Der ganz normale Bahnsinn

Nach langer Zeit war ich am Wochenende mal wieder unterwegs zu meiner Patentante nach Bielefeld. Für den Hinweg hatte ich mir eine preiswerte und ungewöhnliche Verbindung ausgesucht: Los ging es um 16.51 Uhr mit der RB nach Hanau. Die Frage, warum die Fahrzeit gegenüber dem RE so lang war, erklärte sich dadurch, dass in Kahl planmäßig der ICE aus Wien überholt. Aber so musste ich weniger lange in Hanau warten und konnte bald in den nur leicht verspäteten ICE 776 Richtung Oldenburg steigen, den ich schon mehrmals beehrt habe. Diesmal allerdings stieg ich schon am nächsten Halt Kassel wieder aus und eilte zu Gleis 1, wo mein Anschluss-IC bereit stand. Die Eile stellte sich bald als unnötig heraus, hatte der Zug doch keinen Steuerwagen und die Lok auf der falschen Seite. Letzteres zu beheben, kostete leider 17 Minuten, die bis Altenbeken auf knapp 10 schrumpften. Kurzzeitig überlegte ich, hier auszusteigen und so auf jeden Fall eine halbe Stunde später als geplant (und mit zwei weiteren Umstiegen) in Bielefeld zu sein. Letztendlich hoffte ich aber darauf, dass die Sennebahn in Paderborn (planmäßiger Übergang 5 Minuten) einige Minuten warten würde. Es kam, wie es kommen musste, dieser Schachzug bescherte mir eine Stunde Wartezeit und eine entsprechend spätere Ankunft, was ich angesichts des lauen Sommerabends aber gelassen hinnahm.

Anlass der Reise war auch die Führung im Bielefelder Hbf, die am Samstag um 15 Uhr stattfand. Höhepunkt war dabei sicher die Besichtigung des unter dem Bahnhofsvorplatz gelegenen, seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr genutzten Bunkers. Bahntechnisch fand ich auch den Blick in die Ansagezentrale sehr spannend. Fotos von der Führung gibt es in meinem Fotoalbum.

Für die Rückfahrt kam ich kurz vor der Abfahrt auf die Idee, meine Verbindung noch einmal zu prüfen. Immerhin kam einer der Züge, die ich benutzen sollte, aus Berlin, wohin die Strecke ja zurzeit wegen Hochwasserschäden gesperrt ist. Ergebnis der Prüfung: Der betreffende Zug fährt zwei Stunden später, Ersatz gibt es in gleicher Zeitlage mit dem ICE aus Hamburg. In weiser Voraussicht versuchte ich dort zu reservieren – Fehlanzeige.
Da ich keine Lust hatte, von Hannover bis Frankfurt zu stehen, ließ ich meine Zugbindung aufheben, um über Essen fahren zu können. Damit hätte ich bei leicht früherer Abfahrt sogar die Chance gehabt, fast eine Stunde früher in NAH zu sein. Die Hoffnung darauf zerschlug sich angesichts nur 7 Minuten Übergang in EE allerdings schnell, als der ICE aus Berlin mit +15 angekündigt wurde. Mehr wurde es trotz kurzzeitiger Sperrung zwischen Herford und EBIL zwar nicht, aber auch nicht weniger.
Ich disponierte also zum zweiten Mal um und stieg in den hinteren Zugteil, der mich ohne weitere Komplikationen deutlich schneller nach KK brachte, als ich mit dem vorderen in KKDZ gewesen wäre. Außerdem hatte ich ab kurz vor Hamm einen Sitzplatz. Hätte der Zug in KKDZ gehalten, hätte ich vielleicht sogar den Anschluss noch erreicht, so hieß es aber erst einmal 20 Minuten warten. Weiter ging es mit ICE 615, der aus unbekanntem Grund einige Minuten später abfuhr und mich nach FFLF brachte. Dort wäre es normalerweise am selben Bahnsteig mit ICE 1659 nach FF weiter gegangen, aber die „Stellwerksstörung“ in Mainz mit +30 im Gefolge machte die dritte Umdisposition erforderlich. Den Fußmarsch zum Regionalbahnhof musste ich wegen der Verspätung beschleunigt absolvieren, schaffte aber gerade noch die S-Bahn nach Hanau. Ab hier klappte dann alles wieder planmäßig, inklusive der Fahrt mit der Wertheimer RB nach NAHF.
Fazit: Gleiche Ankunftszeit mit stark erhöhtem Aufwand geschafft. An die DB habe ich die Anregung geschickt, bei längerfristig bekannten Fahrplanänderungen die betroffenen Fahrgäste zu informieren, sobald sie bekannt sind. Ich hatte über mein Kundenkonto gebucht und auch den Verspätungsalarm aktiviert, dieser kam jedoch erst 4 Stunden vor der Abfahrt – nachdem ich bereits selbst auf die Idee gekommen war, die Verbindung noch einmal zu prüfen und der Ersatzzug längst ausreserviert war.

