Am Wochenende war ich mal wieder unterwegs zum Schwesterherz nach Lübeck. Da überraschenderweise ein Sparpreis hin und zurück über 100 Euro gekostet hätte, fuhr ich mal wieder mit einer Bahn.bonus-Freifahrt. Die Verbindung war die mittlerweile schon fast traditionelle mit ICE 572, der als einziger seiner Linie in Hanau hält. Dort wurden angesichts der gewittrigen Wetters etliche Züge als verspätet oder ausfallend gemeldet, meiner hatte zum Glück nur etwa +10. Ich stieg wie immer in Wagen 1 ein und fand auch gleich ein Abteil, das nur mit einem Eisenbahner besetzt war. Ich fragte ihn, ob ich mich dazu setzen könne oder ob er Party machen wolle, worauf er erwiderte, dass die ja schon nebenan liefe. Stimmt: Von da drangen laute Musik und Gegröle, die nur zwischendurch mal für eine Stunde aufhörten, weil die Jungs dort vermutlich ihren Rausch ausschliefen. Mein Abteilgenosse war wach, aber recht wortkarg, bis er dann kurz vor Kassel beim Überfahren einer Talbrücke meinte, dass es von da noch genau zehn Minuten bis Wilhelmshöhe seien, wo er ins Wochenende starten würde. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung, von der er dann noch ein bisschen erzählte, hatte er das natürlich genau richtig eingeschätzt. Neue Abteilgenossin wurde eine junge Frau, die sich laut ihres Handygesprächs wohl die Uni in Erfurt angesehen hatte, mit mir ergab sich allerdings kein längeres Gespräch.
Aus der Angabe im Reiseplan, dass der Zug nicht in ALBG halten und zehn Minuten länger nach AHAR brauchen würde, schloss ich messerscharf, dass wohl mal wieder eine Umleitung über Verden anstand, was sich als goldrichtig herausstellte. Hatte der Zug die Verspätung in HH schon fast herausgefahren, zog er sich durch eine Schnellbremsung wegen einer Signalstörung (so die Begründung des Zf) wieder +5 zu. Mein Anschluss in AH war jedoch nicht gefährdet, AL erreichten wir sogar mit –2.
Die Rückfahrt trat ich bereits in Travemünde an, wo Eltern und Schwester zu einem Schiffsausflug aufbrachen. Ich fuhr zunächst mit dem 30er-Bus, der über verschlungene Pfade u.a. über das für den öffentlichen Verkehr gesperrte Gelände des Skandinavienkais fährt. Am Bahnhof Kücknitz stieg ich aber in den Zug um, um eine Stunde früher in Hamburg zu sein und so garantiert noch den Anschluss zu bekommen. Das klappte auch prima, und ich konnte vorher noch beim indischen Imbiss essen und in der Lounge einen Cappuccino trinken. Anschluss-ICE war wieder der 773, wo ich in Wagen 1 einen nicht beanspruchten reservierten Platz ergatterte. Auch diesmal wurde der Zug über Verden umgeleitet, was ich mit der Nase am Fenster genoss. Erst hinter HH vertrieb ich mir die Zeit dann mit Schlafen und Lesen. Neben und vor mir ein schwäbisches Ehepaar, das wegen eines annullierten Fluges nun mit dem Zug nach Stuttgart fahren musste. FF erreichten wir fast pünktlich, so dass ich den RE um 21.08 Uhr gerade noch erreichte. Dieser wurde in Offenbach auf die Seite genommen, um gleich zwei ICE passieren zu lassen. Dann gab es auch noch eine Signalstörung in FH, Resultat: an NAH mit +15 und alle Geschäfte, wo man noch etwas Süßes hätte bekommen können, zu. Also goldenes M und einen Cookie aus dem Automaten, für die Rückfahrt hatte ich in weiser Voraussicht das Fahrrad am Bahnhof geparkt. Interessanter- und glücklicherweise waren die Feiern zum Sieg über die Slowakei zwei Stunden nach Spielende auch bereits beendet, so dass ich in Ruhe den Abend zu Hause ausklingen lassen konnte.
Schlagwort: Fernverkehr
Good morning America, how are you?
