader Autobahn, bis wir den Busbahnhof Selimpaşa erreichen, der sich als nichts anderes als eine große Autobahnraststätte entpuppt. Wir entern den sehr gut klimatisierten Warteraum. Ein junger Rucksackreisender spricht mich an: Er möchte nach Sofia fahren, weiß aber nicht, ob im Bus noch Plätze frei sind, da das Personal kein Englisch spricht. Da ich wiederum kein Türkisch spreche, kann ich ihm nicht weiter helfen und beobachte von meinem Platz aus, wie er mithilfe anderer Reisender schließlich noch einen Platz bekommt. In der Zwischenzeit kommen diverse Busse durch, unter anderem einer nach Sofia, der eine Stunde vor unserem gebuchten fährt. Zu dessen planmäßiger Abfahrtszeit um Mitternacht trifft auch tatsächlich ein Bus ein, dessen Aufschrift ihn als Bus nach Sofia ausweist, allerdings stimmt die Nummer nicht mit der auf der Fahrkarte ausgedruckten überein. Ich frage die Busbegleiterin, die mir mitteilt, dass der Bus noch an der Tankstelle stehe. Also marschieren wir dorthin und steigen ein. Natürlich hält der Bus anschließend auch noch am Metro-Büro, aber dann geht es los. Die Busbegleiterin sammelt unsere Fahrscheine ein und kontrolliert die Ausweise. Da genug Platz ist, können Markus und ich jeder einen Zweiersitz okkupieren. Markus unterhält sich noch ein wenig mit den Mitreisenden, während ich bald einschlafe.
Montag, 25.08.14
Gegen drei Uhr morgens wache ich auf: Wir sind an der
türkisch-bulgarischen Grenze angekommen. Wir müssen alle aussteigen und
der Reihe nach an der Kontrollstelle vorbeigehen und unsere Ausweise
zeigen. Das Ganze wiederholt sich dann noch einmal auf bulgarischer
Seite. Während des Wartens kommen wir mit australischen
Rucksackreisenden aus unserem Bus ins Gespräch, die nach Sofia fahren,
um von dort billig nach Barcelona weiter zu fliegen.
Nach etwa
einer halben Stunde dürfen wir wieder einsteigen, und es geht weiter.
Eine Zollkontrolle gab es bis auf die Konfiszierung von einigen
Wasserflaschen aus dem Bus nicht. Bald schlafe ich wieder ein und werde
erst in Sofia wieder richtig wach.
Sofia an 8.30
Den Busbahnhof von Sofia erreichen wir mit einer halben Stunde
Verspätung. Wir steigen aus dem Bus und müssen uns erst einmal
orientieren. Im zum Busbahnhof gehörenden Terminal holen wir
bulgarisches Geld aus dem Automaten und versuchen auch unsere
türkischen Lira umzutauschen. Allerdings ist der Kurs, der uns hier
angeboten wird, schwindelerregend niedrig. Bei den Taxis müssen wir
wiederum Anreißer abwehren und steigen schließlich in ein seriös
wirkendes Auto. Der Taxifahrer bringt uns auch ohne Probleme zum Hotel
am Stadtrand, wo wir zu unserer großen Freude das Doppelzimmer bereits
beziehen und gegen einen kleinen Aufpreis auch frühstücken können. Die
Rezeptionistin, die recht gut Englisch spricht, erklärt uns auch
ausführlich, wie wir mit Bus und Metro in die Stadt kommen und mahnt
uns, auf unsere Wertsachen aufzupassen.
