Gedanken zum Streik

Nachdem die GDL gerade den längsten Streik bisher beendet hat und möglicherweise bald einer der EVG ansteht, sind die Medien („offizielle“ wie soziale) voll mit Kritik, nach der es unverschämt sei, wie eine Gewerkschaft (bzw. nach Meinung mancher nur eine einzelne Person) einen Teil des öffentllichen Lebens lahmlege. Ich betrachte das differenziert: Es ist das gute Recht der GDL zu streiken, egal ob es nun für einen Tarifvertrag für Lokführer oder andere Berufsgruppen ist und egal, ob es für diese Berufsgruppe schon einen Tarifvertrag mit einer anderen Gewerkschaft gibt oder nicht. Aber: Das ist eine Sache zwischen der GDL und der DB, mit der ich als Fahrgast erst mal nichts zu tun habe. In einer idealen Welt dürfte die GDL also so viel und lange streiken, wie es geboten erscheint, während gleichzeitig aber die DB (die ja schließlich durch den Streik geschädigt werden soll) dafür sorgen müsste, dass die Fahrgäste mit möglichst wenigen Einschränkungen ans Ziel kommen (z.B. durch Busnotverkehre, die es ja in einigen Regionen auch gibt oder die etwa in Frankreich und Italien üblichen Garantiefahrpläne) und falls das nicht möglich ist, ihre dadurch entstandenen Schäden (verpasste Flüge, unbezahlte Urlaubstage etc.) ersetzt bekommen. Das würde gleichzeitig den Druck auf die DB erhöhen, einen Tarifvertrag abzuschließen. Insofern geht die Tatsache, dass ein Streik nicht mehr pauschal als „höhere Gewalt“ gilt, sondern zumindest die normalen Fahrgastrechte anzuwenden sind, in die richtige Richtung, wenn auch vielleicht noch nicht weit genug.
Ganz kurios finde ich den in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchenden Wunsch nach Wiederverstaatlichung der Bahn. Es mag dafür wie dagegen viele Gründe geben, aber wenn gerade aus der linken Ecke (denn die ist es meist, die sich für eine Staatsbahn ausspricht) gefordert wird, Lokführer wieder zu Beamten zu machen, damit sie nicht mehr streiken dürfen, entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Im Übrigen ist, soweit ich weiß, das fehlende Streikrecht für Beamte eine ziemliche deutsche Spezialität und in vielen Ländern, die noch eine Staatsbahn haben, unbekannt.
Soweit meine Gedanken zum Thema. Ich wünsche den Tarifparteien einen baldigen akzeptablen Abschluss, wobei ich natürlich auch an mich und die vielen anderen Bahnreisenden denke, die gerne ohne größere Störungen an ihr Ziel kommen möchten.

Glossar wieder da

Nach knapp zwei Monaten habe ich endlich wieder ein funktionierendes Glossar-Plugin (namens → Tooltip gefunden, so dass die Kürzel für Bahnhöfe, Eisenbahngesellschaften und alles andere jetzt wieder beim Darüberfahren mit der Maus angezeigt werden. Die Liste aller Kürzel auf einer Seite allerdings kann ich anscheinend leider mit dem neuen Plugin nicht darstellen. Falls es mit dem „Mouse-Over“ bei euch nicht klappt, empfehle ich für die Bahnhofskürzel die Seite von → Michael Dittrich und für alle anderen eine Suchmaschine eurer Wahl ;).

