Phantom-Haltausfall

Heute wollte ich endlich mal den RE 41 „Vest-Ruhr-Express“ Haltern – Bochum testen, der nach längerer Planung seit diesem Jahr endlich fährt (wenn auch immer wieder durch Bauarbeiten unterbrochen). Dazu wollte ich den RE Richtung Osnabrück nehmen. Da ich etwas spät dran war, stieg ich für die eine Haltestelle nach HB in die Straßenbahn, die prompt ein paar Meter weiter durch ein parkendes Auto behindert wurde und erst ankam, als der Zug vermutlich gerade abfuhr. Wenigstens hatte ich jetzt Zeit, um mir in Ruhe Proviant und Kaffee beim Bäcker zu holen und mit dem mitgeführten Trinkwasser einen kleinen Brand im Altpapiermülleimer zu löschen. Dafür musste ich etwas Geld in eine Fahrkarte für den ICE nach HO investieren, der wenigstens fast pünktlich war und noch ausreichend Sitzplätze bot. An meinem Ex-Wohnort angekommen, war der Anschluss-RE 2 noch nicht da, weil er durch Personen im Gleis aufgehalten worden war. Letztendlich ging es mit ca. +15 wieder gen Süden, was auch durch eine Überholung in Lengerich nicht deutlich mehr wurde. Den RE 41 konnte ich damit in EHLT noch locker erwischen, sowohl als Fahrgast als auch als Fotograf:

DB-Flirt 3 als RE 41 in Haltern am See

Bis ERE war der Zug mäßig besetzt, füllte sich dort aber ordentlich, zumal der VfL Heimspiel hatte. Trotz verspätetem Gegenzug, den wir vor ERES abwarten mussten, waren wir einigermaßen pünktlich unterwegs. In 20 Minuten von Recklinghausen Innenstadt nach Bochum Innenstadt – das ist schon ziemlich konkurrenzlos! An der Endstation angekommen, fuhr ich gleich weiter mit dem SB 37 Richtung Ennepetal. Auch der war recht gut gefüllt, wobei ich in Hattingen zumindest von einem Notsitz auf einen normalen wechseln konnte. Von hier an fuhr der Bus teilweise parallel zur ehemaligen Bahnstrecke Hattingen – Wuppertal, die heute leider nur noch ein Radweg ist. Heute wird das Gebiet aber immerhin von drei Schnell- und noch mehr normalen Buslinien durchzogen. Am Bahnhof in Schwelm stieg ich aus und fuhr mit der S 8 nach Hagen weiter, deren Strecke ich bisher noch nie befahren hatte. Als Besonderheit hält sie in Gevelsberg Hbf, neben Mülheim (Ruhr) einem von zwei Hauptbahnhöfen, die betrieblich nur noch Haltepunkte sind. In Hagen stieg ich direkt in die RB 52 nach Dortmund um, die ich seit meinem Studium nicht mehr gefahren war.

Jetzt hatte ich genug von Regionalverkehr und wollte auf dem schnellsten Weg nach Hause. Ein Blick in den Navigator für den nächsten ICE verhieß allerdings nichts Gutes:

Screenshot aus dem DB-Navigator mit Meldung von Haltausfällen ab Bremen

Dem Fahrtverlauf waren Haltausfälle ab Bremen angehängt, mit dem Hinweis, man solle seine Reiseverbindung kurz vor der Reise überprüfen. Der Fahrtverlauf selber ging aber wie üblich bis Hamburg-Altona. Das war auch das Ziel, das ohne weiteren Kommentar auf der Anzeige am Bahnsteig stand. Also stieg ich einfach in den Zug ein und harrte der Dinge, die da kommen, und siehe da: Ebenfalls ohne weiteren Kommentar fuhr der Zug mit „nur“ +10 nach HB, von wo ich sicherheitshalber zu Fuß nach Hause ging. Fazit: Eine schöne Tour, bei der die einzige nennenswerte Komplikation vor allem einem Autofahrer (und einer gewissen Risikobereitschaft meinerseits) zu verdanken war.

In den Zügen auf Rügen

Die letzten beiden Wochen haben wir auf der größten deutschen Insel verbracht, wohin wir natürlich mit dem Zug gefahren sind. Schlauerweise haben wir unsere Unterkunft in Binz gebucht, wo praktischerweise ab Bremen ein direkter ICE hinfährt. Obwohl der bei der Buchung nur bis Bergen auf Rügen fahren sollte, fuhr er letztendlich doch durch, was uns – zusammen mit günstigen 1.-Klasse-Fahrkarten – eine angenehme Reise ermöglichte. Pünktlich war sie auch, trotz zweier kleiner Verzögerungen in Hamburg wegen verspäteten Personals und in Ribnitz-Damgarten West wegen einer Türstörung.

Auf Rügen selber haben wir fleißig den regionalen öffentlichen Nahverkehr genutzt. In Binz gibt es neben der stündlichen Buslinie nach Sassnitz auch einen halbstündlichen Ortsbus, der allerdings eine Mittagspause und einen recht frühen Feierabend hat – vermutlich will man mit einer Fahrerschicht pro Fahrzeug auskommen.

Der Höhepunkt des ÖPNV auf der Insel ist aber sicher der „Rasende Roland“, wie die 750-Millimeter-Schmalspurbahn Putbus – Göhren im Volksmund genannt wird. Diese fuhren wir auf ganzer Länge ab, was natürlich auch das eine oder andere gute Foto abwarf. Hier mal ein Zug am Bahnhof Sellin Ost:

Zug des „Rasenden Roland“ am Bahnhof Sellin Ost

Während der Zug auch für Nicht-Bahnnerds interessant ist, ist ein Ort auf Rügen eher etwas für Spezialisten: Das Stillstandsmanagement der Deutschen Bahn im Fährhafen Mukran. Dort stehen Fahrzeuge, die aktuell nicht benötigt werden, aber auch noch nicht verschrottet werden sollen. Einige kann man nur aus relativ großer Entfernung betrachten, anderen kann man sich bis auf ein paar Metern nähern, wie diesen NE 81:

NE 81 (DB-Baureihe 626) im Stillstandsmanagement der DB in Mukran

Von Rügen aus machten wir für eine Nacht einen Abstecher nach Hiddensee. Eines der wenigen motorisierten Fahrzeuge, die dort verkehren dürfen, ist der sporadisch verkehrende Inselbus. Im Netz findet man die Information, dass es sich dabei um einen E-Bus handle, bei unserem Aufenthalt war aber ein alter Mercedes-Kleinbus unterwegs bzw. machte gerade in Vitte Pause.

