Erfahrungsbericht London-Spezial

Viele Besucher sind schon mit diesem Suchwort auf meine Seite gekommen und waren dann vermutlich enttäuscht, dass ich noch nie mit einem London-Spezial gefahren bin. Das hat sich nun geändert: Über Silvester 2012 bin ich von Marl nach Leicester und zurück nach Aschaffenburg mit dem London-Spezial gefahren. Anhand der Dinge, die ich erlebt habe, kann ich euch nun ein paar Tipps geben:

  • Ein London-Spezial ist nur erhältlich, wenn von Deutschland nach Brüssel bzw. umgekehrt der ICE benutzt wird. Unter Umständen ist das nicht die schnellste Verbindung, weil man in Brüssel länger warten muss und in der Zwischenzeit ein Thalys fährt. Nur Verbindungen mit ICE findet ihr, wenn ihr als Via-Bahnhöfe Aachen und Brussel-Noord festlegt und auf diesem Abschnitt nur Direktverbindungen zulasst. Der Thalys hält nämlich nicht in Brüssel-Nord.
  • Das London-Spezial ist nicht immer die günstigste Fahrkarte. Da der BahnCard-Rabatt nur 5 Euro beträgt, kann es vor allem mit BahnCard günstiger sein, einen Normal- oder Sparpreis bis Brüssel zu kaufen und den Eurostar separat zu buchen. Zum Preisvergleich empfehlen sich die Seiten von TGV-Europe (leider kein Link, hier kann man Eurostar und Thalys buchen) und Eurostar (ebenfalls leider kein Link). Das gilt auch, wenn das London-Spezial ausverkauft ist (es handelt sich um den einzigen Sparpreis der DB, zu dem es keinen Normalpreis gibt).
  • Die Reservierung im Brüssel-ICE ist nicht erforderlich und kostet daher extra (zzt. 4 Euro pro Richtung). Bei meinen Fahrten hat sie sich auf jeden Fall gelohnt, hier muss jeder für sich selbst entscheiden.
  • Wenn man durch Zugverspätung einen Anschluss verpasst, ist wie immer die Zugbindung aufgehoben. Auch der Fahrschein für den Eurostar kann man kostenlos umbuchen. Ist der nächste Zug von/nach Brüssel ein Thalys, kann man sich darauf umbuchen lassen. Das alles übernimmt im Rahmen von Railteam (leider kein Link) die Information oder das Reisezentrum, Stichwort „Hop on the next available train“ (HOTNAT).
  • Da die Kontrollen am Eurostar-Einstiegsbahnhof ihre Zeit dauern, sollte man die Check-in-Zeiten auf jeden Fall beachten. Mit dem Barcode auf DB-Online-Tickets kann man nicht automatisch einchecken. Das manuelle Einchecken hat bei meiner Reise aber nicht länger gedauert.
  • Wer von London weiter fahren will, kann britische Züge bei → National Rail ohne Buchungsgebühr buchen. Das Preissystem ist ähnlich wie bei der DB – frühe Buchung mit Zugbindung (in diesem Fall mit Gratis-Reservierung) lohnt sich! Die online gebuchten Tickets kann man dann vor Ort am Automaten abholen.
  • Auch nach der Ankunft sollte man einige Zeit vor einem eventuellen Umstieg einkalkulieren. Eurostar-Züge sind lang, und in London findet außerdem noch eine Einreisekontrolle statt. Die U-Bahn-Fahrzeiten zu den anderen Londoner Bahnhöfen erfährt man bei → Transport for London.

So, das müsste das Wichtigste sein. Wer möchte, kann den ganzen Reisebericht der Leicester-Fahrt lesen. Und unter „Bahnfragen selber stellen“ und „Kontakt“ könnt ihr mich wie immer mit weiteren Fragen löchern.

新幹線

Anna, eine Freundin, deren Geburtstag einer der Anlässe für meine Reise am Wochenende war, war vor kurzem in Japan und hat mir von dort einige Bilder vom Shinkansen (die japanische Schreibweise im Titel, sofern → Tante Wiki mich nicht verkohlt hat) mitgebracht:

Blick von der Bahnsteigkante. Im Gegensatz zum restlichen japanischen Netz, das Kapspur hat, wurde der Shinkansen (der Name steht für den Zug wie für die Strecke) in Normalspur angelegt.

