Zwei Urlaubs- und eine Spaßtour waren im Mai angesagt: Mitte des Monats ging es nach Düsseldorf. Dummerweise war für den Anreisetag der große EVG-Streik angekündigt, so dass wir uns darum kümmerten, bereits einen Tag früher in die Unterkunft zu kommen und Plätze in einem der wenigen ICE zu reservieren, die noch nicht als „ausgebucht“ gekennzeichnet waren. Nach der kurzfristigen Absage des Streiks änderten wir unsere Pläne nicht noch einmal, sondern stiegen am Sonntagnachmittag in den ICE, der zwar etwas länger brauchen, aber dafür sogar ohne Halt von HB bis EE fahren sollte. Das tat er interessanterweise über die „NATO-Bahn“ Nienburg-Minden. Der Füllungsgrad und die Verspätung hielten sich in Grenzen, bis der Zug kurz hinter Hamm stehen blieb, weil vor ihm ein anderer liegen geblieben war. Das hatte zur Konsequenz, dass wir wieder nach Hamm zurückfahren und dort obendrein Fahrgäste aus dem anderen Zug aufnehmen mussten. Gut, dass wir vorher noch im Bordrestaurant gegessen hatten … Nachdem diverse Züge vor uns abfahren durften, ging es irgendwann auch für uns weiter, wobei ich dann zum dritten Mal innerhalb etwa eines Monats die Strecke Hamm–Lünen zu sehen bekam. Letztendlich erreichten wir KD mit etwas über +120 und die Ferienwohnung mit dem Bus. Dafür, dass der Zugang dort sich auch noch etwas schwierig gestaltete, kann zumindest die Bahn nichts. Trotzdem wurde es eine schöne Woche in der Landeshauptstadt, an deren Ende wir uns mit EC 8 wieder auf den Weg zurück an die Weser machten. Der war vorher rechtsrheinisch umgeleitet worden und hatte daher durchgängig knapp +30, aber davon abgesehen war die Fahrt im Panoramawagen ein Genuss.
Nachdem wir am Wochenende schon wieder in Bremen waren, nutzte ich den Sonntag für die Spaßtour: Diesmal wollte ich die Nord-Süd-Strecke des Heidekreuzes, also Hannover–Buchholz fahren. Normalerweise fahren die Züge am Wochenende weiter über die Güterstrecke nach Hamburg-Harburg, aber diesmal fiel das wegen Bauarbeiten aus. Also stieg ich schon in der Nordheide um, nachdem ich vorher ausgiebig den Blick aus dem Fenster genossen hatte. Der war zwar auch nicht spektakulär, aber doch etwas interessanter als zwischen Bremen und Uelzen.
Über Pfingsten war ich, wie so oft, bei der Pfingstakademie in Kirchheim (Hessen). Die dafür nötige Anreise nach Bad Hersfeld trat ich diesmal wieder vollständig mit dem Zug an, und zwar mit dem ICE von HB bis FKW und weiter mit dem RE 5. Auf der Hinfahrt klappte das prima, sieht man davon ab, dass in FKW im letzten Moment jede Menge Fahrgäste, unter anderem zahlreiche Akademieteilnehmer, angerannt kamen und dem Zug somit +5 verpassten. Auf der Rückfahrt fiel der RE 5 wegen Personalmangels ganz aus. Wir erreichten FBHF aber so rechtzeitig, dass wir noch die vorausfahrende RB 5 nehmen konnten und in FKW sogar noch Zeit zum Essen hatten. Der ICE, der wegen der Sanierung der SFS ohne Halt über dieselbe Strecke umgeleitet worden war, traf sogar mit mehr als –10 ein. In HH gab es leider eine Verzögerung beim Trennen der beiden Zugteile nach AA und HB, die sich bis zum Endbahnhof aber nur mit etwa +10 auswirkte.
