Nachtschicht nicht nur für Busfahrer

Zum ersten Mal habe ich letzte Nacht ganz spontan an der → Dortmunder Nachtschicht, einer Schnitzeljagd in der Ruhrstadt teilgenommen. Die Anfahrt von NAH verlief erfreulich unspektakulär: RE bis FF, ICE bis FFLF und von da zum ersten Mal mit einem ICE 4 über die KRM. Der kann die Fahrzeiten trotz seiner geringeren Höchstgeschwindigkeit einhalten, wenn er den Halt in KSIB auslässt. Vorteil ist die gefühlt gegenüber dem ICE 3 deutlich größere Laufruhe. Zwei Frauen neben mir fragten sich, warum der Zug denn so langsam gefahren sei, er drehe doch sonst immer so auf … Pünktlich in EDO angekommen, stürzte ich mich ins Getümmel, das die exzessive Nutzung des durchgehenden Wochenend-Nachtverkehrs einschloss. Unter anderem der NE 40, eine Tangentialverbindung im Dortmunder Süden, war gut voll mit all den Rätselteams. Das Personal schien es aber entspannt zu sehen, die Sicherheitsleute in der S 1 wünschten uns weiterhin viel Erfolg.

Bei der Rückreise hatte ich den nicht ganz: zwar fuhr mein Zug, ein redesignter 3er, pünktlich ab, jedoch ging es diesmal über die KRM wirklich langsam, da wegen eines technischen Defekts am Zug nur 200 gefahren werden konnte. FFLF erreichten wir daher mit +15. Zu meinem Anschluss-ICE hatte ich noch mehr als genug Zeit – heute allerdings erst recht, da er +30 hatte. Also Plan B: Weiter mit dem Berliner ICE nach FFS. Der war zwar als „wartend“ angekündigt, fuhr nach meinem Einsteigen aber so bald ab, dass er unmöglich alle Umsteiger mitgenommen haben kann. Für mich ging es dann mit dem RE weiter nach NAH, so dass ich letztendlich sogar früher als geplant ankam, allerdings mit einem Umstieg mehr. Und das wollte ich wegen des absehbaren Schlafmangels vermeiden, dem aber auch so abgeholfen werden konnte :).

Jeder Gang hält schlank

Berlin hieß mal wieder das Ziel am Wochenende. Da ich relativ spät gebucht hatte, landete ich für die Hinfahrt auf einer relativ kreativen Verbindung: mit dem RE bis Bamberg und weiter mit dem ICE über die VDE 8. Ersterer kam leicht verspätet in NAH an und spuckte jede Menge verärgerte Fahrgäste aus, weil der Zug mitten im Berufsverkehr nur einteilig fuhr. Für die Weiterfahrt war allerdings wesentlich mehr Platz, und die Verspätung bauten wir beim Halt in Gemünden ab. In NWH hätte ich zwar im Zug bleiben können, nutzte den Aufenthalt aber für einen Besuch in der Bahnhofsdrogerie, um danach denselben Zug wieder zu entern. Jetzt war es wieder etwas voller, es schienen aber fast alle Fahrgäste Sitzplätze zu haben. Eine Schrecksekunde ergab sich übrigens beim Blick in den Navigator: Der erzählte mir nämlich, dass er die gebuchte Verbindung nicht mehr finden konnte. Bei genauerer Recherche stellte sich heraus, dass er die S-Bahn vom Südkreuz zum Westend in Berlin nicht finden konnte, und zwar nicht nur die in der Verbindung vorgesehene, sondern gar keine. Die VBB-Auskunft konnte mir aber glaubhaft versichern, dass es trotzdem S-Bahnen geben würde.

In Bamberg angekommen, ging es gleich weiter auf den anderen Bahnsteig, wo ich noch ein besseres Foto von einer 187 machen konnte, als ich bisher in meiner Sammlung hatte:

Lok der BR 187 mit einem Autotransportzug in Bamberg

In meinem Anschlusszug fand sich in Wagen 1 noch ein freier Doppelplatz. Kurz vor Leipzig meldete sich mein Magen, so dass ich mich auf den Weg ins Bistro in Wagen 10 machte. Ganz schön lang, so ein ICE 4, und das war nur die 2. Klasse … Am Ziel angekommen, stellte ich fest, dass ich die Gutscheine vergessen hatte, die mir die Bahn zum Geburtstag (über ein Tartelett) und „einfach so“ (über 2×5 Euro) geschickt hatte. Da ich sie endlich mal einlösen wollte, machte ich mich auf den Rückweg durch die neun Wagen und wieder auf den Weg ins Bistro. Dort angekommen, stellte ich fest, dass es wegen Personalwechsels in LL inzwischen geschlossen war …

Die gute Nachricht ist, dass ich natürlich am Ende trotzdem noch meine Gutscheine einlösen konnte und der Zug auch im Wesentlichen pünktlich war. So bekam ich nun tatsächlich eine S-Bahn, sogar eine frühere als geplant, und war damit schon gegen 22 Uhr bei meinem Gastgeber.

Mit ihm war ich am Samstag mal wieder im Technikmuseum, diesmal vor allem in der Schiffsabteilung. Anschließend nötigte ich ihn dazu, am U-Bahnhof Gleisdreieck so lange zu warten, bis ich ein Foto der neuen Baureihe IK hatte, was mit einigem manuellen Herumprobieren an der Kamera auch halbwegs gelang.

Zurück ging es am Sonntag zum ersten Mal mit dem Flixtrain, den ich allerdings schon unter dem Namen Locomore ausprobiert hatte.

Reserviert hatte ich nicht (konnte mich auch nicht erinnern, dass ich bei der Buchung danach gefragt worden wäre). Um den ganzen Zug nach einem Platz durchsuchen zu können, stieg ich vorne ein, wo aber just die Wagen mit den reservierten Plätzen waren. Weiter hinten fand sich dann noch ein Platz in dem sehr gut gefüllten Zug. In Hannover Messe/Laatzen, das wir über die Güterumgehungsbahn und mit sensationellen –15 erreichten, leerte es sich allerdings etwas, so dass ich jetzt in Fahrtrichtung sitzen und meine Beine ausstrecken konnte.

Eine Besonderheit auf der Weiterfahrt war die „polizeiliche Ermittlung im Zug“, wegen der er 20 Minuten in Fulda stand. Meinen Anschluss in FH erreichte ich dadurch nur mit Rennen und weil der Tf netterweise die Tür noch mal aufmachte. Hätte es nicht geklappt, wäre es auch nicht schlimm gewesen, nur gibt es in NAH das bessere Essen ;). So kam ich pünktlich an meinem Heimatbahnhof an, kehrte noch beim Asiaten ein und radelte dann nach Hause.