Nach Finnland im April stand im Mai die zweite große Nachtzugreise in diesem Jahr an, diesmal in den USA. Anlass war eine größere Rundreise an der Westküste, von der wir einen Abstecher in den Yellowstone-NP machten. Hin flogen wir von San Francisco nach Salt Lake City und fuhren von da mit dem Mietwagen weiter, zurück legten wir die Strecke mit dem „California Zephyr“ der Amtrak zurück. Aus Kostengründen entschieden wir uns für eine Fahrt im Sitzwagen für 99 Dollar pro Person im Frühbuchertarif.
Die Fahrt von Yellowstone durch den Grand-Teton-NP und einsame Landstraßen an der Grenze von Wyoming und Idaho war ohne Probleme verlaufen. Den Mietwagen hatten wir vom gröbsten Dreck befreit und gaben ihn am Flughafen SLC zurück, wo wir ihn auch abgeholt hatten. Von da ging die Reise mit der Straßenbahn weiter, die hier „TRAX“ heißt:
Laut Netzplan sollte der Bahnhof am schnellsten erreichbar sein, wenn man bis zur Station „Guadalupe“ fährt und dort in den „FrontRunner“ umsteigt. Was wir nicht wussten: Das ist eine Art S-Bahn, die zu dieser späten Abendstunde nur noch sehr selten fährt. Also mitsamt Gepäck die Treppen wieder rauf und zwei Blocks zur Station der anderen Straßenbahnlinie gelaufen, die auch zum Bahnhof fährt. Zum Glück kam sie auch bald und brachte uns zum Ziel:
Obwohl es bis zur Abfahrt des Zuges noch etwa eine Stunde war, stand der schon da und auch eine kleine Schlange von Menschen, die einsteigen wollten.
Zwischenzeitlich kam doch noch ein FrontRunner an. Der hatte wohl in Guadalupe nicht auf der Anzeigetafel gestanden, weil er in Salt Lake Central endete:
Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt begann dann das Boarding, das recht hemdsärmelig unter freiem Himmel vor dem niveaugleichen Bahnsteigzugang stattfand: Ein Amtrak-Angestellter scannte die Tickets, unsere vorsichtshalber bereitgehaltenen Pässe als Identitätsnachweis für das Online-Ticket wollte er nicht sehen. Er nannte uns eine Wagen-, aber keine Platznummer und gab uns dreien zwei Pappkärtchen, mit denen wir uns dann beim Schaffner meldeten, der am Wageneingang stand. Der wies uns nun Plätze zu, und zwar in einem Teil des Oberdecks, der für Zweiergruppen reserviert war:
Da wir zu dritt unterwegs waren, bedeutete das, dass einer von uns einen leeren Nebenplatz hatte. Diese Ehre überließen mir netterweise meine Mitreisenden. Die Sitze hatten einen bemerkenswert großen Sitzabstand:
Pünktlich um 23.30 Uhr ging es los. Aufgrund der Dunkelheit konnte ich draußen nicht viel erkennen und legte mich bald schlafen. Beides führte dazu, dass ich die Fahrt durch die Bonneville Salt Flats verpasste, eine Salzwüste, die u.a. für Geschwindigkeitsrekorde von Autos genutzt wird.
Als ich aufwachte, waren wir schon in Nevada. Ich schloss mich meinen Mitreisenden für ein Frühstück im Speisewagen an. Vom Frühstück selber (Kellogg’s Raisin Bran mit Milch, frisches Obst, Kaffee und ein Croissant) habe ich leider kein Foto, es war aber sehr lecker ;-). Anschließend machte ich noch ein paar Bilder vom Inneren der Wagen:
Die Fahrt führte inzwischen recht gemächlich über Reno durch die Berge und weiter über die Grenze nach Kalifornien. Ich hoffte auf einen längeren Stopp, um den Zug bei Tageslicht von außen ablichten zu können, aber da wir Verspätung hatten, waren die Halte sehr kurz. In Sacramento konnte ich allerdings einen Zug von Amtrak California „erlegen“:
Weiter ging die Fahrt über eine beeindruckende Brücke nach Martinez. Da wir von der Endstation Emeryville keinen Busshuttle nach San Francisco gebucht hatten, versuchten wir zu klären, wie wir denn weiter kämen. Am vorletzten Halt Richmond sahen wir, dass wir hier Anschluss an die U-Bahn BART gehabt hätten, leider zu spät, um auszusteigen. Also fuhren wir bis Emeryville weiter, wo wir erstaunlicherweise mehr als eine Stunde vor Plan ankamen und vom Zugpersonal gebeten wurden, möglichst schnell auszusteigen, um Platz für die nachfolgenden Pendlerzüge zu machen. Es war aber noch Zeit genug, um endlich meine Außenfotos zu machen:
Wir hatten inzwischen herausgefunden, dass vom Bahnhof ein kostenloser Stadtbus zur nächsten BART-Station fuhr. Nachdem wir die Haltestelle (die natürlich gerade wegen einer Baustelle verlegt war) gefunden hatten, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zur BART und weiter zum Flughafen, wo unser anderer Mietwagen stand. Eigentlich hatten wir überlegt, uns an dem Tag noch etwas San Francisco anzugucken, aber da wir nach der Nacht im Zug doch alle etwas kaputt waren, fuhren wir gleich zu unserer Unterkunft.