Wie schon 2012 verbriet ich dieses Jahr den Resturlaub in Südfrankreich, diesmal vom 16. bis 24. März. Wieder nutzte ich den (damals neuen) TGV Frankfurt – Marseille, diesmal zuerst in dieser Richtung. Da das Buchungssystem der DB nicht so wollte wie viele Kunden, bemühte ich für den Fahrkartenkauf mal wieder meine → Lieblingsagentur.
Mein Zubringer-RE zum TGV zog sich wegen einer Stellwerksstörung vor FH etwa +10 zu. Mein Anschluss war dadurch nicht gefährdet, wohl aber die Lounge-Zeit deutlich verkürzt. Im TGV enterte ich statt meines reservierten Platzes einen freien Tisch, der das auch bis zum Ende der Reise blieb. Was wir dagegen nicht blieben, war pünktlich, da wir in Rastatt einen verspäteten ICE vorbeilassen mussten. Nach dem Kopfmachen in Straßburg waren wir zwar wieder annähernd im Plan, jedoch kam als weitere Verspätungsquelle das Ankuppeln an einen weiteren Zugteil in Mülhausen dazu. Da selbiger der vordere war und in Lyon endete, konnten wir erst danach weiterfahren und erreichten Marseille somit wiederum mit +10. Zum Glück fuhr die Metro noch, wobei ich notfalls zum Hotel auch hätte laufen können.
Die nächsten Tage gehörten nur am Rande Bus und Bahn, sondern vor allem dem Schiff zu den Calanques,
Mit dem Zug ging es erst am dritten Tag weiter, und zwar mit dem Intercités nach Montpellier. Zwar war für diesen Tag ein Generalstreik angekündigt; die SNCF, die sonst recht ausführlich über Ausfälle informiert, hielt sich aber bedeckt, und der Zug fuhr auch ganz normal.
Auch von innen hat man die Wagen völlig neu gestaltet, in der 2. Klasse wechselt die Sitzanordnung zwischen 1+3 und 2+2:
In der 1. Klasse sind es stattdessen übrigens 2+1 und 1+2. Praktisch macht das natürlich keinen Unterschied, optisch löst es aber die Monotonie des Großraums etwas auf.
In Montpellier angekommen, deponierte ich erst mal mein Gepäck (das dafür geröntgt werden musste) und erkundete dann die Stadt.
Außer einer netten Altstadt gibt es auch vier Straßenbahnlinien, von denen (die Franzosen haben es da ja generell mit dem Design) jede in einem eigenen Farbkleid verkehrt:
Nächste Etappe war Béziers, wohin laut DB-Navigator (der normalerweise auch die französischen Züge kennt) in Kürze ein Zug fahren sollte. Da die TER-Automaten nach wie vor sowohl Geldscheine als auch meine Kreditkarte verschmähen, kaufte ich die Karte am Schalter und wartete anschließend eine Weile vergeblich auf den Zug, der schon auf der Anzeigetafel angekündigt war. Des Rätsels Lösung: Wegen des Streiks war der Fahrplan geändert worden, und der Zug, den mir der Navigator genannt hatte, fiel aus. Die Tafel zeigte völlig korrekt den Zug eine Stunde später an … Der war, da mitten im Berufsverkehr, rappelvoll, so dass ich lieber den nächsten nahm, der zum Glück schon eine gute Viertelstunde später fuhr. In Béziers angekommen, gelang mir noch ein Bild eines verspäteten AVE, der aus unerfindlichen Gründen nicht weiter kam:
Angesichts des steilen Wegs war ich dankbar für den Bus, der mich bis fast vor die Hoteltür brachte.
Am nächsten Tag war ein Besuch in Carcassonne angesagt, das durch seine mittelalterliche Altstadt (und das gleichnamige Spiel) bekannt ist. Hin ging es mit dem TGV, der leider +40 hatte, diesmal wegen eines entgleisten Baufahrzeugs. Vom Bahnhof ist es zur „Cité“ eine Weile zu laufen, aber der Fußweg lohnt sich:
Auf dem Rückweg sollte mein Zug erst auch wieder +40, dann stolze +90 haben. Etwa eine Stunde nach der planmäßigen Abfahrt hatte ich genug vom Warten und ging noch mal kurz in die Stadt – natürlich mit dem Resultat, dass der Zug anschließend weg war. Erfreulicherweise dauerte es nicht nur nicht lange bis zum nächsten, meine Fahrkarte ließ sich auch problemlos (von TER auf TGV) umbuchen. Also erreichte ich nur wenig später als geplant wieder Béziers, von dessen ebenfalls sehenswerter Altstadt ich bei der Einfahrt noch einen Blick erhaschen konnte.