Prognosen sind besonders schwierig, …

Mensa hatte mal wieder zum Jahrestreffen nach Hamburg gerufen, also machte ich mich am Mittwochmittag auf den Weg mit dem RE nach FF. Mein Anschluss-ICE, ein 4er, war nur leicht verspätet und in der Auskunft mit „hoher Auslastung“ angekündigt. Es schien tatsächlich voll zu sein, aber überraschenderweise fand ich schon im ersten 2.-Klasse-Wagen einen Sitzplatz. Zwar am Gang, aber so unterhielt ich mich noch etwas mit meiner Sitznachbarin und döste dann ein wenig. In FKW konnte ich dann jenseits des Ganges ans Fenster wechseln, wobei der Gangplatz zeitweise auch noch belegt war. Wegen eines vorausfahrenden Zuges und einer Störung an unserem Zug hatten wir zeitweise +15, kamen aber in AA mit nur etwa +5 an. Von dort konnte ich praktischerweise zu Fuß zu meinen Gastgebern auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs gehen.

Während meines Aufenthaltes nutzte ich nicht nur den Nahverkehr, sondern es stand auch eine Besichtigung bei der Leitstelle der Hochbahn mit anschließender Fahrt mit einem Sonderzug über die Ringbahn auf dem Programm. Unser Gästeführer war die ganze Zeit dabei, beantwortete geduldig unsere Fragen und erzählte und demonstrierte auch selber einiges, zum Beispiel, dass die Notbremse bei der Fahrt mit über 15 km/h ständig überbrückt ist und es im Ermessen des Zugfahrers liegt, wo er anhält. Interessant ist auch, dass die Hochbahn – im Gegensatz leider zur Deutschen Bahn – keine Züge mit Graffiti in den Fahrgasteinsatz schickt.

Später am selben Tag nahm ich mir Zeit, am Dammtorbahnhof alle drei aktuellen Baureihen der S-Bahn auf den Chip zu bannen:

BR 472, die derzeit älteste im Bunde
BR 474, die derzeit den Löwenanteil der Fahrzeuge ausmacht
Der Newcomer BR 490

Am Samstag stand wie immer die Mitgliederversammlung an, diesmal im Bürgerhaus Wilhelmsburg. Kurz vorher hatte das Orgateam die Hiobsbotschaft erreicht, dass die S-Bahn am Wochenende just von dort bis Hammerbrook, wo das Tagungshotel lag, wegen Bauarbeiten unterbrochen war. Also rotierte das Team mehr als ohnehin schon und gab uns letztendlich die Empfehlung, entweder frühzeitig zur Nutzung des SEV vor Ort zu sein oder mit dem Regionalverkehr über Harburg zu fahren. Letzteres tat ich dann auch und kam pünktlich zur MV, wobei anstelle des Metronoms nach Bremen der vorherige nach Uelzen mit +15 fuhr.

Da die MV wie immer recht lang dauerte (diesmal bis 17.30 Uhr), waren längst nicht so viele Mitglieder zu transportieren wie vor dem Beginn. Es fand sich also noch ein Platz im SEV, der angenehmerweise ohne Halt bis Hammerbrook fuhr, wo ich die Gelegenheit für Fotos des 80er-Jahre-Ambientes nutzte:

Die Heimfahrt trat ich dann am Sonntagnachmittag nach einem Besuch bei meiner Tante in Rahlstedt an. Für den Wochenendverstärker-IC hatte die Auskunft sogar vor einer „außergewöhnlich hohen Auslastung“ und einer ausgebuchten 2. Klasse gewarnt, die dann letztendlich so aussah:

Pünktlich waren wir auch und es gab eine Minibar, so dass als einziger Kritikpunkt die unangekündigte umgekehrte Wagenreihung blieb. So erreichte ich NAH wie geplant um 20.00 Uhr und gönnte mir zur Feier des Tages ein Taxi, da ich einen Koffer dabei hatte und weder laufen noch eine halbe Stunde auf den letzten Bus warten wollte.

Von Lounge zu Lounge

Zwar war ich letztes Jahr erst in Aachen, hatte aber wenig Zeit, um die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden. Daher machte ich mich zu Ostern noch mal auf den Weg, um dort meine Eltern zu treffen. Die hatten einen IC erwischt, der ab AL über verschlungene Pfade nach KK fuhr und sie pünktlich ankommen ließ. Bei mir waren für selbiges zwei ICE zuständig. Aufgrund des Gründonnerstages hatte ich eine Bonus-Freifahrt gebucht und reserviert, beide Male in der Lounge. Den Umstieg zwischen den beiden Zügen verbrachte ich ebenfalls in der Lounge, nämlich in der in FF. Ganz so voll wie befürchtet waren die Züge nicht, und ich genoss trotz milchiger Scheibe die Lokführerperspektive. Erst in KK wurde es recht voll, weil hier der hintere Zugteil abgekuppelt wurde (sind 406-Doppeltraktionen überhaupt in Belgien zugelassen?). KA erreichten wir dann fast pünktlich, und ich machte mich zu Fuß auf den Weg, um meine Eltern zu treffen.

Während unseres Kurzaufenthaltes nutzten wir auch den regionalen ÖPNV, u.a. den Limburgliner 350 nach Maastricht. Der heißt so, weil er den direkten Weg nimmt und auf Aachener Stadtgebiet nur wenige Halte anfährt. So erreichten wir die limburgische Hauptstadt nach etwa einer Stunde und ohne Umsteigen, im Gegensatz zum neuen LIMAX, bei dem an diesem Tag teilweise SEV eingesetzt wurde. Die Stadt selber ist sehr sehenswert und entsprechend überlaufen, erst recht bei dem herrschenden sommerlichen Wetter.

Auch am Ostersonntag machten wir uns auf den Weg in die Niederlande, bzw. genauer an das Dreiländereck mit Deutschland und Belgien, das gut mit dem Bus erreichbar ist. Diesmal lösten für die Aachener und die Limburger Busse getrennt, was deutlich günstiger war als das Euregio-Ticket vom Vortag. Nachdem wir nach Vaals, wo wir umsteigen mussten, mit dem ziemlich umwegigen 33er gefahren waren, hatten wir zurück Anschluss an den 350er.

Für die Rückfahrt am Montag hatte ich noch eine Streckenbereisung der Stolberger Talbahn und der Bördebahn eingebaut. Etwas gehandicapt war ich dadurch, dass mein Rucksack kaputt gegangen war, also schleppte ich nun alles in Plastiktüten durch die Gegend. Der Tour selber tat das keinen Abbruch, die Landschaft im bergigen Stolberg und in der tischebenen, nur wenige Kilometer entfernten Zülpicher Börde kann unterschiedlicher nicht sein. In der namensgebenden Stadt war dann auch Endstation, da in Euskirchen „irgendwas am Bahnhof kaputt“ war. Für die restliche Strecke wurde SEV mit einem neunsitzigen Kleinbus angeboten, was gerade eben ausreichte (die beiden Radfahrer aus dem Zug mussten sich allerdings wieder ihrem Drahtesel anvertrauen). Die Fahrzeit des Zuges schaffte der Bus locker, da ersterer an jedem zwecks Sicherung anhalten musste und auch sonst die Geschwindigkeit auf der Strecke nicht sehr hoch war. Bis zur geplanten Reaktivierung im Regelverkehr ist noch eine Menge zu tun.