Also verstaue ich mein Geld
in Markus' Gürteltasche, und wir machen uns auf den Weg zur
Bushaltestelle. Der alte Bus, der nach einiger Zeit kommt, fällt sofort
durch deutsche Aufschriften im Innenraum auf. Anhand des Zielbandes
können wir erkennen, dass er mal in Wuppertal gefahren sein muss, wofür
auch die orangene Lackierung spricht. Die Beschreibung der
Hotelangestellten ist gut: Wir finden die Ausstiegshaltestelle und
steigen in die Metro um, die wesentlich moderner ist als der Bus. Hier
kaufen wir auch ein Tagesticket für Metro und Bus, das es beim
Busfahrer nicht gibt. Kurios daran ist, dass das Ticket nicht direkten
Zugang zu den Sperren in den Metrostationen gibt: Hierfür muss es erst
jedesmal am Schalter freigeschaltet werden. Zunächst fahren wir zum
Hauptbahnhof, wo wir die Fahrkarten nach Varna für den nächsten Tag
kaufen – Kostenpunkt in der ersten Klasse: 30 Lewa (ca. 15 Euro) pro
Person. Der Wechselkurs der Lewa zum Euro entspricht übrigens genau dem
der D-Mark, was natürlich kein Zufall ist: Die Kurse wurden noch vor
der Einführung des Euro aneinander gekoppelt.
Nachdem wir die
Tickets haben, erkunden wir die Stadt. Zuerst fahren wir mit der
Straßenbahn in Richtung Zentrum, die dann aber doch abbiegt und eher an
den Stadtrand führt. Schließlich finden wir auch das Zentrum und nach
mehreren vergeblichen Versuchen sogar eine Bank, die die Lira zu einem
vernünftigen Kurs in Lewa umtauscht. Nach einem kurzen Stadtrundgang
setzen wir uns in ein Café, wandern anschließend noch ein bisschen
durch die Stadt und warten auf unseren nächsten Programmpunkt: Die
Rezeptionistin hat uns erzählt, dass es um 18 Uhr eine kostenlose
Stadtführung gibt. Diese beginnt vor dem Justizpalast und führt uns zu
den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Sofias: den verschiedenen orthodoxen
Kirchen, Bauten aus sozialistischer Zeit, aber auch einer Moschee und
den Heilquellen.
Da wir von der Nachtfahrt ziemlich müde sind,
fahren wir nach der Führung zurück ins Hotel, machen aber noch Halt bei
einem Einkaufszentrum an der Metrostation, wo wir in einem
Schnellrestaurant bulgarische Spezialitäten essen. Der Bus, der uns
dann von dort zum Hotel bringt, ist ebenfalls schon etwas älteren
Datums und scheint die Steigungen nur noch mit Mühe zu schaffen. Im
Hotel angekommen, sitzen wir noch eine Weile auf der Terrasse und rufen
die neuesten Nachrichten aus dem Internet ab. Der diensthabende
Rezeptionist spricht übrigens besser Deutsch als Englisch.
Dienstag, 26.08.14 Sofia ab 8.30 2613
Am nächsten Morgen checken wir aus und fahren mit dem Taxi zum Bahnhof.
Dort geht Markus schon einmal zum Zug, während ich eine Post suche und
nicht finde und noch ein paar Fotos von Zügen mache. Der Bahnhof hat
definitiv schon bessere Zeiten gesehen, teilweise laufen aber bereits
Renovierungsarbeiten. Unser Zug fährt am Gleis 1З (З für Zapad=Westen)
ab, obwohl Varna von Sofia aus im Osten liegt (die Strecke zweigt bald
hinter Sofia ab und macht einen großen Bogen). In der ersten Klasse
sind hier sechs Sitze in einem Abteil, in der zweiten sind es acht. In
unserem Abteil sind nur fünf Plätze belegt: Außer uns beiden sitzen
dort noch ein älterer Bulgare und eine Altersgenossin, sowie ein junger
Russe, der als erstes auf seinem Smartphone nach dem WLAN sucht und
dann von uns aufgeklärt wird, dass es das noch nicht einmal in
Deutschland in allen Zügen gebe. Er erwidert, dass das in Israel, wo er
einen Teil der Zeit lebt, Standard sei.