Inselbus Hiddensee bei der Pause in Vitte

Tatsächlich ein E-Bus fährt dagegen zwischen Binz und dem Jagdschloss Granitz und kann dabei auch für kurze Strecken in Binz sehr praktisch sein, wie wir an unserem Abreisetag erfuhren. Hier fährt so ein Fahrzeug der Marke Altas am Bahnhof des Rasenden Rolands vorbei:

Altas-Kleinbus auf der Linie 28 am Kleinbahnhof in Binz

Leider nicht ganz so entspannt wie die Hinfahrt verlief der Weg zurück: Im Vorfeld hatte uns die DB (zum Schluss durch tägliche Mails und Push-Nachrichten) mitgeteilt, dass wegen Bauarbeiten in Schwerin der direkte ICE nicht verkehren würde. Als Ersatz suchten wir uns eine Verbindung zwei Stunden später aus, die uns zunächst mit einem ICE nach Schwerin führte. Dieser Teil war sehr entspannt, der Zug war fast leer und wir wurden in der 1. Klasse von einem sehr netten Zub am Platz bedient. In Schwerin angekommen, fanden wir auch gleich den Ersatz-Reisebus, der uns ohne Halt bis Hamburg bringen sollte. Der war deutlich voller, bot aber, soweit wir das sehen konnten, allen Reisenden einen Sitzplatz, die mitwollten. Auch die Fahrt verlief (sieht man mal vom Komfortverlust durch Umstieg und Busfahrt ab) entspannt, bis uns dann der Busfahrer kurz vor dem Hamburger ZOB mitteilte, dass die Zufahrt zu selbigem wegen einer Demonstration gesperrt sei und uns kurzerhand aussteigen ließ. Der Fußweg zum Hbf mitsamt Gepäck betrug noch etwa 1,3 Kilometer, was wir immerhin aber durch eine Station U-Bahn-Fahrt deutlich abkürzen konnten. Der Hbf war noch etwas voller als ohnehin schon, was sich im Nachhinein wohl durch den Hafengeburtstag erklärte. Unser Anschluss-ICE war pünktlich und bot uns auch ohne Reservierung noch zwei freie Plätze, so dass zumindest die Ersatzverbindung wie geplant funktionierte. Insgesamt waren wir aber nicht gerade begeistert von den Umständen und froh, dass wir einen Teil des Gepäcks bereits mit Hermes und DHL vorausgeschickt hatten.

Pest oder Cholera

Das war, überspitzt gesagt, die Wahl, die ich am Wochenende auf dem Weg nach Duisburg hatte: Die Stadt war nämlich wegen Brückenbauarbeiten in Richtung Norden und Osten fast komplett vom Schienennetz abgeschnitten. Also blieb nur, entweder ab Oberhausen oder Mülheim mit dem SEV zu fahren oder den Umweg mit der S 1 über Solingen zu machen. Ich entschied mich für Ersteres, zumal als erster Programmpunkt des Mensa-Jahrestreffens ohnehin eine Besichtigung des Stellwerks am Oberhausener Hbf anstand.

Statt des verspäteten ICE nahm ich am Reisetag ab HB den pünktlich fahrenden IC. Da dieser aber deutlich langsamer ist, wurde er schon in HO vom ICE überholt. Auch die Möglichkeit, in EMST in den nun ebenfalls verspäteten RE 2 umzusteigen, bemerkte ich erst, als ich schon im RE 42 saß. Da ich aber einen ordentlichen Zeitpuffer hatte, war das kein Problem. Der knappe Anschluss auf die RB 35 in Gelsenkirchen klappte auch, so dass ich noch ein wenig Zeit für ÖPNV-Fotos hatte, bevor die Besichtigung losging. Bei der herrschte leider Fotografierverbot, die Eindrücke waren aber auch so sehr interessant. Mit dem SEV ging es dann weiter nach EDG, wo mein Hotel praktischerweise direkt am Bahnhof war.

Ich wäre nicht ich, wenn ich die drei Tage nicht auch genutzt hätte, um weitere Bilder vom örtlichen ÖPNV zu machen, natürlich auch vom SEV, der unter anderem in der Hand von VIAS Bus

VIAS-Bus auf dem SEV Duisburg–Oberhausen

und dem BVR:

BVR-Bus auf dem SEV Duisburg–Oberhausen

Zurück wollte ich mich am Sonntag auf dem Weg mit dem SEV nach Mülheim machen und hatte dafür wieder etwas Zeitpuffer mitgebracht und damit die Option, durch längere Nahverkehrsnutzung Geld zu sparen. Allerdings waren die beiden Busse, die an der Haltestelle vorfuhren, unter anderem durch MSV-Fans so voll, dass ich sie fahren ließ und wieder über Oberhausen fuhr. Also wurde es nun doch der ICE schon ab EDO, wohin ich mit dem während der Bauarbeiten umgeleiteten RE 1 kam. Angenehmerweise waren beide pünktlich, und je einen Sitzplatz gab es auch noch, so dass ich (jedenfalls nach DB-Definition) pünktlich meinen Heimatbahnhof erreichte.