Weiter ab Euskirchen ging es mit dem leicht verspäteten RE 22, in dem es leider nur noch einen Stehplatz gab. Ich hatte mich schon gefragt, warum Endstation KK und nicht KKDZ war – die Antwort: Der Zug sollte mutigerweise schon nach wenigen Minuten wieder zurückfahren, was sich wegen der verspäteten Ankunft auch prompt verzögerte.

Pünktlich verließ dagegen mein Anschluss-ICE den Bahnhof, allerdings mit einem statt zwei Zugteilen und entsprechend voll. Laut Ansage sollte der fehlende Zugteil zunächst in RM zugestellt werden, was kurze Zeit später auf FFLF verbessert wurde. Da dort anscheinend nicht gekuppelt werden kann, stand der andere Zugteil am Bahnsteig gegenüber und fuhr dann bis RM als Zusatzzug hinterher.

Meine Weiterfahrt verlief mit einem zweiteiligen ICE, dessen Füllungsgrad weit weniger dramatisch war als von der DB prognostiziert und für den Feiertag durchaus plausibel. Pünktlich war er obendrein auch noch, so dass ich meine Nottüten irgendwie im Fahrradkorb verstaute und nach Hause eierte, was ja auch irgendwie zu Ostern passt.

Mitropa, Magdalenenkuchen, Mensa

Zur Abwechslung machte ich am Samstag mal wieder eine reine Spaßtour. Diesmal hieß das Ziel Zwickau, bekannt durch das Zwickauer Modell, das mit Eisenbahn auf Straßenbahngleisen sozusagen die Umkehrung des Karlsruher Modells darstellt. Als Bonus gab es noch die Fahrt über das Elster- (unter dem ich ja schon mal hergefahren war) und das Göltzschtalviadukt, die von oben aber weit weniger imposant wirken als von unten.

In Zwickau (Sachs) Hbf angekommen (es gab auch noch ein Zwickau in Böhmen, das heute Cvikov heißt), sicherte ich mir erst mal die hier abgestellten historischen Wagen für die Sammlung

In Zwickau Hbf abgestellter Mitropa-Speisewagen

und machte mich dann auf den Weg mit dem RegioShuttle der Vogtlandbahn ins Zentrum, an die Haltestelle, die auch genauso heißt.

Eisen- und Straßenbahn einträchtig nebeneinander in Zwickau Zentrum

Dort endet die Regionalbahn am selben Bahnsteig wie die Straßenbahn. Um dorthin zu kommen, nutzen beide Bahnen dieselben Gleise, wobei es sich wegen der unterschiedlichen Spurweiten um ein Dreischienengleis handelt. Beim anschließenden Stadtspaziergang entdeckte ich eine schöne Fotostelle am Georgenplatz. Eine Busfahrerin winkte mir sogar nett zu, leider machte ich das Foto doch nicht, weil jemand durchs Bild lief, dafür aber andere:

Aber auch die Stadt an sich ist recht sehenswert

und für den Rest der Zeit fand sich auch noch ein nettes Café, das den mir bis dahin unbekannten, sehr leckeren Magdalenenkuchen servierte.

Weiter ging es dann mit der S5X nach Leipzig. Das S deutet auf denselben Linienweg hin wie die S-Bahn, das X auf angenehm wenig Halte, so dass es eine geruhsame Fahrt durch Westsachsen und Ostthüringen wurde. In LL angekommen, versuchte ich trotz des Gedränges an der Straßenbahnhaltestelle, ein paar Fahrzeuge abzulichten, was mir so halbwegs gelang.

Weiter ging es mit einem ICE 4, der wegen Bauarbeiten auf der Thüringer Bahn über die VDE 8 umgeleitet wurde. Dadurch ergab sich eine Direktverbindung LL–NWH, was für mich sehr praktisch war, wollte ich doch auf dem Rückweg mal wieder zum dortigen Mensa-Stammtisch. Gerade noch vor dem Einbruch der Dunkelheit bekam ich die Fahrt über die Bamberger Verbindungskurve mit. Diese ist zwar sehr kurz, bot als Überraschung aber ein schlossartiges Gebäude direkt neben dem Gleis. Auf der weiteren Fahrt holte ich ein bisschen Schlaf nach, da es für mich ja schon um 6.51 Uhr losgegangen war, wurde aber rechtzeitig vor NWH wieder wach. Kurios: Da unsere Strecke regulär nicht von Fernzügen befahren wird, fuhren wir auf dem Infobildschirm scheinbar im Nichts.

Der Stammtisch gefiel mir diesmal besonders gut, da sich interessante Gesprächsthemen ergaben, von denen die Bahn eins war. Zurück ging es wieder mit dem 1620, der (wie alle anderen Züge auf meiner Tour) keine nennenswerte Verspätung hatte.

Sneeuw van gisteren

Letzte Woche musste ich zweimal beruflich zum Amsterdamer Flughafen. Selbstverständlich hielt mich der Zielort nicht davon ab, mit dem Zug zu fahren, zumal der erste Termin am Montag war und ich mir so am Sonntag noch etwas die Stadt und den örtlichen ÖPNV angucken konnte. Sowohl für die Hin- als auch für die Rückfahrt entschied ich mich für eine Umsteigeverbindung über Venlo; am Sonntag wurden die ICE FFNAH XNAC ohnehin über diese Strecke umgeleitet.

Los ging es am Sonntag mit dem ICE nach Düsseldorf, das ich auch ohne Probleme erreichte. Ebenso problemlos gelang die Weiterfahrt nach Venlo. Die Strecke kannte ich zwar im Prinzip, aber die letzte Fahrt war schon eine Weile her. Da wir in Breyell einen Güterzug kreuzen mussten (ein zweites Streckengleis wäre hier schon praktisch), erreichten wir Venlo mit ein paar Minuten Verspätung. Leider halten die Züge aus Deutschland ganz am Ende des Bahnsteigs, so dass der Umstieg mit einiger Lauferei verbunden ist. Dank wenig Gepäck schaffte ich es aber problemlos in den niederländischen IC.