Noch ein Blick auf die Gleise. Die Gitter lassen von der Bahnsteigkante nur den Bereich frei, an dem die Türen zum Halten kommen. Das setzt natürlich extrem genaues Bremsen des Zuges voraus.

Im Zug. Auf einer Seite des Ganges sind zwei, auf der anderen drei Sitze nebeneinander angeordnet.

Anna wusste noch zu berichten, dass die Haltezeit der Züge genau 30 Sekunden beträgt. Allerdings hat sie nicht herausgefunden, was bei großem Andrang oder mit Fahrgästen, die aus irgendwelchen Gründen nicht so mobil sind, passiert. Über die Pünktlichkeit der japanischen Züge hört man ja hierzulande wahre Wundergeschichten. Ich gehe mal davon aus, dass da etwas dran ist, frage mich dann aber, welcher betriebliche und infrastrukturelle Aufwand dahinter steht und wie dieser dann finanziert wird. Vielleicht weiß ein Leser da Genaueres? Japan steht jedenfalls definitiv noch auf meiner Liste der zu besuchenden Länder.

Die OV-Chipkaart

Wie im letzten Artikel erwähnt, war ich am Wochenende mit der OV-Chipkaart (OV = openbaar vervoer = ÖPNV) unterwegs. Diese Karte soll die Benutzung des ÖPNV in den Niederlanden vereinfachen und ist der Nachfolger der Nationalen Strippenkaart, einer im ganzen Land gültigen Papierfahrkarte. Im Prinzip ist die Vereinfachung auch ganz gut gelungen: man hält beim Einsteigen (bei der Eisenbahn vorher auf dem Bahnsteig) die Karte an den Kartenleser, checkt also ein. Beim Aussteigen checkt man entsprechend aus, und es wird automatisch der entsprechende Betrag (bestehend aus einem Grund- und einem Kilometertarif) von der Karte abgezogen. Anonyme Chipkarten sind an den Automaten und Schaltern an allen niederländischen Bahnhöfen erhältlich. Wenn man in den Beneluxländern oder in Deutschland wohnt, kann man auch eine persönliche Chipkarte beantragen, die gegenüber der anonymen einige Vor- und Nachteile hat. Auf beide Kartenarten lädt man dann ein Guthaben, und es kann losgehen.
Wie so oft steckt aber auch hier der Teufel im Detail: Zum einen kostet die Karte selber den stolzen Betrag von 7,50 € – recht happig für Gelegenheitsfahrer. Zum anderen muss für alle Fahrten ein Mindestguthaben auf der Karte vorhanden sein: für Bus und Straßenbahn vier, für Zugfahrten sage und schreibe 20 Euro. Diese Regelung soll wohl für die Verkehrsunternehmen die Einnahmen sicherstellen, wenn man zu weit fährt oder das Auschecken vergisst. Für mich bedeutete es aber gestern, dass ich mir den Fahrschein von Amersfoort nach Utrecht dann doch auf Papier besorgt habe, denn 20 Euro Kapitalbindung für 1-2 Besuche in NL pro Jahr schien mir dann doch etwas übertrieben. Und wie gesagt: das Auschecken sollte man nicht vergessen, sonst kann es unnötig teuer werden.
Zweiter Punkt ist die Guthabenkontrolle und der Nachweis der Fahrten, wenn man z.B. – wie ich am Wochenende – die Fahrtkosten erstattet bekommt. Erstere ist noch relativ einfach an allen Automaten der NS sowie der lokalen Verkehrsbetriebe möglich. An den NS-Automaten kann man auch die letzten Transaktionen abfragen, jedoch nicht ausdrucken. Da ich während meines kurzen Aufenthaltes keinen Automaten fand, an dem das möglich war, habe ich nun keinen schriftlichen Nachweis meiner Kosten. Ein Abruf der Daten via Internet ist nur für persönliche Chipkarten möglich.

Soweit ich weiß, bieten alle niederländischen Verkehrsbetriebe nach wie vor die Möglichkeit, auch ohne OV-Chipkaart mitzufahren (im Zweifel im Internet nachschauen). Gelegenheitsbesuchern würde ich auch genau das empfehlen, die Chipkarte lohnt sich erst ab einer gewissen Anzahl von Fahrten. Wer sich trotzdem für das System interessiert, findet unter → ov-chipkaart.nl nähere Informationen auf Niederländisch und Englisch.

