Wieder Lustiges Bahnfahren

Mittlerweile schränke ich meine Bahnfahrten coronabedingt wieder ein, aber letztes Wochenende ging ich noch mal auf Tour: Ziel waren die Weser- und Lammetalbahn (WLB) Bünde–Hildesheim–Bodenburg, die bis zum Fahrplanwechsel noch durch meinen neuen Arbeitgeber NordWestBahn gefahren und dann durch die DB-Tochter Start übernommen werden. Da nicht alle Züge in Bünde beginnen, war ein zusätzlicher Umstieg in Herford nötig. Dort enterte ich den RE der Eurobahn nach Nienburg, eine Strecke, die auch noch auf meiner Liste steht. Diesmal stieg ich aber in Löhne wie geplant in den NWB-Lint um, wie übrigens eine ganze Reihe weiterer Fahrgäste. Die Weserbahn hat wie so viele schon bessere Zeiten (mit einem heute weitgehend stillgelegten zweiten Gleis) gesehen und heute trotz Hauptbahnstatus eher den Charme einer Nebenstrecke. Die Gegend drumherum ist allerdings unter anderem durch den namensgebenden Fluss sehr sehenswert. In Hameln, wo die Strecke die Linie Hannover–Paderborn kreuzt, ziert natürlich ein Rattenfänger das Stellwerksgebäude. Hier füllte sich der Zug auch wieder ordentlich, wie auch in Elze, wo wir mit der Strecke nach Göttingen eine weitere Hauptbahn kreuzten.

In Hildesheim angekommen, musste ich für die Weiterfahrt ins Lammetal nicht mal aussteigen. Bis Groß Düngen folgten wir der Strecke nach Goslar, die ich letztes Jahr auf dem Weg in meinen Harz-Urlaub gefahren bin. Der Bahnhof hat die Besonderheit, dass nur die auf die Lammetalbahn abbiegenden Züge hier halten. Wer von Groß Düngen in Richtung Goslar will, muss zurück nach Hildesheim Ost fahren und dort umsteigen. Im Gegensatz zur Weserbahn ist die Lammetalbahn eine klassische Nebenbahn, die aber immerhin bis Bad Salzdetfurth („Schmidteinander“-Fans vielleicht noch als Heimat der Zuschauerin Gabi ein Begriff) noch Güterverkehr aufweist. Der Endpunkt Bodenburg, ehemals ein Knotenbahnhof, ist dagegen nur noch ein reiner Stichstrecken-Haltepunkt. Da es hier keine nennenswerte Möglichkeit zur Weiterreise gab, fuhr ich nach wenigen Minuten mit demselben Zug wieder zurück, diesmal aber nur bis Hildesheim. Dort konnte ich mir zwar noch die Altstadt im letzten Abendlicht angucken, die Weiterreise verlief aber nicht ganz so wie geplant: Die S 4 nach Hannover fiel aus, so dass ich letztendlich erst eine gute halbe Stunde später mit dem RE aus Bad Harzburg in die Landeshauptstadt fuhr. Weil ich keine Lust mehr auf Regionalverkehr und Warten hatte, wollte ich mit dem IC zurück in die neue Heimat. Der Navigator meinte zwar, dass in diesem die 2. Klasse ausgebucht sei. Trotzdem setzte ich mich – Fritten von den „Pommes-Freunden“ essenderweise – ans Gleis und siehe da, es waren noch jede Menge Plätze frei. Leider erlaubt einem die DB in solchen Fällen nur, einen Flexpreis „für den nächsten Zug“ zu kaufen (finde den Fehler), aber das funktionierte anstandslos, so dass ich letztendlich sogar früher als ursprünglich geplant wieder in HO eintrudelte.

Bremen-Fahrt mal anders

Am Wochenende variierte ich die zweiwöchentliche Fahrt nach Bremen etwas: Zum einen reiste ich von Bramsche aus, wo ich ein Seminar mit meinem neuen Team hatte, mit einem Zug meines neuen Arbeitgebers an (was mit +8 wegen Wartens auf den Gegenzug in Wildeshausen endete). Zum anderen hatten wir uns für Samstag vorgenommen, gemeinsam nach Hamburg zu fahren. Leider mussten wir morgens etwas umdisponieren, da so große Verspätungen angekündigt waren, dass meine Freundin es nicht mehr rechtzeitig zu dem Termin schaffen würde, der der Anlass für die Fahrt war. Da ich aber die Gelegenheit nutzen wollte und an der Alster ein Treffen mir meiner Cousine und ihrem Mann vereinbart hatte, fuhr ich ein paar Stunden später alleine. Das wollte ich eigentlich mit dem Metronom tun, aber ich erwischte gerade noch einen verspäteten IC. Der fuhr an diesem Tag nur bis Harburg, weil es irgendwo in Hamburg eine Streckensperrung wegen Kampfmittelsondierung gab. Wo genau, habe ich nicht herausgefunden, Regionalzüge und S-Bahn schienen jedenfalls ganz normal zu fahren. Letztere brachte mich dann auch zum Hbf, wobei anders als im IC an einen Sitzplatz nicht zu denken war.

Auf der Rückfahrt sah es besser aus: Ich erreichte gerade noch den Metronom, in dem zwar die Leute in den Türräumen standen, bei genauerem Hinsehen aber noch genug Sitzplätze verfügbar waren. Da der Metronom nur dreimal öfter hält als der IC und immerhin auch Tempo 160 fährt, verlief die Reise recht angenehm und ich erreichte pünktlich HB.

Zurück nach HO am Sonntag hatte ich drei Optionen: Flixtrain, IC und RE. Ersterer war pünktlich angekündigt, aber fast voll, der zweite sollte eine hohe Auslastung und immer mehr Verspätung haben. Also entschied ich mich für Letzteren, was auch goldrichtig war, denn er fuhr pünktlich und Sitzplätze gab es auch noch in ausreichender Anzahl. Letztendlich erreichten wir HO sogar noch vor dem IC, der laut Plan eigentlich seit 50 Minuten hätte weg sein sollen. Nur der Flixtrain schien uns unterwegs überholt zu haben, obwohl er dann doch Verspätung hatte.