Bald nach der Abfahrt
fahren wir in niedrigem Tempo, aber auf einer sehr interessanten
kurvenreichen Strecke durch das Balkangebirge. Markus und ich
fotografieren viel aus dem offenen Fenster heraus: die Landschaft sowie
die Spitze des Zuges in den Kurven. Unsere Mitreisenden unterhalten
sich miteinander auf Russisch. Den Russen freut es natürlich besonders,
als er merkt, dass ich auch ein wenig Russisch spreche. Aber auch mit
Markus können sich unsere Abteilgenossen mit ein paar Brocken Englisch
verständlich machen.
Nachdem wir das Balkangebirge hinter uns
gelassen haben, nimmt der Zug Fahrt auf und es passiert nichts weiter
Besonderes. Die Landschaft ist teilweise sanft hügelig, teilweise auch
sehr flach. Kurz vor Varna ist bereits eine Flussmündung zu erkennen,
in der einige große Schiffe ankern. Unseren Zielbahnhof erreichen wir
fast pünktlich und machen uns auf den Weg zum Taxistand, um ein
seriöses Taxi zu suchen. Der Fahrer, für den wir uns dann entscheiden,
will angesichts der kurzen Strecke einen Festpreis von 5 Lewa
vereinbaren. Wir bestehen auf dem Taxameter und zahlen schließlich
inklusive Trinkgeld vier.
Das Hotel liegt sehr zentral gegenüber
der Kathedrale und ist mit seiner edel wirkenden Einrichtung und seinen
großen Zimmern definitiv das beste Hotel unserer Reise. Wir ruhen uns
kurz aus und erkunden dann Varna zu Fuß und mit dem Touristenbähnchen,
das in einem Park an der Küste entlang fährt. Anschließend essen wir in
einem Restaurant nicht weit vom Strand und gehen zurück zum Hotel.
Mittwoch, 27.08.14 Varna Katedrala ab 8.20 Constanța Gara an 9.50
Am nächsten Morgen gehe ich zuerst zur Post, um dort Briefmarken zu kaufen und den ersten Schwung Postkarten einzuwerfen. Dann geht es nach Constanța (sprich: Konstanza) an der rumänischen Schwarzmeerküste. Der Linienbus dorthin entpuppt sich als Kleinbus, den wir für uns alleine haben. Daher erfüllt uns der Fahrer, der zwar kaum Englisch, dafür aber Spanisch spricht, den Wunsch, noch kurz am Goldstrand nördlich von Varna zu halten, damit wir ein paar Fotos machen können. Anschließend geht es in einigem Abstand von der Küste weiter zur rumänischen Grenze, die wir nach kurzer Kontrolle ohne Probleme passieren. Anschließend ist rechts an der Küste jede Menge Industrie, vor allem eine große Schiffswerft, zu sehen. Nach etwa anderthalb Stunden Fahrzeit ist Constanța erreicht, wo der Fahrer erst an einem Geldautomaten anhält, damit wir die Fahrt bezahlen können, und uns dann am Bahnhof herauslässt. Dort kaufen wir erst einmal die Fahrkarte für den Abend nach Bukarest und geben dann unser Gepäck bei der Gepäckaufbewahrung im Untergeschoss ab. Anschließend kaufen wir uns ein Tagesticket für den Bus und machen uns auf den Weg an den Strand. Der Bus, in dem wir sitzen, fährt allerdings nicht an den Strand, an den wir wollen, so dass wir an einem Einkaufszentrum aussteigen und uns dort ein bisschen umsehen, wobei ich mir eine neue Hose kaufe. Anschließend fahren wir mit dem Bus wieder in die Innenstadt, die uns aber auch nicht so richtig gefällt. Also mieten wir uns angesichts des schönen Wetters eine Liege am Strand und bleiben dort für ein paar Stunden, natürlich nicht ohne das warme Wasser des Schwarzen Meeres zu testen.
