Gen u.a. Genua

Meistens hält mich, wenn ein Feiertag auf einen Freitag oder Montag fällt, nichts in Aschaffenburg. So auch Anfang Januar, obwohl ich ja gerade erst aus dem Weihnachtsurlaub zurück gekommen war. Nach genau einem Arbeitstag, der wegen des Freitags auch noch verkürzt war, machte ich mich auf den Weg nach NAH, um dort in den ICE nach MH zu steigen. Da kam ich erfreulicherweise pünktlich an und hatte somit wie geplant eine Stunde Zeit, die ich mit der Besorgung von Essen und einem Besuch in der Lounge verbrachte.

Weiter ging es mal wieder mit dem Nightjet, diesmal dem nach Mailand, der gemeinsam mit dem Zugteil nach Rom bereits um 20.10 Uhr abfuhr. Wieder hatte ich mir ein Einzelabteil gebucht, wieder den Zuschlag für die eigene Dusche allerdings nicht gegönnt. Das Abteil war noch in Sitzstellung, was ich prompt vergaß zu fotografieren. Der freundliche Zub zeigte mir aber, wie ich nachher das Bett ausklappen konnte, was ich kurz nach der Abfahrt in Rosenheim auch tat und mich dann etwa in Salzburg ins Bett legte.

Schlafen tat ich wie immer nicht so gut wie zu Hause, aber trotzdem einigermaßen ausreichend. Die ÖBB hatte mich nach der Buchung informiert, dass der Zielbahnhof des Zuges von Centrale auf Porta Garibaldi geändert worden war. Der angenehme Nebeneffekt war, dass wir dort früher ankommen und ich damit noch einen früheren Anschlusszug an mein Fahrtziel Genua erreichen sollte. Das mit dem Früherankommen klappte auch, der Anschluss scheiterte daran, dass der Zug bereits voll war (schönen Gruß von der Reservierungspflicht). Also hieß es zwei Stunden in Mailand totschlagen, was ich dazu nutzte, die Metro fotografisch zu dokumentieren, was mir bei meinem Besuch 2014 entgangen war. Als ideal dafür stellte sich die oberirdisch gelegene Station Cascina Gobba heraus.

„Leonardo“-Metrozug

Als ich damit fertig war, graste ich noch die Züge am Hauptbahnhof ab. Mein Zug war der Thello nach Marseille, eine Kooperation der italienischen Staatsbahn mit der privaten französischen Transdev.

2.-Klasse-Wagen des Thello

Der war tatsächlich ebenso voll wie der Bahnhof und der Zug davor, vermutlich wollten viele Mailänder, die wie ich ein langes Wochenende hatten, an die Küste fahren. Immerhin kam ich während der anderthalbstündigen Fahrt aber dazu, ein wenig Schlaf nachzuholen.

Am Ziel angekommen, marschierte ich zum Hostel, das nur wenige Gehminuten vom „Hauptbahnhof“ Piazza Principe entfernt war, und ruhte mich erst mal kurz aus, bevor ich im strahlenden Sonnenschein die Stadt erkundete.

Der Genueser Dom, mehr Bilder in meinem Album

Hervorstechendes Merkmal in der steil von der Küste ansteigenden Stadt sind die vielen Aufzüge, die interessanterweise Teil des öffentlichen Nahverkehrs und damit kostenpflichtig sind (kontrolliert hat mich aber niemand). Ein besonders interessantes Exemplar ist der Ascensore Castello d’Albertis-Montegalletto, der erst horizontal in den Berg hinein und dann senkrecht fährt.

Mitfahrt mit dem Ascensore Castello d’Albertis-Montegalletto

Gegessen habe ich an beiden Tagen im → Mercato Orientale, in dessen Mitte es einen „Food Court“ mit allen möglichen Spezialitäten gibt. Im Gegensatz zum eigentlichen Markt hat der auch sonntags geöffnet.

Blick in den Mercato Orientale

Auch eine Metro gibt es in Genua, die allerdings nur aus einer eher kurzen Linie besteht, die unter anderem die beiden wichtigsten Bahnhöfe Piazza Principe und Brignole verbindet.

Neuer Metrozug in der östlichen Endstation Brignole

Ebenfalls sehenswert ist der Stadtteil Nervi am östlichen Stadtrand, in dem es Parks und eine schöne Küstenpromenade gibt.

Park in Nervi

Und schon war der Montag gekommen, an dem ich vor der offiziellen Frühstückszeit aufbrechen musste. Die sehr nette Inhaberin des Hostels hatte mir aber schon am Vorabend Frühstück vorbereitet, so dass ich nicht ohne Espresso und Croissant das Haus verlassen musste. Die erste Etappe führte mich in der Premium-Klasse des Hochgeschwindigkeitszugs Frecciarossa, wo es noch mal gratis Kaffee gab, nach Verona. Die Stunde Aufenthalt dort nutzte ich natürlich wiederum für Fotos, bevor ich den Brenner-EC bestieg. Da Trenitalia dafür keine Fahrkarten verkauft, haben DB und ÖBB sogar ein eigenes Reisezentrum in Verona eingerichtet. Der Zug kam von der Streckenlok geschoben aus der Abstellung und war zuerst angenehm leer. Das änderte sich, je näher wir dem Brenner kamen, bis schließlich gleichzeitig eine vierköpfige Familie und zwei Brasilianer, alle mit viel Gepäck, mein Sechserabteil enterten. Das wurde mir dann doch etwas zu viel, so dass ich mich in den Nachbarabteilen auf die Suche (und der Familie unnötigerweise ein schlechtes Gewissen) machte und auch fündig wurde.

So konnte ich die Weiterfahrt genießen, was allerdings durch unklare Standzeiten am Brenner und in Innsbruck getrübt wurde, die uns +17 einbrachten. Meine Übergangszeit in München betrug 23 Minuten. Zum Glück wurde die Verspätung aber etwas weniger, so dass sogar noch ein kleiner Umweg zum Essensstand drin war. Auch diese ICE-Fahrt verlief völlig ereignislos, so dass ich pünktlich um 19.32 Uhr meinen Heimatbahnhof erreichte, wo mich schon der Asia-Imbiss und mein Drahtesel erwarteten.

Vom Ostbahnhof statt zum Ostbahnhof

Schon öfter war ich ja beruflich mit dem Nachtzug in Budapest, und gefühlt hatte der Zug nie zweimal denselben Fahrplan. Diesmal gab es gleich zwei Abweichungen: Zum einen fuhr der Zug in München statt vom Haupt- erst vom Ostbahnhof, zum anderen endete er in Budapest bereits in Kelenföld, anstatt bis zum Keleti PU. (übersetzt ebenfalls Ostbahnhof) weiterzufahren. Selbiger war nämlich wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Unser Firmenreisebüro war mit der Buchung leider etwas überfordert, so dass ich mit der Buchung die gewohnt kompetenten → Lennestädter beauftragte.