Als Ausgleich für das Chaos am Wochenende fuhr ich heute mit dem IC von HO nach EMST und mit dem ICE zurück – beide Male pünktlich und mit Sitzplatz, und das sogar noch preiswerter als mit einer reinen Nahverkehrsfahrkarte (zwischen HO, HB und AH ist der IC(E) allerdings auch nur unwesentlich teurer).

Jan kann Bahn plan‘

Wie schon angedeutet, habe ich einen neuen Arbeitgeber: Seit dem 1. Oktober bin ich Betriebsplaner bei der NordWestBahn, die im Jahr 1999 eine der ersten privaten Eisenbahngesellschaften im Personenverkehr war und noch heute diverse Strecken in Niedersachsen, Bremen und NRW befährt. Zu meiner neuen Arbeit gehören alle Planungen, die „hinter dem Fahrplan“ stecken, also die Umsetzung des Fahrplans in Umlauf- und Schichtpläne für Fahrzeuge und Personal. Ein mindestens ebenso wichtiger Punkt ist die Planung von Schienenersatzverkehren, da es (fast) ständig irgendwo Bauarbeiten gibt, die den Bahnverkehr behindern. Dazu kommen dann noch kurzfristige Ereignisse, wie just in meiner ersten Arbeitswoche die Sperrung der Bahnstrecke Rheinhausen–Trompet (zwischen Duisburg und Moers) wegen der einsturzgefährdeten Cölve-Brücke.

Um Schienenersatzverkehre ging es auch bei einem Workshop, zu dem meine erste Dienstreise führte. Gemeinsam mit meinem neuen Chef sollte es mit dem RE 2 nach Essen gehen, wo der Workshop in Bahnhofsnähe stattfand. Das scheiterte daran, dass der RE ersatzlos ausfiel. Also buchten wir unsere Fahrkarten auf den nachfolgenden IC um, mit dem wir es noch halbwegs pünktlich nach Essen schafften.

Auf dem Rückweg schauten wir noch in der Betriebszentrale in Dorsten vorbei, fast in Sichtweite meines alten Elternhauses, und fuhren von dort mit der RB 45 (die ab dem Fahrplanwechsel in der RE 14 aufgeht) nach Coesfeld. Ab dort vertraute ich mich wieder der „roten“ Bahn an, was nicht nur aufgrund des sonnigen Wetters und der idyllischen Baumbergebahn ebenfalls eine sehr nette Fahrt war: Star im Zug war eine Katze, die ein weiblicher Fahrgast dabei hatte. Das letzte Stück nach Osnabrück (Reim nicht beabsichtigt) legte ich, wie schon die Hinfahrt, in einer Schweizer EC-Garnitur zurück und erreichte meine neue Heimat pünktlich um 19.21 Uhr.

Bauhaus, Sternenhimmel und Toastbrot

Der wohl einzige längere Auswärtsurlaub dieses Jahr führte mich Ende September nach Dessau, wo ich mit meiner Freundin in einer Ferienwohnung nicht weit vom Hauptbahnhof und dem Hauptgebäude des Bauhauses unterkam. Dessen Bauten besichtigten wir natürlich zumindest von außen und nutzten auch das nette Café. Die Hinfahrt verlief für mich völlig problemlos: IC 1 bis HH, dann IC 2 bis Köthen und weiter mit der RB. Der ICE meiner Freundin, die aus dem Rhein-Main-Gebiet anreiste, wurde dagegen wegen eines Oberleitungsschadens umgeleitet, so dass sie den Anschluss in Halle verpasste und eine Stunde später kam als geplant.

Den Urlaub verbrachten wir nicht nur in Dessau selbst, sondern unter anderem in der Oranienbaumer Heide, von wo wir mit der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn zurück fuhren. Diese nutzt leider nicht mehr die Doppelstock-Schienenbusse, die mir noch in meiner Sammlung fehlen, sondern LVT/S, die aber immerhin ansprechend beklebt sind:

LVT/S der Dessauer Verkehrs- und Eisenbahngesellschaft (DVE) In Dessau Hbf

Außerdem machten wir einen Ausflug nach Magdeburg, wohin meine Freundin das „BesserWeiter“-Abo-Upgrade nutzen konnte, das die Verkehrsbetriebe als Dank für die Treue ihrer Kunden in der Corona-Krise kostenlos anboten.

Zum Abschluss des Urlaubs ging es noch über Wittenberg nach Berlin, wo ich auch Kumpel Konny mal wieder besuchte. Gemeinsam fuhren wir an den Tegeler See, wo wir zufällig feststellten, dass ein autonomes Shuttle getestet wurde, das wir natürlich gleich mal ausprobierten. Natürlich war noch ein BVG-Mitarbeiter zur Überwachung des Probebetriebs an Bord, der auch tatsächlich ziemlich viel eingreifen musste, auch bei eigentlich normalen Vorgängen wie einem haltenden Auto vor uns.

Autonomes BVG-Shuttle in Berlin-Tegel

Von Tegel aus machte ich mich alleine auf den Weg, um eine Runde mit einem der neuen S-Bahn-Züge der BR 483/484 zu fahren, die gerade auf der kürzesten Linie S 47 getestet werden. Innerlich fielen sie mir durch ihre sehr geringe Lautstärke auf, äußerlich durch ihr sehr schlichtes Design, das mich an eine Packung Toastbrot erinnert. Da „Toaster“ aber schon der Spitzname der BR 480 ist, lautet der „offizielle“ der BR 483/484 „iPad“ oder „Tablet“.

Zug der Baureihe 483/484 in Berlin-Schöneweide

Vor der Rückfahrt besichtigten Konny und ich dann noch den frisch eröffneten U-Bahnhof Museumsinsel mit seinem Sternenhimmel, der an ein Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel angelehnt ist, der auch viele Bauten in Berlin entworfen hat.

