Lieber e320 als A320 – und dann? (1)

Was macht man eigentlich, wenn man mit dem Eurostar in London angekommen ist? Man kann zum Beispiel wie ich einen Zug nach York buchen, der nebenan in King’s Cross abfährt. In meinem Fall fuhr der aus Sparpreisgründen und um einen Puffer zu haben, erst drei Stunden später, die ich u.a. im Burger King gegenüber totschlug. Dann wartete ich vor der großen Anzeigetafel mit vielen anderen Leuten darauf, dass endlich das Abfahrtsgleis für meinen Zug bekannt gegeben wurde:
Anzeigetafel im Bahnhof London King's Cross

Ein bisschen amüsant finde ich dieses auch aus Frankreich bekannte angestrengte Stieren auf die Tafel, gefolgt von der anschließenden Völkerwanderung, ja schon, aber andererseits gibt es so auch kein „Ätsch, heute von einem anderen Gleis“ in letzter Minute. Wie dem auch sei, schließlich ging es zu Gleis 1 (lustigerweise gibt es auch ein Gleis 0):
Grand-Central-Zug im Bahnhof London King's Cross

Befördert wurde ich von Grand Central, einem Open-Access-Anbieter (der also keine Ausschreibung gewonnen hat, sondern eigenwirtschaftlich fährt) und Tochter von Arriva und damit der DB. Die Fahrt im rappelvollen Zug bis York verlief ohne Berichtenswertes, und auch das Hostel fand ich ohne Probleme.
Von da ging es dann am nächsten Morgen ins National Railway Museum, das interessanterweise keinen Eintritt, sondern eine „empfohlene Spende“ kostet. Ich fand allerdings, dass ich die bereits mit der Gebühr fürs Schließfach geleistet hatte, das die 3 £ Pfandmünzen nämlich nicht zurückgibt. Im Museum geht es natürlich hauptsächlich um die Geschichte von British Rail (die, was ich nicht wusste, erst 1948 gegründet wurde) und ihrer Vorgänger.
Dampflok im National Railway Museum

Wagen im National Railway Museum

Diesellok im National Railway Museum

Wagen im National Railway Museum

Wageninterieur im National Railway Museum

Fahrscheinautomat im National Railway Museum

Die Drehscheibe wurde auch vorgeführt, natürlich mitsamt Lok:
Dampflok auf der Drehscheibe im National Railway Museum

Diesellok im National Railway Museum

Dampflok im National Railway Museum

Diesellok im National Railway Museum

Diesellok im National Railway Museum

Baulore aus dem Eurotunnel im National Railway Museum
Baulore aus dem Eurotunnel

Aber auch den einzigen Shinkansen außerhalb Japans gibt es zu sehen:
Shinkansen im National Railway Museum

Shinkansen im National Railway Museum

Interieur des Shinkansen im National Railway Museum

Da das Museum in einem alten Bw direkt an der Bahnstrecke liegt, gibt es auch einen Aussichtsbalkon dorthin mit Anzeige aller Züge.

Nachdem ich (mehr oder weniger) alles gesehen hatte, guckte ich mir noch das ebenfalls sehr sehenswerte York an:
Micklegate Bar in York
Micklegate Bar

York Minster
York Minster – den Eintritt von stolzen 11 £ habe ich mir dann doch geschenkt

Treasurer's House
Treasurer’s House

Blick von der Stadtmauer auf Minster und Stadt
Blick von der Stadtmauer auf Minster und Stadt

Und schon ging es weiter, ich hatte ja noch einiges vor: Gepäck aus dem Hostel geholt und auf zum Bahnhof, von wo es mit CrossCountry (ebenfalls einer Arriva-Tochter) weiter nach Edinburgh gehen sollte. Zunächst aber lernte ich, dass es das Phänomen der „Verzögerung im Betriebsablauf“, auch bekannt als „zu viele Züge auf zu wenigen Gleisen“, auch in GB gibt. Als der Zug endlich kam, kommentierte mein Sitznachbar folgerichtig „That’s how they make a 30-minute delay out of a 10-minute delay“. Dabei blieb es dann auch bis zum Zielbahnhof, vorher gab es allerdings noch Berwick-upon-Tweed an der Grenze zu Schottland zu sehen
Blick aus dem Zug auf Berwick-upon-Tweed

Die Grenze selbst ist auch markiert. Da ich das Schild schlecht bei voller Fahrt ablichten konnte, hier das Pendant im Museum in York:
Grenzmarkierung zwischen England und Schottland

An der East Coast Main Line gibt es übrigens noch mehr Markierungen, u.a. die halbe Strecke zwischen London und Edinburgh unweit von York.

Erfreulicherweise brachte mir die Verspätung bei der Ankunft eine Erstattung von 10,70 £ ein, denn bei CrossCountry gelten bereits ab 30 Minuten (die gerade so erreicht waren) Fahrgastrechte. Ebenso erfreulicherweise war der Weg zum Hostel bei Dunkelheit und Nieselregen nicht weit, allerdings steil, da der Bahnhof so ziemlich am niedrigsten Punkt der Stadt liegt. So konnte ich bald am Ende des zweiten Reisetags mein Haupt betten.

Fortsetzung folgt, allerdings nicht in epischer Breite, da diese Reise deutlich weniger Bahnanteil hatte als die vorherige.

Ökotourismus? Bahntourismus!