Der fuhr wegen Bauarbeiten an diesem Tag nicht direkt nach Schiphol, wo ich aber ohnehin noch nicht gleich hinwollte, sondern nach Lelystad. Beim Unterwegshalt in Amsterdam Bijlmer ArenA verließ ich den Zug und machte erst mal ein paar Bilder von Metro und Doppelstock-IC bei strahlender Wintersonne:

DD-IRM der NS am Bahnhof Amsterdam Bijlmer ArenA
Baureihe M6 der Amsterdamer Metro
Baureihe M4 der Amsterdamer Metro

Mit der Metro machte ich mich dann auf in die Stadt, wo ich natürlich noch weitere ÖPNV-Bilder machte, aber auch das Sightseeing nicht zu kurz kam:

Kanal in Amsterdam in der Winterdämmerung

Dann machte ich mich auf den Weg nach Schiphol, was an diesem Tag wegen der Bauarbeiten leider nicht duchgehend mit dem Zug ging. Stattdessen musste ich in Sloterdijk in den SEV umsteigen, der aber hervorragend organisiert war. Bei meiner Ankunft hatte sich eine lange Schlange gebildet, die sich jedoch durch die Abfahrt der Busse etwa im Minutentakt und die professionelle Reisendenlenkung sehr schnell abbaute. So erreichte ich problemlos den Flughafen, von wo ich einen Shuttle zum Hotel nahm, in dem das Meeting stattfand.

Nach dessen Ende ging es praktisch ebenso zurück wie hin, nur dass ich ab Schiphol diesmal direkt nach Venlo fahren konnte. Dank des symmetrischen Fahrplans war die Umsteigezeit dort wieder recht knapp, reichte aber aus. Auch in Düsseldorf war nicht viel, aber genug Zeit, um den ICE zu erreichen. Mit dem ging es diesmal nur bis FFLF, da der letzte ICE nach NAH schon weg war. Stattdessen hieß es auf den IC warten, der wie so oft Verspätung hatte. Angekündigt waren erst +25, zwischendurch +15, letztendlich war es fast eine halbe Stunde später, die ich mein Rad in Empfang nehmen konnte, das ich in weiser Voraussicht am Bahnhof geparkt hatte.

Zwei Tage später ging es wieder los, diesmal zur nachtschlafenden Zeit von 6:33 Uhr. Immerhin beförderte mich Triebzug „Recklinghausen“ bis nach FF, wo die Zub-in stolz verkündete, dass wir zwei Minuten vor Plan seien. Nach dem Aussteigen stellte ich gerade noch rechtzeitig fest, dass der ICE International ausfallen sollte. Also wieder in den „heimatlichen“ ICE und doch wieder auf die Route über Venlo umgeschwenkt. Der RE dorthin hatte ein paar Minuten Verspätung, die er beim Wendehalt in Mönchengladbach wieder abbauen konnte. Aber (scheinbar) zu früh gefreut: Vor Viersen standen wir wegen einer Weichenstörung wieder ein paar Minuten in der Landschaft herum. Im Unterschied zur ersten Fahrt in einer schneebedeckten, was laut Tf auch der Grund für die Störung war. In XNVL angekommen, rechnete ich schon damit, erst den nächsten IC eine halbe Stunde später erreichen zu können. Doch auf dem Weg zum Bahnhofsgebäude kamen mir plötzlich Menschenmassen entgegen, nämlich genau aus meinem eigentlichen Anschlusszug, der ebenfalls Verspätung hatte. Also schnell in den Zug, der auch bald losfuhr, und ins WLAN („Wifi in de trein“) eingeloggt, das allerdings mehr schlecht als recht funktionierte (auf den anderen Fahrten auch mal besser, manchmal fiel aber auch der Internetzugang komplett aus). Zu allem Überfluss verkündete auch noch der Zugchef, dass der Zug heute „wegen der großen Verspätung“ (weniger als +10!) in Eindhoven enden würde. Aber in den Niederlanden muss man selten lange auf den nächsten Zug warten, und so ging es kurze Zeit später weiter, so dass ich mit einem weiteren Umstieg in Utrecht mein Ziel mit weniger als einer Stunde Verspätung erreichte. Unterwegs hielt ich noch die weiße Landschaft fotografisch fest:

Seltenes Ereignis: Schnee in den Niederlanden

Wegen dieses „Schnees von gestern“ hatten die NS am Vortag auch einen „angepassten“ Fahrplan mit kürzeren Zugläufen und demzufolge mehr Umstiegen gefahren, den ich hier schon mal erwähnt hatte. Meine niederländische Kollegin musste allerdings sehr lachen, als ich diesen als „Notfahrplan“ bezeichnete. Heute schien aber, abgesehen von der Verspätung in Venlo, wieder alles normal zu laufen.

Auch die Rückfahrt am nächsten Tag verlief völlig problemlos. Von Schiphol ging es über die mir jetzt wohlbekannte Strecke nach Utrecht. Dort wollte ich die Zeit für Busfotos nutzen, die Sperre ließ mich aber nicht raus. Also Proviant gekauft und in den ICE nach FF gestiegen. Dort wies die Zub-in mehrmals darauf hin, dass der Zug voll sei und Inlandsfahrgäste bitte die Züge der NS benutzen mögen. Zumindest war der Zug aber nicht so voll, dass er nicht pünktlich hätte abfahren können, das WLAN funktionierte mit einer Unterbrechung an der Grenze auch sehr gut. Auf deutscher Seite zogen wir uns wegen vorausfahrender Güterzüge (auch davon habe ich an selber Stelle schon früher berichtet) zwischenzeitlich +5 zu, erreichten FF aber so rechtzeitig, dass der 8-min-Anschluss zum RE noch klappte und ich somit pünktlich um 21:15 den Heimatbahnhof wieder erreichte.

H-eimfahrt mit H-indernissen

Von Lübeck ging es am 29.12. weiter nach Hamburg, zunächst nach Rahlstedt zu meiner Tante. Beim Umstieg in Bad Oldesloe hatte ich Glück: Mein Anschlusszug war der letzte, der vor den Bauarbeiten noch fuhr, eine Stunde später war SEV angesagt. So kam ich problemlos zur Tante und dann mit Bus, U- und S-Bahn nach Altona, wo ich bei Freunden Silvester feierte. Auch dieser Besuch war nicht ganz bahnfrei, denn wir machten einen kleinen Abstecher zur neu eröffneten U-Bahn-Station Elbbrücken, wo mir auch ein Bild von einem der neuen DT5 gelang.

DT5 in der Station Elbbrücken
Die am 7. Dezember 2018 eröffnete U-Bahn-Station Elbbrücken

Wesentlich kleiner und deutlich zahlreicher waren die Fahrzeuge, die wir uns danach im Miniatur-Wunderland anguckten. Auch beim mindestens vierten Besuch war das überhaupt nicht langweilig, zumal immer noch neue Bereiche (in diesem Fall Italien) dazu kommen.