(More) Rail and (Less) Fly

Ein verpasster Flug nach London am Vortag bescherte mir am 1. Mai ungeplant eine längere Bahnfahrt, da der günstigste Ersatzflug ab Köln/Bonn ging. Praktischerweise ging es dazu erst um 12.43 Uhr mit dem RE nach FF los. Die 20 Minuten Wartezeit dort verbrachte ich mal wieder in der Lounge. Als ich zum Gleis ging, erfreute ich mich daran, dass auf der großen Anzeigetafel keine einzige Verspätung angekündigt war. Demzufolge war auch mein Anschlusszug, ICE 1026 über die Rheinstrecke nach Hamburg, pünktlich. Voll war der Zug angesichts des Feiertags auch nicht, und so genoss ich die Fahrt am Rhein entlang bei recht gutem Wetter. Auch KK erreichten wir pünktlich, so dass ich noch eine S-Bahn eher als geplant zum Flughafen erreichte und diesmal keine Gefahr lief, das Flugzeug zu verpassen. In London gelandet, lud ich erst einmal meine Oystercard auf und machte mich auf den Weg zum Bahnhof St. Pancras. Dort holte ich mein vorbestelltes Ticket von Automaten: das für gestern, das nur 9 Pfund gekostet hatte, war leider komplett verfallen, so dass ich ein neues für 39 Pfund hatte buchen müssen. Nun hatte ich noch Zeit zu überbrücken und tat das – dank Oystercard – unter anderem mit Fotografieren auf dem Thameslink-Bahnsteig. Der Zug, den ich gebucht hatte, war mal wieder ein East-Midlands-Zug nach Leicester, wo ich um 22.31 Uhr ebenfalls pünktlich ein- und endlich mit meinen Freunden zusammen traf.
Die Rückfahrt nach London stand dann schon am Sonntagmorgen an, da wir noch einen Tag in der Hauptstadt verbringen wollten. Um davon möglichst viel zu haben, hatten wir uns den Zug um 8:55 Uhr ausgeguckt, der wegen der geringen Zugdichte um diese Zeit fast überall hielt und fast zwei Stunden statt sonst etwas mehr als einer benötigte. Die Fahrscheine hätten aber trotzdem den stolzen Betrag von 16 Pfund pro Person gekostet – wir entschieden uns für vier mehr für die erste Klasse. Die Fahrt verlief ruhig, auch wenn es die Inklusivmahlzeit, auf die wir gehofft hatten, nur montags bis freitags gibt. In London angekommen, nutzten wir für unsere diversen Fahrten mit der U-Bahn unsere Oystercards, von denen an diesem Tag tatsächlich nur das Maximum von 6,40 abgebucht wurde.
Am nächsten Tag ging es dann für mich schon mittags zurück zum Flughafen. Dafür wollte ich eigentlich vom Piccadilly Circus aus die gleichnamige direkte Linie nutzen, auf dieser waren jedoch wegen einer Signalstörung „severe delays“ angekündigt. Also disponierte ich als „gebranntes Kind“ lieber um und fuhr mit der Bakerloo nach Paddington, von wo ich dann für 10,10 Pfund den Heathrow-Connect-Zug (die langsame Variante zum doppelt so teuren Heathrow Express) nahm. So erreichte ich den Flug locker noch, der aber ohnehin Verspätung hatte.
Daher war es auch nicht verkehrt, dass ich in CGN noch einiges an Puffer zum Zug eingeplant hatte. Den erreichte ich so noch ganz bequem und konnte vorher sogar noch – wie schon auf dem Hinweg – den Burger King im Flughafen frequentieren. Mit der S 19, die nur zur Hauptverkehrszeit fährt und diese Nummer erst seit dem letzten Fahrplanwechsel trägt, ging es nach Siegburg/Bonn, wo mir noch einige Fotos von Bussen und der Bonner Stadtbahn gelangen. Mein Anschluss-ICE traf mit leichter Verspätung ein, die sich dann durch eine Langsamfahrstelle auf der KRM noch etwas vergrößerte. Das war allerdings deswegen nicht weiter schlimm, da mein Anschlusszug in FFLF auch Verspätung hatte. +15 waren es bei der Ankunft in NAH letztendlich, so dass ich statt des eigentlich geplanten Busses mit dem Taxi nach Hause fuhr. Der war dann aber zum Glück auf der ganzen „Ersatzreise“ das einzige Verkehrsmittel, das ich verpasst habe.