Diese beiden Ziele sollten sich eigentlich ja nicht ausschließen, aber trotzdem war ich aus einem anderen Grund ins Rheinland unterwegs als vermutlich viele andere am Sonntag: Da feierte die Rurtalbahn nämlich ihr 25-jähriges Jubiläum (und das 15-jährige der Ausgründung aus der Dürener Kreisbahn). Zu diesem Anlass veranstaltete sie ein Fest in ihrem (gemeinsam mit der DKB genutzten) Betriebshof in Düren, das ich wiederum zum Anlass nahm, die Gegend mal zu erkunden. Das erste Abenteuer erlebe ich bereits kurz vor Hanau: Der Zug fährt langsamer als sonst, und der Tf sagt durch, dass die Zugführerin sich bei ihm melden möge. Der Zug der nagelneuen BR 445 fährt daraufhin in FH auf ein abweichendes Gleis und bleibt stehen. Nach ein paar Minuten die Durchsage: Wegen eines technischen Defekts endet der Zug außerplanmäßig hier, man solle mit der S-Bahn weiterfahren. Zum Glück hatte ich eine Stunde planmäßigen Aufenthalt in FF, von dem so immer noch eine halbe Stunde übrig bleibt. Entsprechend später findet das Treffen in der Lounge mit meinem Vereinskollegen Daniel statt, der mich auf der Fahrt begleiten wird. Von jetzt an läuft aber alles planmäßig: ICE International bis KK, RE 1 bis Düren, von da mit dem Shuttlebus zum Betriebshof. Hauptereignis dort ist die Enthüllung einer neuen Vectron für RTB Cargo:

Nagelneue Vectron der Rurtalbahn

Ebenfalls anwesend sind historische Triebwagen
Uerdinger Schienenbus der Rurtalbahn

Talbot Taunus der Rurtalbahn

und auch ein paar Bilder von DKB-Bussen gelingen mir.
Busse der Dürener Kreisbahn

Busse der Dürener Kreisbahn

Busse der Dürener Kreisbahn

Nachdem ich bei der Verlosung um 13 Uhr nicht die erhoffte Lokfahrt gewinne und es sich außerdem einregnet, mache ich mich auf den Weg zurück zum Bahnhof. Daniel wollte schon früher fahren, der Bus tauchte aber nicht auf. Des Rätsels Lösung: Abfahrt ist nicht auf dem Hof, wo wir angekommen sind, sondern draußen vor dem Eingang, was uns niemand gesagt hat und auch nicht auf den Aushängen steht. Das Wartehäuschen kann die Leute kaum aufnehmen, die sich unterstellen wollen. Als der Bus endlich vom Werksgelände rollt, sitzen schon Leute drin … Egal, am Bahnhof angekommen, macht sich Daniel auf den Rückweg und ich mich daran, die Rurtalbahn zu erkunden. Zuerst geht es nach Heimbach, wo die Strecke sich immer idyllischer durchs bergige Rurtal windet und der Zug (zweiteiliger LINT) immer leerer wird. Nach kurzer Wende in Heimbach (zur abweichenden Symmetrieminute 11,5)
LINT der Rurtalbahn

geht es dann wieder zurück nach Düren. Dort habe ich bis zur Rückfahrt noch eine Stunde Zeit. Für einmal Linnich und zurück reicht das nicht, wohl aber für einen Abstecher nach Jülich. Auch hier sind die lange Zeit dort heimischen Regio-Sprinter inzwischen abgelöst, in diesem Fall durch einen Regio-Shuttle:
Regio-Shuttle der Rurtalbahn

Der ist gut gefüllt, die Entscheidung vor 25 Jahren, die Strecke zu erhalten, war also goldrichtig. Die Strecke nach Jülich übers flache Land hat einen ganz anderen Charakter als die in die Eifel nach Heimbach. In Jülich angekommen, will ich in den Gegenzug steigen, habe aber die Rechnung ohne den Architekten des Bahnhofs gemacht, der selbigen mit zwei Außenbahnsteigen versehen hat, die nur mit einigem Fußweg verbunden sind. Zum Glück fährt aber wenig später noch ein Bus. Mit dem durchquere ich unter anderem Hambach, das gerade durch den gleichnamigen Forst in den Schlagzeilen ist (in Düren treffe ich auch etliche Leute, die anscheinend dahin unterwegs sind) und Ellen, womit ich eine gleichnamige Freundin erfreuen kann. Zurück geht es nun also ohne den geplanten Loungebesuch in Köln, aber immerhin mit Kaffee in meinem neuen Mehrwegbecher und pünktlich, obwohl die Bahn bereits heftig vor Unwettern warnt. Aus diesem Grund kommt kurz vor NAH auch die Durchsage, dass der Zug erst mal dort zurückgehalten werde, weil die Strecke nach NWH noch gesperrt sei. Unmittelbar vor unserer Ankunft wird die Sperrung aber aufgehoben, so dass nach sehr kurzem Halt der Zug fast pünktlich weiter fährt und ich mit meinem Rad sogar trockenen Fußes nach Hause komme.

Auf de Trossinger Eisebahne

Für dieses Wochenende war ich mal wieder kurzfristig auf der Suche nach einer Bahntour. Erst am Donnerstag stieß ich durch Zufall darauf, dass zum Jubiläum der Trossinger Eisenbahn mal wieder deren historische Elektrofahrzeuge unterwegs waren – sonst fahren dort ja nur noch Regio-Shuttles der HzL. Da ich die Strecke noch gar nicht kannte und sich auch noch ein günstiger Sparpreis fand, machte ich mich am Samstag auf verschlungenen Pfaden auf den Weg: Aschaffenburg – Babenhausen – Groß Umstadt-Wiebelsbach – Eberbach – Stuttgart – Rottweil – Trossingen Bahnhof. Einzige Besonderheit war ein rappelvoller Zug zwischen Eberbach und Stuttgart, da statt einer Doppeltraktion nur eine Einheit 425er fuhr. Ab TS benutzte ich dann den SBB-IC, der neuerdings auch mit Nahverkehrstickets benutzt werden kann und mit einer ÖBB-Lok bespannt war:
ÖBB-Taurus vor SBB-IC

So ganz normal war das wohl auch nicht, denn an der Strecke standen einige Fotografen, um dieses Ereignis festzuhalten. In Stuttgart begegnete mir auch noch einer der neuen Talent 2 in „bwegt“-Lackierung:
DB-Talent 2 in bwegt-Lackierung

