Letzte Woche hatte ich die Ehre, zwei Tage beruflich nach Budapest zu fahren. Da der Kollege, der mit zu dem Meeting kam, ebenfalls Bahnfan ist, sind wir mit dem Nachtzug gefahren. Die Fahrt inkl. Einzelabteil im Schlafwagen hat sogar etwas weniger gekostet als der Flug, dafür hat es natürlich auch etwas länger gedauert.
Los ging es am Montag um 20.24 Uhr ab Aschaffenburg. Unser Zug war mit +15 angekündigt, der Zug von einer Stunde zuvor war allerdings auch noch nicht durch und sollte +60 haben. Dies hielten auch beide Züge ein. Den RE, der kurz vorher abgefahren war, überholten wir dann unterwegs (ich glaube, in Wiesthal). Der Lokführer gab ordentlich Gas, und so waren wir in Nürnberg schon wieder im Plan. Die NBS nach Ingolstadt hatten wir bald hinter uns gelassen, da blieb der Zug in Reichertshausen plötzlich stehen. Die Durchsage nach einigen Minuten: Keine Weiterfahrt wegen Personen im Gleis. In München hatten wir zwar 25 Minuten Zeit, aber so langsam fingen wir doch an, um unseren Anschluss zu bangen. Letztendlich ging es weiter, und wir erreichten München in dem Moment, in dem der Nachtzug hätte abfahren sollen. Er wurde jedoch noch als Anschluss angesagt, und so machten wir uns auf den Weg vom Starnberger Bahnhof, wo der ICE leider eingefahren war, nach Gleis 11.
Dort standen zwar schon jede Menge Leute, aber statt des Nachtzuges ein abgestellter ICE. Nach einigen Minuten kam eine Ansage, dass der Zug nun doch von Gleis 14 abfahren sollte. Also dorthin marschiert und weiter gewartet. Der Zug sollte aus mehreren Zugteilen bestehen, wobei die Hauptzüge nach Zagreb und Budapest gingen:
Etwa 40 Minuten nach der planmäßigen Abfahrt fuhr der Zug dann schließlich ein. Auf dem Foto kann man auch den Andrang vor allem von Rucksacktouristen erkennen, der auf dem Bahnsteig herrschte:
Wir gingen zu unserem Wagen, der zum Glück der erste vom Querbahnsteig aus war. Auf dem Weg konnte ich noch den Schlafwagen und ein Abteil von außen ablichten:
Der Schaffner kontrollierte beim Einstieg und nahm die Fahrkarten an sich, und wir konnten unsere Abteile beziehen. Ich hatte gleich das erste neben der Tür, hier ein paar Eindrücke:
Den Begriff „Aufwärter“ habe ich auch noch nicht gehört, ist das vielleicht österreichisch?
Nachdem die ganze Aufregung vorbei war, habe ich mich dann ins Bett gelegt und einigermaßen gut geschlafen. Von den diversen Halten in der Nacht habe ich fast nichts mitbekommen, und als ich dann aufwachte, waren wir schon in Ungarn. Kurz danach brachte der Schaffner das Frühstück:
Unter dem Sandwich (Barbecue-Hähnchen) liegt übrigens meine Fahrkarte.
Hier noch ein Bild vom offenen Waschschrank:
Nach dem Chaos bei der Abfahrt hätte man nun seine Vorurteile gegen „die Bahn“ bestätigt sehen können, aber erstaunlicherweise hatte der Zug die Verspätung fast komplett herausgefahren, so dass wir nur noch mit wenigen Minuten Verspätung im Ostbahnhof (Keleti PU.) einrollten. Neben unserem einzigen Schlafwagen war noch ein Liegewagen (vermutlich ex DB):
sowie vier Sitzwagen eingereiht. Nach Budapest hatte uns das MÁV-Pendant des Taurus gebracht:
So sieht der Ostbahnhof von außen aus:
Nun versuchte mein Kollege herauszufinden, wie wir zum Ort des Meetings (ein Industriegebiet am Stadtrand) kamen. Dazu hatte er sich schon vorher eine offline arbeitende App heruntergeladen. Es stellte sich heraus, dass wir nur einmal umsteigen mussten. Der Fahrkartenkauf ohne Forint in der Tasche stellte sich zuerst ein wenig schwierig dar, weil der Automat erst unsere Kreditkarte nicht annahm. Schließlich klärte sich aber auch das, und wir konnten uns auf den Weg machen. Unsere Kollegen staunten übrigens nicht schlecht, als sie erfuhren, wie wir gekommen waren. Den Nachtzug hatten allerdings zumindest die ungarischen Kollegen schon mal benutzt, mit dem ÖPNV ihrer Hauptstadt kannten sie sich aber anscheinend absolut nicht aus.
Abends machten wir dann einen Rundgang durch Budapest, wobei mir dieses Foto eines alten Straßenbahnwagens an der Donau gelang:
An Sehenswürdigkeiten haben wir unter anderem das Parlament und den Burgberg mit dem Burgpalast gesehen.
Am nächsten Tag machten wir uns wiederum mit dem Bus auf zum Meeting. In Budapest fahren unter anderem neue Citaros, die übrigens einer Arriva- und damit DB-Tochter gehören:
Aber auch alte Ikarus-Fahrzeuge sind unterwegs:
Nach Ende der Besprechung hatten wir noch einige Stunden Zeit und haben diese u.a. für eine kurze Fahrt mit der Metro sowie mit dem Obus genutzt:
Anschließend sind wir durch den Stadtwald zum Heldenplatz gelaufen:
Von dort machten wir uns auf den Rückweg zum Bahnhof, wo der Zug schon bereit stand. Diesmal war die Fahrt wesentlich weniger ereignisreich, wir fuhren pünktlich ab und erreichten München mit etwa +10. Wir machten uns gleich auf den Weg zum Anschlusszug, der ebenfalls pünktlich abfuhr. Angesichts der frühen Stunde schlief ich noch eine Runde, bis wir dann ebenfalls pünktlich um 9.34 Uhr Aschaffenburg erreichten und uns direkt auf den Weg ins Büro machten.
Fazit: Das Ganze war den zusätzlichen Zeitaufwand auf jeden Fall wert, auch wenn ich das vielleicht nicht bei jeder Geschäftsreise haben muss. Was die Komplikationen bei der Hinfahrt betrifft, so hat sich ja glücklicherweise alles zum Guten gewendet, und im Flugverkehr gibt es ja durchaus auch Verspätungen. Ich hoffe jedenfalls, dass es auch nach dem für 2017 angekündigten neuen Konzept noch Nachtzüge geben wird, denn das Reisen im Schlaf macht einfach Spaß, vor allem im Einzelabteil 😉 .