Immer verspätet?

Die Vorurteile, was die Pünktlichkeit der DB betrifft, sind sattsam bekannt – dass an ihnen etwas dran ist, auch. Aber wie sehen meine persönlichen Erfahrungen aus? Da ich nicht – wie ich es zeitweise bei meinen Fahrten zur Uni mal gemacht habe – bei jeder Fahrt Buch führe, habe ich mal alle Blogbeiträge ausgewertet, in denen ich meine Bahnfahrten (fast ausschließlich solche im Fernverkehr) schildere. Das ergibt seit Einrichtung dieses Blogs insgesamt 140 Fahrten, für die ich mehr oder weniger genaue Angaben zur Pünktlichkeit (immer bezogen auf das Fahrtziel) gemacht habe. Von diesen Fahrten habe ich mein Ziel bei 94 (also 67,1 %) pünktlich, also mit weniger als 5 Minuten Verspätung erreicht. Bei 33 Fahrten (23,6 %) hatte ich bis zu einer halben Stunde Verspätung, bei 9 Fahrten (6,4 %) zwischen 30 und 60 Minuten und bei vieren (2,9 %) mehr als eine Stunde. Aber auch auf der anderen Seite gab es Ausreißer, denn zu den pünktlichen Fahrten zählen immerhin sechs (4,3 % der Gesamtfahrten), bei denen ich das Fahrtziel deutlich früher erreicht habe als geplant, weil Umsteigezeiten sehr großzügig bemessen waren oder der Vorgänger des Anschlusszuges Verspätung hatte. Die Gründe für die Verspätungen sind ebenfalls vielfältig und sollen/können hier nicht alle aufgezählt werden. Natürlich gibt es auch noch einige wenige Fernfahrten, über die ich nicht gebloggt habe – das waren dann eher die reibungslos verlaufenen, was natürlich die Statistik verfälscht. Trotzdem kann man angesichts der Ergebnisse nur den Tipp geben, bei Fernreisen mit dem Zug immer mindestens eine halbe Stunde Puffer zwischen planmäßiger Ankunft und eventuellem Termin einzuplanen. Ein Trost mag sein, dass das beim Auto genau so ist – ich erinnere mich da an eine Fahrt von Frankfurt nach Hannover, auf der wir locker eine Stunde im Stau verbracht haben, und das abends gegen 22 Uhr. Trotzdem begrüße ich natürlich alle Versuche von DB und Politik, die Pünktlichkeit zu erhöhen.

9.1.1

Diesen Abschnitt der Beförderungsbedingungen habe ich am Wochenende zweimal anwenden müssen. Er besagt, dass bei ICE- und EC/IC-Fahrscheinen bei einer zu erwartenden Verspätung von mehr als 20 Minuten am Zielort Zug-, Produkt- und Streckenbindung aufgehoben sind. Es ging schon bei der Abfahrt in NAH am Freitag los: ICE 622 war mit +30 angekündigt. Hätte ich vor dem Aufbrechen noch mal in der DB-Auskunft nachgesehen, hätte ich mich weit weniger zu beeilen brauchen … Da ich nun schon mal da war, verbrachte ich die Zeit mit dem Kauf eines Fahrscheins für die nächste Fahrt und in der Bahnhofsbuchhandlung. Die Fahrt selber verlief dann ohne größere Schwierigkeiten, außer dass es bei +30 blieb und somit der vorgesehene Anschluss in KKDT natürlich platzte und ich im Zug sitzen blieb. In KD verzögerte sich die Abfahrt noch mal um ein paar Minuten, so dass der erhoffte Ersatzanschluss an den RE 2 in EE ebenfalls nicht klappte und ich bis zur Endstation Dortmund sitzen blieb. Dort fuhr etwa 10 Minuten später ICE 514 nach Hamburg-Altona, wohl der einzige ICE 3, der auf dieser Strecke eingesetzt wird. Der war gut gefüllt mit St.-Pauli-Fans, trotzdem fand ich aber noch einen Sitzplatz, auf dem ich prompt in eine Reisendenbefragung geriet. Wegen einer außerplanmäßigen Kreuzung in Amelsbüren wurden aus der planmäßigen Abfahrt in EDO +8 an meinem Zielbahnhof Münster, wo ich den eigentlich zur selben Minute abfahrenden Anschlussbus aber trotzdem noch bekam.

