Über Stockstadt, Rohrbach und Sulzbach …

… führte meine Bahn-Spaßfahrt letzten Samstag. Weit hätte ich dazu nicht fahren müssen, denn alle diese Orte gibt es auch in Unterfranken, inklusive Bahnhöfen (wobei Rohrbach ein reiner Betriebsbahnhof an der ICE-Strecke ist). Die Fahrt hat dann aber doch ein bisschen länger gedauert, denn es ging ohne Halt durch Stockstadt (Rhein) an der Riedbahn, dann über Karlsruhe durch Rohrbach (Pfalz) nach Landau, wo ich in den Zug nach Pirmasens umstieg. Diese Strecke, die malerisch durch den Pfälzerwald verläuft, war eins der Ziele der Reise, und ich wurde auch nicht enttäuscht. Die Stichbahn nach Pirmasens befuhr ich nicht, sondern stieg bereits im Knotenbahnhof Pirmasens Nord auf den am selben Bahnsteig bereitstehenden Zug nach Saarbrücken, der zu allem Überfluss dann auch noch Rohrbach (Saar) passierte. In der Landeshauptstadt angekommen, machte ich noch einen kleinen Abstecher mit der Saarbahn, die erst als Straßen- und dann als Eisenbahn verkehrt, nämlich nach Saargemünd (Sarreguemines) direkt hinter der französischen Grenze. Da hatte ich nur wenige Minuten Zeit, in denen mir aber ein Beweisfoto eines anwesenden SNCF-Triebwagens gelang:

Triebwagen in Sarreguemines

Und hier auch noch ein Foto der Saarbahn, das allerdings 2003 bei wesentlich besserem und wärmerem Wetter entstanden ist:

Saarbahnzug am Saarbrücker Hbf

Damals war ich mit dem Bus aus Luxemburg angekommen, den ich wiederum jetzt ablichtete:

Emile-Weber-Doppeldeckerbus in Saarbrücken

Zurück ging es dann über eine andere sehenswerte Strecke, nämlich die Nahetalbahn. Hier fährt ja seit einiger Zeit der Vlexx mit recht bequemen LINTen. Der bis FF durchgehende RE passiert kurz nach SSH – wiederum ohne Halt – den Bahnhof Sulzbach (Saar). Nach der störungsfreien Fahrt erreichten wir FF mit sagenhaften –5, während mein Anschluss-ICE leider +20 hatte. Aber so war noch ein Kaffee in der Lounge drin, bevor die Fahrt dann etwas später als geplant in NAH zu Ende ging.

… denn das Gute liegt JeNah

Nach Ostthüringen führte mich mein Bahnausflug am Samstag. Immerhin kannte ich nicht nur Jena noch nicht, sondern auch nicht die Strecke von Weimar dorthin. Also bastelte ich einen Rundkurs, bei dem ich die Stadt am Westbahnhof betreten und am Paradiesb…, äh -haltepunkt wieder verlassen würde. Auf dem Rückweg machte ich dann noch einen Abstecher zum Mensa-Stammtisch nach Würzburg.

Einzige kleine Komplikation war die Verspätung von +10 von NAH nach FF. Dort erreichte ich aber noch bequem den Anschluss-ICE und nutzte die Fahrt auf der mir sattsam bekannten Strecke nach Fulda erst mal zum Schlafen. Davon konnten mich auch die anwesenden, noch relativ gesitteten Hoffenheim-Fans auf dem Weg nach Leipzig nicht abhalten. Weiter ging es ab Erfurt in einem 612er. Die Fahrt über die für mich neue Strecke war dann relativ kurz und unspektakulär, wenn auch die Thüringer Landschaft unter ihrer Schneedecke noch mal idyllischer wirkte.

In Jena West angekommen, erkundete ich die Stadt zu Fuß, wobei ich natürlich auch dem Appetit auf Thüringer Bratwurst nachgab. Der Jentower sorgt für einen netten Kontrast zwischen Alt und Neu:

Rathaus mit Jentower

Natürlich kam auch der ÖPNV nicht zu kurz, dessen Betreiber den originellen Kurznamen JeNah trägt:

Jenaer Straßenbahn an der Haltestelle Universität

Jenaer Bus an der Haltestelle Holzmarkt

Insgesamt waren die zweieinhalb Stunden, die ich für die Innenstadt hatte, genau richtig, so dass ich pünktlich am Paradiesbahnhof eintrudelte, ebenso wie mein Zug. Die Saalbahn und die Frankenwaldrampe war ich zwar 2011 schon mal gefahren, aber sie waren eindeutig eine erneute Befahrung wert, nicht nur wegen der Winterlandschaft. Lichtenfels erreichten wir mit sensationellen –7, und ich fragte mich schon, was wir in der halben Stunde bis Bamberg anstellen würden. Die Antwort folgte: Nämlich auf einen entgegenkommenden Zug warten, da die Strecke wegen Bauarbeiten für die NBS Erfurt – Ebensfeld abschnittsweise eingleisig war, was die DB schlauerweise in den Fahrplan eingebaut hatte. NBA erreichten wir daher im (geänderten) Plan. Vorher gelang es mir noch, die Wintersonne einzufangen, auch wenn ich im Gegensatz zu einem Mitreisenden die Idee einen Tick zu spät hatte:

Wintersonne über Oberfranken

Ab hier geschah nichts Besonderes: Draußen war es dunkel, die Strecken kannte ich eh schon und die Züge waren weiterhin pünktlich. Der Stammtisch war auch nett, und aufgrund meiner suboptimalen Ortskenntnis erreichte ich den Zug zurück nach NAH nur mit etwas Eile. Dort trudelte ich dann wie geplant um 22.34 Uhr ein und radelte nach Hause.

Zwei echte und eine falsche Metro

Der Feiertag am Montag und der baldige Verfall meiner Lufthansa-Meilen bewog mich letztes Wochenende zur dritten Bahn-Flugreise dieses Jahr. Vorher nicht geplant war, dass es auch die dritte Fahrt mit einem Nachtzug werden würde, aber dazu später mehr.

