30 Jahre ICE – und ich

Heute vor 30 Jahren fuhr der erste planmäßige Hochgeschwindigkeitszug in Deutschland: der ICE, dessen Abkürzung damit nicht mehr „InterCityExperimental“, sondern „InterCityExpress“ bedeutete. Da damals mein Eisenbahninteresse gerade erwacht war, fand ich dieses Ereignis sehr spannend. Da ich aber selten selber Bahn fuhr und wenn, dann meistens vom Ruhrgebiet nach Hamburg, berührte es mich eher weniger persönlich. Immerhin hatte ich aber 1994 auf dem Bahnfest in Wanne-Eickel meine erste Begegnung mit einem stehenden ICE, dem späteren ICE 1:

Jan vor einem ICE 1

Auch das erste Innendesign hielt ich fotografisch fest, besonders faszinierten mich das damals hochmoderne Btx-Terminal und die Videobildschirme in der 1. Klasse:

1. Klasse eines ICE 1 im ursprünglichen Design
Bordrestaurant eines ICE 1 im ursprünglichen Design
Btx-Terminal in einem ICE 1
Videobildschirm im Sitz eines ICE 1

Es sollte noch drei weitere Jahre dauern, bis ich tatsächlich meine erste Fahrt in einem ICE machte, wenn auch noch nicht mit Hochgeschwindigkeit: Im Juni 1997 fuhr ich auf dem Rückweg von einem Seminar mit einem ICE 2 von Köln nach Essen. Auch dessen originales Design wirkte gleichzeitig poppig und kühl:

Einstiegsbereich eines ICE 2 im ursprünglichen Design

Erst 2002 fanden dann meine ersten Hochgeschwindigkeitsfahrten statt: Im August von Berlin ins Ruhrgebiet und im November von dort nach Bamberg über die gerade neu eröffnete Neubaustrecke Köln–Rhein-Main (KRM). Besonders letztere hat mich nachhaltig beeindruckt, konnte ich doch erstmals in Deutschland mit der Geschwindigkeit von 300 km/h reisen, die ich sonst nur vom TGV und seinen Brüdern Thalys und Eurostar kannte. Von meiner Premierenfahrt auf der KRM drehte ich sogar ein Video, das allerdings noch seiner Digitalisierung harrt und daher seit Jahren unangesehen ist. Sehr gediegen fand ich die Inneneinrichtung der für die KRM neu angeschafften ICE 3:

2. Klasse eines ICE 3 im ursprünglichen Design

Und heute? Bei der Eröffnung der KRM konnte ich noch nicht ahnen, dass sie wenige Jahre später zu meiner wohl meistbefahrenen Fernstrecke werden würde und ich dadurch so manche Stunde sparen würde (eine große rote 1 stand zur Eröffnung der KRM am Frankfurter Hbf, um die eingesparte Stunde zu symbolisieren). Durchs Rheintal fuhr ich nur noch, um Geld zu sparen und/oder die Aussicht zu genießen. Natürlich ist ICE-Fahren dadurch etwas viel Normaleres geworden, aber ich genieße immer mal wieder die Aussicht aus dem Fenster bei über 200 km/h, auch wenn sie natürlich nicht so spannend ist wie an der Loreley.

Die Zahl der ICE-Baureihen hat sich inzwischen noch weiter vergrößert, und mit dem ICE-TD ist eine leider schon wieder von deutschen (und dänischen) Schienen verschwunden (wenigstens nicht ohne dass ich mitgefahren wäre und ein nicht allzu gutes Foto gemacht hätte). Die älteren noch eingesetzten Baureihen haben auch schon ihr inneres und äußeres Redesign hinter sich, auch der Jubilar ICE 1, der durch eine Lebensdauerverlängerung noch ein paar Jährchen vor sich hat.