Der beste Streik taugt nichts, …

… wenn dazu auch noch andere Betriebsstörungen kommen. Köln war das Ziel meiner Reise am letzten Aprilwochenende. Für die Anreise am Mittwoch wurde kurz vorher mal wieder ein Streik der GDL angekündigt. Kein Problem, dachte ich, der Notfahrplan war ja rechtzeitig online gestellt worden. Mein gebuchter direkter ICE fuhr zwar nicht, aber es gab eine Umsteigeverbindung, bei der ich sogar eine Stunde früher ankommen würde als geplant.
Also disponierte ich um und startete direkt von der Arbeit zum Bahnhof, wo ich auch den RE nach Frankfurt erwischte. Die Live-Auskunft riet mir, in Hanau umzusteigen, aber angesichts des Umsteigerisikos und der nur vier Minuten späteren Ankunft in FF blieb ich sitzen. Das sollte sich rächen: Vom Südbahnhof fuhr der Zug nämlich nicht direkt zum Hbf, sondern bog links ab und erreichte sein Ziel letztendlich über Niederrad, genau in dem Moment, als meine Anschluss-S-Bahn abfuhr. Also schnell wieder die Live-Auskunft bemüht: In Kürze sollte ein verspäteter ICE nach Brüssel abfahren, also schnell in den Quertunnel mit dem anheimelnden Geruch, nur um festzustellen, dass der Aufgang ausgerechnet zu Gleis 18/19 wegen Bauarbeiten gesperrt war. Der Zug war also auch weg, aber da sollte doch selbst am Streiktag … von wegen, der nächste sollte erst in über zwei Stunden vom Flughafen aus fahren. Also mit dem überfüllten Süwex-Flirt dorthin und erst mal die Lounge geentert.
Dort wartete ich dann, bis die planmäßige Abfahrt näher rückte. Die reale tat es leider nicht, denn ein Oberleitungsschaden verzögerte die Ankunft immer weiter, bis der Zug fast eine Stunde hinter Plan schließlich eintrudelte. Dann musste noch ein Anschluss abgewartet werden (Streiktag …), bis es dann mit Extra-Halt in FLIS und FMT endlich weiter ging. Immerhin herrschte gähnende Leere, und die Zub-in verteilte auch gleich Fahrgastrechte-Formulare. Fast drei Stunden nach der im Notfahrplan vorgesehenen Ankunft (und zwei nach der ursprünglich geplanten) erreichte ich dann endlich KK. Die Auftaktveranstaltung des Mensa-Jahrestreffens schenkte ich mir unter diesen Umständen und fuhr mit S- (die fuhr immerhin) und U-Bahn zu meinem Hotel.

An den folgenden drei Tagen stand (abgesehen von dessen häufiger reibungsloser Benutzung) der öffentliche Verkehr zweimal im Mittelpunkt: einmal bei einer Besichtigung bei der DB-Warenlogistik und einmal bei der der Leitstelle der Kölner Verkehrsbetriebe. Erstere nutzt den alten Posttunnel und die so genannten Tiefbahnsteige (also die zwischen den Personenbahnsteigen), um Fernzüge mit Waren zu versorgen. Schwierig wird es dabei vor allem bei kurzfristigen Gleiswechseln, denn da die Elektrokarren die Aufzüge benutzen müssen, kann nicht so schnell umdisponiert werden – einer von vielen Gründen, warum manchmal die gewünschte Ware nicht im Zug ist. Auch für den Thalys liefert die DB die Waren und stellt für die erste Klasse auch die Menüs zusammen, obwohl sie sich sonst weitgehend aus der Kooperation zurückgezogen hat.
Spannend an der KVB-Leitstelle war zunächst einmal die riesige Multimediawand (leider habe ich keine brauchbaren Fotos), die zweimal das gesamte Stadtbahnnetz zeigt: einmal die Stromversorgung und einmal die Signal- und Weichenstellung mit der Position der Züge. Da auf weiten Teilen des Netzes auf Sicht gefahren wird, lässt sich diese jedoch nicht immer genau bestimmen. Zwischen den beiden Netzplänen befinden sich die Übertragungen von den Überwachungskameras der wichtigsten Stationen. Wichtiger als das Live-Bild sind jedoch die Aufzeichnungen, die 48 Stunden aufbewahrt und bei Zwischenfällen herangezogen werden. Vor der Multimediawand stehen die Arbeitsplätze der Verkehrsmeister, die so aufgebaut sind, dass mit wenigen Ausnahmen jeder jede Aufgabe übernehmen kann.