Noch für die Statistik: Da Abflug und Ankunft über Nürnberg erfolgten, reiste ich dort mit dem ICE hin. Auf der Hinfahrt war der Zug zeitweise mit +35 angekündigt, woraus bei der Abfahrt +25 und bei der Ankunft sogar nur noch +15 wurden. Auf der Rückfahrt war der Zug zwar pünktlich, jedoch wegen des zu Ende gehenden langen Wochenendes voll ausgelastet. Da ich bei der Buchung nicht daran gedacht hatte, bekamen wir nur Sitzplätze, weil eine größere Reisegruppe gerade im Bistro war. Deren Rückkehr befürchteten wir – vom Jetlag gebeutelt – quasi minütlich, konnten dann aber doch die ganze Strecke sitzen bleiben.
Ein Tag voller Verkehrsmittel
Am Samstag fuhr ich mal wieder Zug: mit der RB nach FD, wo ich laut Verbindung (und Zugbindung) in den IC umsteigen sollte, den ich schon in Weinheim wieder hätte verlassen und dort in die RB umsteigen müssen. Diese stand jedoch (wie fast immer) in FD am selben Bahnsteig bereit, nur ist der Umstieg dort kein offizieller. Ich sparte mir also den zusätzlichen Umstieg (denn was man hat, das hat man), auch wenn er gegen die Zugbindung verstieß, die den Fahrschein um einiges günstiger gemacht hatte (nicht weitersagen!). Kontrolliert wurde ich unterwegs nicht, so dass ich deswegen auch keine Diskussionen mit dem Zub führen musste. Die weiteren Umstiege in Mannheim-Friedrichsfeld und Ludwigshafen liefen problemlos. Das Prinzip letzteres Bahnhofs, der für mich immer ein Gewirr von Gleisen war, habe ich durch den Umstieg dort endlich mal verstanden. Schöner wird er dadurch aber auch nicht.
Nun war das Ziel des Tages nicht nur, in aktuellen Zügen herumzufahren, sondern auch nicht mehr in Betrieb befindliche Loks (unter anderem eine 220), Schiffe, Autos (unter anderem auch ein ehemaliger Pariser Bus) und Flugzeuge zu sehen, im Technikmuseum Speyer nämlich. Das erreichte ich vom dortigen Hbf aus mit dem Stadtbus, der inzwischen von der DB-Tochter Rheinpfalzbus betrieben wird. An diesem Tag lohnte sich der Besuch besonders, war doch nicht nur das Wetter sehr schön, sondern das Museum veranstaltete auch noch den so genannten „Brazzeltag“, an dem allerlei Straßenfahrzeuge auf einem Rundkurs fahren. Da das die Art von Fahrzeugen ist, die mich am wenigsten interessiert, bekam ich das aber nur am Rande mit.
Für die Rückfahrt fuhr ich mit dem Bus nur bis zum Dom, aß dann in der Fußgängerzone (die auch von Bussen befahren wird). Für die Bahnfahrt hatte ich ebenfalls einen Sparpreis gebucht und zwischen zwei Abfahrtszeiten gehadert. Die frühere hätte ich wohl doch geschafft, aber besser so als andersherum. So fuhr ich einen S-Bahn-Zug früher nach Mannheim, machte dort noch ein paar Fotos und fuhr dann mit dem pünktlichen ICE über die Riedbahn, wo ich die Kombination BÜ und LZB kurz vor Biblis interessant fand. Der Zug kam auch nach dem Ende der Ausbaustrecke sehr gut durch, so dass wir FF mit etwa –1 erreichten. Die Wartezeit verbrachte ich bei einem Sprite in der Lounge, bis ich dann mit dem ebenfalls pünktlichen RE nach NAH zurück fuhr und nach Hause radelte.