Sternenhimmel-Gewölbe im U-Bahnhof Museumsinsel

Zurück ging es dann sowohl für meine Freundin als auch für mich jeweils ohne Umsteigen und auch ohne nennenswerte Verspätung, wobei sie in ihren ICE (der allerdings nur einmal täglich fährt) am weniger frequentierten Ostbahnhof einsteigen konnte, während ich für meinen (zweistündlichen) IC nur die Wahl zwischen Hbf und Spandau hatte. Von HO nach Hause wäre ich gerne angesichts von Koffer und Kälte mit dem Bus gefahren, da aber kein passender fuhr, war ich zu Fuß schneller.

Somewhere inside the rainbow

Mitte September fuhr ich aus Anlass meines letzten Arbeitstages noch mal in meinen frischgebackenen ehemaligen Wohnort. Hin ging es am Donnerstagmittag mit dem RE 2, diesmal bis Essen, wo sich der Besuch in der Lounge nicht wirklich lohnte, ich aber immerhin auf die Toilette gehen konnte. Beim Einstieg in den ICE stellte ich erfreut fest, dass es der Regenbogen-ICE war, von dem Stefanies Sohn mir schon beim Besuch in Bielefeld erzählt hatte. Zum zehnjährigen Bestehen der LGBT-Gruppe bei der DB ist nämlich der rot-grüne Streifen bei einem ICE 3 durch einen in Regenbogenfarben ersetzt worden. In diesem Fahrzeug saß ich nun in der Lounge, wiederum der der 1. Klasse, weil meine Schnupper-BahnCard immer noch galt. Die anfängliche Verspätung gab sich bis zum Zielbahnhof wieder, und beim Richtungswechsel in FF gelang mir auch ein Bild des Zuges:

ICE-3-Triebzug 304 „München“ mit Regenbogenband in Frankfurt (Main) Hbf

Am Freitag besuchte ich meinen Cousin in Frankfurt, was auf der Rückfahrt durch eine etwa 10-minütige Verspätung der RB gekennzeichnet war, die dazu führte, dass ich doch zu meinen Gastgebern laufen musste, anstatt die RB bis zur Hochschule zu nehmen.

Auf der Rückfahrt am Samstag hatte ich noch einen kleinen Schlenker eingebaut, um zum einen mit einem der Integral-Triebwagen zu fahren, die jetzt auf der Regiobahn zwischen Kaarst und Wuppertal eingesetzt werden, zum anderen damit den neuen Streckenabschnitt ab Mettmann zu befahren. Das klappte auch hervorragend, und an der neuen Endstation gelang mir noch ein Bild des Triebwagens, der wie seine Brüder von der Bayerischen Oberlandbahn (wie die Regiobahn Teil des Transdev-Konzerns) übernommen worden war. Die früheren Talente wurden dagegen zu Transferoviar nach Rumänien abgegeben, wo schon andere Oldtimer wie die 624 oder die niederländischen Wadloper ihr Gnadenbrot verdienen.

Integral der Regiobahn (ex-BOB) in Wuppertal Hbf

Von Wuppertal aus ging es mit dem RE 7 nach EMST. Dort war mein Anschlusszug der EC 8 aus Zürich, der an diesem Tag wegen Bauarbeiten zwischen Koblenz und Mainz planmäßig 40 min später fuhr, allerdings auch diesem Plan etwa 10 min hinterherhinkte. Da das der letzte Umstieg war, störte es mich wenig, zumal ich die Fahrt im SBB-Panoramawagen genoss, aus dem selbst die norddeutsche Tiefebene gleich viel beeindruckender aussieht.

Wochenrückblick

Die vergangene Woche hatte ich mir kurzfristig freigenommen und nutzte sie für eine Reihe von Tagesausflügen:

Am Samstag fuhr ich mit meiner Freundin nach Marl. Die Hinfahrt verlief bahnseitig problemlos, nur ein mitteilungsbedürftiger Mitreisender im RE 2 nervte etwas. Mit dem jetzt viertelstündlich fahrenden SB 25 erreichten wir meine Heimatstadt pünktlich, so dass wir Freunde treffen und ich meine alten Wirkungsstätten zeigen konnte. Zurück fuhren wir genauso, wobei der RE 2 diesmal mit +20 abfuhr und kurz hinter EMST wegen Personen im Gleis erst mal stehen blieb. Weiter ging es dann im Schritttempo und nur bis Lengerich, woraus wir messerscharf schlossen, dass wir freie Platzwahl in der nachfolgenden RB haben würden, wenn wir schon in Ostbevern umstiegen. Das funktionierte auch tadellos, so dass wir HO letztendlich mit knapp zwei Stunden Verspätung erreichten. Als Ticket nutzten wir ein SchönerTagTicket NRW.

Montag fuhr ich endlich mal wieder in die Niederlande, was möglicherweise meinen einzigen Auslandsaufenthalt dieses Jahr darstellt. Als Ziel hatte ich mir Oldenzaal ausgeguckt, das von HO direkt durch die Eurobahn angefahren wird und somit trotz des DB-Lokführerstreiks an diesem Tag problemlos erreichbar war. Nachdem ich die eher kleine Stadt erkundet hatte, fuhr ich mit dem „Twents“-Bus von Keolis weiter ins noch kleinere Denekamp. Von dort wollte ich eigentlich mit dem Bürgerbus über Nordhorn zurück. Nachdem der aber zur fahrplanmäßigen Zeit nicht auftauchte, eilte ich wieder zur Haltestelle des „Twents“ und fuhr auf dem gleichen Weg zurück, was problemlos klappte (auf der Hinfahrt hatte die RB etwa +10 gehabt). Für die Bahnfahrt nutzte ich Einzelfahrten des Niedersachsentarifs, die Busfahrten bezahlte ich einzeln beim Fahrer (keine Barzahlung möglich und teurer als mit OV-chipkaart).