Auf Nebenstrecken zum/r Sieg

Da ich dieses Wochenende noch so gar nichts vorhatte, habe ich mich heute mal wieder meinem Hobby Bahnfahren gewidmet. Ziel war diesmal, einige Nebenstrecken in Hessen abzufahren, natürlich nicht ohne mich mit der Kamera und einem Wochenendticket zu bewaffnen. Los ging es mit der wie gewohnt recht leeren RB nach Hanau, wie immer gebildet aus n-Wagen mit Wittenberger Steuerkopf. Dort hatte ich dann direkt Anschluss an den RE nach Fulda, den ich nur zwei Stationen nach Gelnhausen benutzte. Hier begann die Nebenbahnromantik: Mit einem GTW der HLB (älteres Foto) fuhr ich über die sehr idyllische Strecke nach Gießen, auf der sich auch der Bahnhof mit dem wohl nebenbahnverdächtigsten Namen befindet: Büches-Düdelsheim. Es folgte nur ein kurzes Intermezzo auf der Hauptstrecke bis Marburg, wo ich in die RB nach Erndtebrück stieg, gebildet aus einem „guten alten“ 628er, wegen seines Beschleunigungsverhaltens auch gerne „Wanderdüne“ genannt. Auch wegen fehlender Klimatisierung und Barrierefreiheit würde man die Triebwagen heute nicht mehr so bauen.
Die folgende, anderthalb Stunden dauernde Fahrt war noch romantischer, was vor allem an der hohen Anzahl technisch nicht gesicherter lag. Landschaftlich ist die Strecke recht sehenswert, insbesondere ab dem bereits in NRW liegenden Bad Laasphe, wo das Rothaargebirge beginnt. Ab hier wurde die Strecke früher nur zweimal am Tag befahren, und leider war ich auch beim jetzigen Zweistundentakt in meiner Hälfte des Wagens alleine. Im Endbahnhof Erndtebrück hatte ich direkt Anschluss an einen LINT nach Siegen. Auch hier fuhr der Zug zuerst abenteuerlich langsam, da an jeder Abzweigung der parallel verlaufenden Straße gepfiffen werden musste. Später ging es dann etwas schneller, aber kurvenreich mitten durch den Wald. Die Fahrt mit dem modernen Triebwagen war ereignislos, abgesehen von der Tatsache, dass in jeder Kurve die Toilettentür mit lautem Krach auf- und zuging.
In Siegen angekommen, nutzte ich den fast einstündigen Aufenthalt fast ausschließlich zum Essen – ich hoffe, die dortigen Einwohner verzeihen es mir, dass ich es doch nicht mehr in die anscheinend recht sehenswerte Altstadt geschafft habe. Ab hier ging es dann auf direktem Wege nach Hause: zuerst mit dem HLB-Flirt bequem mit wenigen Halten nach Frankfurt. Dort sollte ich wiederum fast eine Stunde warten. Also machte ich draußen ein paar Busfotos und spielte dann zufällig am Automaten herum. Überraschenderweise teilte der mir mit, dass in einer Minute ein Zug nach Aschaffenburg fuhr – wegen unterschrittener Mindestumsteigezeit hatte die Auskunft mir das vorher nicht verraten, aber nun war ich ja da. Ich erreichte den Zug, die RB nach Wächtersbach, gerade noch. In Hanau sollte ich auf die RB umsteigen, aber der RE, der eigentlich seit ein paar Minuten hätte weg sein müssen, hatte sich Verspätung eingefahren, so dass ich ihn noch entern konnte. In Kahl wurden wir auf die Seite genommen, um den ICE vorbei zu lassen – gut, wenn man Überholgleise hat, auch wenn sie im Regelfahrplan nicht benötigt werden. In NAH angekommen, hatte zwar der Zug eine Viertelstunde Verspätung – bezogen auf meine ausgedruckte Verbindung war ich aber eine Dreiviertelstunde zu früh. Gut, dass man in so einem Fall nicht extra an die DB zahlen muss ;).