Da es in dieser Richtung ja bergab ging, ging ich am nächsten Morgen zu Fuß zum Bahnhof. Für die nächste Etappe stand eine besonders schöne Strecke auf dem Programm, die Ligne des Causses nach Neussargues. Ich nahm den einzigen durchgehenden Zug, der zwar als Intercités läuft, aber mit einem graffitiverseuchten Regionaltriebwagen der Reihe Z2 gefahren wird.
Die Fahrt durch das Zentralmassiv war tatsächlich sehr beeindruckend. Höhepunkt der Strecke sind zwei Brücken, zum einen das Viaduc de Millau der parallel verlaufenden (und leider wesentlich besser als die Bahn ausgebauten) Autobahn, der höchsten Brücke der Welt,
und das Viaduc de Garabit, von Gustave Eiffel entworfen und damit wesentlich älter. Leider kann man beim Darüberfahren die Schönheit natürlich nicht sehen, trotzdem ein Bild:
Der Zug endete zwangsläufig in Neussargues, da hier auch der Fahrdraht endet. Der Zuglauf führt allerdings weiter nach Clermont-Ferrand, so dass Umsteigen in einen Blauwal angesagt war. Wegen Wartens auf Personal hatten wir seit Béziers +10, so dass ein wenig Eile angesagt war. Blöderweise hatte ich mein Handy im Z2 liegenlassen, bekam es aber noch rechtzeitig zurück. Der Wal fuhr wegen technischer Probleme ohnehin ebenfalls mit fast +10 ab … Hier ist er nach der Ankunft in Clermont-Ferrand:
Nun hatte ich zwei Stunden Zeit für die Hauptstadt der Auvergne, die für mich bisher immer der Inbegriff der abgelegenen französischen Provinz gewesen war. In Wirklichkeit merkte man davon aber wenig, nur der graue Charme vieler Gebäude wie der Kathedrale ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Interessante Gefährte gibt es hier auch, nämlich futuristische Busse
sowie Translohr, eine Kreuzung aus Straßenbahn und Obus.
Nächste und letzte Etappe war die Fahrt nach Lyon. Da ich inzwischen herausgefunden hatte, dass die Fernverkehrs-Automaten (Grandes Lignes) auch TER-Fahrscheine verkaufen und dafür meine Maestro-Karte akzeptieren, brauchte ich mich diesmal nicht am Schalter anzustellen. Das in Frankreich eigentlich obligatorische Entwerten (composter) vergaß ich, was den Zub allerdings nicht störte. Allerdings waren die Angaben auf der Fahrkarte dazu, ob sie überhaupt entwertet werden musste, auch widersprüchlich. Wie dem auch sei, die Fahrt verlief störungs- und diesmal auch fast verspätungsfrei durch die unerwartet flache Landschaft und die einbrechende Dämmerung. In Lyon-Perrache angekommen, spazierte ich zum Bellecour-Platz, wo ich kurze Zeit später meine Tante traf, die mir für die nächsten drei Nächte Quartier gewähren würde.
Mit ihr begann ich am nächsten Tag auch die Stadterkundung, und zwar mit der Straßenbahnlinie T1, die quer durch ganz unterschiedliche Stadtviertel führt. Dann machte ich mich alleine auf den Weg, u.a. in das neue Viertel Confluences am namensgebenden Zusammenfluss von Rhône und Saône.
