Im größten Dorf

Zwar wird München als Millionendorf bezeichnet, dem Namen nach dürfte jedoch Düsseldorf das größte Dorf Deutschlands sein. So mussten wir uns für den zweiten Teil unseres Urlaubs nicht allzu sehr umgewöhnen. Los ging es am Montag mit dem ICE ab Bremen bzw. Osnabrück, leider mit etwas zwanzigminütiger Verspätung, bei der es auch bis zu unserer umsteigefreien Ankunft blieb. Angesichts des Gepäcks und des Regens fuhren wir mit der U-Bahn zu unserem Hotel, dem sehr empfehlenswerten Carls am gleichnamigen Platz.

Statt einer Insel- gibt es in der Landeshauptstadt eine U-Bahn zu sehen. Auf der alten Strecke hat sie den durchaus vorhandenen Charme der 80er,

U-Bahnhof Steinstraße/Königsallee

auf der 2016 eröffneten Wehrhahnlinie hat man sich etwas mehr ausgetobt und jede Station von einem anderen Künstler gestalten lassen, wobei das Grunddesign dasselbe ist.

Videoinstallation im Bahnhof Benrather Straße
Bahnhof Graf-Adolf-Platz
Bahnhof Schadowstraße

Außer U-Bahnhöfen gab es natürlich noch den Rhein mit Landtag, Rheinturm und Medienhafen sowie jede Menge Japanisches zu sehen.

Auf der Rückfahrt am Donnerstag machte ich noch einen Umweg über Köln, um dort meine Freunde Anna und Hans zu treffen. Die Rückfahrt von dort wiederum war etwas beschwerlich, weil aufgrund des stürmischen Wetters bei Bonn Gegenstände die Oberleitung blockiert hatten. Immerhin konnte ich beim Warten einige interessante Fahrzeuge ablichten:

n-Wagen-Garnitur von TRI als Zusatz-RE nach Hamm
Europa-ICE
ICE mit Sonderlackierung zum 30. Jubiläum
111 „Loreley“
110 der Gesellschaft für Fahrzeugtechnik mit einem Zusatz-RE nach Hamm

Schließlich kam endlich ein ICE nach Osnabrück, in dem ich sogar noch bequem einen Sitzplatz fand. Noch während wir am Bahnsteig standen, fuhr gegenüber der EC ein, den ich eigentlich nehmen wollte. Wir verließen KK und erreichten HO aber noch vor ihm – knapp zwei Stunden später als ursprünglich geplant. Aus purer Faulheit und weil ich ein City-Ticket hatte, nahm ich den Bus nach Hause, auch wenn ich dabei noch mal umsteigen musste.

Reif für die Insel

Den ersten Teil unseres Jahresurlaubs verbrachten wir Ende März/Anfang April auf Wangerooge. Zu diesem Ziel hatte uns unter anderem inspiriert, dass die Insel autofrei ist und es dafür eine Inselbahn gibt. Vor die Fahrt damit hatten die Götter aber einige Mühen gesetzt: Wohlweislich brachen wir mit zwei Stunden Puffer in Bremen auf. Das war auch gut so, denn aufgrund krankheitsbedingten Personalmangels (Corona?) hatten die RE aus Norddeich außerplanmäßig „Negativwende“ in Bremen, was bedeutete, dass sie sich kräftige Verspätung zuzogen. Vor Hude sagten sowohl Computer als auch Zub-in an, dass wir jetzt Oldenburg erreichen würden. Erst der Tf korrigierte, allerdings so spät, dass möglicherweise schon einige Leute falsch ausgestiegen waren. Unser Anschluss-RE hielt aufgrund von Bauarbeiten nicht in Sande, so dass wir ab Varel für eine Station in einen SEV-Bus umsteigen mussten. Vor dem Bahnhof in Sande schlugen wir dann die zweite Pufferstunde tot, wofür es definitiv geeignetere Orte gibt. Immerhin klappte ab jetzt alles: Tidebus nach Harlesiel und Schiff nach Wangerooge Westanleger, wo die Inselbahn schon bereitstand.