Nicht ins Wasser gefallen

Zum Glück nicht vom Hochwasser betroffen war meine Fahrtroute am Samstag: Es ging mal wieder nach Augsburg, wobei das einzig Bemerkenswerte die Fahrzeugvielfalt war. Von NAH ging es in Modus- (ehemals PumA-)Wagen nach Würzburg, von da weiter in n-Wagen (natürlich inzwischen in Rot) nach Treuchtlingen. Dort stieg ich um in eine Garnitur des „Mopsgesichts“ (BR 440), die mich mit nur wenigen Halten zu meinem Zielbahnhof brachte.
Den Rückweg trat ich – für mich überraschend – dann mit einer BR 612 an. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um einen RE, der nur einmal in der Woche das Allgäu mit Nürnberg verbindet. Auch hier stieg ich wieder in MTL aus, und auf der Weiterfahrt benutzte ich in umgekehrter Reihenfolge genau die gleichen Fahrzeuge wie auf dem Hinweg. Betrieblich ging alles glatt, wenn man von der Baustelle in Karlstadt einmal absieht, die uns in beiden Richtungen ein paar Minuten gegenüber dem Fahrplan zurückwarfen. Insofern bestätigte die Fahrt den Eindruck, dass man mit dem Nahverkehr zwar länger unterwegs, dafür aber pünktlicher ist. Übrigens beträgt zwischen NAH und MA der Fahrzeitnachteil gegenüber dem Fernverkehr auch nur etwa eine Stunde bei gleichzeitig wesentlich niedrigeren Kosten. Unnötig zu sagen, warum ich da nicht ICE fahre …

Aufholjagd

In den Norden war ich am (für mich) langen Wochenende mal wieder unterwegs, und das hieß: aus dem Büro direkt zum Bahnhof und dort in die RB Richtung Darmstadt. Die Fahrt in die eigentlich falsche Richtung hatte den Zweck, mit Umstieg in Babenhausen die Wartezeit in Hanau zu verkürzen, die mit dem direkten RE über eine halbe Stunde betragen hätte. So blieb gerade noch genug Zeit, um Geld zu holen und etwas zu trinken zu kaufen und sich dann zu Gleis 5 aufzumachen, wo „mein“ IC 1998 abfahren sollte. Dieser hat die merkwürdige Eigenschaft, von langen Wochenenden abgesehen nur donnerstags zu fahren; freitags und sonntags verkehrt in derselben Zeitlage ICE 1192 nach Berlin. Das Abfahrgleis wurde wenig später auf 7 korrigiert, und der Zug fuhr mit leichter Verspätung ab. Nach einiger Suche machte ich es mir in einem der Ex-Interregio-Wagen bequem. Da der Zug unterwegs ein wenig bummelte, u.a. durch eine Umleitung über ein Nebengleis auf einem der Unterwegsbahnhöfe, begann ich mir Sorgen um meinen 12-Minuten-Anschluss in Hannover zu machen. Nach einem kuriosen, aber planmäßigen Halt in Schlüchtern erreichten wir Fulda jedoch pünktlich. Ich begann mich schon zu entspannen, da sah ich den leicht erregten Zugchef telefonierend an meinem Fenster vorbei laufen. Der Grund offenbarte sich wenig später: wegen Personalmangels musste der letzte Wagen für die Fahrt über die NBS geräumt werden. „Das kann ja heiter werden“, dachte ich. Allerdings kostete die ganze Aktion letztendlich nur sechs Minuten, die der Zug dann bis zur Endstation Hannover wieder hereinfuhr. Mein bahnsteiggleicher Umstieg in ICE 572 war also gesichert. Der fuhr auch pünktlich ein und entließ wahre Menschenmassen auf den Bahnsteig. In dem nun recht leeren Zug fand ich ohne Probleme einen Platz in einem Abteil, deren einzige weitere Insassin froh war, endlich ebenfalls einen Sitzplatz zu haben. Überraschend teilte sie mir mit, dass der Zug wegen Bauarbeiten über Verden und Rotenburg umgeleitet würde – und tatsächlich, draußen zog gerade der Bahnhof Hannover-Leinhausen vorbei, der an der Bremer Strecke liegt. Die im Fahrplan eingearbeitete Umleitung verlief ohne Schwierigkeiten, so dass die Dame ihren Anschluss in Harburg wohl erreicht hat und ich die halbe Stunde Übergangszeit in AH voll zum Essen ausnutzen konnte. Auch meinen Zielort Lübeck erreichte ich dösenderweise pünktlich und marschierte zu meiner Schwester, die ebenfalls schon geschlafen und sich extra den Wecker für meine Ankunft gestellt hatte.