Impression aus „Italien“ im Miniatur-Wunderland

Am Neujahrsmittag machte ich mich dann auf die Heimreise. Wegen Bauarbeiten wurde AH nur sehr eingeschränkt angefahren, so dass ich zuerst mit der S-Bahn nach Harburg fuhr. Dort ging es in den IC aus Westerland, der Hamburg auf der Güterumgehungsbahn umfahren hatte, bis Hannover, wo ich eine gute Stunde Aufenthalt hatte. Die verbrachte ich natürlich in der Lounge, nicht ohne vorher auf der Anzeigetafel meinen Zug für die Weiterfahrt zu suchen: Der 17:02 Uhr nach Stuttgart sollte es wohl sein. Den enterte ich also, die Abfahrt verzögerte sich um zehn Minuten. Auch mein nächster Umsteigebahnhof sollte mit H anfangen: Hanau, und ich checkte im Navigator, ob die Umsteigezeit noch reichen würde.

Dann der Schreck: Ich saß im falschen Zug, nämlich im 1995 statt im 2171, der um 17:07 abgefahren und durch die Verspätung nun unerreichbar war. Auch am nächsten Halt Göttingen, wo ich hoffte, ihn noch zu erreichen, war er bereits abgefahren. Also blieb mir nichts anderes übrig, als im Zug bis Frankfurt sitzen zu bleiben, wo der Zug ebenfalls hinfuhr, nur eben über Marburg statt über Hanau. In FF angekommen, erwischte ich noch den IC nach NAH, der zwar pünktlich am Bahnsteig stand, aber noch den verspäteten ICE vorlassen musste. Verspätung gegenüber dem Fahrplan also etwa +5, gegenüber meinem ursprünglichen Reiseplan wegen eigener Blödheit allerdings +60. Ärgerlicherweise war nun auch der letzte Bus weg und nicht mal ein Taxi zu bekommen, also lief ich nach Hause, was machbar, aber mit dem schweren Rucksack lästig war. Aber insgesamt gibt es deutlich Schlimmeres, wovon ich und ihr im neuen Jahr verschont bleiben mögen.

Lieber e320 als A320 – und dann? (3 und Ende)

Was macht man eigentlich, wenn man mit dem Eurostar in London angekommen ist? Man kann zum Beispiel weiter nach York fahren und sich dann Edinburgh angucken. Von da habt ihr mich in der letzten Folge auf die Isle of Skye begleitet.
Die hat leider keine Bahn und nur ein sehr rudimentäres Busangebot, daher entschied ich mich, ein Auto zu mieten. Am ersten Tag brachte mir das leider auch nicht viel, da es sich einregnete und ich mich lieber in meinem Jugendherbergszimmer einigelte. Am zweiten Tag konnte ich aber ein bisschen die Insel erkunden:
Hafen von Portree

Landschaft auf Trotternish

Landschaft in der Mitte der Insel

Die Idee hatten natürlich noch mehr Leute, und so musste ich an einigen Parkplätzen vorbei fahren, weil sie schon voll waren. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass die Insel überfüllt war, und nahm viele schöne Eindrücke mit. Das Auto stellte ich abends am Fähranleger in Armadale ab und setzte von da nach Mallaig über, dem Endpunkt der West Highland Line. Nach einer Nacht in einem einfachen Hostel mit netter Atmosphäre ging es auf die Strecke, von der ich als Kind schon gelesen hatte und fasziniert war.

Mein Zug war ein Triebwagen der BR 156:
Triebwagen der BR 156 in Mallaig

Zunächst führte die Strecke noch am Meer entlang,
An der West Highland Line bei Mallaig

dann ging es ins Landesinnere, wo wir bald das berühmte Viadukt von Glenfinnan überquerten.
Viadukt von Glenfinnan

In Fort William wechselten wir die Fahrtrichtung, gleichzeitig füllte sich der Zug deutlich. Mir gegenüber saß ein junges Paar, das nach eigener Aussage die Fahrt gegen die Fahrtrichtung nicht vertrug. Statt sich aber auf (durchaus noch vorhandene) Plätze in Fahrtrichtung zu setzen, schluckten sie lieber Tabletten, sahen aber immer noch nicht glücklich aus. Also überließ ich ihnen meinen Platz und den freien Nebenplatz und setzte mich lieber weiter nach hinten, wo es auch weniger voll war. Jetzt ging es über das unbewohnte Hochland, wo die Bahn die einzige Spur der Zivilisation darstellte:
Blick auf den Loch Treig

Meine kindliche Faszination für die Strecke ging nicht zuletzt von Corrour aus, der höchstgelegenen und einsamsten Station im britischen Bahnnetz:
Bahnhof Corrour
Zum Bahnhof führt keine öffentliche Straße, das Auto ist über einen Privatweg dorthin gekommen. Weiter ging es durchs Hochland:
An der West Highland Line

Langsam waren draußen wieder Häuser zu sehen, und vor Crianlarich war schon aus der Ferne der Zug aus Oban zu erkennen, mit dem wir dort vereinigt wurden. Draußen wurde es immer urbaner, bis wir schließlich den Bahnhof Queen Street in Glasgow erreichten, meinem nächsten Etappenziel. Auf dem Weg zur Jugendherberge, die in über dem Sommer freien Zimmern eines Studentenwohnheims untergebracht war, lernte ich schon die urige U-Bahn kennen:
U-Bahnhof Cowcaddens

Zug im U-Bahnhof Cowcaddens
Sie ist wirklich ein Kuriosum, da sie nicht nur eine inzwischen einzigartige Spurweite (1219 mm) und ein ziemlich enges Lichtraumprofil hat (ich habe mir beim Einsteigen mehrmals den Kopf gestoßen …), sondern auch nur eine einzige ringförmige Linie, die nie erweitert worden ist. Im Netz las ich, dass man sich unweigerlich als Tourist oute, wenn man sie als „Clockwork Orange“ bezeichne.
Am nächsten Morgen traf ich mich mit einer Vereinskollegin, die ich beim Treffen in Aberdeen kennen gelernt hatte. Sie gab mir eine kleine Stadtführung:
Haupteinkaufsstraße in Glasgow

Schottische Sitte: Statuen Verkehrshütchen aufzusetzen
Statue mit Verkehrshütchen

Als wir an einem U-Bahnhof vorbei gingen, meinte meine Begleiterin „WE call it ‘Clockwork Orange’.“ Na denn … Nach der Führung erkundete ich noch alleine die Stadt und fuhr ins Riverside Museum, wo es u.a. alte Straßenbahnen,
Doppelstock-Straßenbahn der Corporation Tramway

aber auch andere Fahrzeuge zu sehen gab:
Reliant Robin im Riverside Museum

Auch ganz spezielle Gelüste konnten hier gestillt werden
Pringles-Automat im Riverside Museum

Das Museum hat einen Ausgang zum Fluss Clyde, wo ein großes Segelschiff liegt
Tall Ship am Riverside Museum

Weniger spannend war das Designmuseum The Lighthouse in der Innenstadt, von wo es aber immerhin einen schönen Blick gibt:
Blick vom Lighthouse über die Stadt

Alter und neuer U-Bahn-Eingang an der Station St Enoch:
U-Bahn-Eingänge in St Enoch