In Foren wie dem → ICE-Treff haben viele anlässlich des Jubiläums beklagt, dass das Reisen immer mehr der Beförderung gewichen sei, was sich unter anderem an Abstand und Design der Sitze bemerkbar macht. Das stimmt zwar einerseits, andererseits hat aber auch das Mobilitätsbedürfnis der Menschen (wie ja auch meins) zugenommen. Gerade unter dem Aspekt, dass die Bahn ein (halbwegs) klimafreundliches Verkehrsmittel ist, ist es gut, wenn sie daran teilhat, auch wenn Zuhausebleiben nicht nur gegen Corona, sondern auch für das Klima die wirksamste Methode ist. In diesem Sinne: Auf die nächsten 30 Jahre mit vielen (natürlich möglichst klima- und pandemieverträglichen) ICE-Fahrten!

Etwas anderes Ziel – viel pünktlichere Ankunft

Vorletzten Sonntag war mal nicht Bremen, sondern Osnabrück mein Ziel. Dahin sollte ich öfter fahren, denn sowohl die Hin- als auch die Rückfahrt klappten tadellos: hin mit dem ICE der L31, der nur frühmorgens und spät abends in NAH hält. Der würde zwar auch nach HO fahren, allerdings war es schneller und billiger, in FFLF in den ICE über die KRM und in KK in den IC nach Westerland umzusteigen. Beides klappte hervorragend, so dass ich das Zentrum des Osnabrücker Landes (sinnreiche Eigenwerbung) pünktlich um 11.21 Uhr erreichte. Zurück fuhr ich aus Kostengründen ohne Umstieg über die Rheinstrecke – richtig ungewohnt, so lange im selben Zug zu sitzen, wobei die Maskenpflicht erstaunlich wenig störte. Auch dieser Zug war einer, der in NAH hielt, das ich ebenfalls pünktlich erreichte.

Dreimal ist Bremer Recht

Erst bei der Recherche zu diesem Beitrag fand ich heraus, dass es zu all den Redewendungen mit der magischen Drei auch eine mit Bremen-Bezug gibt: Demnach werden einem in der Hansestadt immer zwei Fehlversuche zugestanden, bis man es beim dritten Mal dann hoffentlich schafft. Leider ist auch daran die Deutsche Bahn gescheitert: Über das verlängerte Wochenende sollte es mal wieder zur Freundin in den Norden gehen. Die Idee war, Donnerstag frühmorgens loszufahren und ein paar Stunden aus dem Zug zu arbeiten. Ab NWH sollte ich dabei einen der letzten durchgehenden Züge in die Hansestadt nehmen, bevor diese ab Samstag wegen der Baustelle zwischen Kassel und Göttingen für drei Monate eingestellt wurden.

In den Genuss nur eines Umstiegs kam ich allerdings nicht, denn statt der Doppeltraktion ICE 2, die für ein Flügeln nach Hamburg und Bremen in Hannover nötig gewesen wäre, hatte man einen ICE 1 bereitgestellt. Immerhin fuhr der pünktlich ab und hatte durch seine Länge auch ausreichend Sitzplätze. Das zweite Problem ergab sich bei der Abfahrt in Göttingen: Der Zugschluss dürfte den Bahnhof noch nicht verlassen gehabt haben, da bremste der Zug schon wieder scharf und hielt an. Nach einiger Zeit wurde uns mitgeteilt, dass es eine Störung am Zug gebe und der Tf versuche, ihn wieder zum Laufen zu bekommen. Langer Rede kurzer Sinn, das dauerte über eine Stunde, so dass in HH auch der folgende Anschluss nach Bremen über alle nicht vorhandenen Berge war. Also arbeitete ich noch eine halbe Stunde aus der Lounge (was den Vorteil hatte, dass ich von dort an einer Telefonkonferenz teilnehmen konnte) und setzte mich in den nächsten ICE. Mit dem hätte ich durchgehend aus Würzburg kommen können … Letztendlich erreichte ich mein Ziel sogar zum vierten Mal in Folge deutlich verspätet.