Mit dem pünktlichen ICE mache ich mich am Freitag nach getaner Arbeit auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. Trotz Urlaubszeit und Freitagabend sind die Schlangen kurz, und so habe ich am Gate noch jede Menge Zeit. Der Flieger hebt auch pünktlich ab und bringt uns mit Blick u.a. auf den Genfer See in anderthalb Stunden nach Toulouse-Blagnac. Dort findet aufgrund der Sicherheitslage noch eine Einreisekontrolle statt, bevor ich mich auf den Weg zum Hostel machen kann. Dafür hatte ich ursprünglich die Straßenbahn vorgesehen, dann aber festgestellt, dass es mit dem Schnellbus nicht nur viel schneller, sondern auch ohne Umsteigen geht. Dafür nehme ich den stolzen Preis von 8 Euro gerne in Kauf, zumal es auch schon Mitternacht ist. Da die Rezeption schon geschlossen hat, habe ich mir vorher die Zugangscodes per E-Mail schicken lassen, den Zimmerschlüssel nehme ich aus einem Tresor am Eingang.

Am nächsten Morgen schlafe ich erst mal (fast) aus, frühstücke gemütlich in einem Café und mache mich dann auf den Weg zum ersten Programmpunkt, einer Besichtigung bei Airbus. Dafür nehme ich erst mal die Metro, die automatisch fährt und leider wegen der Bahnsteigtüren schwer zu fotografieren ist. Hier mal von den schlechten Fotos das beste:

Fahrerlose VAL-Metro in Toulouse

Weiter fahre ich diesmal mit der Straßenbahn, die wirklich lange braucht und außerdem durch sehr uninteressante Wohngebiete am linken Garonneufer fährt. Ob das Design der Straßenbahnwagen wie in Lyon und Marseille auch an irgendwas erinnern soll, weiß ich nicht, bei mir weckt es jedenfalls keine Assoziation.

Straßenbahn in Toulouse

Von der Haltestelle zum Aéroscopia, einem Luftfahrtmuseum, von dem auch die Besichtigungen starten, laufe ich etwa 10 Minuten (in der Beschreibung standen 20) über ausgeschilderte, aber eher improvisiert wirkende Wege.

Die Besichtigung selbst ist sehr interessant: Wir werden mit dem Bus zur Besucherplattform in der A-380-Montagehalle gefahren und bekommen dort jede Menge Infos zu diesem Flugzeugtyp. Wie bei Airbus üblich, werden die Teile aus ganz Europa per Flugzeug, Schiff und Lkw nach Toulouse transportiert. Natürlich frage ich, ob man auch den Bahntransport in Erwägung gezogen hat, nach Aussage des Besucherführers sind dafür die Teile aber zu breit. Die Flugzeuge werden dann in Toulouse zusammengebaut und für den Einbau der Innenausstattung nach Hamburg geflogen. Abschließend bekommen wir wieder im Aéroscopia einen Film über Testflüge gezeigt.

Zusammen mit der Besichtigung hätte ich den Eintritt ins Aéroscopia zum reduzierten Preis bekommen. Den schenke ich mir aber und fotografiere nur ein paar Flugzeuge im Außenbereich:

Militärflugzeug A400M im Aéroscopia

Concorde im Aéroscopia

Dann erkunde ich lieber bei dem schönen Wetter noch ein bisschen die Stadt, hier ein paar Eindrücke:

In der Altstadt von Toulouse

Das Capitole in Toulouse

Basilika St-Sernin in Toulouse

Am Sonntag trete ich dann die Tour mit der „falschen“ Metro an, der Ligne de Cerdagne in den Pyrenäen. Wegen ihrer leichten meterspurigen, mit Stromschiene angetriebenen Wagen wird sie im deutschen Sprachraum auch „Pyrenäen-Metro“ genannt, international ist sie aber als „Train jaune“ („gelber Zug“) besser bekannt. „Mein“ Zug dorthin ist für das regionale Sonderangebot „Tikémouv“ freigegeben. Ich verzweifle daran, dass der SNCF-Automat dieses nicht anbietet, bis ich schnalle, dass ich dafür an den speziellen TER-Automaten gehen muss. Meine Kreditkarte nimmt der Automat nicht an, Geldscheine auch nicht, zum Glück habe ich noch eine andere Karte mit, mit der es funktioniert.

Tikémouv-Fahrkarte

Dadurch erreiche ich den Zug gerade noch so, und es geht vorbei an der Altstadt von Foix mit Burg in die immer bergiger werdende Landschaft:

Altstadt von Foix mit Burg

Pyrenäenlandschaft

Endstation ist Latour-de-Carol – Enveitg, der Grenzbahnhof zu Spanien, der für die dort zusammentreffenden Strecken in drei Spurweiten bekannt ist, von denen jede einen Höhenrekord im jeweiligen Netz aufstellt. Hier sieht man einen Zug von jeder Strecke: ganz links der Train jaune, rechts davon der Nachtzug aus Paris, dann die S-Bahn (Rodalies) nach Barcelona und ganz rechts noch ein französischer AGV AGC (danke an Oscar aus dem ICE-Treff!).

Züge dreier Spurweiten in Latour-de-Carol

Der Rodalies fährt übrigens planmäßig in der selben Minute ab, in der der Zug aus Toulouse ankommt. Die örtliche Aufsicht ermöglicht aber den Umstieg und ärgert sich etwas über einen Fahrgast, der nicht wahrhaben will, dass das tatsächlich der Zug nach Barcelona sein soll.

In Latour-de-Carol habe ich anderthalb Stunden Aufenthalt, die ich hauptsächlich im „Bistrot de la Gare“ verbringe. Das Essen (Hähnchenfilets mit Pommes) ist zwar nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes.
Da mein Tikémouv nur bis hier gilt, muss ich für die Fahrt mit dem Train jaune ein neues Ticket kaufen. Der Automat kennt Villefranche-Vernet-les-Bains nicht, so dass ich mich am Schalter anstelle, der sinnigerweise acht Minuten vor Abfahrt des Zuges öffnet. Vor mir stehen natürlich einige Leute, die dieselbe Idee hatten, so dass ich erst zwei Minuten vor der Abfahrt drankomme. Auf meine Frage, ob der Zug warte, fragt der Mann hinter dem Schalter nur barsch, wo ich hinwolle. Letztendlich bekomme ich aber noch rechtzeitig mein Ticket bzw. genau genommen zwei davon:

Fahrkarte für den Train jaune

Also renne ich zu einem der offenen Wagen, den ich während der Wartezeit schon mal abgelichtet habe:

Offener Sommerwagen des Train jaune

Beim Einstieg helfen mir die Fahrgäste, die schon in meinem Abteil sitzen, denn der Öffnungsmechanismus ist mir auf die Schnelle zu kompliziert:

Schließmechanismus der Türen im offenen Wagen des Train jaune

Sitzung zwingend

„Sitzung zwingend“ werde ich künftig auch immer sagen, wenn es auf der Toilette mal wieder länger dauert … Und schon geht die dreistündige gemächliche Fahrt los. Interessant sind vor allem die Tunnel, in denen es teilweise kräftig von der Decke tropfte:

Tunneleinfahrt im offenen Wagen

Im Tunnel

Aber auch die Landschaft ist nicht zu verachten, und die Kurven teilweise ziemlich eng. Eng wird es ab Font-Romeu auch im Zug, ab hier fahren auch statt der sonst sagenhaften zwei im Sommer immerhin fünf Züge am Tag. Noch mehr Leute steigen in Mont-Louis – La Cabanasse ein, dazwischen liegt mit 1592 m der höchste Bahnhof des SNCF-Netzes. Der Höhepunkt im übertragenen Sinne folgt wenig später: die Schrägseilbrücke Pont du Gisclard.

