Am Rhein und auf der Heide

Zwei Urlaubs- und eine Spaßtour waren im Mai angesagt: Mitte des Monats ging es nach Düsseldorf. Dummerweise war für den Anreisetag der große EVG-Streik angekündigt, so dass wir uns darum kümmerten, bereits einen Tag früher in die Unterkunft zu kommen und Plätze in einem der wenigen ICE zu reservieren, die noch nicht als „ausgebucht“ gekennzeichnet waren. Nach der kurzfristigen Absage des Streiks änderten wir unsere Pläne nicht noch einmal, sondern stiegen am Sonntagnachmittag in den ICE, der zwar etwas länger brauchen, aber dafür sogar ohne Halt von HB bis EE fahren sollte. Das tat er interessanterweise über die „NATO-Bahn“ Nienburg-Minden. Der Füllungsgrad und die Verspätung hielten sich in Grenzen, bis der Zug kurz hinter Hamm stehen blieb, weil vor ihm ein anderer liegen geblieben war. Das hatte zur Konsequenz, dass wir wieder nach Hamm zurückfahren und dort obendrein Fahrgäste aus dem anderen Zug aufnehmen mussten. Gut, dass wir vorher noch im Bordrestaurant gegessen hatten … Nachdem diverse Züge vor uns abfahren durften, ging es irgendwann auch für uns weiter, wobei ich dann zum dritten Mal innerhalb etwa eines Monats die Strecke Hamm–Lünen zu sehen bekam. Letztendlich erreichten wir KD mit etwas über +120 und die Ferienwohnung mit dem Bus. Dafür, dass der Zugang dort sich auch noch etwas schwierig gestaltete, kann zumindest die Bahn nichts. Trotzdem wurde es eine schöne Woche in der Landeshauptstadt, an deren Ende wir uns mit EC 8 wieder auf den Weg zurück an die Weser machten. Der war vorher rechtsrheinisch umgeleitet worden und hatte daher durchgängig knapp +30, aber davon abgesehen war die Fahrt im Panoramawagen ein Genuss.

Nachdem wir am Wochenende schon wieder in Bremen waren, nutzte ich den Sonntag für die Spaßtour: Diesmal wollte ich die Nord-Süd-Strecke des Heidekreuzes, also Hannover–Buchholz fahren. Normalerweise fahren die Züge am Wochenende weiter über die Güterstrecke nach Hamburg-Harburg, aber diesmal fiel das wegen Bauarbeiten aus. Also stieg ich schon in der Nordheide um, nachdem ich vorher ausgiebig den Blick aus dem Fenster genossen hatte. Der war zwar auch nicht spektakulär, aber doch etwas interessanter als zwischen Bremen und Uelzen.

Über Pfingsten war ich, wie so oft, bei der Pfingstakademie in Kirchheim (Hessen). Die dafür nötige Anreise nach Bad Hersfeld trat ich diesmal wieder vollständig mit dem Zug an, und zwar mit dem ICE von HB bis FKW und weiter mit dem RE 5. Auf der Hinfahrt klappte das prima, sieht man davon ab, dass in FKW im letzten Moment jede Menge Fahrgäste, unter anderem zahlreiche Akademieteilnehmer, angerannt kamen und dem Zug somit +5 verpassten. Auf der Rückfahrt fiel der RE 5 wegen Personalmangels ganz aus. Wir erreichten FBHF aber so rechtzeitig, dass wir noch die vorausfahrende RB 5 nehmen konnten und in FKW sogar noch Zeit zum Essen hatten. Der ICE, der wegen der Sanierung der SFS ohne Halt über dieselbe Strecke umgeleitet worden war, traf sogar mit mehr als –10 ein. In HH gab es leider eine Verzögerung beim Trennen der beiden Zugteile nach AA und HB, die sich bis zum Endbahnhof aber nur mit etwa +10 auswirkte.