Constanța ab 18.30 IR 1931 București Nord an 18.58
Rechtzeitig zur Abfahrt des Zuges laufen wir zurück in die Stadt
und fahren mit dem Bus zum Bahnhof. Auch hier suche ich noch eine Post,
die ich aber nicht finde. Nun wird die Zeit für das Abholen des Gepäcks
knapp, aber ich schaffe es noch rechtzeitig in den Zug, wo wir in einem
klimatisierten Großraumwagen, wiederum 1. Klasse, reserviert haben.
Höhepunkt der Fahrt ist die Brücke über die Donau, die hier so kurz vor
der Mündung schon eine stattliche Breite hat. Ansonsten verläuft die
Fahrt mit flotten 140 km/h (ausgerechnet und mit GPS gemessen) über
flaches Land. Bukarest erreichen wir pünktlich. Da wir in einem der
letzten Wagen sitzen, ist der Weg zum Querbahnsteig des Kopfbahnhofs
lang, aber so haben wir die Gelegenheit, noch einige Wagen zu
fotografieren.
In der Bahnhofshalle gibt es auch die gesuchte Post,
wo ich Briefmarken kaufe. Anschließend erkundigen wir uns zunächst nach
dem Fahrpreis für den Zug Cluj–Budapest, den wir am übernächsten
Tag benutzen wollen. Die Fahrkarten kaufen wir aber noch nicht, da wir
nicht genug Geld dabei haben. Dann machen wir uns auf den Weg zum
offiziellen Taxistand, auf den große englischsprachige Plakate
hinweisen. Die Disposition der Taxis erledigen hier Automaten. Leider
ist der eine außer Betrieb, und der andere kann uns die Nummer des
zugewiesenen Taxis nicht ausdrucken. Die dort stehenden Taxis wollen
Fantasiepreise von uns haben, so dass wir auf Anraten der Postbeamtin
letztlich die Metro benutzen. Dort erklärt man uns auch sehr
freundlich, wo wir aussteigen und wohin wir laufen müssen. So erreichen
wir das Hotel, beziehen unsere Zimmer, gehen in einem benachbarten
Einkaufszentrum wiederum landestypische Spezialitäten in einem
Schnellrestaurant essen und fallen dann erschöpft ins Bett.
Donnerstag, 28.08.14
Am nächsten Morgen schlafen wir bis kurz vor Ende des Frühstücks, das sich als sehr reichhaltig entpuppt. Es liegen sogar deutsche und andere internationale Zeitungen aus. Anschließend fahren wir mit der Metro zum Bahnhof, um die Fahrkarte zu kaufen. Dabei stellt sich heraus, dass der Zug, dessen Fahrzeit uns noch am Tag vorher bestätigt wurde, auf einmal gestrichen wurde und wir statt um 15 schon um 10.42 Uhr ab Cluj fahren, an der ungarischen Grenze umsteigen müssen und es im Zug auch nur die 2. Klasse gibt. Zähneknirschend nehmen wir diese Änderung hin und verlassen schließlich mit den Fahrkarten den Bahnhof. Als nächstes fahren wir mit der Metro in die Innenstadt. Dabei gehen wir zunächst durch die Sperre zum falschen Bahnsteig. Jetzt ist unsere Karte aber für 15 Minuten gesperrt, so dass Markus mit einer langen Diskussion die Metroangestellte dazu bringt, uns manuell durch den richtigen Eingang zu lassen. Also fahren wir bis zur Oper und laufen dann durch die Stadt. So richtig wissen wir nicht, wo wir hinsollen, bis wir schließlich an einer Touristeninformation vorbei kommen. Dort bekommen wir einen Stadtplan und den Hinweis auf einen Hop-on-Hop-off-Stadtrundfahrtsbus, der direkt vor der Tür hält. Wir kaufen für 25 Lei (ca. 5 Euro) einen Fahrschein und genießen die Sehenswürdigkeiten vom Oberdeck aus. Zunächst gibt es auch Erklärungen aus dem Kopfhörer, aber irgendwann fällt das GPS aus, so dass nichts mehr kommt und wir auf den nächsten Bus warten.