Am Sonntag ging es dann zurück, diesmal ohne Streik, dafür aber mit Bauarbeiten. Diese führten zur Sperrung der KRM und zur Umleitung der Züge „meiner“ Linie 41 über die rechte Rheinstrecke. Um die mal zu fahren, hatte ich sogar extra umgebucht. Kaum in den Zug eingestiegen, machte sich aber schon in Bonn-Beuel die Müdigkeit bemerkbar, so dass ich von der Fahrt nicht allzu viel hatte. Dafür verlief sie aber auch verhältnismäßig unkompliziert, außer dass wir NAH letztlich mit ein paar Minuten Verspätung erreichten, so dass ich den Bus nach Hause nur rennenderweise noch erreichte. Von den Strapazen der Hinfahrt, die statt anderthalb letztlich fünfeinhalb Stunden gedauert hat, war dies aber weit entfernt.

My first KISS

Ich bin in Berlin – dieses Zitat aus dem Musical „Linie 1“ traf Ostern auf mich zu. Übrigens gab es zwar eine Vorstellung, Karten waren kurzfristig aber leider nicht mehr zu haben. Die Hinfahrt am Gründonnerstag verlief ohne große Schwierigkeiten. Mit dem RE nach Hanau, dort in ICE 572, der als einer der wenigen der Linie 22 dort hält. Die Abfahrt fand zwar mit etwa +10 statt, jedoch waren wir in Hannover fast wieder im Plan und der Anschlusszug hatte auch Verspätung. Auch die hatte er bis Berlin fast wieder abgebaut, und ohnehin musste ich nur noch mit der S-Bahn eine Station zur Friedrichstraße fahren und von dort nur noch wenige Schritte ins Hotel laufen, wo man mich schon erwartete.
Während der vier Tage vor Ort machte ich auch wieder Touren mit dem ÖPNV, wobei es mir endlich gelang, ein Bild von einem KISS der ODEG zu machen:
ODEG-KISS

Auch der Schöneicher-Rüdersdorfer und der Woltersdorfer Straßenbahn mit ihren mehr oder weniger historischen Triebwagen stattete ich einen Besuch ab:
Triebwagen der SRS

Triebwagen der Woltersdorfer Straßenbahn

Zur Woltersdorfer Straßenbahn zu kommen, war übrigens gar nicht so einfach, denn die S-Bahn zu deren Endpunkt Rahnsdorf war gerade wegen Bauarbeiten außer Betrieb. Also brachte mich statt der Bahn ein neckischer Kleinbus zur Straßenbahn, mit der ich dann einmal bis zur Endstation und zurück fuhr. Auf dem Rückweg gelangen mir noch Tonaufnahmen der Fahrgeräusche von zwei S-Bahn-Zügen: einem 481er, der nicht zu Unrecht als „Heulboje“ bezeichnet wird, und der letzten „Ost-Baureihe“ 485.

Die Rückfahrt am Ostermontag verlief ebenfalls problemlos. Gebucht hatte ich den Wochenendverstärker IC 1956 – eigentlich aus Kostengründen, aber dass ich die Strecke über Halle wenig bis gar nicht kannte, machte die Entscheidung leichter. Los ging es „wegen Wartens auf Fahrplanunterlagen“ mit etwa +8, die wir aber schnell wieder aufgeholt hatten. Ich genoss die Fahrt bei strahlendem Sonnenschein mit Aus-dem-Fenster-Gucken. In Seebergen zwischen Erfurt und Eisenach ließen wir interessanterweise (planmäßig?) einen ICE überholen, was unserer Pünktlichkeit keinen Abbruch tat. Offiziell hatte ich den IC bis Darmstadt gebucht, was mir trotz Umweg eine 3 min frühere Ankunft in NAH ermöglicht hätte. Ich stieg allerdings doch schon in FF aus und gönnte mir noch eine Chilibratwurst. Meinen Heimatbahnhof erreichte ich pünktlich um 22.16 Uhr und fuhr mit der Wertheimer RB nach Hause. Diese war diesmal sogar aus einem 642er gebildet, so dass ich meinen Haltewunsch in Hochschule per Knopfdruck bekannt geben konnte.

