Good morning America, how are you?

Nach Finnland im April stand im Mai die zweite große Nachtzugreise in diesem Jahr an, diesmal in den USA. Anlass war eine größere Rundreise an der Westküste, von der wir einen Abstecher in den Yellowstone-NP machten. Hin flogen wir von San Francisco nach Salt Lake City und fuhren von da mit dem Mietwagen weiter, zurück legten wir die Strecke mit dem „California Zephyr“ der Amtrak zurück. Aus Kostengründen entschieden wir uns für eine Fahrt im Sitzwagen für 99 Dollar pro Person im Frühbuchertarif.

Die Fahrt von Yellowstone durch den Grand-Teton-NP und einsame Landstraßen an der Grenze von Wyoming und Idaho war ohne Probleme verlaufen. Den Mietwagen hatten wir vom gröbsten Dreck befreit und gaben ihn am Flughafen SLC zurück, wo wir ihn auch abgeholt hatten. Von da ging die Reise mit der Straßenbahn weiter, die hier „TRAX“ heißt:

TRAX-Straßenbahn der UTA

Laut Netzplan sollte der Bahnhof am schnellsten erreichbar sein, wenn man bis zur Station „Guadalupe“ fährt und dort in den „FrontRunner“ umsteigt. Was wir nicht wussten: Das ist eine Art S-Bahn, die zu dieser späten Abendstunde nur noch sehr selten fährt. Also mitsamt Gepäck die Treppen wieder rauf und zwei Blocks zur Station der anderen Straßenbahnlinie gelaufen, die auch zum Bahnhof fährt. Zum Glück kam sie auch bald und brachte uns zum Ziel:

TRAX-Straßenbahn der UTA

Obwohl es bis zur Abfahrt des Zuges noch etwa eine Stunde war, stand der schon da und auch eine kleine Schlange von Menschen, die einsteigen wollten.

Der California Zephyr wartet im Bahnhof Salt Lake City auf die Abfahrt

Zwischenzeitlich kam doch noch ein FrontRunner an. Der hatte wohl in Guadalupe nicht auf der Anzeigetafel gestanden, weil er in Salt Lake Central endete:

FrontRunner-S-Bahn der UTA

Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt begann dann das Boarding, das recht hemdsärmelig unter freiem Himmel vor dem niveaugleichen Bahnsteigzugang stattfand: Ein Amtrak-Angestellter scannte die Tickets, unsere vorsichtshalber bereitgehaltenen Pässe als Identitätsnachweis für das Online-Ticket wollte er nicht sehen. Er nannte uns eine Wagen-, aber keine Platznummer und gab uns dreien zwei Pappkärtchen, mit denen wir uns dann beim Schaffner meldeten, der am Wageneingang stand. Der wies uns nun Plätze zu, und zwar in einem Teil des Oberdecks, der für Zweiergruppen reserviert war:

Hinweisschild auf Plätze, die für Zweiergruppen reserviert sind

Da wir zu dritt unterwegs waren, bedeutete das, dass einer von uns einen leeren Nebenplatz hatte. Diese Ehre überließen mir netterweise meine Mitreisenden. Die Sitze hatten einen bemerkenswert großen Sitzabstand:

Sitze im California Zephyr

Pünktlich um 23.30 Uhr ging es los. Aufgrund der Dunkelheit konnte ich draußen nicht viel erkennen und legte mich bald schlafen. Beides führte dazu, dass ich die Fahrt durch die Bonneville Salt Flats verpasste, eine Salzwüste, die u.a. für Geschwindigkeitsrekorde von Autos genutzt wird.
Als ich aufwachte, waren wir schon in Nevada. Ich schloss mich meinen Mitreisenden für ein Frühstück im Speisewagen an. Vom Frühstück selber (Kellogg’s Raisin Bran mit Milch, frisches Obst, Kaffee und ein Croissant) habe ich leider kein Foto, es war aber sehr lecker ;-). Anschließend machte ich noch ein paar Bilder vom Inneren der Wagen:

Sitzwagen im California Zephyr

Panoramawagen im California Zephyr

Speisewagen im California Zephyr

Schlafwagenabteil (Roomette) im California Zephyr

Die Fahrt führte inzwischen recht gemächlich über Reno durch die Berge und weiter über die Grenze nach Kalifornien. Ich hoffte auf einen längeren Stopp, um den Zug bei Tageslicht von außen ablichten zu können, aber da wir Verspätung hatten, waren die Halte sehr kurz. In Sacramento konnte ich allerdings einen Zug von Amtrak California „erlegen“:

Zug von Amtrak California in Sacramento

Weiter ging die Fahrt über eine beeindruckende Brücke nach Martinez. Da wir von der Endstation Emeryville keinen Busshuttle nach San Francisco gebucht hatten, versuchten wir zu klären, wie wir denn weiter kämen. Am vorletzten Halt Richmond sahen wir, dass wir hier Anschluss an die U-Bahn BART gehabt hätten, leider zu spät, um auszusteigen. Also fuhren wir bis Emeryville weiter, wo wir erstaunlicherweise mehr als eine Stunde vor Plan ankamen und vom Zugpersonal gebeten wurden, möglichst schnell auszusteigen, um Platz für die nachfolgenden Pendlerzüge zu machen. Es war aber noch Zeit genug, um endlich meine Außenfotos zu machen:

Außenansicht des California Zephyr

Außenansicht des California Zephyr

Lok des California Zephyr

Gepäckwagen des California Zephyr

Wir hatten inzwischen herausgefunden, dass vom Bahnhof ein kostenloser Stadtbus zur nächsten BART-Station fuhr. Nachdem wir die Haltestelle (die natürlich gerade wegen einer Baustelle verlegt war) gefunden hatten, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zur BART und weiter zum Flughafen, wo unser anderer Mietwagen stand. Eigentlich hatten wir überlegt, uns an dem Tag noch etwas San Francisco anzugucken, aber da wir nach der Nacht im Zug doch alle etwas kaputt waren, fuhren wir gleich zu unserer Unterkunft.

Noch für die Statistik: Da Abflug und Ankunft über Nürnberg erfolgten, reiste ich dort mit dem ICE hin. Auf der Hinfahrt war der Zug zeitweise mit +35 angekündigt, woraus bei der Abfahrt +25 und bei der Ankunft sogar nur noch +15 wurden. Auf der Rückfahrt war der Zug zwar pünktlich, jedoch wegen des zu Ende gehenden langen Wochenendes voll ausgelastet. Da ich bei der Buchung nicht daran gedacht hatte, bekamen wir nur Sitzplätze, weil eine größere Reisegruppe gerade im Bistro war. Deren Rückkehr befürchteten wir – vom Jetlag gebeutelt – quasi minütlich, konnten dann aber doch die ganze Strecke sitzen bleiben.