Zum 120-jährigen Jubiläum der U-Bahn im Jahr 2016 fährt ein Zug in Farbgebungen verschiedener Epochen. Die jetzige mit viel Orange mag ich schon alleine wegen des Charmes der Siebziger.
U-Bahn-Wagen in historischer Farbgebung

U-Bahn-Wagen in historischer Farbgebung

Jetzt hieß es Abschied nehmen von Glasgow, diesmal ab Central und mit dem Virgin Pendolino. Wie von meiner Bekannten vorhergesagt, hielt der an Gleis 1/2, dem einzigen Bahnsteig ohne Sperren.
Virgin Pendolino in Glasgow Central

Dank des Lichtraumprofils war auch dieser Zug ziemlich eng und wegen des Freitagnachmittags auch gut gefüllt. Zu allem Überfluss können auch die Briten gut Wandfensterplätze:
Wandfensterplatz in einem Virgin Pendolino

So bekam ich nicht allzu viel vom Grenzübertritt zurück nach England mit. Verspätung hatten wir auch, aber es gab die auch von der DB bekannte launische Ansage, dass der Anschlusszug noch erreicht werde, weil er sowieso hinter uns sei. Als wir in London Euston ankamen, war es schon dunkel, und ich hatte es zum Glück nicht weit zu meiner Unterkunft, dem International Student House.
Von da aus besuchte ich am nächsten Tag das Science Museum, wo sich seit meinem letzten Besuch 1999 eine Menge getan hatte, und Greenwich, wo ich überhaupt noch nie gewesen war.
Blick von Greenwich auf Canary Wharf

Auch hier ist alles geregelt. Der mobile Verkauf anderer Dinge ist aber anscheinend erlaubt:
Verbotsschild in Greenwich

Auch die roten Doppeldecker
Doppeldeckerbus

und die ebenso rote Docklands Light Railway durften natürlich nicht fehlen.
Zug der Dockland Light Railway

Canary Wharf: London, wie man es eher nicht kennt
Canary Wharf

Mit einem Abstecher zur Buchhandlung Foyle’s an der Charing Cross Road machte ich mich wieder auf den Weg zurück zum ISH und am nächsten Tag dann nach Hause (siehe die Einleitung).

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (5/5)

So, nachdem schon wieder der nächste Bahnurlaub ansteht, schließe ich endlich mal meinen Reisebericht vom letzten ab. Hier habt ihr verfolgt, was ich auf dem Weg von Santander über Oviedo nach La Coruña alles erlebt habe.

Sonntag, 25.03.2018

Trotz Zeitumstellung fühle ich mich halbwegs ausgeschlafen und gehe tatsächlich zum Frühstück in ein Café direkt an der Hafenpromenade eine Straße weiter. Dann erkunde ich ein wenig die Stadt, zuerst zu Fuß und dann mit dem Bus. So etwas wie ein Tagesticket gibt es leider nicht. Aber mit 1,30 Euro sind die Einzelfahrten auch nicht gerade teuer. Wer häufiger fährt, kann eine Transponderkarte kaufen, mit der es dann Rabatt gibt. Dieses Konzept haben übrigens die meisten Städte auf meiner Reise.

Mit dem Bus fahre ich in die Nähe des aus römischer Zeit stammenden Herkulesturms.
Herkulesturm

Die historische Straßenbahn, die dort am Ufer entlang fährt, ist leider schon eine Weile außer Betrieb.
Gleise und Masten der historischen Straßenbahn La Coruña

Detail an einem Mast der historischen Straßenbahn La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Dann begebe ich mich langsam zurück zum Hotel. Am Rechner in der Lobby checke ich E-Mails. Die Rezeptionistin bittet mich, kurz nach dem Rechten zu sehen, während sie im Haus unterwegs ist. Als sie wiederkommt, lasse ich mir meinen Koffer aus dem Gepäckraum geben, und sie verabschiedet sich mit Wangenküsschen von mir.

Zum Bahnhof fahre ich wieder mit dem Bus. Mein Zug ist diesmal keine Gumminase (BR 594), sondern eine 599.
Renfe-BR 599 im Bahnhof A Coruña

A Coruña                 ab 15.45 Regional 12431
Santiago de Compostela   an 16.25

Ich mache es mir bequem und bin einigermaßen überrascht, dass der Regionalzug bis auf 160 km/h beschleunigt. Aber anscheinend gibt es zwischen La Coruña und Santiago nur die für bis 200 km/h trassierte Ausbaustrecke, an der auch einige Regionalbahnsteige an Nebengleisen liegen. Interessant ist auch, dass der Zug dieselbetrieben ist, obwohl meines Wissens inzwischen die gesamte Strecke bis Vigo (die „Atlantik-Achse“) elektrifiziert ist.
Bahnhof Cerceda-Meirama

Schließlich ist das Ziel meiner „Schienenwallfahrt“ erreicht:
Bahnhof Santiago de Compostela

Meine Unterkunft, wiederum ein Hostal, kann ich zu Fuß vom Bahnhof aus erreichen. Zur Abwechslung gerate ich diesmal an einen deutschen Rezeptionisten. Nachdem ich mich kurz in meinem Zimmer ausgeruht habe, mache ich mich auf den Weg in die ebenfalls nicht weit entfernte Altstadt. Auf einen Tipp von Janice hin habe ich im Netz nachgeschlagen und herausgefunden, dass heute – am Palmsonntag – um 18 Uhr eine Prozession stattfindet, die ich mir nun angucke.
Palmsonntagsprozession in Santiago de Compostela

Palmsonntagsprozession in Santiago de Compostela
Die Masken wirken ja etwas gruselig, aber wenigstens bekommt man keine Datenschutzprobleme …

Schließlich besuche ich auch das Ziel der echten Pilger. Einen umbauten Platz finde ich übrigens hier nicht.
In der Kathedrale von Santiago de Compostela

Kathedrale von Santiago de Compostela

Anschließend kaufe ich ein paar Andenken für die Familie zu Hause und gucke mich dann nach etwas zu essen um. In einem kleinen Restaurant lacht mich das „Pilgermenü“ an. Drinnen sitzt bereits eine junge Frau alleine, die ich an ihrem Akzent sofort als Deutsche erkenne. Sie stellt sich als Lisa vor, Studentin aus Passau, die tatsächlich gepilgert ist. Wir unterhalten uns nett, auch wenn ich ihre Begeisterung fürs Pilgern nicht so ganz teilen kann, und stellen fest, dass wir am nächsten Tag denselben Rückflug gebucht haben. Sie schläft in der Pilgerherberge direkt nebenan, ich gehe zurück in mein Hostal.