Ebenso scheint es allerdings Bremer Recht zu sein (oder eher das der DB), dass die Rückfahrt deutlich besser klappt als die Hinfahrt. Wegen der Baustelle musste ich nun allerdings in Hannover umsteigen und eine Stunde mehr Fahrzeit einkalkulieren. Als Bonus bekam ich noch die mir bisher unbekannte Strecke Göttingen–Eichenberg und die Fortsetzung nach Kassel zu sehen, die ich vor Jahren mal mit dem „Kyffhäuser“ gefahren war. Trotz etlicher Langsamfahrabschnitte und sogar einiger Standzeit erreichten wir FKW mit „nur“ +5, so dass mein Anschluss in Würzburg nicht gefährdet war und ich auch NAH pünktlich erreichte. Mal gucken, ob die zweifelhafte „Tradition“ sich bei der nächsten Fahrt fortsetzt.

Mit Abstand gefahren (leider auch zeitlichem)

Und schon wieder war Bremen angesagt, diesmal für eine ganze Woche. Hin ging es am Samstagmorgen. Bis NWH ging noch alles glatt, dann überraschte mich der Navigator mit der Hiobsbotschaft, dass der Anschluss-ICE verspätet sein würde. Genauer gesagt hatte er +30 wegen eines notwendig gewordenen Batterie-Resets, wie nach dem Einstieg per Ansage mitgeteilt wurde. Mehr Verspätung wurde es zwar nicht, trotzdem war der Anschluss in HH weg – besonders ärgerlich, weil es der Pendel-ICE HH–HB war, der zu Nicht-Corona-Zeiten der zweite Zugteil meines Zuges gewesen wäre. Also kurz in die Lounge, die mit ausnahmsloser Maskenpflicht, somit ohne Getränke- und fast ohne Zeitungsangebot aber auch nicht so wohnlich wie sonst war. Das motivierte mich, mal beim folgenden RE nach dem Füllungsgrad zu schauen, und siehe da: Dort war einigermaßen Abstand möglich, und so erreichte ich zur Abwechslung mal mit weniger als +60 HB, übrigens fast auf den Tag genau ein Jahr nach meiner letzten Fahrt „vor Corona“.

Zurück am Montagmittag klappte es netterweise deutlich besser: Wieder mit dem IC2 nach HH, dann in den ICE. Für Montagmittag im (mehr oder weniger) Lockdown war er gut gefüllt, aber im letzten Wagen gab es auch für ein größeres Abstandsbedürfnis noch genug Platz. Beim Einsteigen wunderte ich mich noch, dass das typische Buckelrestaurant nicht zu erkennen war. Ich dachte an eine Kombination aus Wagen von ICE 1 und 2. Des Rätsels Lösung war viel einfacher, zeigte sich aber erst bei der Abfahrt: Es gab schlicht kein Bordrestaurant, weil es wegen eines Defekts ausgereiht worden war. Hätte ich das gewusst, hätte ich noch genug Zeit gehabt, mir am Bahnhof einen Cappuccino zu kaufen … Den gab es dann beim Umstieg in NWH. Von dort ging es dann pünktlich weiter, so dass ich in NAH noch schnell in den Biomarkt hinterm Bahnhof springen und dann mit der Miltenberger RB nach Hause fahren konnte.

Mal wieder in den Nordwesten

Am letzten Montag machte ich mich mal wieder auf den Weg nach Münster. Um immerhin zehn Minuten mehr Zeit nach der Arbeit zu haben, hatte ich nicht den direkten ICE, sondern eine Umsteigeverbindung über FF und FFLF gebucht. Am Reisetag erfuhr ich, dass diese so nicht funktionieren würde, weil der ICE letzteren Bahnhof nicht anfahren würde (im ICE-Treff meinte man, das läge an verminderter Antriebsleistung des Triebfahrzeugs). Zum Glück gab es eine Ersatzverbindung mit gleicher Abfahrts- und Ankunftszeit, nämlich mit Umstieg in FH. FFS wäre auch gegangen, aber so blieb noch mehr Zeit zum Essen. Am Flughafen musste ich dafür vom Regional- zum Fernbahnhof wechseln. Die Zeit dafür war arg verringert, weil der Zug kurz vor Stadion wegen hoher Streckenauslastung erst mal stehen blieb. Zum Glück waren es dann aber doch weniger als die veranschlagten zehn Minuten, so dass ich mit beschleunigtem Umstieg den Anschluss noch erreichte. Ich weiß gar nicht, ob ich schon mal mit einem ICE 4 über die KRM gefahren bin, aber jedenfalls läuft er merklich ruhiger als ein 3er. Auch der Rest der Fahrt lief völlig problemlos. Kurios war nur, dass ich im Bus in Münster gerade rechtzeitig merkte, dass ich einerseits kein City-Ticket hatte und andererseits Kontrolleure an Bord waren, so dass ich noch ein Ticket beim Fahrer kaufen konnte.

