Ein Feiertag am Freitag – die ideale Gelegenheit, um mal wieder eine etwas längere Zugfahrt zu machen. Diesmal hatte ich mir Kroatien ausgeguckt, genauer die Gegend um Rijeka, wohin es von München aus eine Nachtzugverbindung gibt. Zurück war dann – nicht nur aus verbindungstechnischen Gründen – ein Zwischenstopp in Ljubljana geplant. Die Buchung lief relativ problemlos abgesehen von der Tatsache, dass es die Fahrscheine für den Nachtzug nicht online gibt. Daher ließ ich mir mal wieder von der → Fahrkartenagentur Lennestadt helfen. Da bei dieser Buchungsmethode die DB meine E-Mail-Adresse nicht erfährt, checkte ich kurz vor der Reise noch mal die Verbindungen und siehe da: Der ICE, mit dem ich von München nach NAH zurück fahren sollte, verkehrte an diesem Tag wegen Bauarbeiten nicht, so dass ich mindestens eine Stunde später ankommen würde.
Los ging es am Donnerstagabend mit dem ICE nach München, der mal wieder 10 Minuten verspätet sein sollte. Diesmal war der Grund eine Störung durch Vandalismus auf der KRM. Den Zug eine Stunde vorher hatte es so schlimm getroffen, dass ich ihn noch abfahren sah, wegen der Zugbindung verzichtete ich mutig aufs Einsteigen. Mein Zug kam dann natürlich mit +20 und holte unterwegs immerhin so viel auf, dass der Anschluss nicht gefährdet war und ich sogar noch kurz am Automaten ein Betthupferl holen konnte. Die Abfahrtszeit war dieselbe wie die nach Budapest, weil die Züge bis Salzburg vereinigt laufen. Diesmal hieß es allerdings vorlaufen bis zur Bahnsteigspitze, wo sich ein Schlaf- und ein Liegewagen nach Rijeka fanden. In letzterem hatte ich eine Liege gebucht – in Sechser-Belegung, was ich zwar prinzipiell nicht so mag, aber es war nun mal das Preiswerteste, und zumindest bei der Abfahrt gab es auch nur einen weiteren Mitreisenden:
Der Zug fuhr pünktlich ab, und da ich ziemlich müde war, machte ich mich bald schlaffertig, wozu die Toilette erst vom Schaffner aufgeschlossen werden musste. Natürlich schlief ich im Zug nicht so gut wie zu Hause, unter anderem wachte ich davon auf, dass in Salzburg noch drei Fahrgäste in unser Abteil kamen, womit es dann fast komplett besetzt war.
Endgültig wach wurde ich erst, als ich im Gang einen deutschen Fahrgast sagen hörte: „Wir sind noch in Slowenien und haben eine halbe Stunde Verspätung.“ Kurz darauf kam auch schon der slowenische Grenzpolizist vorbei, dem ich von der Liege aus meinen Personalausweis reichte – Kroatien ist zwar in der EU, aber nicht im Schengenraum. Sein kroatisches Pendant folgte dann nach der Fahrt über die Grenze. Die halbe Stunde Verspätung war noch untertrieben, aber so konnte ich aus dem Zugfenster noch die herrliche Landschaft genießen:
Mit +48 (so jedenfalls die Anzeigetafel) trudelten wir schließich in Rijeka ein. Vom Zug, der um ein paar slowenische Wagen reicher geworden war, wurde die Lok abgekuppelt:
Mein Plan war nun, weiter in den Küstenort Rovinj zu besuchen. Die nicht allzu häufigen Busverbindungen dorthin hatte ich mir vorher ausgedruckt (gute Hilfe: → Buscroatia). Und der Bus, den ich mir ausgeguckt hatte, sollte eigentlich gerade weg sein. Zum Glück war der Busbahnhof nicht weit entfernt, und zu meiner Überraschung hatte der Bus ebenfalls Verspätung und war gerade im Begriff, abzufahren. Ich stieg ein und sofort ging es los. Der Bus nahm die Schnellstraße, die unter anderem durch einen 5 km langen Tunnel führte. Unterwegs kam der Busbegleiter vorbei und kassierte den Fahrpreis von 130 Kuna (ca. 17 Euro). Ohne weitere Schwierigkeiten erreichten wir Rovinj, das wirklich wunderschön ist, vor allem bei dem an dem Tag herrschenden Wetter:
Von Rovinj ging es dann weiter nach Pula, wohin das Busangebot deutlich dichter ist. Nachdem ich mich auch dort eine Weile umgesehen hatte, fuhr ich wieder zurück nach Rijeka, diesmal mit einem Bus eines Unternehmens aus dem nordkroatischen Varaždin, wohin der Bus auch weiter fuhr. Abends schaute ich mir dann noch ein wenig Rijeka an, aß herrliche und preiswerte Ćevapčići und eine Riesenportion Eis für umgerechnet 2 Euro.