Gleis 12 lässt grüßen
Weitgehend ohne Komplikationen lief die Fahrt, für die es kurzzeitig doch ein Prämienticket gab: Der ICE verließ AH pünktlich und war tatsächlich rappelvoll, so dass sich die Reservierung in der Lounge, die ich schon vor der Prämienfahrt gebucht hatte, definitiv gelohnt hat. Bis FF war die 2.-Klasse-Lounge hinten, aber der Blick trotzdem recht interessant. Beim Wenden und Tf-Wechsel in FF war die erste Amtshandlung des neuen Tf, die Scheibe milchig zu schalten. Wollte er nicht, dass man ihm über die Schulter guckt oder die Lounge-Passagiere vor unangenehmen Eindrücken im Fall eines PU bewahren? Dank des sonnigen Wetters sah man aber durch die Scheibe trotzdem noch einiges. Besonders interessant war, dass wir von FFLF bis FLIS nicht nur auf dem Gegengleis fuhren, sondern uns auf dem „eigentlich“ richtigen Gleis sogar Züge entgegen kamen. Grund dafür war laut → DSO, dass es kurz vorher eine Störung in der LZB gegeben hatte und diese nun getestet werden musste. KKDT erreichten wir dann ebenfalls pünktlich, leider auf Gleis 12, das nur über eine Treppe erreichbar ist.
Mein Anschluss-RE 5 nach Bonn war wegen Personen im Gleis leider mit +40 angekündigt. Zum Glück fuhr aber nur wenige Minuten später die RB 48, so dass ich nun auch mal in den Genuss der NX-Talente kam. Zum Glück konnte ich mir in KKDZ noch einen Sitzplatz sichern, denn ab KK knubbelten sich sämtliche Fahrgäste des verspäteten RE im Zug. Den Fahrplan konnte der aber halbwegs einhalten, so dass ich nur 10 min später als geplant in Bonn eintraf.
Dort fuhr ich in den nächsten Tagen nicht nur sehr viel mit dem ÖPNV herum, sondern machte auch einiges an Fotos davon. Interessant fand ich bei den neueren Bussen die farbige Matrixanzeige, die ich bis dahin nur aus Brüssel kannte.
Zurück ging es dann am Sonntagvormittag mit der Stadtbahnlinie 16 nach Köln, mit der ich ich sowieso schon lange mal fahren wollte. Da ich aber von Bonn West zum Kölner Neumarkt wollte, war das aber auch die schnellste Möglichkeit. In der Domstadt war ich noch mit einer Freundin zum Essen verabredet, bevor wir dann über die Hohenzollernbrücke nach KKDT spazierten. Auf den letzten Metern mahnte ich etwas zur Eile, was sich als unnötig herausstellte: Nicht nur war die Abfahrtszeit des Zuges wegen Bauarbeiten ohnehin von 15.44 Uhr auf 15.50 Uhr verschoben worden, er hatte auch noch 30 Minuten Verspätung wegen einer technischen Störung. Ankommen tat er dann ausgerechnet in dem Moment, als schon der Gegenzug auf Gleis 11 stand – also war wieder Treppensteigen nach Gleis 12 angesagt. Die technische Störung betraf den zweiten Zugteil, der deswegen nicht mitfahren konnte – entsprechend voll war der verbliebene Zugteil sowie der Unmut bei den Passagieren darüber. Seinen Unmut tat auch der Magen einer Reisenden in der Reihe vor mir kund – nach deren Aussage kam das vom Schaukeln des Zuges, bei dem ich in letzter Zeit auch das Gefühl habe, dass es zugenommen hat. Weiteres Ungemach brachten die Kopfhörer des jungen Mannes neben mir, die die Musik fast ungefiltert wiedergaben. In FF wurde er aber ohnehin von seinem Platz verscheucht, weil die neue Sitzplatzinhaberin im Gegensatz zu ihm den Comfortstatus hatte (und ein schlechtes Gewissen, aber begreiflicherweise wollte sie nicht bis München stehen). Da wir nicht über FFLF, sondern baubedingt über den Regiobahnhof gefahren waren, hatten wir inzwischen +45. Den RE überholten wir in FH über Gleis 104, so dass die Verspätung bis NAH zumindest nicht mehr wurde. Da ich aber nicht nach Hause laufen wollte, sondern auf den nächsten Bus wartete, kam ich letztendlich doch eine Stunde später zu Hause an als geplant.