In der Woche auf der Insel hätte das Wetter zwar besser sein können, immerhin war es aber gut genug, um als „Groupies“ der Inselbahn aufzulauern und ein paar schöne Bilder zu machen. Die Bahn fährt zwar nur als Zu- und Abbringer zur Fähre, es gibt aber auch Fahrkarten nur für die Bahn, die wir einmal nutzten und zurück liefen. Dabei ergab sich ein schöner Schnappschuss der Bahn, wie sie durch die sonst nicht zugänglichen Salzwiesen fuhr:

Die Inselbahn in den Salzwiesen von Wangerooge

Erwähnenswert ist noch, dass die Lok immer am westlichen Zugende steht. Wenn die Lok schiebt, steht auf dem ersten Wagen ein Rangierer und gibt dem Lokführer Anweisungen über Funk. Im Inselbahnhof herrscht ein reger Rangierbetrieb:

Rangierbetrieb im Inselbahnhof Wangerooge

Aufgrund der Autofreiheit findet auch einiges an Güterverkehr statt. Zum einen haben die Personenzüge Flachwagen, auf denen Gepäckcontainer transportiert werden, zum anderen gibt es auch reine Güterzüge mit Müllcontainern oder auch Lebensmitteln.

Ein Güterzug passiert das Flutschutztor am Inseldorf
Personenzug zum Westanleger, vorne die Wagen mit den Gepäckcontainern

Am Westanleger kuppelt bei Personenzügen die Lok mit den Containerwagen ab und fährt direkt bis ans Schiff vor, damit die Container verladen werden können.

Das passierte natürlich auch bei unserer Rückfahrt, die aufgrund zweier Ereignisse unter keinem guten Stern stand: Zum einen versandet der Hafen von Wangerooge, zum anderen war zwei Tage vorher eins der Fahrgastschiffe auf Grund gelaufen und stand nicht zur Verfügung. Unsere Fahrt fand zwar wie geplant statt, wurde wegen der Versandung aber um eine Viertelstunde verschoben. Da wir in Sande nicht viel Zeit hatten, sahen wir unseren Anschluss dort schon davon fahren. Aber im Gegensatz zur Hinfahrt klappte alles wie am Schnürchen: Wir erreichten den Anschluss (wieder ein SEV-Bus, da diesmal Wilhelmshaven–Varel sogar komplett gesperrt war) noch locker. Da ich direkt nach Hause fuhr, musste ich praktischerweise ab Varel nicht mehr umsteigen. Meine Freundin verließ den Zug in Oldenburg, erreichte Bremen aber auch wie geplant. Ich stieg schon in Osnabrück Altstadt aus, da ich von da den besseren Busanschluss nach Hause habe und nicht mit dem Koffer vom Hauptbahnhof laufen musste.

Noch mehr Bilder von der Inselbahn gibt es in meiner Fotosammlung unter „DB-Töchter Fernverkehr“ (da die Schifffahrt und Inselbahn Wangerooge trotz der eher kurzen Strecke zum Fernverkehr zählt).

Die Perlen des Jahres

… sind auch in den Pandemiezeiten die Feiertage am Jahresende. Und trotz Pandemie machte ich mich mal wieder auf den Weg, zunächst allerdings aus Infektionsschutzgründen mit dem Mietwagen nach Bad Schwartau. Dort verbrachte ich die Weihnachtsfeiertage und die Zeit zwischen den Jahren und machte mich dann wieder mit dem Zug auf den Weg.