Wegen der Abfahrt vom Ostbahnhof mussten mein Kollege Sebastian und ich eine Stunde früher ab NAH fahren als gewohnt. Zwischen den beiden Bahnhöfen nahmen wir die S-Bahn in Gestalt eines innen komplett renovierten 423ers. In MOP angekommen, war noch genug Zeit zum Essenfassen und zeitigen Beziehen unserer Abteile. Die Fahrt verlief problemlos, und nicht zuletzt wegen der Dortmunder Nachtschicht am Samstag davor konnte ich auch gut schlafen. Neben unserem Schlafwagen war ein neuer Liegewagen eingereiht:

Neuer MÁV-Liegewagen im Nachtzug München–Budapest

Seit Eröffnung der fahrerlosen Metrolinie 4 ist Kelenföld sehr gut an die Innenstadt angebunden. Die andere Endstation ist der Keleti pu., von wo wir noch eine Station zum Stadion fuhren, in dessen Nähe die DPD-IT ihre Büros hat.

Während unseres Aufenthaltes bewegten wir uns ausschließlich per pedes und Taxi, so dass die nächste ÖPNV-Fahrt die Metrofahrt zum Bahnhof wurde. Diesmal war es der Déli pu. (Südbahnhof), von wo wir ausnahmsweise mal tagsüber zurück reisten. Ein wenig sputen mussten wir uns schon, aber letztlich nahmen wir rechtzeitig unsere reservierten Plätze im doch gut gefüllten Railjet ein. Der hatte als Ziel zwar München, doch unsere Fahrt in diesem Zug war schon nach zweieinhalb Stunden im neuen Wiener Hbf beendet. Hier hatten wir nun fast eine Stunde Aufenthalt, für die es sehr praktisch war, dass Sebastian öfter in Wien ist: Er wusste nämlich, dass nicht weit vom Hbf das Schloss Belvedere mit Park und botanischem Garten ist, so dass wir uns dort die Zeit vertrieben. Fast zu viel Zeit, denn zum Essenskauf reichte es dann nicht mehr so wirklich. Dafür bannte ich noch einen österreichisch-slowakischen Zug auf den Chip meines Handys.

Der Anschluss-ICE fing sich auf der Westbahn wegen Bauarbeiten +10 ein, die er im weiteren Fahrtverlauf allerdings wieder loswurde. Los wurde ich auch einige Euros im Bordbistro für eine Currywurst mit deutlich verbesserter Rezeptur. Die ebenfalls zurzeit erhältlichen Mikrowellenpommes waren leider aus, sollen aber auch keine kulinarische Erfüllung sein. Als Bonus traf ich unterwegs durch den Zug noch einen Chorkollegen, der beruflich regelmäßig nach Wien unterwegs ist.

Die Weiterfahrt verlief ohne Besonderheiten. Das Bistro schloss bereits kurz vor Nürnberg, ohne dass ich es noch mal aufgesucht hätte (und dem Angestellten dort von meinem Geschmackserlebnis berichtet hätte). NAH erreichten wir pünktlich, was laut meinem Chorkollegen eher die Ausnahme ist. Nach Hause brachte mich mein treuer Drahtesel, der bisher auch mehrere Nächte am Bahnhof immer gut überstanden hat (toi, toi, toi …).

Der ganz normale Bausinn

Am Sonntag ging es mal wieder dienstlich nach Budapest. Nachdem ich in letzter Zeit so viel geflogen war, sollte es diesmal wieder der Nachtzug sein. Dabei ließ ich mich auch nicht davon abschrecken, dass dieser – wohl jeweils wegen Bauarbeiten – drei Stunden früher in München abfuhr und eine Stunde später in Budapest ankam. Da das Firmenreisebüro Probleme mit der Buchung hatte, kaufte ich den Fahrschein noch am Freitag vorher im Reisezentrum und bekam glücklicherweise noch Plätze im Single.
So konnte es am Sonntagnachmittag losgehen: Die Reservierung im ICE nach München erwies sich als nützlich, wenn auch schon ab NWH wieder Plätze frei gewesen wären. Den Baustellenzuschlag zwischen NWH und NN brauchten wir an diesem Tag nicht, so dass wir die ca. 15 Minuten im Gleisvorfeld und am Bahnsteig abbummelten. MH erreichten wir ohne Komplikationen. Die fast ganze Stunde bis zur Abfahrt des EN wollte ich in der Lounge verbringen, die aber schon um 20 Uhr schloss. Also noch kurz in die Bahnhofsbuchhandlung und dann das Abteil bezogen. Mittlerweile kenne ich ja alles schon recht gut und brauchte daher die Ausführungen des Zub nur in Kurzform. Die Fahrt selber verlief dann ohne Probleme, außer dass wir uns beim außerplanmäßigen Halt in Rosenheim leichte Verspätung zuzogen. Ab da schlief ich mehr oder weniger, bis ich dann beim Halt in Tatabánya aufwachte und feststellte, dass wir wieder (oder immer noch) leichte Verspätung hatten. So erreichte ich das Büro in Budapest zwar, als meine mit dem ersten Flug angereisten Kollegen schon da waren, aber trotzdem noch vor dem Beginn der Besprechung. Dass ich stolze 18 Stunden für die Fahrt gebraucht hatte, wurde mir erst jetzt so richtig bewusst.

Die Rückfahrt am Dienstagabend begann mit einem heftigen Gewitterschauer, in dessen Folge die Obusse, die mich direkt vom Büro zur Metro und dann weiter zum Bahnhof hätten bringen können, anscheinend ihren Betrieb eingestellt hatten. Also lief ich zur nächsten Haltestelle der Dieselbusse, die mich dann zum Keleti PU. brachten. Angesichts des nicht aufhörenden Regens verließ ich den so gut wie gar nicht mehr und nutzte die Zeit, um ein paar Fotos zu machen. Unsere östlichen Nachbarn sind ja noch durch ein relativ dichtes Nachtzugnetz verbunden, und so konnte ich Fotos von rumänischen,

2.-Klasse-Wagen der CFR

1.-Klasse-Wagen der CFR

Schlafwagen der CFR

tschechischen

Schlafwagen der ČD

Schlafwagen der ČD

und polnischen Wagen machen.