Das tat ich auch am nächsten Tag, an dem ich aber noch einen (pünktlichen) Abstecher nach Osnabrück machte. Das war auch der Grund für das fehlende City-Ticket, denn ich hatte dorthin durchgebucht. So konnte ich buchstäblich alles auf eine Karte setzen und nachmittags mit dem direkten ICE zurück fahren. Der fährt zwar nicht über die KRM, sondern durchs Rheintal, aber ich hatte ja Zeit und bei dem strahlenden Sonnenschein war die Strecke gleich noch mal so schön. Auch hier gab es keine besonderen Vorkommnisse, so dass ich meinen Heimatbahnhof NAH fast pünktlich erreichte.

Früher los, wie geplant da

Wieder mal war ich vorletztes Wochenende nach Bremen unterwegs, damals noch bei winterlichen Temperaturen und eine Woche nach dem großen Schnee, der in ganz Norddeutschland fiel. Schon vorher hatte die DB angekündigt, dass meine eigentliche Verbindung um 17:23 ab NAH nicht funktionieren würde, da ICE 90 über die Altstrecke umgeleitet werden sollte. Also peilte ich wieder die Verbindung mit ICE 776 über FF an. In den Tagen vor der Fahrt stieg die Spannung, ob die Fahrt so durchführbar sein würde, waren doch etliche Strecken im Norden noch Tage nach dem Schneefall gesperrt. Am Reisetag betraf das „nur“ noch die SFS Hannover – Göttingen, dem Vernehmen nach wegen zugeschneiter Rettungswege. Diesmal schaffte ich es, den 776er bereits in FF zu erreichen. Bis Fulda hatten wir uns wegen „Zugstau“ schon ca. +15 eingefahren. Auf der Umleitung über die Altstrecke standen wir dann noch ein paarmal, wohl aus demselben Grund. Letztendlich kam ich also mit etwa +60 in HB an. Normalerweise ärgerlich, aber nachdem mir meine Odyssee vom letzten Mal noch in den Knochen steckte, diesmal geradezu erfreulich, vor allem da es der ursprünglich gebuchten Ankunftszeit entsprach.

Zurück wählte ich ebenfalls dieselbe Verbindung wie beim letzten Mal. Die +5, die er in HB hatte, fuhr der IC bis HH nahezu wieder heraus. Der Anschluss an den ICE klappte also problemlos, zumal der auch einige Minuten zu spät war. Da der SFS-Abschnitt immer noch gesperrt war, bangte ich aber um den Anschluss in NWH. Erfreulicherweise kamen wir aber gut durch (am Vortag hatte es wohl zwischen Hannover und Göttingen noch einiges Chaos gegeben) und fuhren auf den nachfolgenden SFS-Abschnitten einiges an Verspätung wieder heraus. In NWH dann dasselbe Spiel wie in Hannover: Der Anschluss hatte wiederum ein paar Minuten Verspätung, aber auch wenn er pünktlich gewesen wäre, hätte ich ihn noch erreicht. Bis NAH hatten wir auch die wenigen Minuten wieder herausgefahren, so dass ich meinen Heimatbahnhof nicht nur rechtzeitig zur Ausgangssperre, sondern sogar pünktlich erreichte.