Abends fuhren wir dann wieder gemeinsam ins Théâtre National Populaire, das im Vorort Villeurbanne in einem sehenswerten Art-déco-Viertel liegt:
Am nächsten Tag machte ich mich wieder alleine auf den Weg zu den Confluences, diesmal in das gleichnamige Museum, das neben einer eleganten Straßenbahn-, Rad- und Fußgängerbrücke liegt.
Am Ufer der Saône wird übrigens zurzeit ein autonom fahrendes Shuttle getestet. Meine erste Fahrt in so einem Gefährt ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Zwar kann das Fahrzeug selbständig ausweichen, aber ich hatte oft das Gefühl, dass es im Zweifel lieber stehenblieb. Und der „Fahrer“, der natürlich trotzdem an Bord war, musste recht oft eingreifen, nur eben nicht mit einem Lenkrad, sondern am PC.
Abends betätigte sich meine Tante wiederum kulturell, diesmal in der Oper, während ich lieber einen Streifzug durch das nächtliche Lyon unternahm. Meine Kompaktkamera stößt da schon an ihre Grenzen, aber ich habe versucht, das Beste herauszuholen:
Am nächsten Morgen um zehn Uhr trat ich dann den Heimweg an, wieder mit dem direkten TGV. Leider funktionierten die (in Frankreich nur bei internationalen Zügen vorhandenen) Reservierungsanzeigen nicht, und meine Hoffnung auf ähnlich viel Platz wie auf der Hinfahrt zerstörten sich, nachdem ich mehrmals von meinem Platz vertrieben wurde und dann doch auf meinen reservierten bzw. den daneben umzog. Als ich noch am Fenster saß, gelang mir ein Schnappschuss dieser Gedenktafel an den Erfinder der Fotografie:
Auch diesmal zogen wir uns Verspätung zu, allerdings erst in Karlsruhe, wo wir wiederum einen verspäteten ICE vorbeilassen mussten. Für einen sehr kurzen Loungebesuch war trotzdem Zeit, und mit dem ICE nach Wien erreichte ich NAH nach acht Tagen Reise erfreulicherweise pünktlich und zu einer Zeit, zu der noch Busse fuhren.
Nachdem die GDL gerade den längsten Streik bisher beendet hat und möglicherweise bald einer der EVG ansteht, sind die Medien („offizielle“ wie soziale) voll mit Kritik, nach der es unverschämt sei, wie eine Gewerkschaft (bzw. nach Meinung mancher nur eine einzelne Person) einen Teil des öffentllichen Lebens lahmlege. Ich betrachte das differenziert: Es ist das gute Recht der GDL zu streiken, egal ob es nun für einen Tarifvertrag für Lokführer oder andere Berufsgruppen ist und egal, ob es für diese Berufsgruppe schon einen Tarifvertrag mit einer anderen Gewerkschaft gibt oder nicht. Aber: Das ist eine Sache zwischen der GDL und der DB, mit der ich als Fahrgast erst mal nichts zu tun habe. In einer idealen Welt dürfte die GDL also so viel und lange streiken, wie es geboten erscheint, während gleichzeitig aber die DB (die ja schließlich durch den Streik geschädigt werden soll) dafür sorgen müsste, dass die Fahrgäste mit möglichst wenigen Einschränkungen ans Ziel kommen (z.B. durch Busnotverkehre, die es ja in einigen Regionen auch gibt oder die etwa in Frankreich und Italien üblichen Garantiefahrpläne) und falls das nicht möglich ist, ihre dadurch entstandenen Schäden (verpasste Flüge, unbezahlte Urlaubstage etc.) ersetzt bekommen. Das würde gleichzeitig den Druck auf die DB erhöhen, einen Tarifvertrag abzuschließen. Insofern geht die Tatsache, dass ein Streik nicht mehr pauschal als „höhere Gewalt“ gilt, sondern zumindest die normalen Fahrgastrechte anzuwenden sind, in die richtige Richtung, wenn auch vielleicht noch nicht weit genug.