Deutschlandticket-Willkommensfahrt

Geradezu revolutionär: Seit dem 1. Mai gibt es ein Ticket für alle öffentlichen Nahverkehrsmittel in Deutschland für den Preis von 49 Euro im Monat, wenn auch (eigentlich) nur als Abo. Ein solches habe ich (in Form eines vergünstigten Jobtickets) abgeschlossen und machte mich am ersten Geltungstag gleich mal auf den Weg, um den „waagerechten“ Balken des Heidekreuzes von Bremen nach Uelzen zu fahren. Wegen der Bauarbeiten in Sebaldsbrück war ein Umstieg am eigentlichen Beginn der Strecke in Langwedel nötig. Von da ging es erst mal gut 20 Minuten ohne Halt durch die Landschaft bis Visselhövede, der Zwischenhalt in Kirchlinteln soll aber reaktiviert werden. Nächster Halt war Soltau, wo sich die beiden „Balken“ kreuzen und Anschluss in Richtung Hannover und Buchholz (–Hamburg-Harburg) besteht. Da sich die Strecken niveaufrei kreuzen, gab es mit letzterem Zug sogar eine schöne Parallelausfahrt.

Viel Heide gab es auf der Strecke leider nicht zu sehen, bei der nächsten Tour teste ich mal, ob das auf der Nord-Süd-Strecke anders ist. Der Höhepunkt diesmal war aber der Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen:

Nach kurzem Check der Optionen für die Weiterfahrt beschloss ich diesen allerdings schon nach knapp zwanzig Minuten auf demselben Weg zu verlassen, auf dem ich gekommen war. Praktischerweise konnte ich nun auf der anderen Seite sitzen (also wiederum in Fahrtrichtung links) und damit etwas andere Eindrücke sammeln. Überrascht war ich, als wegen des Baufahrplans ein 40-minütiger Halt in Soltau angekündigt wurde. Den konnte ich immerhin nutzen, um ein Bild vom Zug zu machen – alter Wein in neuen Schläuchen, da auf dem Lint der Landesnahverkehrsgesellschaft einfach das Erixx- durch ein Start-Logo ersetzt worden war:

Gemütlich ging es wieder zurück nach Langwedel, wo der Anschluss nach Bremen in dieser Richtung durch den Zusatzhalt des RE sichergestellt wurde. Der hatte +20 und war einem ersten Mai und gleichzeitig ersten Deutschlandticket-Tag angemessen sehr gut gefüllt. Einen Sitzplatz gab es für mich daher nur auf der Wandverkleidung, aber für das kurze Stück bis HB reichte das, so dass ich die erste Tour mit dem neuen Ticket als recht erfolgreich verbuchen konnte. Obendrein nutzte ich selbiges auch noch für die sehr kurze Fahrt nach Hause (eine Haltestelle Bus oder Straßenbahn verkürzt den Laufweg etwas).

Stuttgart 23

Stuttgart 21 – unter diesem Namen sollte in der Schwabenmetropole vor zwei Jahren nicht nur die Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs, sondern auch das Mensa-Jahrestreffen stattfinden. Aus bekannten, jeweils unterschiedlichen Gründen lässt der Bahnhof noch zwei Jahre auf sich warten, während das Jahrestreffen am letzten Wochenende stattfand. Bei der Anreise nutzte ich mein neues Büro in Hannover als Zwischenstopp, bevor ich nach Feierabend den ICE bestieg. Dieser fuhr leicht verspätet gen Süden. Hinter Kassel wunderte ich mich, dass es noch so lange bis Fulda dauern sollte, als der Zug plötzlich in Langenschwarz rechts ran fuhr und die Ansage kam, dass wir hier erst mal stehen bleiben würden. Aufkommendes Gemurre unter den Mitreisenden wurde durch den Hinweis erstickt, dass das im Fahrplan bereits eingerechnet sei. Und genauso war es auch: Ab Fulda war die Verspätung quasi nichtexistent. Der Grund für die kuriose Aktion: Man wollte den Streckenabschnitt eigentlich zwecks Sanierung sperren, hat dann aber übersehen, dass mit der Main-Weser-Bahn eine wichtige Umleitungsstrecke zeitgleich gesperrt war. Also wurde die Sperrung verschoben, für die Anpassung der Fahrpläne blieb aber keine Zeit mehr. In RM musste ich in einen leider nicht ganz so pünktlichen Anschlusszug umsteigen, so dass ich mein Ziel leider mit etwa +15 erreichte.