VCD zum Thema Deutschland-Tarif – was ist sinnvoll und was nicht?
Bereits vor längerer Zeit hatte ich ja hier kundgetan, dass ich mir für Bus und Bahn einen Deutschland-Tarif wünsche. Der VCD, in dem ich Mitglied bin, ist der gleichen Meinung und stellt anlässlich des VCD-Bahntests 2015/2016 in der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift „fairkehr“ einige Forderungen auf. Bei einigen davon steckt der Teufel allerdings im Detail:
Auch hier zeigt das Ergebnis, wie kompliziert das System ist. Für die Strecke München–Stuttgart war der günstigste Sparpreis zu 89 Prozent erhältlich, für die Strecke Mannheim–Erfurt nur in 16 Prozent der Fälle. Für Reisende ist es nicht planbar und nicht nachvollziehbar, wann sie auf welchen Strecken Sparpreise erhalten.
Wie bereits früher angemerkt, frage ich mich, ob dies denn unbedingt für die Fahrgäste „planbar“ und „nachvollziehbar“ sein muss. Dass die DB mit den Sparpreisen zum einen die Auslastung steuern (da nicht beliebig viele beliebig lange Züge fahren können), zum anderen die Preise an die Zahlungsbereitschaft der Kunden anpassen will, kann man ihr nicht übel nehmen. Der VCD gibt das sogar selber zu, wenn er schreibt (Hervorhebung von mir):
Zur besseren Auslastung der Bahnen kann zusätzlich ein verbilligter Tarif angeboten werden, z.B. im Nahverkehr generell ab 9 Uhr und für einzelne Plätze in Zügen des Fernverkehrs.
Die Frage ist, wie viele „einzelne“ Plätze es geben soll. Wenn es nämlich sehr wenige sind, das Angebot aber trotzdem einigermaßen bekannt ist, wird sich noch mehr als heute der Eindruck festsetzen, dass man die günstigen Plätze ja „nie“ bekommt. Das gilt erst recht, weil der dann eingeführte „Einheitspreis“ vermutlich über den jetzigen Sparpreisen (aber unter dem unrabattierten Flexpreis, den ohnehin nur sehr wenige bezahlen) liegen dürfte – letztendlich sollen die Einnahmen ja dieselben bleiben, und die Pendler als treueste Kunden wird man wohl kaum vergraulen wollen.
Eine weitere Forderung des VCD ist, dass der Einheitspreis nur von der Entfernung vom Start zum Ziel, aber nicht von der tatsächlich gefahrenen Strecke abhängen soll. Ich verstehe, was dahinter steckt: Häufig gibt es mehrere mögliche Fahrtrouten, zwischen denen man sich beim Kauf einer Fahrkarte entscheiden muss, und nicht immer ist der Zusammenhang zwischen Entfernung und Preisbildung nachvollziehbar. Nur: Ohne Raumbegrenzungen in irgendeiner Form (die es auch schon zu Zeiten der „guten alten Bundesbahn“ gab), wird man nicht auskommen. Sonst kaufe ich mir nur noch Fahrkarten von Aschaffenburg nach Frankfurt und lege diese Strecke nach Belieben mal über Hamburg, mal über München zurück. Und viele der Anomalien (man kaufe einen Fahrschein nach Y, steige aber schon in X aus und spare Geld gegenüber einer Fahrkarte nur bis X) kommen eben gerade dadurch zustande, dass der schnellste Weg nicht immer der kürzeste ist und über Mittelwerte versucht wird, das auszugleichen. Ganz zu schweigen von der Degression, ohne die für lange Strecken viel höhere Preise zu zahlen wären.