Die Rückfahrt begann ganz ähnlich wie die Hinfahrt: „Mein“ IC 2213 war mit +40 angekündigt. Diesmal gab es aber eine alternative Fahrtmöglichkeit: IC 2417 aus Flensburg, der früher für seine historischen Wagen bekannt war. Inzwischen besteht er allerdings nur noch aus ehemaligen Interregio-Wagen, wie ich bei der um etwa 5 Minuten verspäteten Einfahrt feststellte. Erstaunlicherweise war der Zug am nächsten Halt Gelsenkirchen wieder im Plan, und auch das Aufnehmen von Passagieren aus einem liegengebliebenen ICE in EE kostete wenig Zeit, führte aber bis EDG zu beengten Verhältnissen. Ich durfte also Hoffnung haben, dass mein eigentlicher Anschlusszug in Köln trotz -3 Minuten Übergangszeit warten würde, wie ich es auch schon einmal erlebt hatte. Kurz vor dem dortigen Hbf wurde diese jedoch zerstört, indem der Zub durchsagte, dass dieser leider nicht warten könne und die nächste Fahrtmöglichkeit in Richtung Mannheim und Basel in einer knappen Stunde bestehe. Auf der Hohenzollernbrücke kam uns der Zug dann auch tatsächlich entgegen. Was der Zub nicht angesagt hatte, war, dass die nächste Fahrtmöglichkeit in Richtung Frankfurt schon in einer halben Stunde bestand, allerdings von Deutz, wohin ich mich mit der nächsten S-Bahn begab. Auf der weiteren Fahrt gab es dann noch die Besonderheit, dass wir wegen eines Polizeieinsatzes in Frankfurt Flughafen statt am Fern- am Regionalbahnhof hielten, was uns etwa +5 einbrachte. In NAH angekommen, entschied ich mich diesmal fürs Laufen mit hinterhergezogener Reisetasche und erreichte meine Wohnung wiederum eine gute halbe Stunde später als geplant.

Das Ende ist nah

Natürlich nicht das Ende der Welt – das hat wohl auch vor dem gestrigen 21. Dezember kaum jemand ernsthaft geglaubt. Aber immerhin doch das Ende des Jahres, was mich traditionell dazu veranlasste, zu meinen Eltern nach Marl zu fahren. Während ich noch zu Hause die letzten Vorbereitungen traf, bekam ich eine E-Mail mit einem Verspätungsalarm: +10 hatte ICE 528 bereits kurz hinter MH. Da ich sowieso am Rechner saß, aktualisierte ich die Seite immer wieder und sah so, dass sich die Verspätung auf +25 aufschaukelte. Also nahm ich einen Bus später zum Bahnhof und harrte dort der Dinge, die da kamen. Laut Wagenstandsanzeiger sollten beide Zugteile bis EDO durchfahren, während vor dem Fahrplanwechsel eine Hälfte in KKDT geendet hatte. Der Zug traf dann tatsächlich mit etwa +30 ein, die tatsächlich während der Fahrt auch nicht mehr wurden, obwohl wir außerplanmäßig noch in FLIS und FMT hielten. Ursache für die Verspätung sollen übrigens verschiedene kleinere Störungen gewesen sein. Trotz Musikhörens bekam ich glücklicherweise mit, dass nach wie vor der ab FF hintere Zugteil, in dem ich saß, in KKDT endete. Also dort schnell umgestiegen, was zum Glück außer der Verspätung die einzige Komplikation blieb. In EE hätte ich den nächsten Anschluss nach ERE noch erreicht, wenn ich nicht ohnehin noch zum Stammtisch gegangen wäre. Auf dem Rückweg von dort dann wieder ein kleines Problem: Der RE 2 schlich so sehr, dass ich den Anschluss an den Nachtbus gerade noch erreichte. Preisfrage: Hätte mir jemand die Taxikosten erstattet, wenn ich keine Lust gehabt hätte, nachts um halb zwei eine Stunde am Recklinghäuser Hbf zu stehen? Ich hoffe, ich muss es nie ausprobieren. Die Fahrt nach Marl hat mich jedenfalls dank eines netten Fahrgastes, der mich auf sein Ticket mitnahm, nichts gekostet. Nun kann ich mich also entspannt auf Weihnachten freuen und wünsche euch, dass ihr dasselbe tut!