Nachdem wir schließlich die ganze Runde einmal gefahren sind, laufen wir noch kurz durch die Altstadt und fahren dann zum Hard Rock Café, wo wir zu Preisen, die in Westeuropa ein „normales“ Restaurant hat, zu Abend essen. Anschließend lassen wir uns ein Taxi rufen, mit dem wir zum Abholen des Gepäcks zum Hotel und dann zum Bahnhof fahren. Dort kaufen wir uns noch kurz Reiseproviant und gehen dann zum Nachtzug nach Oradea, den wir bis Cluj benutzen wollen. Witzigerweise handelt es sich um den gleichen Zug, mit dem wir am Vortag aus Constanța gekommen sind. Die Schlaf- und Liegewagen am Ende des Bahnsteigs, zu denen damals kein Durchgang möglich war, sind nun geöffnet. Unser Wagen ist ganz an der Spitze des Zuges, die Nummerierung passt nicht zu den anderen Wagen. Als wir einsteigen, entpuppt sich der Wagen als ein ehemaliger deutscher Schlafwagen mit dem Charme der 60er-Jahre, in dem sich auch noch Aufkleber der DSG befinden. Nachdem wir alles ausgiebig erkundet und fotografiert haben, geht die Fahrt los. Wir legen uns auf die Betten unseres Zweibettabteils, Markus liest und ich schreibe Postkarten. Bald werde ich müde und mache das Licht aus.
București Nord ab 20.30 IR 1931
Freitag, 29.08.14 Cluj-Napoca an 06.15
Wie immer in Nachtzügen (und oft auch zu Hause) wache ich nachts mehrmals auf, schlafe aber trotzdem insgesamt gut. Um 5.30 Uhr reißen uns unsere Handywecker aus dem Schlaf, und wir machen uns ausstiegsfertig. Draußen zieht eine wunderschöne Landschaft mit nebelverhangenen grünen Hügeln vorbei. Markus stellt mittels GPS fest, dass Cluj noch ca. 40 km entfernt ist und wir somit Verspätung haben müssen. Die Zeit nutze ich, um mich noch einmal auf mein Bett zu legen und ein paar Minuten zu dösen. Klausenburg erreichen wir schließlich mit über einer halben Stunde Verspätung kurz vor sieben Uhr. Am Schalter lassen wir uns noch einmal die Zugverbindung nach Budapest bestätigen und einen Stadtplan geben und halten dann nach einem Taxi Ausschau. Zunächst fahren wir zum Frühstücken zu einem McDonald's. Danach ist unser Plan, aufgrund der früheren Weiterfahrt eine Stadtrundfahrt per Taxi zu machen. Wir vergleichen die Preise der auf dem Parkplatz wartenden Taxis und finden schließlich eins mit einem nett wirkenden Fahrer. Er bringt uns zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten, unter anderem dem Theater, dem Marktplatz und einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt. Zum Schluss fährt er uns noch zu einem Supermarkt und zurück zum Bahnhof – Kostenpunkt am Ende umgerechnet ca. 20 Euro.
Cluj-Napoca ab 10.42 IC 366 Püspökladány an 14.17 Püspökladány ab 14.34 IC 615 Budapest Nyugati pu. an 16.37
Wir haben zwei gegenüberliegende Plätze an einem Tisch. Neben uns
sitzen zwei junge Engländerinnen, die eine Interrail-Tour durch Europa
machen und mit denen wir bald ins Gespräch kommen. Der Zug fährt
indessen durch die hügelige Landschaft, die kurz vor der ungarischen
Grenze der dortigen Ebene weicht. Da wir hier in den Schengen-Raum
einreisen, müssen wir zum letzten Mal durch die Passkontrolle – einmal
auf rumänischer und einmal auf ungarischer Seite, wo auch die Lok
gewechselt wird. Außerdem gilt ab hier wieder mitteleuropäische Zeit,
so dass wir unsere Uhren um eine Stunde zurück stellen.