Unterwegs im echten Norden

Am Wochenende waren wir mal wieder in Lübeck. Die Hinreise verlief völlig problemlos und unspektakulär mit Metronom und DB Regio auf dem direkten Weg über Hamburg. Nur in AL angekommen, mussten wir uns abholen lassen, da diesmal der städtische ÖPNV streikte.

Die Rückfahrt am Montag trat ich alleine an und nahm mir dafür etwas mehr Zeit. Diesmal konnte ich mit dem Bus zum Bahnhof fahren und dort ein paar Bilder für die Sammlung machen. Unter anderem kam mir ein BYD-Elektrobus von Autokraft vor die Linse:

Nach den üblichen Kinderkrankheiten sind nun auch die Akku-Flirts von Erixx unterwegs und nutzen den Aufenthalt im elektrifizierten Bahnhof zum Laden.

Zwar fuhr ich erst mal mit dem RE Richtung Hamburg, stieg aber schon in Bad Oldesloe wieder aus und in den Lint der Nordbahn um, der mich zunächst nach Neumünster brachte. Dort wäre normalerweise ein Umstieg erforderlich gewesen, heute ging es aber direkt weiter Richtung Westen auf die Strecke nach Heide, die mir noch in meiner Sammlung fehlte. Bis auf die Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal mag man sie für unspektakulär halten, die norddeutsche Landschaft ist aber auch bei dem gestern herrschenden trüben Wetter ein netter Anblick. In Heide angekommen, war noch Zeit für einige weitere Aufnahmen, so von DB Dithmarschenbus, dessen Existenz mir bis dahin unbekannt war

und von einer Married-Pair-Wagengarnitur samt 245, deren ursprünglicher Betreiber Nord-Ostsee-Bahn immer noch unverkennbar ist.

Von hier fuhr ich bequem, allerdings kostenpflichtig, mit dem IC zurück nach Bremen. Etwaige Zweifel daran wurden von der Tatsache ausgeräumt, dass der kurz vorher fahrende RE ausfiel. So tuckerte ich dann in einem fast leeren Wagen durchs Marschland und noch mal über den Kanal, guckte in Itzehoe beim Lokwechsel zu und erreichte fast pünktlich (und ab Hamburg mit deutlich mehr Mitreisenden) meinen Heimatbahnhof.

Wo die Hunde mit dem Schwanz bellen

Vorletzten Sonntag habe ich mal wieder eine Spaßtour gemacht. Wegen SEV bin ich vom ursprünglichen Ziel Cuxhaven abgerückt und stattdessen zwar erst mal auch in die Richtung gefahren, dann aber in Bremerhaven in dieselbe Linie in die andere Richtung umgestiegen, nämlich nach Buxtehude. Da werden inzwischen fast ausschließlich Wasserstoffzüge eingesetzt, es herrscht aber immer noch derselbe Nebenbahncharme wie bei unserer Tour letztes Jahr. Eine zwischenzeitliche Verspätung konnten wir unter Kürzung eines Kreuzungsaufenthaltes wieder herausfahren und erreichten daher die Endstation pünktlich. Das war auch gut so, betrug doch die Umstiegszeit auf den RE5 nach AHAR nur 5 Minuten. Der Hamburger Vorstadtbahnhof war an diesem Tag wegen Bauarbeiten auch Endstation, überhaupt wurde die Strecke von und zum Hbf nur von sehr wenigen Zügen befahren. Der IC, den ich mir als Anschluss (für günstige 7,40 Euro) gönnte, kam von Westerland über die Güterumgehungsbahn direkt aus Itzehoe. Mit ihm erreichte ich dann vor der RB, die wir unterwegs überholten, pünktlich Bremen. Kurios: Die Kurswagen aus Dagebüll waren als eigener Zug mit eigener Zugnummer, aber zur selben Zeit und anscheinend ohne Echtzeitdaten angezeigt.

Eine Woche später ging es dann mal wieder nach Dortmund. Die Hinfahrt absolvierte ich mit Kumpel Ole, baustellenbedingt mit Umleitung über Hamm, aber annähernd (mit bereits etwas gestreckter Fahrzeit) pünktlich. Am Samstag besichtigten wir unter anderem mit weiteren Freunden die Leitstelle der H-Bahn, die ich natürlich nicht zuletzt von meinem Studium an der heutigen TU gut kannte:

Die H-Bahn unterwegs zum Technologiepark
Blick auf den Leitstand der Dortmunder H-Bahn

Am Sonntag fuhren wir nach Bochum – hin mit der S-Bahn, zurück mit dem RE und beide Male annähernd pünktlich. Für die Rückfahrt am Montag hatte ich mir ein Schmankerl ausgedacht: Ich testete den X13 vom Dortmunder Technologiepark nach Datteln. Hierfür haben auch die DSW21 eigens folierte Fahrzeuge.

XBus der DSW21

Bis Mengede, wo auch ein Fahrerwechsel stattfand, war der Bus recht gut besetzt, danach war ich der einzige Fahrgast, wenn man von einer weiteren Person zwischen Waltrop und Datteln absieht. Weiter ging es mit einem anderen Schnellbus, nämlich der S91 der RVM nach Lüdinghausen, der wieder deutlich besser besetzt war.

RVM-SchnellBus am Dattelner Busbahnhof

Aus dem Fahrplan war für mich nicht so klar hervorgegangen, dass ein Umstieg in Lüdinghausen erforderlich war, dieser klappte aber dank Funkverständigung trotz leichter Verspätung ohne Probleme. So war es eine nette Tour durch das nördliche Ruhrgebiet und südliche Münsterland. Am Hbf der namensgebenden Stadt war der ICE nach Bremen trotz Verspätung gerade weg, so dass noch Zeit für eine Currywurst Spezial beim Frittenwerk war. Danach erwischte ich gerade noch den ebenfalls verspäteten Bremerhaven-IC und erreichte somit gegen 15 Uhr meinen Heimatbahnhof.