Erst hat man kein Glück, …

… und dann kommt auch noch Pech dazu. So jedenfalls ging es diversen Bahnfahrern am Wochenende, nicht zuletzt wegen des Winterwetters. Bei mir ging die Fahrt am Freitag zwar fast pünktlich um 17.36 Uhr in NAH los, allerdings verließen wir FF dann schon mit +15, die leider unterwegs noch mehr wurden. Unter anderem blieben wir mitten auf der KRM stehen mit der Begründung „vorausfahrender ICE“, was ich ausnahmsweise nicht besonders plausibel fand. Da mein Anschluss in KKDZ sich damit erledigt hatte, nahm ich mir vor, bis EE sitzen zu bleiben, um dort den RE 2 an mein Fahrtziel Münster abzupassen. Leider ging die Fahrt wegen einer Signalstörung zwischen KD und EDG recht langsam voran, so dass ich zwar diesmal den Wechsel auf die Ortsgleise mitbekam, mir aber auch diesen Anschluss abschminken konnte. In EDG fuhren wir allerdings parallel mit einem Zug aus SBB-Wagen ein. Ein Zugzielanzeiger war zwar nicht in Sichtweite, aber an den Wagen konnte ich das Fahrziel „Hamburg-Altona“ entziffern. Also Umstieg und Abfahrt, zunächst mit offener Tür, die sich erst nach einem beherzten Knopfdruck meinerseits schloss. Mein Sitznachbar teilte mir mit, dass der Zug schon in Mainz +30 hatte, was sich dann durch einen Lokschaden in Koblenz auf +50 erhöht hatte. Da fiel mir zum ersten Mal der titelgebende Spruch ein, den er erstaunlicherweise noch nicht kannte. Für mich war diese Situation allerdings eher Glück, da wir gleichzeitig mit dem erwähnten RE 2 EMST erreichten und ich somit „nur“ eine knappe halbe Stunde zu spät ankam und mich mit dem rappelvollen Nachtbus auf den Weg zu Ellis machte.

Wie schon im letzten Jahr ging es am Samstag dann weiter nach Bielefeld, diesmal aber nicht im Warendorfer, sondern in der RB 89/69. Die war ebenfalls rappelvoll, aber pünktlich. Bei meinen Gastgebern erfuhr ich unter anderem, dass die DB dieses Jahr diverse Wagen, die als Winterreserve hätten dienen können, verschrottet hat, obwohl auch auf der KRM der Einsatz von Wagenzügen mit Sandwichtraktion zulässig wäre.