Praktischerweise lagen meine Ziele auch noch (fast) wie eine Perlenkette hintereinander: Mein Ziel für Silvester war Hamburg-Harburg, wohin ich mit dem direkten ICE von AL fuhr, hauptsächlich um eins der bald ablaufenden Mytrain-Tickets loszuwerden, die ich im Frühjahr etwas zu großzügig gekauft hatte. Angenehmer Nebeneffekt war, dass der Zug angenehm leer war. Pünktlich war er leider nicht, da wir wegen einer Streckensperrung eine Weile in Ahrensburg standen, aber dafür war die Verspätung am Ziel mit etwa +15 noch annehmbar.

Am Neujahrstag ging es dann in Begleitung meiner Freudin ein Stück zurück zum Hamburger Hbf. In der Hoffnung, dass der weniger voll war als die S-Bahn, nahmen wir den IC, wo wir auch tatsächlich genügend Abstand hatten (die S-Bahnen sahen allerdings auch nicht voll aus). Von dort spazierten wir zum Dammtorbahnhof, um dort einige meiner Freunde zu treffen, die gemeinsam ins neue Jahr gefeiert hatten. Weiter ging es mit dem ICE nach Bremen, der schon deutlich besser gefüllt war, in dem wir aber zum Glück reserviert hatten und der auch völlig pünktlich war.

Am Morgen des 3. Januar setzte ich mich dann wieder alleine in den Zug. Meine neue Heimat erreichte ich, wieder mit Mytrain-Ticket, diesmal aber nicht auf dem direkten Weg, sondern über HH, wo ich noch Fotos von der neuen (Coradia der Transdev Hannover) und der alten (424 der DB) machen wollte, die derzeit beide im Einsatz sind. Leider schien zwar die Sonne, stand aber so tief, dass die Bilder nicht wirklich brauchbar wurden. Obendrein entpuppte sich das Einschließen des Gepäcks als aufwendiger und teurer als gedacht, da just ab diesem Tag die Schließfächer für über ein Jahr geschlossen wurden und vorerst nur noch die Gepäckaufbewahrung zur Verfügung steht. Als weiterer Stolperstein stellte sich heraus, dass in meinem Anschluss-IC kein pandemiekompatibler Sitzplatz (sprich, mit freiem Nebenplatz) mehr zu haben war, was sich zum Glück aber in Minden änderte. So genoss ich es insgesamt doch, auf dem Rückweg etwas von den ausgetretenen Pfaden abgewichen zu sein und hoffe auf viele weitere gute Fahrten im neuen Jahr, die ich euch auch wünsche!

Öfter Marl was Neuss Essen

Trotz der vierten Welle setzte ich mich heute mal wieder in den Zug, um einige Freunde zu treffen, mit denen ich vor Jahren den obigen Spruch mit den Namen unserer Heimatstädte ausgedacht hatte. Sehr früh ging es zum Bahnhof. Das Gehen nahm ich wörtlich, da zum einen gestern ein Bus, den meine Freundin und ich nehmen wollten, einfach mal nicht gehalten hatte, zum anderen, weil ich früh dran und das Wetter passabel war.

Die Hinfahrt verlief weiterhin problemlos: mit dem ICE (inklusive 3G-Kontrolle) bis EDG, wo ich zufällig in den umgeleiteten RE 10 umstieg, an dem ich in der vorherigen Arbeitswoche noch geplant hatte. Weiter mit dem NX-RE 7 bis Neuss, wo ich den Rest des Weges zur Gastgeberin mit dem Bus zurücklegte. Wegen des City-Tickets hatte ich extra einen Spar- statt einen Super-Sparpreis gekauft. Letztendlich hat sich das nicht gelohnt, aber so hatte ich das Rundum-sorglos-Paket mit Stornierungsmöglichkeit.

