Stuttgart 23

Stuttgart 21 – unter diesem Namen sollte in der Schwabenmetropole vor zwei Jahren nicht nur die Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs, sondern auch das Mensa-Jahrestreffen stattfinden. Aus bekannten, jeweils unterschiedlichen Gründen lässt der Bahnhof noch zwei Jahre auf sich warten, während das Jahrestreffen am letzten Wochenende stattfand. Bei der Anreise nutzte ich mein neues Büro in Hannover als Zwischenstopp, bevor ich nach Feierabend den ICE bestieg. Dieser fuhr leicht verspätet gen Süden. Hinter Kassel wunderte ich mich, dass es noch so lange bis Fulda dauern sollte, als der Zug plötzlich in Langenschwarz rechts ran fuhr und die Ansage kam, dass wir hier erst mal stehen bleiben würden. Aufkommendes Gemurre unter den Mitreisenden wurde durch den Hinweis erstickt, dass das im Fahrplan bereits eingerechnet sei. Und genauso war es auch: Ab Fulda war die Verspätung quasi nichtexistent. Der Grund für die kuriose Aktion: Man wollte den Streckenabschnitt eigentlich zwecks Sanierung sperren, hat dann aber übersehen, dass mit der Main-Weser-Bahn eine wichtige Umleitungsstrecke zeitgleich gesperrt war. Also wurde die Sperrung verschoben, für die Anpassung der Fahrpläne blieb aber keine Zeit mehr. In RM musste ich in einen leider nicht ganz so pünktlichen Anschlusszug umsteigen, so dass ich mein Ziel leider mit etwa +15 erreichte.

Dass der neue Bahnhof noch nicht fertig ist, eröffnete mir allerdings die Gelegenheit, im Rahmen des Jahrestreffens die Baustelle zu besichtigen. Von den mehreren angebotenen Touren entschied ich mich für die zum Tunnelzulauf, weil ich den (im Gegensatz zur Bahnsteighalle) im fertigen Zustand nicht mehr so intensiv sehen werde. Auf die Baustelle für Letztere gab es aus dem Infoturm aber natürlich auch einen Blick zu erhaschen:

Baustelle für die Bahnsteighalle von Stuttgart 21

Vor dem Betreten der Baustelle mussten wir uns erst mal standesgemäß kleiden:

Im Tunnel gab es unter anderem die Unterlegscheiben zu sehen, die zur Stoßdämpfung unterhalb der Schienen verbaut werden. Die beiden unterschiedlichen Farben stehen dabei für unterschiedliche Stärken.

Unterlegplatten für die Feste Fahrbahn im Tunnel von Stuttgart 21

Gut zu sehen war, wo die Tunnelbauweise von bergmännischer (für die freie Strecke) auf offene (für die Bahnsteighalle) wechselt:

Die Schienen liegen größtenteils bereits und werden auch schon von Bauzügen befahren. Daher stehen an manchen Stellen auch Sh2-Tafeln:

Zum Abschluss gab es noch ein Fass mit Thermit zu sehen, dem Stoff, mit dem die Schienen geschweißt werden:

Die Zeit bis zur Abfahrt am Sonntagmittag nutzte ich noch für die Erkundung der bereits in Betrieb befindlichen Teile des Stuttgarter ÖPNV, unter anderem die neuen Wagen der Zahnradbahn:

Wagen der vierten Generation der Stuttgarter Zahnradbahn an der Talstation Marienplatz

Danach musste ich mich dann doch etwas sputen, um trotz der langen Wege durch die Baustelle den ICE noch zu erreichen, was mir aber letztendlich problemlos gelang. Dass ich nachträglich noch einen Platz reserviert hatte, erwies sich als sehr gute Idee, denn bis etwa KD war durch die Gänge kaum ein Durchkommen. Danach konnte ich endlich ins Bordbistro gehen und mir Verpflegung holen, ohne daran zu denken, dass ich zurzeit dank Platin-Status Rabatt und Freigetränke habe. Dafür gab es zwischen Dortmund und Münster ganz ohne Aufpreis die Umleitung über die Hamm-Osterfelder Bahn zu sehen, von der mir jetzt nur noch der (allerdings wohl praktisch nie von Personenzügen befahrene) Mittelteil fehlt. Leider dauerte die Umleitung etwas länger als die veranschlagte Zeit, und bei Kirchweyhe war auch noch eine Person im Gleis, so dass wir HB mit etwa +25 erreichten. Aber zum Glück musste ich ja nicht umsteigen und konnte direkt zur Freundin laufen.