Die folgenden Tage vergingen ebenfalls nicht ohne Bahnverkehr: Donnerstag mit dem 628er nach Travemünde und mit dem 648er von Timmendorfer Strand zurück, Freitag mit dem RE nach Hamburg, wo ich erstmals mit der neuen U4 fuhr. Deren sehenswerte Endstation Hafencity-Universität konnte ich allerdings nicht betreten, da sie zurzeit nur am Wochenende angefahren wird. Auch der neue DT5 kam mir leider nicht vor die Linse. Dafür spielten an diesem sehr viele kleine Züge eine Rolle, im Miniatur-Wunderland nämlich, an dem mich allerdings vor allem der Flughafen faszinierte, den ich noch nicht kannte. Zurück nach Lübeck hätte ich mit dem ICE einige Minuten sparen können, wenn ich nicht schon ein (billigeres) Nahverkehrsticket gehabt hätte. Auch am Samstag und Sonntag war ich dank Geburtstag der Kusine und Besuch bei der Tante viel mit dem Hamburger ÖPNV unterwegs.

Die Rückfahrt trat ich dann um 17.01 Uhr ab dem Hamburger Hbf an. Der war gerade stark be- bis überlastet, so dass mein ICE mit einigen Minuten Verspätung eintraf und weiterfuhr. Bewusst stieg ich am Ende des Zuges ein und traf erst im zweiten Wagen auf einen erst ab Hannover reservierten Sitzplatz, den ich sofort enterte. Interessanterweise hielt der Zug nicht in Harburg, was ihm ermöglichte, den zur selben Minute abfahrenden IC nach Bremen fliegend zu überholen. Auch hier begann ich wieder um meinen Anschluss zu bangen, denn wir waren mit +8 abgefahren, und in HH hatte ich nur 10 Minuten Zeit. Aber erst einmal schaute ich mir die Strecke Rotenburg–Verden im Hellen an und schlief danach eine Runde, bis der Zub zur Fahrkartenkontrolle kam. Da war auch schon Nienburg erreicht, und wenig später folgte die Überraschung: Wir erreichten HH wieder im Plan. Auch hier war der Anschluss bahnsteiggleich, diesmal an den Wochenendverstärker 1197 Berlin–Frankfurt, einen Gegenzug des oben erwähnten 1192. Auch hier war es nicht selbstverständlich, einen Sitzplatz zu finden, aber ich hatte dieses Glück im bahn.comfort-Bereich. Für die Abfahrt und Ankunft an den weiteren Bahnhöfen gab es an diesem Tag interessanterweise leicht verschobene Abfahrtszeiten: in Göttingen und Kassel deutlich früher, in Fulda aber wieder im Plan. Wie sich herausstellte, lag das an einer kurzzeitigen Nutzung des Gegengleises auf dem letzten Abschnitt, wohl wegen Bauarbeiten. Das alles klappte wegen der zwischen Hannover und Göttingen vorhandenen Fahrzeitreserven prima, und auch Hanau erreichten wir nur wenige Minuten hinter Plan im Kielwasser des RE aus Fulda. Hier hatte ich nun leider 46 Minuten Aufenthalt, den ich komplett im goldenen M verbrachte. Mein Anschluss-RE kam pünktlich, fuhr dann aber aus unbekannten Gründen mit +5 weiter. In diesem Falle also gut, dass der Anschluss zur RB nach Wertheim, dem letzten Glied meiner Reisekette, so großzügig bemessen ist. Wie immer verließ ich den Zug nach nur einer Station und beendete damit einen nicht nur bahntechnisch gelungenen Kurzurlaub.