Liegewagen der PKP

Schlafwagen der PKP

Aber natürlich gab es auch ein paar MÁV-Baureihen, die ich zum ersten Mal oder in besserer Qualität auf den Chip bannte:

Ellok der MÁV

Steuerwagen der MÁV

Flirt der MÁV

Flirt der MÁV

Die Anzeigetafel unterstrich die Vielzahl der Zugziele:

Anzeigetafel in Budapest-Keleti

Das Abendessen nahm ich gegenüber dem Bahnhof beim KFC ein (die Konkurrenz, zu der ich eigentlich wollte, hatte wegen Umbau geschlossen). Danach bezog ich wiederum mein Abteil, wo ich natürlich erst mal nicht schlafen konnte. In einigen Exemplaren der ungarischen Schlafwagen kann man übrigens nicht den „Aufwärter“, sondern sogar den „Intendanten“ rufen:

Rufknopf in MÁV-Schlafabteil

In Győr lichtete ich noch einen „guten alten“ Fallblattanzeiger ab, der gleichzeitig festhielt, dass wir schon +10 hatten.

Anzeigetafel in Győr

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren daraus trotz des langen Rangieraufenthaltes in Salzburg etwa +30 geworden, so dass ich um meinen Anschluss in MH bangte. Letztendlich kamen wir aber noch rechtzeitig dort an. Wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm gewesen, wie sich bald herausstellte: Der hintere Zugteil meines ICE hatte eine Türstörung und musste zurückbleiben, wobei wir uns wiederum +30 einfuhren. Gut, dass ich, als hätte ich es geahnt, meinen reservierten Platz im vorderen Zugteil eingenommen hatte … Schlafen konnte ich diesmal nicht mehr, aber dank des WLANs schon die ersten E-Mails bearbeiten. NAH erreichten wir mit +20, obwohl der Bauzuschlag größtenteils benötigt wurde, und ein Ersatz für den zweiten Zugteil sollte in FF angehängt werden, was angesichts des bevorstehenden langen Wochenendes wohl auch sinnvoll war. Mein Sitznachbar wollte nach FD und stieg ebenfalls in NAH um, auch wenn er nun fast eine Stunde dort warten musste. Aber gegenüber der vom Zub empfohlenen Route über FF kostete ihn das nur zwei Minuten. Ich dagegen erreichte mit auch etwa +20 mein Büro.

Eis, Kaffee, Venezia

Mit dem 6. Januar 2017 fiel mal wieder ein Feiertag so, dass sich ohne Urlaubstag ein langes Wochenende ergab (das war es dann aber auch erst mal für die nächsten Jahre). Ich beschloss, selbiges für einen Kurztrip nach Venedig zu nutzen: hin mit dem Nachtzug, der just einen Monat vorher durch die ÖBB von der DB übernommen wurde, zurück mit einem Umweg über die Berninabahn. Continue reading

Im Prinzip ja

Das hätte wohl nicht nur Radio Eriwan auf die Frage geantwortet, ob seit letztem Dienstag alle Züge für Fahrten nach dem Fahrplanwechsel buchbar sind. Der Nachtzug, den ich Anfang Januar nehmen will, war nämlich nicht dabei. Stattdessen brach die Buchung auf dem DB-Portal im letzten Schritt mit dem Kommentar „Bei der Buchung des Nachtzuges ist ein Fehler aufgetreten“ ab. Die ÖBB, die den Zug vor wie nach dem Fahrplanwechsel betreibt, meldete dagegen sofort „Ticket nicht verfügbar“. Für andere Züge am selben Tag sowie den gleiche Zug an anderen Tagen wurde mir dort dagegen problemlos ein Preis angezeigt. Auf die Frage nach dem Warum lieferten mir weder eine der Bahnen noch die Agentur meines Vertrauens eine Antwort. Heute schaute ich routinemäßig mal wieder nach, und siehe da, auf einmal ging es. Mein gewünschtes SparNight im Single Deluxe war natürlich nicht mehr verfügbar, aber immerhin gab es noch zu einem akzeptablen Preis einen Sparpreis Europa im Economy Single. Auf Duschen kann ich auch einen Tag verzichten ;-). Das Ticket ist nun gebucht, witzigerweise war der Endpreis sogar vier Euro niedriger als zuerst angezeigt. Aber über den Support kann ich nur mal wieder den Kopf schütteln …

Good morning America, how are you?

Nach Finnland im April stand im Mai die zweite große Nachtzugreise in diesem Jahr an, diesmal in den USA. Anlass war eine größere Rundreise an der Westküste, von der wir einen Abstecher in den Yellowstone-NP machten. Hin flogen wir von San Francisco nach Salt Lake City und fuhren von da mit dem Mietwagen weiter, zurück legten wir die Strecke mit dem „California Zephyr“ der Amtrak zurück. Aus Kostengründen entschieden wir uns für eine Fahrt im Sitzwagen für 99 Dollar pro Person im Frühbuchertarif.

Die Fahrt von Yellowstone durch den Grand-Teton-NP und einsame Landstraßen an der Grenze von Wyoming und Idaho war ohne Probleme verlaufen. Den Mietwagen hatten wir vom gröbsten Dreck befreit und gaben ihn am Flughafen SLC zurück, wo wir ihn auch abgeholt hatten. Von da ging die Reise mit der Straßenbahn weiter, die hier „TRAX“ heißt:

TRAX-Straßenbahn der UTA

Laut Netzplan sollte der Bahnhof am schnellsten erreichbar sein, wenn man bis zur Station „Guadalupe“ fährt und dort in den „FrontRunner“ umsteigt. Was wir nicht wussten: Das ist eine Art S-Bahn, die zu dieser späten Abendstunde nur noch sehr selten fährt. Also mitsamt Gepäck die Treppen wieder rauf und zwei Blocks zur Station der anderen Straßenbahnlinie gelaufen, die auch zum Bahnhof fährt. Zum Glück kam sie auch bald und brachte uns zum Ziel:

TRAX-Straßenbahn der UTA

Obwohl es bis zur Abfahrt des Zuges noch etwa eine Stunde war, stand der schon da und auch eine kleine Schlange von Menschen, die einsteigen wollten.

Der California Zephyr wartet im Bahnhof Salt Lake City auf die Abfahrt

Zwischenzeitlich kam doch noch ein FrontRunner an. Der hatte wohl in Guadalupe nicht auf der Anzeigetafel gestanden, weil er in Salt Lake Central endete:

FrontRunner-S-Bahn der UTA

Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt begann dann das Boarding, das recht hemdsärmelig unter freiem Himmel vor dem niveaugleichen Bahnsteigzugang stattfand: Ein Amtrak-Angestellter scannte die Tickets, unsere vorsichtshalber bereitgehaltenen Pässe als Identitätsnachweis für das Online-Ticket wollte er nicht sehen. Er nannte uns eine Wagen-, aber keine Platznummer und gab uns dreien zwei Pappkärtchen, mit denen wir uns dann beim Schaffner meldeten, der am Wageneingang stand. Der wies uns nun Plätze zu, und zwar in einem Teil des Oberdecks, der für Zweiergruppen reserviert war:

Hinweisschild auf Plätze, die für Zweiergruppen reserviert sind

Da wir zu dritt unterwegs waren, bedeutete das, dass einer von uns einen leeren Nebenplatz hatte. Diese Ehre überließen mir netterweise meine Mitreisenden. Die Sitze hatten einen bemerkenswert großen Sitzabstand:

Sitze im California Zephyr

Pünktlich um 23.30 Uhr ging es los. Aufgrund der Dunkelheit konnte ich draußen nicht viel erkennen und legte mich bald schlafen. Beides führte dazu, dass ich die Fahrt durch die Bonneville Salt Flats verpasste, eine Salzwüste, die u.a. für Geschwindigkeitsrekorde von Autos genutzt wird.
Als ich aufwachte, waren wir schon in Nevada. Ich schloss mich meinen Mitreisenden für ein Frühstück im Speisewagen an. Vom Frühstück selber (Kellogg’s Raisin Bran mit Milch, frisches Obst, Kaffee und ein Croissant) habe ich leider kein Foto, es war aber sehr lecker ;-). Anschließend machte ich noch ein paar Bilder vom Inneren der Wagen:

Sitzwagen im California Zephyr

Panoramawagen im California Zephyr

Speisewagen im California Zephyr

Schlafwagenabteil (Roomette) im California Zephyr

Die Fahrt führte inzwischen recht gemächlich über Reno durch die Berge und weiter über die Grenze nach Kalifornien. Ich hoffte auf einen längeren Stopp, um den Zug bei Tageslicht von außen ablichten zu können, aber da wir Verspätung hatten, waren die Halte sehr kurz. In Sacramento konnte ich allerdings einen Zug von Amtrak California „erlegen“:

Zug von Amtrak California in Sacramento

Weiter ging die Fahrt über eine beeindruckende Brücke nach Martinez. Da wir von der Endstation Emeryville keinen Busshuttle nach San Francisco gebucht hatten, versuchten wir zu klären, wie wir denn weiter kämen. Am vorletzten Halt Richmond sahen wir, dass wir hier Anschluss an die U-Bahn BART gehabt hätten, leider zu spät, um auszusteigen. Also fuhren wir bis Emeryville weiter, wo wir erstaunlicherweise mehr als eine Stunde vor Plan ankamen und vom Zugpersonal gebeten wurden, möglichst schnell auszusteigen, um Platz für die nachfolgenden Pendlerzüge zu machen. Es war aber noch Zeit genug, um endlich meine Außenfotos zu machen:

Außenansicht des California Zephyr

Außenansicht des California Zephyr

Lok des California Zephyr

Gepäckwagen des California Zephyr

Wir hatten inzwischen herausgefunden, dass vom Bahnhof ein kostenloser Stadtbus zur nächsten BART-Station fuhr. Nachdem wir die Haltestelle (die natürlich gerade wegen einer Baustelle verlegt war) gefunden hatten, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zur BART und weiter zum Flughafen, wo unser anderer Mietwagen stand. Eigentlich hatten wir überlegt, uns an dem Tag noch etwas San Francisco anzugucken, aber da wir nach der Nacht im Zug doch alle etwas kaputt waren, fuhren wir gleich zu unserer Unterkunft.

Noch für die Statistik: Da Abflug und Ankunft über Nürnberg erfolgten, reiste ich dort mit dem ICE hin. Auf der Hinfahrt war der Zug zeitweise mit +35 angekündigt, woraus bei der Abfahrt +25 und bei der Ankunft sogar nur noch +15 wurden. Auf der Rückfahrt war der Zug zwar pünktlich, jedoch wegen des zu Ende gehenden langen Wochenendes voll ausgelastet. Da ich bei der Buchung nicht daran gedacht hatte, bekamen wir nur Sitzplätze, weil eine größere Reisegruppe gerade im Bistro war. Deren Rückkehr befürchteten wir – vom Jetlag gebeutelt – quasi minütlich, konnten dann aber doch die ganze Strecke sitzen bleiben.

Zug und „Vogel“ – einmal nach Rovaniemi

Inspiriert vom Film „Zugvögel“ habe ich mich Anfang April auf den Weg nach Finnisch-Lappland gemacht. Anlass war ein Vereinstreffen, zu dem ich wegen der Flugzeiten ohnehin am Vortag anreisen musste. Also beschloss ich, nur bis Helsinki zu fliegen und von da den Nachtzug zu nehmen.
Das Abenteuer fing schon mit der Fahrt zum Frankfurter Flughafen an: Mein ICE war mit +20 angekündigt. Scharfes Rechnen ergab, dass ich dann den RE nach FF nehmen könnte (was man hat, das hat man) und wahrscheinlich sogar noch vor dem ICE dort wäre. Pustekuchen: Der ICE überholte uns bereits in Hanau, wodurch der RE natürlich auch Verspätung bekam. Der Zub kümmerte sich rührend um mich und machte sich wohl mehr Sorgen um das Erreichen meines Fluges als ich. In FF erreichte ich gerade noch den leicht verspäteten ICE Richtung Amsterdam, so dass ich immer noch ausreichend Zeit bis zum Abflug hatte. Zum Terminal 2 nahm ich übrigens die SkyLine, auch wenn die Wegweiser einen vom Bahnhof aus zum Shuttlebus schicken. Meiner Meinung nach geht es mit der SkyLine deutlich schneller, auch wenn man einen Tick weiter laufen muss.

Der Flug verlief ohne Besonderheiten und leider inzwischen auch ohne kostenlosen Snack, was bei meinem letzten Finnair-Flug 2013 noch anders war. Nur Kaffee, Tee, Wasser und Blaubeersaft gab es gratis. In HEL angekommen, schnappte ich meinen Koffer, der leider leicht beschädigt worden war, und machte mich auf den Weg zum erst 2015 eröffneten S-Bahnhof. Vor dem Automaten hatte sich eine Schlange gebildet, aber daneben gab es noch einen, der nur Karten akzeptierte und vor dem niemand wartete. Ich kaufte eine Fahrkarte und stieg in den Zug. Der Flughafen ist „Endpunkt“ einer Ringlinie vom Hbf aus, man kann also in jede Richtung fahren und kommt immer in die Stadt. Ich entschied mich für die Linie I, die gegen den Uhrzeigersinn fährt. Unterwegs kam ein Zub vorbei. Ich zeigte ihm meine Fahrkarte, er meinte, er wolle sie eigentlich gar nicht sehen (er war wohl nur für den Fahrkartenverkauf da), aber ich müsse sie noch entwerten, was ich dann auch gleich tat. Im Nachhinein hat mich das etwas gewundert, weil das Ende der Gültigkeit bereits aufgedruckt war:

Am Hbf angekommen, lichtete ich erst mal einen S-Bahn-FLIRT ab …

… sowie diverse Busse, von denen ich stellvertretend einen zeige:

Da ich für den Nachtzug mein eigentliches Ticket noch nicht hatte, sondern nur eine Auftragsbestätigung, versuchte ich die Fahrkarte am Automaten zu besorgen. Der fand auch den Auftrag, bot jedoch keine Möglichkeit, das Ticket auch zu drucken. Also ging ich in die imposante Schalterhalle, …

wo mir eine nette Angestellte das Ticket druckte:

Die Zeit bis zur Abfahrt des Nachtzugs vertrieb ich mir zum einen am Bahnhof, wo ich einige Bilder von Zügen machte:

Dabei konnte ich beobachten, dass es die „Salamitaktik“ bei Verspätungen offensichtlich auch in Finnland gibt: Die voraussichtliche Abfahrtszeit für einen Zug, der schon am Bahnsteig stand, wurde immer wieder um fünf Minuten nach hinten verschoben. Wie viele Minuten hinter Plan er den Bahnhof dann verlassen hat, habe ich nicht mitbekommen.

Pünktlich war dagegen der „Allegro“ aus St. Petersburg:

Außerdem kam mir im U-Bahnhof ein Zug der neuen Metro-Baureihe M300 vor die Linse:

Da von dieser Baureihe, die vor allem für die dieses Jahr in Betrieb gehende Westmetro dienen soll, noch nicht alle Wagen in Betrieb sind, wurde ich Zeuge einer Testfahrt: Ein leerer, innen unbeleuchteter Zug mit abgedeckten Sitzen hält kurz am Bahnsteig und öffnet auf der abgewandten Seite die Türen, während oberhalb der Türen irgendwelche Lichtschranken aktiviert werden.

Außerdem schlenderte ich ein bisschen durch die Innenstadt, wo ich 2010 schon mal gewesen war. Da das Wetter nicht so toll war, blieb ich im Rathaus hängen, wo unter anderem eine interessante Fotoausstellung lief.

Vor der Abfahrt des Nachtzuges aß ich noch bei einem indischen Schnellrestaurant in der Bahnhofspassage und deckte mich mit Süßigkeiten für die Fahrt ein. Dann bezog ich mein Einzelabteil mit Dusche:

Nach der Abfahrt klopfte der Schaffner und erzählte mir etwas auf Finnisch. Ich verstand immerhin so viel, dass es um die Öffnungszeiten des Restaurants ging und verzichtete daher auf eine englische Übersetzung. Dann traf ich mich noch kurz mit einem Vereinskollegen im Speisewagen, wo wir das Anhängen der Autotransportwagen in Pasila/Böle abwarteten. Dann machte ich mich auf den Weg ins Bett, denn den Schlaf konnte ich jetzt gut gebrauchen. Geschlafen habe ich zwar relativ gut, aber natürlich nicht so wie zu Hause. Als ich aufwachte, hielten wir gerade in Kemi. Der DB Navigator verriet mir über das Bord-WLAN, dass wir eine halbe Stunde Verspätung hatten. Kurz darauf klopfte ein Zub, der mir (diesmal allerdings auf Englisch) genau das mitteilte und fragte, ob ich noch eine Busverbindung erreichen müsse. Draußen sah es inzwischen so aus:

Da wir ja nun noch Zeit hatten, legte ich mich noch eine Weile hin, bevor ich dann die Dusche testete und mich anschließend auf dem Weg in den Speisewagen machte. Selbst beim Einzelabteil ist in Finnland interessanterweise kein Frühstück inbegriffen, also kaufte ich einen Muffin und einen großen Kaffee aus der typischen finnischen Glaskanne auf der Warmhalteplatte.

Statt im Einzelabteil hätte ich die 12 Stunden Fahrt auch im Sitzwagen zubringen können:

Dort befanden sich aber zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei einsame Fahrgäste. Mit nur noch etwa +10 erreichten wir schließlich Rovaniemi, …

… wo ich mich wieder mit meinem Vereinskollegen zusammen tat und wir ein wenig die Stadt erkundeten, u.a. das offizielle Einkaufszentrum des Weihnachtsmanns …

… das sich aber bis auf einen riesigen roten Briefkasten in nichts von einem normalen EKZ unterscheidet. Da die beiden in Rovaniemi zusammenfließenden Flüsse noch größtenteils zugefroren waren, sahen wir auch einen Eisangler und eine Schneemauer:

Weitere Sehenswürdigkeiten besichtigten wir dann später im Rahmen des Treffens, u.a. das von Aalto entworfene Theater, …

… das Arktikum …

und den nach der Rockband benannten Lordi-Platz.

Zurück ging es dann vom Flughafen aus, der mit dem Linienbus direkt von meinem Hotel aus erreichbar ist. Sonntags fährt er nicht allzu oft, aber zu meinem Flug gab es eine passende Fahrt. Sowohl der Flug nach Helsinki als auch der nach Frankfurt waren bis auf den letzten Platz belegt. Für HEL-FRA hatte ich mir den letzten Fensterplatz gesichert und konnte so u.a. Tallinn, das ZDF-Gebäude und die Innenstadt von Mainz sehen.
Für die Rückfahrt hatte ich mir dann schon ausgerechnet, den ICE um 19.35 Uhr nach NAH zu nehmen. Das hätte auch prima geklappt, wären nicht auf der Spessartstrecke Bauarbeiten gewesen, die zu einer Umleitung der ICE über Schlüchtern führten. Also konnte ich mir zwar den Weg zum Fernbahnhof sparen, musste aber mit dem VLEXX und dem in geänderter Zeitlage fahrenden RE vorlieb nehmen. Und einen Bus nach Hause gab es auch nicht mehr und ein AST noch nicht, aber zum Glück ist das Taxi nicht sehr teuer.

Kiitos lukemasta!

Eine kurze und eine lange Reise

Zwei Kurzurlaube mit Bahnanreise standen in der ersten Augusthälfte an: In der ersten Woche des Monats ging es nach Kirchheim in Hessen, wo traditionell die Sommerakademie des CdE stattfindet. Der nächste Bahnhof liegt in Bad Hersfeld, wohin ich keine weite Anreise hatte: mit dem RE nach Hanau, dort eine knappe halbe Stunde warten, dann mit dem ICE eine Station nach Fulda und dort in den Cantus umsteigen. Alles funktionierte bis auf eine leichte Verspätung des ICE prima, die dann in Fulda wegen eines BuPo-Einsatzes noch größer wurde. Das tangierte mich aber nicht mehr, da ich da schon mit einer Horde anderer Teilnehmer im Cantus saß.
Zurück ging es nicht ganz so reibungslos: Der IC, der uns nach Fulda bringen sollte, hatte +10 und einen wegen Klimaanlagenausfalls gesperrten Wagen. Ersteres wäre nicht so schlimm gewesen, da der Anschluss-ICE ebenfalls +5 hatte (bei einer Umstiegszeit von 5 min), aber letztendlich wurde es natürlich doch mehr und der ICE war über alle Berge, ohne dass natürlich etwas angesagt worden wäre. Also wich ich in den gerade einfahrenden ICE nach München aus, so dass ich mich bis Würzburg noch mit einem anderen Teilnehmer unterhalten konnte, der auch dort ausstieg. NAH erreichte ich letztendlich etwa 20 min später als ursprünglich geplant.