In Luft aufgelöst

… hat sich zum Glück nicht mein Zug, sondern dessen Verspätung letzten Mittwoch. Der ICE, mit dem ich normalerweise ins Büro (um genau zu sein, von Bremen Hbf, in dessen Nähe ich neuerdings wohne, nach Hannover Hbf) fahre, sollte wegen Bauarbeiten eine halbe Stunde früher fahren, weil er über Rotenburg (Wümme) umgeleitet werden sollte. Nach der Ankunft des Zuges aus Oldenburg stellte sich aber heraus, dass die Strecke kurzfristig gesperrt war. Also wurde kurzerhand entschieden, dass der Zug doch den direkten Weg nach Hannover nehmen sollte. Bis er abfahrbereit war, verging genau die halbe Stunde, die für den Umweg vorgesehen war, so dass sich der verblüffende Effekt ergab, mit einer halben Stunde Verspätung loszufahren und trotzdem an der nächsten Station pünktlich anzukommen.

Auf der Rückfahrt hatte ich dieses Glück nicht: Der ICE, den ich bisher immer genommen hatte, fuhr wegen der Bauarbeiten planmäßig gar nicht, und der IC eine Stunde später hatte wegen Personen im Gleis Verspätung – selbst dann, wenn man die planmäßige Standzeit in HH abzog. Leider so viel, dass er bis zur Abfahrt des parallelen RE noch nicht eingetroffen war. Da die Einfahrt aber bereits angekündigt war, pokerte ich und gewann: Er kam tatsächlich im selben Moment, in dem der RE abfuhr, und überholte ihn an dessen erstem Halt Wunstorf. So kam ich zwar später als geplant, aber immer noch etwas früher als mit dem RE an meinem neuen Heimatbahnhof an.

Die Verspätungs-Pandemie ist nicht vorbei

Die pünktlichen Fahrten in der Weihnachtszeit (siehe letzter Beitrag) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pünktlichkeit insgesamt abgenommen hat. Das sagt nicht nur die offizielle Statistik, sondern auch meine private, für die ich alle zwei Jahre die Blogbeiträge auswerte:

Verspätung (min)FahrtenAnteil 2021/22Anteil 2019/20
<0 11,4 %3,4 %
0–5 4155,4 %63,6 %
5–301824,3 %20,3 %
30–60 68,1 %6,8 %
>60 810,8 %5,9 %
Ausfall00,0 %0,0 %
Meine persönliche Verspätungsstatistik 2021/22

Besonders schwierig war es diesmal zu entscheiden, welche Fahrten ich überhaupt in die Statistik aufnehme. Durch meinen Umzug in den Norden sind die gefahrenen Strecken deutlich kürzer geworden, und der Einfachheit halber nehme ich ja nur Fernverkehrsfahrten in die Statistik auf. Um selbige nicht allzu sehr zu verzerren, habe ich insbesondere die zahlreichen Fahrten zwischen Bremen und Osnabrück weggelassen, auch wenn ich sie meist mit Fernzügen zurückgelegt habe. Diese waren zwar häufig verspätet, oft habe ich aber gerade wegen der Verspätung spontan entschieden, den Zug noch zu nehmen.

Auch ohne diese Fahrten hat sich die Pünktlichkeit leider gegenüber der letzten Statistik deutlich verschlechtert, und 2022 noch mal deutlich gegenüber 2021. „Legendär“ waren die Fahrten von Aschaffenburg nach Bremen, die in dieser Richtung immer mit deutlicher Verspätung endeten (meist über +60), zurück kam ich komischerweise immer pünktlich an. Auf dem Weg in die Hansestadt dürfte sich auch der Negativrekord für 2021 ereignet haben, als der Zug in Nienburg stehen blieb und ich nur mit einem Busnotverkehr über vereiste Straßen weiter kam. Die größte Verspätung 2022 dürfte ich auf dem Weg in eine andere Hansestadt erfahren haben, als ich Lübeck fast drei Stunden später als geplant erreichte.

Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets hat sich die Lage wieder etwas entspannt. Mein viermonatiges fast tägliches Pendeln zwischen Osnabrück und Minden, größtenteils mit dem IC, lieferte „nur“ vier Fahrgastrechte-Fälle. Neben einer beschädigten Oberleitung wirkte sich hier vor allem aus, dass die eingesetzten IC-Garnituren nicht mehr die neuesten sind und daher gerne mal unterwegs liegen blieben.