Satz mit X, viel besser als nix

Landauf, landab sind X-Busse der neue „heiße Scheiß“, um es mal salopp auszudrücken. Dahinter verbergen sich Schnellbusse, die das Schienennetz dort ergänzen, wo es nicht oder nicht mehr hinkommt, und die (jetzt aber wirklich) besonders direkte Linienwege und wenige Haltestellen haben sollen. Auch im Ruhrgebiet und Münsterland gibt es seit einiger Zeit solche Linien, von denen ich heute zwei getestet habe. Dafür bin ich zuerst mit dem Zug über EWAN nach EDRN gefahren, das ich mit +5 erreichte. Damit reichte die Zeit zwar noch, um zwei Bilder von den Zügen der RheinRuhrBahn zu machen, deren Geschicke ich bis vor kurzem aus dem Büro gelenkt habe …

Blauer Talent der RheinRuhrBahn in Dorsten
Weißer Talent der RheinRuhrBahn in Dorsten

… aber nicht mehr, um wie ursprünglich geplant den X42 nach Oberhausen-Sterkrade zu nehmen. Das Ersatzprogramm war aber auch nicht zu verachten: Ich fuhr nämlich mit einem anderen XBus, dem X05, der heute seinen ersten Betriebstag hatte, nach Wesel. Dabei war ich streckenweise der einzige Fahrgast, ab Schermbeck wurde der Bus aber einigermaßen gut genutzt. „Mein“ Fahrzeug stammte von einem Subunternehmer und hatte schon das spezielle XBus-Design, im Gegensatz zu den eigenen Fahrzeugen der BVR:

XBus von Brömmel in Wesel
XBus der BVR in Wesel

Von hier ging es wieder wie geplant weiter, nicht etwa mit dem Nikolauszug des Historischen Schienenverkehrs Wesel, der mir auch noch vor die Linse kam …

Lok des Historischen Schienenverkehrs Wesel

… sondern mit dem ex-Abellio-Flirt der Vias nach Bocholt. Dort spazierte ich über den Weihnachtsmarkt zum Bustreff, um noch einige Stadtbusse abzulichten und auf den Höhepunkt der Tour zu warten, den „BaumwollExpress“ X80. Dieser verbindet durch die ehemalige Textilregion Bocholt über einen direkten Linienweg hart an der niederländischen Grenze mit Bad Bentheim. Größere Orte werden dabei größtenteils rechts bzw. links liegen gelassen, nur in Vreden, Alstätte und Gronau wird jeweils das Zentrum angefahren. Entsprechend war der Bus zwischen Vreden und Gronau auch am meisten ausgelastet (etwa 10 Fahrgäste), alleine war ich aber erfreulicherweise nie im Bus. Bus und Haltestellenmasten haben ein recht auffälliges Design:

Haltestellenmast der X80 am Bocholter Bustreff
Bus der X80 am Bocholter Bustreff

Nach gut anderthalbstündiger Fahrt, die dann doch einiges an Sitzfleisch verlangte und draußen auch nicht viel Abwechslung bot, war dann der Bahnhof in Bad Bentheim erreicht, gerade als auch der IC aus Amsterdam angekommen war. Da dieser noch eine neue Lok bekam, erreichte ich ihn noch bequem und konnte die Fahrt dann wie geplant abschließen.

Reif für die Insel

Den ersten Teil unseres Jahresurlaubs verbrachten wir Ende März/Anfang April auf Wangerooge. Zu diesem Ziel hatte uns unter anderem inspiriert, dass die Insel autofrei ist und es dafür eine Inselbahn gibt. Vor die Fahrt damit hatten die Götter aber einige Mühen gesetzt: Wohlweislich brachen wir mit zwei Stunden Puffer in Bremen auf. Das war auch gut so, denn aufgrund krankheitsbedingten Personalmangels (Corona?) hatten die RE aus Norddeich außerplanmäßig „Negativwende“ in Bremen, was bedeutete, dass sie sich kräftige Verspätung zuzogen. Vor Hude sagten sowohl Computer als auch Zub-in an, dass wir jetzt Oldenburg erreichen würden. Erst der Tf korrigierte, allerdings so spät, dass möglicherweise schon einige Leute falsch ausgestiegen waren. Unser Anschluss-RE hielt aufgrund von Bauarbeiten nicht in Sande, so dass wir ab Varel für eine Station in einen SEV-Bus umsteigen mussten. Vor dem Bahnhof in Sande schlugen wir dann die zweite Pufferstunde tot, wofür es definitiv geeignetere Orte gibt. Immerhin klappte ab jetzt alles: Tidebus nach Harlesiel und Schiff nach Wangerooge Westanleger, wo die Inselbahn schon bereitstand.

In der Woche auf der Insel hätte das Wetter zwar besser sein können, immerhin war es aber gut genug, um als „Groupies“ der Inselbahn aufzulauern und ein paar schöne Bilder zu machen. Die Bahn fährt zwar nur als Zu- und Abbringer zur Fähre, es gibt aber auch Fahrkarten nur für die Bahn, die wir einmal nutzten und zurück liefen. Dabei ergab sich ein schöner Schnappschuss der Bahn, wie sie durch die sonst nicht zugänglichen Salzwiesen fuhr:

Die Inselbahn in den Salzwiesen von Wangerooge

Erwähnenswert ist noch, dass die Lok immer am westlichen Zugende steht. Wenn die Lok schiebt, steht auf dem ersten Wagen ein Rangierer und gibt dem Lokführer Anweisungen über Funk. Im Inselbahnhof herrscht ein reger Rangierbetrieb:

Rangierbetrieb im Inselbahnhof Wangerooge

Aufgrund der Autofreiheit findet auch einiges an Güterverkehr statt. Zum einen haben die Personenzüge Flachwagen, auf denen Gepäckcontainer transportiert werden, zum anderen gibt es auch reine Güterzüge mit Müllcontainern oder auch Lebensmitteln.