Ganz kurios finde ich den in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchenden Wunsch nach Wiederverstaatlichung der Bahn. Es mag dafür wie dagegen viele Gründe geben, aber wenn gerade aus der linken Ecke (denn die ist es meist, die sich für eine Staatsbahn ausspricht) gefordert wird, Lokführer wieder zu Beamten zu machen, damit sie nicht mehr streiken dürfen, entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Im Übrigen ist, soweit ich weiß, das fehlende Streikrecht für Beamte eine ziemliche deutsche Spezialität und in vielen Ländern, die noch eine Staatsbahn haben, unbekannt.
Soweit meine Gedanken zum Thema. Ich wünsche den Tarifparteien einen baldigen akzeptablen Abschluss, wobei ich natürlich auch an mich und die vielen anderen Bahnreisenden denke, die gerne ohne größere Störungen an ihr Ziel kommen möchten.
… wenn dazu auch noch andere Betriebsstörungen kommen. Köln war das Ziel meiner Reise am letzten Aprilwochenende. Für die Anreise am Mittwoch wurde kurz vorher mal wieder ein Streik der GDL angekündigt. Kein Problem, dachte ich, der Notfahrplan war ja rechtzeitig online gestellt worden. Mein gebuchter direkter ICE fuhr zwar nicht, aber es gab eine Umsteigeverbindung, bei der ich sogar eine Stunde früher ankommen würde als geplant.
Also disponierte ich um und startete direkt von der Arbeit zum Bahnhof, wo ich auch den RE nach Frankfurt erwischte. Die Live-Auskunft riet mir, in Hanau umzusteigen, aber angesichts des Umsteigerisikos und der nur vier Minuten späteren Ankunft in FF blieb ich sitzen. Das sollte sich rächen: Vom Südbahnhof fuhr der Zug nämlich nicht direkt zum Hbf, sondern bog links ab und erreichte sein Ziel letztendlich über Niederrad, genau in dem Moment, als meine Anschluss-S-Bahn abfuhr. Also schnell wieder die Live-Auskunft bemüht: In Kürze sollte ein verspäteter ICE nach Brüssel abfahren, also schnell in den Quertunnel mit dem anheimelnden Geruch, nur um festzustellen, dass der Aufgang ausgerechnet zu Gleis 18/19 wegen Bauarbeiten gesperrt war. Der Zug war also auch weg, aber da sollte doch selbst am Streiktag … von wegen, der nächste sollte erst in über zwei Stunden vom Flughafen aus fahren. Also mit dem überfüllten Süwex-Flirt dorthin und erst mal die Lounge geentert.
Dort wartete ich dann, bis die planmäßige Abfahrt näher rückte. Die reale tat es leider nicht, denn ein Oberleitungsschaden verzögerte die Ankunft immer weiter, bis der Zug fast eine Stunde hinter Plan schließlich eintrudelte. Dann musste noch ein Anschluss abgewartet werden (Streiktag …), bis es dann mit Extra-Halt in FLIS und FMT endlich weiter ging. Immerhin herrschte gähnende Leere, und die Zub-in verteilte auch gleich Fahrgastrechte-Formulare. Fast drei Stunden nach der im Notfahrplan vorgesehenen Ankunft (und zwei nach der ursprünglich geplanten) erreichte ich dann endlich KK. Die Auftaktveranstaltung des Mensa-Jahrestreffens schenkte ich mir unter diesen Umständen und fuhr mit S- (die fuhr immerhin) und U-Bahn zu meinem Hotel.
An den folgenden drei Tagen stand (abgesehen von dessen häufiger reibungsloser Benutzung) der öffentliche Verkehr zweimal im Mittelpunkt: einmal bei einer Besichtigung bei der DB-Warenlogistik und einmal bei der der Leitstelle der Kölner Verkehrsbetriebe. Erstere nutzt den alten Posttunnel und die so genannten Tiefbahnsteige (also die zwischen den Personenbahnsteigen), um Fernzüge mit Waren zu versorgen. Schwierig wird es dabei vor allem bei kurzfristigen Gleiswechseln, denn da die Elektrokarren die Aufzüge benutzen müssen, kann nicht so schnell umdisponiert werden – einer von vielen Gründen, warum manchmal die gewünschte Ware nicht im Zug ist. Auch für den Thalys liefert die DB die Waren und stellt für die erste Klasse auch die Menüs zusammen, obwohl sie sich sonst weitgehend aus der Kooperation zurückgezogen hat.
