Am vergangenen Samstag hatte ich mal wieder Lust auf eine kleine Tour. Nach langem Überlegen und Abwägen zwischen interessanter Strecke, ebensolchem Ziel und günstigen Tickets kam ich schließlich auf Memmingen als Zielbahnhof. Das günstigste Ticket dorthin und zurück gab es nur auf verschlungenen Pfaden. So machte ich mich um 7.17 Uhr auf den Weg mit dem RE nach Würzburg. Die Fahrt verlief ohne Probleme, und ich holte den etwas zu kurz gekommenen Schlaf nach, desgleichen im Anschluss-Mopsgesicht bis Ansbach. Wie immer wachte ich gerade rechtzeitig zum Ausstieg auf und holte mir beim Bahnhofsbäcker noch einen Cappuccino. Mein Anschluss-IC wurde mit +5 angekündigt, war dann aber fast pünktlich (ja, das gibt es auch). Das blieb er auch bis Aalen, wo also diesmal mehr Umsteigezeit auf den RE nach Ulm verblieb als beim letzten Mal. Noch ein Unterschied zu damals war, dass jetzt ein 628er statt eines 611ers eingesetzt wurde, ich fragte mich, ob der wohl die Fahrzeiten einhalten kann. Mit mir im „Vierer“ saßen drei Teenie-Mädchen, die die alterstypischen Probleme durchkauten. Erst bei der Ankunft in Ulm wurde die Frage aus dem vorletzten Satz mit „Nein“ beantwortet, denn wir hatten +6 eingefahren, die der Zug wendezeitbedingt auch wieder mit in die Gegenrichtung nahm. Mein Anschlusszug war ein 612er. Ob er sich auf der eher geraden Strecke bis MM (der zweite Bahnhof neben HB, bei dem Autokennzeichen und DS100-Kürzel übereinstimmen) geneigt hat, weiß ich nicht, da ich die meiste Zeit schlief.
Am Zielort angekommen, erkundete ich ausgiebig die schöne Altstadt und frequentierte auch den Karstadt – ein Indiz dafür, dass die (Wirtschafts-)Welt dort noch in Ordnung ist, wenngleich es auch mehr Leerstände gibt als in Aschaffenburg.
Der interessanteste Teil der Rückfahrt war wohl der Anfang, denn hier sollte ich einen aus Zürich kommenden EC mit 218-Bespannung nutzen. Der kam auch pünktlich und brachte mich durch die leicht hügelige Landschaft nach Buchloe, wo ich ja auf dem Weg aus Füssen schon einmal umgestiegen war. Diesmal hatte ich etwas mehr Zeit und außerdem Durst, den ich nicht zu Schweizer Preisen an der Minibar stillen wollte. Also lief ich ein wenig durch den Ort und fand einen Supermarkt, der zufällig auch meinen Lieblingshonig führte. Nachdem der und ein Eistee gekauft waren, ging es zurück zum Bahnhof, wo sich bestätigte, was mir die Navigator-App bereits mitgeteilt hatte: Mein Anschluss-RE hatte +15. Als er schließlich eintrudelte, war kurz vorher ein anderer RE nach Augsburg gefahren, so dass wir unterwegs mehrfach warten mussten. Auch diesen Zug hatte ich schon mal benutzt, und schon damals hatte er Verspätung. Diesmal allerdings so viel, dass der Anschluss in Treuchtlingen platzte. Das war nicht schlimm, weil ich so gleich bis Nürnberg weiter fahren konnte (eine Ansage, was Fahrgäste nach Würzburg tun sollten, gab es natürlich nicht). Dort wollte ich eigentlich in den ICE umsteigen (die Zugbindung war ja aufgehoben), aber die Ansage vor der Ankunft in NN brachte mich dazu, auf den RE umzuschwenken, den wir nur noch erreichten, weil er ebenfalls verspätet ankam. Ab jetzt passierte nichts Aufregendes mehr. Aufgrund der Diskussion um das Handyverbot achtete ich mal ein wenig auf die Lautstärke der Gespräche und stellte fest, dass nicht alle Handygespräche automatisch lauter sind und umgekehrt. Und auch private Dinge werden durchaus mal ohne Handy im Zug besprochen, siehe die Hinfahrt.