Had ik dat maar geweten …

Hätte ich das eine oder andere an diesem Wochenende vorher gewusst, hätte ich sicher das eine oder andere anders gemacht: Es stand mal wieder eine Reise nach Utrecht an. Erreichen sollte ich die Stadt wieder mit dem aus Basel kommenden ICE, in den ich diesmal laut Fahrkarte in Duisburg einsteigen sollte. Da es allerdings dort keine Lounge gibt, verlegte ich den Umstieg nach Düsseldorf, wo ich leicht verspätet mit dem ICE aus NAH eintraf. Da der planmäßige Aufenthalt etwas mehr als eine Stunde betragen sollte, ging ich erst einmal auf den Bahnhofsvorplatz, wo ich zwischen diversen Schalke- und Fortuna-Fans Fotos für meine Sammlung machte. Zurück im Bahnhof war ICE 104 mit +45 angekündigt. Also erst mal in die Lounge, die leider keinen Abfahrtsmonitor hatte. Stattdessen informierte mich die dortige Mitarbeiterin auf meine Anfrage regelmäßig über die aktuelle Verspätung, die leider zu- statt abnahm. Nachdem fast alle Zeitungen durchgelesen waren, fuhr kurz vor Schließung der Lounge der Zug mit +81 ein. Mit einer Übergangszeit von 23 Minuten stand damit auch der Anschluss an den stündlich verkehrenden Bus in Utrecht auf der Kippe. Nach den Halten in Duisburg und Oberhausen hoffte ich, dass es vielleicht doch noch klappen könnte, aber mehrere Minuten Standzeit vor einem gestörten kurz vor Emmerich zerstörten diese Hoffnung. Nun, man kann auch das positiv sehen, denn so hatte ich nach der Ankunft in XNU mit ziemlich genau +90 noch Zeit, ausgiebig zu essen und mir eine OV-Chipkaart zu kaufen – letzteres weniger aus wirklicher Notwendigkeit als aus Neugier. Die Karte verwendete ich dann, um mit dem letzten Bus nach Martensdijk zu fahren, wo mein Gastgeber schon gar nicht mehr mit meinem Kommen gerechnet hatte.
Am nächsten Tag brauchte ich die Chipkarte nicht, da mein Gastgeber mich mit dem Auto nach Soesterberg fuhr, was mir zweimal Umsteigen ersparte. Die heutige Rückfahrt trat ich dann anders als letztes Jahr mit dem Bus nach Amersfoort an. Dort stieg ich in einen Koploper nach Utrecht, wo ich dann ein wenig mehr Zeit zum Umsteigen hatte als mit dem direkten Bus. Diese nutzte ich für den Einkauf einiger niederländischer Leckereien und einige Zugfotos. Der ICE fuhr dann fast pünktlich ein, und ich setzte mich auf meinen reservierten Platz – wie schon auf der Hinfahrt eher ein Wand- als ein Fensterplatz, aber in der Nähe war diesmal auch kein Fensterplatz frei.
Die weitere Fahrt verlief ohne Schwierigkeiten, Oberhausen erreichten wir sogar mit -4. Diesmal sollte der Umstieg planmäßig in Düsseldorf erfolgen, ich stieg aber schon in Duisburg aus, um meine Lieblingscurrywurstbude zu frequentieren. Ein Blick auf die Abfahrtstafel ergab, dass mein Anschluss-ICE dort gar nicht verzeichnet war – ich ging davon aus, dass er erst ab Düsseldorf verkehrt und überbrückte das Stück dorthin mit dem Eurobahn-RE 3. In KD angekommen, erreichte ich den Zug gerade noch rechtzeitig und stellte verblüfft fest, dass er sehr wohl in Duisburg gehalten hatte: Es handelt sich um den „Kreisverkehrs-ICE“, der von München kommend über Kassel und Paderborn ins Ruhrgebiet fährt. In Düsseldorf wechselt er die Zugnummer und fährt dann sofort über Frankfurt zurück nach MH. Zumindest den Umstieg hätte ich mir also sparen können … Mein reservierter Platz war wiederum an der Wand, diesmal ließ sich zum Glück aber leicht ein anderer finden. NAH erreichte ich schließlich mit +5 wegen eines vorausfahrenden Zuges zwischen FF und FH.