Dass der neue Bahnhof noch nicht fertig ist, eröffnete mir allerdings die Gelegenheit, im Rahmen des Jahrestreffens die Baustelle zu besichtigen. Von den mehreren angebotenen Touren entschied ich mich für die zum Tunnelzulauf, weil ich den (im Gegensatz zur Bahnsteighalle) im fertigen Zustand nicht mehr so intensiv sehen werde. Auf die Baustelle für Letztere gab es aus dem Infoturm aber natürlich auch einen Blick zu erhaschen:

Baustelle für die Bahnsteighalle von Stuttgart 21

Vor dem Betreten der Baustelle mussten wir uns erst mal standesgemäß kleiden:

Im Tunnel gab es unter anderem die Unterlegscheiben zu sehen, die zur Stoßdämpfung unterhalb der Schienen verbaut werden. Die beiden unterschiedlichen Farben stehen dabei für unterschiedliche Stärken.

Unterlegplatten für die Feste Fahrbahn im Tunnel von Stuttgart 21

Gut zu sehen war, wo die Tunnelbauweise von bergmännischer (für die freie Strecke) auf offene (für die Bahnsteighalle) wechselt:

Die Schienen liegen größtenteils bereits und werden auch schon von Bauzügen befahren. Daher stehen an manchen Stellen auch Sh2-Tafeln:

Zum Abschluss gab es noch ein Fass mit Thermit zu sehen, dem Stoff, mit dem die Schienen geschweißt werden:

Die Zeit bis zur Abfahrt am Sonntagmittag nutzte ich noch für die Erkundung der bereits in Betrieb befindlichen Teile des Stuttgarter ÖPNV, unter anderem die neuen Wagen der Zahnradbahn:

Wagen der vierten Generation der Stuttgarter Zahnradbahn an der Talstation Marienplatz

Danach musste ich mich dann doch etwas sputen, um trotz der langen Wege durch die Baustelle den ICE noch zu erreichen, was mir aber letztendlich problemlos gelang. Dass ich nachträglich noch einen Platz reserviert hatte, erwies sich als sehr gute Idee, denn bis etwa KD war durch die Gänge kaum ein Durchkommen. Danach konnte ich endlich ins Bordbistro gehen und mir Verpflegung holen, ohne daran zu denken, dass ich zurzeit dank Platin-Status Rabatt und Freigetränke habe. Dafür gab es zwischen Dortmund und Münster ganz ohne Aufpreis die Umleitung über die Hamm-Osterfelder Bahn zu sehen, von der mir jetzt nur noch der (allerdings wohl praktisch nie von Personenzügen befahrene) Mittelteil fehlt. Leider dauerte die Umleitung etwas länger als die veranschlagte Zeit, und bei Kirchweyhe war auch noch eine Person im Gleis, so dass wir HB mit etwa +25 erreichten. Aber zum Glück musste ich ja nicht umsteigen und konnte direkt zur Freundin laufen.

In Luft aufgelöst

… hat sich zum Glück nicht mein Zug, sondern dessen Verspätung letzten Mittwoch. Der ICE, mit dem ich normalerweise ins Büro (um genau zu sein, von Bremen Hbf, in dessen Nähe ich neuerdings wohne, nach Hannover Hbf) fahre, sollte wegen Bauarbeiten eine halbe Stunde früher fahren, weil er über Rotenburg (Wümme) umgeleitet werden sollte. Nach der Ankunft des Zuges aus Oldenburg stellte sich aber heraus, dass die Strecke kurzfristig gesperrt war. Also wurde kurzerhand entschieden, dass der Zug doch den direkten Weg nach Hannover nehmen sollte. Bis er abfahrbereit war, verging genau die halbe Stunde, die für den Umweg vorgesehen war, so dass sich der verblüffende Effekt ergab, mit einer halben Stunde Verspätung loszufahren und trotzdem an der nächsten Station pünktlich anzukommen.

Auf der Rückfahrt hatte ich dieses Glück nicht: Der ICE, den ich bisher immer genommen hatte, fuhr wegen der Bauarbeiten planmäßig gar nicht, und der IC eine Stunde später hatte wegen Personen im Gleis Verspätung – selbst dann, wenn man die planmäßige Standzeit in HH abzog. Leider so viel, dass er bis zur Abfahrt des parallelen RE noch nicht eingetroffen war. Da die Einfahrt aber bereits angekündigt war, pokerte ich und gewann: Er kam tatsächlich im selben Moment, in dem der RE abfuhr, und überholte ihn an dessen erstem Halt Wunstorf. So kam ich zwar später als geplant, aber immer noch etwas früher als mit dem RE an meinem neuen Heimatbahnhof an.