Pont du Gisclard

Pont du Gisclard

Fast anderthalb Stunden geht es noch durch die Berge, bis wir die östliche Endstation Villefranche-Vernet-les-Bains erreichen, wo sich auch das Bw des Train jaune befindet und ich einen kompletten Zug in gutem Licht „erlegen“ kann.

Betriebswerk des Train jaune

Komplette Garnitur des Train jaune

Dort sehe ich auch die neuen Stadler-Wagen stehen, leider wird mein Foto nicht gut. 106 Jahre hat die Ligne de Cerdagne, auf der der Train jaune fährt, schon auf dem Buckel:

Gedenktafel an 100 Jahre Ligne de Cerdagne

Interessant am Normalspurteil des Bahnhofs sind die „caténaires inclinées“, eine Spezialität Südfrankreichs:

Caténaire inclinée

Von hier nach Perpignan kaufe ich das Sonderangebot „Le Train à 1 Euro“ der ehemaligen Region Languedoc-Roussillon:

Fahrkarte für den Train à 1 Euro

Von dem so billigen Zug, der in Kürze abfahren soll, ist allerdings noch nichts zu sehen. Ein Blick auf den Abfahrtsmonitor gibt an, dass er als Bus fahren wird und der anwesende SNCFler auch den Grund dafür: Der für den Zug vorgesehene Tf hat ein haltzeigendes Signal überfahren und muss daher erst mal seine weitere Fahrtauglichkeit überprüfen lassen. Wegen der Urlaubszeit gibt es auch keinen Ersatzlokführer. Also geht es mit dem Bus weiter, die meisten Fahrgäste aus dem Train jaune sind ohnehin schon in ihre Autos gestiegen. Der Bus braucht natürlich viel länger als der Zug, da er von der Straße Abstecher zu allen Unterwegsbahnhöfen macht. So ist bei der Ankunft in Perpignan mein Anschluss-TGV über alle Berge. Da kein Personal mehr anwesend ist, kaufe ich mir sicherheitshalber einen Fahrschein für den nächsten (und letzten) Zug nach Toulouse, den Nachtzug nach Paris. Gleichzeitig ist es mit Abfahrt um 20.55 Uhr auch für diesen Tag der vorletzte Zug von Perpignan überhaupt. Das Einkaufszentrum mit Hotel im Bahnhofsgebäude nennt sich übrigens Centre del Món, „Mittelpunkt der Welt“ … [Nachtrag: Das bezieht sich auf Salvador Dalì, der den Bahnhof so nannte.]

Im Nachtzug nehme ich auf dem gebuchten Ruhesessel Platz:

Ruhesessel im SNCF-Nachtzug

Ruhesessel im SNCF-Nachtzug im ausgeklappten Zustand

Meine Fahrkarte will übrigens niemand sehen, ich bin gespannt, ob die SNCF sie mir zurück erstattet. Immerhin habe ich gestückelt und auch noch das „composter“ am Bahnsteig vergessen. [Nachtrag: Hat sie, allerdings als Gutschein, den ich dann an meine in Frankreich wohnende Kusine verkauft habe.] Ohne weitere Komplikationen erreiche ich Toulouse-Matabiau fast zwei Stunden später als geplant, die Metro fährt auch noch.

Am nächsten Tag stehe ich deutlich vor meinen Zimmergenossen auf. Auch in der Stadt merkt man, dass Feiertag ist, nur am Bahnhof ist etwas mehr los. Vor der Abfahrt kaufe ich mir noch Proviant, die Flasche Wasser zu 2,60 Euro, und mache Bilder von meinem und dem nebenstehenden Zug:

TGV Atlantique 312

Neuer SNCF-Regionaltriebwagen

Mein Zug ist eine Doppeltraktion TGV Atlantique, wobei der hintere Zugteil als idTGV fährt, bei dem die Fahrscheinkontrolle bereits vor dem Einsteigen stattfindet. Interessanterweise ist am Zwischenhalt Montauban der Zustieg in diesen Teil nicht möglich. Der Zug fährt mit recht konstantem flottem Tempo über die Altstrecke am Canal du Midi entlang:

Canal du Midi

Kurz vor Bordeaux komme ich ein wenig mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch: Sie wohnt in Paris, fährt aber nach Bordeaux, um dort ihren Urlaub fortzusetzen. Ihre Mutter war mit einer Frau aus Dieburg befreundet, daher kennt sie auch Aschaffenburg. In Bordeaux rechne ich angesichts des Andrangs am Bahnsteig damit, dass mein Nebenplatz wieder besetzt wird, aber ich habe Glück.
Hinter Bordeaux ist schon der Abzweig der LGV Sud Europe Atlantique zu erkennen, die 2017 eröffnet werden soll und von der ich bis dahin noch gar nichts wusste. Bis Paris halten wir nicht mehr, und es passiert auch nichts Besonderes, außer dass ich mir in der Bar ein Metroticket mit 30 Cent Aufschlag kaufe. Aber so spare ich mir das Schlangestehen am Automaten.

Der Weg vom Zug zur Metro am Bahnhof Montparnasse ist recht lang. Ich hatte überlegt, eine Verbindung mit Übergangszeit Montparnasse – Est von 40 Minuten zu nutzen. Mit etwas Beeilung hätte das wohl auch geklappt, aber es ist wohl besser, dass ich mir mehr Zeit genommen habe. So konnte ich als letzter aus dem TGV aussteigen und noch ein paar Fotos von der von Christian Lacroix entworfenen Inneneinrichtung machen. Weiß übrigens jemand, warum die Sitznummern umschaltbar sind? (Damit man mit derselben Platznummer immer in Fahrtrichtung sitzt, auch wenn der Zug umgekehrt gereiht ist, danke an EK-Wagendienst aus dem ICE-Treff)

Lacroix-Inneneinrichtung im TGV

Umschaltbare Sitznummern

Meine Bilder von der Metro werden dagegen nichts, da sie kurz vor dem Halt noch zu schnell für meine Kamera ist. Im Gare de l’Est esse ich auch noch etwas, während sich gerade eine Kundin eine hitzige Diskussion mit dem Personal über eine angeblich zu scharfe Paella liefert.