Ver(r)eist

Nach langer Zeit war ich letztes Wochenende mal wieder mit dem Zug unterwegs, Bremen war mein Ziel. Ein Vorteil des Homeoffices ist es, dass es näher am Bahnhof liegt, so konnte ich problemlos um 16:33 Uhr an Gleis 8 stehen. Da kam kurioserweise aber nicht mein ICE 3 Richtung Dortmund, sondern völlig unangekündigt ein 4er, der laut Anzeige am Zug von Berlin nach Interlaken unterwegs war. Sicherheitshalber stieg ich nicht ein, weil ich nicht wusste, ob der Zug auch in FF halten würde. Wie sich herausstellte, war der Zug wegen einer Streckensperrung bei Schlüchtern umgeleitet worden, meiner kam direkt dahinter und war deswegen zwangsläufig verspätet. Wegen des durch die Sperrung ausgelösten Zugstaus verbesserte sich das nicht gerade, so dass mir mein Anschluss-ICE in FF vor der Nase wegfuhr. Zum Glück schaute ich im Navigator nach einer neuen Verbindung, bevor ich irgendwas anderes machte, denn zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass ich ihn in Fulda noch erreichen konnte, wenn ich sofort den ICE Richtung Dresden nahm. Der war so gut gefüllt, dass ich mal wieder auf der Eingangsstufe Platz nahm (neben jemand anderem sitzen mag ich im Moment noch weniger als sonst). Das musste ich aber nicht lange und der Anschluss an den 776 klappte auch problemlos. Der muss nach der Abfahrt in FF, da von Gleis 1, erst mal über Niederrad fahren und kommt daher erst nach dem Dresdner ICE in Fulda an.

Jetzt konnte ich mich gemütlich zurücklehnen (zumal der Zug, da ICE 1 statt 2, auch sehr schwach besetzt war) und auf eine pünktliche Ankunft in Bremen hoffen. Das tat ich bis nach der Abfahrt aus Hannover, genauer gesagt bis der Zug in Nienburg plötzlich außerplanmäßig anhielt. Laut Ansage war die weitere Strecke wegen vereister Oberleitung gesperrt, so dass wir frühestens in einer Stunde weiter fahren könnten. Nachdem diese Zeit herum war, lautete die neue Ansage, dass wir zurück nach Hannover fahren würden und uns da an die Information wenden sollten. Das passierte aber auch nicht, stattdessen hieß es irgendwann, dass wir den Zug verlassen und mit dem Regionalverkehr nach Hannover zurück fahren sollten.

Zwischenzeitlich hatte ich aber erfahren, dass DB Regio einen Busnotverkehr nach Verden organisiert hatte, von wo die Strecke wieder offen war. Also stellte ich mich vor den Bahnhof (die Kälte machte mir gerade nichts), und tatsächlich tauchte irgendwann ein Bus auf, der extra aus Hannover gekommen war. Der machte sich nun, soweit das auf den spiegelglatten Straßen möglich war, auf den Weg nach Verden, nicht ohne unterwegs noch die Bahnhöfe Eystrup und Dörverden abzuklappern, wo der Regionalzug gehalten hätte. Ich saß in der zweiten Reihe, vor mir, wie sich herausstellte, ein Bahner, der eigentlich schon Feierabend hatte, sich aber rührend um unser Weiterkommen kümmerte. Der stellte auch (gemeinsam mit den Fahrgästen) fest, dass wohl doch ein Zug über die vermeintlich gesperrte Strecke fahren sollte, den wir aber nicht mehr erreichen würden. Der nächste sollte prompt ausfallen, so dass der Bahner alle Hebel in Bewegung setzte, damit der Bus nach Bremen weiter fuhr. Das erreichte er dann auch tatsächlich, und wir erreichten Verden ironischerweise in dem Moment, als ein Zug (vermutlich der, der aus Nienburg gekommen war) Richtung Bremen abfuhr. Das brauchte uns aber nun nicht weiter zu kümmern, denn wir fuhren ohne weitere Zwischenhalte mit angepasster Geschwindigkeit direkt über die Autobahn zum Bremer Hauptbahnhof, wo wir gegen ein Uhr ankamen. Der Bahner und einige Fahrgäste mussten jetzt noch irgendwie nach Bremerhaven kommen, mir dagegen stand nur noch ein Fußmarsch über die Bürgerweide bevor, der bei dem herrschenden Wetter aber auch etwas von einer Antarktisexpedition hatte.