In Rottweil ging es dann bahnsteiggleich weiter mit einem 611er, der in den Stunden fährt, in denen der HzL-Ringzug nicht fährt. In Trossingen angekommen, hieß es erst mal den langen Bahnsteig hinunter gehen.
Bahnhof Trossingen

Wie an vielen in der letzten Zeit sanierten Kreuzungsbahnhöfen müssen die Fahrgäste hier keine Gleise überqueren (bzw. in diesem Fall nur das selten befahrene Abstellgleis), dafür aber etwas weiter laufen. Betrieblich hat diese Bauform den Nachteil, dass Kreuzung und Fahrgastwechsel nicht mehr gleichzeitig stattfinden können, was etwas mehr Zeit kostet.
Den Regelzug zum Stadtbahnhof ließ ich fahren, denn ich wartete ja auf die historische Garnitur, die nach einer knappen halben Stunde angefahren kam, vorne mit einem Triebwagen, gefolgt von Beiwagen und Lok:
Triebwagen Zeug Christe der Trossinger Eisenbahn

Lok Lina der Trossinger Eisenbahn

Innenansicht des Beiwagens der Trossinger Eisenbahn

Dann ging es im gemächlichen Tempo zum Stadtbahnhof. Gekostet hat die Fahrt übrigens nichts, eine Spende war aber erbeten. Im Stadtbahnhof war das Museum geöffnet, in dem die noch existierenden historischen Fahrzeuge der TE ausgestellt sind.
Frontansicht von Lok Lina der Trossinger Eisenbahn

Triebwagen 3 der Trossinger Eisenbahn

Innenansicht von Triebwagen 3 der Trossinger Eisenbahn

Tafel zur Geschichte der Trossinger Eisenbahn

Triebwagen 5 der Trossinger Eisenbahn

Alt und neu im Stadtbahnhof:
Lok Lina der Trossinger Eisenbahn und HzL-Regio-Shuttle

Triebwagen 6 ist draußen abgestellt und daher immer zu sehen:
Triebwagen 6 der Trossinger Eisenbahn

Nach dem Museum besuchte ich noch die neue Zentrale der Stadtwerke, die mit der Eisenbahn enstanden sind und daher ebenfalls Jubiläum feierten. Dann spazierte ich noch etwas durch den Ort, der durch seine Mundharmonikabauer und die Musikhochschule bekannt ist und daher auch „Musikstadt“ genannt wird. Die Harmonikabauer waren auch der wesentliche Treiber für den Bau der Trossinger Eisenbahn, um besser über den mehrere Kilometer entfernten Staatsbahnhof ihre Produkte versenden zu können.
Dann war es Zeit für die Rückfahrt:
Hzl-Triebwagen neben historischem Zug der Trossinger Eisenbahn

Der HzL-Triebwagen pausierte interessanterweise nicht am Bahnsteig, sondern nebenan auf einem Gleis, das in die Wagenhalle führt. Nach der Ankunft des historischen Zugs mussten also erst mal TE-Mitglieder die handbedienten Weichen stellen und die Sh2-Tafel vor dem Triebwagen wegstellen. Der fuhr dann vor bis zur letzten Weiche, die wiederum von Hand umgestellt wurde, so dass der Triebwagen Kopf machen und an den Bahnsteig fahren konnte. Vor der Abfahrt musste er dann noch mal Kopf machen. Der Sinn dieser Prozedur hat sich mir nicht erschlossen.

Die Rückfahrt verlief ebenfalls völlig problemlos: in Trossingen Bahnhof in den HzL-Ringzug bis Villingen, Schwarzwaldbahn (wo im Bf Triberg gerade eine Fahrzeugschau zu Ende gegangen war) bis Karlsruhe. Laut Fahrkarte eigentlich bis Offenburg, aber um die Wartezeit zu verkürzen, blieb ich sitzen – um den Preis, dass sich drei Rentner zu mir setzten, die mir mit absurden politischen Diskussionen in den Ohren lagen. Weiter mit dem ICE nach FF – laut Fahrkarte bis FH, aber so hoffte ich noch auf eine Chilibratwurst, die es aber leider nicht gab. Anschluss-ICE war der nur samstags und mit ICE-T verkehrende 1625, der diesmal wegen Bauarbeiten fast 15 min Aufenthalt in FH hatte. So war es auch kein Problem, NAH pünktlich zu erreichen, immerhin war ich ja auch schon über 13 Stunden unterwegs gewesen.

Die (nicht ganz so) bunte Wehr

Letzten Samstag gab es mal wieder ein → ICE-Treff-Treffen, diesmal in Westerburg im Westerwald. Die Anfahrt verlief problemlos: ICE bis FF, dadurch nicht nur Zeit, sondern auch Geld gespart, weiter mit der RB nach Limburg, dort bahnsteiggleicher Dreiminutenanschluss. Am Ziel angekommen, stiegen mit mir natürlich auch einige andere Foristen aus dem Zug. Erster Programmpunkt war die Besichtigung des Eisenbahnplakatmuseums, das ich ja schon mal während eines Umsteigeaufenthaltes kurz angeschaut hatte. Diesmal hatten wir etwas mehr Zeit, was sich absolut lohnte. Anschließend ging es ein paar Schritte weiter zu den Westerwälder Eisenbahnfreunden, die im Lokschuppen ihr Domizil haben, von dem aus man prima den stillgelegten Viadukt sehen kann:
Hülsbachtal-Viadukt in Westerburg

Nach dem Mittagessen begann die ausführliche Führung. Die WEF widmen sich einem Thema, von dem ich bis dahin nicht mal wusste, dass es existiert: den Schienenfahrzeugen der Bundeswehr. Maßgeblich beteiligt an der Sammlung ist Herr Böttger, der früher selber bei der Bundeswehr war und dementsprechend über nahezu jede Schraube der Loks etwas erzählen kann. Da die Loks alle im Schuppen standen, sind meine Fotos nicht besonders geworden, hier mal die besten:
Bundeswehr-Lok in Westerburg