Malá Veľká Krajina

Ein Kleines Großes Land – das ist der offizielle Werbespruch der Slowakei, in die ich letzte Woche unterwegs war. Die Fahrkarten hatte ich ja schon so früh wie möglich gekauft – die bei der DB gekaufte, überteuerte innerslowakische Fahrkarte konnte ich ohne Probleme umtauschen und stattdessen ein slowakisches Online-Ticket buchen. Kostenpunkt insgesamt also 88,76 Euro.
An der einzigen größeren Komplikation der Hinreise war ich selber schuld: ich verpasste den Bus, der mich zum Bahnhof bringen sollte, hatte aber noch genug Zeit zum Laufen und konnte sogar noch Geld, eine Zeitung und ein Frühstück besorgen. Erste Etappe war dann der ICE nach Wien, der pünktlich um 6.52 Uhr abfuhr und auch pünktlich um 13.22 Uhr ankam. Auch zwischendurch passierte nicht viel Besonderes, so dass ich einen Großteil der Fahrt schlafend verbrachte.
In Wien angekommen, machte ich mich mit der Straßenbahn auf den Weg zum Südbahnhof. Dafür brauchte ich natürlich einen eigenen Fahrschein, den ich – dem Euro sei Dank – einfach aus dem Automaten in der Bahn ziehen konnte, der nur zwei Tasten hatte: eine für Kinder- und eine für Erwachsenenfahrscheine. Da ich nicht auswendig wusste, ob die Haltestelle am Südbahnhof auch so heißt (sie tut es), stieg ich schon am Südtiroler Platz aus – eine zu früh, so dass ich zum zweiten Mal an diesem Tag voll bepackt bei sommerlichen Temperaturen laufen musste, diesmal an der Baustelle des Wiener Hbf vorbei.
Den provisorischen Südbahnhof erreichte ich gerade noch rechtzeitig, um mich im Zug nach Bratislava niederzulassen, der erst einmal an jeder Wiener Hundehütte hielt. Danach kam ziemlich lange buchstäblich plattes Land, so dass ich mal wieder einschlief und erst am Grenzbahnhof Marchegg aufwachte. Hier wurde nur kurz das Personal gewechselt, die Diesellok konnte dranbleiben. Kurze Zeit später erreichten wir dann den Hauptbahnhof der slowakischen Hauptstadt.
Hier hatte ich eine halbe Stunde Zeit, bevor dann um 16.01 Uhr mein Anschlusszug abfuhr. Die Platzreservierung (Kostenpunkt 1 Euro) wäre nicht nötig gewesen, also machte ich mich im Großraumwagen breit und verbrachte die Zeit wiederum mit Lesen und Schlafen. Mit leichter Verspätung erreichten wir nach gut zweieinhalb Stunden meinen Umsteigebahnhof Zvolen. Da ich nicht wusste, ob der Zug am Nachbargleis der richtige war, fragte ich einfach den Schaffner: „Kriváň?“, was er bejahte. Am nächsten Halt wäre ich wegen der Verspätung und der spärlichen Beschilderung beinahe schon ausgestiegen. Ein netter Deutsch sprechender Slowake teilte mir aber mit, dass das erst Detva war. Erst einen Bahnhof weiter stieg ich also aus und fand auch sofort die Bushaltestelle, von der es dann ohne langes Warten und weiteres Umsteigen bis zu meinem Zielort Látky ging, wo ich eine Woche lang viel Spaß bei der Multinationalen Sommerakademie hatte.