Über Mainhattan nach Maashattan

Wie im letzten Beitrag angekündigt, war ich über Pfingsten mal wieder in den Niederlanden. Auf den Weg dorthin machte ich mich am Freitagabend. Laut ausgedruckter Verbindung sollte ich mit der Darmstädter RB nach Babenhausen und von dort mit der Odenwaldbahn nach FF fahren. Da mir auf dieser Verbindung die Umstiege aber relativ knapp erschienen, brach ich ein paar Minuten früher mit der RB nach Hanau auf, das ich auch pünktlich erreichte. Von hier wollte ich mit der RB aus Wächtersbach weiter, wovon ich mir einen größeren Zeitpuffer in FF versprach. Leider mussten über die drei Gleise der Fuldaer Strecke diverse verspätete Züge geschleust werden, so dass auch mein Zug Verspätung hatte. Zum Glück reichte es dann aber wenigstens noch, um ein Franzbrötchen (interessant, dass es die dort gibt) und ein Getränk zu kaufen, bevor ich den Zug Richtung Amsterdam enterte.
Dort hatte ich reserviert – wie sich herausstellte, einen Wandfensterplatz, so dass ich in den nächsten Wagen weiterging, wo die meisten Plätze frei und unreserviert waren. Beim Zug handelte es sich zum Glück um einen 406er, so dass unterwegs auch kein außerplanmäßiger Zugwechsel erforderlich war. Ohne Verspätung ging es bis Utrecht, wo ich umstieg und pünktlich kurz vor Mitternacht Rotterdam erreichte. Dort fuhr die Metro noch, und mein Guthaben auf der OV-Chipkaart reichte aus, um noch bis zum Hostel zu kommen, wo ich mich dann sofort auf den Weg ins Bett machte.

An den nächsten beiden Tagen erkundete ich dann Rotterdam und Den Haag, die unterschiedlicher nicht sein können – die eine Stadt voller Hochhäuser und anderer Gebäude mit avantgardistischer Architektur, die andere „typisch holländisch“. Zwischen den Städten verkehrt die Metrolinie E, auf der auch das Rotterdamer Drei-Tages-Ticket galt, das ich auf meine Chipkarte geladen hatte. Für die Touren innerhalb Den Haags – u.a. zum Strand von Scheveningen – lud ich die Karte noch mit 5 Euro Guthaben auf. Nachteilig aus meiner Sicht sind hier die wenigen Auflademöglichkeiten – ich musste extra zurück zum Bahnhof laufen – und die fehlende Kostenkontrolle, da nach Kilometern abgerechnet wird. Auch an das Auschecken beim Aussteigen sollte man immer denken, da sonst 4 Euro berechnet werden – auch dann, wenn man mit einem anderen Wagen derselben Linie weiter fährt. Hat man keine Chipkarte, bleibt nur die Möglichkeit, für teure 3 Euro eine 60 Minuten gültige Fahrkarte beim Fahrer zu kaufen.

Die Rückfahrt am Montag verlief dann ohne jegliche Besonderheiten. Von Utrecht nach Köln war im Sparpreis der NS auch eine Reservierung inbegriffen, die ich aufgrund des doch recht gut gefüllten Zuges gerne in Anspruch nahm. In Köln machte ich, wie erwähnt, einen Abstecher zu meiner Bekannten, die nicht weit vom Güterbahnhof Gremberg entfernt wohnt. Da die Stadtbahn dorthin nicht am Hbf hält, war es etwas umständlich, hinzukommen. Auf dem Rückweg hätte ich vielleicht sogar eine Bahn später nehmen können, wenn ich es mir zugetraut hätte, in einer Viertelstunde vom Heumarkt zum Hbf zu laufen. Aber lieber zu früh als zu spät, so dass ich dann in Ruhe den ICE entern konnte, der zufälligerweise auch aus Amsterdam kam und noch einen Anschlusszug abwarten musste, was uns bei der Abfahrt +5 bescherte. Die waren in FFLF fast wieder verschwunden, so dass ich in FF gerade noch den eigentlich nicht bestehenden Anschluss zum RE nach NAH erreichte. Dort kam ich somit fast eine halbe Stunde früher als geplant an und erreichte noch den Anschluss an die letzte RB nach Miltenberg, so dass die Entscheidung zwischen Laufen oder Taxi flach fiel.