Am Dienstag machte ich einen Ausflug zum Attersee, natürlich nicht dem in Österreich, sondern dem gleichnamigen Baggersee in Osnabrück. Praktischerweise fährt dorthin direkt vor meiner Haustür eine Buslinie, allerdings nur unter der Woche mit wenigen Kursen. Die dienen auch eher der Bedienung des dort liegenden Industriegebietes als des Sees, der im Wesentlichen aus einem Campingplatz mit gebührenpflichtigem Eintritt besteht und als Ausflugsziel daher eher uninteressant ist. Immerhin lernte ich aber durch die Fahrt meine neue Heimatstadt noch besser kennen. Für die Fahrt mit den Osnabrücker Bussen nutze ich die YANiQ-App mit wöchentlicher Bestpreisabrechnung.

Mittwoch ging es dann nach Bielefeld, genauer nach Brackwede zu Patentante und Mann sowie Stefanie und Familie. Hin wollte ich eigentlich den „Haller Willem“ nehmen, stieg dann aber, da ich diesen drohte zu verpassen, lieber in die Eurobahn, die trotz des Umwegs etwas schneller in der Ostwestfalenmetropole ist, und dort in die Stadtbahn. Die nahm ich auf dem Rückweg nur bis zum Bahnhof Brackwede und stieg diesmal in den Haller Willem, dessen Strecke landschaftlich durchaus sehenswert ist und der seit 2005 endlich wieder bis Osnabrück fährt. Für beide Fahrten galt der Westfalentarif. Da der DB-Navigator mir dafür keine Tickets verkaufen wollte, löste ich sie ganz klassisch am Automaten, wobei in Bielefeld auch noch nur Barzahlung möglich war.

Donnerstag machte ich mich mit dem Intercity auf den Weg zu meiner Tante nach Hamburg. Der war zunächst noch pünktlich unterwegs, zog sich aber wegen einer Türstörung kurz hinter Bremen +10 zu. Mir war es egal, denn da die Züge nach Rahlstedt momentan wegen Bauarbeiten nur stündlich fahren, fuhr ich sowieso mit der U-Bahn weiter. Diesmal nicht wie sonst bis Wandsbek Markt, sondern bis Farmsen, von wo ein Metrobus nach Rahlstedt fährt, diesmal wiederum wegen Bauarbeiten noch näher an mein Ziel als normalerweise. Auf der Rückfahrt probierte ich etwas ganz Neues: den X35, den Nachfolger des zuschlagpflichtigen Schnellbusses 35, der in etwa einer halben Stunde vom Süden Rahlstedts direkt zum Hbf fährt, und zwar fast komplett durch mir bis dahin völlig unbekannte Gegenden. Die Rückfahrt mit dem IC verzögerte sich dann wegen Personen im Gleis um etwa 20 Minuten, was bis HO nicht wesentlich weniger wurde. Aus unbekannten Gründen verzögerte sich dort die Weiterfahrt wiederum und es hielt sogar außerplanmäßig der Sprinter, was mir aber beides egal sein konnte. Als Ticket nutzte ich Sparpreise mit eingeschlossenem City-Ticket.

Am Freitag ging es zur Abwechslung mal zu einem Onkel, nämlich nach Versmold. Dafür nutzte ich wiederum den Haller Willem bis Borgholzhausen, wo ich einen 4-Minuten-Anschluss an den Bus hatte. Ich dachte, dass der auf so einer kleinen Regionalstrecke kaum gefährdet sei, aber natürlich hatte mein Zug wegen Wartens auf den Gegenzug in Wellendorf genau +4. Zum Glück wartete der Bus aber auf mich, so dass ich für ein paar Haltestellen der einzige Passagier wurde. Von der Haltestelle Gymnasium war es nur noch ein kurzer Spaziergang, während dessen es zum Glück nicht regnete. Diesmal konnte mir der Navigator auch wieder einen Westfalentarif verkaufen. Auf dem Rückweg nahmen mich meine Eltern im Auto mit.

Noch einmal auf den Weg nach Marl machte ich mich am Sonntag, diesmal zu einem Besuch der ehemaligen Nachbarn. Wieder fuhr ich mit dem RE 2, diesmal allerdings nur bis Haltern, wo ich einen Spaziergang durch die Innenstadt machte und dann mit der S 9 weiterfahren wollte. Die trudelte natürlich prompt mit +20 ein, und die Rückfahrt verzögerte sich auf unbestimmte Zeit. Also kündigte ich meine Verspätung bei den Nachbarn an, setzte mich in den Bus nach Marl und sah, während der noch an der Haltestelle stand, dass die S-Bahn abgefahren war … Statt einer Stunde hätte ich also auch eine halbe Stunde Verspätung haben können, aber wer weiß das schon vorher. So genoss ich wenigstens die „Stadtrundfahrt“ durch meine alte Heimat mit dem 227er.
Auf der Rückfahrt machte ich noch einen Schlenker über Buer nach Gladbeck, wo ich in die neue S 9 nach Recklinghausen stieg, die seit knapp einem Jahr endlich wieder regelmäßigen Personenverkehr über die „Hertener Bahn“ bietet. Der Zug war annähernd pünktlich, fuhr aber interessanterweise wegen Bauarbeiten die ganze Strecke auf dem linken Gleis. Vermutlich war die Baustelle auch der Grund für die Verspätung der Halterner Züge. Von den Arbeiten für die neuen Bahnsteige war nur in Herten etwas zu sehen, dieser soll auch als erstes eröffnet werden (im Dezember 2022). Ab ERE ging es wieder mit dem RE 2 zurück. Trotz eines eingleisigen Abschnitts bei Marl-Sinsen fuhr der Zug keine nennenswerte Verspätung ein, so dass ich mich in der neuen Heimat fast pünktlich auf mein Rad schwingen konnte. Als Ticket nutzte ich diesmal ein SchönerTagTicket NRW Single.

Gestern schließlich nahm ich noch einen einzelnen Urlaubstag, um nach Husum zu fahren. Da ich zurzeit eine von der Bahn geschenkte Schnupper-BahnCard 1. Klasse habe, buchte ich dafür einen erstklassigen Super-Sparpreis im durchgehenden IC. Dort genoss ich den Am-Platz-Service und folgte interessiert dem Lokwechsel in Itzehoe (Ellok hinten weg, Dieselloks vorne dran) und der Landschaft dahinter, wo die Marschbahn ihrem Namen alle Ehre macht. Aufgrund verschiedener Verzögerungen erreichte ich mit etwa +10 mein Ziel, wo ich meine Freundin und einen Teil ihrer Familie traf.
Die Freundin begleitete mich dann auch bis Bremen auf der Rückfahrt. Dafür nutzten wir ein weiteres Aktionsangebot der DB: den Mitfahrer-Flexpreis, wiederum in der 1. Klasse. Der trieb uns zunächst in den Wahnsinn, da er plötzlich teurer war als vorher abgefragt, der erste Zug in der Verbindung ausgebucht war und die Bezahlung mit Kreditkarte bei zwei Versuchen nur einen „technischen Fehler“ produzierte. Mit Lastschrift ging es aber, wenn sich das Ticket danach auch nicht in die App laden ließ, weil nur der Ausdruck des Online-Tickets gültig sei. Im ausgebuchten Zug fand sich doch noch ein leeres Abteil, das allerdings mit einem kontinuierlichen Knacken der Klimaanlage nervte. Insgesamt war es aber doch noch eine angenehme Fahrt, das Zub akzeptierte die vorgezeigte PDF-Datei anstandslos und wir erreichten pünktlich den Umsteigebahnhof AH und unsere jeweiligen Zielbahnhöfe.

Neues Anzeige-Layout

Als die alten Fallblattanzeiger nach und nach durch digitale Anzeigen ersetzt wurden, war ich etwas enttäuscht, da alles, was von den regulären Daten abwich (wie etwa die nicht selten vorkommenden Verspätungen) nur in einem (jedenfalls für mich) gähnend langsamen Lauftext bekannt gegeben wurde. So konnte es durchaus sein, dass man die Verspätung gar nicht mitbekam, wenn man nicht wartete, bis die Schrift „kein behindertengerechtes WC in Wagen 11“ durchgelaufen war. Auch die Umstellung auf ein neues Layout mit Anzeige der Folgezüge vor einiger Zeit brachte keine Abhilfe. Inzwischen ist sie aber da:

Zugzielanzeiger (Übersicht) mit neuem Layout in Aschaffenburg Hbf
Zugzielanzeiger (am Bahnsteig) mit neuem Layout in Aschaffenburg Hbf

Bei der Übersichtsanzeige in der Bahnhofshalle sieht man gut, dass die Verspätung jetzt direkt neben der planmäßigen Abfahrt angezeigt wird, und zwar direkt als voraussichtliche neue Abfahrtszeit (und damit genauer als die bisherigen Angaben in 5-Minuten-Schritten). Auf der Übersicht auf dem Foto nicht gut zu erkennen, dafür aber umso besser am Bahnsteig, sind die Symbole für „umgekehrte Wagenreihung“ und „fehlende Wagen“ (in diesem Fall ein coronabedingt fehlender Zugteil). Auf erstere wird auch noch mal per Laufschrift hingewiesen. Die korrekte Wagenreihung ist außerdem groß auf der Anzeige am Bahnsteig zu sehen. Die bisherigen Poster in den Schaukästen gibt es auch nicht mehr, so dass es eigentlich gar keine „richtige“ Wagenreihung mehr gibt. Trotzdem wird (wahrscheinlich für Fahrgäste, die die übliche Wagenreihung gewohnt sind) auf die abweichende Reihung hingewiesen.

Insgesamt eine Änderung, die die Benutzerfreundlichkeit der Anzeigen deutlich erhöht. Auch wenn es lange gedauert hat, freut es mich, dass die DB die Wünsche der Kunden (da war ich definitiv nicht der Einzige) erhört hat!

Ver(r)eist

Nach langer Zeit war ich letztes Wochenende mal wieder mit dem Zug unterwegs, Bremen war mein Ziel. Ein Vorteil des Homeoffices ist es, dass es näher am Bahnhof liegt, so konnte ich problemlos um 16:33 Uhr an Gleis 8 stehen. Da kam kurioserweise aber nicht mein ICE 3 Richtung Dortmund, sondern völlig unangekündigt ein 4er, der laut Anzeige am Zug von Berlin nach Interlaken unterwegs war. Sicherheitshalber stieg ich nicht ein, weil ich nicht wusste, ob der Zug auch in FF halten würde. Wie sich herausstellte, war der Zug wegen einer Streckensperrung bei Schlüchtern umgeleitet worden, meiner kam direkt dahinter und war deswegen zwangsläufig verspätet. Wegen des durch die Sperrung ausgelösten Zugstaus verbesserte sich das nicht gerade, so dass mir mein Anschluss-ICE in FF vor der Nase wegfuhr. Zum Glück schaute ich im Navigator nach einer neuen Verbindung, bevor ich irgendwas anderes machte, denn zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass ich ihn in Fulda noch erreichen konnte, wenn ich sofort den ICE Richtung Dresden nahm. Der war so gut gefüllt, dass ich mal wieder auf der Eingangsstufe Platz nahm (neben jemand anderem sitzen mag ich im Moment noch weniger als sonst). Das musste ich aber nicht lange und der Anschluss an den 776 klappte auch problemlos. Der muss nach der Abfahrt in FF, da von Gleis 1, erst mal über Niederrad fahren und kommt daher erst nach dem Dresdner ICE in Fulda an.

Jetzt konnte ich mich gemütlich zurücklehnen (zumal der Zug, da ICE 1 statt 2, auch sehr schwach besetzt war) und auf eine pünktliche Ankunft in Bremen hoffen. Das tat ich bis nach der Abfahrt aus Hannover, genauer gesagt bis der Zug in Nienburg plötzlich außerplanmäßig anhielt. Laut Ansage war die weitere Strecke wegen vereister Oberleitung gesperrt, so dass wir frühestens in einer Stunde weiter fahren könnten. Nachdem diese Zeit herum war, lautete die neue Ansage, dass wir zurück nach Hannover fahren würden und uns da an die Information wenden sollten. Das passierte aber auch nicht, stattdessen hieß es irgendwann, dass wir den Zug verlassen und mit dem Regionalverkehr nach Hannover zurück fahren sollten.

Zwischenzeitlich hatte ich aber erfahren, dass DB Regio einen Busnotverkehr nach Verden organisiert hatte, von wo die Strecke wieder offen war. Also stellte ich mich vor den Bahnhof (die Kälte machte mir gerade nichts), und tatsächlich tauchte irgendwann ein Bus auf, der extra aus Hannover gekommen war. Der machte sich nun, soweit das auf den spiegelglatten Straßen möglich war, auf den Weg nach Verden, nicht ohne unterwegs noch die Bahnhöfe Eystrup und Dörverden abzuklappern, wo der Regionalzug gehalten hätte. Ich saß in der zweiten Reihe, vor mir, wie sich herausstellte, ein Bahner, der eigentlich schon Feierabend hatte, sich aber rührend um unser Weiterkommen kümmerte. Der stellte auch (gemeinsam mit den Fahrgästen) fest, dass wohl doch ein Zug über die vermeintlich gesperrte Strecke fahren sollte, den wir aber nicht mehr erreichen würden. Der nächste sollte prompt ausfallen, so dass der Bahner alle Hebel in Bewegung setzte, damit der Bus nach Bremen weiter fuhr. Das erreichte er dann auch tatsächlich, und wir erreichten Verden ironischerweise in dem Moment, als ein Zug (vermutlich der, der aus Nienburg gekommen war) Richtung Bremen abfuhr. Das brauchte uns aber nun nicht weiter zu kümmern, denn wir fuhren ohne weitere Zwischenhalte mit angepasster Geschwindigkeit direkt über die Autobahn zum Bremer Hauptbahnhof, wo wir gegen ein Uhr ankamen. Der Bahner und einige Fahrgäste mussten jetzt noch irgendwie nach Bremerhaven kommen, mir dagegen stand nur noch ein Fußmarsch über die Bürgerweide bevor, der bei dem herrschenden Wetter aber auch etwas von einer Antarktisexpedition hatte.

Erfreulicherweise deutlich angenehmer verlief die Rückfahrt, was aber auch damit zusammenhing, dass der Himmel blau war und daher nichts Eisiges von selbigem fiel. Diesmal ging es mit einem IC2 nach Hannover, wo wir aus ungeklärter Ursache mit Verspätung ankamen. Auch wenn die App anderer Ansicht war, reichte die Zeit aber trotzdem noch, um einen Kaffee zu holen (Cappuccino gab es beim Bahnhofsbäcker schon nicht mehr). Die weitere Fahrt mit Umstieg in Würzburg verlief dann sogar komplett pünktlich und mit genug Abstand, so dass ich wie geplant um 20:32 und damit eine knappe halbe Stunde vor dem Corona-Zapfenstreich meinen Drahtesel satteln konnte.

Harz IV: Rü-beland und Rü-ckfahrt

Was bisher geschah

So langsam neigte sich mein Urlaub dem Ende zu, aber vorher gab es noch ein Bahn-Highlight: die Fahrt auf der Rübelandbahn. Diese ursprünglich Harzbahn genannte Strecke hat die Besonderheit, dass sie mit 25 kV 50 Hz elektrifiziert ist, im Gegensatz zum sonstigen deutschen Netz, das 15 kV und 16,7 Hz hat. Leider findet dort kein regelmäßiger Personenverkehr mehr statt, und der Museumsbetrieb auch „nur“ mit Dampfloks. Als nicht übermäßiger Dampflokfan hätte ich Betrieb mit den speziell gebauten Elloks der Baureihe 171 spannender gefunden, aber so konnte ich wenigstens die Strecke fahren, und so ganz zu verachten ist eine Dampflok ja auch nicht.

Den Hinweg zum Startbahnhof Blankenburg trat ich wieder mit dem für mich kostenlosen Bus der Harzer Verkehrsgesellschaft an. Dort angekommen, herrschte schon großer Andrang am Bahnsteig, bis der Zug bereitgestellt wurde. Der reguläre Personenzug nach Magdeburg, ein zweiteiliger LINT, machte indessen seine Pause ganz am Ende desselben Gleises. Blankenburg ist Kopfbahnhof, von hier geht es in zwei Richtungen: rechts ohne Strom nach Halberstadt und weiter nach Magdeburg, links auf die Rübelandbahn (für den Güterverkehr gibt es auch eine direkte Verbindung zwischen den Strecken). Eine weitere Besonderheit der Strecke ist die Spitzkehre in Michaelstein. Dort muss der Zug die Richtung wechseln, wozu die Dampflok um den ganzen Zug herumfahren muss. Viele stiegen aus, um dieses Spektakel zu bewundern und auf Chips zu bannen, ich betrachtete es entspannt aus dem Fenster.

Nach etwa 45 Minuten Fahrzeit erreichten wir den namensgebenden Bahnhof Rübeland. Dort war zwar für uns Endstation, allerdings nicht für die gesamte Strecke. Im Personenverkehr ging es früher weiter bis Königshütte und noch früher bis Tanne, der heutige Güterverkehr fährt immerhin noch bis zu den Fels-Werken kurz vor Königshütte. Auf einem Prospekt im Zug hatte ich gesehen, dass die Lok jetzt zum Lokschuppen der Eisenbahnfreunde fährt, um Wasser nachzufassen. Also machte ich mich zu Fuß auf den etwa viertelstündigen Weg.