Zehn Minuten vor der Abfahrt beschließe ich, unterwegs weiter zu essen und zum Bahnsteig zu gehen. Das ist auch gut so, denn die SNCF spielt wieder das Spiel „Zugteil am Prellbock leer und verschlossen“, das ich schon mal in Frankfurt erlebt habe. Vermutlich deswegen steht auch vor den Türen des offenen Zugteils noch eine Schlange von Fahrgästen, die sich auch die berühmten zwei Minuten vor Abfahrt trotz mehrmaligem Pfeifen des Zugchefs nicht auflöst.

Als dann endlich alle drin sind, geht es los. Leider habe ich einen Gangplatz gebucht, und es ist auch kein Fensterplatz mehr frei. Aber die LGV Est kenne ich ja auch recht gut. Zwischendurch schlafe ich eine Runde, werde aber rechtzeitig für den neuen Teil der Strecke wieder wach, der aber wie die meisten LGV recht uninteressant ist. An der Stelle, an der der schwere Unfall passiert ist, wird der Zug langsamer, an der Strecke selbst ist aber nichts zu erkennen. Kurz danach erreichen wir Straßburg und fahren dann über die Rheinbrücke wieder nach Deutschland. Den Aufenthalt in Karlsruhe nutze ich, um einen der neuen NET2012-Straßenbahnwagen abzulichten:

NET2012-Straßenbahn vor dem Hbf in Karlsruhe

Weiter geht es mit einem gähnend leeren ICE 1. Das Spannende daran ist wegen Bauarbeiten auf der Riedbahn die Umleitung über den westlichen Teil der Nibelungenbahn, den ich noch nicht kenne. FF erreichen wir mit +5, so dass der Anschluss an den IC nach Nürnberg ungefährdet ist. Der kommt pünktlich und mit einer 120, was beides für einen Rheinstreckenzug nicht selbstverständlich ist, fährt aber mit +5 weiter.

DB-Ellok der BR 120 mit IC

Ich bekomme im zweiten Wagen von vorne noch einen Sitz mit freiem Nebenplatz, frage mich dann aber doch, ob die Lauferei für die paar Kilometer noch nötig war. Weiterhin mit +5 erreichen wir NAH, wo sich der Zug durch das Ausladen von Fahrrädern weitere +5 zuzieht. Ich dagegen steige auf meinen eigenen Drahtesel und radle nach Hause, da ich mal wieder nach der Abfahrtszeit des letzten Busses angekommen bin.

Gleis 12 lässt grüßen

Weitgehend ohne Komplikationen lief die Fahrt, für die es kurzzeitig doch ein Prämienticket gab: Der ICE verließ AH pünktlich und war tatsächlich rappelvoll, so dass sich die Reservierung in der Lounge, die ich schon vor der Prämienfahrt gebucht hatte, definitiv gelohnt hat. Bis FF war die 2.-Klasse-Lounge hinten, aber der Blick trotzdem recht interessant. Beim Wenden und Tf-Wechsel in FF war die erste Amtshandlung des neuen Tf, die Scheibe milchig zu schalten. Wollte er nicht, dass man ihm über die Schulter guckt oder die Lounge-Passagiere vor unangenehmen Eindrücken im Fall eines PU bewahren? Dank des sonnigen Wetters sah man aber durch die Scheibe trotzdem noch einiges. Besonders interessant war, dass wir von FFLF bis FLIS nicht nur auf dem Gegengleis fuhren, sondern uns auf dem „eigentlich“ richtigen Gleis sogar Züge entgegen kamen. Grund dafür war laut → DSO, dass es kurz vorher eine Störung in der LZB gegeben hatte und diese nun getestet werden musste. KKDT erreichten wir dann ebenfalls pünktlich, leider auf Gleis 12, das nur über eine Treppe erreichbar ist.
Mein Anschluss-RE 5 nach Bonn war wegen Personen im Gleis leider mit +40 angekündigt. Zum Glück fuhr aber nur wenige Minuten später die RB 48, so dass ich nun auch mal in den Genuss der NX-Talente kam. Zum Glück konnte ich mir in KKDZ noch einen Sitzplatz sichern, denn ab KK knubbelten sich sämtliche Fahrgäste des verspäteten RE im Zug. Den Fahrplan konnte der aber halbwegs einhalten, so dass ich nur 10 min später als geplant in Bonn eintraf.
Dort fuhr ich in den nächsten Tagen nicht nur sehr viel mit dem ÖPNV herum, sondern machte auch einiges an Fotos davon. Interessant fand ich bei den neueren Bussen die farbige Matrixanzeige, die ich bis dahin nur aus Brüssel kannte.
Zurück ging es dann am Sonntagvormittag mit der Stadtbahnlinie 16 nach Köln, mit der ich ich sowieso schon lange mal fahren wollte. Da ich aber von Bonn West zum Kölner Neumarkt wollte, war das aber auch die schnellste Möglichkeit. In der Domstadt war ich noch mit einer Freundin zum Essen verabredet, bevor wir dann über die Hohenzollernbrücke nach KKDT spazierten. Auf den letzten Metern mahnte ich etwas zur Eile, was sich als unnötig herausstellte: Nicht nur war die Abfahrtszeit des Zuges wegen Bauarbeiten ohnehin von 15.44 Uhr auf 15.50 Uhr verschoben worden, er hatte auch noch 30 Minuten Verspätung wegen einer technischen Störung. Ankommen tat er dann ausgerechnet in dem Moment, als schon der Gegenzug auf Gleis 11 stand – also war wieder Treppensteigen nach Gleis 12 angesagt. Die technische Störung betraf den zweiten Zugteil, der deswegen nicht mitfahren konnte – entsprechend voll war der verbliebene Zugteil sowie der Unmut bei den Passagieren darüber. Seinen Unmut tat auch der Magen einer Reisenden in der Reihe vor mir kund – nach deren Aussage kam das vom Schaukeln des Zuges, bei dem ich in letzter Zeit auch das Gefühl habe, dass es zugenommen hat. Weiteres Ungemach brachten die Kopfhörer des jungen Mannes neben mir, die die Musik fast ungefiltert wiedergaben. In FF wurde er aber ohnehin von seinem Platz verscheucht, weil die neue Sitzplatzinhaberin im Gegensatz zu ihm den Comfortstatus hatte (und ein schlechtes Gewissen, aber begreiflicherweise wollte sie nicht bis München stehen). Da wir nicht über FFLF, sondern baubedingt über den Regiobahnhof gefahren waren, hatten wir inzwischen +45. Den RE überholten wir in FH über Gleis 104, so dass die Verspätung bis NAH zumindest nicht mehr wurde. Da ich aber nicht nach Hause laufen wollte, sondern auf den nächsten Bus wartete, kam ich letztendlich doch eine Stunde später zu Hause an als geplant.