Ich hoffe, dass sich der leicht positive Trend fortsetzt und die nächste Statistik wieder besser aussieht als diese. Der Bahn werde ich jedenfalls weiter treu bleiben, sowohl als Fahrgast als auch als Mitarbeiter: Seit dem 1. Januar bin ich Betriebsplaner bei der S-Bahn Hannover, wo ich daher regelmäßig hinfahre – natürlich mit dem Zug.

Pünktliche Weihnachten

Ein frohes neues Jahr euch allen!

Über die Feiertage war ich deutlich mehr mit dem Zug unterwegs als früher: am 23. traditionell nach Lübeck, nachdem ich die Strecke in den letzten beiden Jahren Corona-vorsichtshalber mit dem Auto gefahren war. Vom 25. auf den 26. machte ich von dort aus einen Abstecher nach Hamburg-Harburg, am 26. abends ging es dann wieder zurück nach HO, nur um vom 29.12. bis 1.1. wieder nach Hamburg zu fahren, diesmal nach Altona. Bemerkenswert war, dass keine der Fahrten eine nennenswerte Verspätung hatte, wozu das geringere Fahrgastaufkommen (auch am 23. war die Hauptwelle wohl schon durch) beigetragen haben mag. Am 26. und am 1. gab es außerdem noch ein gemeinsames Essen mit Freundin im Bordrestaurant, ebenfalls zu unserer „vollsten Zufriedenheit“, wie es in Arbeitszeugnissen immer so schön heißt. So kann es gerne weitergehen!

Samstags fahrn, wenn nicht alle fahrn

Zwar war es eher Zufall, dass meine jüngste längere Zugfahrt an einem Samstagabend begann, es erwies sich aber trotzdem als vorteilhaft: Es war ein günstiger Sparpreis in der 1. Klasse zu haben, der Zug war pünktlich und ich konnte Bio-Bratwürste mit Kartoffel-Sellerie-Püree im Bordrestaurant genießen. Mein Ziel war Frankfurt, wo ich am Flughafen ausstieg und mich mit dem X-Bus auf den Weg zum Südbahnhof machte, von wo es mit der U-Bahn (die Puristen natürlich nicht als solche bezeichnen) zu meinem Cousin ging.

Am Sonntagnachmittag ging es dann mit einer eher kurzen Fernzugfahrt weiter, nämlich mit dem ICE nach Aschaffenburg. Dem Wochentag entsprechend, war der Zug recht voll, es fand sich aber noch ein Sitzplatz. Leider fuhren wir schon mit Verspätung ab, die sich wegen einer Drehfahrt und eines vorausfahrenden Güterzuges bis NAH auf etwa +30 vergrößerte. Den Busanschluss nach Goldbach konnte ich so vergessen und musste auf ein Taxi zurückgreifen, um noch rechtzeitig zum Auftritt meines ehemaligen Chores im Nachbarort zu sein.

Auch die Rückfahrt am Montagmittag verlief nicht ohne Komplikationen. Hatten wir NAH noch einigermaßen pünktlich verlassen, fuhr der ICE auf der KRM nicht die volle Geschwindigkeit aus (vermutlich wegen eines vorausfahrenden ICE 4) und blieb vor KKDT auch noch eine Weile wegen Zugfolge stehen. In KD noch mal dasselbe Spiel, so dass mein eigentlicher Anschluss gerade weg war. EDG erreichten wir zeitgleich mit dem RE 2 nach HO, der den Bahnhof vor dem ICE verließ. Jetzt war die Frage: Sitzen bleiben und hoffen, dass wir ihn bis EE noch überholen, oder gleich auf den nächsten (verspäteten) ICE warten? Ich entschied mich für Ersteres und wurde nicht enttäuscht, so dass ich letztendlich mit etwa +20 meinen Heimatbahnhof erreichte. Mit dem ICE wäre ich später gekommen, hätte aber auch eine interessante Umleitungsstrecke durch Oberhausen fahren können. Da ich die aber im Prinzip kannte und es außerdem dunkel war, habe ich wohl nicht allzu viel verpasst.