Zurück ging es nicht ganz so reibungslos: Nachdem eine Freundin mich mit dem Auto nach EDG genommen hatte, stellte ich fest, dass der IC wegen einer Weichenstörung in KKDT +20 haben sollte. Die Prämienfahrkarte, die ich außerdem für die Fahrt nehmen wollte, war auch nicht mehr verfügbar, also kaufte ich ein Flexticket. Nachdem aus den +20 +40 geworden waren, entschied ich mich spontan, nach EE vorzufahren und dort in die Lounge zu gehen. Dort stellte sich heraus, dass der IC inzwischen über 60 Minuten hinter dem Plan herfuhr und ich somit mit dem RE schneller war. Also den Cappuccino etwas schneller getrunken und in den RE gesetzt, der meine ebenfalls im Titel vorkommende Heimatstadt ohne Halt und wegen vorausfahrender Fernzüge verspätet durchfuhr. Die ICE-Überholung, die planmäßig für Hasbergen vorgesehen war, fand dementsprechend schon in Ostbevern statt. HO erreichten wir mit etwa +10, was immerhin den Vorteil hatte, dass der Anschluss an den Bus nach Hause wie angegossen passte und ich ihn wegen des wieder vorhandenen City-Tickets nicht extra bezahlen musste.

Wieder Lustiges Bahnfahren

Mittlerweile schränke ich meine Bahnfahrten coronabedingt wieder ein, aber letztes Wochenende ging ich noch mal auf Tour: Ziel waren die Weser- und Lammetalbahn (WLB) Bünde–Hildesheim–Bodenburg, die bis zum Fahrplanwechsel noch durch meinen neuen Arbeitgeber NordWestBahn gefahren und dann durch die DB-Tochter Start übernommen werden. Da nicht alle Züge in Bünde beginnen, war ein zusätzlicher Umstieg in Herford nötig. Dort enterte ich den RE der Eurobahn nach Nienburg, eine Strecke, die auch noch auf meiner Liste steht. Diesmal stieg ich aber in Löhne wie geplant in den NWB-Lint um, wie übrigens eine ganze Reihe weiterer Fahrgäste. Die Weserbahn hat wie so viele schon bessere Zeiten (mit einem heute weitgehend stillgelegten zweiten Gleis) gesehen und heute trotz Hauptbahnstatus eher den Charme einer Nebenstrecke. Die Gegend drumherum ist allerdings unter anderem durch den namensgebenden Fluss sehr sehenswert. In Hameln, wo die Strecke die Linie Hannover–Paderborn kreuzt, ziert natürlich ein Rattenfänger das Stellwerksgebäude. Hier füllte sich der Zug auch wieder ordentlich, wie auch in Elze, wo wir mit der Strecke nach Göttingen eine weitere Hauptbahn kreuzten.

In Hildesheim angekommen, musste ich für die Weiterfahrt ins Lammetal nicht mal aussteigen. Bis Groß Düngen folgten wir der Strecke nach Goslar, die ich letztes Jahr auf dem Weg in meinen Harz-Urlaub gefahren bin. Der Bahnhof hat die Besonderheit, dass nur die auf die Lammetalbahn abbiegenden Züge hier halten. Wer von Groß Düngen in Richtung Goslar will, muss zurück nach Hildesheim Ost fahren und dort umsteigen. Im Gegensatz zur Weserbahn ist die Lammetalbahn eine klassische Nebenbahn, die aber immerhin bis Bad Salzdetfurth („Schmidteinander“-Fans vielleicht noch als Heimat der Zuschauerin Gabi ein Begriff) noch Güterverkehr aufweist. Der Endpunkt Bodenburg, ehemals ein Knotenbahnhof, ist dagegen nur noch ein reiner Stichstrecken-Haltepunkt. Da es hier keine nennenswerte Möglichkeit zur Weiterreise gab, fuhr ich nach wenigen Minuten mit demselben Zug wieder zurück, diesmal aber nur bis Hildesheim. Dort konnte ich mir zwar noch die Altstadt im letzten Abendlicht angucken, die Weiterreise verlief aber nicht ganz so wie geplant: Die S 4 nach Hannover fiel aus, so dass ich letztendlich erst eine gute halbe Stunde später mit dem RE aus Bad Harzburg in die Landeshauptstadt fuhr. Weil ich keine Lust mehr auf Regionalverkehr und Warten hatte, wollte ich mit dem IC zurück in die neue Heimat. Der Navigator meinte zwar, dass in diesem die 2. Klasse ausgebucht sei. Trotzdem setzte ich mich – Fritten von den „Pommes-Freunden“ essenderweise – ans Gleis und siehe da, es waren noch jede Menge Plätze frei. Leider erlaubt einem die DB in solchen Fällen nur, einen Flexpreis „für den nächsten Zug“ zu kaufen (finde den Fehler), aber das funktionierte anstandslos, so dass ich letztendlich sogar früher als ursprünglich geplant wieder in HO eintrudelte.