NWH erreichten wir mit etwa +5, interessanterweise etwa zur selben Zeit wie der verpasste Zug aus Treuchtlingen. Der Anschluss-RE nach NAH fuhr wegen Wartens auf Anschlussreisende mit +15 ab und war mit etwas merkwürdigem Publikum besetzt: In edles Schwarz gekleidete junge Leute hielten konspirative Treffen vor der Toilette ab, und mir schräg gegenüber saß ein Mann in den Vierzigern, der heftig schluchzend ein Esoterikbuch las, während seine Begleiterin Lieder vor sich hin summte. Nicht nur wegen der Länge der Fahrt war ich daher froh, als ich um kurz vor 22 Uhr wieder meinen Heimatbahnhof erreichte.
Schlagwort: Fernverkehr
Acht Minuten
… sind offensichtlich als Umsteigezeit zu kurz, selbst wenn der Anschluss so in der Auskunft ausgewiesen ist. Das habe ich gestern auf der Rückfahrt aus Lübeck zu spüren bekommen. Die Hinfahrt war ohne Probleme verlaufen: RE bis FH, dann mit dem ICE nach Lüneburg (beide Halte gibt es übrigens auf der Linie nur um diese Uhrzeit), dann weiter wieder mit dem RE nach AL. Ohnehin waren alle Züge pünktlich, aber angesichts der eher großzügigen Umsteigezeiten (13 min in FH, 33 in ALBG) hätte auch eine kleine Verspätung den Reiseplan nicht ins Wanken gebracht.
Anders auf der Rückfahrt: Diesmal hatte ich von AL nach AH nicht den RE, sondern den aus Fehmarn-Burg kommenden IC gebucht. Dieser fuhr auch pünktlich ab, blieb vor AH jedoch stehen, weil das Gleis noch belegt war – AH ist nun mal einer der überlastetsten Bahnhöfe im Netz, und Züge von Lübeck Richtung Süden können nur über Gleis 8 verkehren. Dort endlich angekommen, legte ich noch einen Sprint zu Gleis 14 hin, wo ich aber feststellte, dass mein Anschlusszug bereits über alle Berge bzw. in diesem Fall Brücken war. Also in die Lounge und eine gute halbe Stunde später in den ICE nach München gesetzt. Dort waren fast alle Plätze reserviert, ich erwischte zum Glück aber einen, dessen „Besitzer“ nicht auftauchte. Den aufkommenden Hunger stillte ich im ebenfalls rappelvollen Speisewagen mit einer Portion Nürnberger Bratwürstchen mit Kartoffelsalat.
Da der späte ICE von NWH nach NAH wegen Bauarbeiten nicht fuhr, lenkte mich die Reiseauskunft über Fulda. Den RE Richtung FF erreichte ich auch noch ohne Probleme. Leider musste der jedoch in Flieden einen ICE vorbei lassen, so dass wir mit +8 unterwegs waren – zu wenig, um in FH die RB nach NAH noch zu erreichen. Zum Glück fuhr nicht nur gut 20 min später ein ICE, der war sogar auch noch fast pünktlich, so dass ich letztendlich nur eine gute halbe Stunde später als geplant in NAH eintraf. Nur die RB zur Hochschule war natürlich weg, so dass ich angesichts des schweren Rucksacks mit dem Taxi nach Hause fuhr.
Umdisponiert
… habe ich auf beiden Fahrten, die mich am Wochenende mal wieder nach Marl und zurück führten. Auf dem Hinweg fuhr ich mit ICE 622 von NAH nach EE. Die Strecke dürfte meine meistbefahrene Fernverkehrsstrecke sein, und bei dieser speziellen Fahrt passierte nichts Spektakuläres. Wir hatten etwa 5 min Verspätung, die sich in FF auf etwa 10 erhöhte. In FFLF wurde interessanterweise der überall haltende, aus einem Velaro gebildete 812 vorgelassen, den wir dann in FLIS überholten. Irgendwo schon in NRW ging die Zub-in durch und fragte: „Noch jemand zugestiegen?“ Nachdem sich darauf zunächst niemand meldete, schob sie nach „… oder soll ich eine Vollkontrolle machen?“. Dank der Standzeit in EDG waren wir in EE wieder fast pünktlich. Dass ich trotzdem nicht wie gebucht nach ERE weiter fuhr, lag daran, dass meine Mutter mich nicht am Bahnhof abholen konnte und ich über Dorsten schneller in Marl war. Mit einer nur mäßig guten Currywurst vom „Express“ enterte ich also den rappelvollen Talent nach Borken. Interessanterweise wurde dem einzelnen Triebwagen erst in Dorsten, als schon wieder reichlich Sitzplätze vorhanden waren, ein zweiter beigestellt. Ein Blick auf Abfahrtszeit und -gleis auf dem Abfahrtsplan zeigte, dass dies offensichtlich planmäßig ist. Die Weiterfahrt mit dem SB 25 nach Marl geschah ohne Probleme. Da Laufen gesund ist und ich Diskussionen mit dem Busfahrer vermeiden wollte, ließ ich den Bus nicht „auf Wunsch“ halten, sondern stieg schon an der regulären Haltestelle aus.