Mal wieder ein Feiertagsausflug

Da ich zurzeit in NRW arbeite, hatte ich am 1. November Feiertag. Den nutzte ich, um von meinem feiertagslosen Wohnort durch das Feiertagsland an einen ebenfalls feiertagslosen Ort zu fahren: Korbach in Hessen, wo ich meinen Onkel besuchte. Für die Hinfahrt hatte ich noch einen Supersparpreis ergattert, da die erste Etappe mit dem ICE nach EDO führen sollte. Der fuhr pünktlich ab, allerdings mit zwei fahrkartenlosen Passagieren an Bord, was dem Zug in EMST eine Verspätung von +12 einbrachte. Wegen baubedingter Umleitung über Hamm wurde es bis EDO noch etwas mehr. Mir konnte es egal sein, hatte ich bis zu meinem Anschlusszug doch noch eine Dreiviertelstunde Zeit, die ich unter anderem zum Frühstücken nutzte. Der Anschluss-RE 57 kam ebenfalls mit Verspätung an und nahm etwa 3 Minuten davon in die Gegenrichtung mit. Meinen 6-Minuten-Anschluss in Brilon Wald sah ich dadurch noch nicht gefährdet. Das änderte sich, als das Flügeln in Bestwig länger dauerte als geplant. Aber der Anschluss wartete, und so erreichte ich pünktlich um 11:45 Uhr die waldeckische Kreisstadt.

Nach ausgiebigem Verwandtenbesuch setzte ich mich um 17:10 Uhr wieder in den Zug. Der Nachteil an Touren um diese Jahreszeit ist, dass es dann schon dunkel ist und ich so nicht mehr wie auf der Hinfahrt das Naturpanorama im strahlenden Sonnenschein genießen konnte. Dafür waren aber die Anschlusszüge alle pünktlich: wiederum der RE 57, der aufgrund von Bauarbeiten in Dortmund-Aplerbeck Süd nur in dieser Richtung in Schwerte hält und dann weiträumig umgeleitet wird, der RE 7 und der RE 2. So erreichte ich pünktlich um 21:10 wieder HO und konnte durch die noch recht milde Luft nach Hause radeln.

Dreimal umdisponiert

Anscheinend wird es jedes Mal einmal mehr, dass ich meine Pläne ändern muss: Letzten Freitag wollte ich von Minden, wo ich neuerdings arbeite, nach Bremen und dabei endlich mal die Strecke von dort nach Nienburg befahren. Schon mittags erfuhr ich, dass der nur alle zwei Stunden verkehrende Zug in passender Lage ausfallen würde. Also schwenkte ich auf die S-Bahn über Wunstorf um, nur um zu erfahren, dass diese +30 hatte und der Anschluss daher platzen würde. Nächster Versuch: der RE zum heimatlichen HO und von da mit einem verspäteten IC weiter. Während ich auf Ersteren wartete, fuhr am anderen Bahnsteig der IC Richtung HH ein. Ich befragte den Navigator, ob ich den nicht nehmen könnte, und stellte gerade noch rechtzeitig fest, dass er nun die schnellste Verbindung darstellte, da der RE nun auch Verspätung haben sollte. Also wechselte ich den Bahnsteig, stieg ein und fuhr nun zur Abwechslung sogar mit fast pünktlichen Zügen in die Hansestadt. Im Anschluss-IC probierte ich, da langsam Hunger aufkam, noch den Schoko-Cookie aus der Bordgastronomie, der in einer Ansage in den höchsten Tönen beworben wurde („Wir haben auch einen sehr coolen Schokokeks, der ist wirklich gut.“). Zufälligerweise führte unser Weg vom Bahnhof auch noch am Hauptsitz der Herstellerfirma vorbei.

Zwar ohne Umdisposition, aber trotzdem mit Hindernissen verlief unsere Reise von HB nach HO am Dienstag: In letzter Minute hatte ich noch mit Mitfahrergutschein und Schnupper-BahnCard 1. Klasse zwei Sitzplätze für uns in eben jener reserviert. Nur um dann, als der Zug einfuhr, festzustellen, dass der Wagen mit den reservierten Plätzen gar nicht vorhanden und auch sonst kein Platz mehr frei war. Also verbrachten wir die knapp einstündige und immerhin pünktliche Fahrt im Türraum eines 2.-Klasse-Wagens, und ich hoffe jetzt auf Rückerstattung des Aufpreises.

Unterwegs für mehr oder weniger als 9 Euro

Unter anderem wegen meiner BahnCard 50 nutzte ich für die meisten meiner Reisen in den letzten Wochen nicht nur das Billigticket. So machte ich mich am 30. Juli auf den Weg zur Sommerakademie, zu der ich wieder über Schladern anreiste – bis KK mit dem ICE. Dort hatte ich zwar diesmal durchgehend einen Sitzplatz, der Zug aber auch etwa +20. Die eigentlich angepeilte S-Bahn erreichte ich dadurch nicht. Wegen der üblichen Gedenkminute auf der Hohenzollernbrücke erreichte ich auch den nachfolgenden RE nur in letzter Minute, kam dafür aber nur wenige Minuten später als geplant am Ziel an.