Bremen-Fahrt mal anders

Am Wochenende variierte ich die zweiwöchentliche Fahrt nach Bremen etwas: Zum einen reiste ich von Bramsche aus, wo ich ein Seminar mit meinem neuen Team hatte, mit einem Zug meines neuen Arbeitgebers an (was mit +8 wegen Wartens auf den Gegenzug in Wildeshausen endete). Zum anderen hatten wir uns für Samstag vorgenommen, gemeinsam nach Hamburg zu fahren. Leider mussten wir morgens etwas umdisponieren, da so große Verspätungen angekündigt waren, dass meine Freundin es nicht mehr rechtzeitig zu dem Termin schaffen würde, der der Anlass für die Fahrt war. Da ich aber die Gelegenheit nutzen wollte und an der Alster ein Treffen mir meiner Cousine und ihrem Mann vereinbart hatte, fuhr ich ein paar Stunden später alleine. Das wollte ich eigentlich mit dem Metronom tun, aber ich erwischte gerade noch einen verspäteten IC. Der fuhr an diesem Tag nur bis Harburg, weil es irgendwo in Hamburg eine Streckensperrung wegen Kampfmittelsondierung gab. Wo genau, habe ich nicht herausgefunden, Regionalzüge und S-Bahn schienen jedenfalls ganz normal zu fahren. Letztere brachte mich dann auch zum Hbf, wobei anders als im IC an einen Sitzplatz nicht zu denken war.

Auf der Rückfahrt sah es besser aus: Ich erreichte gerade noch den Metronom, in dem zwar die Leute in den Türräumen standen, bei genauerem Hinsehen aber noch genug Sitzplätze verfügbar waren. Da der Metronom nur dreimal öfter hält als der IC und immerhin auch Tempo 160 fährt, verlief die Reise recht angenehm und ich erreichte pünktlich HB.

Zurück nach HO am Sonntag hatte ich drei Optionen: Flixtrain, IC und RE. Ersterer war pünktlich angekündigt, aber fast voll, der zweite sollte eine hohe Auslastung und immer mehr Verspätung haben. Also entschied ich mich für Letzteren, was auch goldrichtig war, denn er fuhr pünktlich und Sitzplätze gab es auch noch in ausreichender Anzahl. Letztendlich erreichten wir HO sogar noch vor dem IC, der laut Plan eigentlich seit 50 Minuten hätte weg sein sollen. Nur der Flixtrain schien uns unterwegs überholt zu haben, obwohl er dann doch Verspätung hatte.

Als Ausgleich für das Chaos am Wochenende fuhr ich heute mit dem IC von HO nach EMST und mit dem ICE zurück – beide Male pünktlich und mit Sitzplatz, und das sogar noch preiswerter als mit einer reinen Nahverkehrsfahrkarte (zwischen HO, HB und AH ist der IC(E) allerdings auch nur unwesentlich teurer).