Nur wenige Tage später stand die nächste Reise an: Mit meinem Chorkollegen Markus hatte ich mir Kroatien als Ziel ausgeguckt. Dazu fuhren wir zunächst mit dem ICE nach München, der kurz vor der planmäßigen Abfahrt mit +5 angekündigt war. Wegen des bis Wiesthal vorausfahrenden RE und eines eingleisigen Abschnitts auf der NBS wurden daraus bis NWH +20, die sich bis MH aber wieder um etwa 5 min reduzierten. Unser Anschluss war nicht in Gefahr, da wir zum Nachtzug eine Stunde Puffer eingebaut hatten. Nun kenne ich also auch den Teil nach Zagreb, die Kurswagen nach Rijeka gibt es übrigens wohl nicht mehr. Fehlt nur noch Venedig 😉 . Die kroatische Hauptstadt erreichten wir mit leichter Verspätung ohne besondere Vorkommnisse, das Schlafabteil (Kostenpunkt 89 Euro pro Nase) sah recht nett aus:

HŽ-Schlafwagen von München nach Zagreb

Aufgrund der Hitze lernten wir es dann zu schätzen, dass die meisten Straßenbahnen in Zagreb klimatisiert sind 😉 . Klimatisiert war auch der Zug auf der Fahrt am nächsten Tag nach Split, auf der wir uns viel mit einer gegenüber sitzenden Gruppe aus drei englischen Rucksacktouristen unterhielten. Das Fahrzeug war übrigens die kroatische Variante des DB-612ers, die auch aus der selben Lieferung stammt und aus Fahrzeugen besteht, die die DB dann doch nicht mehr brauchte (hier bereits nach der Ankunft in Split):

HŽ-Neigezug von Zagreb nach Split

Schon die Abfahrt in Zagreb erfolgte mit leichter Verspätung, die bis Split aber auch nicht mehr wurde.
Damit war die Fahrt mit kroatischen Zügen beendet. Weiter nach Dubrovnik sollte es eigentlich mit dem Schiff gehen, das aber ausgebucht war. Also wichen wir auf den Bus aus, was sich als etwas abenteuerlich erwies: Es hatten mehr Leute eine Fahrkarte als in die beiden Busse passten, so dass einige Leute (zum Glück nicht wir) stehen mussten. Durch das Chaos bei der Abfahrt und Stau auf der Küstenstraße fuhren wir uns dann eine ordentliche Verspätung ein. Zur Erholung gab es 20 min Pause auf dem kurzen bosnischen Abschnitt der Strecke, während der in allen möglichen Währungen Snacks gekauft werden konnten. In Dubrovnik nahmen wir dann ein Taxi zum Hostel, da dies etwas abseits gelegen war und Markus Kopfschmerzen hatte. Zur Altstadt benutzten wir dann aber den auf dieser Linie im 15-Minuten-Takt fahrenden Stadtbus.
Das taten wir auch am nächsten Tag, um von dort zur Haltestelle des Flughafenshuttles zu laufen. Die Fahrzeiten werden normalerweise am Vortag anhand des Flugplans festgelegt und ins Netz gestellt, was just an diesem Tag natürlich nicht passiert war. Wir hatten aber Glück und es fuhr nach wenigen Minuten ein Bus, der uns dann noch mal einen wunderschönen Blick aus dem Rückfenster auf die Altstadt bescherte. Durch seine Überredungskunst schleuste Markus uns an den langen Check-in-Schlangen vorbei, so dass wir ohne Stress rechtzeitig am Gate waren. Flugziel war Nürnberg, wo wir die inzwischen automatisch fahrende U2 zum Hbf nahmen. Unser Sparpreisticket band uns an einen Zug drei Stunden später, und Markus wäre nicht Markus, wenn er nicht versucht hätte, die Zugchefs der vorherigen Züge zu bewegen, uns trotzdem mitzunehmen. Diesmal war seine Strategie aber nicht von Erfolg gekrönt, so dass wir wie geplant – und pünktlich – um 19.34 Uhr wieder NAH erreichten. Weiter ging es für uns beide mit dem Bus zu mir, wo Markus sein Auto geparkt hatte und von wo er sich dann auf den Weg nach Goldbach machte.

My house in Budapest

Nein, anders als → George Ezra habe ich noch kein Haus in Budapest, aber bei immerhin fünf Aufenthalten in diesem Jahr (inklusive dem kurzen auf dem Weg nach Eger) hätte es sich fast schon gelohnt. Diesmal war der Anlass wieder geschäftlich, und nach ein paar Tagen Bedenkzeit entschied ich mich wieder für den Nachtzug, weil mir die Fahrt beim letzten Mal recht gut gefallen hatte.

Los ging es am Sonntag um 20.24 Uhr von NAH. Als ich diesmal am Bahnhof eintraf, standen anders als bei den vorigen Malen, als ich am Bahnhof stand, keinerlei Verspätungen auf der Anzeigetafel. Und tatsächlich traf mein Zug pünktlich ein. Zumindest die beiden Wagen, durch die ich ging, waren gut gefüllt, so dass es sich lohnte, dass das Reisebüro für mich einen Platz reserviert hatte. Auf diesem verbrachte ich dann die völlig komplikationsfreie Fahrt nach München. Dort angekommen, spendierte ich mir inmitten trachtengeschmückter Menschen (letzter Abend des Oktoberfests!) noch einen scharfen Döner (schlecht für Karma und Gewicht, aber gut für die Laune) und stieg dann in den bereitstehenden Nachtzug. Mein Wagen war wiederum ganz am Anfang des Bahnsteigs, und bald nach der pünktlichen Abfahrt legte ich mich schlafen. Das tat ich dann auch hervorragend und wachte erst in Ungarn wieder auf. Bald brachte der Schaffner das Frühstück und meine Fahrkarte zurück, und wir erreichten pünktlich den Budapester Ostbahnhof. Angesichts der Tatsache, dass das Meeting für 9 Uhr angesetzt war, fuhr ich mit dem Taxi dorthin, war dann aber doch mit Abstand der erste.