Auf dem Rückweg ergab sich dann die erste Fahrt mit der BR 1428 (Flirt 3). Anders als zu 425er-Zeiten fand sich sogar schon in ERE ein Sitzplatz. Ob der Flirt tatsächlich mehr davon hat als das „Quietscheentchen“, ließ sich auf die Schnelle nicht herausfinden. In EE angekommen, stellte sich heraus, dass mein Anschluss-IC +10 hatte. Also noch kurz in die Lounge und überlegt, ob das bei 11 min planmäßigem Übergang in Mainz schon einen Fall für die Aufhebung der Zugbindung darstellt. Ich entschied mich dafür, es darauf ankommen zu lassen. Die Fahrt verbrachte ich ausschließlich mit Aus-dem-Fenster-Gucken und dem Blick auf die Verspätung. Die wurde leider doch größer statt kleiner, so dass der Anschlusszug gerade weg war. Gewartet hat aber dafür der immerhin letzte IC des Tages nach Leipzig über FF. Also stieg ich dort ein und erreichte zu meiner Freude noch den RE um 21.30 Uhr nach NAH, so dass ich nur 3 Minuten später dort ankam als geplant. So blieb sogar noch Zeit, um mir bei Kentucky Schreit F KFC ein Abendessen zu besorgen und mich damit in die Wertheimer RB zu setzen, die mich bequem bis fast vor die Haustür brachte.
Studie zur Fernbusnutzung
Fernbusse sprechen vor allem Nutzer an, die sich Bahnfahrten nicht leisten können – so das Fazit einer 2009 erschienenen Studie. Nachdem der Markt 2013 nun tatsächlich liberalisiert wurde, haben drei Forscher der TU Dresden* nun unter anderem untersucht, ob das stimmt. Da von den Fernbusbetreibern begreiflicherweise keine Daten zur Auslastung der Linien herausgegeben werden, haben sie sich einfach selber an den Busbahnhof gestellt und gezählt. Bei den 331 untersuchten Fahrten lag dabei die Auslastung bei 46%, also deutlich weniger als die 55%, die das Statistische Bundesamt annimmt. Die Fahrgäste der Busse wurden nicht nur gezählt, sondern auch nach dem Verkehrsmittel befragt, das sie vor dem Fernbus genutzt haben. 42% der Buspassagiere sind demnach vorher mit dem Zug unterwegs gewesen, während 26% Mitfahrgelegenheiten mit dem Auto genutzt haben und 23% selber gefahren sind. Immerhin 4% der Busfahrgäste konnten komplett neu gewonnen werden (Rest: „Sonstiges“).
Der ursprünglichen Studie muss man allerdings zugute halten, dass deren Aussage ja war, dass der gesamte Anteil der Bahn an der Verkehrsleistung (der so genannte Modal Split) unter dem Einfluss der Fernbusse nicht sinkt. Es könnte ja auch sein, dass die verbleibenden Bahnfahrer öfter fahren (z.B. wegen sinkender Preise oder leererer Züge). Um diese Frage zu beantworten, ist es wohl noch zu früh, jedenfalls habe ich auf die Schnelle keine entsprechenden Zahlen gefunden.
Bleibt noch die Frage nach der Umweltfreundlichkeit der Fernbusse. Nach der Studie der TU Dresden liegen auch bei der ermittelten Auslastung von 46% die CO2-Emissionen mit 37,5 g pro Personenkilometer immer noch unter dem des Schienenfernverkehrs (43,0). Jedoch geben die Autoren zu Recht zu bedenken, dass sich die Eisenbahn eher auf erneuerbare Energien umstellen lässt als der Bus und außerdem durch den Fernbus sinkende Auslastungen der Züge ebenfalls zu höheren Emissionen pro Bahnnutzer führen.