Auf der Rückfahrt wäre dann der ein oder andere Reservezug nützlich gewesen: Aus Neugier und wegen des vorhandenen Sparpreis-Kontingentes hatte ich mir eine Verbindung über Altenbeken ausgesucht. Der „Leineweber“ dorthin traf auch fast pünktlich ein, leider ohne dass mir vorher im U-Bahnhof der → Vamos begegnet wäre. Sitzplätze gab es in gerade ausreichender Menge, und die Fahrt durch Ostwestfalen-Lippe verlief ohne Komplikationen, so dass wir gegen 15.46 Uhr das Stumpfgleis in Altenbeken erreichten. In diesem Ort gibt es außer dem Bahnhof nicht viel, der hat aber immerhin 7 Bahnsteiggleise, eine Gaststätte und sogar einen richtigen Warteraum. Mein Anschlusszug, einer der wenigen Fernzüge, die hier noch fahren, war mit +10 angekündigt, aus denen schließlich +20 wurden. Da die Leute bereits im Gang standen, tat ich es ihnen gleich, die Fahrt bis Kassel war ja zum Glück nicht lang. Dort kamen wir natürlich kurz nach der Abfahrtszeit meines Anschluss-ICE an. Die große Anzeigetafel wies ihn zwischen diversen verspäteten Zügen nicht aus, sollte er etwa pünktlich gewesen sein? Da ja nun die 20-Minuten-Regel griff, enterte ich einen ICE Richtung Würzburg, wo im redesignten letzten Wagen noch jede Menge Plätze frei waren. Der Zub klärte mich auf, dass mein eigentlicher Zug nicht etwa pünktlich, sondern ausgefallen sei und schrieb mir in feinstem Sütterlin meine Fahrkarte über Würzburg gültig.
Nach einer ruhigen, aber leider anscheinend zu langsamen Fahrt erreichten wir Punkt 18.55 Uhr NWH, nicht ohne dass die Zugchefin vorher durchgab, dass wir den ICE Richtung NAH, der planmäßig zur selben Minute abfuhr, noch erreichen würden. Leider wusste das örtliche Personal davon nichts, so dass außer mir auch eine Gruppe Frauen mit deutlichem Ascheberscher Akzent dem Zug hinterher winken durfte. Also ließ ich mich erst mal in der Dönerbude nieder. Leider entpuppte sich der verpasste Zug als der einzig pünktliche an diesem Abend, denn sowohl der nächste ICE als auch der RE in die gleiche Richtung waren mit +25 angekündigt. Beim ICE wurden nach kurzer Zeit allerdings +70 daraus, so dass ich gerade noch rechtzeitig den RE enterte und NAH schließlich statt um 18.47 Uhr gegen 21.05 erreichte. Dass mir für den Nachhauseweg nur noch ein Taxi blieb, war mir dann egal. Ein Fahrgastrechte-Antrag an die DB ist unterwegs (Nachtrag: Etwas mehr als eine Woche später waren 50% des Fahrpreises zurück auf dem Konto) und die Hoffnung, dass es sich um ein einmaliges Erlebnis handelte, noch vorhanden.