Bald nach
der Grenze ist Püspökladány erreicht, der Endbahnhof unseres Zuges. Wir
steigen aus und schauen zu, wie die zwei Wagen des Zuges rangiert und
an einen anderen Zug angehängt werden, der bald darauf den Bahnhof
wieder Richtung rumänische Grenze verlässt. Unser Anschlusszug kommt
dagegen mit etwa einer Viertelstunde Verspätung. Zu Markus' Freude
führt er doch einen 1.-Klasse-Wagen, in den wir uns zunächst setzen,
von der Schaffnerin dann aber doch in die 2. Klasse verwiesen werden.
Dort finden wir wieder zu viert einen Platz an einem Tisch. Kurz vor
Szolnok bleiben wir stehen und bewegen uns allenfalls noch im
Schneckentempo fort. Es gibt zwar eine kurze Ansage auf Englisch, der
Grund bleibt jedoch trotzdem unklar. Als es endlich weiter geht, hat
der Zug etwa anderthalb Stunden Verspätung. Immerhin geht es jetzt ohne
weitere Störungen weiter nach Budapest, und auch unser russischer
Abteilgenosse in Bulgarien hätte seine Freude gehabt: es gibt nämlich
kostenloses WLAN. In Budapest laufen wir nicht wie in unserer
ursprünglichen Planung im Ostbahnhof (Keleti pu.), sondern im
Westbahnhof (Nyugati pu.) ein. Als ich mich für das Aussteigen fertig
mache, bemerke ich, dass meine Jacke nicht da ist. Ich laufe in den
1.-Klasse-Wagen, in dem wir gesessen haben und merke im selben Moment,
dass ich auch mein Handy nicht dabei habe – es war mir schon auf der
Fahrt mehrmals aus der Tasche gerutscht. Leider lassen sich weder Jacke
noch Handy finden, obwohl ich letzteres von einem anderen Handy aus
anrufe und meine, irgendwo im Wagen den Klingelton zu hören. Wir gehen
noch zum Infoschalter im Bahnhof, wo wir an ein Büro der ungarischen
Bahn verwiesen werden. Dort kann man uns aber auch nicht helfen, so
dass ich den Verlust hinnehme und wir uns auf den Weg zum Hotel machen,
das in der Nähe vom Ostbahnhof liegt. Der Weg dorthin gestaltet sich
ebenfalls etwas schwierig, da die Metro gerade wegen eines Brandes
gesperrt ist und wir die überfüllte Straßenbahn nehmen müssen.
Schließlich beziehen wir aber das Hotel und machen an dem Abend nichts
anderes mehr, als um die Ecke beim KFC zu essen. Markus allerdings
hilft aufgrund seiner Sanitäterausbildung noch einer vor dem Lokal
zusammengebrochenen Frau, bis der Notarzt endlich eintrifft. Danach
gehen wir völlig abgekämpft ins Bett.
Samstag, 30.08.14
Der nächste Tag ist der einzige, an dem wir keine Fernstrecke zurück legen. Beim Frühstück, für das sich im Hotel eine Schlange gebildet hat, beschließen wir, getrennt loszuziehen: Markus macht wieder eine Hop-on-hop-off-Tour, ich gehe ins Gellértbad, eines der berühmten Thermalbäder von Budapest, die ich bisher noch nicht kenne. Dorthin fahre ich mit der neuen Metrolinie 4, die nach einer Übergangsphase auf automatischen Betrieb umgestellt werden soll. Im Bad genieße ich die verschiedenen Becken mit Temperaturen von 18 bis 40 Grad, bis ich dann nach mehreren Stunden herausgehe. Vom Bad aus fahre ich noch zur Metro-Endstation Örs vezér tere, um dort die ex-Hannoveraner Straßenbahnwagen zu fotografieren, die zurzeit aber leider nicht fahren. Also fahre ich zurück in die Stadt, hole noch die vorbestellten Fahrscheine für die Rückfahrt am Automaten am Bahnhof ab und rufe Markus an, mit dem ich mich schließlich am Hotel verabrede. Er hat von seiner Sightseeing-Tour noch Gutscheine für eine abendliche Boots- und eine Busfahrt an, die er nicht gleichzeitig machen kann. Er bietet mir einen Gutschein an, ich entscheide mich für die Bootsfahrt. Also gehen wir gemeinsam in die Stadt und trennen uns am Déak Ferenc tér, wo Markus' Busfahrt losgeht. Mein Schiff dagegen fährt an der Elisabethbrücke ab, von wo wir bis zum Parlament und zurück bis fast zur Petőfibrücke fahren. Anschließend mache ich mich auf den Rückweg zum Hotel.