Fazit: Nicht nur bleibt zu hoffen, dass das offensichtlich von der neuen Konkurrenz angetriebene neue Fernverkehrskonzept der DB wirklich so umgesetzt wird – auch aus Umweltsicht bleibt der Wettbewerb der Verkehrsträger weiterhin spannend.
* Laage, T., Becker, T., Lißner, S.: Liberalisierung des Fernbusverkehrs. Wie hoch ist der Beitrag zum Klimaschutz?, in: Internationales Verkehrswesen 1/2015, S. 52-54
(More) Rail and (Less) Fly
Ein verpasster Flug nach London am Vortag bescherte mir am 1. Mai ungeplant eine längere Bahnfahrt, da der günstigste Ersatzflug ab Köln/Bonn ging. Praktischerweise ging es dazu erst um 12.43 Uhr mit dem RE nach FF los. Die 20 Minuten Wartezeit dort verbrachte ich mal wieder in der Lounge. Als ich zum Gleis ging, erfreute ich mich daran, dass auf der großen Anzeigetafel keine einzige Verspätung angekündigt war. Demzufolge war auch mein Anschlusszug, ICE 1026 über die Rheinstrecke nach Hamburg, pünktlich. Voll war der Zug angesichts des Feiertags auch nicht, und so genoss ich die Fahrt am Rhein entlang bei recht gutem Wetter. Auch KK erreichten wir pünktlich, so dass ich noch eine S-Bahn eher als geplant zum Flughafen erreichte und diesmal keine Gefahr lief, das Flugzeug zu verpassen. In London gelandet, lud ich erst einmal meine Oystercard auf und machte mich auf den Weg zum Bahnhof St. Pancras. Dort holte ich mein vorbestelltes Ticket von Automaten: das für gestern, das nur 9 Pfund gekostet hatte, war leider komplett verfallen, so dass ich ein neues für 39 Pfund hatte buchen müssen. Nun hatte ich noch Zeit zu überbrücken und tat das – dank Oystercard – unter anderem mit Fotografieren auf dem Thameslink-Bahnsteig. Der Zug, den ich gebucht hatte, war mal wieder ein East-Midlands-Zug nach Leicester, wo ich um 22.31 Uhr ebenfalls pünktlich ein- und endlich mit meinen Freunden zusammen traf.
Die Rückfahrt nach London stand dann schon am Sonntagmorgen an, da wir noch einen Tag in der Hauptstadt verbringen wollten. Um davon möglichst viel zu haben, hatten wir uns den Zug um 8:55 Uhr ausgeguckt, der wegen der geringen Zugdichte um diese Zeit fast überall hielt und fast zwei Stunden statt sonst etwas mehr als einer benötigte. Die Fahrscheine hätten aber trotzdem den stolzen Betrag von 16 Pfund pro Person gekostet – wir entschieden uns für vier mehr für die erste Klasse. Die Fahrt verlief ruhig, auch wenn es die Inklusivmahlzeit, auf die wir gehofft hatten, nur montags bis freitags gibt. In London angekommen, nutzten wir für unsere diversen Fahrten mit der U-Bahn unsere Oystercards, von denen an diesem Tag tatsächlich nur das Maximum von 6,40 abgebucht wurde.
Am nächsten Tag ging es dann für mich schon mittags zurück zum Flughafen. Dafür wollte ich eigentlich vom Piccadilly Circus aus die gleichnamige direkte Linie nutzen, auf dieser waren jedoch wegen einer Signalstörung „severe delays“ angekündigt. Also disponierte ich als „gebranntes Kind“ lieber um und fuhr mit der Bakerloo nach Paddington, von wo ich dann für 10,10 Pfund den Heathrow-Connect-Zug (die langsame Variante zum doppelt so teuren Heathrow Express) nahm. So erreichte ich den Flug locker noch, der aber ohnehin Verspätung hatte.
Daher war es auch nicht verkehrt, dass ich in CGN noch einiges an Puffer zum Zug eingeplant hatte. Den erreichte ich so noch ganz bequem und konnte vorher sogar noch – wie schon auf dem Hinweg – den Burger King im Flughafen frequentieren. Mit der S 19, die nur zur Hauptverkehrszeit fährt und diese Nummer erst seit dem letzten Fahrplanwechsel trägt, ging es nach Siegburg/Bonn, wo mir noch einige Fotos von Bussen und der Bonner Stadtbahn gelangen. Mein Anschluss-ICE traf mit leichter Verspätung ein, die sich dann durch eine Langsamfahrstelle auf der KRM noch etwas vergrößerte. Das war allerdings deswegen nicht weiter schlimm, da mein Anschlusszug in FFLF auch Verspätung hatte. +15 waren es bei der Ankunft in NAH letztendlich, so dass ich statt des eigentlich geplanten Busses mit dem Taxi nach Hause fuhr. Der war dann aber zum Glück auf der ganzen „Ersatzreise“ das einzige Verkehrsmittel, das ich verpasst habe.