Bundeswehr-Zweiwege-Unimog in Westerburg

Da ich nicht vorzeitig aufbrechen wollte, hatte ich nach der Führung noch jede Menge Zeit bis zum nächsten Zug, die aber im Gespräch mit einem Foristen und zwei WEF sehr schnell verging. Auf der Rückfahrt stellte ich einen neuen Verfrühungsrekord auf, was daran liegt, dass ich einen 63-Minuten-Anschluss in FL und einen 62-Minuten-Anschluss in FF je eine Stunde früher schaffte und damit fast zwei Stunden als durch die Auskunft vorgesehen zu Hause war. Natürlich hatte ich darauf schon gehofft, aber trotzdem war es nach den Verspätungen der letzten Monate mal eine willkommene Abwechslung. Vielen Dank an alle Beteiligten für das gelungene Treffen. Wer Lust hat, sich das Ganze mal anzusehen: → Erlebnisbahnhof Westerwald.

Lieber e320 als A320

Warum über den Ärmelkanal fliegen, wenn man auch darunter her fahren kann? Das denke ich mir fast jedesmal bei meinen Reisen nach Großbritannien. Auch mein diesjähriger Sommerurlaub fand ohne Fliegen statt. Auch ohne BahnCard-Rabatt (den ich am Automaten oder Schalter im Gegensatz zu online wohl bekommen hätte) hatte ich noch halbwegs günstige London-Spezial-Tickets ergattert. Und so stieg ich dann am 22. August um 9.33 Uhr in Aschaffenburg in den ICE, nur um ihn schon am nächsten Halt Frankfurt wieder zu verlassen. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Lounge enterte ich den nächsten ICE. In dem war (wie bereits berichtet) ein Wagen wegen Klimaanlagenausfalls gesperrt, der Füllungsgrad der anderen Wagen hielt sich aber zum Glück in Grenzen. Auch sonst gab es keine Zwischenfälle, so dass wir pünktlich Brüssel-Midi erreichten.
Hier war für die Lounge keine Zeit mehr, da ich noch vergeblich einen Adapter für britische Steckdosen suchte und einige ÖPNV-Bilder machte. Nach dem Checkin (das übrigens mit maschinenlesbarem Pass etwas schneller gegangen wäre) ging es also fast direkt zum Bahnsteig, wo zu meiner Freude einer der neuen e320-Züge bereitstand, eine weitere Variante der Velaro-Plattform, von denen ich ja schon die in Spanien und Russland kennen gelernt habe. Also habe ich auch diesen Zug ausgiebig erkundet und teile die Bilder nun mit euch:

DB-406 und Eurostar 320
Zweimal Velaro: Unten der DB-406 in der Abstellung, oben der e320 bei der Ausfahrt aus Brüssel

2. Klasse im Eurostar 320

2. Klasse im Eurostar 320
Die 2. Klasse. Wie man sieht, war an dem Tag nicht viel los.

2. Klasse im Eurostar 320
Blick den Gang hinunter

Deckengondel im Eurostar 320
Auch hier natürlich die fast schon obligatorischen Deckengondeln (na, wer weiß noch nicht, was Rijsel ist?)

Wasserhahn im Eurostar 320
Selbst das Wasser in den WCs kommt nicht einfach nur aus einem Hahn

1. Klasse im Eurostar 320
Großraum der 1. Klasse

1. Klasse im Eurostar 320
Pseudo-Abteil der 1. Klasse

Geschwindigkeitsanzeige im Eurostar 320
Auch hier zeigt man stolz die aktuelle Geschwindigkeit

Eurostar 320 in St Pancras

Eurostar 320 in St Pancras
Angekommen in St Pancras, interessanterweise waren nur e320 da

Eurostar 320 in St Pancras
Bereit für die Rückfahrt

Barwagen im Eurostar 320
Einer der beiden Barwagen (im Zug ist alles doppelt vorhanden) in einem der seltenen Momente, in dem weder Kunden noch Verkäuferin in Sicht waren. Letztere hatte mich zu Recht gerüffelt, nachdem sie auf dem vorherigen Bild ungefragt mit drauf war.

Französisches Portal des Eurotunnels
Und schon hat uns das Festland wieder

Die letzten drei Bilder entstanden während der Rückfahrt am 2. September. Die lief nicht ganz so problemlos wie die Hinfahrt: Der ICE ab Brüssel zog sich aus nicht ganz geklärten Gründen (mehrfacher Stillstand und kurze Umleitung über die Altstrecke bei Löwen) bis Köln +15 zu. Wegen der Bauarbeiten auf der KRM war dort Endstation, was ich aber bei der Buchung schon wusste. Mit dem Anschluss-ICE wurde ich dann Opfer der rechtsrheinischen Umleitung. In froher Erwartung hatte ich mich extra nach rechts umgesetzt, ohne zu bedenken, dass es in Neuwied schon wieder auf die linke Rheinseite ging. Aufgrund der Umleitung hatten wir wiederum etwa +15, was in FFLF zu einem Sichtanschluss an den ICE nach Dresden führte. Der war zwar schon korrekt als Nichtanschluss angesagt worden, die Begeisterung der Umsteiger hielt sich trotzdem in Grenzen. Für mich war das nicht so schlimm, konnte ich doch mit dem hier beginnenden ICE der L41 fahren und meinen Heimatbahnhof nur 9 min später als ursprünglich geplant erreichen. Und was ich zwischen Hin- und Rückfahrt gemacht habe, erzähle ich bei Gelegenheit auch noch 🙂.