Ma(r)l wieder reibungslos

Nach dem Ärger bei den letzten Fahrten hat am Wochenende mal wieder alles geklappt: Am Freitag war der ICE von NAH nach EE pünktlich, ebenso wie der RE von dort nach ERE, wo ich daher ohne Probleme den Busanschluss erreichte. Anders wär‘ nämlich schlecht, um mal eine ehemalige WDR-2-Comedy zu zitieren: Verpasst man den Anschluss, darf man eine Stunde am nächtlichen Bahnhof warten oder das Taxi selbst bezahlen, denn hier greifen keinerlei Fahrgastrechte.
Auch auf der Rückfahrt klappte alles bestens: Die RB nach ERE war pünktlich und der IC nach Mainz hatte keine nennenswerte Verspätung. Mein reservierter Platz war in einem redesignten Kleinkindabteil, das sich eigentlich nur durch zwei fehlende Sitze und eine Beklebung am Fenster von den anderen Abteilen unterschied. In KK zogen wir uns +7 durch Warten auf Anschlussreisende zu. Die Fahrt durchs Rheintal konnte ich auf der „richtigen“ Seite genießen, und da der Platz gegenüber meinem reservierten frei war, sogar in Fahrtrichtung. Bis FMZ war die Verspätung fast komplett abgebaut, so dass der Anschluss an den ICE problemlos gewährleistet war. Auf „meinem“ Streckenabschnitt gab es keine Besonderheiten, aber auf dem weiteren Laufweg wurde der Zug dann wegen Bauarbeiten über Sangerhausen umgeleitet und hatte daher zwischen Fulda und Leipzig keinen Halt. Nach einer Currywurst ging es dann weiter mit dem RE nach NAH und der Miltenberger RB bis NAHF, beides wiederum ohne jegliche Probleme. So müsste es immer sein!

Der Sinn der Reise

Nur mal eben schwimmen gehen wollte ich am heutigen Feiertag. Diesmal sollte es in die Odenwald-Therme in Bad König gehen, wofür ich mir die schnellste Verbindung herausgesucht hatte: mit dem RE nach Hanau und von dort weiter mit der VIAS. Leider betrug die Übergangszeit dort nur 6 Minuten, was exakt der Verspätung des RE entsprach. Den Rest könnt ihr euch denken: Ich sah den Zug noch abfahren, der nächste wäre in etwa anderthalb Stunden gefahren. Da ich keine Lust hatte, so lange zu warten, bin ich nach einem heftigen Wutanfall wieder zurück nach NAH gefahren, worauf ich immerhin auch noch fast eine Stunde warten musste.
Zum Glück sehen die Tarifbestimmungen des RMV in diesem Fall eine komplette Rückerstattung des Fahrpreises vor. Das ist die eine Sache – dass es überhaupt Verbindungen gibt, bei denen eine geringe Verspätung eine um fast zwei Stunden verspätete Ankunft am Zielort zur Folge hat, ist eine andere, gelinde gesagt eine Frechheit. Eine entsprechende Beschwerdemail an den RMV ist raus, der Antrag auf Kostenerstattung kommt hinterher.