Der beste Streik taugt nichts, …
… wenn dazu auch noch andere Betriebsstörungen kommen. Köln war das Ziel meiner Reise am letzten Aprilwochenende. Für die Anreise am Mittwoch wurde kurz vorher mal wieder ein Streik der GDL angekündigt. Kein Problem, dachte ich, der Notfahrplan war ja rechtzeitig online gestellt worden. Mein gebuchter direkter ICE fuhr zwar nicht, aber es gab eine Umsteigeverbindung, bei der ich sogar eine Stunde früher ankommen würde als geplant.
Also disponierte ich um und startete direkt von der Arbeit zum Bahnhof, wo ich auch den RE nach Frankfurt erwischte. Die Live-Auskunft riet mir, in Hanau umzusteigen, aber angesichts des Umsteigerisikos und der nur vier Minuten späteren Ankunft in FF blieb ich sitzen. Das sollte sich rächen: Vom Südbahnhof fuhr der Zug nämlich nicht direkt zum Hbf, sondern bog links ab und erreichte sein Ziel letztendlich über Niederrad, genau in dem Moment, als meine Anschluss-S-Bahn abfuhr. Also schnell wieder die Live-Auskunft bemüht: In Kürze sollte ein verspäteter ICE nach Brüssel abfahren, also schnell in den Quertunnel mit dem anheimelnden Geruch, nur um festzustellen, dass der Aufgang ausgerechnet zu Gleis 18/19 wegen Bauarbeiten gesperrt war. Der Zug war also auch weg, aber da sollte doch selbst am Streiktag … von wegen, der nächste sollte erst in über zwei Stunden vom Flughafen aus fahren. Also mit dem überfüllten Süwex-Flirt dorthin und erst mal die Lounge geentert.
Dort wartete ich dann, bis die planmäßige Abfahrt näher rückte. Die reale tat es leider nicht, denn ein Oberleitungsschaden verzögerte die Ankunft immer weiter, bis der Zug fast eine Stunde hinter Plan schließlich eintrudelte. Dann musste noch ein Anschluss abgewartet werden (Streiktag …), bis es dann mit Extra-Halt in FLIS und FMT endlich weiter ging. Immerhin herrschte gähnende Leere, und die Zub-in verteilte auch gleich Fahrgastrechte-Formulare. Fast drei Stunden nach der im Notfahrplan vorgesehenen Ankunft (und zwei nach der ursprünglich geplanten) erreichte ich dann endlich KK. Die Auftaktveranstaltung des Mensa-Jahrestreffens schenkte ich mir unter diesen Umständen und fuhr mit S- (die fuhr immerhin) und U-Bahn zu meinem Hotel.
An den folgenden drei Tagen stand (abgesehen von dessen häufiger reibungsloser Benutzung) der öffentliche Verkehr zweimal im Mittelpunkt: einmal bei einer Besichtigung bei der DB-Warenlogistik und einmal bei der der Leitstelle der Kölner Verkehrsbetriebe. Erstere nutzt den alten Posttunnel und die so genannten Tiefbahnsteige (also die zwischen den Personenbahnsteigen), um Fernzüge mit Waren zu versorgen. Schwierig wird es dabei vor allem bei kurzfristigen Gleiswechseln, denn da die Elektrokarren die Aufzüge benutzen müssen, kann nicht so schnell umdisponiert werden – einer von vielen Gründen, warum manchmal die gewünschte Ware nicht im Zug ist. Auch für den Thalys liefert die DB die Waren und stellt für die erste Klasse auch die Menüs zusammen, obwohl sie sich sonst weitgehend aus der Kooperation zurückgezogen hat.