Das Wichtigste sieht der VCD aber wohl so wie ich: Vor allem muss der Trend mehr zur Integration der Tarife gehen. Häufig dürfte das allerdings an politischen Hürden scheitern: Der Fernverkehr ist gewinnorientiert, hier kann die DB als momentan einziger Anbieter unternehmerisch entscheiden. Der Nahverkehr auf der Schiene liegt in der Verantwortung der Bundesländer, die diese teilweise noch an kleinere Verwaltungseinheiten abgegeben haben. Zur Vereinheitlichung der Tarife müssten sich diese also erst einmal untereinander sowie mit den Kommunen, die für Busse und Straßenbahnen zuständig sind, einig werden. Von den nötigen Vereinbarungen der Länder untereinander und mit DB Fernverkehr ganz zu schweigen … In letzter Zeit gab es hier allerdings einige positive Trends, von denen inbesondere das City-Ticket und die Landestarife einiger Bundesländer zu nennen sind. Wollen wir hoffen, das sich diese Entwicklung fortsetzt.
Sicher fahre ich Zug
In Paris war ich gestern mal wieder beruflich. Auf den Weg dahin machte ich mich schon am Montag direkt nach der Arbeit. Den von mir präferierten ICE ab NAH erreichte ich noch und traf direkt nach dem Einsteigen auch meinen Kollegen Sebastian, der wie meistens mit mir zusammen reiste. Auch diesmal hatten wir also noch genug Zeit für die Lounge und diesmal auch für eine Chili-Currywurst vorher. Nach der Rennerei letztes Mal machten wir uns beizeiten auf den Weg zum Gleis, so dass wir diesmal fast zehn Minuten vor Abfahrt auf unseren Plätzen saßen. Die konnten wir uns trotz Reservierungspflicht recht frei aussuchen, da der 407 recht leer war. Pünktlich machte sich der Zug auf den Weg nach Mannheim, wo neuerdings anscheinend immer über die östliche Riedbahn gefahren wird, anstatt Kopf zu machen. Die weitere ereignislose Fahrt vertrieb ich mir hauptsächlich mit Lesen. In XFPO angekommen, machten wir uns auf den Weg zur Metro. Da wir in verschiedenen Hotels übernachteten, verabschiedeten wir uns an der Station St. Michel – nur damit ich dann doch noch hinter Sebastian herfuhr, weil die RER C mal wieder wegen Bauarbeiten gesperrt war. Das letzte Stück nach Issy fuhr ich also mit der Straßenbahn. Mein Ticket galt da anscheinend nicht (ein durchgehendes, auch in der Straßenbahn gültiges, gibt es anscheinend gar nicht), was mir aber in dem Moment recht egal war. Mein Hotel erreichte ich schließlich gegen Mitternacht.
Am nächsten Tag ging es nach dem Meeting wieder zurück. Die RER war gähnend leer, was wohl auf die Osterferien zurückzuführen war. Am Gare de l’Est blieb noch Zeit für die Lounge, wo das öffentliche Bahnhofs-WLAN nicht funktionierte und das Lounge-WLAN in gewöhnungsbedürftigem Deutsch ein Passwort verlangte, das ich nicht hatte. Also las ich stattdessen ein wenig in „Le Monde“. Am Zugang zu den Bahnsteigen standen SNCF-Sicherheitsposten und durchsuchten grob das Gepäck, eine Auswirkung der Anschläge von Brüssel am selben Tag. Dementsprechend saßen in meinem 406er auch einige Fahrgäste, die eigentlich mit dem Thalys hätten fahren wollen. Mit freier Platzwahl war es diesmal auch Essig, also genoß ich meine Reise vom Gangplatz aus wieder lesenderweise. Zwischendurch traf ich mich mit Sebastian im Bordbistro auf ein Getränk. Gut, dass wir schon mittags gegessen hatten, denn es gab mal wieder nur Schokoriegel und Kuchen. FF erreichten wir fast pünktlich kurz nach 21 Uhr und gingen zum Gleis, auf dem unser Anschluss-ICE abfahren sollte. Dies war allerdings noch durch einen leeren ICE-T blockiert, wodurch unser Zug +5 mitbekam. Der Anschluss in Hanau zur RB (der um diese Uhrzeit besonders großzügig ist) funktionierte allerdings trotzdem. So waren wir durch die neue Zeitlage der RB eine Viertelstunde früher in NAH und fuhren, um den Zeitvorteil nicht beim Warten auf AST oder Bus wieder zu verlieren, mit dem Taxi nach Hause.