JKBF-Rekorde 2018

Fünf Jahre ist der letzte Rekordbeitrag her und fast zehn der erste – Zeit für einen neuen. Geändert haben sich vor allem die „Extrempunkte“:

  • Der östlichste Punkt, den ich durch eine durchgehende Bahnfahrt erreicht habe, war Constanţa am Schwarzen Meer im Rahmen der Balkan-Tour 2014. Von da bin ich mit diversen Umstiegen zurück nach Aschaffenburg gefahren.
  • Die östlichste Bahnfahrt überhaupt war im Mai dieses Jahres die von St. Petersburg nach Moskau. Die beiden Endpunkte habe ich allerdings aus Zeitgründen mit dem Flugzeug erreicht.
  • Die südlichste und westlichste Bahnfahrt war im Mai 2016 die von Salt Lake City nach Emeryville an der San Francisco Bay. Natürlich bin ich auch dahin geflogen, und weiter westlich als Cascais kann man mit einer durchgehenden Bahnfahrt von Deutschland aus auch nicht kommen.
  • Die längste Fahrt im selben Zug ist inzwischen die von Helsinki nach Rovaniemi vom 5. auf den 6. April 2016 mit knapp 13 Stunden.

Der nördlichste Punkt meiner Eskapaden ist und bleibt Narvik. Weiter könnte man auch allenfalls auf einigen sehr abgelegenen Strecken in Russland kommen, die ich in nächster Zeit nicht vorhabe zu bereisen.
Auch die größte Verspätung bleibt wohl die nach Stockholm 2010, wobei ich es mittlerweile auch auf der deutlich kürzeren Strecke von Bielefeld nach Aschaffenburg geschafft habe, drei Stunden Verspätung einzufahren. Hoffen wir, dass das ein Einzelfall bleibt.

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (5/5)

So, nachdem schon wieder der nächste Bahnurlaub ansteht, schließe ich endlich mal meinen Reisebericht vom letzten ab. Hier habt ihr verfolgt, was ich auf dem Weg von Santander über Oviedo nach La Coruña alles erlebt habe.

Sonntag, 25.03.2018

Trotz Zeitumstellung fühle ich mich halbwegs ausgeschlafen und gehe tatsächlich zum Frühstück in ein Café direkt an der Hafenpromenade eine Straße weiter. Dann erkunde ich ein wenig die Stadt, zuerst zu Fuß und dann mit dem Bus. So etwas wie ein Tagesticket gibt es leider nicht. Aber mit 1,30 Euro sind die Einzelfahrten auch nicht gerade teuer. Wer häufiger fährt, kann eine Transponderkarte kaufen, mit der es dann Rabatt gibt. Dieses Konzept haben übrigens die meisten Städte auf meiner Reise.

Mit dem Bus fahre ich in die Nähe des aus römischer Zeit stammenden Herkulesturms.
Herkulesturm

Die historische Straßenbahn, die dort am Ufer entlang fährt, ist leider schon eine Weile außer Betrieb.
Gleise und Masten der historischen Straßenbahn La Coruña

Detail an einem Mast der historischen Straßenbahn La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Dann begebe ich mich langsam zurück zum Hotel. Am Rechner in der Lobby checke ich E-Mails. Die Rezeptionistin bittet mich, kurz nach dem Rechten zu sehen, während sie im Haus unterwegs ist. Als sie wiederkommt, lasse ich mir meinen Koffer aus dem Gepäckraum geben, und sie verabschiedet sich mit Wangenküsschen von mir.

Zum Bahnhof fahre ich wieder mit dem Bus. Mein Zug ist diesmal keine Gumminase (BR 594), sondern eine 599.
Renfe-BR 599 im Bahnhof A Coruña

A Coruña                 ab 15.45 Regional 12431
Santiago de Compostela   an 16.25

Ich mache es mir bequem und bin einigermaßen überrascht, dass der Regionalzug bis auf 160 km/h beschleunigt. Aber anscheinend gibt es zwischen La Coruña und Santiago nur die für bis 200 km/h trassierte Ausbaustrecke, an der auch einige Regionalbahnsteige an Nebengleisen liegen. Interessant ist auch, dass der Zug dieselbetrieben ist, obwohl meines Wissens inzwischen die gesamte Strecke bis Vigo (die „Atlantik-Achse“) elektrifiziert ist.
Bahnhof Cerceda-Meirama

Schließlich ist das Ziel meiner „Schienenwallfahrt“ erreicht:
Bahnhof Santiago de Compostela

Meine Unterkunft, wiederum ein Hostal, kann ich zu Fuß vom Bahnhof aus erreichen. Zur Abwechslung gerate ich diesmal an einen deutschen Rezeptionisten. Nachdem ich mich kurz in meinem Zimmer ausgeruht habe, mache ich mich auf den Weg in die ebenfalls nicht weit entfernte Altstadt. Auf einen Tipp von Janice hin habe ich im Netz nachgeschlagen und herausgefunden, dass heute – am Palmsonntag – um 18 Uhr eine Prozession stattfindet, die ich mir nun angucke.
Palmsonntagsprozession in Santiago de Compostela

Palmsonntagsprozession in Santiago de Compostela
Die Masken wirken ja etwas gruselig, aber wenigstens bekommt man keine Datenschutzprobleme …

Schließlich besuche ich auch das Ziel der echten Pilger. Einen umbauten Platz finde ich übrigens hier nicht.
In der Kathedrale von Santiago de Compostela

Kathedrale von Santiago de Compostela

Anschließend kaufe ich ein paar Andenken für die Familie zu Hause und gucke mich dann nach etwas zu essen um. In einem kleinen Restaurant lacht mich das „Pilgermenü“ an. Drinnen sitzt bereits eine junge Frau alleine, die ich an ihrem Akzent sofort als Deutsche erkenne. Sie stellt sich als Lisa vor, Studentin aus Passau, die tatsächlich gepilgert ist. Wir unterhalten uns nett, auch wenn ich ihre Begeisterung fürs Pilgern nicht so ganz teilen kann, und stellen fest, dass wir am nächsten Tag denselben Rückflug gebucht haben. Sie schläft in der Pilgerherberge direkt nebenan, ich gehe zurück in mein Hostal.