Mit „Minden“ nach Paderborn

Anfang April machte ich mal wieder eine kleine Spaßtour: Von einem Termin in Hannover (Anreise ereignislos mit dem direkten IC) machte ich auf der Rückfahrt einen „kleinen“ Schlenker: Nachdem ich bis zur letzten Minute noch Busse auf dem Bahnhofsvorplatz fotografiert hatte, erreichte ich gerade noch rechtzeitig (ich hatte nicht gesehen, dass sie schon am Bahnsteig stand) die S-Bahn nach Paderborn. Was erst während der Fahrt klar wurde: Zum einen fuhr der Zug an diesem Tag wegen Bauarbeiten eine Umleitung über die Güterumgehungsbahn, zum anderen war ich im Zugteil, der in Hameln endete. Ersteres führte wegen eines eingleisigen Abschnitts und eines verspäteten Gegenzuges zu etwa +20, letzteres dazu, dass ich in der Rattenfängerstadt den Zugteil wechseln musste. Während ich mich noch freute, dass im angrenzenden Zugteil so viele Sitzplätze frei wurden (ab HH hatte ich erst mal eine Weile stehen müssen), wurde mir zum Glück mitgeteilt, dass ich noch einen Zugteil weiter musste (von drei Teilen fuhr nur der erste nach EPD). Die Weiterfahrt verlief weiterhin mit Verspätung, aber ohne weitere Komplikationen, und an der Endstation gelang mir noch ein Bild vom 424er für meine Sammlung, bevor Transdev die S-Bahn komplett übernimmt und die Züge nach München entschwinden:

Zug 424 019 „Minden“ in Paderborn Hbf

Weiter ging es ohne Verspätung und weiterhin über Nahverkehrsbahnen: Bis zum Betriebsbahnhof Himmighausen fuhr ich dieselbe Strecke wieder zurück, dort zweigte mein Zug Richtung Herford ab. Kurz vorher gab es noch am Bbf Langeland die massiven Quertragwerke an der Oberleitung zu sehen, die sonst in Deutschland nicht verwendet werden:

Quertragwerke Schweizer Bauart am Bbf Langeland

Von EHFD aus nahm ich dann die RB 61, wie schon mein Zubringerzug ein Wagen der Eurobahn. Dort wurde ich vom Zub mit der Mitteilung überrascht, dass ich in der 1. Klasse saß. Da er aber selber einsah, dass man das kaum erkennen konnte (die Türen mit den Hinweisaufklebern klemmten halboffen fest), verzichtete er auf eine Nacherhebung oder die Pflicht zum Umsetzen. So erreichte ich nach über vier Stunden langer, aber trotzdem recht günstiger Fahrt wieder die Hasestadt.

Reif für die Insel

Den ersten Teil unseres Jahresurlaubs verbrachten wir Ende März/Anfang April auf Wangerooge. Zu diesem Ziel hatte uns unter anderem inspiriert, dass die Insel autofrei ist und es dafür eine Inselbahn gibt. Vor die Fahrt damit hatten die Götter aber einige Mühen gesetzt: Wohlweislich brachen wir mit zwei Stunden Puffer in Bremen auf. Das war auch gut so, denn aufgrund krankheitsbedingten Personalmangels (Corona?) hatten die RE aus Norddeich außerplanmäßig „Negativwende“ in Bremen, was bedeutete, dass sie sich kräftige Verspätung zuzogen. Vor Hude sagten sowohl Computer als auch Zub-in an, dass wir jetzt Oldenburg erreichen würden. Erst der Tf korrigierte, allerdings so spät, dass möglicherweise schon einige Leute falsch ausgestiegen waren. Unser Anschluss-RE hielt aufgrund von Bauarbeiten nicht in Sande, so dass wir ab Varel für eine Station in einen SEV-Bus umsteigen mussten. Vor dem Bahnhof in Sande schlugen wir dann die zweite Pufferstunde tot, wofür es definitiv geeignetere Orte gibt. Immerhin klappte ab jetzt alles: Tidebus nach Harlesiel und Schiff nach Wangerooge Westanleger, wo die Inselbahn schon bereitstand.