Die Rückfahrt am darauffolgenden Montag verlief etwas abenteuerlicher: In Begleitung zweier anderer Akademieteilnehmer machte ich mich auf den Weg zu der Bushaltestelle, wo wir angekommen waren, nur um dort festzustellen, dass der gewünschte Bus dort nicht auf dem Fahrplan stand. Mit Händen und Füßen befragten wir eine Passantin und fanden schließlich eine andere Haltestelle, an der wenig später auch der Bus auftauchte. Dieser brachte uns aber nicht direkt nach Kriváň, sondern erst nach Hriňová, wo wiederum Laufen und Umsteigen angesagt war. Am Bahnhof angekommen, hieß es 45 min warten, bis der durchgehende Zug nach Bratislava mit +10 einfuhr, in dem wir es uns in einem fast leeren Abteil bequem machten. Durchgehend war zwar der Zug, aber nicht unser Wagen: der wurde nämlich zusammen mit der Diesellok in Zvolen abgehängt, so dass wir über den Bahnsteig in den Rest des Zuges marschierten und dabei noch auf einen weiteren Akademieteilnehmer trafen. Leider gab es kein Abteil mit vier freien Plätzen mehr, so dass wir uns in zwei Zweiergrüppchen aufteilten und erst mal in tiefen Schlaf verfielen.
Die Verspätung konnte der Zug bis Bratislava leider nicht abbauen, so dass ich meinen Anschluss nach Wien, begleitet von einem meiner Reisegefährten, gerade noch so erreichte. Da der REX zwischen Wien und Bratislava eine andere → Symmetrieminute hat als der ICE nach Deutschland, hatte ich diesmal in Wien auch wesentlich weniger Zeit zum Bahnhofswechsel, so dass ich nach Verabschiedung meines Begleiters und Straßenbahnfahrt auch am Westbahnhof in letzter Minute ankam. Davon, dass an diesem Tag die ÖBB einige Strecken um Wien auf Rechtsverkehr umstellten und gleichzeitig die ersten Züge durch den neuen Wiener Hbf fuhren, bekam ich leider nichts mit.
Ab hier lief aber wieder alles planmäßig, nur hatte ich diesmal keinen der wenigen Züge der Linie Wien–Frankfurt erwischt, die in NAH halten. Die halbe Stunde Aufenthalt in NWH, die das nötig machte, nutzte ich aber zum Döneressen. So gestärkt beschloss ich nach der pünktlichen Ankunft in NAH, zu Fuß nach Hause zu laufen, zumal die Temperaturen auch weit von den 33°C mittags in Wien entfernt waren.

Fazit: Dank Internet und EU muss eine Reise in die Slowakei heutzutage kein großes Abenteuer mehr sein – zu einem kleinen kann sie aber immer noch werden, zumindest solange es den Wiener Hbf noch nicht gibt und man kein Slowakisch kann.