Spannend an der KVB-Leitstelle war zunächst einmal die riesige Multimediawand (leider habe ich keine brauchbaren Fotos), die zweimal das gesamte Stadtbahnnetz zeigt: einmal die Stromversorgung und einmal die Signal- und Weichenstellung mit der Position der Züge. Da auf weiten Teilen des Netzes auf Sicht gefahren wird, lässt sich diese jedoch nicht immer genau bestimmen. Zwischen den beiden Netzplänen befinden sich die Übertragungen von den Überwachungskameras der wichtigsten Stationen. Wichtiger als das Live-Bild sind jedoch die Aufzeichnungen, die 48 Stunden aufbewahrt und bei Zwischenfällen herangezogen werden. Vor der Multimediawand stehen die Arbeitsplätze der Verkehrsmeister, die so aufgebaut sind, dass mit wenigen Ausnahmen jeder jede Aufgabe übernehmen kann.
Am Sonntag ging es dann zurück, diesmal ohne Streik, dafür aber mit Bauarbeiten. Diese führten zur Sperrung der KRM und zur Umleitung der Züge „meiner“ Linie 41 über die rechte Rheinstrecke. Um die mal zu fahren, hatte ich sogar extra umgebucht. Kaum in den Zug eingestiegen, machte sich aber schon in Bonn-Beuel die Müdigkeit bemerkbar, so dass ich von der Fahrt nicht allzu viel hatte. Dafür verlief sie aber auch verhältnismäßig unkompliziert, außer dass wir NAH letztlich mit ein paar Minuten Verspätung erreichten, so dass ich den Bus nach Hause nur rennenderweise noch erreichte. Von den Strapazen der Hinfahrt, die statt anderthalb letztlich fünfeinhalb Stunden gedauert hat, war dies aber weit entfernt.
Nein, anders als → George Ezra habe ich noch kein Haus in Budapest, aber bei immerhin fünf Aufenthalten in diesem Jahr (inklusive dem kurzen auf dem Weg nach Eger) hätte es sich fast schon gelohnt. Diesmal war der Anlass wieder geschäftlich, und nach ein paar Tagen Bedenkzeit entschied ich mich wieder für den Nachtzug, weil mir die Fahrt beim letzten Mal recht gut gefallen hatte.
Los ging es am Sonntag um 20.24 Uhr von NAH. Als ich diesmal am Bahnhof eintraf, standen anders als bei den vorigen Malen, als ich am Bahnhof stand, keinerlei Verspätungen auf der Anzeigetafel. Und tatsächlich traf mein Zug pünktlich ein. Zumindest die beiden Wagen, durch die ich ging, waren gut gefüllt, so dass es sich lohnte, dass das Reisebüro für mich einen Platz reserviert hatte. Auf diesem verbrachte ich dann die völlig komplikationsfreie Fahrt nach München. Dort angekommen, spendierte ich mir inmitten trachtengeschmückter Menschen (letzter Abend des Oktoberfests!) noch einen scharfen Döner (schlecht für Karma und Gewicht, aber gut für die Laune) und stieg dann in den bereitstehenden Nachtzug. Mein Wagen war wiederum ganz am Anfang des Bahnsteigs, und bald nach der pünktlichen Abfahrt legte ich mich schlafen. Das tat ich dann auch hervorragend und wachte erst in Ungarn wieder auf. Bald brachte der Schaffner das Frühstück und meine Fahrkarte zurück, und wir erreichten pünktlich den Budapester Ostbahnhof. Angesichts der Tatsache, dass das Meeting für 9 Uhr angesetzt war, fuhr ich mit dem Taxi dorthin, war dann aber doch mit Abstand der erste.