Montag, 26.03.2018

Beim Aufstehen kann ich mir Zeit lassen – Frühstück gibt es im Hostal nicht, und mein Flug geht erst nachmittags. Also frühstücke ich nebenan im Café und mache dann noch hauptsächlich Fotos von den örtlichen Bussen. Dann hole ich meinen Koffer aus dem Hostal und gehe zum Bahnhof, von wo ich den Bus zum Flughafen nehme. Den nutzen nicht nur Fluggäste, sondern auch die Anwohner der am Weg liegenden Dörfer.
Am Flughafen angekommen, gehe ich durch die Sicherheitskontrolle und gönne mir wenigstens einmal eine regionale Spezialität, die Suppe „Caldo Gallego“ mit Steckrübenblättern:
Caldo Gallego, Spezialität Galiziens

Am Gate treffe ich dann auch Lisa wieder und wir unterhalten uns noch kurz, bevor es in den Flieger geht.

Santiago de Compostela   ab 16.10 FR 4478
Frankfurt-Hahn           an 18.30

Der Flug verläuft ereignislos, abgesehen davon, dass ich mir beim Bordverkauf einen Instantkaffee gönne. HHN erreichen wir pünktlich:
Ryanair-Flug 4478 ist gerade aus Santiago de Compostela in Hahn gelandet

Zwischenzeitlich hatte ich eine SMS bekommen, dass sich die Abfahrtzeit meines Busses verschoben habe, aber jetzt steht er doch schon da, und ich steige ein. Lisa hat einen nächtlichen Flixbus gebucht und bleibt daher noch etwas am Flughafen.

Frankfurt-Hahn           ab 19.10 LUX-FRA A3
Frankfurt Hbf            an 21.00

Der Bus kommt gut durch, und so erreichen wir den Frankfurter Hbf bereits kurz nach 20.30 Uhr. Ich richte mich darauf ein, den ICE um 20.54 Uhr zu nehmen. Allerdings fährt der vorangehende IC nicht nur wegen Bauarbeiten heute später, sondern hat darüber hinaus auch noch Verspätung. Da die planmäßige Abfahrtszeit vorbei ist, buche ich im Navigator einen Flexpreis für den nächsten IC. Wegen eines Fehlers in der App kaufe ich den Fahrschein versehentlich zweimal, bekomme den zweiten Kauf aber später problemlos zurückerstattet.

Frankfurt Hbf            ab 20.37 IC 2229
Aschaffenburg Hbf        an 21.06

Mit etwa +15 gegenüber dem Baustellenfahrplan in NAH angekommen, bleibt noch Zeit, etwas zu essen, bevor ich mich dann mit der kurz vorher neu eingeführten RB um 21.39 Uhr auf den Weg zum Hp an der Hochschule mache. Am Bahnsteig bekomme ich noch eine unschöne Streiterei mehrerer Männer mit, die fast in einer Schlägerei endet.

Aschaffenburg Hbf        ab 21.39 RB 23351
Aschaffenburg Hochschule an 21.41

Zu Hause angekommen, stelle ich fest, dass die beste Freundin gerade versucht hat, mich zu erreichen. Also rufe ich zurück und lasse den Abend mit einem Gespräch ausklingen, bei dem ich gleich von meinen Reiseerlebnissen berichten kann. Das habe ich nun hier auch getan. Vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe, es hat euch gefallen!

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (4/5)

Und hier kommt auch „schon“ die nächste Folge meines Fortsetzungsromans. Im letzten Teil haben wir uns einen Tag Erholung vom Bahnfahren in Santander gegönnt, heute setzen wir unsere Schmalspurpilgerfahrt fort.

Freitag, 23.03.2018

Am nächsten Tag muss ich wieder früh raus, da an mein nächstes Etappenziel Oviedo die Züge sogar nur zweimal am Tag fahren. Der Himmel ist wieder grau, zum Glück regnet es aber wenigstens nicht, als ich zum Bahnhof laufe. Dort sehe ich unter anderem einen Wagen der „Estrella del Cantábrico“, anscheinend der kleinen Schwester des Luxuszugs Transcantábrico.
Wagen der Estrella del Cantábrico in Santander

Santander              ab 09.10
Oviedo                 an 14.00

Weit weniger luxuriös, aber immer noch recht bequem geht es in meinem Triebwagen zu, der bald zur Fahrt durch die grüne und immer noch regnerische Landschaft aufbricht.
Feve-Triebwagen in Santander

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Bahnhof zwischen Santander und Oviedo

Sonst passiert nichts Aufregendes, außer dass der Zug sich bereits am ersten Halt Torrelavega, das wir auch gestern mit dem Bus durchquert haben, schnell leert. Später heißt es auch heute wieder außerplanmäßig in den Zug umsteigen, diesmal in Llanes. Dabei treffe ich tatsächlich Janice, die Südafrikanerin, wieder. Unsere englische Unterhaltung bekommt ein weiterer Tourist mit, der sich als Adam aus London vorstellt. Seinen Akzent zu verstehen, fällt mir etwas schwer, trotzdem unterhalten wir uns, so gut es geht. Adam arbeitet für die EU und kennt sich daher mit allen Details des Brexits aus. Janice ist nur wegen des Wetters auf den Zug umgestiegen und steigt in einem der nächsten Orte aus, um ihre Wanderung anzufangen. Mit Adam steige ich gemeinsam in Ribadesella, gerade hinter der Grenze zur nächsten Region Asturien, wieder in den Zug um. Hier ist die Strecke für den Vorortverkehr von Oviedo bereits wieder elektrifiziert, so dass ab hier ein E-Triebwagen fährt. Von hier ab begleiten wir eine Weile den Fluss Sella, der als Kanurevier berühmt ist.

Kanufahrer auf dem Sella

Auch Adam steigt an einem Unterwegsbahnhof aus. Für mich dagegen zieht sich die Fahrt etwas, zumal die für den Vorortverkehr gedachten Sitze nicht gerade bequem sind. Kurios finde ich die niveaugleiche Kreuzung mit der Strecke Gijón – Laviana in El Berrón. Dort (wenn ich mich recht erinnere) setzt sich auch eine alte Dame neben mich in den inzwischen gut gefüllten Zug und spricht mich auf Spanisch an. Nachdem ich antworte, dass ich das (so gut wie) nicht spreche, stellen wir irgendwie fest, dass sie mal in Deutschland gearbeitet hat und daher etwas Deutsch spricht. So versuchen wir uns dann zu verständigen, was nicht einfach, aber trotzdem nett ist.
Schließlich kommen wir in der asturischen Hauptstadt Oviedo an, wo die Schmalspur- direkt neben den Breitspurgleisen im unterirdischen Bahnhof liegen. Heute muss ich ja für den nächsten Tag entscheiden, ob ich die Breitspur-Bergstrecke oder die Schmalspurbahn an der Küste fahre. Nachdem ich die heutige Schmalspuretappe doch etwas strapaziös fand und die nächste schon um 7.30 Uhr beginnen würde, tendiere ich zur Breitspur, stelle aber fest, dass da die Abfahrt auch „schon“ um neun Uhr und die Fahrzeit auch nicht kürzer wäre. Also entscheide ich mich doch für die Schmalspur, gehe jetzt aber erst mal zum Hotel und schaue mir ein bisschen Oviedo an. Die Altstadt ist ganz nett, insgesamt wohl aber (abgesehen von der Kathedrale) die am wenigsten spektakuläre auf meiner Reise. Und der umbaute Platz ist diesmal auch nicht quadratisch:
In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

Außerdem regnet es zwischendurch immer mal wieder, so dass ich letztendlich ins Hotel gehe und nur zum Essen noch mal kurz rausgehe.