Ein Güterzug passiert das Flutschutztor am Inseldorf
Personenzug zum Westanleger, vorne die Wagen mit den Gepäckcontainern

Am Westanleger kuppelt bei Personenzügen die Lok mit den Containerwagen ab und fährt direkt bis ans Schiff vor, damit die Container verladen werden können.

Das passierte natürlich auch bei unserer Rückfahrt, die aufgrund zweier Ereignisse unter keinem guten Stern stand: Zum einen versandet der Hafen von Wangerooge, zum anderen war zwei Tage vorher eins der Fahrgastschiffe auf Grund gelaufen und stand nicht zur Verfügung. Unsere Fahrt fand zwar wie geplant statt, wurde wegen der Versandung aber um eine Viertelstunde verschoben. Da wir in Sande nicht viel Zeit hatten, sahen wir unseren Anschluss dort schon davon fahren. Aber im Gegensatz zur Hinfahrt klappte alles wie am Schnürchen: Wir erreichten den Anschluss (wieder ein SEV-Bus, da diesmal Wilhelmshaven–Varel sogar komplett gesperrt war) noch locker. Da ich direkt nach Hause fuhr, musste ich praktischerweise ab Varel nicht mehr umsteigen. Meine Freundin verließ den Zug in Oldenburg, erreichte Bremen aber auch wie geplant. Ich stieg schon in Osnabrück Altstadt aus, da ich von da den besseren Busanschluss nach Hause habe und nicht mit dem Koffer vom Hauptbahnhof laufen musste.

Noch mehr Bilder von der Inselbahn gibt es in meiner Fotosammlung unter „DB-Töchter Fernverkehr“ (da die Schifffahrt und Inselbahn Wangerooge trotz der eher kurzen Strecke zum Fernverkehr zählt).

Harz III: Über Wipfel zum Gipfel

Dieses war der zweite Streich

Am Donnerstag ging es wieder Richtung Westen: In Bad Harzburg war ich mit einem Freund verabredet, der extra aus Bremen angereist kam. Dafür stieg ich natürlich wieder in den RE nach Goslar. Dort sollte es in den RE aus Hannover gehen, mit dem ich ja bei meiner Anreise angekommen war, zu dem in dieser Richtung aber offiziell kein Anschluss besteht. Darum brauchte ich mir aber heute keine Sorgen zu machen, denn der Freund informierte mich, dass sie erst mal wegen eines Personenunfalls festsaßen. Die in Goslar wartenden Fahrgäste pilgerten zu der wenig später pünktlich abfahrenden RB, die ebenfalls nach Bad Harzburg fuhr, ich versuchte vergeblich, noch ein besseres Stadtbusfoto zu machen. Mit +45 traf der RE schließlich ein und endete tatsächlich nicht, wie ich befürchtet hatte, vorzeitig in Goslar. So konnte ich im Zug meinen Begleiter treffen, und wir fuhren gemeinsam zur Endstation HBHA. Von dort machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Baumwipfelpfad. Zwischendurch wollten wir ein Stück mit dem Bus abkürzen, aber der Fahrer versicherte glaubhaft, dass er nicht zu unserem Ziel führe und wir gleich mit dem Kollegen mitfahren sollten. Der tauchte aber nicht auf, so dass wir die durchaus machbare Strecke weiter liefen. Der Wipfelpfad war durchaus interessant, ich habe aber nur ein einziges Foto gemacht:

Symbolbild zum Baumwipfelpfad in Bad Harzburg

Unser nächstes Ziel war die erst einen Monat vorher eröffnete Baumschwebebahn, die ihre Talstation direkt neben dem Ausgang des Baumwipfelpfades hat. Ob man diesen auch als Eingang nutzen kann, haben wir nicht herausgefunden, die Baumschwebebahn funktioniert naturgemäß nur talwärts. Das hieß im Umkehrschluss, dass wir jetzt erst mal den Berg hochlaufen mussten (für faulere Leute gibt es allerdings auch eine Seilbahn). Oben angekommen, hieß es noch mal eine Eintrittskarte kaufen (ein Kombiticket für Wipfelpfad und Schwebebahn gibt es nicht) und Schlange stehen. Auch von der Schwebebahn habe ich nur ein Foto gemacht, das aber hoffentlich einen kleinen Eindruck gibt:

Baumschwebebahn mit Fahrgast kurz vor Ankunft im Tal

Von meiner eigenen Fahrt habe ich außerdem ein kurzes Video gedreht:

Schweben durch die Bäume

Nachdem wir nun zwangsläufig wieder unten waren, marschierten wir noch weiter herunter zum Bahnhof, nicht ohne unterwegs noch eine „VW-Currywurst“ und Eis in kuriosen Sorten gegessen zu haben. Am Bahnhof angekommen, erreichten wir noch die RB, so dass genug Zeit blieb, um im Zug eine Postkarte an eine gemeinsame Freundin zu schreiben und sie in Goslar einzuwerfen (also die Postkarte ;-)). Dann trennten sich unsere Wege wieder, beide Rückfahrten verliefen problemlos.

Für den Freitag hatte ich mir den Brocken vorgenommen. Leider sah die Wettervorhersage für den Tag nicht mehr so gut aus, wie sie am Anfang der Woche noch gewesen war, für den Gipfel waren sogar Sturmböen angesagt. Ich wagte nach einigem Überlegen trotzdem eine Wanderung, und zwar von Torfhaus aus über den Goetheweg. Dafür machte ich mich zunächst wieder auf den Weg nach Bad Harzburg. Diesmal war der RE aus Hannover pünktlich, der Anschluss klappte aber trotzdem. Das war auch gut so, denn nur so erreichte ich den Bus nach Torfhaus, mit dem ich auch noch mal am Eingang zum Baumwipfelpfad vorbei kam.

In Torfhaus, der höchsten Siedlung Niedersachsens mit nur 22 ständigen Einwohnern, marschierte ich direkt los. Erste Station war das Torfhausmoor, das bei dem wolkig-nebligen Wetter seinen ganz eigenen Charme hatte.