Had ik dat maar geweten …

Hätte ich das eine oder andere an diesem Wochenende vorher gewusst, hätte ich sicher das eine oder andere anders gemacht: Es stand mal wieder eine Reise nach Utrecht an. Erreichen sollte ich die Stadt wieder mit dem aus Basel kommenden ICE, in den ich diesmal laut Fahrkarte in Duisburg einsteigen sollte. Da es allerdings dort keine Lounge gibt, verlegte ich den Umstieg nach Düsseldorf, wo ich leicht verspätet mit dem ICE aus NAH eintraf. Da der planmäßige Aufenthalt etwas mehr als eine Stunde betragen sollte, ging ich erst einmal auf den Bahnhofsvorplatz, wo ich zwischen diversen Schalke- und Fortuna-Fans Fotos für meine Sammlung machte. Zurück im Bahnhof war ICE 104 mit +45 angekündigt. Also erst mal in die Lounge, die leider keinen Abfahrtsmonitor hatte. Stattdessen informierte mich die dortige Mitarbeiterin auf meine Anfrage regelmäßig über die aktuelle Verspätung, die leider zu- statt abnahm. Nachdem fast alle Zeitungen durchgelesen waren, fuhr kurz vor Schließung der Lounge der Zug mit +81 ein. Mit einer Übergangszeit von 23 Minuten stand damit auch der Anschluss an den stündlich verkehrenden Bus in Utrecht auf der Kippe. Nach den Halten in Duisburg und Oberhausen hoffte ich, dass es vielleicht doch noch klappen könnte, aber mehrere Minuten Standzeit vor einem gestörten kurz vor Emmerich zerstörten diese Hoffnung. Nun, man kann auch das positiv sehen, denn so hatte ich nach der Ankunft in XNU mit ziemlich genau +90 noch Zeit, ausgiebig zu essen und mir eine OV-Chipkaart zu kaufen – letzteres weniger aus wirklicher Notwendigkeit als aus Neugier. Die Karte verwendete ich dann, um mit dem letzten Bus nach Martensdijk zu fahren, wo mein Gastgeber schon gar nicht mehr mit meinem Kommen gerechnet hatte.
Am nächsten Tag brauchte ich die Chipkarte nicht, da mein Gastgeber mich mit dem Auto nach Soesterberg fuhr, was mir zweimal Umsteigen ersparte. Die heutige Rückfahrt trat ich dann anders als letztes Jahr mit dem Bus nach Amersfoort an. Dort stieg ich in einen Koploper nach Utrecht, wo ich dann ein wenig mehr Zeit zum Umsteigen hatte als mit dem direkten Bus. Diese nutzte ich für den Einkauf einiger niederländischer Leckereien und einige Zugfotos. Der ICE fuhr dann fast pünktlich ein, und ich setzte mich auf meinen reservierten Platz – wie schon auf der Hinfahrt eher ein Wand- als ein Fensterplatz, aber in der Nähe war diesmal auch kein Fensterplatz frei.
Die weitere Fahrt verlief ohne Schwierigkeiten, Oberhausen erreichten wir sogar mit -4. Diesmal sollte der Umstieg planmäßig in Düsseldorf erfolgen, ich stieg aber schon in Duisburg aus, um meine Lieblingscurrywurstbude zu frequentieren. Ein Blick auf die Abfahrtstafel ergab, dass mein Anschluss-ICE dort gar nicht verzeichnet war – ich ging davon aus, dass er erst ab Düsseldorf verkehrt und überbrückte das Stück dorthin mit dem Eurobahn-RE 3. In KD angekommen, erreichte ich den Zug gerade noch rechtzeitig und stellte verblüfft fest, dass er sehr wohl in Duisburg gehalten hatte: Es handelt sich um den „Kreisverkehrs-ICE“, der von München kommend über Kassel und Paderborn ins Ruhrgebiet fährt. In Düsseldorf wechselt er die Zugnummer und fährt dann sofort über Frankfurt zurück nach MH. Zumindest den Umstieg hätte ich mir also sparen können … Mein reservierter Platz war wiederum an der Wand, diesmal ließ sich zum Glück aber leicht ein anderer finden. NAH erreichte ich schließlich mit +5 wegen eines vorausfahrenden Zuges zwischen FF und FH.

… und es wird noch heißer

Zum zweiten Mal in diesem Jahr machte ich mich am Freitag auf den Weg nach Lübeck. Für die Hinfahrt hatte ich die gleiche Verbindung gebucht wie im Februar, diesmal allerdings in der zweiten Klasse und kostenpflichtig – wegen der Ferienzeit und späten Buchung kosteten Hin- und Rückfahrt stolze 133,50 Euro.
Am Freitag war ich zum Glück nicht nur schon 20 Minuten vor Zugabfahrt am Bahnhof, sondern schaute auch rechtzeitig auf die Anzeigetafel, um festzustellen, dass der ICE Richtung Würzburg mit +50 angekündigt war, was meinen Anschluss dort zerhauen hätte. Am Automaten suchte ich mir eine Alternativverbindung mit ICE-Sprinter über FF heraus, der Mitarbeiter an der Information hatte aber die bessere Idee, einfach den RE zu nehmen. Dieser fuhr ein paar Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des ICE und war etwa 20 Minuten nach ihm in Würzburg, so dass planmäßig 6 Minuten zum Umsteigen blieben. Mit einer Aufhebung der Zugbindung bewaffnet, stieg ich also in den leicht verspäteten RE. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse, nur die Verspätung blieb erhalten, da dieser RE zugunsten eines Halts in Wernfeld keine Standzeit in Gemünden hatte. Wir erreichten NWH also in dem Augenblick, in dem der ICE abfahren sollte. Zum Glück wartete er, so dass meine Transportkette nach Lübeck gerettet war. Im Zug angekommen, freute ich mich, dass ein Wagen komplett leer war. Eine Zub-in machte mich aber darauf aufmerksam, dass die Klimaanlage ausgefallen war und daher ab „Sommerstufe 1“ niemand dort sitzen durfte. Also suchte ich weiter und fand schließlich einen Platz am Gang.
Angenehm temperiert ging also die Reise weiter. In Fulda kamen wir zwar pünktlich an, zogen uns aber wiederum ein paar Minuten Verspätung durch Warten auf einen Anschlusszug und eine Überholung ein. Das veranlasste einen Fahrgast dazu, bereits in der Minute der planmäßigen Abfahrt den Zub leicht gereizt nach seinen Anschlüssen zu fragen. Letzterer konnte ihn aber mit dem Versprechen beruhigen, dass er diese noch erreichen würde.
Dieses Versprechen konnte der Zug halten, denn er fuhr die leichte Verspätung wieder heraus und erreichte alle Umsteigebahnhöfe pünktlich. Auch in AH musste ich daher, anders als beim letzten Mal, nicht um meinen Anschluss fürchten, sondern konnte sogar noch in die Lounge gehen, die allerdings gerade dabei war zu schließen. Die Weiterfahrt nach AL verlief ebenfalls ohne Probleme.