Spannend an der KVB-Leitstelle war zunächst einmal die riesige Multimediawand (leider habe ich keine brauchbaren Fotos), die zweimal das gesamte Stadtbahnnetz zeigt: einmal die Stromversorgung und einmal die Signal- und Weichenstellung mit der Position der Züge. Da auf weiten Teilen des Netzes auf Sicht gefahren wird, lässt sich diese jedoch nicht immer genau bestimmen. Zwischen den beiden Netzplänen befinden sich die Übertragungen von den Überwachungskameras der wichtigsten Stationen. Wichtiger als das Live-Bild sind jedoch die Aufzeichnungen, die 48 Stunden aufbewahrt und bei Zwischenfällen herangezogen werden. Vor der Multimediawand stehen die Arbeitsplätze der Verkehrsmeister, die so aufgebaut sind, dass mit wenigen Ausnahmen jeder jede Aufgabe übernehmen kann.
Am Sonntag ging es dann zurück, diesmal ohne Streik, dafür aber mit Bauarbeiten. Diese führten zur Sperrung der KRM und zur Umleitung der Züge „meiner“ Linie 41 über die rechte Rheinstrecke. Um die mal zu fahren, hatte ich sogar extra umgebucht. Kaum in den Zug eingestiegen, machte sich aber schon in Bonn-Beuel die Müdigkeit bemerkbar, so dass ich von der Fahrt nicht allzu viel hatte. Dafür verlief sie aber auch verhältnismäßig unkompliziert, außer dass wir NAH letztlich mit ein paar Minuten Verspätung erreichten, so dass ich den Bus nach Hause nur rennenderweise noch erreichte. Von den Strapazen der Hinfahrt, die statt anderthalb letztlich fünfeinhalb Stunden gedauert hat, war dies aber weit entfernt.
My first KISS
Ich bin in Berlin – dieses Zitat aus dem Musical „Linie 1“ traf Ostern auf mich zu. Übrigens gab es zwar eine Vorstellung, Karten waren kurzfristig aber leider nicht mehr zu haben. Die Hinfahrt am Gründonnerstag verlief ohne große Schwierigkeiten. Mit dem RE nach Hanau, dort in ICE 572, der als einer der wenigen der Linie 22 dort hält. Die Abfahrt fand zwar mit etwa +10 statt, jedoch waren wir in Hannover fast wieder im Plan und der Anschlusszug hatte auch Verspätung. Auch die hatte er bis Berlin fast wieder abgebaut, und ohnehin musste ich nur noch mit der S-Bahn eine Station zur Friedrichstraße fahren und von dort nur noch wenige Schritte ins Hotel laufen, wo man mich schon erwartete.
Während der vier Tage vor Ort machte ich auch wieder Touren mit dem ÖPNV, wobei es mir endlich gelang, ein Bild von einem KISS der ODEG zu machen:
Auch der Schöneicher-Rüdersdorfer und der Woltersdorfer Straßenbahn mit ihren mehr oder weniger historischen Triebwagen stattete ich einen Besuch ab:
Zur Woltersdorfer Straßenbahn zu kommen, war übrigens gar nicht so einfach, denn die S-Bahn zu deren Endpunkt Rahnsdorf war gerade wegen Bauarbeiten außer Betrieb. Also brachte mich statt der Bahn ein neckischer Kleinbus zur Straßenbahn, mit der ich dann einmal bis zur Endstation und zurück fuhr. Auf dem Rückweg gelangen mir noch Tonaufnahmen der Fahrgeräusche von zwei S-Bahn-Zügen: einem 481er, der nicht zu Unrecht als „Heulboje“ bezeichnet wird, und der letzten „Ost-Baureihe“ 485.
Die Rückfahrt am Ostermontag verlief ebenfalls problemlos. Gebucht hatte ich den Wochenendverstärker IC 1956 – eigentlich aus Kostengründen, aber dass ich die Strecke über Halle wenig bis gar nicht kannte, machte die Entscheidung leichter. Los ging es „wegen Wartens auf Fahrplanunterlagen“ mit etwa +8, die wir aber schnell wieder aufgeholt hatten. Ich genoss die Fahrt bei strahlendem Sonnenschein mit Aus-dem-Fenster-Gucken. In Seebergen zwischen Erfurt und Eisenach ließen wir interessanterweise (planmäßig?) einen ICE überholen, was unserer Pünktlichkeit keinen Abbruch tat. Offiziell hatte ich den IC bis Darmstadt gebucht, was mir trotz Umweg eine 3 min frühere Ankunft in NAH ermöglicht hätte. Ich stieg allerdings doch schon in FF aus und gönnte mir noch eine Chilibratwurst. Meinen Heimatbahnhof erreichte ich pünktlich um 22.16 Uhr und fuhr mit der Wertheimer RB nach Hause. Diese war diesmal sogar aus einem 642er gebildet, so dass ich meinen Haltewunsch in Hochschule per Knopfdruck bekannt geben konnte.