95 1027 fasst Wasser am Lokschuppen in Rübeland

Am Lokschuppen stand nicht nur „unsere“ Lok, sondern auch die (oder das) „Mammut“, ein Exemplar der so genannten → Tierklasse, die die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn, die ursprüngliche Betreiberin der Strecke, hatte entwickeln lassen. Im Schuppen selber sind einige Eisenbahndevotionalien ausgestellt, unter anderem eine alte Abfahrtstafel.

„Mammut“ am Lokschuppen in Rübeland
Historische Abfahrtstafel im Lokschuppen Rübeland

Dann war die 95er fertig für die Rückfahrt und dampfte an meiner Kamera vorbei:

Anschließend machte ich mich auf den Rückweg zum Bahnhof, wo die Dampflok schon wieder am Zug stand und außerdem trotz des Samstags auch eine Ellok unterwegs war. Nachdem der Güterverkehr zwischenzeitlich schon auf Dieseltraktion umgestellt war, wird jetzt nach Protesten der Anwohner mit Mehrsystemloks der Havelländischen Eisenbahn gefahren.

Zug der Arbeitsgemeinschaft Rübelandbahn mit BR 95
Dampflok der BR 95 und Traxx-Mehrsystem-Ellok der HVLE in Rübeland

Mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen aus dem „Bordbistro“ ging es wieder zurück nach Blankenburg. Für weniger bahnaffine Fahrgäste war auch eine Glasbläserin an Bord, ich genoss lieber die Aussicht zur anderen Seite als bei der Hinfahrt. Kurz vor Einfahrt in Blankenburg konnte ich auch einen Blick auf eine der letzten 171er erhaschen, leider steht sie nicht öffentlich zugänglich auf Betriebsgelände.

Zurück von Blankenburg fuhr ich mit dem Zug mit Umstieg in Halberstadt. Dabei erwischte ich dort vor dem Bahnhof nicht nur eine der regulären Straßenbahnen, sondern auch einen Partywagen, dessen -gesellschaft gerade noch rechtzeitig wieder einstieg, bevor mein Anschlusszug abfuhr:

Historischer Partywagen der Halberstädter Verkehrsgesellschaft

Auf der Weiterfahrt wollte ich aus dem Zugfenster noch ein Foto der „Prärie“ machen, fand sie aber so präriehaft gar nicht mehr. Jedenfalls werden hier im Gegensatz zu Kanada die Felder regelmäßig durch Baumreihen unterbrochen. So ging dann der letzte Urlaubstag ohne weiteres Foto zu Ende.

Am Sonntagmorgen hieß es dann abreisen. Gebucht hatte ich dieselbe Verbindung wie auf der Hinfahrt, wo sie ja nicht geklappt hatte. Diesmal war das anders: wieder vorbei an Vienenburg, dem laut Anschrift „ältestem noch erhaltenen Bahnhof Deutschlands“, Umstieg in Goslar in einen der vielen LINTe, aber den einzigen der DB, der dort fährt. Meiner war ziemlich voll, und von meinem Platz konnte ich wegen einer Reklamefolie nicht gut sehen. Übermäßig spannend schien die Strecke aber auch nicht zu sein. Ab Kreiensen, einem typischen Ort, den man nur als Bahnreisender kennt, nutzten wir die alte Hauptstrecke, die ich noch von der Umleitung letztes Jahr kannte. Der Aufenthalt in Göttingen war kurz, der Anschluss-ICE wieder mit Zwischenhalt nur in Kassel pünktlich. So hatte ich in FF wieder eine halbe Stunde Aufenthalt, die ich diesmal zum Essen nutzte. NAH erreichte ich ebenfalls pünktlich mit dem RE und zu einer Zeit, zu der der Stadtbus noch fährt und ich nicht mit meinem Koffer nach Hause laufen musste.

Danke fürs Lesen!

Harz III: Über Wipfel zum Gipfel

Dieses war der zweite Streich

Am Donnerstag ging es wieder Richtung Westen: In Bad Harzburg war ich mit einem Freund verabredet, der extra aus Bremen angereist kam. Dafür stieg ich natürlich wieder in den RE nach Goslar. Dort sollte es in den RE aus Hannover gehen, mit dem ich ja bei meiner Anreise angekommen war, zu dem in dieser Richtung aber offiziell kein Anschluss besteht. Darum brauchte ich mir aber heute keine Sorgen zu machen, denn der Freund informierte mich, dass sie erst mal wegen eines Personenunfalls festsaßen. Die in Goslar wartenden Fahrgäste pilgerten zu der wenig später pünktlich abfahrenden RB, die ebenfalls nach Bad Harzburg fuhr, ich versuchte vergeblich, noch ein besseres Stadtbusfoto zu machen. Mit +45 traf der RE schließlich ein und endete tatsächlich nicht, wie ich befürchtet hatte, vorzeitig in Goslar. So konnte ich im Zug meinen Begleiter treffen, und wir fuhren gemeinsam zur Endstation HBHA. Von dort machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Baumwipfelpfad. Zwischendurch wollten wir ein Stück mit dem Bus abkürzen, aber der Fahrer versicherte glaubhaft, dass er nicht zu unserem Ziel führe und wir gleich mit dem Kollegen mitfahren sollten. Der tauchte aber nicht auf, so dass wir die durchaus machbare Strecke weiter liefen. Der Wipfelpfad war durchaus interessant, ich habe aber nur ein einziges Foto gemacht:

Symbolbild zum Baumwipfelpfad in Bad Harzburg

Unser nächstes Ziel war die erst einen Monat vorher eröffnete Baumschwebebahn, die ihre Talstation direkt neben dem Ausgang des Baumwipfelpfades hat. Ob man diesen auch als Eingang nutzen kann, haben wir nicht herausgefunden, die Baumschwebebahn funktioniert naturgemäß nur talwärts. Das hieß im Umkehrschluss, dass wir jetzt erst mal den Berg hochlaufen mussten (für faulere Leute gibt es allerdings auch eine Seilbahn). Oben angekommen, hieß es noch mal eine Eintrittskarte kaufen (ein Kombiticket für Wipfelpfad und Schwebebahn gibt es nicht) und Schlange stehen. Auch von der Schwebebahn habe ich nur ein Foto gemacht, das aber hoffentlich einen kleinen Eindruck gibt:

Baumschwebebahn mit Fahrgast kurz vor Ankunft im Tal

Von meiner eigenen Fahrt habe ich außerdem ein kurzes Video gedreht:

Schweben durch die Bäume

Nachdem wir nun zwangsläufig wieder unten waren, marschierten wir noch weiter herunter zum Bahnhof, nicht ohne unterwegs noch eine „VW-Currywurst“ und Eis in kuriosen Sorten gegessen zu haben. Am Bahnhof angekommen, erreichten wir noch die RB, so dass genug Zeit blieb, um im Zug eine Postkarte an eine gemeinsame Freundin zu schreiben und sie in Goslar einzuwerfen (also die Postkarte ;-)). Dann trennten sich unsere Wege wieder, beide Rückfahrten verliefen problemlos.

Für den Freitag hatte ich mir den Brocken vorgenommen. Leider sah die Wettervorhersage für den Tag nicht mehr so gut aus, wie sie am Anfang der Woche noch gewesen war, für den Gipfel waren sogar Sturmböen angesagt. Ich wagte nach einigem Überlegen trotzdem eine Wanderung, und zwar von Torfhaus aus über den Goetheweg. Dafür machte ich mich zunächst wieder auf den Weg nach Bad Harzburg. Diesmal war der RE aus Hannover pünktlich, der Anschluss klappte aber trotzdem. Das war auch gut so, denn nur so erreichte ich den Bus nach Torfhaus, mit dem ich auch noch mal am Eingang zum Baumwipfelpfad vorbei kam.

In Torfhaus, der höchsten Siedlung Niedersachsens mit nur 22 ständigen Einwohnern, marschierte ich direkt los. Erste Station war das Torfhausmoor, das bei dem wolkig-nebligen Wetter seinen ganz eigenen Charme hatte.

Das Torfhausmoor

Von da aus ging es auf fast menschenleeren Wegen weiter Richtung Osten. Ich befürchtete schon, das Wetter doch unterschätzt zu haben, obwohl es nur etwas nieselte und fast windstill war. Der Goetheweg quert auch die ehemalige innerdeutsche Grenze, die am Kolonnenweg für die Grenztruppen noch heute erkennbar ist. Dort machte ich auch einen Abstecher zum Dreieckigen Pfahl, einem historischen Grenzstein, den ich aber nicht entdecken konnte.

Der Kolonnenweg

Zurück auf dem Goetheweg wurde es nach einer kräftigen Steigung dann spannend, denn der (ab hier Neue) Goetheweg erreicht die Brockenbahn und läuft eine Weile parallel zu ihr. Der alte Goetheweg liegt inzwischen unzugänglich auf der anderen Seite der Bahn im Nationalpark. Da hier auch der Weg aus Schierke dazustößt, herrschte auf einmal trotz des immer noch trüben Wetters reger Wanderbetrieb. Und vor allem konnte ich einen talwärts fahrenden Zug auf ein Foto und einen bergwärts fahrenden auf ein Video bannen:

Talwärts fahrender Zug der Brockenbahn am Goetheweg
Bergwärts fahrender Zug der Brockenbahn am Goetheweg
Wichtige Wegmarke nicht nur für mich, sondern auch für die Bahn (so hoch kommt die Deutsche Bahn AG nicht)

Ab dem Bahnübergang der Brockenstraße ging es auf dieser noch mal steil bergauf. Die Bahn fährt, um der Steigung zu entgehen, in einer Spirale um den Gipfel und trifft am Bahnhof Brocken wieder auf die Straße. Ein paar Meter weiter war es geschafft, ich stand nach 8 Kilometern und etwa 300 Höhenmetern Wanderung auf dem höchsten Punkt Norddeutschlands. Sehen konnte ich davon aber quasi nichts, weil er (wie an über 300 Tagen im Jahr) im Nebel lag. Windig war es auch, aber nicht dramatisch.

Ursprünglich wollte ich nur kurz auf dem Gipfel bleiben, aber die Ausstellung im Brockenhaus war doch interessanter als gedacht. Als Abschluss besuchte ich noch die Brockenuhr mit dem Gipfelstein (die 1142 Meter hat der Brocken nur inklusive des Steins).

Geschafft!

Den nächsten Zug zurück hatte ich fast für mich allein, die Zugbindung war reine Formsache. Jetzt konnte ich den Neuen Goetheweg aus dem Zug sehen, was als Belohnung für die Wanderung natürlich auch nicht zu verachten war. Am Goetheweg gibt es übrigens auch eine planmäßig genutzte Ausweiche, die nur aus Richtung Brocken erreichbar ist und daher einige Rangiererei erfordert. Mein Zug kreuzte dort allerdings nicht. Weiter unten erwartete mich nicht nur besseres Wetter, sondern auch eine Kurve, die ein gutes Foto vom Zug ermöglichte. Die Regentropfen auf den Wagen sind dabei noch gut zu erkennen:

HSB-Zug vom Brocken kurz vor Drei Annen Hohne

Ab Drei Annen Hohne kannte ich die Strecke ja schon, so dass ich guten Gewissens in Wernigerode Westerntor, das näher an der Altstadt liegt, aussteigen und noch einkaufen konnte. Beim Abendessen setzte ich wieder einen Gutschein aus dem Heft ein, und danach war ich noch für ein Online-Escape-Game mit dem Freund, den ich gestern getroffen hatte, der gemeinsamen Freundin (die Karte war tatsächlich schon angekommen) und deren Freund verabredet.

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