In der Woche auf der Insel hätte das Wetter zwar besser sein können, immerhin war es aber gut genug, um als „Groupies“ der Inselbahn aufzulauern und ein paar schöne Bilder zu machen. Die Bahn fährt zwar nur als Zu- und Abbringer zur Fähre, es gibt aber auch Fahrkarten nur für die Bahn, die wir einmal nutzten und zurück liefen. Dabei ergab sich ein schöner Schnappschuss der Bahn, wie sie durch die sonst nicht zugänglichen Salzwiesen fuhr:

Die Inselbahn in den Salzwiesen von Wangerooge

Erwähnenswert ist noch, dass die Lok immer am westlichen Zugende steht. Wenn die Lok schiebt, steht auf dem ersten Wagen ein Rangierer und gibt dem Lokführer Anweisungen über Funk. Im Inselbahnhof herrscht ein reger Rangierbetrieb:

Rangierbetrieb im Inselbahnhof Wangerooge

Aufgrund der Autofreiheit findet auch einiges an Güterverkehr statt. Zum einen haben die Personenzüge Flachwagen, auf denen Gepäckcontainer transportiert werden, zum anderen gibt es auch reine Güterzüge mit Müllcontainern oder auch Lebensmitteln.

Ein Güterzug passiert das Flutschutztor am Inseldorf
Personenzug zum Westanleger, vorne die Wagen mit den Gepäckcontainern

Am Westanleger kuppelt bei Personenzügen die Lok mit den Containerwagen ab und fährt direkt bis ans Schiff vor, damit die Container verladen werden können.

Das passierte natürlich auch bei unserer Rückfahrt, die aufgrund zweier Ereignisse unter keinem guten Stern stand: Zum einen versandet der Hafen von Wangerooge, zum anderen war zwei Tage vorher eins der Fahrgastschiffe auf Grund gelaufen und stand nicht zur Verfügung. Unsere Fahrt fand zwar wie geplant statt, wurde wegen der Versandung aber um eine Viertelstunde verschoben. Da wir in Sande nicht viel Zeit hatten, sahen wir unseren Anschluss dort schon davon fahren. Aber im Gegensatz zur Hinfahrt klappte alles wie am Schnürchen: Wir erreichten den Anschluss (wieder ein SEV-Bus, da diesmal Wilhelmshaven–Varel sogar komplett gesperrt war) noch locker. Da ich direkt nach Hause fuhr, musste ich praktischerweise ab Varel nicht mehr umsteigen. Meine Freundin verließ den Zug in Oldenburg, erreichte Bremen aber auch wie geplant. Ich stieg schon in Osnabrück Altstadt aus, da ich von da den besseren Busanschluss nach Hause habe und nicht mit dem Koffer vom Hauptbahnhof laufen musste.

Noch mehr Bilder von der Inselbahn gibt es in meiner Fotosammlung unter „DB-Töchter Fernverkehr“ (da die Schifffahrt und Inselbahn Wangerooge trotz der eher kurzen Strecke zum Fernverkehr zählt).

Mit dem Fahrrad schneller

… als mit dem Zug war ich auf der Rückfahrt aus Aschaffenburg gestern, wo ich noch einige Dinge erledigt hatte. Die Hinfahrt dagegen war nahezu planmäßig gelaufen, sieht man einmal von der Verspätung ab, die durch den als Folge des Hochwassers nur eingleisig befahrbaren Abschnitt bei Solingen entstand. Dadurch verpasste ich in KK den Anschluss, nahm aber den nächsten Zug meiner früheren „Stammlinie“ 41 und traf so nur 20 Minuten später ein als gebucht. Dafür, dass nun wirklich höhere Gewalt am Werk war, mehr als akzeptabel.