Montag, 26.03.2018

Beim Aufstehen kann ich mir Zeit lassen – Frühstück gibt es im Hostal nicht, und mein Flug geht erst nachmittags. Also frühstücke ich nebenan im Café und mache dann noch hauptsächlich Fotos von den örtlichen Bussen. Dann hole ich meinen Koffer aus dem Hostal und gehe zum Bahnhof, von wo ich den Bus zum Flughafen nehme. Den nutzen nicht nur Fluggäste, sondern auch die Anwohner der am Weg liegenden Dörfer.
Am Flughafen angekommen, gehe ich durch die Sicherheitskontrolle und gönne mir wenigstens einmal eine regionale Spezialität, die Suppe „Caldo Gallego“ mit Steckrübenblättern:
Caldo Gallego, Spezialität Galiziens

Am Gate treffe ich dann auch Lisa wieder und wir unterhalten uns noch kurz, bevor es in den Flieger geht.

Santiago de Compostela   ab 16.10 FR 4478
Frankfurt-Hahn           an 18.30

Der Flug verläuft ereignislos, abgesehen davon, dass ich mir beim Bordverkauf einen Instantkaffee gönne. HHN erreichen wir pünktlich:
Ryanair-Flug 4478 ist gerade aus Santiago de Compostela in Hahn gelandet

Zwischenzeitlich hatte ich eine SMS bekommen, dass sich die Abfahrtzeit meines Busses verschoben habe, aber jetzt steht er doch schon da, und ich steige ein. Lisa hat einen nächtlichen Flixbus gebucht und bleibt daher noch etwas am Flughafen.

Frankfurt-Hahn           ab 19.10 LUX-FRA A3
Frankfurt Hbf            an 21.00

Der Bus kommt gut durch, und so erreichen wir den Frankfurter Hbf bereits kurz nach 20.30 Uhr. Ich richte mich darauf ein, den ICE um 20.54 Uhr zu nehmen. Allerdings fährt der vorangehende IC nicht nur wegen Bauarbeiten heute später, sondern hat darüber hinaus auch noch Verspätung. Da die planmäßige Abfahrtszeit vorbei ist, buche ich im Navigator einen Flexpreis für den nächsten IC. Wegen eines Fehlers in der App kaufe ich den Fahrschein versehentlich zweimal, bekomme den zweiten Kauf aber später problemlos zurückerstattet.

Frankfurt Hbf            ab 20.37 IC 2229
Aschaffenburg Hbf        an 21.06

Mit etwa +15 gegenüber dem Baustellenfahrplan in NAH angekommen, bleibt noch Zeit, etwas zu essen, bevor ich mich dann mit der kurz vorher neu eingeführten RB um 21.39 Uhr auf den Weg zum Hp an der Hochschule mache. Am Bahnsteig bekomme ich noch eine unschöne Streiterei mehrerer Männer mit, die fast in einer Schlägerei endet.

Aschaffenburg Hbf        ab 21.39 RB 23351
Aschaffenburg Hochschule an 21.41

Zu Hause angekommen, stelle ich fest, dass die beste Freundin gerade versucht hat, mich zu erreichen. Also rufe ich zurück und lasse den Abend mit einem Gespräch ausklingen, bei dem ich gleich von meinen Reiseerlebnissen berichten kann. Das habe ich nun hier auch getan. Vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe, es hat euch gefallen!

Wider Erwarten zu spät – wider Erwarten pünktlich

Am Wochenende war ich mal wieder in Lübeck. Für die Hinfahrt wollte ich es mal wieder mit IC 1994 von FH nach AH probieren, doch der fiel – möglicherweise wegen der Unwetter am Vortag – aus. Also nach NWH, von wo ich den 584 nach AL nehmen wollte, mit dem ich gerade mal drei Minuten später gekommen wäre. Der wurde auch angesagt, wie immer vereinigt mit 534 nach Kiel, und fuhr pünktlich ein, nur ohne den Zugteil nach Kiel. Entsprechend voll war der verbleibende Zugteil, der prompt teilgeräumt werden musste. Also wieder raus und eine Stunde auf ICE 90 gewartet, der wegen Grenzkontrollen +20 mitbrachte. Der war zum Glück nicht so voll, so dass das Reisen ganz angenehm war. Da wir zwischen HG und HH auf die Altstrecke umgeleitet wurden, erhöhte sich die Verspätung bis AH auf fast +60. Ohnehin würde ich aber etwas über zwei Stunden später als geplant in AL ankommen, wobei es letztendlich dann auch blieb.
Die Rückfahrt, die ich ab Kiel antrat, stand unter einem etwas besseren Stern. Den ICE 4 geentert, bei der Durchfahrt durch Hamburg etwa +15 eingefahren, die aufgrund des Baustellenfahrplans bis Uelzen allerdings wieder herausgefahren waren. Auch HH erreichten wir vor Plan, dann kam aber die Ansage, dass wir aufgrund eines PU wieder über die Altstrecke umgeleitet würden. Die Umleitung verlief wenigstens zügig, und diesmal ging es schon in Edesheim wieder auf die NBS. Letztendlich hatten wir wieder +15, wobei es bis NWH auch blieb. Mein Anschluss-ICE sollte wegen Bauarbeiten etwas später kommen, so dass ich noch genug Zeit zum Essen hatte. Als ich fertig war, stellte ich beunruhigt fest, dass auf der Anzeigetafel die ursprüngliche Abfahrtszeit stand, die gerade vorbei war. Letztlich hatte der Zug aber genau die angekündigte planmäßige Verspätung, so dass ich wie geplant um 22.39 Uhr NAH erreichte. Die RB nach Wertheim hätte ich sogar noch erreicht, aber da ich das nicht wissen konnte, hatte ich mein Rad am Bahnhof geparkt und konnte so problemlos nach Hause fahren.