Jan kann Bahn fahrn – und schweigen

Seit mittlerweile acht Jahren berichte ich in meinem Blog nicht nur über Aktuelles aus der Verkehrspolitik, sondern vor allem über die Erlebnisse auf meinen Bahnfahrten. Dabei schreibe ich natürlich auch über das, was nicht so gut gelaufen ist oder auch einfach nur kurios war. Und genau das ist das Problem: Zwar war ich schon immer relativ sparsam mit Details, aber trotzdem kann ich nicht ausschließen, dass aufgrund meiner Angaben ein bestimmter Eisenbahner identifiziert werden kann, der einen Fehler gemacht hat. Da dies und eventuelle Konsequenzen daraus nicht beabsichtigt sind, habe ich alle bisherigen Beiträge der Kategorie „Bahnfahrn“ (außer reinen Statistikbeiträgen) verborgen.
Ich gehe davon aus, dass das kein großer Verlust ist, da laut meiner Statistik die Reiseberichte ohnehin die weniger gelesenen Beiträge hier im Blog sind. Wer mich von euch aber persönlich kennt und die Beiträge weiterhin lesen möchte, den/die bitte ich um eine kurze Mitteilung. Das Schreiben an sich macht mir nämlich großen Spaß, so dass ich mich freuen würde, es für einen begrenzten Nutzerkreis weiterhin aufrecht zu erhalten.

Merħba!

Die Insel Malta hieß eine Freundin und mich am vorletzten Wochenende willkommen. Da wir bei dem dichten (noch dazu Links-)Verkehr keine Lust hatten, mit dem Auto zu fahren, nutzten wir auch das Busnetz der Insel, das nicht nur ziemlich dicht, sondern auch konkurrenzlos günstig ist. Für unseren viertägigen Aufenthalt kauften wir ohne Bedenken eine Wochenkarte für sage und schreibe nur 6,50 Euro. Die gibt es beim Busfahrer; an der Haltestelle, an der wir einstiegen, aber auch am Automaten. Von außen sah der so aus, als würde er nur Münzen nehmen, das Display versprach aber auch die Annahme von Scheinen. Nach einigem Suchen stellten wir fest, dass sich der Schlitz dafür unter der Klappe für die Fahrscheinausgabe befindet.
Nun konnte es also losgehen: Die Strecke zwischen Saint Julian’s (San Ġiljan) und Valletta, an der auch unser Hotel in Sliema lag, wird an Werktagen alle sechs, sonn- und feiertags alle zehn Minuten befahren. Trotzdem sind die Busse den ganzen Tag über rappelvoll. Überhaupt sollte man auf den meisten Linien damit rechnen, stehen zu müssen. Wir haben es sogar erlebt, dass der Bus Wartende stehen gelassen hat, weil er voll war – zum Glück waren wir drinnen … Auf der Hauptinsel gibt es tagsüber drei Arten von Linien: die mit zweistelligen Liniennummern gehen sternförmig von Valletta aus in die einzelnen Orte, die mit dreistelligen (beginnend mit 1 und 2) verbinden die Orte direkt miteinander. Auf diese Weise konnten wir von Sliema bequem ohne Umsteigen zu den Dingli Cliffs und nach Ċirkewwa fahren, wo die Fähre auf die Nachbarinsel Gozo ablegt (dort haben die Liniennummern drei Stellen beginnend mit 3). Die dritte Art von Linie lernten wir dann am letzten Tag kennen: die so genannten Expresslinien (mit X beginnend) zum Flughafen. Aufgrund diverser Umwege und des anscheinend alltäglichen Verkehrschaos war von Express allerdings nicht viel zu merken, so dass wir mit einer halben Stunde Verspätung am Flughafen eintrafen. Aus denselben Gründen muss man auch auf den „normalen“ Linien relativ viel Zeit einplanen, durchaus auch ein bisschen mehr als die an den Haltestellen angegebenen Zeiten.
Die Takte der Linien sind nicht überall so dicht wie zwischen St. Julian’s und Valletta, aber für touristische Zwecke meist ausreichend. Vor allem auf den „dreistelligen“ Linien bedeutet das meistens einen Halbstunden- oder Stundentakt. Auf Gozo fährt die Linie vom Fähranleger Mġarr zur Inselhauptstadt Victoria auf die Fähre abgestimmt alle 40 Minuten, die anderen Linien deutlich seltener. Übrigens gelten Fahrscheine für Malta nicht für Gozo und umgekehrt, eine Tageskarte für Gozo kostet aber nur 1,50 Euro. Auf maltesischer Seite sind die Busse nicht auf die Fähren abgestimmt, so fuhr uns auf der Hinfahrt eine Fähre vor der Nase weg, und auf der Rückfahrt hätte es der Bus fast auch getan.
Die Informationspolitik ist relativ gut: An allen Haltestellen hängen die Abfahrtszeiten nach Linie getrennt mit den wichtigsten Unterwegshalten und den Fahrzeiten dorthin aus. Einen Liniennetzplan gibt es am Busbahnhof in Valletta, auf der → Website habe ich ihn dagegen nicht gefunden. Diese ist sonst als Informationsquelle ganz empfehlenswert, für die Fahrplanauskunft wird man aber ohnehin auf Google Transit verwiesen.
Für Fahrzeugfans: Es fahren mehrere verschiedene Fahrzeugtypen, auch der in Europa sonst selten zu sehenden Marke King Long. Viele Busse sind noch in der türkis-beigen Lackierung der DB-Tochter Arriva unterwegs, die 2011 den Busverkehr übernommen hatte und grandios gescheitert ist. Bilder gibt es im Verkehrsmittelalbum zu sehen (und die anderen Bilder von der Reise im „normalen“ Album. Dort nicht zu finden ist folgendes Bild eines der historischen Busse, die bis zur Übernahme des Betriebs durch Arriva 2011 noch in Betrieb waren. Das Bild hat meine Begleiterin netterweise für mich gemacht:

historischer Bus auf Malta

Der Vollständigkeit halber noch: Die Fahrt auf deutscher Seite zum und vom Flughafen verlief problemlos, wobei ich auf dem Hinweg noch den Zug erwischte, der eigentlich eine Stunde davor hätte kommen sollen … Auf der Rückfahrt benutzte ich übrigens zum ersten Mal das Handyticket, was auch problemlos funktionierte.

… and then nothing like out to When Lake

Nach dem übersetzten Plan von Stockholm hat jetzt die S-Bahn Berlin – passend zum Datum – auch den Berliner Netzplan ins Englische übersetzt und an einigen Stationen aufgehängt. Das Ergebnis findet sich auf den Seiten des → „Tagesspiegels“. Bei Straßen und Plätzen, die nach Personen benannt sind, wurde oft der Name einfach beibehalten, aber gerade die „Übersetzungen“ von Berliner Ortsteilen sind gut gelungen: Aus Spandau wurde „Splinter Dhow“, aus Tiergarten „Beastyard“ und aus Wilhelmshagen – haltet euch fest – „Want-Helmet’s Hedges“. Morgen mache ich mich auf den Weg nach Berlin, mal sehen, wie weit die Anglifizierung dann fortgeschritten ist 😉 . In diesem Sinne: Thank you for reading this post!

Neues Fernverkehrskonzept der DB

Wer gestern die Meldungen in Presse oder einschlägigen Foren verfolgt hat, dürfte es mitbekommen haben: Die DB hat ein → neues Konzept für den Fernverkehr bis 2030 vorgestellt, das ein radikales Umdenken darstellt. Wurde bisher eine Fernverkehrsverbindung nach der anderen wegen Unrentabilität gestrichen, soll nach dem neuen Konzept das Netz in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden. Die ICE-Linien zwischen den größten Städten sollen dabei zweimal pro Stunde verkehren, alle anderen stündlich oder in Randgebieten zweistündlich. Stündlich oder zweistündlich soll künftig auch der IC fahren, wobei auch eingestellte Linien wie Münster–Siegen–Frankfurt oder Koblenz–Trier reaktiviert werden sollen. Fahrzeugmäßig sollen die Rückgrate für die ICE-Linien ICx und ICE 3 sein, für die IC-Linien der Doppelstock-IC. Wie bereits früher angekündigt, soll es bald auch in der 2. Klasse kostenloses WLAN geben, sobald die Technik entsprechend aufgerüstet ist.
Wenn das Konzept tatsächlich so umgesetzt wird, dann war gestern ein guter Tag für alle Bahnfahrer und -fans in Deutschland. Mich wundert allerdings, woher der plötzliche Sinneswandel der DB rührt. Die neue Fernbuskonkurrenz spielt hier natürlich eine Rolle, aber durch Konkurrenz alleine nimmt man ja nicht das Geld ein, das vorher (angeblich) nicht da war, um die Linien rentabel zu betreiben. Und die Fahrpreise kann (sollte) man angesichts der Konkurrenz auch nicht signifikant erhöhen. Da schwächer frequentierte IC-Linien auch für Nahverkehrstickets geöffnet werden sollen, spekuliert man hier möglicherweise auf das Geld der Aufgabenträger, was natürlich wiederum den Wettbewerb im Nahverkehr schwächt. Ein wenig dürfte auch die Umwandlung von IC- in ICE-Linien (die dann mit dem neuen ICx betrieben werden) in die Kasse spülen. Ich hoffe aber, dass der Erfolg des Konzepts nicht davon abhängig ist. Überhaupt nicht erwähnt sind in den Unterlagen die Nachtzüge, aber hier gehe ich davon aus, dass es dazu noch separate Informationen geben wird. Möglicherweise denkt auch da die DB um? Was das Konzept für den Tagesverkehr betrifft, so ist es auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Da für viele Linien die Inbetriebnahmedaten weit in der Zukunft liegen und teilweise auch von der Fertigstellung von Fahrzeugen und Infrastruktur abhängig sind, werde ich die Verbesserungen so richtig erst glauben, wenn sie da sind 🙂 .