Das Torfhausmoor

Von da aus ging es auf fast menschenleeren Wegen weiter Richtung Osten. Ich befürchtete schon, das Wetter doch unterschätzt zu haben, obwohl es nur etwas nieselte und fast windstill war. Der Goetheweg quert auch die ehemalige innerdeutsche Grenze, die am Kolonnenweg für die Grenztruppen noch heute erkennbar ist. Dort machte ich auch einen Abstecher zum Dreieckigen Pfahl, einem historischen Grenzstein, den ich aber nicht entdecken konnte.

Der Kolonnenweg

Zurück auf dem Goetheweg wurde es nach einer kräftigen Steigung dann spannend, denn der (ab hier Neue) Goetheweg erreicht die Brockenbahn und läuft eine Weile parallel zu ihr. Der alte Goetheweg liegt inzwischen unzugänglich auf der anderen Seite der Bahn im Nationalpark. Da hier auch der Weg aus Schierke dazustößt, herrschte auf einmal trotz des immer noch trüben Wetters reger Wanderbetrieb. Und vor allem konnte ich einen talwärts fahrenden Zug auf ein Foto und einen bergwärts fahrenden auf ein Video bannen:

Talwärts fahrender Zug der Brockenbahn am Goetheweg
Bergwärts fahrender Zug der Brockenbahn am Goetheweg
Wichtige Wegmarke nicht nur für mich, sondern auch für die Bahn (so hoch kommt die Deutsche Bahn AG nicht)

Ab dem Bahnübergang der Brockenstraße ging es auf dieser noch mal steil bergauf. Die Bahn fährt, um der Steigung zu entgehen, in einer Spirale um den Gipfel und trifft am Bahnhof Brocken wieder auf die Straße. Ein paar Meter weiter war es geschafft, ich stand nach 8 Kilometern und etwa 300 Höhenmetern Wanderung auf dem höchsten Punkt Norddeutschlands. Sehen konnte ich davon aber quasi nichts, weil er (wie an über 300 Tagen im Jahr) im Nebel lag. Windig war es auch, aber nicht dramatisch.

Ursprünglich wollte ich nur kurz auf dem Gipfel bleiben, aber die Ausstellung im Brockenhaus war doch interessanter als gedacht. Als Abschluss besuchte ich noch die Brockenuhr mit dem Gipfelstein (die 1142 Meter hat der Brocken nur inklusive des Steins).

Geschafft!

Den nächsten Zug zurück hatte ich fast für mich allein, die Zugbindung war reine Formsache. Jetzt konnte ich den Neuen Goetheweg aus dem Zug sehen, was als Belohnung für die Wanderung natürlich auch nicht zu verachten war. Am Goetheweg gibt es übrigens auch eine planmäßig genutzte Ausweiche, die nur aus Richtung Brocken erreichbar ist und daher einige Rangiererei erfordert. Mein Zug kreuzte dort allerdings nicht. Weiter unten erwartete mich nicht nur besseres Wetter, sondern auch eine Kurve, die ein gutes Foto vom Zug ermöglichte. Die Regentropfen auf den Wagen sind dabei noch gut zu erkennen:

HSB-Zug vom Brocken kurz vor Drei Annen Hohne

Ab Drei Annen Hohne kannte ich die Strecke ja schon, so dass ich guten Gewissens in Wernigerode Westerntor, das näher an der Altstadt liegt, aussteigen und noch einkaufen konnte. Beim Abendessen setzte ich wieder einen Gutschein aus dem Heft ein, und danach war ich noch für ein Online-Escape-Game mit dem Freund, den ich gestern getroffen hatte, der gemeinsamen Freundin (die Karte war tatsächlich schon angekommen) und deren Freund verabredet.

Jetzt mehr in diesem Theater!

Harz II: Kurz in Sorge

Wir kommen von hier

Am Dienstagmorgen wollte ich dann endlich auf schmaler Spur unterwegs sein. Ich hatte mir den Zug um 11.55 nach Nordhausen ausgeguckt und marschierte gegen elf Uhr zur HSB-Verkaufsstelle. Online hatte ich schon herausgefunden, dass pandemiebedingt Fahrkarten nur vor Ort und für den nächsten Zug verkauft werden. Leider hieß es bei meiner Ankunft, dass der Zug schon ausgebucht sei – im Moment ist die Kapazität natürlich eingeschränkt.

Also disponierte ich um und setzte mich in den nächsten Zug nach Goslar. Obwohl das nicht in Sachsen-Anhalt liegt, gilt dorthin auch das Hopper-Ticket. Die Strecke kannte ich ja schon, aber es gab natürlich trotzdem noch einiges draußen zu entdecken, zumal ich diesmal auf der anderen Seite saß (ich setze mich übrigens gewohnheitsmäßig meist nach links). An der Endstation angekommen, holte ich erst mal beim Bäcker gegenüber das Frühstück nach und begann dann die Stadt zu erkunden. Auch hier gibt es natürlich jede Menge Fachwerk zu bewundern, wenn auch in einem durchaus anderen Stil als in Wernigerode.

Nachdem ich mehr oder weniger alles gesehen hatte, beschloss ich mich noch auf den Weg ins Bergbaumuseum am Rammelsberg zu machen. Zufällig fuhr der Bus, der meist nur im Stundentakt verkehrt, gerade. Der Busfahrer verwickelte mich in ein Gespräch über Fahrgäste, die vor dem Aussteigen nicht die Haltewunschtaste drücken, am Bergbaumuseum ist aber sowieso Endstation.