Zug vom Flug
Da aus flugplantechnischen Gründen der Rückflug von Teneriffa (Bericht über die Busse dort folgt) nach Düsseldorf ging, hatte ich von dort schon frühzeitig einen Sparpreis gebucht. Schon im Urlaub, bekam ich dann noch ein 1.-Klasse-Upgrade für 10 Euro angeboten, das ich dankend annahm. Losgehen sollte es eigentlich mit dem RE vom Flughafenbahnhof, ich stieg jedoch aufgrund der kürzeren Wege am Terminalbahnhof ein. Dank diverser Warteschleifen und da mein Koffer buchstäblich als allerletzter kam, konnte ich gerade noch etwas zu essen holen und setzte mich dann in die S11, nicht ohne noch einige Fragen von Fahrgästen bezüglich der Unterwegsbahnhöfe zu beantworten. In KD angekommen, landete ich im rolltreppenlosen Nordtunnel und stellte fest, dass mein gebuchter ICE 605 auf Gleis 19 abfuhr. Der Tf des hinteren Zugteils, der als Nacht-ICE 619 weiter fahren sollte, war auch die Fragerei schon gewohnt und verwies uns an den vorderen Zugteil. Dort machte ich es mir in der 1.-Klasse-Lounge gemütlich, wo außer mir vorerst niemand saß und ich bis KK noch dem Tf zusehen konnte. Spannend bei der Einfahrt dort war eine Parallelfahrt mit dem RE 7 mit 20 km/h.
In KK warteten wir noch einen verspäteten ICE aus Berlin, interessanterweise mit ICE 3, sowie einen aus Brüssel ab. Mit etwas mehr als +5 ging es dann weiter. Streckensicht hatte ich nur noch nach hinten, aber dafür probierte ich das kostenlose WLAN aus, das recht gut funktionierte. Meinen Umsteigebahnhof FFLF erreichten wir fast planmäßig. Mein Anschlusszug IC 1049 hatte wie meistens Verspätung – zwischenzeitlich +15, in FFLF dann nur noch wenig mehr als +5. Ich frohlockte schon, dass ich so endlich mal die Website zum Bestellen des AST ausprobieren könnte, da hieß es in FF: Warten auf Anschlussreisende, so dass wir letztendlich doch wieder +15 hatten. Mehr wurde es immerhin nicht, so dass ich letztendlich ein ganz normales Taxi nach Hause nahm und dort gleich ins Bett ging – meine E-Mails hatte ich ja schon unterwegs abgerufen.
Hochzeitsnachwirkungen
Mal wieder nach Dortmund ging es am Samstag: Bei der Hochzeit im Oktober hatten wir dem Brautpaar ein gemeinsames Kochtreffen geschenkt, das am Wochenende stattfand. Da der Fahrplan immer noch durch den Stellwerksbrand am Hochzeitswochenende beeinträchtigt war, musste ich in KD umsteigen, statt durchfahren zu können. Das klappte aber ohne Probleme, sieht man mal davon ab, dass die geplante „Fotosession“ vor dem Hbf wegen Verspätung meines Zubringerzuges ausfiel.
Die Rückfahrt war insofern interessant, als mein Zug, ein Wochenendverstärker von Berlin Südkreuz nach RK, ohne Halt von EDO bis EDG verkehrte. Dazu benutzte er erst die Köln-Mindener Strecke, von der er aber in EEBE auf die Gütergleise abbog und knapp am Oberhausener Hbf vorbei über Oberhausen West fuhr. Kurz vor EDG erreichten wir wieder die Hauptstrecke – leicht verspätet, was wir aber während eines Aufenthalts in KD wieder aufholten. In KK stieg ich dann am selben Bahnsteig in den ICE aus XNAC um, der uns eigentlich in KD hätte überholen sollen, so aber schon seit EDG vor uns war. Wie schon auf der Hinfahrt war der Zug recht voll, es fand sich aber noch ein Sitzplatz an einem sonst komplett belegten Tisch. Die Fahrt nach FF und der Umstieg in den RE verliefen ohne Zwischenfälle, und nach Hause brachte mich dann mein Rad, das ich mangels Busverbindung in NAH geparkt hatte.