Mit dem Taxi fuhr ich dann auch wieder zum Bahnhof zurück, nachdem am Dienstagnachmittag der berufliche Teil beendet war. Diesmal war der Grund weniger Zeitmangel als die Tatsache, dass ich kein ungarisches Bargeld in der Tasche hatte und man beim Busfahrer (im Gegensatz zum Taxi) nicht mit Kreditkarte bezahlen kann. Am Bahnhof angekommen, kaufte ich dann aber mit Karte ein Tagesticket und fuhr zu einigen ÖPNV-Knotenpunkten: dem Ferenc-Puskás-Stadion, wo ich eine Tatra-Bahn ablichtete, sowie zum Örs vezér tere, wo mir eine ex-Hannoveraner Straßenbahn sowie einige Busse vor die Linse kamen. Mit ersterer fuhr ich dann (mit baustellenbedingten Umstieg in den Bus) zur Mexikói út, um die Metro 1 (Millenniumslinie) in ganzer Länge abzufahren. Nachdem ich ein paar Haltestellen lang einem Mädchen beim Lösen eines Rubik-Würfels in Affengeschwindigkeit zugesehen hatte, stieg ich an der Endstelle Vörösmarty tér aus, von der ich dann auch noch einige Fotos machte. Die restliche Wartezeit auf den Zug verbrachte ich bei einem Stadtbummel und beim Burger King, wo mich die Nachricht ereilte, dass für diese Nacht ein Streik der GDL geplant war. Das beruhigte mich nicht gerade, aber da es zum Umdisponieren zu spät war, ging ich zum Bahnhof und betrat den Zug, der pünktlich abfuhr. Als Besonderheit lagen in meinem Abteil (warum auch immer) eine Kundenzeitschrift der österreichischen und eine der ungarischen Bahn, beide schon mehr als ein Jahr alt.

Vielleicht wegen des Gedankens an den Streik schlief ich nicht besonders gut und war um vier Uhr bei der Ankunft in Salzburg endgültig wach. Die spannende Frage war natürlich, ob es nun weiter gehen würde, was es nach dem Vereinigen der Zugteile tatsächlich tat. Eine kurze Schrecksekunde gab es noch in Freilassing, wo der Zug einige Minuten stehen blieb, aber letztendlich erreichten wir MH sogar fünf Minuten vor Plan. In der Bahnhofshalle befragte mich ein Journalist, ob ich denn Folgen des Streiks gespürt hätte, was ich verneinen konnte. Auf der Anzeigetafel wurde als einzige Unregelmäßigkeit ein Zugausfall angezeigt. Zu meinem Zug hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit, die ich in der Bahnhofsbuchhandlung verbrachte. Auf der Weiterfahrt nach NAH holte ich den im Nachtzug verpassten Schlaf nach, so dass ich ausgeruht und wieder einige Minuten vor Plan meinen Heimatbahnhof erreichte und mich mit dem nächsten Bus auf den Weg ins Büro machte. Fazit: Die DB hat mal wieder ihren guten Ruf bei mir gerettet – und das an einem Streiktag …

Im Abteil durch Krowenien

Ein Feiertag am Freitag – die ideale Gelegenheit, um mal wieder eine etwas längere Zugfahrt zu machen. Diesmal hatte ich mir Kroatien ausgeguckt, genauer die Gegend um Rijeka, wohin es von München aus eine Nachtzugverbindung gibt. Zurück war dann – nicht nur aus verbindungstechnischen Gründen – ein Zwischenstopp in Ljubljana geplant. Die Buchung lief relativ problemlos abgesehen von der Tatsache, dass es die Fahrscheine für den Nachtzug nicht online gibt. Daher ließ ich mir mal wieder von der → Fahrkartenagentur Lennestadt helfen. Da bei dieser Buchungsmethode die DB meine E-Mail-Adresse nicht erfährt, checkte ich kurz vor der Reise noch mal die Verbindungen und siehe da: Der ICE, mit dem ich von München nach NAH zurück fahren sollte, verkehrte an diesem Tag wegen Bauarbeiten nicht, so dass ich mindestens eine Stunde später ankommen würde.

Los ging es am Donnerstagabend mit dem ICE nach München, der mal wieder 10 Minuten verspätet sein sollte. Diesmal war der Grund eine Störung durch Vandalismus auf der KRM. Den Zug eine Stunde vorher hatte es so schlimm getroffen, dass ich ihn noch abfahren sah, wegen der Zugbindung verzichtete ich mutig aufs Einsteigen. Mein Zug kam dann natürlich mit +20 und holte unterwegs immerhin so viel auf, dass der Anschluss nicht gefährdet war und ich sogar noch kurz am Automaten ein Betthupferl holen konnte. Die Abfahrtszeit war dieselbe wie die nach Budapest, weil die Züge bis Salzburg vereinigt laufen. Diesmal hieß es allerdings vorlaufen bis zur Bahnsteigspitze, wo sich ein Schlaf- und ein Liegewagen nach Rijeka fanden. In letzterem hatte ich eine Liege gebucht – in Sechser-Belegung, was ich zwar prinzipiell nicht so mag, aber es war nun mal das Preiswerteste, und zumindest bei der Abfahrt gab es auch nur einen weiteren Mitreisenden:
Liegewagenabteil der HZ

Der Zug fuhr pünktlich ab, und da ich ziemlich müde war, machte ich mich bald schlaffertig, wozu die Toilette erst vom Schaffner aufgeschlossen werden musste. Natürlich schlief ich im Zug nicht so gut wie zu Hause, unter anderem wachte ich davon auf, dass in Salzburg noch drei Fahrgäste in unser Abteil kamen, womit es dann fast komplett besetzt war.

Endgültig wach wurde ich erst, als ich im Gang einen deutschen Fahrgast sagen hörte: „Wir sind noch in Slowenien und haben eine halbe Stunde Verspätung.“ Kurz darauf kam auch schon der slowenische Grenzpolizist vorbei, dem ich von der Liege aus meinen Personalausweis reichte – Kroatien ist zwar in der EU, aber nicht im Schengenraum. Sein kroatisches Pendant folgte dann nach der Fahrt über die Grenze. Die halbe Stunde Verspätung war noch untertrieben, aber so konnte ich aus dem Zugfenster noch die herrliche Landschaft genießen:
Blick aus dem Zug über die Adria bei Rijeka

Mit +48 (so jedenfalls die Anzeigetafel) trudelten wir schließich in Rijeka ein. Vom Zug, der um ein paar slowenische Wagen reicher geworden war, wurde die Lok abgekuppelt:
Zug München-Rijeka nach der Ankunft