My first KISS

Ich bin in Berlin – dieses Zitat aus dem Musical „Linie 1“ traf Ostern auf mich zu. Übrigens gab es zwar eine Vorstellung, Karten waren kurzfristig aber leider nicht mehr zu haben. Die Hinfahrt am Gründonnerstag verlief ohne große Schwierigkeiten. Mit dem RE nach Hanau, dort in ICE 572, der als einer der wenigen der Linie 22 dort hält. Die Abfahrt fand zwar mit etwa +10 statt, jedoch waren wir in Hannover fast wieder im Plan und der Anschlusszug hatte auch Verspätung. Auch die hatte er bis Berlin fast wieder abgebaut, und ohnehin musste ich nur noch mit der S-Bahn eine Station zur Friedrichstraße fahren und von dort nur noch wenige Schritte ins Hotel laufen, wo man mich schon erwartete.
Während der vier Tage vor Ort machte ich auch wieder Touren mit dem ÖPNV, wobei es mir endlich gelang, ein Bild von einem KISS der ODEG zu machen:
ODEG-KISS

Auch der Schöneicher-Rüdersdorfer und der Woltersdorfer Straßenbahn mit ihren mehr oder weniger historischen Triebwagen stattete ich einen Besuch ab:
Triebwagen der SRS

Triebwagen der Woltersdorfer Straßenbahn

Zur Woltersdorfer Straßenbahn zu kommen, war übrigens gar nicht so einfach, denn die S-Bahn zu deren Endpunkt Rahnsdorf war gerade wegen Bauarbeiten außer Betrieb. Also brachte mich statt der Bahn ein neckischer Kleinbus zur Straßenbahn, mit der ich dann einmal bis zur Endstation und zurück fuhr. Auf dem Rückweg gelangen mir noch Tonaufnahmen der Fahrgeräusche von zwei S-Bahn-Zügen: einem 481er, der nicht zu Unrecht als „Heulboje“ bezeichnet wird, und der letzten „Ost-Baureihe“ 485.

Die Rückfahrt am Ostermontag verlief ebenfalls problemlos. Gebucht hatte ich den Wochenendverstärker IC 1956 – eigentlich aus Kostengründen, aber dass ich die Strecke über Halle wenig bis gar nicht kannte, machte die Entscheidung leichter. Los ging es „wegen Wartens auf Fahrplanunterlagen“ mit etwa +8, die wir aber schnell wieder aufgeholt hatten. Ich genoss die Fahrt bei strahlendem Sonnenschein mit Aus-dem-Fenster-Gucken. In Seebergen zwischen Erfurt und Eisenach ließen wir interessanterweise (planmäßig?) einen ICE überholen, was unserer Pünktlichkeit keinen Abbruch tat. Offiziell hatte ich den IC bis Darmstadt gebucht, was mir trotz Umweg eine 3 min frühere Ankunft in NAH ermöglicht hätte. Ich stieg allerdings doch schon in FF aus und gönnte mir noch eine Chilibratwurst. Meinen Heimatbahnhof erreichte ich pünktlich um 22.16 Uhr und fuhr mit der Wertheimer RB nach Hause. Diese war diesmal sogar aus einem 642er gebildet, so dass ich meinen Haltewunsch in Hochschule per Knopfdruck bekannt geben konnte.

… and then nothing like out to When Lake

Nach dem übersetzten Plan von Stockholm hat jetzt die S-Bahn Berlin – passend zum Datum – auch den Berliner Netzplan ins Englische übersetzt und an einigen Stationen aufgehängt. Das Ergebnis findet sich auf den Seiten des → „Tagesspiegels“. Bei Straßen und Plätzen, die nach Personen benannt sind, wurde oft der Name einfach beibehalten, aber gerade die „Übersetzungen“ von Berliner Ortsteilen sind gut gelungen: Aus Spandau wurde „Splinter Dhow“, aus Tiergarten „Beastyard“ und aus Wilhelmshagen – haltet euch fest – „Want-Helmet’s Hedges“. Morgen mache ich mich auf den Weg nach Berlin, mal sehen, wie weit die Anglifizierung dann fortgeschritten ist 😉 . In diesem Sinne: Thank you for reading this post!

Die erste Idee …

… ist vielleicht nicht immer die beste, aber manchmal eben doch. Das habe ich am Mittwoch letzter Woche gemerkt, als ich unterwegs zu meiner Schwester nach Lübeck war. In letzter Minute am Bahnhof angekommen, stellte sich heraus, dass ich mich doch nicht so hätte beeilen zu brauchen: Wegen eines Personenunfalls war die Strecke nach Würzburg gesperrt, mein ICE wurde umgeleitet und hielt demzufolge nicht in NAH. Nach einer Weile tauchte der RE nach Frankfurt auf. Ich stieg ein und schaute auf dem Smartphone meine Reisemöglichkeiten nach: Der direkte ICE von FF nach Hamburg bot sich an, die Umsteigezeiten reichten dicke aus und ich wäre „nur“ eine Stunde später in Lübeck. Dies teilte ich bei der Fahrscheinkontrolle auch dem Zub mit. Der meinte: „Achten Sie auf die Ansagen, vielleicht hält ja ein Zug außerplanmäßig in Hanau“. Und tatsächlich kündigte er wenig später den Halt eines ICE nach München dort an. Mein Kalkül: vielleicht würde dieser über Fulda umgeleitet, dort würde ich dann sogar den eigentlich vorgesehenen Zug erreichen. Wenn nicht, wie ursprünglich geplant nach Würzburg fahren und dort umsteigen.