Mit Wochenendverstärkern durch die Lande

Manche Fernzüge fahren nur freitags und sonntags, da an diesen Tagen das Verkehrsaufkommen am größten ist. Mit zweien solcher Züge war ich am Wochenende unterwegs: Hin ging es mit dem IC 1992 von Hanau nach Berlin. Dorthin kam ich mit der Darmstädter RB und der Odenwaldbahn. Das bedeutete zwar ein geringes Risiko des Anschlussverlusts in Babenhausen, aber dafür auch eine geringe Wartezeit in Hanau. Dort planmäßig angekommen, machte ich mich auf den Weg nach Gleis 7, dem üblichen Abfahrtsgleis der Züge Richtung Fulda. Dort angekommen, merkte ich, dass mein Zug auch in dieser Hinsicht eine Ausnahme war, denn er fuhr wohl ab Frankfurt nordmainisch und daher aus Gleis 5. Also den Bahnsteig gewechselt, nur um wenige Minuten später darüber informiert zu werden, dass das Abfahrtsgleis heute doch Gleis 7 sei …
Die weitere Fahrt verlief aber völlig ohne Komplikationen. In Spandau angekommen, erreichte ich sogar eine S-Bahn früher als geplant, was mir aber nichts nützte, da die Bahnen an meinen Zielort Babelsberg um diese Zeit nur alle 20 Minuten fuhren. Statt am Westkreuz (warum mich die Auskunft hier unbedingt über Charlottenburg schicken wollte, ist mir ein Rätsel) stieg ich also eben erst am Zoo um und kam wie geplant um 23.40 Uhr an.

Auch die Rückfahrt verlief völlig problemlos. Statt um 14.13 Uhr fuhr ich mit meinem Gastgeber schon zweieinhalb Stunden früher nach Berlin, wo wir uns noch mit einer gemeinsamen Freundin trafen. Mein Zug, diesmal IC 1995, fuhr pünktlich ab. Herrschte im letzten Wagen noch drangvolle Enge, fand sich weiter vorne bald ein zunächst leeres Abteil, das sich wenig später noch mit drei anderen Menschen füllte. Da es sich um einen etwas altertümlichen, aber sehr bequemen Bwmz (→ hier ein Bild) handelte, war auch das Reisen sehr bequem. Und da es um diese Jahreszeit schon recht lange hell ist, verbrachte ich die Zeit nach dem Mittagsschlaf mit Musikhören und Aus-dem-Fenster-Schauen. Als es komplett dunkel war, war auch schon Hanau erreicht, wo ich nun leider 47 Minuten Aufenthalt hatte. Da ich aber noch nichts gegessen hatte, verbrachte ich diesen in der Dönerbude vor dem Bahnhof. Mein Anschluss-RE war fast pünktlich, und genau so erreichte ich dann auch NAH und schwang mich auf mein in der Radstation geparktes Rad.