Für die Rückfahrt am darauffolgenden Sonntag hatte ich die Verbindung ausgewählt, die normalerweise nur mit Nahverkehrszügen funktionieren würde. Wegen Bauarbeiten fuhr aber der RE 1 nicht, so dass ich von KK nach EE ein ICE-Ticket brauchte. Der Zug war erstaunlich leer, aber leider wegen der Bauarbeiten nicht ganz pünktlich, so dass der RE nach HO gerade weg war. So hatte ich Zeit, eine (sehr gute) Currywurst von der Frittenschmiede zu essen, bis ich dann den nächsten RE nehmen konnte (die Verbindung dazwischen mit Umstieg in EMST fiel wegen Personalmangels aus). Hier gab es nur leichte Verspätung zu vermelden, und ich konnte meinen Heimatbahnhof wie auch die anderen Bahnhöfe auf dieser Fahrt sitzenderweise erreichen.

Für meine Fahrt am vergangenen Freitag nach Lübeck zahlte ich dagegen gar nichts, weil ich mal wieder Bahn-Bonus-Punkte vor dem Verfall retten wollte. Also ging es mit dem ICE ab HO los. Schon bei dessen Ankunft war klar, dass der Anschluss in AH nicht klappen würde. Noch rechnete ich damit, dass ich eine halbe Stunde später in AL ankommen würde, bis noch vor der Abfahrt die Durchsage kam, dass es „mehrere Probleme“ auf der Strecke gebe und wir daher umgeleitet würden. Statt wie erhofft über Minden–Nienburg (eine Strecke, die mir immer noch in meiner Sammlung fehlt) ging es aber nach HH, wo für die Weiterfahrt nach AH zum Umstieg geraten wurde. Der Anschlusszug wurde – diesmal wegen Bauarbeiten – über Verden–Rotenburg umgeleitet und hatte darüber hinaus so viel Verspätung, dass es auch mit dem übernächsten Zug nach Lübeck nichts wurde und ich die Hansestadt erst kurz nach Mitternacht mit einem rappelvollen RE erreichte. Kurios: Den Fahrgastrechte-Antrag (es gibt ja dann Punkte zurück) wollte ich bei der Ankunft in der App stellen, diese monierte aber, dass das Ankunftsdatum (das ja schon der Samstag war) „nicht in der Zukunft“ liegen dürfe.

Nur wenig besser lief es auf der Rückfahrt am Sonntag: Der RE nach AH war noch pünktlich, und ich hatte einen regulären Sitzplatz. Weiter sollte es eigentlich mit dem Metronom-RE nach HB gehen, um da noch die Freundin zu treffen. Der war aber so überfüllt, dass ich lieber auf den ICE auswich (später wurde auch noch bekanntgegeben, dass der RE wegen „Reparatur am Zug“ ausfiel). Der ICE war immerhin fast pünktlich, auch wenn es einen Sitzplatz für mich nur an der Eingangstür gab. Umgekehrt war es bei der Weiterfahrt nach HO: Hier gab es zwar einen ganzen Vierersitz mit Tisch für mich alleine, das allerdings mit fast einer Stunde Verspätung.

Zum Glück leicht verspätet

Eigentlich war alles ganz anders geplant, aber aus verschiedenen Gründen disponierte ich um und fuhr am Donnerstag nach Bremen – nicht mit dem 9-Euro-Ticket, sondern mit einem Ticket für den ICE, den ich gerade noch erwischt hatte und der annähernd pünktlich war (wäre er es völlig gewesen, hätte ich ihn gar nicht mehr erreicht). Am Sonntag ging es dann mit Freundin und ihrer Verwandtschaft für „9 Euro“ nach Lüneburg – pünktlich und mit Sitzplatz. Zurück brach ich alleine und etwas früher auf, da ich den längeren Weg hatte. Offiziell sollte ich dazu mit dem ICE fahren und in AHAR (wo ich meinen Rucksack eingeschlossen hatte) recht lange warten, doch ich erreichte noch den leicht verspäteten RE (und sparte mir somit für den ersten Abschnitt schon mal die Fernverkehrs-Fahrkarte). Der Anschluss-IC, der eigentlich schon hätte weg sein sollen, war gerade so viel verspätet, dass ich meinen Rucksack holen und bequem umsteigen konnte. Und so war ich zwar mit +10, aber insgesamt eine Stunde früher als geplant zu Hause (und sogar früher als meine Freundin). Manchmal können leichte Verspätungen eben auch ein Glücksfall sein.