Der Samstag brachte dann einen Ausflug nach Hamburg mit dem nur am Wochenende verkehrenden „Holsteinische-Schweiz-Express“ Puttgarden/Kiel–Hamburg. Einer der beiden Zugteile übertrug seine Verspätung auf den Gesamtzug, und ein paar weitere Minuten zogen wir uns durch den Umweg über die Hamburger Güterumgehungsbahn wegen Bauarbeiten zu. Ankunft in AH also mit +10, was uns nicht weiter störte, da wir nur in die U3 umsteigen mussten, um uns den „König der Löwen“ und anschließend die „Cruise Days“ anzuschauen. Auf der Rückfahrt entpuppte sich der Bf Landungsbrücken als völlig überfüllt, weshalb wir mit dem Schnellbus zum Hbf fuhren und dort noch den RE um 23.23 Uhr erreichten, der unterwegs wiederum durch die Bauarbeiten etwa 10 min verlor. Für diejenigen, die umsteigen mussten, warteten allerdings die Anschlusszüge, und wir machten uns wie immer zu Fuß auf den Weg zur Wohnung meiner Schwester.

Die Rückfahrt am Sonntag führte logischerweise wieder über Hamburg. Die Temperaturanzeige, die bei meinem letzten Besuch noch deutlich im Minus war, stand jetzt in der prallen Sonne und zeigte daher stolze 46 Grad an – wohl etwa 10 bis 15 zu viel, aber immerhin. Zum Glück war der RE gut klimatisiert, und auch in der Lounge war der Aufenthalt dank offenem Fenster und kühlem Getränk sehr angenehm. Für die Weiterfahrt hatte ich mich aus Kostengründen für den IC Westerland–Frankfurt entschieden, der fast pünktlich abfuhr – im Gegensatz zu dem nach Stuttgart auf dem Nachbargleis, der schon seit 40 Minuten überfällig war. Einen Sitzplatz fand ich nach kurzem Suchen auch, und so war die Reise recht angenehm. Dass an den Unterwegsbahnhöfen immer wieder Züge mit großer Verspätung oder unklimatisierten Wagen angekündigt wurden, fiel mir allerdings dann doch auf. Unser Zug erreichte FF zwar auch mit einem gesperrten Wagen, aber 2 min vor Plan.
Was jetzt passierte, fällt wieder unter die Kategorie „Glück im Unglück“: Mein Anschluss-IC war mit +45 angekündigt (die einzige Linie, bei der ich eine Verspätung wirklich immer einkalkuliere). Aber auch der vorhergehende ICE, der eigentlich schon seit 5 min weg gewesen sein müsste, stand noch am Bahnsteig. Die Zugbindung konnte ich also ganz offiziell ignorieren und fand sogar noch einen Sitzplatz. Fazit: Ein sehr schönes Wochenende gehabt, NAH mit -15 gegenüber dem ursprünglichen Plan erreicht und noch beim Thai-Imbiss von Hitze und Schärfe den Schweiß auf die Stirn treiben lassen.