Gedacht, getan, ich stieg also in den ziemlich leeren ICE. Dieser fuhr natürlich nicht über Fulda, aber was viel ärgerlicher war: er brauchte über Schlüchtern und Burgsinn bis Würzburg auch wesentlich länger als ich gedacht hatte, so dass uns der Zug, der mich eine Stunde später als geplant nach Hamburg gebracht hätte, schon kurz vor NWH entgegen kam. Nicht nur, dass ich nun fast eine Stunde Aufenthalt hatte, ich würde nun auch zwei Stunden später in Lübeck ankommen und damit nur zehn Minuten vor dem geplanten Kochkurs. Zum Glück klappte auf der Weiterreise wenigstens alles wie am Schnürchen, obwohl die Verbindung in der Auskunft eine Warnung vor Anschlussverlust wegen Bauarbeiten trug. Der RE von AH nach AL war – da inzwischen der Berufsverkehr angebrochen war – rappelvoll, aber ab Bad Oldesloe hatte ich einen Sitzplatz. Meine Schwester holte mich mit dem Auto ab, und so kamen wir gerade noch rechtzeitig zum Kurs.

Auch an den folgenden Tagen meines Kurzurlaubs gab es öffentlichen Verkehr zu erleben: am Donnerstag mit unserer Tante von Hamburg-Rahlstedt mit dem Bus nach Wandsbek, was ohne erwähnenswerte Ereignisse ablief. Am Freitag wollten wir nach Lübeck-Schlutup, wofür die DB-Auskunft einen Regionalbus ausgeguckt hatte. Dessen Fahrer meinte jedoch, einen stadtinternen Fahrschein dürfte er uns nicht verkaufen, so dass wir dann doch den Stadtbus nahmen, der interessanterweise für Abokunden WLAN hat. Allemal besserer Service als das merkwürdige Handyverbot bei der VU. Am Samstag ging es dann mit dem Zug durch schöne schleswig-holsteinische Landschaft nach Flensburg mit Umstieg in Kiel, wo ich mit einem anderen Busfan um die Wette knipste. Die Bahnfahrt an sich verlief völlig reibungslos, Höhepunkt war die Fahrt über die Schlei auf der → Lindaunisbrücke.

Zurück ging es dann am Sonntagmittag. Eine Änderung des Fahrplans hatte es schon im Vorfeld gegeben: Wegen Bauarbeiten konnte ich nicht über Lüneburg, sondern musste über Hamburg fahren. Meine Abfahrtszeit in AL verschob sich dadurch um eine ganze Minute nach vorne. So lernte ich zwar nicht die Strecke über Ratzeburg kennen, konnte aber die Wartezeit in der Lounge in AH verbringen. Der Anschluss-IC war auch pünktlich und brachte mich ohne Komplikationen über die selten von mir befahrene Main-Weser-Bahn nach FF. Dort wurde mein Anschlusszug merkwürdigerweise als „im Abschnitt C und D“ angekündigt. Natürlich fuhr er trotzdem vor bis zum Prellbock und wurde auch nicht geteilt, was bei 5 min Wendezeit auch sehr sportlich gewesen wäre. Bemerkenswert an dem Bimz-Abteil, in dem ich saß, war der Boden, der so klebrig war, dass es mir fast die Schuhe auszog. Ein wenig Verspätung zogen wir uns auch ohne Teilung zu, und so erreichte ich NAH, wo ich mein Rad in der Radstation abgestellt hatte, mit etwa +7.