Jan kann Bahn plan‘

Wie schon angedeutet, habe ich einen neuen Arbeitgeber: Seit dem 1. Oktober bin ich Betriebsplaner bei der NordWestBahn, die im Jahr 1999 eine der ersten privaten Eisenbahngesellschaften im Personenverkehr war und noch heute diverse Strecken in Niedersachsen, Bremen und NRW befährt. Zu meiner neuen Arbeit gehören alle Planungen, die „hinter dem Fahrplan“ stecken, also die Umsetzung des Fahrplans in Umlauf- und Schichtpläne für Fahrzeuge und Personal. Ein mindestens ebenso wichtiger Punkt ist die Planung von Schienenersatzverkehren, da es (fast) ständig irgendwo Bauarbeiten gibt, die den Bahnverkehr behindern. Dazu kommen dann noch kurzfristige Ereignisse, wie just in meiner ersten Arbeitswoche die Sperrung der Bahnstrecke Rheinhausen–Trompet (zwischen Duisburg und Moers) wegen der einsturzgefährdeten Cölve-Brücke.

Um Schienenersatzverkehre ging es auch bei einem Workshop, zu dem meine erste Dienstreise führte. Gemeinsam mit meinem neuen Chef sollte es mit dem RE 2 nach Essen gehen, wo der Workshop in Bahnhofsnähe stattfand. Das scheiterte daran, dass der RE ersatzlos ausfiel. Also buchten wir unsere Fahrkarten auf den nachfolgenden IC um, mit dem wir es noch halbwegs pünktlich nach Essen schafften.

Auf dem Rückweg schauten wir noch in der Betriebszentrale in Dorsten vorbei, fast in Sichtweite meines alten Elternhauses, und fuhren von dort mit der RB 45 (die ab dem Fahrplanwechsel in der RE 14 aufgeht) nach Coesfeld. Ab dort vertraute ich mich wieder der „roten“ Bahn an, was nicht nur aufgrund des sonnigen Wetters und der idyllischen Baumbergebahn ebenfalls eine sehr nette Fahrt war: Star im Zug war eine Katze, die ein weiblicher Fahrgast dabei hatte. Das letzte Stück nach Osnabrück (Reim nicht beabsichtigt) legte ich, wie schon die Hinfahrt, in einer Schweizer EC-Garnitur zurück und erreichte meine neue Heimat pünktlich um 19.21 Uhr.

Bauhaus, Sternenhimmel und Toastbrot

Der wohl einzige längere Auswärtsurlaub dieses Jahr führte mich Ende September nach Dessau, wo ich mit meiner Freundin in einer Ferienwohnung nicht weit vom Hauptbahnhof und dem Hauptgebäude des Bauhauses unterkam. Dessen Bauten besichtigten wir natürlich zumindest von außen und nutzten auch das nette Café. Die Hinfahrt verlief für mich völlig problemlos: IC 1 bis HH, dann IC 2 bis Köthen und weiter mit der RB. Der ICE meiner Freundin, die aus dem Rhein-Main-Gebiet anreiste, wurde dagegen wegen eines Oberleitungsschadens umgeleitet, so dass sie den Anschluss in Halle verpasste und eine Stunde später kam als geplant.

Den Urlaub verbrachten wir nicht nur in Dessau selbst, sondern unter anderem in der Oranienbaumer Heide, von wo wir mit der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn zurück fuhren. Diese nutzt leider nicht mehr die Doppelstock-Schienenbusse, die mir noch in meiner Sammlung fehlen, sondern LVT/S, die aber immerhin ansprechend beklebt sind:

LVT/S der Dessauer Verkehrs- und Eisenbahngesellschaft (DVE) In Dessau Hbf

Außerdem machten wir einen Ausflug nach Magdeburg, wohin meine Freundin das „BesserWeiter“-Abo-Upgrade nutzen konnte, das die Verkehrsbetriebe als Dank für die Treue ihrer Kunden in der Corona-Krise kostenlos anboten.