Mein Plan war nun, weiter in den Küstenort Rovinj zu besuchen. Die nicht allzu häufigen Busverbindungen dorthin hatte ich mir vorher ausgedruckt (gute Hilfe: → Buscroatia). Und der Bus, den ich mir ausgeguckt hatte, sollte eigentlich gerade weg sein. Zum Glück war der Busbahnhof nicht weit entfernt, und zu meiner Überraschung hatte der Bus ebenfalls Verspätung und war gerade im Begriff, abzufahren. Ich stieg ein und sofort ging es los. Der Bus nahm die Schnellstraße, die unter anderem durch einen 5 km langen Tunnel führte. Unterwegs kam der Busbegleiter vorbei und kassierte den Fahrpreis von 130 Kuna (ca. 17 Euro). Ohne weitere Schwierigkeiten erreichten wir Rovinj, das wirklich wunderschön ist, vor allem bei dem an dem Tag herrschenden Wetter:
Blick auf die Altstadt von Rovinj

Von Rovinj ging es dann weiter nach Pula, wohin das Busangebot deutlich dichter ist. Nachdem ich mich auch dort eine Weile umgesehen hatte, fuhr ich wieder zurück nach Rijeka, diesmal mit einem Bus eines Unternehmens aus dem nordkroatischen Varaždin, wohin der Bus auch weiter fuhr. Abends schaute ich mir dann noch ein wenig Rijeka an, aß herrliche und preiswerte Ćevapčići und eine Riesenportion Eis für umgerechnet 2 Euro.

Am nächsten Tag sollte es dann weiter nach Ljubljana gehen. Das Zugangebot in Rijeka ist nicht nur in Richtung Slowenien sehr dünn: auch in Richtung Zagreb führt die Strecke eingleisig über einen Bahnübergang einer Hauptstraße. Den Bahnhof konnte ich vom Hostel zu Fuß erreichen, und mein Zug aus kroatischer Lok und slowenischen Wagen stand schon auf einem Stumpfgleis bereit:
Zug Rijeka-Ljubljana vor der Abfahrt

Der Zug war vollgepackt mit Touristen, ich fand letztendlich einen Platz in einem Abteil mit einer Familie mit zwei Kindern und einer Mutter mit Kleinkind, die praktischerweise alle Deutsch sprachen. Die Abfahrt des Zuges verzögerte sich um 20 Minuten, ohne dass es darüber irgendeine Ansage (in welcher Sprache auch immer) gab. Als es letztendlich los ging, verlief die Reise aber ohne weitere Komplikationen. Am Grenzbahnhof Šapjane wurde die Lok gewechselt, da Slowenien ein anderes Stromsystem hat als Kroatien (bis 2012 war allerdings die ganze Strecke bis Rijeka mit Gleichstrom elektrifiziert). Auch die Ausreisekontrolle fand hier statt, während die slowenische Einreisekontrolle dann am slowenischen Grenzbahnhof Illirska Bistrica folgte. Die weitere Fahrt bis Ljubljana, das wir immer noch mit +20 erreichten, verbrachte ich vorwiegend schlafend. In der slowenischen Hauptstadt angekommen, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Hostel, da der Zug zum nahegelegenen Hp Ljubljana Tivoli nun weg war. Vorher fotografierte ich aber noch einige Nahverkehrstriebwagen, die leider allesamt mit Graffiti „verziert“ waren:
Nahverkehrstriebwagen in Ljubljana

Am nächsten Morgen sollte es dann um 9.22 Uhr zurück in die Heimat gehen. Für die Fahrt zum Bahnhof hatte ich mich diesmal spontan für den Bus entschieden, dessen Fahrer mir mitteilte, dass er kein Bargeld akzeptiere, mich aber trotzdem mitnahm. So erreichte ich auch den Zug noch, der pünktlich aus Zagreb eintraf. Da der Andrang auf die nach Deutschland weiterlaufenden ÖBB-Kurswagen groß war und ich nicht reserviert hatte, enterte ich einen slowenischen Wagen, der bis Villach lief, wiederum mit einer großen und einer kleinen Familie als Abteilgenossen. Nach dem Genuss des schönen Savetals und des Alpenpanoramas:
Blick auf die Alpen

schlief ich kurz vor Villach noch ein, bis dann der ÖBB-Schaffner uns zum Aussteigen aufforderte.
Anschließend fand ein spannendes Rangiermanöver statt: Unser Zug fuhr samt Lok, aber ohne die kroatischen und slowenischen Wagen auf das Nachbargleis am selben Bahnsteig, wo schon der Zug aus Klagenfurt bereit stand. Beide Züge machten sich dann als ein Zug auf den Weg nach Frankfurt. Auch der Klagenfurter Teil war relativ voll, ich fand aber noch ein Platz wiederum in einem Abteil.

Die weitere Fahrt verlief völlig ruhig, wieder mit schönen Alpenpanoramen und ein bisschen Schlaf. Ab Prien war mein Platz reserviert, ich lief durch den ganzen Zug, der aber nach vorne hin immer voller wurde, und landete letztendlich doch im Nachbarabteil. Wegen der Bauarbeiten hinter München hatte ich überlegt, sitzen zu bleiben und die Geislinger Steige mal wieder zu fahren. Angesichts der längeren Fahrzeit dieser Variante stieg ich dann aber doch in der bayerischen Hauptstadt aus und in einen ICE-T in Doppeltraktion um, dessen vorderer Teil ab Nürnberg nach Berlin und der hintere nach Dortmund fuhr, natürlich ohne Halt in Aschaffenburg. Ich vermutete erst, dass die NBS ab Ingolstadt gesperrt wäre – erst nachdem ich die Ausläufer von Augsburg sah, stellte ich fest, dass die Sperrung vielmehr zwischen München und Ingolstadt lag. Die Strecke Augsburg–Treuchtlingen kenne ich ja, erst dahinter begann für mich Neuland, das aber auch nicht sonderlich spannend war. Nürnberg erreichten wir trotz Baustellenfahrplan mit +20, und der ICE nach NAH stand schon auf dem Nachbargleis bereit, da er heute wegen der Bauarbeiten hier begann. Wegen fehlender Reservierungsanzeigen meinte ein anderer Fahrgast, die Bahn habe mal wieder „alles verbockt“, was ich aufgrund der dann komplett störungsfreien Fahrt nach NAH sehr übertrieben fand. Dort angekommen, aß ich erst mal bei meinem geliebten Thai-Imbiss und fuhr dann mit dem Bus nach Hause. Da ich die Wahl zwischen zwei Bussen hatte, entschied ich mich spontan um, als ich sah, dass im ersten mein „Lieblingsfahrer“ saß. Nicht, dass ich ernsthaft noch weiteren Ärger mit ihm befürchtete, aber manchmal kann ich eben auch nachtragend sein. Abgesehen davon ging aber ein sehr schöner (Ultra-)Kurztrip zu Ende.

Und so sah meine Fahrkarte für die Rückfahrt hinterher aus. Eine Wegangabe mit drei Befördererwechseln hatte ich, glaube ich, auch noch nicht:
Blick auf die Alpen