Samstag, 24.03.2018

Oviedo                 ab 07.30
Ferrol                 an 14.44

So richtig leicht fällt mir das frühe Aufstehen nicht, und Frühstück (das aber ohnehin extra kosten würde) gibt es auch noch nicht, daher habe ich mich schon am Vortag eingedeckt. Zum Glück ist es zum Bahnhof nicht weit, und der Triebwagen ist innen recht bequem für „medias distancias“ (so die Aufschrift auf den Sitzen) eingerichtet:
Sitze im Feve-Triebwagen

Auch meine Befürchtung, er könne – wie der E-Triebwagen gestern – keine Toilette haben, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Auf der siebenstündigen Fahrt wäre das sonst auch schwierig geworden … Bald geht es los, wobei es draußen noch nicht viel heller ist als im Tunnel. Die Landschaft entpuppt sich aber tatsächlich als sehr sehenswert.
Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Da die Strecke häufig durch den Wald verläuft, liegen manchmal Äste oder sogar dünne Baumstämme auf dem Gleis. Der Lokführer hält dann kurz an, nimmt langsam Anlauf und schiebt die Äste mit der Zugspitze weg – eine unkonventionelle, aber effektive Methode.
Baum auf der Strecke zwischen Oviedo und Ferrol

Die Strecke führt mehr oder weniger an der Küste entlang, so dass sich immer wieder schöne Blicke aufs Meer oder idyllische Küstenorte ergeben.
Küstenort zwischen Oviedo und Ferrol

Durch die tief eingeschnittenen Flussmündungen macht allerdings die Bahn auch ordentliche Umwege. An einer solchen erreichen wir die Grenze zu Galizien, der letzten Region auf meiner Reise. Es heißt zwar, dass Geschichte sich nicht wiederholt, aber am nächsten Bahnhof Ribadeo müssen wir wieder kurzfristig den Zug verlassen, nicht ohne dass ich noch ein Foto von ihm mache.
Feve-Triebwagen in Ribadeo

Man kümmert sich aber vorbildlich um uns: Nicht nur, dass mir ein Reisender meinen vergessenen Regenschirm aus dem Zug nachträgt, ein Bahnmitarbeiter organisiert uns ein Taxi für die Weiterfahrt und setzt sich selber auf den Beifahrersitz. Hinten quetscht sich dann neben mir ein österreichisches Pilgerpaar, das wegen des starken Windes heute nicht zu Fuß unterwegs sein will. Nachdem wir eine Weile auf der Küstenstraße gefahren sind, hat uns die Schiene wieder.
Burela: Wieder im Zug

Ich setze mich aus vermeintlicher Höflichkeit – durch den Gang getrennt – zu den Österreichern, die wollen aber lieber ihre Ruhe haben und verziehen sich ans Ende des Zuges. Das ist mir auch recht, denn so kann ich ebenso ungestört die weitere Fahrt genießen.
Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Tatsächlich finde ich, dass dieser Streckenabschnitt auf jeden Fall einer der schönsten auf meiner Reise ist, er zieht sich halt nur etwas. Wen das nicht stört, für den ist die Strecke unbedingt empfehlenswert. Außerdem ist unterwegs der Handyempfang erstaunlich gut, davon können sich deutsche Bahn- und Mobilfunknetzbetreiber eine Scheibe abschneiden. Güterverkehr gibt es hier übrigens auch:
Güterwagen zwischen Oviedo und Ferrol

Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

So langsam finde ich, dass wir mal ankommen könnten, allerdings haben wir fast eine Stunde Verspätung. Obwohl ich Kopfschmerzen habe, trage ich es mit Fassung, und schließlich erreichen wir Ferrol, den Endbahnhof des Schmalspurnetzes. Trotz der Verspätung habe ich jetzt noch über eine Stunde Zeit bis zum Anschlusszug nach La Coruña. Den Fahrschein dahin bekomme ich nicht am Automaten, sondern nur am Schalter. Auch hier wären etwas bessere Spanischkenntnisse praktisch, aber es geht irgendwie. Anschließend laufe ich noch ein bisschen durch die Stadt, die aber mäßig interessant ist, zumal es regnet und alle Läden zu sind. Trotzdem ein Beweisfoto:
Rathaus von Ferrol

In Ferrol liegen Schmal- und Breitspur direkt nebeneinander, was an den Etappenzielen ja nicht immer der Fall war.
Schmal- und Breitspur im Bahnhof von Ferrol

Wer sich meine Reise noch mal genau angucken will, findet hier übrigens eine bei meinem unfreiwilligen Umstieg abfotografierte Feve-Streckenkarte.

Ferrol                 ab 17.18 MD 12685
A Coruña               an 18.35

Breitspurtriebwagen im Bahnhof von Ferrol

Schließlich schließt der Tf die schon länger bereitstehende Breitspur-Gumminase auf, und es geht los. Ich nutze die Zeit, um ein bisschen zu schlafen, bekomme aber mit, wie wir im Trennungsbahnhof Betanzos Kopf machen. Als wir La Coruña erreichen, habe ich zwar immer noch Kopfschmerzen, sie sind wenigstens aber nicht schlimmer geworden. Vor dem Bahnhof stelle ich fest, dass es zur Altstadt und damit zum Hotel zu weit zu laufen ist und nehme den Bus. Mein Hotel liegt mitten in der Altstadt in der belebten Fußgängerzone, nur wenige Schritte vom hiesigen umbauten Platz entfernt.
Umbauter Platz in La Coruña

Eigentlich ist meine Unterkunft ein Hostal, also ein etwas einfacher und günstiger gehaltenes Hotel, aber es ist alles topmodern und blitzsauber. Die Rezeptionistin, eine ältere Dame, spricht scheinbar nur Spanisch und checkt mich ein. Als ich wieder herunterkomme, spricht sie mich in hervorragendem Englisch an: Sie habe sich vorhin nur nicht getraut, weil so viele Leute in der Lobby gewesen seien. Jetzt erklärt sie mir aber ausführlich, was ich mir angucken kann und dass ich zwar nicht im Hotel, aber in den umliegenden Cafés frühstücken kann. Zu essen gibt es in den Straßen der Altstadt natürlich auch genug, also laufe ich dort ein bisschen herum und lande schließlich in einem asiatischen Imbiss. Auf dem Rückweg decke ich mich noch spontan mit sehr leckeren regionaltypischen Süßigkeiten ein.

Fortsetzung folgt!