Ein Kleines Großes Land – das ist der offizielle Werbespruch der Slowakei, in die ich letzte Woche unterwegs war. Die Fahrkarten hatte ich ja schon so früh wie möglich gekauft – die bei der DB gekaufte, überteuerte innerslowakische Fahrkarte konnte ich ohne Probleme umtauschen und stattdessen ein slowakisches Online-Ticket buchen. Kostenpunkt insgesamt also 88,76 Euro.
An der einzigen größeren Komplikation der Hinreise war ich selber schuld: ich verpasste den Bus, der mich zum Bahnhof bringen sollte, hatte aber noch genug Zeit zum Laufen und konnte sogar noch Geld, eine Zeitung und ein Frühstück besorgen. Erste Etappe war dann der ICE nach Wien, der pünktlich um 6.52 Uhr abfuhr und auch pünktlich um 13.22 Uhr ankam. Auch zwischendurch passierte nicht viel Besonderes, so dass ich einen Großteil der Fahrt schlafend verbrachte.
In Wien angekommen, machte ich mich mit der Straßenbahn auf den Weg zum Südbahnhof. Dafür brauchte ich natürlich einen eigenen Fahrschein, den ich – dem Euro sei Dank – einfach aus dem Automaten in der Bahn ziehen konnte, der nur zwei Tasten hatte: eine für Kinder- und eine für Erwachsenenfahrscheine. Da ich nicht auswendig wusste, ob die Haltestelle am Südbahnhof auch so heißt (sie tut es), stieg ich schon am Südtiroler Platz aus – eine zu früh, so dass ich zum zweiten Mal an diesem Tag voll bepackt bei sommerlichen Temperaturen laufen musste, diesmal an der Baustelle des Wiener Hbf vorbei.
Den provisorischen Südbahnhof erreichte ich gerade noch rechtzeitig, um mich im Zug nach Bratislava niederzulassen, der erst einmal an jeder Wiener Hundehütte hielt. Danach kam ziemlich lange buchstäblich plattes Land, so dass ich mal wieder einschlief und erst am Grenzbahnhof Marchegg aufwachte. Hier wurde nur kurz das Personal gewechselt, die Diesellok konnte dranbleiben. Kurze Zeit später erreichten wir dann den Hauptbahnhof der slowakischen Hauptstadt.
Hier hatte ich eine halbe Stunde Zeit, bevor dann um 16.01 Uhr mein Anschlusszug abfuhr. Die Platzreservierung (Kostenpunkt 1 Euro) wäre nicht nötig gewesen, also machte ich mich im Großraumwagen breit und verbrachte die Zeit wiederum mit Lesen und Schlafen. Mit leichter Verspätung erreichten wir nach gut zweieinhalb Stunden meinen Umsteigebahnhof Zvolen. Da ich nicht wusste, ob der Zug am Nachbargleis der richtige war, fragte ich einfach den Schaffner: „Kriváň?“, was er bejahte. Am nächsten Halt wäre ich wegen der Verspätung und der spärlichen Beschilderung beinahe schon ausgestiegen. Ein netter Deutsch sprechender Slowake teilte mir aber mit, dass das erst Detva war. Erst einen Bahnhof weiter stieg ich also aus und fand auch sofort die Bushaltestelle, von der es dann ohne langes Warten und weiteres Umsteigen bis zu meinem Zielort Látky ging, wo ich eine Woche lang viel Spaß bei der Multinationalen Sommerakademie hatte.
Die Rückfahrt am darauffolgenden Montag verlief etwas abenteuerlicher: In Begleitung zweier anderer Akademieteilnehmer machte ich mich auf den Weg zu der Bushaltestelle, wo wir angekommen waren, nur um dort festzustellen, dass der gewünschte Bus dort nicht auf dem Fahrplan stand. Mit Händen und Füßen befragten wir eine Passantin und fanden schließlich eine andere Haltestelle, an der wenig später auch der Bus auftauchte. Dieser brachte uns aber nicht direkt nach Kriváň, sondern erst nach Hriňová, wo wiederum Laufen und Umsteigen angesagt war. Am Bahnhof angekommen, hieß es 45 min warten, bis der durchgehende Zug nach Bratislava mit +10 einfuhr, in dem wir es uns in einem fast leeren Abteil bequem machten. Durchgehend war zwar der Zug, aber nicht unser Wagen: der wurde nämlich zusammen mit der Diesellok in Zvolen abgehängt, so dass wir über den Bahnsteig in den Rest des Zuges marschierten und dabei noch auf einen weiteren Akademieteilnehmer trafen. Leider gab es kein Abteil mit vier freien Plätzen mehr, so dass wir uns in zwei Zweiergrüppchen aufteilten und erst mal in tiefen Schlaf verfielen.
Die Verspätung konnte der Zug bis Bratislava leider nicht abbauen, so dass ich meinen Anschluss nach Wien, begleitet von einem meiner Reisegefährten, gerade noch so erreichte. Da der REX zwischen Wien und Bratislava eine andere → Symmetrieminute hat als der ICE nach Deutschland, hatte ich diesmal in Wien auch wesentlich weniger Zeit zum Bahnhofswechsel, so dass ich nach Verabschiedung meines Begleiters und Straßenbahnfahrt auch am Westbahnhof in letzter Minute ankam. Davon, dass an diesem Tag die ÖBB einige Strecken um Wien auf Rechtsverkehr umstellten und gleichzeitig die ersten Züge durch den neuen Wiener Hbf fuhren, bekam ich leider nichts mit.
Ab hier lief aber wieder alles planmäßig, nur hatte ich diesmal keinen der wenigen Züge der Linie Wien–Frankfurt erwischt, die in NAH halten. Die halbe Stunde Aufenthalt in NWH, die das nötig machte, nutzte ich aber zum Döneressen. So gestärkt beschloss ich nach der pünktlichen Ankunft in NAH, zu Fuß nach Hause zu laufen, zumal die Temperaturen auch weit von den 33°C mittags in Wien entfernt waren.
Fazit: Dank Internet und EU muss eine Reise in die Slowakei heutzutage kein großes Abenteuer mehr sein – zu einem kleinen kann sie aber immer noch werden, zumindest solange es den Wiener Hbf noch nicht gibt und man kein Slowakisch kann.