MTA in NYC

Gestern bin ich von einem einwöchigen Urlaub in New York zurück gekommen, in dem ich natürlich auch den örtlichen öffentlichen Nahverkehr benutzt habe. Betrieben werden Busse, U-Bahnen und die meisten Vorortbahnen von der → Metropolitan Transportation Authority (MTA). Seine Fahrten bezahlt man mittels einer MetroCard, auf die man entweder eine beliebige Anzahl von Einzelfahrten à $ 2,25 oder eine Wochen- oder Monatskarte à $ 29 bzw. $ 104 laden kann. Achtung: Der Airtrain zum Flughafen JFK kostet extra!
Für uns hat sich die Wochenkarte definitiv gelohnt, da die Entfernungen in Manhattan doch etwas größer sind und wir auch einige Male in die Außenbezirke gefahren sind. Das Verkehrsnetz ist sehr dicht, wobei Manhattan die größte U-Bahn-Dichte hat. Ein sehr enges Busnetz gibt es aber in allen Stadtteilen. Beide Systeme sind „geschlossen“, d.h. ohne Durchziehen der Karte am Drehkreuz bzw. beim Busfahrer geht nichts. Nachteil: Die Zeitkarten sind nach dem Durchziehen erst mal eine Weile (ca. 10 Minuten) gesperrt, damit sie nicht an den Nächsten durchgereicht werden. Hat man also den falschen U-Bahn-Eingang genommen, muss man erst einmal warten, bis man wieder herein kommt.
Bevor man durch das Drehkreuz geht, sollte man also darauf achten, ob man gerade zum richtigen Bahnsteig geht (in Manhattan bedeutet „Uptown“ Richtung Norden, „Downtown“ Richtung Süden). Manche Eingänge führen auch nur zu einem der beiden Bahnsteige, ohne dass es eine unterirdische Verbindung gibt!
Typisch für New York ist auch das Express-Local-System. Die meisten U-Bahn-Strecken sind viergleisig, wobei auf den inneren Gleisen U-Bahnen verkehren, die nur an den wichtigsten Stationen halten. Außen fahren dann die so genannten Locals, die alle Bahnhöfe bedienen. Achtung: Eine Linie kann in der Innenstadt „Local“ und in den Außenbezirken „Express“ sein und umgekehrt! Man sollte also darauf achten, ob die Linie, die man nehmen will, auch am geplanten Start- und Zielbahnhof hält.
Achten sollte man auch auf Gegenverkehr beim Durchgang durch die Drehkreuze, denn die meisten können in beide Richtungen benutzt werden. Ist die Richtung des Hauptandrangs schwankend, ist das eine gute Lösung – ist er aus beiden Richtungen groß, eher unpraktisch.
Worauf man dagegen nicht achten muss, ist die Abfahrtszeit der letzten U-Bahn: das New Yorker Netz wird 24 Stunden am Tag betrieben, allerdings haben einige Linien nachts andere Linienwege, die aber auf den Stationen angegeben sind. Fahrplanaushänge gibt es übrigens im Gegensatz zu den Bussen bei der U-Bahn nicht.
Wichtig ist auch noch, dass Stationen, die an verschiedenen Linien und damit mehrere Kilometer auseinander liegen, gleich oder ähnlich heißen können, wenn sie an derselben Querstraße liegen. Der Name (bzw. die Nummer) einer Straße kann außerdem in einem anderen Stadtteil noch einmal vorkommen: So würde man die Station 7 Avenue in Manhattan vermuten, sie liegt aber in Brooklyn.
Nicht immer gut ist die dynamische Fahrgastinformation: Neuere U-Bahnen haben zwar automatische Ansagen und Anzeigen, in älteren muss man sich auf die Ansagen des Fahrers verlassen, die nicht immer deutlich sind. Auch auf den Bahnsteigen gibt es nicht immer eine Ankündigung des nächsten Zuges, ebenso gab es zumindest in den beiden Bussen, in denen wir gefahren sind, keine Haltestellenanzeige und -ansage.
Noch ein paar Tipps fürs Hobby: Das Fotografieren in den U-Bahnhöfen ist schwierig, weil die Bahnhöfe genau so lang sind wie die Züge und man daher die Züge bei der Einfahrt ablichten muss. Einfacher geht es auf oberirdischen Bahnhöfen, z.B. Coney Island, wo auch eine relativ große Auswahl an Baureihen besteht. Wer lieber „richtige“ Züge fotografiert, kommt in der Penn und Grand Central Station auch ohne Fahrschein auf die Bahnsteige – allerdings sind beide unterirdisch, und zumindest eine Angestellte mochte mein Fotografieren überhaupt nicht (Nachtrag: ohne Fahrkarte durfte ich es wohl auch nicht, aber danach hat sie nicht gefragt). Einen Acela Express konnte ich aber vorher noch aufs Silizium bannen. Über die Geschichte des New Yorker Nahverkehrs mit etlichen alten Subwayzügen als Highlight wird man schließlich sehr gut im → Transit Museum in einem alten U-Bahnhof in Brooklyn informiert. In diesem Sinne: Auf nach New York!

Éloignez-vous de la bordure du quai, s.v.p.

Wie schon angekündigt, war ich Ende März eine Woche in Südfrankreich. Die Reise war eine sehr gelungene Mischung aus Zugfahren und dem Genuss der südlichen Sonne, die wirklich die ganze Zeit geschienen hat (nur tagsüber natürlich ;)). Meine Erlebnisse – vorwiegend die bahnbezogenen – habe ich jetzt in einem Reisebericht zusammengestellt. Außerdem habe ich auf meiner Website die Infoseite zum Nahverkehr in Lyon aktualisiert. Wenn ihr Zeit und Lust habt, schaut mal rein!

(Der Titel bedeutet übrigens „Entfernen Sie sich bitte von der Bahnsteigkante“, ist also das französische Pendant zu „Bitte Vorsicht bei der Einfahrt“.)