Variationen zum Thema

Das meiste, was ich vom 2. bis 6. Januar tat, tat ich nicht zum ersten Mal: Beispielsweise hatte ich den Feiertag am 6. Januar für einen Kurzurlaub ausgenutzt, und auch mein Ziel London hatte ich schon einmal besucht, allerdings das letzte Mal vor gut 15 Jahren. Gebucht hatte ich am ersten Buchungstag und gerade noch zwei London Spezial zum niedrigsten Preis ergattert: eins von Essen, wo ich das neue Jahr begrüßt hatte, und eins nach Aschaffenburg. Während ich noch dabei war, den Urlaub für den 5.1. zu klären, waren die Preise schon angestiegen, und es gab den Preis von 54 Euro nur noch für die erste Verbindung hin und die letzte zurück.
Gesagt, getan: Am Morgen des 2. Januar machte ich mich aus dem Domizil eines Freundes auf zum Hauptbahnhof – gemeinsam mit einer Freundin, die an diesem Tag arbeiten musste. Auf diese Weise war ich eine Viertelstunde früher als nötig am Bahnhof, so dass ich statt der Umsteigeverbindung mit RE 2 und 5 den direkten RE 1 nehmen konnte. Auf der Fahrt passierte nichts Besonderes, in Köln vertrieb ich mir die Zeit mit einem Frühstück in der Lounge. Mein Anschluss-ICE kam leicht verspätet, und ich fand nach anfänglichem Suchen noch einen unbelegten Zweierplatz, wo ich bald einschlief. Brüssel Süd erreichten wir pünktlich, und ich machte noch einige Fotos von TEC-Bussen und NMBS-Zügen. Dann checkte ich beim Eurostar ein. Was ich bei der letzten Fahrt noch nicht wusste: Mit bahn.comfort-Karte kommt man in die Business-Lounge, für die sonst ein Fahrschein der höchsten Kategorie Business Premier erforderlich ist. Natürlich nutzte ich das aus und genoss das Frühstück und das kostenlose WLAN. Allerdings nur kurz, denn kurz nach dem Start des Boardings warf man mich heraus, damit ich den Zug nicht verpasse. Diese Sorge hielt ich für unnötig, denn im Zug saß ich so noch fast eine Viertelstunde herum. Auch während der Weiterfahrt schlief ich vorwiegend, so dass ich die Fahrt durch den Eurotunnel nur am Rande mitbekam und erst kurz vor London, das wir pünktlich erreichten, wieder aufwachte.
In St. Pancras angekommen, checkte ich mit meiner vorher erworbenen Oystercard in die U-Bahn ein und fuhr zu meiner Unterkunft für die ersten zwei Nächte, dem sehr empfehlenswerten → Barmy Badger Backpackers in Earl’s Court. In den folgenden vier Tagen erkundete ich die britische Hauptstadt vor allem mit dem ÖPNV: unter anderem mit der Emirates Air Line, einer Seilbahn über die Themse, mit der U-Bahn und natürlich mit den roten Doppeldeckerbussen, von denen es dem Titel des Beitrags entsprechend inzwischen diverse Varianten gibt. Den klassischen Routemaster sah ich auch, allerdings nicht mehr auf Londons Straßen, sondern im sehr empfehlenswerten (allerdings 15 Pfund teuren) → London Transport Museum.
Einen Tag widmete ich sogar fast komplett dem ÖPNV: Von der Wohnung meines Cousins, meiner zweiten Unterkunft, fuhr ich mit der S-Bahn-artigen London Overground nach Clapham Junction, „Britain’s busiest railway station“. Das ist nicht übertrieben, denn praktisch minütlich kam von irgendwo ein Zug angefahren. Über eine Stunde hielt ich mich hier auf, bis es mir gelungen war, einige hoffentlich brauchbare Fotos zu schießen (demnächst auf meiner Website). Auch auf dem Waterloo-Bahnhof machte ich noch einige Aufnahmen und fuhr dann mit der Waterloo+City, der kürzesten U-Bahn-Linie.
Die London Overground nutzte ich auch am letzten Tag, um zum → Londoner Hindu-Tempel zu kommen. Auf dem Rückweg sah ich, dass der Bus, der dort vorbei fuhr, auch an der Overground-Station Brondesbury Park hielt. Da mir das einen Umstieg ersparte, blieb ich in Harlesden im Bus sitzen, nur um dann festzustellen, dass der Bus wahnwitzige Mäander durch diverse Wohngebiete fuhr. Auf die Ansage „Brondesbury Park“ hin stieg ich aus – und entdeckte weit und breit keinen Bahnhof. Nach einem etwa viertelstündigen Fußmarsch entlang der Straße, in die der Bus abgebogen war, tauchte er dann schließlich auf. Merke: „Brondesbury Park“ ist nicht gleich „Brondesbury Park Station“ – ersteres ist nämlich nur der Name der Straße.
Meine Oystercard, die ich mit 30 Pfund gekauft hatte, musste ich übrigens zweimal nachladen, so dass ich insgesamt fast 50 Pfund gelassen habe. Die Logik, nach der abgebucht wurde, kann ich nicht so ganz verstehen: So wurde für die Fahrt von Canonbury nach Waterloo (über Clapham Junction und Wimbledon, aber ohne Auschecken dort) über 5 Pfund berechnet, und auch die Busfahrt von Harlesden zum Tempel kostete extra, obwohl sie in derselben Zone war. Für meinen nächsten Besuch werde ich mich definitiv statt für „Pay as you go“ für eine Travelcard entscheiden.
Zurück von meinem Cousin nach St. Pancras machte ich mich schließlich mit dem direkten Bus der Linie 30, die mit dem besonders formschönen „New Bus for London“ gefahren wird. Die Rückfahrt verlief ohne jegliche Komplikation: Der Eurostar war gähnend leer, so dass ich statt meines reservierten Gang- einen Fensterplatz einnehmen konnte. Eingenommen habe ich auch einen mit 2,10 Euro ziemlich teuren Müsli-Joghurt und später in FF eine Chilibratwurst an meinem neuen Lieblingsstand „Wursthelden“ – „Sandwich and more“ gibt es nicht mehr. Fast pünktlich erreichte ich um kurz vor 23 Uhr NAH, von wo ein Taxi mich und meine gesammelten Werke aus dem Weihnachtsurlaub nach Hause brachte. Verabschieden tue ich mich mit dem London-Bild: Parlament und Big Ben mit rotem Doppeldecker – natürlich ein „New Bus for London“:

Houses of Parliament mit Bus

Faut savoir

Direkt nach der Polen-Fahrt war ich mal wieder geschäftlich in Paris. Da ich alleine unterwegs war, bin ich mit der RER, dem Pariser Pendant zur S-Bahn, vom Flughafen in die Stadt und zurück gefahren. Dabei waren auch für mich als (relativ) altem Reisehasen einige Dinge ungewohnt:

  • Der Automat an der S-Bahn-Station des Flughafens braucht sehr lange, um die Kreditkarte zu verifizieren. Das wusste ich zwar inzwischen, beim ersten Mal hatte es aber dazu geführt, dass ich dachte, der Automat sei abgestürzt und die Kreditkarte herauszog. Jetzt weiß ich, dass man einfach ein wenig Geduld haben muss.
  • Nicht alle RER-Züge halten überall. So stellte ich zum Glück schon vor dem Einsteigen fest, dass mein Zug nicht an meinem Zielbahnhof Gentilly hielt. Außerdem gibt es in den Außenbezirken noch verschiedene Linienäste, so fahren z.B. auch nicht alle Züge der Linie B zum Flughafen!
  • Auf der Rückfahrt legte ich das erste Teilstück mit der Straßenbahn zurück, die inzwischen Paris fast komplett umrundet. Den Fahrschein wollte ich am Automaten kaufen, aber der tat es nicht. Also stieg ich einfach so ein und habe nie erfahren, ob das so korrekt war. Bei der S- und U-Bahn in Paris funktioniert das übrigens nicht, da es dort automatische Sperren gibt.
  • Beim Aussteigen aus der Straßenbahn stellte ich außerdem noch fest, dass die an deren Haltestellen installierten Automaten nur Fahrscheine für die innerstädtische Tarifzone verkaufen. Ein durchgehendes Ticket zum Flughafen hätte ich also dort noch nicht einmal bekommen.
  • An der S-Bahn-Station schließlich musste ich auch eine Weile nach dem richtigen Menü suchen, bis ich feststellte, dass der Flughafen nicht in der normalen Liste der Zielbahnhöfe, sondern in einem separaten Unterpunkt aufgeführt war. Auf eine Quittung verzichtete ich, weil ich der Meinung war, dass der Preis des Fahrscheins immer aufgedruckt sei. Ein Irrtum, wie sich herausstellte – mal sehen, ob ich den Preis trotzdem erstattet bekomme.

Soweit also meine Erfahrungen mit dem Nahverkehr in Paris – lasst euch davon nicht abbringen, RER, Metro und Co. zu benutzen, sondern nehmt sie als wertvolle Tipps!