Neues Fernverkehrskonzept der DB
Wer gestern die Meldungen in Presse oder einschlägigen Foren verfolgt hat, dürfte es mitbekommen haben: Die DB hat ein → neues Konzept für den Fernverkehr bis 2030 vorgestellt, das ein radikales Umdenken darstellt. Wurde bisher eine Fernverkehrsverbindung nach der anderen wegen Unrentabilität gestrichen, soll nach dem neuen Konzept das Netz in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden. Die ICE-Linien zwischen den größten Städten sollen dabei zweimal pro Stunde verkehren, alle anderen stündlich oder in Randgebieten zweistündlich. Stündlich oder zweistündlich soll künftig auch der IC fahren, wobei auch eingestellte Linien wie Münster–Siegen–Frankfurt oder Koblenz–Trier reaktiviert werden sollen. Fahrzeugmäßig sollen die Rückgrate für die ICE-Linien ICx und ICE 3 sein, für die IC-Linien der Doppelstock-IC. Wie bereits früher angekündigt, soll es bald auch in der 2. Klasse kostenloses WLAN geben, sobald die Technik entsprechend aufgerüstet ist.
Wenn das Konzept tatsächlich so umgesetzt wird, dann war gestern ein guter Tag für alle Bahnfahrer und -fans in Deutschland. Mich wundert allerdings, woher der plötzliche Sinneswandel der DB rührt. Die neue Fernbuskonkurrenz spielt hier natürlich eine Rolle, aber durch Konkurrenz alleine nimmt man ja nicht das Geld ein, das vorher (angeblich) nicht da war, um die Linien rentabel zu betreiben. Und die Fahrpreise kann (sollte) man angesichts der Konkurrenz auch nicht signifikant erhöhen. Da schwächer frequentierte IC-Linien auch für Nahverkehrstickets geöffnet werden sollen, spekuliert man hier möglicherweise auf das Geld der Aufgabenträger, was natürlich wiederum den Wettbewerb im Nahverkehr schwächt. Ein wenig dürfte auch die Umwandlung von IC- in ICE-Linien (die dann mit dem neuen ICx betrieben werden) in die Kasse spülen. Ich hoffe aber, dass der Erfolg des Konzepts nicht davon abhängig ist. Überhaupt nicht erwähnt sind in den Unterlagen die Nachtzüge, aber hier gehe ich davon aus, dass es dazu noch separate Informationen geben wird. Möglicherweise denkt auch da die DB um? Was das Konzept für den Tagesverkehr betrifft, so ist es auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Da für viele Linien die Inbetriebnahmedaten weit in der Zukunft liegen und teilweise auch von der Fertigstellung von Fahrzeugen und Infrastruktur abhängig sind, werde ich die Verbesserungen so richtig erst glauben, wenn sie da sind 🙂 .
Mit Wochenendverstärkern durch die Lande
Manche Fernzüge fahren nur freitags und sonntags, da an diesen Tagen das Verkehrsaufkommen am größten ist. Mit zweien solcher Züge war ich am Wochenende unterwegs: Hin ging es mit dem IC 1992 von Hanau nach Berlin. Dorthin kam ich mit der Darmstädter RB und der Odenwaldbahn. Das bedeutete zwar ein geringes Risiko des Anschlussverlusts in Babenhausen, aber dafür auch eine geringe Wartezeit in Hanau. Dort planmäßig angekommen, machte ich mich auf den Weg nach Gleis 7, dem üblichen Abfahrtsgleis der Züge Richtung Fulda. Dort angekommen, merkte ich, dass mein Zug auch in dieser Hinsicht eine Ausnahme war, denn er fuhr wohl ab Frankfurt nordmainisch und daher aus Gleis 5. Also den Bahnsteig gewechselt, nur um wenige Minuten später darüber informiert zu werden, dass das Abfahrtsgleis heute doch Gleis 7 sei …
Die weitere Fahrt verlief aber völlig ohne Komplikationen. In Spandau angekommen, erreichte ich sogar eine S-Bahn früher als geplant, was mir aber nichts nützte, da die Bahnen an meinen Zielort Babelsberg um diese Zeit nur alle 20 Minuten fuhren. Statt am Westkreuz (warum mich die Auskunft hier unbedingt über Charlottenburg schicken wollte, ist mir ein Rätsel) stieg ich also eben erst am Zoo um und kam wie geplant um 23.40 Uhr an.