Neun Euro oder neu Neuro?

Kaum jemand dürfte es nicht mitbekommen haben: Seit gut einem Monat gibt es nun das Neun-Euro-Ticket, mit dem man einen Monat lang bundesweit mit allen Nahverkehrsmitteln fahren kann. Aber wie sind meine persönlichen Erfahrungen damit? Kann ich mich über das günstige Fahren freuen oder nervt es eher? Das Wortspiel in der Überschrift brachte in dem Zusammenhang ein User im ICE-Treff auf.

Meine erste Fahrt mit dem Ticket fand am Freitag vor Pfingsten statt, wobei ich die meiste Zeit eigentlich mit einer ICE-Fahrkarte unterwegs war, nämlich von Osnabrück nach Köln. Der war trotz des höheren Fahrpreises ziemlich voll, unter anderem mit diversen Schulklassen, die auf dem Weg von oder zu Klassenfahrten waren (und sich freuten, dass anscheinend ein YouTuber an Bord war). Einer solchen Klasse musste ich auch in Hagen meinen Platz räumen und fortan auf der Einstiegsstufe sitzen, bis mit etwa einer halben Stunde Verspätung die Domstadt erreicht war und ich das Billigticket für die Straßenbahnfahrt zum Barbarossaplatz nutzte.

Zurück ging es dann am Pfingstmontag mit zwei Freunden und der S-Bahn ab Schladern. Dort, kurz hinter dem Startbahnhof, fanden wir noch bequem Platz für uns und unser Gepäck. Bis Köln wurde es dann deutlich voller, was aber nicht nur dem 9-Euro-Ticket geschuldet war, sondern auch der Tatsache, dass eben Pfingstmontag war, vor allem aber der zweite Zugteil fehlte. Zum Glück mussten die meisten Stehenden das nicht lange tun, da sie in KK ausstiegen. Das tat ich auch und fuhr in die etwas kleinere Domstadt wieder mit dem ICE zurück. Dort fand sich trotz „Ausgebucht“-Warnung noch bequem ein Sitzplatz, und die Verspätung hielt sich mit +20 einigermaßen in Grenzen.

Die nächste Fahrt machte ich dann mit Freundin am 18. Juni von Osnabrück nach Wilhelmshaven und zurück. Natürlich wollten an dem Tag viele an die Küste, und in Oldenburg war auch noch CSD. Daher gab es zeitweise nur noch Stehplätze, es musste aber niemand zurückbleiben und an den nächsten Stationen leerte es sich recht zügig wieder. Pünktlich waren die Züge auch, so dass es insgesamt eine entspannte Tour war.

Wieder das erste Stück mit dem ICE fuhr ich am Wochenende darauf, nämlich erst nach Hamburg. Bis Bremen musste ich wieder auf der Eingangsstufe sitzen, danach nutzte ich aber einen nicht beanspruchten reservierten Platz. Mit dem 9-Euro-Ticket ging es dann weiter im RE nach Lübeck, wo sich noch genug Sitzplätze fanden. Ebenso war es auf der Rückfahrt. In der Hansestadt traf ich noch Kumpel Daniel in der Premium-Lounge, bevor es dann wieder mit dem ICE zurück ging, auch hier wieder mit richtigem Sitzplatz und pünktlich.

Eine Woche später war ich dann nach Marl unterwegs, wohin die schnellste Verbindung ab HO ohnehin mit dem RE 2 führt. Der kam wegen einer Störung an der Strecke verspätet an und füllte sich ebenso schnell mit neuen Fahrgästen, wie die ankommenden ausstiegen. Daher gab es für mich leider nur einen Stehplatz und dazu noch +20, so dass ich bereits in Haltern ausstieg und mit der S 9 weiter fuhr, immerhin sitzenderweise. So verbrachte ich auch die Rückfahrt, leider allerdings wieder mit +30

Fazit: Für leerere Züge hat das Ticket erwartungsgemäß nicht gesorgt, das totale Chaos zeigte sich aber zumindest auf meinen Fahrten auch nicht. Das zweite Ticket ist gekauft und harrt seines ersten Einsatzes am Wochenende, wieder in Kombination mit dem Fernverkehr.