Spät kommt er, …
Erst nach Mitternacht traf ich in der Nacht zum Samstag zu einem kleinen Familientreffen in Lübeck ein. Das war aber im Wesentlichen so geplant, denn für die Verbindung, mit der man planmäßig um 0.07 Uhr in AL ankommt, gab es noch einen günstigen Sparpreis. Die Fahrt verlief auch fast reibungslos: Mit dem RE nach Hanau, dann weiter mit dem pünktlichen ICE 572, den ich ja schon im Juni benutzt hatte. Diesmal blieb ich allerdings bis AH im Zug und vertrieb mir die Zeit mit Lesen, DVD gucken und Websitebasteln. Gesessen habe ich in einem Abteil, das nur von einem anderen Fahrgast besetzt war – ungewöhnlich angesichts der Tatsache, dass die Großräume doch recht gut gefüllt waren. Die halbe Stunde Aufenthalt in AH verbrachte ich, indem ich mir beim indischen Imbiss eine Box holte und deren Inhalt verspeiste. Mein Anschlusszug fuhr dann mit +5 ab, weil er noch einen anderen Anschluss aus Richtung Ruhrgebiet abwartete. Zwischen Wandsbek und Rahlstedt stand nur ein Gleis zur Verfügung, was uns noch ein paar Minuten Verspätung einbrachte. Ich warnte meine Schwester vor, die mich abholen wollte – in AL waren wir aber schon wieder fast pünktlich.
Die Rückfahrt verlief noch problemloser. Die etwas langsamere, aber deutlich billigere Variante, die ich gebucht hatte, war der 1073, ein IC, der in der Planlage des ICE fährt und dementsprechend nur in Hannover und Kassel hält. Auch den hatte ich schon mal benutzt, und immer noch wies der Zugfinder aus, dass er oft stark verspätet war. Diesmal hatte ich aber Glück: Wegen umgekehrter Wagenreihung knubbelte es sich beim Einsteigen etwas, so dass das Aufsichtspersonal schon mahnte, alle Türen zu benutzen. Nachdem sich die Fahrgäste aber sortiert hatten, fand ich noch einen freien Doppelplatz im ersten Wagen. Verspätung gab es keine, und so erreichte ich in FF nicht nur den Acht-Minuten-Anschluss, sondern hatte auch nicht weit zu laufen: von Gleis 6 direkt am Prellbock nach Gleis 5. Mein Zug, der merkwürdige nur sonntags verkehrende RE FF–NAH, bestand aus drei 426ern, fuhr pünktlich ab und kam auch (mit Halt nur in FFS, Offenbach, FH und Kahl) pünktlich an. Mein Versuch, aus dem Zug ein AST zu bestellen, kam ein paar Minuten zu spät, und so marschierte ich schließlich trotz Nackenschmerzen zu Fuß nach Hause.
Zukunft Bahn
Unter diesem Titel hat die DB ein → Konzept veröffentlicht, das die Betriebsqualität in den nächsten Jahren deutlich steigern soll. Die Maßnahmen sollen alle Unternehmensbereiche betreffen. Es werden sowohl Ziele genannt (z.B. 85% Pünktlichkeit im Fernverkehr und 95% im Regionalverkehr, Null-Fehler-Toleranz, verbesserte Reisendeninformation) als auch Schritte, um diese zu erreichen (z.B. sinnvollere Verteilung von Fahrzeitpuffern, Störungsmelder für Weichen, geänderte Vegetationspflege, Multizuganzeiger). Einige der Maßnahmen wurden bereits früher präsentiert (z.B. das neue Fernverkehrskonzept oder das kostenlose WLAN auch in der 2. Klasse).
Wie immer bei solchen Konzepten stellt sich die Frage, wie viel davon letztendlich wirklich umgesetzt wird und ob die gesteckten Ziele damit erreicht werden können. Positiv ist aber auf jeden Fall zu bewerten, dass man vom „Sparen um jeden Preis“ anscheinend abgekommen ist. Bleibt zu hoffen, dass dies tatsächlich auch so gelebt wird und dass der Eigentümer es mitträgt.