Zum Abschluss des Urlaubs ging es noch über Wittenberg nach Berlin, wo ich auch Kumpel Konny mal wieder besuchte. Gemeinsam fuhren wir an den Tegeler See, wo wir zufällig feststellten, dass ein autonomes Shuttle getestet wurde, das wir natürlich gleich mal ausprobierten. Natürlich war noch ein BVG-Mitarbeiter zur Überwachung des Probebetriebs an Bord, der auch tatsächlich ziemlich viel eingreifen musste, auch bei eigentlich normalen Vorgängen wie einem haltenden Auto vor uns.

Autonomes BVG-Shuttle in Berlin-Tegel

Von Tegel aus machte ich mich alleine auf den Weg, um eine Runde mit einem der neuen S-Bahn-Züge der BR 483/484 zu fahren, die gerade auf der kürzesten Linie S 47 getestet werden. Innerlich fielen sie mir durch ihre sehr geringe Lautstärke auf, äußerlich durch ihr sehr schlichtes Design, das mich an eine Packung Toastbrot erinnert. Da „Toaster“ aber schon der Spitzname der BR 480 ist, lautet der „offizielle“ der BR 483/484 „iPad“ oder „Tablet“.

Zug der Baureihe 483/484 in Berlin-Schöneweide

Vor der Rückfahrt besichtigten Konny und ich dann noch den frisch eröffneten U-Bahnhof Museumsinsel mit seinem Sternenhimmel, der an ein Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel angelehnt ist, der auch viele Bauten in Berlin entworfen hat.

Sternenhimmel-Gewölbe im U-Bahnhof Museumsinsel

Zurück ging es dann sowohl für meine Freundin als auch für mich jeweils ohne Umsteigen und auch ohne nennenswerte Verspätung, wobei sie in ihren ICE (der allerdings nur einmal täglich fährt) am weniger frequentierten Ostbahnhof einsteigen konnte, während ich für meinen (zweistündlichen) IC nur die Wahl zwischen Hbf und Spandau hatte. Von HO nach Hause wäre ich gerne angesichts von Koffer und Kälte mit dem Bus gefahren, da aber kein passender fuhr, war ich zu Fuß schneller.

Mit dem Fahrrad schneller

… als mit dem Zug war ich auf der Rückfahrt aus Aschaffenburg gestern, wo ich noch einige Dinge erledigt hatte. Die Hinfahrt dagegen war nahezu planmäßig gelaufen, sieht man einmal von der Verspätung ab, die durch den als Folge des Hochwassers nur eingleisig befahrbaren Abschnitt bei Solingen entstand. Dadurch verpasste ich in KK den Anschluss, nahm aber den nächsten Zug meiner früheren „Stammlinie“ 41 und traf so nur 20 Minuten später ein als gebucht. Dafür, dass nun wirklich höhere Gewalt am Werk war, mehr als akzeptabel.

Auf der Rückfahrt sollte ich mit der RB 75 bis Mainz fahren und dort dann in den IC umsteigen. Da ich mein Fahrrad in den Norden überführte, war es wichtig, dass ich es im Zug mitnehmen konnte. Das Rad dabei zu haben, erwies sich als Vor- und Nachteil zugleich, blieb die RB doch in Mainz-Gustavsburg für unbestimmte Zeit stehen. Die Begründung, dass ein liegengebliebener Güterzug die Ursache sei, konnte ich bestätigen, denn man sah ihn vom Bahnsteig aus noch. Kurioserweise stand daneben der Gegenzug nach Aschaffenburg, der nach einiger Zeit aber Richtung Mainz zurück fuhr. Auf unserem Gleis tat sich dagegen nichts, so dass ich mich auf den Drahtesel schwang und parallel zur Bahn, am Güterzug vorbei, über die Rheinbrücke nach Mainz radelte. Dort konnte ich problemlos auf den nächsten Zug mit Fahrradbeförderung umbuchen, der allerdings erst nach zwei Stunden fuhr. Die Zeit nutzte ich – wie könnte es auch anders sein – für eine Currywurst und ÖPNV-Fotos.