Auch die Rückfahrt verlief völlig problemlos. Statt um 14.13 Uhr fuhr ich mit meinem Gastgeber schon zweieinhalb Stunden früher nach Berlin, wo wir uns noch mit einer gemeinsamen Freundin trafen. Mein Zug, diesmal IC 1995, fuhr pünktlich ab. Herrschte im letzten Wagen noch drangvolle Enge, fand sich weiter vorne bald ein zunächst leeres Abteil, das sich wenig später noch mit drei anderen Menschen füllte. Da es sich um einen etwas altertümlichen, aber sehr bequemen Bwmz (→ hier ein Bild) handelte, war auch das Reisen sehr bequem. Und da es um diese Jahreszeit schon recht lange hell ist, verbrachte ich die Zeit nach dem Mittagsschlaf mit Musikhören und Aus-dem-Fenster-Schauen. Als es komplett dunkel war, war auch schon Hanau erreicht, wo ich nun leider 47 Minuten Aufenthalt hatte. Da ich aber noch nichts gegessen hatte, verbrachte ich diesen in der Dönerbude vor dem Bahnhof. Mein Anschluss-RE war fast pünktlich, und genau so erreichte ich dann auch NAH und schwang mich auf mein in der Radstation geparktes Rad.
Erstens kommt es anders …
… und zweitens, als man denkt – das gilt natürlich nicht zuletzt beim Bahnfahren. Am letzten Wochenende bin ich anlässlich des Geburtstags meiner Mutter relativ spontan nach Marl gefahren. Als Ticket hatte ich ein Einsteiger-Ticket gebucht, das im Rahmen einer Sonderaktion für 74 Euro hin und zurück inklusive Reservierung zu haben war – sogar für den relativ beliebten 622 um 17.36 Uhr ab NAH. Den Zug erreichte ich wie so oft kurz vor knapp, im Gegensatz zur Lübeck-Fahrt eine Woche zuvor fuhr er tatsächlich pünktlich ab, und mein reservierter Platz lag direkt am Eingang. Der daneben liegende Fensterplatz wurde in FF frei, und der Fahrgast, der ab FFLF reserviert hatte, war auch mit meinem Gangplatz zufrieden. Die Zeit verging wie im Fluge, bis wir in Duisburg ankamen, und ich überlegte schon, ob ich ab Essen in ein Ticket der Preisstufe B investieren und über Dorsten 20 min früher zu Hause ankommen sollte. Da hörte ich plötzlich draußen eine Ansage, dass die Strecke nach Essen wegen eines Personenunfalls gesperrt sei. Ich richtete mich schon auf eine längere Wartezeit ein und verschwand erst einmal im WC, da schaltete sich der Zuglautsprecher ein und gab bekannt, dass der Zug über Gelsenkirchen umgeleitet würde. Das kam mir sehr gelegen, kam ich doch auf dem Weg zu meinem ursprünglichen Fahrtziel ERE sowieso da vorbei. Schon ging es los, und ich hoffte, noch die RB zu erreichen, die in EE drei Minuten nach der planmäßigen Ankunftszeit abgefahren wäre. Die Fahrt verlief reibungslos, und ich hätte den Umstieg ohne Probleme geschafft, hätte nicht die RB +40 gehabt. Also den nach dem Umbau ganz nett anzusehenden Bahnhof ein bisschen angeschaut und dabei eine Currywurst gegessen. Der RE, den ich eigentlich nehmen sollte, war zum Glück pünktlich, so dass ich wie ursprünglich geplant gegen viertel vor zehn zu Hause eintrudelte.
Auch auf dem Rückweg verlief alles zunächst wie geplant: wiederum mit dem RE 2, diesmal tatsächlich nach EE, und weiter mit dem 821, den ich schon lange nicht mehr benutzt hatte. Aber auch hier ließ sich der Fahrplan nicht bis zum Zielbahnhof einhalten: In FF fuhren wir auf Gleis 19 ein, was eine direkte Ausfahrt Richtung Hanau unmöglich machte. Also war eine kleine Stadtrundfahrt über Niederrad und die Verbindungskurve vor Stadion angesagt, was uns zusammen mit der ohnehin schon verspäteten Abfahrt in FF bis NAH +15 einbrachte. Mir war es egal, hatte ich doch mein Rad wieder in der Radstation geparkt, und der Zug hat hoffentlich unterwegs auch ein wenig aufgeholt.