Zug und „Vogel“ – einmal nach Rovaniemi

Inspiriert vom Film „Zugvögel“ habe ich mich Anfang April auf den Weg nach Finnisch-Lappland gemacht. Anlass war ein Vereinstreffen, zu dem ich wegen der Flugzeiten ohnehin am Vortag anreisen musste. Also beschloss ich, nur bis Helsinki zu fliegen und von da den Nachtzug zu nehmen.
Das Abenteuer fing schon mit der Fahrt zum Frankfurter Flughafen an: Mein ICE war mit +20 angekündigt. Scharfes Rechnen ergab, dass ich dann den RE nach FF nehmen könnte (was man hat, das hat man) und wahrscheinlich sogar noch vor dem ICE dort wäre. Pustekuchen: Der ICE überholte uns bereits in Hanau, wodurch der RE natürlich auch Verspätung bekam. Der Zub kümmerte sich rührend um mich und machte sich wohl mehr Sorgen um das Erreichen meines Fluges als ich. In FF erreichte ich gerade noch den leicht verspäteten ICE Richtung Amsterdam, so dass ich immer noch ausreichend Zeit bis zum Abflug hatte. Zum Terminal 2 nahm ich übrigens die SkyLine, auch wenn die Wegweiser einen vom Bahnhof aus zum Shuttlebus schicken. Meiner Meinung nach geht es mit der SkyLine deutlich schneller, auch wenn man einen Tick weiter laufen muss.

Der Flug verlief ohne Besonderheiten und leider inzwischen auch ohne kostenlosen Snack, was bei meinem letzten Finnair-Flug 2013 noch anders war. Nur Kaffee, Tee, Wasser und Blaubeersaft gab es gratis. In HEL angekommen, schnappte ich meinen Koffer, der leider leicht beschädigt worden war, und machte mich auf den Weg zum erst 2015 eröffneten S-Bahnhof. Vor dem Automaten hatte sich eine Schlange gebildet, aber daneben gab es noch einen, der nur Karten akzeptierte und vor dem niemand wartete. Ich kaufte eine Fahrkarte und stieg in den Zug. Der Flughafen ist „Endpunkt“ einer Ringlinie vom Hbf aus, man kann also in jede Richtung fahren und kommt immer in die Stadt. Ich entschied mich für die Linie I, die gegen den Uhrzeigersinn fährt. Unterwegs kam ein Zub vorbei. Ich zeigte ihm meine Fahrkarte, er meinte, er wolle sie eigentlich gar nicht sehen (er war wohl nur für den Fahrkartenverkauf da), aber ich müsse sie noch entwerten, was ich dann auch gleich tat. Im Nachhinein hat mich das etwas gewundert, weil das Ende der Gültigkeit bereits aufgedruckt war:

Am Hbf angekommen, lichtete ich erst mal einen S-Bahn-FLIRT ab …

… sowie diverse Busse, von denen ich stellvertretend einen zeige:

Da ich für den Nachtzug mein eigentliches Ticket noch nicht hatte, sondern nur eine Auftragsbestätigung, versuchte ich die Fahrkarte am Automaten zu besorgen. Der fand auch den Auftrag, bot jedoch keine Möglichkeit, das Ticket auch zu drucken. Also ging ich in die imposante Schalterhalle, …

wo mir eine nette Angestellte das Ticket druckte:

Die Zeit bis zur Abfahrt des Nachtzugs vertrieb ich mir zum einen am Bahnhof, wo ich einige Bilder von Zügen machte:

Dabei konnte ich beobachten, dass es die „Salamitaktik“ bei Verspätungen offensichtlich auch in Finnland gibt: Die voraussichtliche Abfahrtszeit für einen Zug, der schon am Bahnsteig stand, wurde immer wieder um fünf Minuten nach hinten verschoben. Wie viele Minuten hinter Plan er den Bahnhof dann verlassen hat, habe ich nicht mitbekommen.

Pünktlich war dagegen der „Allegro“ aus St. Petersburg:

Außerdem kam mir im U-Bahnhof ein Zug der neuen Metro-Baureihe M300 vor die Linse:

Da von dieser Baureihe, die vor allem für die dieses Jahr in Betrieb gehende Westmetro dienen soll, noch nicht alle Wagen in Betrieb sind, wurde ich Zeuge einer Testfahrt: Ein leerer, innen unbeleuchteter Zug mit abgedeckten Sitzen hält kurz am Bahnsteig und öffnet auf der abgewandten Seite die Türen, während oberhalb der Türen irgendwelche Lichtschranken aktiviert werden.

Außerdem schlenderte ich ein bisschen durch die Innenstadt, wo ich 2010 schon mal gewesen war. Da das Wetter nicht so toll war, blieb ich im Rathaus hängen, wo unter anderem eine interessante Fotoausstellung lief.

Vor der Abfahrt des Nachtzuges aß ich noch bei einem indischen Schnellrestaurant in der Bahnhofspassage und deckte mich mit Süßigkeiten für die Fahrt ein. Dann bezog ich mein Einzelabteil mit Dusche:

Nach der Abfahrt klopfte der Schaffner und erzählte mir etwas auf Finnisch. Ich verstand immerhin so viel, dass es um die Öffnungszeiten des Restaurants ging und verzichtete daher auf eine englische Übersetzung. Dann traf ich mich noch kurz mit einem Vereinskollegen im Speisewagen, wo wir das Anhängen der Autotransportwagen in Pasila/Böle abwarteten. Dann machte ich mich auf den Weg ins Bett, denn den Schlaf konnte ich jetzt gut gebrauchen. Geschlafen habe ich zwar relativ gut, aber natürlich nicht so wie zu Hause. Als ich aufwachte, hielten wir gerade in Kemi. Der DB Navigator verriet mir über das Bord-WLAN, dass wir eine halbe Stunde Verspätung hatten. Kurz darauf klopfte ein Zub, der mir (diesmal allerdings auf Englisch) genau das mitteilte und fragte, ob ich noch eine Busverbindung erreichen müsse. Draußen sah es inzwischen so aus:

Da wir ja nun noch Zeit hatten, legte ich mich noch eine Weile hin, bevor ich dann die Dusche testete und mich anschließend auf dem Weg in den Speisewagen machte. Selbst beim Einzelabteil ist in Finnland interessanterweise kein Frühstück inbegriffen, also kaufte ich einen Muffin und einen großen Kaffee aus der typischen finnischen Glaskanne auf der Warmhalteplatte.