Nachtzug nach Lissabon

Wie schon angedeutet, habe ich vom 23. März bis 1. April sozusagen die „Reise zum Film“ gemacht: über Barcelona und Madrid nach Lissabon und über Porto zurück. Seit gestern ist der ausführliche Reisebericht online. Außerdem gebe ich euch noch die unvermeidlichen Buchungstipps für Spanien und Portugal:

  • Die Buchung bei der Renfe (Spanien) ist 2 Monate vor der Abfahrt möglich. Manchmal wird die Buchung wegen interner Fahrplanwechsel aber auch erst später freigegeben, in diesem Fall hilft nur Probieren. Nach der Eingabe von Start- und Zielort werden nur Direktverbindungen angezeigt. Bei den Tarifen muss man beachten, dass „M“ für „Mesa“ (Tisch) steht. Tische werden nur als Ganzes verkauft, d.h. der dort angegebene Preis gilt nur, wenn man vier Plätze bucht.
  • Bei meiner Buchung akzeptierte das System die Länderangabe „Deutschland“ sowie meine deutsche Handynummer nicht. Daraufhin schrieb ich eine Mail an die Renfe, die mir bestätigte, dass ich dort auch einfach „Spanien“ und eine fiktive 9-stellige spanische Handynummer eingeben könne, die Angaben seien nur für statistische Zwecke. Das Angeben einer deutschen Personalausweisnummer ist dagegen ohne Probleme möglich. Übrigens wollte nicht nur niemand den Ausweis sehen, sondern noch nicht einmal den Fahrschein, da ich immer auf dem reservierten Platz gesessen habe.
  • Bei den CP (Portugal) ist eine Online-Buchung erst einen Monat vor der Abfahrt und nur für reine Fernverkehrsrelationen möglich. Für Lissabon und Porto sollte man daher auf jeden Fall die Bahnhöfe Oriente und Campanhã auswählen, da alle Fernzüge dort halten. Wenn man das beachtet, ist die Buchung zwar erst nach dem Anlegen eines Benutzerkontos möglich, aber trotzdem nicht so kompliziert wie bei den Spaniern.

Der ICE-Treff hat noch eine etwas detailliertere → Buchungsanleitung für die Renfe. In diesem Sinne: ¡Buen viaje/Boa viagem!

JKBF-Rekorde 2013

Im Jahr 2008 hatte ich schon einmal eine Liste meiner ganz persönlichen Bahnrekorde aufgestellt. Nach knapp fünf Jahren ist es nun Zeit, einmal zu schauen, ob diese noch bestehen oder ob ich sie inzwischen eingestellt habe:

  • Die längste Zugfahrt überhaupt ist ein wenig Definitionssache, aber wenn man die längste Fahrt zwischen zwei vorgesehenen Stationen auf einer Reise ansetzt, war es wohl die Fahrt von Aschaffenburg nach Stockholm vom 25. auf den 26. Juli 2010 mit sage und schreibe knapp 23 Stunden. Sie hat deswegen so lange gedauert, weil der Nachtzug aus Würzburg mit einer halben Stunde Verspätung in Kopenhagen ankam, wodurch ich den X2000 nach Stockholm verpasst habe. Daher musste ich umbuchen, bekam aber erst drei Stunden wieder später einen Platz in dem reservierungspflichtigen Zug. Diese Zeit habe ich zwar genutzt, um mir ein wenig Malmö anzuschauen, geplant war das aber nicht. Außerdem endete der Zug dann wegen einer Streckensperrung kurz vor Stockholm, so dass ich das letzte Stück auch noch mit Ersatzbus und S-Bahn zurücklegen musste. Aber auch, wenn alles geklappt hätte, würde diese Fahrt mit 18 Stunden und 15 Minuten den Rekord halten.
  • Bei der längsten Fahrt in ein und demselben Zug ist nach wie vor die Nachtzugfahrt nach Warschau 2005 unübertroffen, bei den Tageszügen führt inzwischen München Hbf–Budapest Keleti PU. am 1. April 2011 mit 7 Stunden und 22 Minuten.
  • Zum Glück seit dem letzten Beitrag ebenfalls unübertroffen ist die größte Verspätung eines einzelnen Zuges, wohingegen die gesamte Verspätung bei der Ankunft bei der oben erwähnten Fahrt nach Stockholm die größte sein dürfte.