Nach zwei Stunden machte ich mich auf den Rückweg und erwischte wieder denselben Fahrer, mit dem ich das Thema von der Hinfahrt wieder aufgriff. Sinnigerweise drückte ich vor der Haltestelle am Bahnhof auch nicht die Haltewunschtaste, er ahnte das aber und hielt trotzdem. In der Aufregung traute ich mich nicht zu fragen, ob ich noch ein Foto des Busses machen könnte. Also lichtete ich stattdessen den baugleichen Urbino seines Kollegen ab:

Solaris Urbino der neuesten Generation des Stadtbus Goslar

Am Mittwoch stellte ich mir den Wecker auf acht Uhr, um auf jeden Fall eine Fahrkarte für die Harzquerbahn zu bekommen. Auf dem Weg zum Bahnhof sprach mich ein alter Mann an, wo denn das „Ziegle“ sei, wo es zum Brocken ginge. Ich verstand erst nicht und schickte ihn schon weg, da ging mir ein Licht auf und ich nahm ihm mit zum Bahnhof. Dort hatte sich vor der HSB-Verkaufsstelle schon eine ansehnliche Schlange gebildet. Mein Begleiter meinte, er habe schon eine Fahrkarte, ich stellte mich an und bekam, als ich dran war, auch noch eine. Übrigens gilt die Zugbindung wohl nur für die Züge zum Brocken, nach Nordhausen wäre ich vermutlich am Vortag auch noch mitgekommen. Die verbleibende Zeit nutzte ich zum Frühstücken, E-Mails erledigen in der Wohnung und für Fotos am Schmalspurbahnhof. Die HSB haben extra eine Aussichtsplattform gebaut, von der man den Rangierbetrieb super beobachten kann, zum Beispiel das Drehen von 99 7239:

Mein Zug kam dagegen mit einer Diesellok an, wurde dann aber auf Dampf umgespannt.

199 861 kommt mit einem Zug aus Benneckenstein in Wernigerode an

Er war tatsächlich gut gefüllt, allerdings fand sich noch ein komplett freier Vierersitz. So konnte ich mit ausreichend Abstand verfolgen, wie der Zug langsam aus dem Tal hoch in den Harz schnaufte, begleitet von Ansagen an wichtigen Sehenswürdigkeiten („Hochschule Harz – die einzige deutsche Hochschule mit regelmäßigem Dampfzuganschluss“). In Drei Annen Hohne bestand Anschluss zum Brocken. Dass hier die meisten Fahrgäste umsteigen würden, war mir klar; dass es aber fast alle sein würden, überraschte mich dann doch. Nur mit einer Familie und einer Gruppe (natürlich ausschließlich männlicher) älterer Eisenbahnfreunde teilte ich den Wagen. So ging es über die Höhen des Harzes und durch den leider ziemlich in Mitleidenschaft gezogenen Wald weiter. Die berühmten Orte Sorge und Elend, die wir dabei durchquerten, heißen allerdings schon viel länger so. Dank des niedrigen Tempos zog sich die Fahrt doch etwas, und so war ich froh, als der Umsteigebahnhof Eisfelder Talmühle erreicht war, wo die Harzquer- mit der Selketalbahn zusammentrifft (die Anfangsbuchstaben der beiden Strecken zusammen mit der Brockenbahn ergeben übrigens wieder die Buchstaben HSB).

Dampfzug und Triebwagen an der Eisfelder Talmühle

Hier ging es vom langen Dampfzug in einen kleinen Triebwagen, der aber für die vorhandenen Fahrgäste völlig ausreichte. Im folgenden Abschnitt ab Ilfeld dienen die HSB gemeinsam mit der Nordhäuser Straßenbahn auch dem alltäglichen Nahverkehr. Letztere setzt dort Zweikrafttriebwagen (Combino Duo) ein, die auf diesem Abschnitt mit Diesel fahren („Nordhäuser Modell“). So füllte sich der Triebwagen noch etwas, bis wir dann die Endstation Nordhausen Bahnhofsplatz erreichten, die sich die Triebwagen ebenfalls mit der Straßenbahn teilen (und dafür auch nach der entsprechenden Betriebsordnung zugelassen sind). Der Schmalspur-Endbahnhof Nordhausen Nord daneben wird nur von Wagenzügen benutzt, einen Normalspurbahnhof gibt es auch noch.

Anschließend erkundete ich Nordhausen zu Fuß, wobei die Innenstadt etwa anderthalb Kilometer bergauf vom Bahnhof liegt. Die Durchbindung von der Harzquer- zur Straßenbahn hat also durchaus ihren Sinn.

Für die Rückfahrt wollte ich bereits in der Innenstadt in diese durchgebundene Bahn (Linie 10) einsteigen, verpasste sie aber knapp. Zum Glück hat sie zum Wechsel des Antriebs ein paar Minuten Aufenthalt am Bahnhofsplatz, so dass ich sie mit einer normalen Straßenbahn einholen konnte. So ging es nun also mit einer Straßenbahn, aber mit Dieselantrieb bis Ilfeld, wo ich in den bereits wohlbekannten Triebwagen umstieg.

Combino Duo der Nordhäuser Verkehrsbetriebe (rechts) und HSB-Dieseltriebwagen

Auf der Hinfahrt war ich auf die Idee gekommen, zurück über die Selketalbahn zu fahren. So hätte ich nicht nur ein wenig Abwechslung gehabt, sondern hätte auch alle HSB-Strecken befahren. Leider hatte ich da aber schon die Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt gekauft und wusste nicht, ob ich statt nach Wernigerode einfach so nach Quedlinburg fahren konnte. Also stieg ich an der Eisfelder Talmühle (die übrigens nach ihrem Erbauer Herrn Eißfeldt benannt ist) um. Laut Fahrplan in einen Triebwagen, in Wirklichkeit aber in einen laut Zub „Triebwagenersatzverkehr“ aus einem Wagenzug mit Diesellok. Bis auf ein Paar war ich der einzige Fahrgast im Wagen hinter der Lok, so dass ich prima verfolgen konnte, wie diese sich die Steigungen hochkämpfte und im Gefälle dann einfach rollen konnte. In Drei Annen Hohne hatten wir acht Minuten Aufenthalt, obwohl es keinen Anschluss und keine Kreuzung mehr gab. Währenddessen schaltete aber der Zub das Licht im Wagen ein, denn langsam wurde es draußen dunkel und kalt. Letzteres auch ein wenig im Wagen, da der nicht gerade super isoliert ist. So war ich froh, als wir um 20.30 Uhr wieder Wernigerode erreichten, wo ich schnurstracks mein Domizil ansteuerte, von wo ich noch an einer Videokonferenz mit Freunden teilnehmen wollte.