Statt im Einzelabteil hätte ich die 12 Stunden Fahrt auch im Sitzwagen zubringen können:

Dort befanden sich aber zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei einsame Fahrgäste. Mit nur noch etwa +10 erreichten wir schließlich Rovaniemi, …

… wo ich mich wieder mit meinem Vereinskollegen zusammen tat und wir ein wenig die Stadt erkundeten, u.a. das offizielle Einkaufszentrum des Weihnachtsmanns …

… das sich aber bis auf einen riesigen roten Briefkasten in nichts von einem normalen EKZ unterscheidet. Da die beiden in Rovaniemi zusammenfließenden Flüsse noch größtenteils zugefroren waren, sahen wir auch einen Eisangler und eine Schneemauer:

Weitere Sehenswürdigkeiten besichtigten wir dann später im Rahmen des Treffens, u.a. das von Aalto entworfene Theater, …

… das Arktikum …

und den nach der Rockband benannten Lordi-Platz.

Zurück ging es dann vom Flughafen aus, der mit dem Linienbus direkt von meinem Hotel aus erreichbar ist. Sonntags fährt er nicht allzu oft, aber zu meinem Flug gab es eine passende Fahrt. Sowohl der Flug nach Helsinki als auch der nach Frankfurt waren bis auf den letzten Platz belegt. Für HEL-FRA hatte ich mir den letzten Fensterplatz gesichert und konnte so u.a. Tallinn, das ZDF-Gebäude und die Innenstadt von Mainz sehen.
Für die Rückfahrt hatte ich mir dann schon ausgerechnet, den ICE um 19.35 Uhr nach NAH zu nehmen. Das hätte auch prima geklappt, wären nicht auf der Spessartstrecke Bauarbeiten gewesen, die zu einer Umleitung der ICE über Schlüchtern führten. Also konnte ich mir zwar den Weg zum Fernbahnhof sparen, musste aber mit dem VLEXX und dem in geänderter Zeitlage fahrenden RE vorlieb nehmen. Und einen Bus nach Hause gab es auch nicht mehr und ein AST noch nicht, aber zum Glück ist das Taxi nicht sehr teuer.

Kiitos lukemasta!

Sicher fahre ich Zug

In Paris war ich gestern mal wieder beruflich. Auf den Weg dahin machte ich mich schon am Montag direkt nach der Arbeit. Den von mir präferierten ICE ab NAH erreichte ich noch und traf direkt nach dem Einsteigen auch meinen Kollegen Sebastian, der wie meistens mit mir zusammen reiste. Auch diesmal hatten wir also noch genug Zeit für die Lounge und diesmal auch für eine Chili-Currywurst vorher. Nach der Rennerei letztes Mal machten wir uns beizeiten auf den Weg zum Gleis, so dass wir diesmal fast zehn Minuten vor Abfahrt auf unseren Plätzen saßen. Die konnten wir uns trotz Reservierungspflicht recht frei aussuchen, da der 407 recht leer war. Pünktlich machte sich der Zug auf den Weg nach Mannheim, wo neuerdings anscheinend immer über die östliche Riedbahn gefahren wird, anstatt Kopf zu machen. Die weitere ereignislose Fahrt vertrieb ich mir hauptsächlich mit Lesen. In XFPO angekommen, machten wir uns auf den Weg zur Metro. Da wir in verschiedenen Hotels übernachteten, verabschiedeten wir uns an der Station St. Michel – nur damit ich dann doch noch hinter Sebastian herfuhr, weil die RER C mal wieder wegen Bauarbeiten gesperrt war. Das letzte Stück nach Issy fuhr ich also mit der Straßenbahn. Mein Ticket galt da anscheinend nicht (ein durchgehendes, auch in der Straßenbahn gültiges, gibt es anscheinend gar nicht), was mir aber in dem Moment recht egal war. Mein Hotel erreichte ich schließlich gegen Mitternacht.
Am nächsten Tag ging es nach dem Meeting wieder zurück. Die RER war gähnend leer, was wohl auf die Osterferien zurückzuführen war. Am Gare de l’Est blieb noch Zeit für die Lounge, wo das öffentliche Bahnhofs-WLAN nicht funktionierte und das Lounge-WLAN in gewöhnungsbedürftigem Deutsch ein Passwort verlangte, das ich nicht hatte. Also las ich stattdessen ein wenig in „Le Monde“. Am Zugang zu den Bahnsteigen standen SNCF-Sicherheitsposten und durchsuchten grob das Gepäck, eine Auswirkung der Anschläge von Brüssel am selben Tag. Dementsprechend saßen in meinem 406er auch einige Fahrgäste, die eigentlich mit dem Thalys hätten fahren wollen. Mit freier Platzwahl war es diesmal auch Essig, also genoß ich meine Reise vom Gangplatz aus wieder lesenderweise. Zwischendurch traf ich mich mit Sebastian im Bordbistro auf ein Getränk. Gut, dass wir schon mittags gegessen hatten, denn es gab mal wieder nur Schokoriegel und Kuchen. FF erreichten wir fast pünktlich kurz nach 21 Uhr und gingen zum Gleis, auf dem unser Anschluss-ICE abfahren sollte. Dies war allerdings noch durch einen leeren ICE-T blockiert, wodurch unser Zug +5 mitbekam. Der Anschluss in Hanau zur RB (der um diese Uhrzeit besonders großzügig ist) funktionierte allerdings trotzdem. So waren wir durch die neue Zeitlage der RB eine Viertelstunde früher in NAH und fuhren, um den Zeitvorteil nicht beim Warten auf AST oder Bus wieder zu verlieren, mit dem Taxi nach Hause.

Tenerife en guagua

Von Samstag bis Mittwoch brauchte ich meine Resturlaubstage von 2015 auf der größten kanarischen Insel auf. Zur Fortbewegung verwendete ich dort natürlich weitgehend Busse, die im kanarischen Spanisch guagua genannt werden. Vom Flughafen ging es recht komfortabel mit nur wenigen Zwischenhalten nach Puerto de la Cruz. Da der Bus +20 hatte, verpasste ich dort meinen Anschluss nach La Orotava, wo ich in einem sehr netten Hostel untergebracht war. Der nächste Bus fuhr aber bald, und in Unkenntnis der genauen Topografie des Ortes stieg ich am Busbahnhof aus, was zur Folge hatte, dass ich eine sehr steile Straße hinauf laufen musste.
Hatte ich die ersten Fahrscheine noch beim Fahrer gekauft (bei jedem Umstieg ist ein neuer erforderlich), kaufte ich mir am zweiten Tag einen BonoBus. Außer der von mir gewählten Variante für 25 Euro gibt es auch noch welche zu 15 und 50, alle bieten kräftigen Rabatt auf die Einzelpreise. Beim Einsteigen steckt man den BonoBus in den Entwerter beim Fahrer und nennt das Fahrziel, worauf er den jeweiligen Betrag abbucht. Diese Buchungen werden dann auf dem Bono aufgedruckt:

BonoBus der TITSA

Interessant auch die Buchung über 0 Euro. Diese entstand beim Umstieg von der Straßenbahn von La Laguna nach Santa Cruz in das Stadtbusnetz der Inselhauptstadt, wo die Anschlussfahrt anscheinend kostenfrei ist. Praktisch auch: Die abschließende Fahrt zum Flughafen hat mehr gekostet als das Restguthaben, die Differenz konnte ich einfach bar bezahlen.
Gewöhnungsbedürftig ist, dass die Fahrpläne an den Haltestellen meist nur die Abfahrtszeit an der Anfangshaltestelle angeben. Auch im gedruckten Fahrplan steht oft nur diese Abfahrtszeit, eventuell auch die an wichtigen Zwischenhalten, allerdings nicht immer die Ankunftszeit an der Endhaltestelle. Weiterhin ist an vielen Haltestellen der Name nicht angeschrieben, sondern nur eine Nummer, unter der sich dann (wenn man denn mobiles Internet hat) der Fahrplan nachschlagen lässt. Die Inselbusgesellschaft → TITSA veröffentlicht auf ihrer Seite sowohl den gedruckten Fahrplan als PDF als auch eine Fahrplanauskunft, die auf Google Transit basiert. Da genaue Linienpläne sonst nicht verfügbar sind, ist das die sicherste Methode herauszufinden, wie man genau mit dem Bus an einen Ort kommt. Haltestellenanzeigen in den Bussen sind auch in den seltensten Fällen vorhanden und aktiv.
Weitere Besonderheiten: Viele Linien werden mit Reisebusfahrzeugen befahren. Entsprechend verstaut man größere Gepäckstücke in den Gepäckfächern unterhalb des Passagierraumes, die Türen dazu öffnet man meist einfach selber. Manche Haltestellen liegen am Rande der Autobahn. Damit der Fahrer weiß, dass man einsteigen möchte, drückt man einen Knopf am Wartehäuschen, der dann eine weithin sichtbare Anzeige an der Fahrbahn aktiviert. Dieses Vorgehen ist aber u.a. auf Deutsch an den jeweiligen Haltestellen genau beschrieben.
Gerne wäre ich auch mit dem Bus zum Teide, dem höchsten Berg Spaniens, gefahren. Leider gibt es genau einen Bus pro Tag: morgens hin und nachmittags zurück, so dass ich doch lieber auf einen Mietwagen zurückgegriffen habe. So konnte ich auch anhalten, um unterwegs Fotos von den atemberaubenden Panoramen zu schießen, die sich auf der Bergstraße immer wieder bieten.
Viel zu schnell war der Kurzurlaub zu Ende, und ich machte mich von Orotava auf den Weg zurück zum Flughafen, diesmal über Santa Cruz. Da noch Berufsverkehr herrschte und der Busfahrer an der gelben Ampel kurz vor der Endstation doch lieber anhielt, fuhr mir der Anschluss trotz offiziell 15 min Übergangszeit vor der Nase weg. Zum Glück fahren die Busse von Santa Cruz zum Südflughafen aber alle halbe Stunde, so dass ich den Flug noch ohne Probleme erreichte.

Hier noch ein Beispielbild von einem Guagua, weitere Fotos folgen demnächst an gewohnter Stelle:

Bus der TITSA

Selbsterfüllende Prophezeiung?

Das letzte Wochenende brachte zunächst einmal eine Fahrt nach Heidelberg und von dort weiter nach Stuttgart und zurück, alle ohne besondere Vorkommnisse bis auf die baustellenbedingte Sperrung der NBS Mannheim–Stuttgart bis Vaihingen (Enz), so dass wir bis dorthin die Altstrecke benutzen, die ich noch nicht im Hellen gefahren war (nur einmal 2005 mit dem Nachtzug nach Wien).
Sonntagabend ging es dann mal wieder beruflich nach Paris. Ich hatte mich unter anderem wieder für den Zug entschieden, weil ich wusste, dass auf der Strecke die neuen Velaros der Baureihe 407 eingesetzt werden. Also machte ich mich gemeinsam mit meinem Kollegen Sebastian, der mich schon oft begleitet hat, auf den Weg. Die RB von NAH nach FF fuhr merkwürdigerweise ab FFS über Niederrad, so dass sie 6 min später ankam als sonst die nordmainischen Taktzüge. Da wir etwas Hunger verspürten, wollten wir uns noch mit Currywurst eindecken, aber angesichts des gerade zuende gegangenen Fußballspiels waren bei den Wursthelden wie auch den anderen Imbissen die Schlangen zu lang, so dass wir uns auf den Speisewagen vertagten. Ich witzelte noch, dass die ja öfter mal nicht so funktionieren würden wie gedacht.
Das stellte sich bald als selbsterfüllende Prophezeiung heraus: Nachdem uns die Durchfahrt durch FSP einige Minuten Verspätung eingebracht hatte und wir endlich auf der Riedbahn waren, machte ich mich auf den Weg ins Bordrestaurant, nur um zu erfahren, dass dort keine warmen Speisen zubereitet werden konnten. Nur ein Sandwich aus Schwarzbrot hatte man noch für mich, dessen Belag ich nicht mochte, aber der Hunger war groß. Außer dem Sandwich genoss ich auch die Fahrt im Velaro, der auffallend leise und zumindest in meinem Wagen auch etwas zu stark klimatisiert war. In Mannheim fuhren wir interessanterweise über die östliche Riedbahn und mit +10 weiter. SKL verließen wir aber mit nur noch etwa +5. Kurze Zeit später kam Sebastian vorbei, und wir starteten noch einen Versuch mit dem Speisewagen. Das einzige Warme, das man uns verkaufen konnte, waren allerdings (aber immerhin) Heißgetränke und Kuchen. So konnte auch Sebastian dann noch den größten Hunger beseitigen und wir während des Grenzübertritts über alle möglichen Verkehrsthemen quatschen.
XFPO erreichten wir dann nur noch wenige Minuten verspätet und erspähten am Nachbargleis den Venice-Simplon-Orient-Express:

VSOE-Wagen im Gare de l'Est

VSOE-Wagen im Gare de l'Est

Mit der Metro fuhren wir nach Saint-Michel, wo wir eigentlich in die RER umsteigen wollten. Die hatte jedoch ab Invalides Schienenersatzverkehr, wodurch die Fahrt dann noch etwas umständlicher und länger war als geplant. Letztendlich erreichten wir gegen Mitternacht unsere Hotels in Issy-les-Moulineaux.