Erfreulicherweise deutlich angenehmer verlief die Rückfahrt, was aber auch damit zusammenhing, dass der Himmel blau war und daher nichts Eisiges von selbigem fiel. Diesmal ging es mit einem IC2 nach Hannover, wo wir aus ungeklärter Ursache mit Verspätung ankamen. Auch wenn die App anderer Ansicht war, reichte die Zeit aber trotzdem noch, um einen Kaffee zu holen (Cappuccino gab es beim Bahnhofsbäcker schon nicht mehr). Die weitere Fahrt mit Umstieg in Würzburg verlief dann sogar komplett pünktlich und mit genug Abstand, so dass ich wie geplant um 20:32 und damit eine knappe halbe Stunde vor dem Corona-Zapfenstreich meinen Drahtesel satteln konnte.

Die Verspätungen schlafen nicht

Erst mal ein frohes neues Jahr an alle Leser jeglichen Geschlechts!

Der HLB-Flirt hat sich seinen Feierabend in Aschaffenburg redlich verdient (und vielleicht repariert dann auch jemand das WC)

Nein, nicht alle Züge schlafen. Im Gegenteil, der Bahnbetrieb läuft sogar fast normal weiter, obwohl durch den Lockdown viele Reiseanlässe weggefallen sind. Auch ich war das erste Mal seit ungefähr zwanzig Jahren um den Jahreswechsel nicht mit dem Zug unterwegs. So ist mir zuerst gar nicht aufgefallen, dass schon wieder zwei Jahre um sind und daher meine turnusgemäße Verspätungsstatistik ansteht.

Wie immer habe ich daher die Blogbeiträge des entsprechenden Zeitraums ausgewertet und daraus eine Statistik erstellt, mit wie viel Verspätung ich am jeweiligen Zielort angekommen bin. Eventuell verpasste Anschlüsse sind also mit eingerechnet. Hier das Ergebnis:

Verspätung (min)FahrtenAnteil
<0 43,4%
0–5 7563,6%
5–302420,3%
30–60 86,8%
>60 75,9%
Ausfall00,0%
Meine persönliche Verspätungsstatistik 2019/20

Natürlich war ich coronabedingt insgesamt deutlich weniger unterwegs als 2017/18 – leider auch 2020 aber nicht pünktlicher. Im Gegenteil ist der Anteil der pünktlichen Ankünfte sogar wieder leicht gesunken. Positiv zu vermelden ist allenfalls, dass ich keine Fahrt komplett abgebrochen habe. Allerdings gab es eine Spaßtour, bei der ich spontan das Ziel ändern musste und das dann auch deutlich verspätet erreicht habe, ebenso wie mein Zuhause auf der Rückfahrt.

Wie immer geht es nur um Fernverkehrsfahrten, die (vor der Pandemie) vielen Fahrten zu Mensa-Stammtischen oder dem Besuch beim Cousin in Frankfurt sind nicht mit eingerechnet, dürften aber insgesamt eine deutlich bessere Bilanz haben. Dafür sind auch Fahrten im Ausland eingerechnet, die sieben Verspätungen über 60 Minuten gehen also teilweise auf das Konto von Frankreich und Norwegen. Letzteres hält mit vier Stunden und einer dadurch nötigen zusätzlichen Übernachtung auch den diesmaligen Rekord.

Die alten Statistiken zum Vergleich gibt es hier: 2017/18, 2015/16, 2013/14, 2007–12. Schauen wir mal, was die nächsten zwei Jahre so bringen, nicht nur im Hinblick auf „Corona“ und die dadurch verminderte Lust am Bahnfahren.

Deo, wir fahren nicht

Gerade komme ich mal wieder von einem Spielewochenende in Dortmund zurück. Hin hatte ich es diesmal geschafft, direkt die Linie 41 zu buchen, und zwar den Zug um 18:33, der zu meiner „Marler Zeit“ fast nie günstig zu haben war. Am Freitag hatte er durchgängig +10. Von der Sperrung wegen des Brückenbrandes in Mülheim war der Zug ja nicht betroffen, da diese nur die Gegenrichtung betrifft. Aber als wir Essen verließen, schaute ich aus dem Fenster und wartete darauf, dass der Bahnhof Kray Süd vorbeizog, bis die Ansage kam, dass der Zug heute über Gelsenkirchen umgeleitet würde … Das dauerte erfreulicherweise aber nicht länger als der Regelweg, so dass ich den Anschluss an die S 5 nach Barop noch schaffte.