Mein neuer Anschlusszug war der EC 8 aus Zürich mit einer Schweizer Wagengarnitur. Dabei gibt es nicht wie bei der DB den einen Fahrradwagen, sondern jeder Wagen hat einige Stellplätze. Meiner war ganz am Schluss, wo zum Glück nicht nur die Fahrrad-, sondern auch die Sitzplätze kaum genutzt waren. Ausgerechnet zwei Schweizerinnen fragten die Zub-in nach dem gastronomischen Angebot und bekamen zur Antwort, dass die SBB es coronabedingt vorübergehend gestrichen hatten. Bei Sinzig überfuhren wir mit reduzierter Geschwindigkeit die beschädigte Ahrbrücke, die Straßenbrücke nebenan hatte es weitaus schlimmer getroffen. Solingen umfuhren wir diesmal über Düsseldorf, wobei es die zusätzliche Schwierigkeit gab, dass auf den Ferngleisen gerade gebaut wird und wir über die S-Bahn-Gleise fahren mussten. In Solingen und Hagen halten kurioserweise die Schweizer Züge aber auch planmäßig nicht. Meine neue Heimat erreichte ich letztendlich mit +35 gegenüber dem Plan des Zuges und mit +155 gegenüber meinem eigenen Plan, aber immerhin konnte ich ja jetzt schnell nach Hause kommen.

Ha(n)sestadt

Im Juni habe ich nach 15 Jahren Aschaffenburg den Wohnort gewechselt und wohne jetzt – je nach Definition – in einem der südlichsten Teile Norddeutschlands, in Osnabrück. Einen so imposanten Fluss wie den Main gibt es dort zwar nicht, aber immerhin die Hase, an der es sich auch ganz nett sitzen und spazieren gehen lässt.

Von meinem neuen Domizil aus machte ich mich am letzten Freitag auf den Weg zur Familie nach Lübeck. Für die Hinfahrt hatten wir (in Bremen stieg meine Freundin zu) uns eine Verbindung mit einem 8-Minuten-Umstieg in AH ausgesucht. Die Rollbahn-IC(E) sind zwar berüchtigt für ihre Verspätungsanfälligkeit, aber es kann ja auch mal gutgehen. Tat es in diesem Fall nicht, denn der IC hatte schon bei der Abfahrt in HO +15, so dass wir den Anschlusszug bei unserer Einfahrt gerade noch ausfahren sahen. Immerhin hatte uns die Zub-in schon einen alternativen Anschlusszug genannt, einen ICE, der interessanterweise nur zwischen AH und AL fuhr. Grund waren wohl die Bauarbeiten für die S-Bahn, wegen der auch der zweite stündliche RE erst ab Ahrensburg fuhr und daher für die Fahrt zwischen den Hansestädten unbrauchbar war. Der ICE fuhr immerhin durch, hatte allerdings einen längeren außerplanmäßigen Halt, so dass wir AL gerade mit Recht auf 25% Fahrpreiserstattung erreichten.

Für die Rückfahrt hatte ich mir vorgenommen, Bahn-Bonus-Punkte zu nutzen, da einige davon Ende Juni verfallen sollten. Den Zeitpunkt der genauen Rückfahrt wollten wir aber spontan entscheiden. Eine kontingentierte Bonus-Freifahrt gab es erst um 19.10 Uhr, so dass wir diesen Termin für die Rückfahrt wählten (und ich feststellte, dass die Buchung von Freifahrten für Mobilgeräte nicht wirklich optimiert ist). Diesmal klappte alles besser, allerdings hatten wir in AH auch fast eine Stunde Umstiegszeit. Der Anschluss-ICE 4 war aber pünktlich und angenehm leer, was man natürlich besonders in Coronazeiten zu schätzen weiß. Nachdem ich die Freundin in HB verabschiedete, hielt der Zug noch (diesmal planmäßig) in Diepholz und erreichte meine neue Heimat pünktlich um 22.35 Uhr, wo ich vom Bahnhof aus zum Glück laufen kann.