Auf der Rückfahrt sollte ich mit der RB 75 bis Mainz fahren und dort dann in den IC umsteigen. Da ich mein Fahrrad in den Norden überführte, war es wichtig, dass ich es im Zug mitnehmen konnte. Das Rad dabei zu haben, erwies sich als Vor- und Nachteil zugleich, blieb die RB doch in Mainz-Gustavsburg für unbestimmte Zeit stehen. Die Begründung, dass ein liegengebliebener Güterzug die Ursache sei, konnte ich bestätigen, denn man sah ihn vom Bahnsteig aus noch. Kurioserweise stand daneben der Gegenzug nach Aschaffenburg, der nach einiger Zeit aber Richtung Mainz zurück fuhr. Auf unserem Gleis tat sich dagegen nichts, so dass ich mich auf den Drahtesel schwang und parallel zur Bahn, am Güterzug vorbei, über die Rheinbrücke nach Mainz radelte. Dort konnte ich problemlos auf den nächsten Zug mit Fahrradbeförderung umbuchen, der allerdings erst nach zwei Stunden fuhr. Die Zeit nutzte ich – wie könnte es auch anders sein – für eine Currywurst und ÖPNV-Fotos.

Mein neuer Anschlusszug war der EC 8 aus Zürich mit einer Schweizer Wagengarnitur. Dabei gibt es nicht wie bei der DB den einen Fahrradwagen, sondern jeder Wagen hat einige Stellplätze. Meiner war ganz am Schluss, wo zum Glück nicht nur die Fahrrad-, sondern auch die Sitzplätze kaum genutzt waren. Ausgerechnet zwei Schweizerinnen fragten die Zub-in nach dem gastronomischen Angebot und bekamen zur Antwort, dass die SBB es coronabedingt vorübergehend gestrichen hatten. Bei Sinzig überfuhren wir mit reduzierter Geschwindigkeit die beschädigte Ahrbrücke, die Straßenbrücke nebenan hatte es weitaus schlimmer getroffen. Solingen umfuhren wir diesmal über Düsseldorf, wobei es die zusätzliche Schwierigkeit gab, dass auf den Ferngleisen gerade gebaut wird und wir über die S-Bahn-Gleise fahren mussten. In Solingen und Hagen halten kurioserweise die Schweizer Züge aber auch planmäßig nicht. Meine neue Heimat erreichte ich letztendlich mit +35 gegenüber dem Plan des Zuges und mit +155 gegenüber meinem eigenen Plan, aber immerhin konnte ich ja jetzt schnell nach Hause kommen.

Ha(n)sestadt

Im Juni habe ich nach 15 Jahren Aschaffenburg den Wohnort gewechselt und wohne jetzt – je nach Definition – in einem der südlichsten Teile Norddeutschlands, in Osnabrück. Einen so imposanten Fluss wie den Main gibt es dort zwar nicht, aber immerhin die Hase, an der es sich auch ganz nett sitzen und spazieren gehen lässt.

Von meinem neuen Domizil aus machte ich mich am letzten Freitag auf den Weg zur Familie nach Lübeck. Für die Hinfahrt hatten wir (in Bremen stieg meine Freundin zu) uns eine Verbindung mit einem 8-Minuten-Umstieg in AH ausgesucht. Die Rollbahn-IC(E) sind zwar berüchtigt für ihre Verspätungsanfälligkeit, aber es kann ja auch mal gutgehen. Tat es in diesem Fall nicht, denn der IC hatte schon bei der Abfahrt in HO +15, so dass wir den Anschlusszug bei unserer Einfahrt gerade noch ausfahren sahen. Immerhin hatte uns die Zub-in schon einen alternativen Anschlusszug genannt, einen ICE, der interessanterweise nur zwischen AH und AL fuhr. Grund waren wohl die Bauarbeiten für die S-Bahn, wegen der auch der zweite stündliche RE erst ab Ahrensburg fuhr und daher für die Fahrt zwischen den Hansestädten unbrauchbar war. Der ICE fuhr immerhin durch, hatte allerdings einen längeren außerplanmäßigen Halt, so dass wir AL gerade mit Recht auf 25% Fahrpreiserstattung erreichten.