An dieser Stelle möchte ich die Liste der Rekorde noch etwas erweitern:

  • Die meisten Kilometer an einem Tag (damit auch den Geschwindigkeitsrekord) habe ich auf der Fahrt von Aschaffenburg nach Barcelona über Paris am 23. März 2013 absolviert: etwa 1730 km in 13 Stunden und 6 Minuten, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 130 km/h entspricht. Das ist dafür, dass ich in Paris über eine Stunde Aufenthalt mit Bahnhofswechsel hatte, ganz ordentlich.
  • Der nördlichste Ort, den ich mit dem Zug erreicht habe (übrigens auch der nördlichste, den ich überhaupt erreicht habe), war Narvik in Norwegen am 30. Juli 2010. Theoretisch hätte ich von Deutschland dorthin auch kein anderes Verkehrsmittel benutzen müssen, praktisch lagen auf meiner Skandinavien-Tour vorher und hinterher jeweils Schiffs- und Busabschnitte. Erst von Fauske, 250 Kilometer südlich von Narvik, bin ich dann (mit einigen Zwischenübernachtungen) durchgehend mit dem Zug zurück gefahren (wobei der Zug dabei auch ein Schiff benutzt hat).
  • Der westlichste Ort ist auch gleichzeitig der südlichste meiner Zugfahrten bisher: Cascais an der portugiesischen Atlantikküste, von wo ich am 30. März 2013 mit dem Bus zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Kontinents, gefahren bin. Außerhalb Europas bin ich bisher nicht Zug gefahren, wenn man von der New Yorker Subway einmal absieht.
  • Bleibt noch der östliche Extrempunkt: Für reine Zugfahrten von Deutschland aus ist es das schon erwähnte Warschau, die östlichste Bahnreise überhaupt ging ebenfalls im Juli 2010 von Helsinki aus, das ich mit dem Schiff erreicht habe, nach Kemi am Bottnischen Meerbusen, von wo ich mit dem Bus weiter gefahren bin.

Soweit die neuesten Rekorde, ich bin auch jetzt wieder gespannt darauf, wann und wie sie gebrochen werden!

Immer verspätet?

Die Vorurteile, was die Pünktlichkeit der DB betrifft, sind sattsam bekannt – dass an ihnen etwas dran ist, auch. Aber wie sehen meine persönlichen Erfahrungen aus? Da ich nicht – wie ich es zeitweise bei meinen Fahrten zur Uni mal gemacht habe – bei jeder Fahrt Buch führe, habe ich mal alle Blogbeiträge ausgewertet, in denen ich meine Bahnfahrten (fast ausschließlich solche im Fernverkehr) schildere. Das ergibt seit Einrichtung dieses Blogs insgesamt 140 Fahrten, für die ich mehr oder weniger genaue Angaben zur Pünktlichkeit (immer bezogen auf das Fahrtziel) gemacht habe. Von diesen Fahrten habe ich mein Ziel bei 94 (also 67,1 %) pünktlich, also mit weniger als 5 Minuten Verspätung erreicht. Bei 33 Fahrten (23,6 %) hatte ich bis zu einer halben Stunde Verspätung, bei 9 Fahrten (6,4 %) zwischen 30 und 60 Minuten und bei vieren (2,9 %) mehr als eine Stunde. Aber auch auf der anderen Seite gab es Ausreißer, denn zu den pünktlichen Fahrten zählen immerhin sechs (4,3 % der Gesamtfahrten), bei denen ich das Fahrtziel deutlich früher erreicht habe als geplant, weil Umsteigezeiten sehr großzügig bemessen waren oder der Vorgänger des Anschlusszuges Verspätung hatte. Die Gründe für die Verspätungen sind ebenfalls vielfältig und sollen/können hier nicht alle aufgezählt werden. Natürlich gibt es auch noch einige wenige Fernfahrten, über die ich nicht gebloggt habe – das waren dann eher die reibungslos verlaufenen, was natürlich die Statistik verfälscht. Trotzdem kann man angesichts der Ergebnisse nur den Tipp geben, bei Fernreisen mit dem Zug immer mindestens eine halbe Stunde Puffer zwischen planmäßiger Ankunft und eventuellem Termin einzuplanen. Ein Trost mag sein, dass das beim Auto genau so ist – ich erinnere mich da an eine Fahrt von Frankfurt nach Hannover, auf der wir locker eine Stunde im Stau verbracht haben, und das abends gegen 22 Uhr. Trotzdem begrüße ich natürlich alle Versuche von DB und Politik, die Pünktlichkeit zu erhöhen.