Und hier geht’s weiter

Harz I: Panne und Prärie

Da Ferien in Deutschland ja momentan sehr en vogue sind und ich außerdem Urlaub abzubauen hatte, setzte ich letzte Woche eine Idee um, die ich schon länger mal hatte: Ich fuhr in den Harz, genauer nach Wernigerode, wo ich eine moderne Ferienwohnung in einem alten Fachwerkhaus in Gehweite vom Bahnhof gemietet hatte. Dieser beherbergt bekanntlich nicht nur Normalspurgleise, sondern auch ein Ende des größten Schmalspurnetzes und gleichzeitig größten Dampfbetriebs Deutschlands.

Los ging es am Sonntagvormittag mit dem RE nach FF. Dort hatte ich eine halbe Stunde Zeit, die ich natürlich bei einem Cappuccino in der Lounge verbrachte. Weiter ging es mit dem ICE nach Hamburg, der angenehmerweise erst in Kassel wieder hält. Das tat er aufgrund einer technischen Störung am Zug leider etwas länger, mit dem Resultat, dass mein Anschlusszug in Göttingen gerade abgefahren war. Ein Blick in den Navigator zeigte, dass der nächste auf derselben Strecke erst wieder in zwei Stunden fahren würde, es aber dazwischen eine Verbindung über Hildesheim gab. Bis dahin hatte ich gerade noch Zeit, mir mein Handyticket für den Fahrgastrechte-Antrag ausdrucken zu lassen – es wird Zeit, dass der auch elektronisch eingereicht werden kann.

Wenigstens lief auf der Ersatzverbindung alles wie geplant: ICE bis Hildesheim, dort Pause beim Bäcker, weiter mit dem RE Hannover – Bad Harzburg. Früher hätte ich die Strecke bis Wernigerode durchfahren können, aber seit 2014 muss man in Goslar umsteigen. Im Januar 2003 hatte ich auf dieser Strecke meine erste Fahrt mit einem Neigezug gemacht. Der Bahnhof Salzgitter-Ringelheim wirkt nicht mehr so improvisiert, wie ich es damals fand, weil man ihm inzwischen neue Bahnsteige spendiert hat.

In Goslar hatte ich direkten Anschluss an den Abellio-RE nach Magdeburg, der in diesem Fall als Berlin-Harz-Express nach Berlin weiterfuhr (einmal täglich am Wochenende). So weit musste ich aber nicht, denn bald war Wernigerode erreicht, und ich lief die paar Meter zur Wohnung. Erfreulicherweise bekam ich für die gezahlte Kurtaxe ein Gutscheinheft, mit dem ich praktisch im gesamten Harz kostenlos Bus (leider nicht Bahn) fahren durfte und außerdem noch Rabatt in einigen Restaurants bekam. Das nutzte ich am ersten Abend natürlich gleich aus und aß indisch, nicht ohne vorher noch meinen sehr sehenswerten Ferienort erkundet zu haben.

Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg nach Quedlinburg. Meine erste Idee war, mit dem Bus zu fahren (kost ja nix), der unter der Woche stündlich fährt, aber es warteten schon etliche Leute, und man soll ja Abstand halten. Also enterte ich den kurz danach fahrenden RE Richtung Magdeburg. Teuer war die Fahrt damit auch nicht, dank des in Sachsen-Anhalt gültigen Hopper-Tickets für 5,60 Euro bis 50 km. Es ist eine von wenigen Fahrkarten, die auch einen Rabatt für Hin- und Rückfahrt hat und dann nur 9,10 kostet.

LINT von Abellio als RE Goslar – Magdeburg

Unterwegs fuhren wir durch Heudeber-Danstedt, wo der alte Streckenverlauf nach Vienenburg (– Goslar) abzweigte. Die dünn besiedelte Bördelandschaft erinnerte mich ein wenig an die kanadische Prärie. Vielleicht auch ein Werbemotiv für die aktuelle Kampagne der DB? „Sehnsucht nach Saskatchewan? Aber das ist Sachsen-Anhalt!“. In Halberstadt traf sich mein Zug, wie sich das im Integralen Taktfahrplan gehört, zur vollen Stunde mit Zügen aus allen Richtungen. Ich musste in einen anderen Abellio-LINT umsteigen, der mit mehreren anderen Zugteilen aus der Landeshauptstadt gekommen war und nach Kopfmachen nach Thale weiterfuhr. So weit wollte ich aber gar nicht, sondern stieg schon in der Stadt mit Q aus, die ich in den nächsten Stunden zu Fuß erkundete.

Ach, da sind also meine Textdokumente abgelegt

Nachdem ich draußen alles angesehen hatte, wagte ich mich noch in das Modelleisenbahnmuseum. Die Bahnen sind dabei schon sehr alt und teilweise selbstgebaut. Sehr interessant, auch wenn es nicht gerade mein Spezialgebiet ist:

Im Modelleisenbahnmuseum in Quedlinburg

Als ich zurückfahren wollte, erwischte ich mit Hilfe von Navigator und Google Maps gerade noch den Bus, der angenehm leer war. Er klapperte die Dörfer am nördlichen Harzrand ab, brauchte aber wegen des direkten Weges trotzdem nicht länger als der Zug. Zurück in Wernigerode nutzte ich wieder meinen Rabattgutschein, diesmal beim Griechen.

Fortsetzung folgt!