Für die Rückfahrt hatte ich mir vorgenommen, Bahn-Bonus-Punkte zu nutzen, da einige davon Ende Juni verfallen sollten. Den Zeitpunkt der genauen Rückfahrt wollten wir aber spontan entscheiden. Eine kontingentierte Bonus-Freifahrt gab es erst um 19.10 Uhr, so dass wir diesen Termin für die Rückfahrt wählten (und ich feststellte, dass die Buchung von Freifahrten für Mobilgeräte nicht wirklich optimiert ist). Diesmal klappte alles besser, allerdings hatten wir in AH auch fast eine Stunde Umstiegszeit. Der Anschluss-ICE 4 war aber pünktlich und angenehm leer, was man natürlich besonders in Coronazeiten zu schätzen weiß. Nachdem ich die Freundin in HB verabschiedete, hielt der Zug noch (diesmal planmäßig) in Diepholz und erreichte meine neue Heimat pünktlich um 22.35 Uhr, wo ich vom Bahnhof aus zum Glück laufen kann.

Diepholz ist das neue Nienburg?

Zum letzten Mal war Fronleichnam dieses Jahr für mich ein Feiertag (dazu demnächst mehr). Das nutzte ich, um gemütlich auszuschlafen und dann nach Bremen zu fahren. Wegen der Bauarbeiten zwischen Kassel und Göttingen lohnte es sich, mit dem ICE nach KD und dann mit dem IC weiter zu fahren. Beim Umstieg hatte ich vor, noch Fotos von den Integral-Triebwagen zu machen, die die Regiobahn von der Bayerischen Oberlandbahn übernommen hat. Die wurden leider nicht wirklich vorzeigbar, dafür kam aber zufällig der Europa-ICE vorbei:

Europa-ICE in Düsseldorf Hbf

Mein Anschluss-IC, der von +5 auf +30 geklettert war, fiel letztendlich ganz aus, so dass ich mit dem nächsten IC nach EMST fuhr. Dort fiel mir die originelle Methode auf, wie auf den SEV auf der RE 42 hingewiesen wurde:

Mit nur etwa +5 trudelte der nächste ICE nach Bremen ein. Da ja der Vorzug ausgefallen und außerdem statt eines 1ers ein 2er eingesetzt war, war er trotz Pandemie gut gefüllt, so dass für mich nur die Treppenstufe am Eingang blieb. Das funktionierte einigermaßen und ich stellte mich schon auf die Ankunft in HB ein, bis der Zug plötzlich in Diepholz zum Stehen kam. Der Zub zeigte sich davon genauso überrascht wie die Fahrgäste. Da gewittriges Wetter herrschte und am Nachbargleis der Sprinter ebenfalls außerplanmäßig hielt, ging ich von einer Streckensperrung aus. Interessanterweise begannen die Passagiere des Sprinters, auch noch unseren Zug zu entern, bis eine Ansage kam, dass dieser auch nicht weiter fahren könne. Was genau passiert ist, bleibt bis heute ein Mysterium, aber zum Glück war die Weiterfahrt deutlich weniger kompliziert als neulich, denn es ging mit dem RE, in den zum Glück alle Wartenden recht gut hineinpassten, weiter nach HB, das ich mit etwas über +120 gegenüber meinem ursprünglichen Plan erreichte. Für die Fahrpreiserstattung hatte ich mir schon aus alter Gewohnheit ein Papierformular geholt, bis mir einfiel, dass da ja was war: Seit diesem Monat kann man den Antrag auch im Navigator stellen. Das war erstaunlich einfach, ich musste nur geplante Verbindung und tatsächliche Ankunft eingeben.

Von Bremen aus machten wir am Samstag einen Abstecher nach Osnabrück – hin mit dem IC, wo uns zum Sitzen auch wieder nur die Treppenstufe blieb, zurück mit dem ICE, bei dem wir dafür ein ganzes Abteil für uns hatten. Pünktlich waren aber erfreulicherweise beide Fahrten.