Am nächsten Tag sollte es dann weiter nach Ljubljana gehen. Das Zugangebot in Rijeka ist nicht nur in Richtung Slowenien sehr dünn: auch in Richtung Zagreb führt die Strecke eingleisig über einen Bahnübergang einer Hauptstraße. Den Bahnhof konnte ich vom Hostel zu Fuß erreichen, und mein Zug aus kroatischer Lok und slowenischen Wagen stand schon auf einem Stumpfgleis bereit:
Der Zug war vollgepackt mit Touristen, ich fand letztendlich einen Platz in einem Abteil mit einer Familie mit zwei Kindern und einer Mutter mit Kleinkind, die praktischerweise alle Deutsch sprachen. Die Abfahrt des Zuges verzögerte sich um 20 Minuten, ohne dass es darüber irgendeine Ansage (in welcher Sprache auch immer) gab. Als es letztendlich los ging, verlief die Reise aber ohne weitere Komplikationen. Am Grenzbahnhof Šapjane wurde die Lok gewechselt, da Slowenien ein anderes Stromsystem hat als Kroatien (bis 2012 war allerdings die ganze Strecke bis Rijeka mit Gleichstrom elektrifiziert). Auch die Ausreisekontrolle fand hier statt, während die slowenische Einreisekontrolle dann am slowenischen Grenzbahnhof Illirska Bistrica folgte. Die weitere Fahrt bis Ljubljana, das wir immer noch mit +20 erreichten, verbrachte ich vorwiegend schlafend. In der slowenischen Hauptstadt angekommen, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Hostel, da der Zug zum nahegelegenen Hp Ljubljana Tivoli nun weg war. Vorher fotografierte ich aber noch einige Nahverkehrstriebwagen, die leider allesamt mit Graffiti „verziert“ waren:
Am nächsten Morgen sollte es dann um 9.22 Uhr zurück in die Heimat gehen. Für die Fahrt zum Bahnhof hatte ich mich diesmal spontan für den Bus entschieden, dessen Fahrer mir mitteilte, dass er kein Bargeld akzeptiere, mich aber trotzdem mitnahm. So erreichte ich auch den Zug noch, der pünktlich aus Zagreb eintraf. Da der Andrang auf die nach Deutschland weiterlaufenden ÖBB-Kurswagen groß war und ich nicht reserviert hatte, enterte ich einen slowenischen Wagen, der bis Villach lief, wiederum mit einer großen und einer kleinen Familie als Abteilgenossen. Nach dem Genuss des schönen Savetals und des Alpenpanoramas:
schlief ich kurz vor Villach noch ein, bis dann der ÖBB-Schaffner uns zum Aussteigen aufforderte.
Anschließend fand ein spannendes Rangiermanöver statt: Unser Zug fuhr samt Lok, aber ohne die kroatischen und slowenischen Wagen auf das Nachbargleis am selben Bahnsteig, wo schon der Zug aus Klagenfurt bereit stand. Beide Züge machten sich dann als ein Zug auf den Weg nach Frankfurt. Auch der Klagenfurter Teil war relativ voll, ich fand aber noch ein Platz wiederum in einem Abteil.
Die weitere Fahrt verlief völlig ruhig, wieder mit schönen Alpenpanoramen und ein bisschen Schlaf. Ab Prien war mein Platz reserviert, ich lief durch den ganzen Zug, der aber nach vorne hin immer voller wurde, und landete letztendlich doch im Nachbarabteil. Wegen der Bauarbeiten hinter München hatte ich überlegt, sitzen zu bleiben und die Geislinger Steige mal wieder zu fahren. Angesichts der längeren Fahrzeit dieser Variante stieg ich dann aber doch in der bayerischen Hauptstadt aus und in einen ICE-T in Doppeltraktion um, dessen vorderer Teil ab Nürnberg nach Berlin und der hintere nach Dortmund fuhr, natürlich ohne Halt in Aschaffenburg. Ich vermutete erst, dass die NBS ab Ingolstadt gesperrt wäre – erst nachdem ich die Ausläufer von Augsburg sah, stellte ich fest, dass die Sperrung vielmehr zwischen München und Ingolstadt lag. Die Strecke Augsburg–Treuchtlingen kenne ich ja, erst dahinter begann für mich Neuland, das aber auch nicht sonderlich spannend war. Nürnberg erreichten wir trotz Baustellenfahrplan mit +20, und der ICE nach NAH stand schon auf dem Nachbargleis bereit, da er heute wegen der Bauarbeiten hier begann. Wegen fehlender Reservierungsanzeigen meinte ein anderer Fahrgast, die Bahn habe mal wieder „alles verbockt“, was ich aufgrund der dann komplett störungsfreien Fahrt nach NAH sehr übertrieben fand. Dort angekommen, aß ich erst mal bei meinem geliebten Thai-Imbiss und fuhr dann mit dem Bus nach Hause. Da ich die Wahl zwischen zwei Bussen hatte, entschied ich mich spontan um, als ich sah, dass im ersten mein „Lieblingsfahrer“ saß. Nicht, dass ich ernsthaft noch weiteren Ärger mit ihm befürchtete, aber manchmal kann ich eben auch nachtragend sein. Abgesehen davon ging aber ein sehr schöner (Ultra-)Kurztrip zu Ende.
Und so sah meine Fahrkarte für die Rückfahrt hinterher aus. Eine Wegangabe mit drei Befördererwechseln hatte ich, glaube ich, auch noch nicht: