So fragte einst Bully Buhlan in der ersten deutschen Coverversion des Chattanooga Choo Choo. Und in der Tat, letzten Sonntag fuhr mein Zug tatsächlich dorthin, genauer gesagt zum nächstgelegenen Bahnhof Radebeul West. Dorthin gelangte ich mit Umsteigen in Hanau, Fulda und Dresden – etwas umständlich, aber dafür konnte ich so mein Fahrrad mitnehmen. Die Fahrt verlief auch ohne Zwischenfälle, zwei kleinere Verspätungen durch Warten auf Anschlusszüge fuhr der IC von FFU nach DH wieder heraus. Dass er sich am Zielbahnhof beim Warten auf dem Gleisvorfeld eine leichte dritte zuzog, war dank 30 min Übergangszeit egal.
Auf dem Fahrrad war ich während der Urlaubswoche dann nur zweimal unterwegs, einmal davon allerdings nahm ich es – ebenso wie die ganze Verwandtschaft – in der Lößnitzgrundbahn mit, einer der vielen Schmalspurbahnen, die Ostdeutschland über die Wende gerettet hat. Angesichts des Gepäckwagens, in dem sogar eigens ein Schaffner zur Verladung mitfährt, war das überhaupt kein Problem. Die Bahn ist täglich in Betrieb, für ein richtiges ÖPNV-Angebot fährt sie dann allerdings doch wieder zu selten.
Ohne Fahrrad unternahmen wir dann noch diverse Touren in der Region, zum Beispiel mit der Dresdner S-Bahn, deren Tauri (die allerdings bei der DB offiziell nicht so heißen) den musikalischen Fahrgast beim Anfahren mit dem Abspielen einer Tonleiter erfreuen. Einmal allerdings benutzte ich von Dresden nach Radebeul auch die Straßenbahn der Linie 4, was aus der Innenstadt nicht einmal länger dauert als die Fahrt mit der S-Bahn.
Zurück ging es dann am Sonntag mit dem RE nach Leipzig, wo ich dann – wie schon im April – in den „Kyffhäuser“ umstieg. Dadurch hatte ich bei der Buchung einige Euro gespart, zur Strafe kam mir die Fahrt diesmal ungleich länger vor. Und das lag nicht daran, dass der bis dahin pünktliche Zug auf der NBS hinter Kassel zweimal stehen blieb und sich so +15 zuzog. Grund dafür sollte eine Signalstörung sein, was besonders kurios war, da der Zug einmal direkt neben einem Ks 1 stehen blieb. In Hanau war dann trotzdem noch ein Döner drin, zumal die fahrplanmäßige Abfahrt meines Anschluss-IC merkwürdigerweise kurzfristig von 20.35 auf 20.48 Uhr verschoben worden war. Trotzdem war der Zug noch mit letztendlich +30 angekündigt, weswegen ich schlicht und einfach mitsamt Fahrrad den nächsten RE enterte. Für die Rückfahrt nach Hause war dann ja auch gesorgt, so dass ich dort dann gegen 21.30 Uhr den Urlaub abschließen konnte.
MTA in NYC
Gestern bin ich von einem einwöchigen Urlaub in New York zurück gekommen, in dem ich natürlich auch den örtlichen öffentlichen Nahverkehr benutzt habe. Betrieben werden Busse, U-Bahnen und die meisten Vorortbahnen von der → Metropolitan Transportation Authority (MTA). Seine Fahrten bezahlt man mittels einer MetroCard, auf die man entweder eine beliebige Anzahl von Einzelfahrten à $ 2,25 oder eine Wochen- oder Monatskarte à $ 29 bzw. $ 104 laden kann. Achtung: Der Airtrain zum Flughafen JFK kostet extra!
Für uns hat sich die Wochenkarte definitiv gelohnt, da die Entfernungen in Manhattan doch etwas größer sind und wir auch einige Male in die Außenbezirke gefahren sind. Das Verkehrsnetz ist sehr dicht, wobei Manhattan die größte U-Bahn-Dichte hat. Ein sehr enges Busnetz gibt es aber in allen Stadtteilen. Beide Systeme sind „geschlossen“, d.h. ohne Durchziehen der Karte am Drehkreuz bzw. beim Busfahrer geht nichts. Nachteil: Die Zeitkarten sind nach dem Durchziehen erst mal eine Weile (ca. 10 Minuten) gesperrt, damit sie nicht an den Nächsten durchgereicht werden. Hat man also den falschen U-Bahn-Eingang genommen, muss man erst einmal warten, bis man wieder herein kommt.
Bevor man durch das Drehkreuz geht, sollte man also darauf achten, ob man gerade zum richtigen Bahnsteig geht (in Manhattan bedeutet „Uptown“ Richtung Norden, „Downtown“ Richtung Süden). Manche Eingänge führen auch nur zu einem der beiden Bahnsteige, ohne dass es eine unterirdische Verbindung gibt!
Typisch für New York ist auch das Express-Local-System. Die meisten U-Bahn-Strecken sind viergleisig, wobei auf den inneren Gleisen U-Bahnen verkehren, die nur an den wichtigsten Stationen halten. Außen fahren dann die so genannten Locals, die alle Bahnhöfe bedienen. Achtung: Eine Linie kann in der Innenstadt „Local“ und in den Außenbezirken „Express“ sein und umgekehrt! Man sollte also darauf achten, ob die Linie, die man nehmen will, auch am geplanten Start- und Zielbahnhof hält.
Achten sollte man auch auf Gegenverkehr beim Durchgang durch die Drehkreuze, denn die meisten können in beide Richtungen benutzt werden. Ist die Richtung des Hauptandrangs schwankend, ist das eine gute Lösung – ist er aus beiden Richtungen groß, eher unpraktisch.
Worauf man dagegen nicht achten muss, ist die Abfahrtszeit der letzten U-Bahn: das New Yorker Netz wird 24 Stunden am Tag betrieben, allerdings haben einige Linien nachts andere Linienwege, die aber auf den Stationen angegeben sind. Fahrplanaushänge gibt es übrigens im Gegensatz zu den Bussen bei der U-Bahn nicht.
Wichtig ist auch noch, dass Stationen, die an verschiedenen Linien und damit mehrere Kilometer auseinander liegen, gleich oder ähnlich heißen können, wenn sie an derselben Querstraße liegen. Der Name (bzw. die Nummer) einer Straße kann außerdem in einem anderen Stadtteil noch einmal vorkommen: So würde man die Station 7 Avenue in Manhattan vermuten, sie liegt aber in Brooklyn.
Nicht immer gut ist die dynamische Fahrgastinformation: Neuere U-Bahnen haben zwar automatische Ansagen und Anzeigen, in älteren muss man sich auf die Ansagen des Fahrers verlassen, die nicht immer deutlich sind. Auch auf den Bahnsteigen gibt es nicht immer eine Ankündigung des nächsten Zuges, ebenso gab es zumindest in den beiden Bussen, in denen wir gefahren sind, keine Haltestellenanzeige und -ansage.
Noch ein paar Tipps fürs Hobby: Das Fotografieren in den U-Bahnhöfen ist schwierig, weil die Bahnhöfe genau so lang sind wie die Züge und man daher die Züge bei der Einfahrt ablichten muss. Einfacher geht es auf oberirdischen Bahnhöfen, z.B. Coney Island, wo auch eine relativ große Auswahl an Baureihen besteht. Wer lieber „richtige“ Züge fotografiert, kommt in der Penn und Grand Central Station auch ohne Fahrschein auf die Bahnsteige – allerdings sind beide unterirdisch, und zumindest eine Angestellte mochte mein Fotografieren überhaupt nicht (Nachtrag: ohne Fahrkarte durfte ich es wohl auch nicht, aber danach hat sie nicht gefragt). Einen Acela Express konnte ich aber vorher noch aufs Silizium bannen. Über die Geschichte des New Yorker Nahverkehrs mit etlichen alten Subwayzügen als Highlight wird man schließlich sehr gut im → Transit Museum in einem alten U-Bahnhof in Brooklyn informiert. In diesem Sinne: Auf nach New York!
Éloignez-vous de la bordure du quai, s.v.p.
Wie schon angekündigt, war ich Ende März eine Woche in Südfrankreich. Die Reise war eine sehr gelungene Mischung aus Zugfahren und dem Genuss der südlichen Sonne, die wirklich die ganze Zeit geschienen hat (nur tagsüber natürlich ;)). Meine Erlebnisse – vorwiegend die bahnbezogenen – habe ich jetzt in einem Reisebericht zusammengestellt. Außerdem habe ich auf meiner Website die Infoseite zum Nahverkehr in Lyon aktualisiert. Wenn ihr Zeit und Lust habt, schaut mal rein!
(Der Titel bedeutet übrigens „Entfernen Sie sich bitte von der Bahnsteigkante“, ist also das französische Pendant zu „Bitte Vorsicht bei der Einfahrt“.)
G-E-K-U-P-P-E-L-T
Am Himmelfahrtstag konnte ich gleich dreien meiner Hobbys nachgehen: Lange schlafen, Zugfahren und Planschen. Nachdem das erste gegen elf Uhr getan war, begann um 12.17 Uhr das zweite: nach NAH geradelt, Bayernticket gekauft und in den RE Richtung Würzburg gesetzt. Der traf zwar fast pünktlich ein, die Abfahrt verzögerte sich jedoch wegen des großen Andrangs von Radfahrern um fünf Minuten. Diese Verspätung behielten wir bis Gemünden bei, wo der Zug die Verspätung durch Wegfall der Standzeit wieder aufholen konnte. Auch für mich ging es pünktlich weiter, nämlich mit einem Regioshuttle der Erfurter Bahn, die vor einiger Zeit das „Industrie“ in ihrem Namen gestrichen hat. Was jetzt kam, war echte Nebenbahnromantik: eine kurvenreiche Strecke im Tal der Fränkischen Saale, unterbrochen durch häufigen Halt an sehr einfach gehaltenen Bahnsteigen in sehr kleinen Orten. Kein Wunder, dass hier am Wochenende früher Betriebsruhe herrschte und auch heute nur ein Zweistundentakt angeboten wird. Eine Stunde dauerte die Fahrt noch, dann war mein Zielbahnhof Bad Kissingen erreicht, wo ich mich gleich auf den etwa 15-minütigen Weg ins → KissSalis machte, um dem dritten Hobby zu frönen.
Zwei Stunden später spazierte ich zurück zum Bahnhof. Meinen ursprünglichen Plan, mir den Ort näher anzusehen und dort zu essen, strich ich bis auf einen kleinen Schlenker zusammen. Grund war die Aussicht auf eine interessante Verbindung: mit dem 612er nach Schweinfurt und von da mit dem Radlzug aus Bamberg zurück nach NAH. Ersterer stand schon mit laufendem Motor am Bahnhof bereit. Das Geräusch ist auch das Einzige, was mich ein wenig an der Baureihe stört, vom Design her würde ich gerne öfter damit fahren. Durch den Wald ging es nach Oerlenbach, und kurz danach war Ebenhausen erreicht, wo wir auf die Strecke aus Richtung Thüringen stießen. Hier passierte auch das titelgebende Ereignis: Wir blieben ein paar Minuten stehen, bis plötzlich ein heftiger Ruck zu spüren war: Der Zugteil aus Richtung Arnstadt war eingetroffen. Während der Wartezeit kam uns ein Regioshuttle-Doppel der EB entgegen, das mit „Gemünden“ und „Meiningen“ beschriftet war – auch diese Züge werden hier geflügelt und vereinigt. Vereinigt fuhr dann auch mein Zug weiter, wobei ich dann sogar die Neigetechnik genießen konnte. Zum Glück gehöre ich bisher nicht zu den Menschen, denen davon übel wird.
Trotzdem war der Genuss nur von kurzer Dauer, denn Schweinfurt Hbf war bald erreicht. Hier sollte ich fast eine Stunde Aufenthalt haben. Nach der Feststellung, dass die Umgebung des Hbfs ziemlich ausgestorben war, setzte ich mich in eine RB aus einem 440er nach Schweinfurt Stadt. Von dort nahm ich dann einen zufällig vorbei kommenden Stadtbus zum Busbahnhof Roßmarkt. Jetzt reichte die Zeit gerade noch, um sich etwas zu trinken zu kaufen und zum Hp Schweinfurt Mitte zu laufen. Dort konnte ich den Radlzug schon durchfahren sehen: er war aus einem Gemisch von n- und PumA-Wagen gebildet, davon mindestens zwei Fahrradtransportwagen. Mit demselben 440er wie auf der Hinfahrt erreichte ich wenig später NS, wo ich am selben Bahnsteig in den Radlzug umsteigen konnte. Der Grund, warum ich ihn auch ohne Fahrrad unbedingt nehmen wollte, folgte kurz darauf: die Werntalbahn, auf der sonst nur Güterzüge unterwegs sind. Elektrifizierte Güterbahnen kenne ich sonst nur aus dem Ruhrgebiet, wo man genauso selten Gelegenheit hat, sie zu befahren. Nach einer Weile hatte ich mich allerdings sattgesehen und musste mich zwingen, nicht wieder dem ersten Hobby nachzugehen. Wenig später erreichten wir Gemünden, das wir kurz vor dem (verspäteten) Taktzug wieder verließen. Die Weiterfahrt durch den Spessart verlief ohne besondere Ereignisse und bis auf Lohr auch ohne Halt, was einige Fahrgäste wohl in Schwierigkeiten brachte. NAH erreichten wir pünktlich um 19.32 Uhr auf dem Stumpfgleis 1, das sonst ebenfalls eher selten befahren wird. Häufig befahren wird dagegen von mir der Weg vom Bahnhof nach Hause, so auch an diesem Abend mit meinem Fahrrad, das mir wie immer gute Dienste leistete.
Go East
Gestern habe ich mal wieder ein Lehrstück zum Thema „internationale Buchung“ erlebt: Ende Juli/Anfang August will ich in die Slowakei fahren. Der meinem Ziel nächstgelegene Bahnhof ist Kriváň in der Mittelslowakei, was man über Wien und Bratislava gerade noch an einem Tag von NAH aus erreichen kann. Die DB-Auskunft verweigert einem dafür allerdings die Online-Buchung, so dass ich mich gestern zum Schalter begeben habe. Nach einigem Probieren fand der Mitarbeiter dort Folgendes heraus: Bis Bratislava kann er mir ein Europa-Spezial verkaufen, das jetzt, fast drei Monate vorher, auch noch in der günstigsten Preisstufe vorhanden ist. Den innerslowakischen Fahrschein kann er mir ebenfalls verkaufen, wenn er (warum auch immer) in Zvolen stückelt. Preis: 34,20 Euro pro Richtung. Auf meine Frage hin, ob es eventuell günstiger ist, den Fahrschein vor Ort zu kaufen, lautet die Antwort: „Wenn die auch den Euro haben, dann nicht“. Zu Hause schaue ich dann auf der → Website der slowakischen Bahn nach, die mir nach einigem Gefummel verrät, dass eine Buchung (und Preisauskunft) erst zwei Monate im Voraus möglich ist. Eine Testanfrage für Ende Juni ergibt einen Preis von 10,13 Euro – weniger als ein Drittel des DB-Preises. Also heißt es für die Gegenwart: Ab zum Reisezentrum und die Fahrkarte umtauschen, und für die Zukunft: Nie einen Binnenfahrschein eines anderen Landes bei der DB kaufen, selbst dann nicht, wenn in diesem Land der Euro gilt *seufz*.
Kombi-Angebot
Gestern bin ich durch Zufall auf ein interessantes Angebot für alle gestoßen, die in einer deutschen Jugendherberge übernachten und mit dem Zug anreisen: In diesem Fall gibt es den Fahrschein dafür nämlich zu einem günstigen Pauschalpreis (bis 400 km 76 Euro, darüber 117 Euro). Für Kinder, Gruppen und BahnCard-Inhaber gibt es Rabatt. Die Fahrscheine können online oder telefonisch bestellt werden. Weitere Informationen gibt es unter → http://www.anreise-jh.de. Ob ich meine Reise nach Bremerhaven im Oktober mit diesem Ticket wohl günstiger hätte machen können, ist nicht ganz klar, weil die Seite nicht verrät, ob man Via-Bahnhöfe eintragen lassen kann. [Nachtrag: Die Anreise wäre auf keinen Fall günstiger gewesen, da die JH Bremerhaven nicht zum DJH gehört.] Außerdem hätte ich wohl zwischen Bremen und Bremerhaven nicht die NordWestBahn benutzen können, sondern hätte auf den nächsten RE der DB warten müssen. Fazit: Eine gute Sache, wenn es auch mal wieder ein Sonderfall mehr im Tarifsystem ist.
Typisch belgisch, die zweite
Ziemlich genau vier Jahre nach der Brügge-Fahrt war ich über Ostern mal wieder im Land der Pommes und Pralinen unterwegs. Angereist bin ich nicht mit dem Zug, sondern mit einem Bus der → Eurolines-Kooperation, weil das deutlich günstiger war. Von Brüssel aus habe ich dann das Land ein bisschen erkundet, unter anderem wollte ich schon immer mal mit der → Küstenstraßenbahn fahren. Aber auch den Altstädten von Antwerpen und Gent (in beiden Städten ist auch der Bahnhof sehr sehenswert!) und der Exklave → Baarle stattete ich einen Besuch ab. Für Wochenendfahrten im Land bieten die belgischen Eisenbahnen (NMBS/SNCB) ein besonders günstiges Angebot an: die Wochenendfahrkarte, die 50% Ermäßigung bietet und am Schalter, am Automaten oder als Online-Ticket erhältlich ist. Eine Fahrtunterbrechung ist damit allerdings nicht möglich: wegen des Zwischenstopps in Gent, den ich auf dem Rückweg von der Küste gemacht habe, musste ich separate Fahrkarten Brüssel–Gent und Gent–Küste kaufen. An der Küste ist es aber möglich, die Rückfahrt woanders zu beginnen, als die Hinfahrt geendet hat.
Für die Küstenstraßenbahn und meine anderen Fahrten innerhalb Flanderns habe ich dann einen „driedagenpas“ von De Lijn gekauft, der genau so viel kostet wie zwei Tageskarten. Achtung: Am Automaten oder Schalter ist er günstiger als beim Fahrer!
Enden sollte meine Tour dann noch mit einem Foto von der Brüsseler Metro. Das war mir aber leider nicht vergönnt, da die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe (MIVB/STIB) aufgrund des gewaltsamen Todes eines Kollegen die Arbeit niederlegt hatten, wofür ich natürlich vollstes Verständnis hatte. Alle anderen Verkehrsmittel fuhren wie gewohnt, wobei sich die Vertaktung als sehr praktisch erwies. Übrigens kennt die NMBS/SNCB-Auskunft auch die Fahrzeiten der kommunalen Busse und Bahnen, wenn man jeweils „Bahnhof/Haltestelle (alle)“ auswählt. Dass der Verkehrsbetrieb Walloniens, wohin es mich diesmal nicht zog, TEC heißt, sei noch der Vollständigkeit halber erwähnt. In diesem Sinne: Bis bald in Belgien/Tot ziens in België/A bientôt en Belgique!
Mal wieder ein Auskunftskuriosum
Sucht man in der DB-Reiseauskunft für den 22. April eine Fahrt von Dresden nach Aschaffenburg, findet man u.a. folgende Verbindung:
Dresden Hbf So, 22.04.12 ab 13:53 3 ICE 1556
Leipzig Hbf So, 22.04.12 an 15:07 10
Leipzig Hbf So, 22.04.12 ab 15:26 18 IC 1948
Frankfurt(Main)Hbf So, 22.04.12 an 20:40 2
Frankfurt(Main)Hbf So, 22.04.12 ab 20:54 4 ICE 821
Aschaffenburg Hbf So, 22.04.12 an 21:22 6
Im Vergleich zu anderen Verbindungen fällt die längere Fahrtdauer bei gleichzeitig niedrigerem Sparpreis auf. Beides liegt daran, dass zwischen LL und FF der Sonntags-Verstärker-IC 1948 benutzt wird, der nicht über Erfurt, sondern über Nordhausen fährt. Allerdings hält dieser auch um 20.12 Uhr in Hanau, wo 20 Minuten später der Umstieg auf IC 2329 nach NAH möglich wäre – über eine halbe Stunde und 20 Euro gespart! Wartet man in Hanau eine Dreiviertelstunde auf den nächsten RE, ist man immer noch vor dem ICE da und zahlt sogar noch mal 10 Euro weniger. Leider werden diese Verbindungen nur angezeigt, wenn man als Unterwegsbahnhöfe Nordhausen und Hanau (letzteres mit 10 bzw. 20 min Aufenthalt) eingibt. Dass die DB so etwas absichtlich macht, um die Fahrgeldeinnahmen zu maximieren, möchte ich ihr nicht unterstellen. Bleibt nur die Möglichkeit, dass es sich hier um einen recht kuriosen Fehler im Suchalgorithmus handelt.
Von Wustkerze bis Kurszote
Nicht nur Übersetzen von Netzplänen führt zu kuriosen Ergebnissen: Der Künstler Benny Nero hat einen Netzplan (wohl leider inzwischen nicht mehr online) von Berlin mit Anagrammen der Stationsnamen erstellt. Wenn man dann in „Pfau hat Hohn/Fehlbar erbt Hohn“ (Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof) angekommen ist, kann man von dort aus zum Beispiel zur „Burg Rattenloch“ (Charlottenburg) fahren. Interessanterweise lassen sich aus fast allen Namen mehr oder weniger sinnvolle deutsche oder englische Wörter basteln, nur „Lue Bevel“ (Bellevue) ergibt nicht unbedingt einen Sinn. Meine Favoriten, ohne ein Urteil über die jeweiligen Orte fällen zu wollen: „Abwassers edler Rest“ (Eberswalder Str.), „Moped Rastplatz“ (Potsdamer Platz), „Smart rasiert“ (Samariterstr.) und „Schweineöde“ (Schöneweide). Den originalen Berliner Plan gibt es → hier zum Vergleich.
Hüben und drüben 1 – Bus
Seit sechs Jahren wohne ich nun arbeitsbedingt in Aschaffenburg und bin dort genau so regelmäßiger Nutzer des ÖPNV wie früher in meiner Heimatstadt Marl. Dabei ist mir natürlich vieles aufgefallen, was in den beiden Städten bzw. ihrem jeweiligen Umland verschieden ist. Diese Unterschiede möchte ich euch in einer kleinen Serie vorstellen, angefangen mit dem Busangebot.
Auf den ersten Blick sind die Busnetze der Städte gar nicht mal so unterschiedlich. In beiden gibt es ein Bündel von Linien, die sich jeweils an einem in den 2000er-Jahren neu gebauten Busbahnhof mit kurzen Umsteigewegen (Marl Mitte bzw. Aschaffenburg Hbf/ROB) treffen und von dort in die Stadtteile und die Nachbarstädte ausstrahlen. Tangentiallinien gibt es praktisch nicht, so dass der Weg zwischen zwei Stadtteilen immer über das Zentrum führt. Aufgrund der ungewöhnlichen Geografie von Marl gibt es allerdings noch einen zweiten Umsteigeknoten in Hüls, über den man z.B. Marl-Hamm von Sinsen aus erreichen kann.
Nach einem Blick auf die Stadtpläne scheint mir die Netzdichte, d.h. der Abstand zur nächsten Haltestelle, in AB größer zu sein, da hier die Busse häufiger direkt durch die Wohn- bzw. Gewerbegebiete hinein fahren als in Marl, wo sich der Verkehr eher auf die Hauptachsen konzentriert. Die Haltestellenabstände sind ähnlich, allerdings gibt es in AB mehr Kuriositäten wie dicht beieinanderliegende Haltestellen mit unterschiedlichen Namen, Haltestellen, die nur in eine Richtung angefahren werden sowie eine reine Ausstiegshaltestelle, die in den Bussen nicht angesagt wird.
Was die Fahrpläne der Linien betrifft, so dominiert in beiden Städten montags bis freitags tagsüber der 30-Minuten-Takt. In Marl wie in AB werden Linien, die ein Stück gemeinsam fahren, häufig so gelegt, dass sich ein 15-Minuten- oder noch dichterer Takt ergibt. In AB haben einige Linien ohne Parallelverkehr in der Hauptverkehrszeit auch einen eigenen 15-Minuten-Takt.
Wesentlich größer ist der Unterschied zwischen den Städten abends und am Wochenende. In AB verlässt der letzte Bus den Busbahnhof um 21.25 Uhr (sonntags um 20.25 Uhr), danach muss man mit einem Anruf-Sammel-Taxi (letzte Abfahrt 0.30 Uhr, am Wochenende 2.00 Uhr) vorlieb nehmen, das halbstündlich nur nach Vorbestellung und mit besonderem Fahrpreis fährt. In Marl dagegen fahren die Busse auf den Hauptlinien bis etwa Mitternacht, die Nebenlinien allerdings werden ab 21 Uhr auf Taxibus umgestellt, der im Gegensatz zum Sammeltaxi zum normalen Fahrpreis benutzbar ist. In den Wochenendnächten kann man bis ca. 3 Uhr auf zwei Hauptlinien durch die Stadt den Nachtexpress benutzen, in die nicht angebundenen Stadtteile bleibt allerdings nur der Weg mit einem regulären Taxi.
Samstags nachmittags und sonntags herrscht in beiden Städten der Stundentakt vor, der in Marl bereits gegen 9 Uhr einsetzt. In AB bleibt man dagegen bis 13 Uhr auf das AST angewiesen.
Anschlüsse zwischen den meisten Linien bestehen in Marl Mitte zu den Minuten 00 und 30, am ROB in AB zu den etwas seltsamen Minuten 25 und 55. In Marl war es zumindest früher Usus, dass die Busse – jedenfalls auf Nachfrage beim Fahrer – aufeinander warten, in AB habe ich so etwas noch nicht beobachtet (bei dem regelmäßigen Verkehrschaos wäre es wahrscheinlich auch nicht praktikabel). Ebenso gibt es dort auch nicht die Anschlussgarantie, die in Marl abends für bestimmte Relationen gegeben wird, oder die Möglichkeit, nach 20 Uhr zwischen den Haltestellen auszusteigen.
Verbindungen in die Nachbarstädte werden in Marl wie die innerstädtischen Verbindungen von der Vestischen angeboten. Die Fahrpläne gehorchen demselben Schema wie innerhalb Marls, außer dass schwächer frequentierte Linien die Stadtgrenze nur alle 60 Minuten überschreiten. Der „Star“ in Marl dürfte der SB 25 sein, der im Halbstundentakt in gut 15 Minuten die Busbahnhöfe von Marl und Recklinghausen verbindet.
In AB dagegen fahren die Stadtwerke nicht in alle Nachbargemeinden, in manche Richtungen wird der Verkehr von der Verkehrsgesellschaft Untermain (VU) oder der Kahlgrund-Verkehrsgesellschaft (KVG) durchgeführt. Für deren Linien beträgt der Grundtakt 60 Minuten, durch Überlagerung kann sich hier allerdings auch ein kürzerer Takt ergeben. Abends und am Wochenende ist das Angebot leider sehr dürftig: Samstags wie sonntags werden die meisten Linien auf einen Zweistundentakt reduziert, und ab etwa 21 Uhr fährt praktisch gar nichts mehr. Einen Ersatz durch AST gibt es nur von und an drei Gemeinden, die sonst von den Stadtbussen bedient werden. Ärgerlich: Auf dem Rückweg in die Stadt darf man nicht etwa überall aussteigen, sondern nur an einer von vier Haltestellen in der Innenstadt. Auf den meisten Regionalbuslinien gibt es allerdings stadtauswärts noch eine Abfahrt (außer sonntags) um 22.30 Uhr, freitags und samstags auch um 0.30 Uhr.
Die Anschlüsse Bus/Zug funktionieren in beiden Städten einigermaßen. Das Problem ist hier wie da, dass Busse nicht auf Züge warten und umgekehrt. Für Marl bringen außerdem gelegentliche leichte Fahrplanverschiebungen der Strecke Essen–Münster die Anschlüsse in ERE ins Wanken, in NAH stellt sich das Problem, dass es Abfahrten in vier Richtungen über die ganze Stunde verteilt gibt. So etwas wie der Nichtanschluss zwischen dem letzten Zug aus Frankfurt (an 0.38) und den Wochenend-Nachtbussen (ab 0.30) ist allerdings wirklich ärgerlich und in Marl deutlich besser gelöst.
Was die Fahrzeuge betrifft, tun sich beide Städte nicht mehr viel. Niederflur-Stadtbusse mit Haltestellenanzeige und -ansage sind Standard, in AB allerdings wurde das letzte Hochflurfahrzeug erst 2011 augemustert (Nachtrag: Stimmt nicht, ich habe im März 2012 noch in einem gesessen). Die Regionalbusse dagegen, die auch auf manchen innerstädtischen Strecken die einzige Fahrtmöglichkeit darstellen, erfüllen beide Standards aber noch längst nicht alle. In AB gibt es im Gegensatz zu Marl außerdem an den wichtigsten Haltestellen eine DFI, die die fahrplanmäßigen Abfahrtszeiten anzeigt. Wenn die Ampel-Fernsteuerung eingeführt wird (die es in Marl schon seit 2001 gibt), sollen die Informationen für die Stadtbusse auch in Echtzeit geliefert werden (Nachtrag: Das ist inzwischen der Fall).
Fazit: Beide Unternehmen kochen aufgrund des Subventionsbedarfs nur mit Wasser. Die Vestische scheint mir ingesamt etwas engagierter zu sein, hat es in der deutlich dichter besiedelten Region aber auch leichter. In Aschaffenburg wird es dagegen schwierig, woanders hin zu fahren als ins Büro oder zum Einkaufen. Ob es nur an Geld und Geografie liegt oder am fehlenden Mut, etwas Neues zu wagen?