Typisch deutsch – typisch belgisch?

Am Samstag war es soweit: ich ging auf die lange geplante Fahrt nach Brügge. Bis Köln ist nichts Bloggenswertes passiert, interessant wurde es erst, als von dort der Thalys endlich losfuhr (nachdem das Einsteigen aller Fahrgäste immerhin etwa zehn Minuten gedauert hatte).
Gleich nach der Abfahrt kam die viersprachige Durchsage, dass man seinen Fahrschein doch bitte immer im Zug mit sich tragen sollte. Diese Regelung mag für Fahrgäste un- und für die Bahngesellschaft praktisch sein (und ich muss gestehen, dass ich mich selten daran halte). Ein Fahrgast neben mir kommentierte es jedoch mit „Typisch deutsch“ – für einen Zug, der zu 62% in französischer und zu 28% in belgischer Hand ist, eine bemerkenswerte Äußerung.

Auf der Strecke Köln–Brüssel hatte sich seit meiner letzten Fahrt im Jahr 2001 eine Menge geändert: Der neue Aachener Buschtunnel ist fertig und die Bahnhöfe Lüttich-Guillemins und Löwen sind komplett neu gebaut, vor allem aber ist die NBS/ABS Lüttich–Brüssel inzwischen in Betrieb. Bis Löwen verläuft sie komplett auf eigener Trasse, dahinter ist die vorhandene Strecke viergleisig ausgebaut, wobei der Fernverkehr interessanterweise auf den inneren Gleisen fährt.

In Brüssel angekommen, bekam ich dann den Beweis dafür, dass auch Verspätungen mit schlechter Informationspolitik nicht „typisch deutsch“ sind: Der Zug nach Ostende war mit +15 angekündigt. Nach insgesamt einer halben Stunde Warten und Ansagen auf französisch und flämisch mit französischem Akzent, die ich leider kaum verstanden habe, kam schließlich ein Zug nach Knokke, der auch über Brügge fuhr. Mein „eigentlicher“ Zug hatte, wie ich dann an der Bahnsteiganzeige in Gent sehen konnte, inzwischen 42 min Verspätung.

Am nächsten Tag war ich dann schon wieder in Brüssel, diesmal als Ausflug von Brügge aus. Auf dem Weg zum Atomium wollte ich eine U-Bahn fotografieren und wurde sofort von einem Sicherheitsmann angesprochen und darauf hingewiesen, dass das nur mit Genehmigung erlaubt sei. Die Begründung war nicht etwa, dass der Blitz den Fahrer irritieren könnte (das hätte ich noch eingesehen), sondern, dass es sich schließlich um Privatgelände handele. Belgische Verkehrsbetriebe scheinen aber sowieso etwas eigen zu sein, denn bis auf die wallonische TEC haben alle eine Klausel, dass Links auf ihre Seiten nur nach Genehmigung erlaubt sind. Ob das eine gute Werbung und rechtlich haltbar ist, sei dahingestellt, jedenfalls gibt es so eben von meiner Website aus keinen Link.

Die weitere Reise konnte ich dann aber ohne Komplikationen genießen. Auf der Rückfahrt aus Brügge fiel mir auf, dass die alte Strecke Lüttich–Aachen, die Thalys und ICE benutzen, an zwei Stellen die Neubaustrecke kreuzt und letztere schon komplett ausgestattet aussah. Nach meinen Recherchen ist das kein Wunder: die Strecke ist seit Dezember 2007 fertig und wird nur deswegen nicht benutzt, weil weder ICE noch Thalys das erforderliche ETCS haben.