Am Schluss wird es heiß

Mal wieder zur Sommerakademie nach Kirchheim bei Bad Hersfeld führte mich meine Bahnfahrt letzten Samstag. Sie verlief relativ unaufregend, allerdings trotz der Kürze nicht ohne Verspätungen: der ICE von Fulda nach FBHF hatte +15. Ich hätte in der Zwischenzeit den Cantus nehmen können, aber die Zugbindung ist ja erst ab +20 aufgehoben, und außerdem konnte ich so noch Duschgel besorgen.
Auf der Rückfahrt war nach zwei bestens verlaufenen Etappen wieder die letzte die problematische: In FH lief der ICE nach Wien zwar pünktlich ein, die Weiterfahrt verzögerte sich dann aber. Grund war, wie sich herausstellte, ein liegengebliebener Twindexx in Dettingen, hinter dem noch ein ICE 3 und ein Güterzug hingen. Diese überholten wir auf dem Gegengleis und erreichten somit NAH mit +25. So hatten wir es deutlich besser getroffen als die Fahrgäste der überholten Züge (hoffentlich funktionierte wenigstens deren Klimaanlage), und ich konnte noch entspannt essen, bevor ich den Bus nach Hause nahm.

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (4/5)

Und hier kommt auch „schon“ die nächste Folge meines Fortsetzungsromans. Im letzten Teil haben wir uns einen Tag Erholung vom Bahnfahren in Santander gegönnt, heute setzen wir unsere Schmalspurpilgerfahrt fort.

Freitag, 23.03.2018

Am nächsten Tag muss ich wieder früh raus, da an mein nächstes Etappenziel Oviedo die Züge sogar nur zweimal am Tag fahren. Der Himmel ist wieder grau, zum Glück regnet es aber wenigstens nicht, als ich zum Bahnhof laufe. Dort sehe ich unter anderem einen Wagen der „Estrella del Cantábrico“, anscheinend der kleinen Schwester des Luxuszugs Transcantábrico.
Wagen der Estrella del Cantábrico in Santander

Santander              ab 09.10
Oviedo                 an 14.00

Weit weniger luxuriös, aber immer noch recht bequem geht es in meinem Triebwagen zu, der bald zur Fahrt durch die grüne und immer noch regnerische Landschaft aufbricht.
Feve-Triebwagen in Santander

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Bahnhof zwischen Santander und Oviedo

Sonst passiert nichts Aufregendes, außer dass der Zug sich bereits am ersten Halt Torrelavega, das wir auch gestern mit dem Bus durchquert haben, schnell leert. Später heißt es auch heute wieder außerplanmäßig in den Zug umsteigen, diesmal in Llanes. Dabei treffe ich tatsächlich Janice, die Südafrikanerin, wieder. Unsere englische Unterhaltung bekommt ein weiterer Tourist mit, der sich als Adam aus London vorstellt. Seinen Akzent zu verstehen, fällt mir etwas schwer, trotzdem unterhalten wir uns, so gut es geht. Adam arbeitet für die EU und kennt sich daher mit allen Details des Brexits aus. Janice ist nur wegen des Wetters auf den Zug umgestiegen und steigt in einem der nächsten Orte aus, um ihre Wanderung anzufangen. Mit Adam steige ich gemeinsam in Ribadesella, gerade hinter der Grenze zur nächsten Region Asturien, wieder in den Zug um. Hier ist die Strecke für den Vorortverkehr von Oviedo bereits wieder elektrifiziert, so dass ab hier ein E-Triebwagen fährt. Von hier ab begleiten wir eine Weile den Fluss Sella, der als Kanurevier berühmt ist.

Kanufahrer auf dem Sella

Auch Adam steigt an einem Unterwegsbahnhof aus. Für mich dagegen zieht sich die Fahrt etwas, zumal die für den Vorortverkehr gedachten Sitze nicht gerade bequem sind. Kurios finde ich die niveaugleiche Kreuzung mit der Strecke Gijón – Laviana in El Berrón. Dort (wenn ich mich recht erinnere) setzt sich auch eine alte Dame neben mich in den inzwischen gut gefüllten Zug und spricht mich auf Spanisch an. Nachdem ich antworte, dass ich das (so gut wie) nicht spreche, stellen wir irgendwie fest, dass sie mal in Deutschland gearbeitet hat und daher etwas Deutsch spricht. So versuchen wir uns dann zu verständigen, was nicht einfach, aber trotzdem nett ist.
Schließlich kommen wir in der asturischen Hauptstadt Oviedo an, wo die Schmalspur- direkt neben den Breitspurgleisen im unterirdischen Bahnhof liegen. Heute muss ich ja für den nächsten Tag entscheiden, ob ich die Breitspur-Bergstrecke oder die Schmalspurbahn an der Küste fahre. Nachdem ich die heutige Schmalspuretappe doch etwas strapaziös fand und die nächste schon um 7.30 Uhr beginnen würde, tendiere ich zur Breitspur, stelle aber fest, dass da die Abfahrt auch „schon“ um neun Uhr und die Fahrzeit auch nicht kürzer wäre. Also entscheide ich mich doch für die Schmalspur, gehe jetzt aber erst mal zum Hotel und schaue mir ein bisschen Oviedo an. Die Altstadt ist ganz nett, insgesamt wohl aber (abgesehen von der Kathedrale) die am wenigsten spektakuläre auf meiner Reise. Und der umbaute Platz ist diesmal auch nicht quadratisch:
In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

Außerdem regnet es zwischendurch immer mal wieder, so dass ich letztendlich ins Hotel gehe und nur zum Essen noch mal kurz rausgehe.