Da selbige am Wochenende SEV hatte, ging es zurück aber vom Baroper Parkhaus mit der U-Bahn. Mein IC2 fuhr pünktlich ein, aber mit +7 ab, weil durch starken Deogebrauch in der Toilette der Rauchmelder ausgelöst wurde … KK erreichten wir trotzdem fast pünktlich, der Anschluss an den ICE klappte also noch. Allerdings stellte sich in dem Moment heraus, dass die KRM gesperrt war und der Zug über die Rheinstrecke umgeleitet werden sollte. Daher zog ich lieber wieder die L 41 vor, auch in der Hoffnung, dass bis dahin die Strecke wieder offen sein würde. Bei der Einfahrt in KKDT sah es noch nicht danach aus, aber die verzögerte Abfahrt hatte ihr Gutes: Die Strecke war nämlich tatsächlich wieder offen. Durch verschiedene „Verzögerungen im Betriebsablauf“ erreichten wir NAH letztendlich mit knapp +30 gegenüber dem Fahrplan und ziemlich genau +60 gegenüber meiner ursprünglichen Ankunft. Zu normalen Zeiten hätte ich dann noch zum Bahnhofsbäcker gehen können. Aber „seit Corona“ werden die Bürgersteige leider viel früher hochgeklappt, so dass mir nur das goldene M blieb.

Harz IV: Rü-beland und Rü-ckfahrt

Was bisher geschah

So langsam neigte sich mein Urlaub dem Ende zu, aber vorher gab es noch ein Bahn-Highlight: die Fahrt auf der Rübelandbahn. Diese ursprünglich Harzbahn genannte Strecke hat die Besonderheit, dass sie mit 25 kV 50 Hz elektrifiziert ist, im Gegensatz zum sonstigen deutschen Netz, das 15 kV und 16,7 Hz hat. Leider findet dort kein regelmäßiger Personenverkehr mehr statt, und der Museumsbetrieb auch „nur“ mit Dampfloks. Als nicht übermäßiger Dampflokfan hätte ich Betrieb mit den speziell gebauten Elloks der Baureihe 171 spannender gefunden, aber so konnte ich wenigstens die Strecke fahren, und so ganz zu verachten ist eine Dampflok ja auch nicht.

Den Hinweg zum Startbahnhof Blankenburg trat ich wieder mit dem für mich kostenlosen Bus der Harzer Verkehrsgesellschaft an. Dort angekommen, herrschte schon großer Andrang am Bahnsteig, bis der Zug bereitgestellt wurde. Der reguläre Personenzug nach Magdeburg, ein zweiteiliger LINT, machte indessen seine Pause ganz am Ende desselben Gleises. Blankenburg ist Kopfbahnhof, von hier geht es in zwei Richtungen: rechts ohne Strom nach Halberstadt und weiter nach Magdeburg, links auf die Rübelandbahn (für den Güterverkehr gibt es auch eine direkte Verbindung zwischen den Strecken). Eine weitere Besonderheit der Strecke ist die Spitzkehre in Michaelstein. Dort muss der Zug die Richtung wechseln, wozu die Dampflok um den ganzen Zug herumfahren muss. Viele stiegen aus, um dieses Spektakel zu bewundern und auf Chips zu bannen, ich betrachtete es entspannt aus dem Fenster.

Nach etwa 45 Minuten Fahrzeit erreichten wir den namensgebenden Bahnhof Rübeland. Dort war zwar für uns Endstation, allerdings nicht für die gesamte Strecke. Im Personenverkehr ging es früher weiter bis Königshütte und noch früher bis Tanne, der heutige Güterverkehr fährt immerhin noch bis zu den Fels-Werken kurz vor Königshütte. Auf einem Prospekt im Zug hatte ich gesehen, dass die Lok jetzt zum Lokschuppen der Eisenbahnfreunde fährt, um Wasser nachzufassen. Also machte ich mich zu Fuß auf den etwa viertelstündigen Weg.