Urlop w Polsce

Urlaub in Polen war zu Ostern und in der Woche danach angesagt: Krakau, Breslau und Posen hießen meine Ziele. Für die Anreise hatte ich zuerst den Nachtzug favorisiert, nachdem das aber teurer und zeitaufwendiger gewesen wäre als gedacht, entschloss ich mich, gemeinsam mit meinen Eltern zu fliegen. Dafür begab ich mich am Karfreitag morgens zum Hp NAHF, wo tatsächlich zu der nachtschlafenden Zeit von 6.50 Uhr bereits ein Zug zum Hbf fuhr. Dort stieg ich in den ICE, der mich dann über die Rheinstrecke nach Hagen bringen sollte. Erwartungsgemäß war er fast leer, nicht erwartet hatte ich, dass fast alle Plätze reserviert waren. Erst recht weit hinten fand sich dann ein Platz in einem Abteil, der erst ab Hagen reserviert war. A propos nachtschlafend: Genau das wurde ich dann auch bald, bis ich in Bonn einen Mitreisenden bekam. Dieser stellte sich als Physiotherapeut vor und gab mir ein paar Tipps zum richtigen Sitzen inklusive Fußmassage – sehr schräg, aber warum nicht. Von Hagen aus begab ich mich dann im RE 7 nach Holzwickede, wo ich wiederum in den alle 20 Minuten verkehrenden Shuttle zum Flughafen Dortmund umstieg. Dort traf ich meine Eltern, mit denen ich dann zusammen mit Ryanair nach Krakau flog und dort weitere Verwandte traf. Dort angekommen, gab es leider nicht mehr das „Bähnchen“, das ich 2009 noch benutzt hatte, so dass wir mit dem Bus in die Stadt fahren mussten. Die Tickets verkaufte mir der Busfahrer, wobei uns erst unterwegs auffiel, dass er uns statt drei Vollpreis- sechs Halbpreistickets verkauft hatte, die wir natürlich dann alle abstempeln mussten. Gut, dass wir das getan hatten, denn kurz vor dem Hauptbahnhof gerieten wir in eine Kontrolle, die ein ebenfalls mitfahrendes deutsches Paar dazu verdonnerte, eine Strafgebühr zu zahlen. In die darauffolgende Diskussion mischte sich sogar der Busfahrer ein, wofür er Applaus von den Fahrgästen erhielt.

Am nächsten Tag planten wir einen Besuch im Salzbergwerk Wieliczka. Die organisierte Bustour dorthin war ausgebucht, so dass wir uns auf die Suche nach dem Linienbus machten. Dabei half uns ein Angestellter des städtischen Verkehrsbetriebs, der uns zwar einmal komplett um den Bahnhof, aber letztendlich zur richtigen Haltestelle führte. Dass es die Fahrscheine hier nicht beim Fahrer, sondern nur am Automaten gab, kostete uns zwar zwanzig Minuten, letztendlich trafen wir aber unbeanstandet von der auch diesmal stattfindenden Kontrolle in Wieliczka ein. Für die Rückfahrt bekamen wir gerade noch so den ebenfalls dort verkehrenden Zug, wo es die Fahrscheine wiederum beim Schaffner gab.

Am Ostermontag ging es dann mit dem Zug weiter nach Breslau. Da unsere Gruppe aus sieben Personen bestand, traf es sich ganz gut, dass es in Polen Achter-Abteile gibt. Der Zug traf bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt ein, so dass wir das Abteil entern und dann abwechselnd noch Proviant kaufen konnten. Die Fahrt selber verlief relativ unspektakulär, auf den ersten Kilometern aber auch recht langsam. Erst nach Passieren des oberschlesischen Industriegebiets, das auf jeden Fall gewisse Ähnlichkeit mit dem Ruhrgebiet hat, wurde der Zug schneller und erreichte schließlich nach genau fünf Stunden den nett renovierten Hauptbahnhof von Breslau, von dem aus unser Hotel wiederum in fußläufiger Entfernung lag. Hier nutzten wir während unseres Aufenthalts einmal die Straßenbahn, um zum etwas außerhalb gelegenen jüdischen Friedhof und zum Wasserturm zu kommen.

Für die anderen aus der Familie ging die Reise am Donnerstag nach Ostern zu Ende, ich machte mich noch auf den Weg nach Posen, wo ich noch ein paar Tage mit Freunden dranhängte. Die Zugfahrt dorthin verlief – diesmal in einem Großraumwagen – wieder unspektakulär. Nach einer Durchfahrt durch Leszno (Lissa), den Geburtsort eines meiner Onkel, erreichte ich nach knapp drei Stunden Posen, wo das alte Empfangsgebäude in Insellage, an dem wir 2009 die Wartezeit zum Zug nach Danzig verbracht hatten, inzwischen durch einen hochmodernen Neubau über den Gleisen ersetzt worden war. Wiederum konnte ich vom Bahnhof aus zu Fuß zur Unterkunft gehen, wo die anderen schon warteten. Einer unserer ersten Gänge führte an der Theaterbrücke vorbei, wo wir die Vielzahl an hier verkehrenden Straßenbahn-Baureihen bewundern konnten.

Am nächsten Tag entschieden wir uns spontan für einen Ausflug nach Gnesen, wohin uns die Koleje Wielkopolskie, eine Privatbahn im Besitz der Woiwodschaft Großpolen, brachte. Dort besuchten wir unter anderem das Gelände der Schmalspurbahn sowie das des alten Lokschuppens (und erst danach die Stadt mit dem Dom 😉 ).

Am Sonntag machte ich mich dann als erster der Gruppe auf die Rückfahrt. Erste Etappe war eine Fahrt mit dem Berlin-Warszawa-Express, wo ich ja mit einigem Aufwand einen Platz reserviert hatte. Der lag im Großraumwagen am Fenster. Das Rollo war heruntergezogen, was mir nur recht war, da ich so den dringend benötigten Schlaf nachholen konnte. Den Berliner Ostbahnhof erreichten wir pünktlich, so dass ich nur einige Minuten am Gleis warten musste, um den hier einsetzenden ICE Richtung Frankfurt zu entern. Der zwischenzeitliche Versuch, einen ODEG-KISS abzulichten, schlug leider wegen Verwackelns fehl. Im ICE fand ich sofort einen Platz im Comfort-Bereich am Fenster. Der Nebensitz war zwar die ganze Zeit besetzt, aber da ich auch hier erst einmal schlief, störte mich das nicht weiter. Erst ungefähr in Kassel wurde ich richtig wach und verbrachte den Rest der Zeit mit Lesen, bis ich dann in Hanau den Zug verließ und die Umsteigezeit in der zum Glück noch geöffneten Bahnhofsbuchhandlung verbrachte. Auch mein Anschluss-RE nach NAH war pünktlich, und zum Abschluss des Glücks erreichte ich so auch noch den letzten Bus nach Hause, wo ich dann erst mal wach genug war, um noch ein bisschen auszupacken und meinen Eltern von der Zeit in Posen zu erzählen.

Nachtrag: Die Verkehrsmittelfotos von der Reise sind jetzt in meiner Sammlung zu sehen.