Nach dem Meeting am nächsten Tag machte ich mich alleine auf den Rückweg, Sebastian hatte am Tag danach noch ein weiteres Meeting. Da die Sperrung der RER nur abends stattfand, kam ich problemlos zum Gare du Nord, von wo ich diesmal eine Verbindung mit dem Thalys über Köln gebucht hatte. Da hier fast die ganze Strecke mit 300 km/h befahren werden kann, dauert sie nur eine halbe Stunde länger als mit dem direkten Zug nach Frankfurt. Hätte ich auf diesen gewartet, wäre ich außerdem erst nach Mitternacht zu Hause gewesen. Vor der Abfahrt machte ich noch einige Fotos, u.a. von einem TGV in neuer Lackierung und hielt mich kurz in der Lounge auf, wobei ich für die Benutzung des WLAN wohl eine „Carte Grand Voyageur“ gebraucht hätte. Ob man auch irgendwie anders an ein Passwort kommt, weiß ich nicht, da das Portal darauf bestand, mich in grottenschlechtem Deutsch anzusprechen. Etwa zehn Minuten vor der Abfahrt machte ich mich auf den Weg zum Gleis, was gut war, denn mein Platz war in der Doppeltraktion ganz vorne. Mein Platz war leider am Gang, aber bei der Abfahrt stellte ich fest, dass noch einer am Fenster frei war und setzte mich dorthin. Die LGV Nord war ich schon 15 Jahre nicht mehr gefahren und genoss sie daher musikhörenderweise, zumal das Wetter auch herrlich war. Ich war erstaunt, wie schnell die Verzweigung bei Lille und kurz dahinter die belgische Grenze erreicht war. In Brüssel wurde es deutlich voller, vielleicht auch, weil der hintere Zugteil dort abgekuppelt wurde. Da es so langsam dunkel wurde, ging ich bald dazu über, das mit meinem halbflexiblen Fahrschein kostenlose WLAN auszuprobieren, das in jedem der drei durchquerten Länder recht gut funktionierte. Leider ist dafür allerdings zunächst das Anlegen eines Benutzerkontos erforderlich. Außerdem gelang mir noch ein Bild von der seit meiner letzten Fahrt 2008 renovierten Inneneinrichtung:

neue Thalys-Inneneinrichtung

Fast pünktlich gegen 21.15 Uhr erreichten wir KK, wo ich den Zug verließ, der noch weiter nach Essen fuhr. Mein Anschlusszug kam aus Amsterdam und traf mit etwa +10 ein, was aber nicht schlimm war, da er 16 min Aufenthalt hatte. Die Abfahrt hätte also pünktlich stattfinden können, verzögerte sich aus ungeklärten Gründen aber dann doch um ein paar Minuten.
Die Fahrt über die KRM verbrachte ich wieder im Speisewagen, wo es diesmal sogar warmes Essen gab. Bei der Ankunft in FFLF wurde durchgesagt, dass es sich nicht um den Zug nach Nürnberg handle. Ich schloss messerscharf, dass der kurz hinter uns kommen würde, was er eigentlich schon 20 min vorher hätte tun sollen. Also ging ich, in FF angekommen, zum Abfahrtsgleis des IC. Den RE hätte ich, obwohl kein offizieller Anschluss, aber auch noch bekommen. Letztendlich wäre ich damit sogar etwas eher in NAH gewesen, weil sich die Abfahrt des IC noch weiter verzögerte. So war ich aber immer noch früher als mit der ausgedruckten Verbindung mit Umstieg in Hanau, die mich erst um 23.40 Uhr an meinen „Heimatbahnhof“ geführt hätte. Die RB nach Wertheim hätte ich so zwar noch bekommen, aber in weiser Voraussicht hatte ich mein Rad am Hbf geparkt, so dass ich nun ohne weitere Wartezeit und Lauferei nach Hause fahren konnte.

Eine kurze und eine lange Reise

Zwei Kurzurlaube mit Bahnanreise standen in der ersten Augusthälfte an: In der ersten Woche des Monats ging es nach Kirchheim in Hessen, wo traditionell die Sommerakademie des CdE stattfindet. Der nächste Bahnhof liegt in Bad Hersfeld, wohin ich keine weite Anreise hatte: mit dem RE nach Hanau, dort eine knappe halbe Stunde warten, dann mit dem ICE eine Station nach Fulda und dort in den Cantus umsteigen. Alles funktionierte bis auf eine leichte Verspätung des ICE prima, die dann in Fulda wegen eines BuPo-Einsatzes noch größer wurde. Das tangierte mich aber nicht mehr, da ich da schon mit einer Horde anderer Teilnehmer im Cantus saß.
Zurück ging es nicht ganz so reibungslos: Der IC, der uns nach Fulda bringen sollte, hatte +10 und einen wegen Klimaanlagenausfalls gesperrten Wagen. Ersteres wäre nicht so schlimm gewesen, da der Anschluss-ICE ebenfalls +5 hatte (bei einer Umstiegszeit von 5 min), aber letztendlich wurde es natürlich doch mehr und der ICE war über alle Berge, ohne dass natürlich etwas angesagt worden wäre. Also wich ich in den gerade einfahrenden ICE nach München aus, so dass ich mich bis Würzburg noch mit einem anderen Teilnehmer unterhalten konnte, der auch dort ausstieg. NAH erreichte ich letztendlich etwa 20 min später als ursprünglich geplant.

Nur wenige Tage später stand die nächste Reise an: Mit meinem Chorkollegen Markus hatte ich mir Kroatien als Ziel ausgeguckt. Dazu fuhren wir zunächst mit dem ICE nach München, der kurz vor der planmäßigen Abfahrt mit +5 angekündigt war. Wegen des bis Wiesthal vorausfahrenden RE und eines eingleisigen Abschnitts auf der NBS wurden daraus bis NWH +20, die sich bis MH aber wieder um etwa 5 min reduzierten. Unser Anschluss war nicht in Gefahr, da wir zum Nachtzug eine Stunde Puffer eingebaut hatten. Nun kenne ich also auch den Teil nach Zagreb, die Kurswagen nach Rijeka gibt es übrigens wohl nicht mehr. Fehlt nur noch Venedig 😉 . Die kroatische Hauptstadt erreichten wir mit leichter Verspätung ohne besondere Vorkommnisse, das Schlafabteil (Kostenpunkt 89 Euro pro Nase) sah recht nett aus:

HŽ-Schlafwagen von München nach Zagreb

Aufgrund der Hitze lernten wir es dann zu schätzen, dass die meisten Straßenbahnen in Zagreb klimatisiert sind 😉 . Klimatisiert war auch der Zug auf der Fahrt am nächsten Tag nach Split, auf der wir uns viel mit einer gegenüber sitzenden Gruppe aus drei englischen Rucksacktouristen unterhielten. Das Fahrzeug war übrigens die kroatische Variante des DB-612ers, die auch aus der selben Lieferung stammt und aus Fahrzeugen besteht, die die DB dann doch nicht mehr brauchte (hier bereits nach der Ankunft in Split):

HŽ-Neigezug von Zagreb nach Split

Schon die Abfahrt in Zagreb erfolgte mit leichter Verspätung, die bis Split aber auch nicht mehr wurde.
Damit war die Fahrt mit kroatischen Zügen beendet. Weiter nach Dubrovnik sollte es eigentlich mit dem Schiff gehen, das aber ausgebucht war. Also wichen wir auf den Bus aus, was sich als etwas abenteuerlich erwies: Es hatten mehr Leute eine Fahrkarte als in die beiden Busse passten, so dass einige Leute (zum Glück nicht wir) stehen mussten. Durch das Chaos bei der Abfahrt und Stau auf der Küstenstraße fuhren wir uns dann eine ordentliche Verspätung ein. Zur Erholung gab es 20 min Pause auf dem kurzen bosnischen Abschnitt der Strecke, während der in allen möglichen Währungen Snacks gekauft werden konnten. In Dubrovnik nahmen wir dann ein Taxi zum Hostel, da dies etwas abseits gelegen war und Markus Kopfschmerzen hatte. Zur Altstadt benutzten wir dann aber den auf dieser Linie im 15-Minuten-Takt fahrenden Stadtbus.
Das taten wir auch am nächsten Tag, um von dort zur Haltestelle des Flughafenshuttles zu laufen. Die Fahrzeiten werden normalerweise am Vortag anhand des Flugplans festgelegt und ins Netz gestellt, was just an diesem Tag natürlich nicht passiert war. Wir hatten aber Glück und es fuhr nach wenigen Minuten ein Bus, der uns dann noch mal einen wunderschönen Blick aus dem Rückfenster auf die Altstadt bescherte. Durch seine Überredungskunst schleuste Markus uns an den langen Check-in-Schlangen vorbei, so dass wir ohne Stress rechtzeitig am Gate waren. Flugziel war Nürnberg, wo wir die inzwischen automatisch fahrende U2 zum Hbf nahmen. Unser Sparpreisticket band uns an einen Zug drei Stunden später, und Markus wäre nicht Markus, wenn er nicht versucht hätte, die Zugchefs der vorherigen Züge zu bewegen, uns trotzdem mitzunehmen. Diesmal war seine Strategie aber nicht von Erfolg gekrönt, so dass wir wie geplant – und pünktlich – um 19.34 Uhr wieder NAH erreichten. Weiter ging es für uns beide mit dem Bus zu mir, wo Markus sein Auto geparkt hatte und von wo er sich dann auf den Weg nach Goldbach machte.

Merħba!

Die Insel Malta hieß eine Freundin und mich am vorletzten Wochenende willkommen. Da wir bei dem dichten (noch dazu Links-)Verkehr keine Lust hatten, mit dem Auto zu fahren, nutzten wir auch das Busnetz der Insel, das nicht nur ziemlich dicht, sondern auch konkurrenzlos günstig ist. Für unseren viertägigen Aufenthalt kauften wir ohne Bedenken eine Wochenkarte für sage und schreibe nur 6,50 Euro. Die gibt es beim Busfahrer; an der Haltestelle, an der wir einstiegen, aber auch am Automaten. Von außen sah der so aus, als würde er nur Münzen nehmen, das Display versprach aber auch die Annahme von Scheinen. Nach einigem Suchen stellten wir fest, dass sich der Schlitz dafür unter der Klappe für die Fahrscheinausgabe befindet.
Nun konnte es also losgehen: Die Strecke zwischen Saint Julian’s (San Ġiljan) und Valletta, an der auch unser Hotel in Sliema lag, wird an Werktagen alle sechs, sonn- und feiertags alle zehn Minuten befahren. Trotzdem sind die Busse den ganzen Tag über rappelvoll. Überhaupt sollte man auf den meisten Linien damit rechnen, stehen zu müssen. Wir haben es sogar erlebt, dass der Bus Wartende stehen gelassen hat, weil er voll war – zum Glück waren wir drinnen … Auf der Hauptinsel gibt es tagsüber drei Arten von Linien: die mit zweistelligen Liniennummern gehen sternförmig von Valletta aus in die einzelnen Orte, die mit dreistelligen (beginnend mit 1 und 2) verbinden die Orte direkt miteinander. Auf diese Weise konnten wir von Sliema bequem ohne Umsteigen zu den Dingli Cliffs und nach Ċirkewwa fahren, wo die Fähre auf die Nachbarinsel Gozo ablegt (dort haben die Liniennummern drei Stellen beginnend mit 3). Die dritte Art von Linie lernten wir dann am letzten Tag kennen: die so genannten Expresslinien (mit X beginnend) zum Flughafen. Aufgrund diverser Umwege und des anscheinend alltäglichen Verkehrschaos war von Express allerdings nicht viel zu merken, so dass wir mit einer halben Stunde Verspätung am Flughafen eintrafen. Aus denselben Gründen muss man auch auf den „normalen“ Linien relativ viel Zeit einplanen, durchaus auch ein bisschen mehr als die an den Haltestellen angegebenen Zeiten.
Die Takte der Linien sind nicht überall so dicht wie zwischen St. Julian’s und Valletta, aber für touristische Zwecke meist ausreichend. Vor allem auf den „dreistelligen“ Linien bedeutet das meistens einen Halbstunden- oder Stundentakt. Auf Gozo fährt die Linie vom Fähranleger Mġarr zur Inselhauptstadt Victoria auf die Fähre abgestimmt alle 40 Minuten, die anderen Linien deutlich seltener. Übrigens gelten Fahrscheine für Malta nicht für Gozo und umgekehrt, eine Tageskarte für Gozo kostet aber nur 1,50 Euro. Auf maltesischer Seite sind die Busse nicht auf die Fähren abgestimmt, so fuhr uns auf der Hinfahrt eine Fähre vor der Nase weg, und auf der Rückfahrt hätte es der Bus fast auch getan.
Die Informationspolitik ist relativ gut: An allen Haltestellen hängen die Abfahrtszeiten nach Linie getrennt mit den wichtigsten Unterwegshalten und den Fahrzeiten dorthin aus. Einen Liniennetzplan gibt es am Busbahnhof in Valletta, auf der → Website habe ich ihn dagegen nicht gefunden. Diese ist sonst als Informationsquelle ganz empfehlenswert, für die Fahrplanauskunft wird man aber ohnehin auf Google Transit verwiesen.
Für Fahrzeugfans: Es fahren mehrere verschiedene Fahrzeugtypen, auch der in Europa sonst selten zu sehenden Marke King Long. Viele Busse sind noch in der türkis-beigen Lackierung der DB-Tochter Arriva unterwegs, die 2011 den Busverkehr übernommen hatte und grandios gescheitert ist. Bilder gibt es im Verkehrsmittelalbum zu sehen (und die anderen Bilder von der Reise im „normalen“ Album. Dort nicht zu finden ist folgendes Bild eines der historischen Busse, die bis zur Übernahme des Betriebs durch Arriva 2011 noch in Betrieb waren. Das Bild hat meine Begleiterin netterweise für mich gemacht:

historischer Bus auf Malta

Der Vollständigkeit halber noch: Die Fahrt auf deutscher Seite zum und vom Flughafen verlief problemlos, wobei ich auf dem Hinweg noch den Zug erwischte, der eigentlich eine Stunde davor hätte kommen sollen … Auf der Rückfahrt benutzte ich übrigens zum ersten Mal das Handyticket, was auch problemlos funktionierte.

Variationen zum Thema

Das meiste, was ich vom 2. bis 6. Januar tat, tat ich nicht zum ersten Mal: Beispielsweise hatte ich den Feiertag am 6. Januar für einen Kurzurlaub ausgenutzt, und auch mein Ziel London hatte ich schon einmal besucht, allerdings das letzte Mal vor gut 15 Jahren. Gebucht hatte ich am ersten Buchungstag und gerade noch zwei London Spezial zum niedrigsten Preis ergattert: eins von Essen, wo ich das neue Jahr begrüßt hatte, und eins nach Aschaffenburg. Während ich noch dabei war, den Urlaub für den 5.1. zu klären, waren die Preise schon angestiegen, und es gab den Preis von 54 Euro nur noch für die erste Verbindung hin und die letzte zurück.
Gesagt, getan: Am Morgen des 2. Januar machte ich mich aus dem Domizil eines Freundes auf zum Hauptbahnhof – gemeinsam mit einer Freundin, die an diesem Tag arbeiten musste. Auf diese Weise war ich eine Viertelstunde früher als nötig am Bahnhof, so dass ich statt der Umsteigeverbindung mit RE 2 und 5 den direkten RE 1 nehmen konnte. Auf der Fahrt passierte nichts Besonderes, in Köln vertrieb ich mir die Zeit mit einem Frühstück in der Lounge. Mein Anschluss-ICE kam leicht verspätet, und ich fand nach anfänglichem Suchen noch einen unbelegten Zweierplatz, wo ich bald einschlief. Brüssel Süd erreichten wir pünktlich, und ich machte noch einige Fotos von TEC-Bussen und NMBS-Zügen. Dann checkte ich beim Eurostar ein. Was ich bei der letzten Fahrt noch nicht wusste: Mit bahn.comfort-Karte kommt man in die Business-Lounge, für die sonst ein Fahrschein der höchsten Kategorie Business Premier erforderlich ist. Natürlich nutzte ich das aus und genoss das Frühstück und das kostenlose WLAN. Allerdings nur kurz, denn kurz nach dem Start des Boardings warf man mich heraus, damit ich den Zug nicht verpasse. Diese Sorge hielt ich für unnötig, denn im Zug saß ich so noch fast eine Viertelstunde herum. Auch während der Weiterfahrt schlief ich vorwiegend, so dass ich die Fahrt durch den Eurotunnel nur am Rande mitbekam und erst kurz vor London, das wir pünktlich erreichten, wieder aufwachte.
In St. Pancras angekommen, checkte ich mit meiner vorher erworbenen Oystercard in die U-Bahn ein und fuhr zu meiner Unterkunft für die ersten zwei Nächte, dem sehr empfehlenswerten → Barmy Badger Backpackers in Earl’s Court. In den folgenden vier Tagen erkundete ich die britische Hauptstadt vor allem mit dem ÖPNV: unter anderem mit der Emirates Air Line, einer Seilbahn über die Themse, mit der U-Bahn und natürlich mit den roten Doppeldeckerbussen, von denen es dem Titel des Beitrags entsprechend inzwischen diverse Varianten gibt. Den klassischen Routemaster sah ich auch, allerdings nicht mehr auf Londons Straßen, sondern im sehr empfehlenswerten (allerdings 15 Pfund teuren) → London Transport Museum.
Einen Tag widmete ich sogar fast komplett dem ÖPNV: Von der Wohnung meines Cousins, meiner zweiten Unterkunft, fuhr ich mit der S-Bahn-artigen London Overground nach Clapham Junction, „Britain’s busiest railway station“. Das ist nicht übertrieben, denn praktisch minütlich kam von irgendwo ein Zug angefahren. Über eine Stunde hielt ich mich hier auf, bis es mir gelungen war, einige hoffentlich brauchbare Fotos zu schießen (demnächst auf meiner Website). Auch auf dem Waterloo-Bahnhof machte ich noch einige Aufnahmen und fuhr dann mit der Waterloo+City, der kürzesten U-Bahn-Linie.
Die London Overground nutzte ich auch am letzten Tag, um zum → Londoner Hindu-Tempel zu kommen. Auf dem Rückweg sah ich, dass der Bus, der dort vorbei fuhr, auch an der Overground-Station Brondesbury Park hielt. Da mir das einen Umstieg ersparte, blieb ich in Harlesden im Bus sitzen, nur um dann festzustellen, dass der Bus wahnwitzige Mäander durch diverse Wohngebiete fuhr. Auf die Ansage „Brondesbury Park“ hin stieg ich aus – und entdeckte weit und breit keinen Bahnhof. Nach einem etwa viertelstündigen Fußmarsch entlang der Straße, in die der Bus abgebogen war, tauchte er dann schließlich auf. Merke: „Brondesbury Park“ ist nicht gleich „Brondesbury Park Station“ – ersteres ist nämlich nur der Name der Straße.
Meine Oystercard, die ich mit 30 Pfund gekauft hatte, musste ich übrigens zweimal nachladen, so dass ich insgesamt fast 50 Pfund gelassen habe. Die Logik, nach der abgebucht wurde, kann ich nicht so ganz verstehen: So wurde für die Fahrt von Canonbury nach Waterloo (über Clapham Junction und Wimbledon, aber ohne Auschecken dort) über 5 Pfund berechnet, und auch die Busfahrt von Harlesden zum Tempel kostete extra, obwohl sie in derselben Zone war. Für meinen nächsten Besuch werde ich mich definitiv statt für „Pay as you go“ für eine Travelcard entscheiden.
Zurück von meinem Cousin nach St. Pancras machte ich mich schließlich mit dem direkten Bus der Linie 30, die mit dem besonders formschönen „New Bus for London“ gefahren wird. Die Rückfahrt verlief ohne jegliche Komplikation: Der Eurostar war gähnend leer, so dass ich statt meines reservierten Gang- einen Fensterplatz einnehmen konnte. Eingenommen habe ich auch einen mit 2,10 Euro ziemlich teuren Müsli-Joghurt und später in FF eine Chilibratwurst an meinem neuen Lieblingsstand „Wursthelden“ – „Sandwich and more“ gibt es nicht mehr. Fast pünktlich erreichte ich um kurz vor 23 Uhr NAH, von wo ein Taxi mich und meine gesammelten Werke aus dem Weihnachtsurlaub nach Hause brachte. Verabschieden tue ich mich mit dem London-Bild: Parlament und Big Ben mit rotem Doppeldecker – natürlich ein „New Bus for London“:

Houses of Parliament mit Bus

Auf den Spuren des Orient-Express …

… war ich mit meinem Chorkumpel Markus in der letzten Augustwoche. Der Bericht über die Reise ist jetzt endlich online. Dazu sind jetzt auch die Verkehrsmittelfotos von dieser, der Krowenien- und weiteren Reisen online. Neu ist außerdem die Kommentarfunktion bei den Fotos. Viel Spaß beim Ansehen und Kommentieren!

My house in Budapest

Nein, anders als → George Ezra habe ich noch kein Haus in Budapest, aber bei immerhin fünf Aufenthalten in diesem Jahr (inklusive dem kurzen auf dem Weg nach Eger) hätte es sich fast schon gelohnt. Diesmal war der Anlass wieder geschäftlich, und nach ein paar Tagen Bedenkzeit entschied ich mich wieder für den Nachtzug, weil mir die Fahrt beim letzten Mal recht gut gefallen hatte.

Los ging es am Sonntag um 20.24 Uhr von NAH. Als ich diesmal am Bahnhof eintraf, standen anders als bei den vorigen Malen, als ich am Bahnhof stand, keinerlei Verspätungen auf der Anzeigetafel. Und tatsächlich traf mein Zug pünktlich ein. Zumindest die beiden Wagen, durch die ich ging, waren gut gefüllt, so dass es sich lohnte, dass das Reisebüro für mich einen Platz reserviert hatte. Auf diesem verbrachte ich dann die völlig komplikationsfreie Fahrt nach München. Dort angekommen, spendierte ich mir inmitten trachtengeschmückter Menschen (letzter Abend des Oktoberfests!) noch einen scharfen Döner (schlecht für Karma und Gewicht, aber gut für die Laune) und stieg dann in den bereitstehenden Nachtzug. Mein Wagen war wiederum ganz am Anfang des Bahnsteigs, und bald nach der pünktlichen Abfahrt legte ich mich schlafen. Das tat ich dann auch hervorragend und wachte erst in Ungarn wieder auf. Bald brachte der Schaffner das Frühstück und meine Fahrkarte zurück, und wir erreichten pünktlich den Budapester Ostbahnhof. Angesichts der Tatsache, dass das Meeting für 9 Uhr angesetzt war, fuhr ich mit dem Taxi dorthin, war dann aber doch mit Abstand der erste.

Mit dem Taxi fuhr ich dann auch wieder zum Bahnhof zurück, nachdem am Dienstagnachmittag der berufliche Teil beendet war. Diesmal war der Grund weniger Zeitmangel als die Tatsache, dass ich kein ungarisches Bargeld in der Tasche hatte und man beim Busfahrer (im Gegensatz zum Taxi) nicht mit Kreditkarte bezahlen kann. Am Bahnhof angekommen, kaufte ich dann aber mit Karte ein Tagesticket und fuhr zu einigen ÖPNV-Knotenpunkten: dem Ferenc-Puskás-Stadion, wo ich eine Tatra-Bahn ablichtete, sowie zum Örs vezér tere, wo mir eine ex-Hannoveraner Straßenbahn sowie einige Busse vor die Linse kamen. Mit ersterer fuhr ich dann (mit baustellenbedingten Umstieg in den Bus) zur Mexikói út, um die Metro 1 (Millenniumslinie) in ganzer Länge abzufahren. Nachdem ich ein paar Haltestellen lang einem Mädchen beim Lösen eines Rubik-Würfels in Affengeschwindigkeit zugesehen hatte, stieg ich an der Endstelle Vörösmarty tér aus, von der ich dann auch noch einige Fotos machte. Die restliche Wartezeit auf den Zug verbrachte ich bei einem Stadtbummel und beim Burger King, wo mich die Nachricht ereilte, dass für diese Nacht ein Streik der GDL geplant war. Das beruhigte mich nicht gerade, aber da es zum Umdisponieren zu spät war, ging ich zum Bahnhof und betrat den Zug, der pünktlich abfuhr. Als Besonderheit lagen in meinem Abteil (warum auch immer) eine Kundenzeitschrift der österreichischen und eine der ungarischen Bahn, beide schon mehr als ein Jahr alt.

Vielleicht wegen des Gedankens an den Streik schlief ich nicht besonders gut und war um vier Uhr bei der Ankunft in Salzburg endgültig wach. Die spannende Frage war natürlich, ob es nun weiter gehen würde, was es nach dem Vereinigen der Zugteile tatsächlich tat. Eine kurze Schrecksekunde gab es noch in Freilassing, wo der Zug einige Minuten stehen blieb, aber letztendlich erreichten wir MH sogar fünf Minuten vor Plan. In der Bahnhofshalle befragte mich ein Journalist, ob ich denn Folgen des Streiks gespürt hätte, was ich verneinen konnte. Auf der Anzeigetafel wurde als einzige Unregelmäßigkeit ein Zugausfall angezeigt. Zu meinem Zug hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit, die ich in der Bahnhofsbuchhandlung verbrachte. Auf der Weiterfahrt nach NAH holte ich den im Nachtzug verpassten Schlaf nach, so dass ich ausgeruht und wieder einige Minuten vor Plan meinen Heimatbahnhof erreichte und mich mit dem nächsten Bus auf den Weg ins Büro machte. Fazit: Die DB hat mal wieder ihren guten Ruf bei mir gerettet – und das an einem Streiktag …