95 1027 fasst Wasser am Lokschuppen in Rübeland

Am Lokschuppen stand nicht nur „unsere“ Lok, sondern auch die (oder das) „Mammut“, ein Exemplar der so genannten → Tierklasse, die die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn, die ursprüngliche Betreiberin der Strecke, hatte entwickeln lassen. Im Schuppen selber sind einige Eisenbahndevotionalien ausgestellt, unter anderem eine alte Abfahrtstafel.

„Mammut“ am Lokschuppen in Rübeland
Historische Abfahrtstafel im Lokschuppen Rübeland

Dann war die 95er fertig für die Rückfahrt und dampfte an meiner Kamera vorbei:

Anschließend machte ich mich auf den Rückweg zum Bahnhof, wo die Dampflok schon wieder am Zug stand und außerdem trotz des Samstags auch eine Ellok unterwegs war. Nachdem der Güterverkehr zwischenzeitlich schon auf Dieseltraktion umgestellt war, wird jetzt nach Protesten der Anwohner mit Mehrsystemloks der Havelländischen Eisenbahn gefahren.

Zug der Arbeitsgemeinschaft Rübelandbahn mit BR 95
Dampflok der BR 95 und Traxx-Mehrsystem-Ellok der HVLE in Rübeland

Mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen aus dem „Bordbistro“ ging es wieder zurück nach Blankenburg. Für weniger bahnaffine Fahrgäste war auch eine Glasbläserin an Bord, ich genoss lieber die Aussicht zur anderen Seite als bei der Hinfahrt. Kurz vor Einfahrt in Blankenburg konnte ich auch einen Blick auf eine der letzten 171er erhaschen, leider steht sie nicht öffentlich zugänglich auf Betriebsgelände.

Zurück von Blankenburg fuhr ich mit dem Zug mit Umstieg in Halberstadt. Dabei erwischte ich dort vor dem Bahnhof nicht nur eine der regulären Straßenbahnen, sondern auch einen Partywagen, dessen -gesellschaft gerade noch rechtzeitig wieder einstieg, bevor mein Anschlusszug abfuhr:

Historischer Partywagen der Halberstädter Verkehrsgesellschaft

Auf der Weiterfahrt wollte ich aus dem Zugfenster noch ein Foto der „Prärie“ machen, fand sie aber so präriehaft gar nicht mehr. Jedenfalls werden hier im Gegensatz zu Kanada die Felder regelmäßig durch Baumreihen unterbrochen. So ging dann der letzte Urlaubstag ohne weiteres Foto zu Ende.

Am Sonntagmorgen hieß es dann abreisen. Gebucht hatte ich dieselbe Verbindung wie auf der Hinfahrt, wo sie ja nicht geklappt hatte. Diesmal war das anders: wieder vorbei an Vienenburg, dem laut Anschrift „ältestem noch erhaltenen Bahnhof Deutschlands“, Umstieg in Goslar in einen der vielen LINTe, aber den einzigen der DB, der dort fährt. Meiner war ziemlich voll, und von meinem Platz konnte ich wegen einer Reklamefolie nicht gut sehen. Übermäßig spannend schien die Strecke aber auch nicht zu sein. Ab Kreiensen, einem typischen Ort, den man nur als Bahnreisender kennt, nutzten wir die alte Hauptstrecke, die ich noch von der Umleitung letztes Jahr kannte. Der Aufenthalt in Göttingen war kurz, der Anschluss-ICE wieder mit Zwischenhalt nur in Kassel pünktlich. So hatte ich in FF wieder eine halbe Stunde Aufenthalt, die ich diesmal zum Essen nutzte. NAH erreichte ich ebenfalls pünktlich mit dem RE und zu einer Zeit, zu der der Stadtbus noch fährt und ich nicht mit meinem Koffer nach Hause laufen musste.

Danke fürs Lesen!