Samstag, 24.03.2018

Oviedo                 ab 07.30
Ferrol                 an 14.44

So richtig leicht fällt mir das frühe Aufstehen nicht, und Frühstück (das aber ohnehin extra kosten würde) gibt es auch noch nicht, daher habe ich mich schon am Vortag eingedeckt. Zum Glück ist es zum Bahnhof nicht weit, und der Triebwagen ist innen recht bequem für „medias distancias“ (so die Aufschrift auf den Sitzen) eingerichtet:
Sitze im Feve-Triebwagen

Auch meine Befürchtung, er könne – wie der E-Triebwagen gestern – keine Toilette haben, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Auf der siebenstündigen Fahrt wäre das sonst auch schwierig geworden … Bald geht es los, wobei es draußen noch nicht viel heller ist als im Tunnel. Die Landschaft entpuppt sich aber tatsächlich als sehr sehenswert.
Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Da die Strecke häufig durch den Wald verläuft, liegen manchmal Äste oder sogar dünne Baumstämme auf dem Gleis. Der Lokführer hält dann kurz an, nimmt langsam Anlauf und schiebt die Äste mit der Zugspitze weg – eine unkonventionelle, aber effektive Methode.
Baum auf der Strecke zwischen Oviedo und Ferrol

Die Strecke führt mehr oder weniger an der Küste entlang, so dass sich immer wieder schöne Blicke aufs Meer oder idyllische Küstenorte ergeben.
Küstenort zwischen Oviedo und Ferrol

Durch die tief eingeschnittenen Flussmündungen macht allerdings die Bahn auch ordentliche Umwege. An einer solchen erreichen wir die Grenze zu Galizien, der letzten Region auf meiner Reise. Es heißt zwar, dass Geschichte sich nicht wiederholt, aber am nächsten Bahnhof Ribadeo müssen wir wieder kurzfristig den Zug verlassen, nicht ohne dass ich noch ein Foto von ihm mache.
Feve-Triebwagen in Ribadeo

Man kümmert sich aber vorbildlich um uns: Nicht nur, dass mir ein Reisender meinen vergessenen Regenschirm aus dem Zug nachträgt, ein Bahnmitarbeiter organisiert uns ein Taxi für die Weiterfahrt und setzt sich selber auf den Beifahrersitz. Hinten quetscht sich dann neben mir ein österreichisches Pilgerpaar, das wegen des starken Windes heute nicht zu Fuß unterwegs sein will. Nachdem wir eine Weile auf der Küstenstraße gefahren sind, hat uns die Schiene wieder.
Burela: Wieder im Zug

Ich setze mich aus vermeintlicher Höflichkeit – durch den Gang getrennt – zu den Österreichern, die wollen aber lieber ihre Ruhe haben und verziehen sich ans Ende des Zuges. Das ist mir auch recht, denn so kann ich ebenso ungestört die weitere Fahrt genießen.
Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Tatsächlich finde ich, dass dieser Streckenabschnitt auf jeden Fall einer der schönsten auf meiner Reise ist, er zieht sich halt nur etwas. Wen das nicht stört, für den ist die Strecke unbedingt empfehlenswert. Außerdem ist unterwegs der Handyempfang erstaunlich gut, davon können sich deutsche Bahn- und Mobilfunknetzbetreiber eine Scheibe abschneiden. Güterverkehr gibt es hier übrigens auch:
Güterwagen zwischen Oviedo und Ferrol

Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

So langsam finde ich, dass wir mal ankommen könnten, allerdings haben wir fast eine Stunde Verspätung. Obwohl ich Kopfschmerzen habe, trage ich es mit Fassung, und schließlich erreichen wir Ferrol, den Endbahnhof des Schmalspurnetzes. Trotz der Verspätung habe ich jetzt noch über eine Stunde Zeit bis zum Anschlusszug nach La Coruña. Den Fahrschein dahin bekomme ich nicht am Automaten, sondern nur am Schalter. Auch hier wären etwas bessere Spanischkenntnisse praktisch, aber es geht irgendwie. Anschließend laufe ich noch ein bisschen durch die Stadt, die aber mäßig interessant ist, zumal es regnet und alle Läden zu sind. Trotzdem ein Beweisfoto:
Rathaus von Ferrol

In Ferrol liegen Schmal- und Breitspur direkt nebeneinander, was an den Etappenzielen ja nicht immer der Fall war.
Schmal- und Breitspur im Bahnhof von Ferrol

Wer sich meine Reise noch mal genau angucken will, findet hier übrigens eine bei meinem unfreiwilligen Umstieg abfotografierte Feve-Streckenkarte.

Ferrol                 ab 17.18 MD 12685
A Coruña               an 18.35

Breitspurtriebwagen im Bahnhof von Ferrol

Schließlich schließt der Tf die schon länger bereitstehende Breitspur-Gumminase auf, und es geht los. Ich nutze die Zeit, um ein bisschen zu schlafen, bekomme aber mit, wie wir im Trennungsbahnhof Betanzos Kopf machen. Als wir La Coruña erreichen, habe ich zwar immer noch Kopfschmerzen, sie sind wenigstens aber nicht schlimmer geworden. Vor dem Bahnhof stelle ich fest, dass es zur Altstadt und damit zum Hotel zu weit zu laufen ist und nehme den Bus. Mein Hotel liegt mitten in der Altstadt in der belebten Fußgängerzone, nur wenige Schritte vom hiesigen umbauten Platz entfernt.
Umbauter Platz in La Coruña

Eigentlich ist meine Unterkunft ein Hostal, also ein etwas einfacher und günstiger gehaltenes Hotel, aber es ist alles topmodern und blitzsauber. Die Rezeptionistin, eine ältere Dame, spricht scheinbar nur Spanisch und checkt mich ein. Als ich wieder herunterkomme, spricht sie mich in hervorragendem Englisch an: Sie habe sich vorhin nur nicht getraut, weil so viele Leute in der Lobby gewesen seien. Jetzt erklärt sie mir aber ausführlich, was ich mir angucken kann und dass ich zwar nicht im Hotel, aber in den umliegenden Cafés frühstücken kann. Zu essen gibt es in den Straßen der Altstadt natürlich auch genug, also laufe ich dort ein bisschen herum und lande schließlich in einem asiatischen Imbiss. Auf dem Rückweg decke ich mich noch spontan mit sehr leckeren regionaltypischen Süßigkeiten ein.

Fortsetzung folgt!