Mit dem Taxi fuhr ich dann auch wieder zum Bahnhof zurück, nachdem am Dienstagnachmittag der berufliche Teil beendet war. Diesmal war der Grund weniger Zeitmangel als die Tatsache, dass ich kein ungarisches Bargeld in der Tasche hatte und man beim Busfahrer (im Gegensatz zum Taxi) nicht mit Kreditkarte bezahlen kann. Am Bahnhof angekommen, kaufte ich dann aber mit Karte ein Tagesticket und fuhr zu einigen ÖPNV-Knotenpunkten: dem Ferenc-Puskás-Stadion, wo ich eine Tatra-Bahn ablichtete, sowie zum Örs vezér tere, wo mir eine ex-Hannoveraner Straßenbahn sowie einige Busse vor die Linse kamen. Mit ersterer fuhr ich dann (mit baustellenbedingten Umstieg in den Bus) zur Mexikói út, um die Metro 1 (Millenniumslinie) in ganzer Länge abzufahren. Nachdem ich ein paar Haltestellen lang einem Mädchen beim Lösen eines Rubik-Würfels in Affengeschwindigkeit zugesehen hatte, stieg ich an der Endstelle Vörösmarty tér aus, von der ich dann auch nocheinigeFotos machte. Die restliche Wartezeit auf den Zug verbrachte ich bei einem Stadtbummel und beim Burger King, wo mich die Nachricht ereilte, dass für diese Nacht ein Streik der GDL geplant war. Das beruhigte mich nicht gerade, aber da es zum Umdisponieren zu spät war, ging ich zum Bahnhof und betrat den Zug, der pünktlich abfuhr. Als Besonderheit lagen in meinem Abteil (warum auch immer) eine Kundenzeitschrift der österreichischen und eine der ungarischen Bahn, beide schon mehr als ein Jahr alt.
Vielleicht wegen des Gedankens an den Streik schlief ich nicht besonders gut und war um vier Uhr bei der Ankunft in Salzburg endgültig wach. Die spannende Frage war natürlich, ob es nun weiter gehen würde, was es nach dem Vereinigen der Zugteile tatsächlich tat. Eine kurze Schrecksekunde gab es noch in Freilassing, wo der Zug einige Minuten stehen blieb, aber letztendlich erreichten wir MH sogar fünf Minuten vor Plan. In der Bahnhofshalle befragte mich ein Journalist, ob ich denn Folgen des Streiks gespürt hätte, was ich verneinen konnte. Auf der Anzeigetafel wurde als einzige Unregelmäßigkeit ein Zugausfall angezeigt. Zu meinem Zug hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit, die ich in der Bahnhofsbuchhandlung verbrachte. Auf der Weiterfahrt nach NAH holte ich den im Nachtzug verpassten Schlaf nach, so dass ich ausgeruht und wieder einige Minuten vor Plan meinen Heimatbahnhof erreichte und mich mit dem nächsten Bus auf den Weg ins Büro machte. Fazit: Die DB hat mal wieder ihren guten Ruf bei mir gerettet – und das an einem Streiktag …
Hartmut Mehdorn im → „Spiegel“ (leider nicht mehr kostenlos erreichbar) zum Thema Lokführer-Streik:
Wer seinen Zug auf freier Strecke stehenlässt, wie es einige Lokführer bei ihren jüngsten Warnstreiks getan haben, gefährdet alle. Wenn da ein anderer Zug hinterherfährt, kann es zu schlimmen Unfällen kommen.
Ob es eine sinnvolle Form des Streiks ist, auf freier Strecke stehen zu bleiben, sei dahin gestellt, aber vor einer Gefährdung der Betriebssicherheit stehen ja zum Glück noch die Blocksignale und andere Sicherungseinrichtungen. Schließlich kommt es immer wieder mal vor, dass ein Zug auf freier Strecke stehen bleibt, aus welchen Gründen auch immer. Insofern halte ich die Aussage von Herrn Mehdorn für etwas übertrieben – ob nun absichtlich oder aus mangelndem Wissen heraus, kann ich allerdings nicht beurteilen.