Go East

Gestern habe ich mal wieder ein Lehrstück zum Thema „internationale Buchung“ erlebt: Ende Juli/Anfang August will ich in die Slowakei fahren. Der meinem Ziel nächstgelegene Bahnhof ist Kriváň in der Mittelslowakei, was man über Wien und Bratislava gerade noch an einem Tag von NAH aus erreichen kann. Die DB-Auskunft verweigert einem dafür allerdings die Online-Buchung, so dass ich mich gestern zum Schalter begeben habe. Nach einigem Probieren fand der Mitarbeiter dort Folgendes heraus: Bis Bratislava kann er mir ein Europa-Spezial verkaufen, das jetzt, fast drei Monate vorher, auch noch in der günstigsten Preisstufe vorhanden ist. Den innerslowakischen Fahrschein kann er mir ebenfalls verkaufen, wenn er (warum auch immer) in Zvolen stückelt. Preis: 34,20 Euro pro Richtung. Auf meine Frage hin, ob es eventuell günstiger ist, den Fahrschein vor Ort zu kaufen, lautet die Antwort: „Wenn die auch den Euro haben, dann nicht“. Zu Hause schaue ich dann auf der → Website der slowakischen Bahn nach, die mir nach einigem Gefummel verrät, dass eine Buchung (und Preisauskunft) erst zwei Monate im Voraus möglich ist. Eine Testanfrage für Ende Juni ergibt einen Preis von 10,13 Euro – weniger als ein Drittel des DB-Preises. Also heißt es für die Gegenwart: Ab zum Reisezentrum und die Fahrkarte umtauschen, und für die Zukunft: Nie einen Binnenfahrschein eines anderen Landes bei der DB kaufen, selbst dann nicht, wenn in diesem Land der Euro gilt *seufz*.

Typisch belgisch, die zweite

Ziemlich genau vier Jahre nach der Brügge-Fahrt war ich über Ostern mal wieder im Land der Pommes und Pralinen unterwegs. Angereist bin ich nicht mit dem Zug, sondern mit einem Bus der → Eurolines-Kooperation, weil das deutlich günstiger war. Von Brüssel aus habe ich dann das Land ein bisschen erkundet, unter anderem wollte ich schon immer mal mit der → Küstenstraßenbahn fahren. Aber auch den Altstädten von Antwerpen und Gent (in beiden Städten ist auch der Bahnhof sehr sehenswert!) und der Exklave → Baarle stattete ich einen Besuch ab. Für Wochenendfahrten im Land bieten die belgischen Eisenbahnen (NMBS/SNCB) ein besonders günstiges Angebot an: die Wochenendfahrkarte, die 50% Ermäßigung bietet und am Schalter, am Automaten oder als Online-Ticket erhältlich ist. Eine Fahrtunterbrechung ist damit allerdings nicht möglich: wegen des Zwischenstopps in Gent, den ich auf dem Rückweg von der Küste gemacht habe, musste ich separate Fahrkarten Brüssel–Gent und Gent–Küste kaufen. An der Küste ist es aber möglich, die Rückfahrt woanders zu beginnen, als die Hinfahrt geendet hat.
Für die Küstenstraßenbahn und meine anderen Fahrten innerhalb Flanderns habe ich dann einen „driedagenpas“ von De Lijn gekauft, der genau so viel kostet wie zwei Tageskarten. Achtung: Am Automaten oder Schalter ist er günstiger als beim Fahrer!
Enden sollte meine Tour dann noch mit einem Foto von der Brüsseler Metro. Das war mir aber leider nicht vergönnt, da die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe (MIVB/STIB) aufgrund des gewaltsamen Todes eines Kollegen die Arbeit niederlegt hatten, wofür ich natürlich vollstes Verständnis hatte. Alle anderen Verkehrsmittel fuhren wie gewohnt, wobei sich die Vertaktung als sehr praktisch erwies. Übrigens kennt die NMBS/SNCB-Auskunft auch die Fahrzeiten der kommunalen Busse und Bahnen, wenn man jeweils „Bahnhof/Haltestelle (alle)“ auswählt. Dass der Verkehrsbetrieb Walloniens, wohin es mich diesmal nicht zog, TEC heißt, sei noch der Vollständigkeit halber erwähnt. In diesem Sinne: Bis bald in Belgien/Tot ziens in België/A bientôt en Belgique!