Das meiste ist also absolut glatt gegangen, aber es gibt vieles, was im europäischen Eisenbahnbau und -betrieb noch im Argen liegt. Nur merkt man bei einer Fahrt über die Grenze ziemlich schnell, dass davon herzlich wenig „typisch deutsch“ oder „typisch belgisch“ ist …

Betriebsleitstelle der DB Fernverkehr

Zum zweiten Mal in diesem Jahr war ich gestern bei einer Veranstaltung der DVWG (inzwischen überlege ich, Mitglied zu werden). Diesmal haben wir die Betriebsleitstelle von DB Fernverkehr am Galluspark in Frankfurt besichtigt. Natürlich wäre ich am liebsten gleich in die Leitstelle hineinspaziert, aber erst mal gab es einen Vortrag, damit wir überhaupt verstehen konnten, was wir sehen würden.

Zunächst mal gibt es nicht nur eine Leitstelle, sondern mehrere, die horizontal und vertikal organisiert sind: Es gibt Leitstellen von DB Netz, Regio, Fernverkehr und Railion, die jeweils für ihren eigenen Bereich entscheiden können. Alle Bereiche haben regionale Leitstellen, die für die jeweilige Region entscheiden können, und eine bundesweite, die überregional entscheidet. Beim Fernverkehr betrifft das z.B. die Entscheidung, ob ein Zug länger als fünf Minuten auf einen Anschluss warten soll; unter 5 min können die Regionen entscheiden.

Die zentralen Leitstellen von DB Netz, Fernverkehr und Railion befinden sich alle im selben Großraumbüro in Frankfurt. Das führt zu der paradoxen Situation, dass zwar oft der „kurze Dienstweg“ zwischen Netz und den EVU für Synergieeffekte sorgt, andererseits bestimmte Infos vom Netz nicht an die EVU weitergegeben werden dürfen (z.B., wer der Verursacher einer Störung ist).

Die Möglichkeiten der Fernverkehrsleitstelle sind vielfältig: Bei Störungen kann z.B. einer der Ersatzzüge gefahren werden, die an neun zentralen Stellen im Netz stationiert sind. Interessanterweise gehören Hamburg und München nicht dazu, weil dort durch die ICE-Bw immer genug Ersatzzüge zur Verfügung stehen sollten. Möglich ist auch, den Laufweg der Züge zu verlängern, wenn es z.B. keinen fahrplanmäßigen Anschluss mehr gibt. Auch zusätzliche Halte, das Abwarten von Anschlüssen etc. sind möglich, wobei die meisten dieser Regelungen bei DB Netz beantragt werden müssen. Auch für einen Ersatzzug muss natürlich eine eigene Fahrplantrasse bestellt und bezahlt werden. Für diese Kosten kommt übrigens unabhängig vom Verursacher der Störung immer DB Fernverkehr auf.

Danach ging es dann endlich in die eigentliche Leitstelle. Dort sitzen Disponenten mit verschiedenen Zuständigkeitsbereichen (z.B. Bordtechnik nach Baureihen, Zugbetrieb nach Regionen) an Fünffach-Monitoren, an denen sie nahezu alle Daten aus dem Betrieb abrufen können: die genaue Soll- und Ist-Vorbeifahrt bei allen Betriebsstellen, die Anschlüsse auf dem weiteren Laufweg, die Anzahl der umsteigenden Fahrgäste mit Zugbindung, Störungsmeldungen aller Art vom Zugpersonal etc. Trotz des Vortrages fühlten wir uns erst mal ziemlich erschlagen von der Menge an Daten und der Routine der Disponenten, die uns aber sehr freundlich und geduldig alles erklärten. Da es auf der Strecke Hanau–Fulda gerade eine Streckensperrung gab, haben wir eine Menge Störungsmanagement zu sehen bekommen. Und auch die fünf Fahrgäste aus Prag, deren Anschluss nach Kiew in Berlin gefährdet war, haben die Disponenten beschäftigt – man will natürlich die Züge nicht zu lange warten lassen, aber auch eine Hotelübernachtung nach Möglichkeit vermeiden.

Alles in allem ein sehr interessanter Blick hinter die Kulissen. Und auf dem Rückweg habe ich dann gleich die Auswirkungen der Leitstellenarbeit erlebt, als der RE nach Gemünden ab Großkrotzenburg auf dem Gegengleis fuhr, um sich „fliegend“ vom verspäteten IC überholen zu lassen.