Sonntag, 31.08.14 Budapest Keleti pu. ab 09.10 RJ 62 München Hbf an 16.32
Am Sonntag ist wegen der frühen Stunde die Schlange im Frühstücksraum
nicht ganz so lang. Nach dem Frühstück checken wir aus und gehen über
die Straße zum Ostbahnhof, wo der Railjet schon bereit steht. Dass wir
reserviert haben (was bei diesem Tarif im Fahrpreis inbegriffen war),
stellt sich als gut heraus, da der Zug rappelvoll ist. Schon kurz
hinter Budapest kommt Markus mit einem deutschen Mitreisenden ins
Gespräch, von dem sich später herausstellt, dass er aus einem Vorort
Aschaffenburgs kommt. Die beiden machen sich auf den Weg in den
Speisewagen, während ich die Fahrt lesend und aus dem Fenster sehend
genieße. Bald ist die Grenze zu Österreich erreicht, und als hätte
jemand auf den Knopf gedrückt, fängt es bald an zu regnen.
Unser
Mitreisender steigt in Linz um, da seine Fahrkarte ihm den Weg über
Passau vorgibt. Er will jedoch in Würzburg in den gleichen ICE steigen
wie wir. Sonst gibt es von der Fahrt nichts Aufregendes mehr zu
berichten.
München Hbf ab 16.47 ICE 528 Aschaffenburg Hbf an 19.34
München Hbf erreichen wir pünktlich. Ich kaufe mir noch etwas zu essen, Markus geht schon vor. Im Zug treffen wir uns wieder. Diesmal haben wir nicht reserviert, was angesichts des gut gefüllten Zuges nicht unbedingt gut war. Wir finden aber noch zwei Plätze, die erst ab Würzburg reserviert sind. Dank Markus' Kontaktfreudigkeit kommen wir auch hier wieder mit den Mitreisenden ins Gespräch, unter anderem mit einem jungen Mädchen, das von Nürnberg bis Würzburg mitfährt. Dort füllt es sich zusehends, und auch unsere Plätze werden in Anspruch genommen, so dass wir im Gang stehen müssen. Wen wir nicht sehen, ist unser Reisegefährte aus dem Budapester Zug, möglicherweise ist er woanders eingestiegen. Zum Glück dauert die stehende Fahrt über den Spessart nicht allzu lange, und pünktlich um 19.34 Uhr erreichen wir wieder unseren Heimatbahnhof Aschaffenburg. Markus geht gleich zum Taxistand (ich stelle direkt danach fest, dass doch noch ein Bus nach Goldbach gefahren wäre), während ich noch beim Thai-Imbiss esse und dann um 20 Uhr den Bus nach Hause nehme. Dort geht dann eine Woche mit sehr vielen Eindrücken zu Ende. Schwer zu sagen, welcher der beste war – die Betriebsamkeit von Istanbul? Die Schönheit auf den zweiten Blick in Sofia und Bukarest? Das Gellértbad in Budapest? Die kuriose Abteilgemeinschaft in Bulgarien? Wahrscheinlich von allem ein bisschen und noch mehr.
Inhalt: Jan Zbikowski; Design: Nils Müller.
Kontakt; Datenschutz- und andere Hinweise
Letzte Änderung dieser Seite: 16.11.2014