Per spoor

Hier mein letztes Wochenende in Kurzfassung:

  • Gebucht: Aschaffenburg–Utrecht und zurück. Hin mit dem einmal täglich verkehrenden ICE Basel–Amsterdam. Das bedeutete: mit dem RE nach FFS, gut 20 min warten, weiter mit dem IC über die Verbindungskurve nach FFLF, dort nochmal 20 min warten, dann den ICE nach XNU. Dafür war gut eine Woche vorher noch ein Sparpreis zu 59,25 € (mit BC 25) verfügbar. Zurück mit Umstieg nur in FF, dafür nur noch der Normalpreis (82,25 €) erhältlich.
  • Fast pünktlich in NAH los und in FFS an. Kurios: Kurz vor Abfahrtszeit des IC fährt ein ICE 2 (leer?) aus Richtung Hanau kommend auf die Verbindungskurve zum Flughafen. Spannung: Wie viel Verspätung hat der IC, der immerhin aus Binz kommt? Antwort: Tatsächlich fast keine, also FFLF pünktlich erreicht.
  • Anschluss-ICE aus Basel kommt erst nach verspätetem ICE Wien–Dortmund. Der IC, mit dem ich gekommen bin und der hier eine Bahnsteigwende macht, wartet den Basler Zug ab und bekommt daher ca. +5 mit, die „mein“ Zug auch in etwa hat.
  • Weitere Reise zunächst ohne Komplikationen. Kurios: mein Platz ist in Wagen 36 zwischen Restaurant und 1. Klasse, ständig laufen Zub mit lecker duftenden Essensportionen durch. Zugteilung und Fahrtrichtungswechsel in KK.
  • Hinter Oberhausen mehrere Abschnitte mit Schrittgeschwindigkeit, Grund laut Zub: vorausfahrende Güterzüge. In Emmerich Nachtzug überholt (dachte ich, wohl eher gekreuzt). Mit +15 Utrecht erreicht, abgeholt und zum Quartier gebracht worden.
  • Untergebracht bei einer Mitarbeiterin von NedTrain, der Instandhaltungstochter der NS. Interessante Gespräche mit ihr und einem weiteren Gast über Probleme im Winter und Lücken im Tarifsystem, die in NL anscheinend genau so bestehen. Vorbildlich ist die Erstattung des vollen Fahrpreises ab einer Verspätung von 60 min (50% ab 30 min), allerdings häufen sich naturgemäß Verspätungen von 29 bzw. 59 min … Interessant auch: Bei widrigen Wetterverhältnissen fahren die NS nach einem Notfahrplan mit kurzlaufenden Linien, um Verspätungen so wenig wie möglich zu übertragen.
  • Den Samstag und Sonntag in Soesterberg, ca. 20 km von Utrecht verbracht. Zurück spontan 2 Stunden später als geplant mit dem direkten Bus (tagsüber 1x pro Stunde, weitere Verbindungen mit Umsteigen). Beim Fahrer gekaufter Fahrschein (Preis 4 €) entpuppt sich als zwei Miniausgaben der „Nationalen Strippenkaart“, die von ihm von Hand mit einem Stempel entwertet werden – das aber nur für diejenigen, die keine „OV-chipkaart“ haben. Anscheinend ist es in NL üblich, zum Anhalten des Busses die Hand auszustrecken, für mich hat der Bus aber auch so gehalten. Utrecht CS 5 min vor Plan erreicht, so dass ich noch einige Fotos machen kann (u.a. Sneltram Utrecht).
  • Zug pünktlich, aber voll – war aufgrund der Fahrscheinsituation zu erwarten. Nachteil des Tarifs: Wer spät bucht, muss mehr zahlen und u.U. stehen oder – wie ich – auf der Treppenstufe an der Tür sitzen. Zum Glück muss ich nicht zwingend in FF umsteigen, da der ICE nach NAH bereits ab Duisburg parallel fährt. Wiederum leichte Verzögerung wegen Halt im Bahnhof Emmerich, Begründung: Bauarbeiten.
  • Umstieg in EDG klappt tadellos: Gerade genug Zeit, um am Bahnhofsvorplatz eine scharfe Currywurst zu essen – wenn man schon mal in der Heimat ist … ICE 929 läuft pünktlich und gähnend leer ein. Weitere Reise ohne Komplikationen, Wohnung gegen 21.45 Uhr mit Taxi erreicht.

PS: Hier gibt’s den → Link zum titelgebenden Lied samt Video.