Die Rückfahrt gestern Abend ging dann wieder über Hannover, wo ich aus dem IC 2 in einen ICE 2 umstieg. In dem war mein Wagen nicht klimatisiert, was mit T-Shirt aber noch auszuhalten war und außerdem den Lacher des Tages produzierte:

Meine gewählte Verbindung war zwar nicht die schnellste, hatte aber den Vorteil, dass der Zug wegen der Bauarbeiten von Göttingen direkt nach Fulda umgeleitet wurde und damit passend zu 30 Jahren ICE den Weg nahm, den die Intercitys vor der Eröffnung der NBS fuhren. Für mich war das gleichzeitig die Erstbefahrung der durchaus abwechslungsreichen Strecke Eichenberg – Bebra. Ab Fulda befuhren wir bis NWH wieder die NBS. Den Umstieg dort nutzte ich für einen Döner, den es allerdings nicht direkt am Bahnhof gibt, sondern nur in der zur Innenstadt führenden Kaiserstraße. Ich schaffte es aber problemlos, ihn aufzuessen und trotzdem den ICE nach NAH noch zu erreichen, in dem die Klimaanlage deutlich besser funktionierte. So bewahrheitete sich auch das anscheinende Naturgesetz, dass Nord-Süd-Fahrten im Gegensatz zu Süd-Nord-Fahrten immer pünktlich sind. Der angekündigte Regen war zum Glück auch ausgeblieben, so dass ich mich entspannt auf meinen Drahtesel nach Hause schwingen konnte, wo ich tatsächlich bereits vom Brief (ja, den bekommt man immer noch) mit dem Erstattungsbescheid für die Fahrt am Donnerstag empfangen wurde.

Dreimal ist Bremer Recht

Erst bei der Recherche zu diesem Beitrag fand ich heraus, dass es zu all den Redewendungen mit der magischen Drei auch eine mit Bremen-Bezug gibt: Demnach werden einem in der Hansestadt immer zwei Fehlversuche zugestanden, bis man es beim dritten Mal dann hoffentlich schafft. Leider ist auch daran die Deutsche Bahn gescheitert: Über das verlängerte Wochenende sollte es mal wieder zur Freundin in den Norden gehen. Die Idee war, Donnerstag frühmorgens loszufahren und ein paar Stunden aus dem Zug zu arbeiten. Ab NWH sollte ich dabei einen der letzten durchgehenden Züge in die Hansestadt nehmen, bevor diese ab Samstag wegen der Baustelle zwischen Kassel und Göttingen für drei Monate eingestellt wurden.

In den Genuss nur eines Umstiegs kam ich allerdings nicht, denn statt der Doppeltraktion ICE 2, die für ein Flügeln nach Hamburg und Bremen in Hannover nötig gewesen wäre, hatte man einen ICE 1 bereitgestellt. Immerhin fuhr der pünktlich ab und hatte durch seine Länge auch ausreichend Sitzplätze. Das zweite Problem ergab sich bei der Abfahrt in Göttingen: Der Zugschluss dürfte den Bahnhof noch nicht verlassen gehabt haben, da bremste der Zug schon wieder scharf und hielt an. Nach einiger Zeit wurde uns mitgeteilt, dass es eine Störung am Zug gebe und der Tf versuche, ihn wieder zum Laufen zu bekommen. Langer Rede kurzer Sinn, das dauerte über eine Stunde, so dass in HH auch der folgende Anschluss nach Bremen über alle nicht vorhandenen Berge war. Also arbeitete ich noch eine halbe Stunde aus der Lounge (was den Vorteil hatte, dass ich von dort an einer Telefonkonferenz teilnehmen konnte) und setzte mich in den nächsten ICE. Mit dem hätte ich durchgehend aus Würzburg kommen können … Letztendlich erreichte ich mein Ziel sogar zum vierten Mal in Folge deutlich verspätet.

Ebenso scheint es allerdings Bremer Recht zu sein (oder eher das der DB), dass die Rückfahrt deutlich besser klappt als die Hinfahrt. Wegen der Baustelle musste ich nun allerdings in Hannover umsteigen und eine Stunde mehr Fahrzeit einkalkulieren. Als Bonus bekam ich noch die mir bisher unbekannte Strecke Göttingen–Eichenberg und die Fortsetzung nach Kassel zu sehen, die ich vor Jahren mal mit dem „Kyffhäuser“ gefahren war. Trotz etlicher Langsamfahrabschnitte und sogar einiger Standzeit erreichten wir FKW mit „nur“ +5, so dass mein Anschluss in Würzburg nicht gefährdet war und ich auch NAH pünktlich erreichte. Mal gucken, ob die zweifelhafte „Tradition“ sich bei der nächsten Fahrt fortsetzt.