Neues S-Bahn-Konzept Rhein-Ruhr ab 2019

Am 22. Mai hat der VRR ein neues Konzept für die S-Bahn im Ruhrgebiet ab Dezember 2019 beschlossen. Kernstück ist die Umstellung der Linien S 1-S 4 und S 9 vom 20- auf einen 15/30-Minuten-Grundtakt.
Hier die Neuerungen im Überblick:

  • 15-Minuten-Takt montags bis freitags tagsüber auf der S 1 zwischen Essen und Dortmund
  • Die Linien S 1 Duisburg–Essen, S 2 Dortmund–Herne, S 3, S 4, S 8 Wuppertal-Oberbarmen–Hagen und S 9 Gelsenkirchen-Buer Nord–Wuppertal fahren ganztägig alle 30 Minuten.
  • Bei allen anderen Linien bleiben die Takte unverändert.
  • Die S 2 und S 4 werden jeweils auf Dortmunder Stadtgebiet zur Spitzenzeit durch Verstärkerlinien auf einen 15-Minuten-Takt ergänzt. Diese wechseln in Dorstfeld jeweils die Stammlinie, so dass die Linien S 24 Mengede–Unna-Königsborn und S 42 Lütgendortmund–DO Hbf entstehen (Nachtrag: doch nicht, es werden S 2 und S 4 ohne Linientausch verstärkt).
  • Die S 2 fährt künftig ganztägig von Dortmund je stündlich nach Recklinghausen und Essen. Der Ast nach Duisburg wird durch eine neue Linie RB 3 ersetzt, die ohne Halt zwischen Dortmund Hbf und Mengede verkehrt und dann alle Halte bedient.
  • Die S9 soll wie bisher stündlich nach Haltern fahren, neu ist ein ebenfalls stündlicher Ast nach Recklinghausen über die reaktivierte Hertener Bahn.
  • Ebenfalls neu ist eine RB-Linie 41 Wesel–Oberhausen–Essen–Wuppertal, die mit Halt an den wichtigsten Bahnhöfen die S 3 und S 9 verstärkt.
  • Die RB 33 fährt dafür von Mönchengladbach kommend nach Bottrop und der RE 14 zwischen Dorsten und Essen (dann wieder Steele Ost) halbstündlich. Im Gegenzug wird die RB 44 eingestellt.

Bleibt natürlich die Frage nach der Bewertung des neuen Konzepts. Ohne die Fahrpläne der Linien im Detail zu kennen, sehe ich folgende Vorteile:

  • Ganztägig gleiche Abfahrtsminuten, dadurch leichter merkbare Fahrpläne und leichter planbare Anschlüsse
  • Taktverdichtung zwischen Essen und Dortmund, Gelsenkirchen-Buer Nord und Bottrop sowie zur Spitzenzeit auf S 2 und S 4 in Dortmund
  • Ganztägige Direktverbindung zwischen Dortmund und Recklinghausen. Man ist hier also abends und am Wochenende nicht mehr auf den Anschluss in Wanne-Eickel angewiesen, der je nach Fahrplanlage und Verspätung leicht platzen kann oder in manchen Fahrplanjahren auch offiziell gar nicht vorhanden ist.
  • Herten, eine der größten Städte Europas ohne Bahnanschluss, und sein Stadtteil Westerholt sind wieder auf der Schiene erreichbar. Gespannt bin ich, ob der notwendige Wiederaufbau der Bahnsteige rechtzeitig fertig wird und vor allem, wie der Betrieb in Buer Nord abgewickelt wird. Hier wurde ja 1998 mit Inbetriebnahme der S 9 der Bahnsteig so verlegt, dass er nur noch am Abzweig nach Haltern und nicht mehr an der Hertener Bahn liegt.
  • Neue, beschleunigte Direktverbindung zwischen Wesel, Oberhausen, Essen und Wuppertal
  • Leicht beschleunigte Verbindung zwischen Dortmund und Duisburg über die Köln-Mindener Bahn. Interessant ist die Frage, wie die Verbindung Marl Mitte–Duisburg künftig aussieht. Bisher war der schnellste Weg die S 9 bis Essen-Dellwig Ost und Fußweg von dort nach Essen-Dellwig. Vielleicht wird es ja einen Anschluss zwischen S 9 und RB 33 in Bottrop geben.
  • Taktverdichtung zwischen Dorsten und Essen, hierfür ist allerdings entweder der zweigleisige Ausbau in Essen-Dellwig Ost oder das Auslassen eines Haltes durch die S 9 erforderlich

Deutlich kürzer ist die Liste der Nachteile:

  • Taktausdünnung für alle Stationen, an denen nicht eine der neuen Verstärkerlinien hält.
  • Taktsprünge beim Umstieg auf die Linien, die unverändert bleiben, bei der S 1 und S 8 sogar innerhalb der Linie
  • Wegfall der Direktverbindung Dorsten–Oberhausen. Jedoch ist nach meinem Eindruck das Verkehrsaufkommen Richtung Essen deutlich größer, die jetzige RB 44 hat außerdem an beiden Enden keine sinnvollen Anschlüsse. Wenn die RE 14 in Dorsten in den Taktknoten eingebunden bleibt und vielleicht sogar in Bottrop Anschluss an die RB 33 bietet, könnte sich die reine Fahrzeit zu vielen Zielen sogar verkürzen.
  • laut → Pro Bahn kein Anschluss zwischen S 24 und S 42 in der Relation Lütgendortmund–Königsborn und zurück

Eine Karte mit dem neuen S-Bahn-Netz auf einen Blick habe ich auch schon erstellt. Ich bin gespannt, ob 2019 wirklich alles so kommt wie geplant und ob tatsächlich für die meisten Fahrgäste die Vorteile überwiegen.

Nachtrag: Laut dem aktuellen Bahn-Report wurden die Linien S 24 und S 42 nun doch nicht bestellt, sondern stattdessen eine zeitweilige Taktverstärkung auf den Linien S 2 und S 4. Für den Halbstundentakt der S 8 zwischen Wuppertal-Oberbarmen und Hagen soll eine Fahrt von der S 8 aus Mönchengladbach kommen, die andere von der S 9 (diese dann ab Hagen weiter als RB 40). Bei letzterer ist allerdings noch nicht klar, unter welcher Liniennummer diese verkehren wird.

Hoch gepokert …

… hatte ich bei meiner heutigen Rundfahrt, auf der es schon wieder durch Westerwald und Siegerland gehen sollte. Geplant war eine Fahrt mit der Daade- und Hellertalbahn, die bei meiner Reise vor drei Wochen rechts liegen bleiben mussten. Nach längerem Überlegen entschied ich mich für eine Verbindung, bei der ich zwischen NAH und FF den ICE benutzen konnte. So vermied ich auf dem Hinweg den unsicheren Anschluss in Hanau und war auf dem Rückweg fast eine Stunde früher zu Hause. Wohl wegen des NE-Anteils gab es für die Hinfahrt nur einen Normalpreis, für die Rückfahrt konnte ich einen Sparpreis kaufen und kam so für die gesamte Fahrkarte gerade über den Mindestbestellwert für einen Toffifee-Gutschein.
Nach Ausschlafen und „Sendung mit der Maus“ machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Sowohl der vorgesehene ICE als auch der darauffolgende RE waren pünktlich angekündigt. Da damit in Hanau der Anschluss nach Friedberg klappen würde und ich die Strecke mal wieder fahren wollte, ließ ich also den ICE ohne mich abfahren. Der RE fuhr denn auch auf die Minute pünktlich ab, prompt gab der Lokführer aber bekannt, dass der Zug heute außerplanmäßig in Großkrotzenburg und Großauheim halten würde. Der Anschluss mit nur 6 min Übergangszeit war also doch ein wenig in Gefahr, klappte aber letztlich noch, auch weil ich nicht der einzige war, der umsteigen wollte. Kaum saß ich in der RB über Friedberg nach Gießen, vibrierte mein Handy und überbrachte mir die Nachricht, dass mein Anschluss-RE in Friedberg +10 hatte. Dort pünktlich angekommen, zeigte der Zugzielanzeiger überhaupt keine Verspätung an, zur planmäßigen Abfahrtszeit wurden aber stolze +20 durchgesagt. Hätte ich bei +10 mit Glück den Anschluss in Gießen noch erreichen können, war nun klar, dass er scheitern würde und damit auch die Fahrt auf der Daadetalbahn.
Die +20 hielt der Zug ziemlich genau ein (eigentlich hätte ich nun auch mit der RB aus Hanau nach Gießen fahren können …), und ich hatte nun 40 min Aufenthalt, die ich im Wesentlichen in der Bahnhofsbuchhandlung verbrachte. Auf die Idee, örtliche Busse zu fotografieren, kam ich erst, als ich schon in der HLB nach Siegen saß. Der fuhr weitgehend pünktlich, musste dann aber auf der eingleisigen Verbindungskurve kurz vor Siegen den verspäteten Gegenzug durchlassen. Ich bangte nun sehr um meinen Anschluss, der die Fahrt komplett sinnlos gemacht hätte. Zum Glück wartete der Rhein-Sieg-Express aber auf die Umsteiger, die unpraktischerweise den gesamten Bahnsteig entlang laufen mussten. Nach knapp 20 Minuten Fahrt war Betzdorf erreicht, wo ich nun immerhin noch ein Foto vom auf der Daadetalbahn eingesetzten 628-Pendant machen konnte:

628er der Westerwaldbahn auf der Daadetalbahn

Fast genau so sah der Triebwagen aus, der mich nun über die Hellertalbahn bringen sollte:

628er der Westerwaldbahn auf der Hellertalbahn

Den merkwürdigerweise hier abgestellten RegioShuttle der ODEG vergaß ich in der Aufregung zu fotografieren. Als der Zug abfuhr, zählte ich ganze 3 Fahrgäste außer mir in den beiden Wagen. Auch später wurden es nicht viel mehr, fast ausschließlich Jugendliche vermutlich kurz vor Erreichen des führerscheinfähigen Alters … Auf der Fahrt herrschte richtige Nebenbahnromantik, obwohl die Strecke, die früher einmal die Hauptverbindung von Köln nach Gießen war, immer noch als Hauptbahn klassifiziert ist. An manchen Stellen kann man auch noch das zweite Gleis erkennen, das früher durchgängig hier lag. Bemerkenswert ist auch der trotz der eher dünn besiedelten Gegend geringe Haltestellenabstand. In Neunkirchen kreuzten wir den Gegenzug, der denen der an der Hellertalbahn beteiligten Hessischen Landesbahn zum Verwechseln ähnlich sah:

646er der Hellertalbahn

Pünktlich um 17.44 Uhr erreichten wir die Endstation Dillenburg, wo ich die Wartezeit bis zum Anschlusszug in einem guten griechischen Imbiss verbrachte. Wieder mit der HLB aus Siegen fuhr ich ohne Schwierigkeiten weiter nach FF, und auch mein Anschluss-ICE nach NAH hatte nur wenige Minuten Verspätung. So hatte ich nun auf dieser Tour zumindest das meiste dessen erreicht, was ich vor hatte. Und wegen der gescheiterten Befahrung der Daadetalbahn werde ich natürlich ein Fahrgastrechte-Formular einreichen, mal sehen, was dabei herauskommt.

Irgendwas ist immer

Dieser Spruch bewahrheitete sich auch dieses Wochenende mal wieder. Bei der Hinfahrt von NAH nach Marl hielten sich die Komplikationen noch halbwegs in Grenzen: +10 und eine ausgefallene Klimaanlage, die angesichts der mäßigen Temperaturen nicht zur Räumung des Wagens, sondern nur zur Verteilung von Gratiswasser führten. Hätte ich mich in Recklinghausen abholen lassen, hätte mein Abholkomitee wohl eine halbe Stunde warten müssen. So aber fuhr ich mit der NWB nach Dorsten – mit separatem Ticket, da ich für die ICE-Fahrt noch von einem Sommer-Spezial profitiert hatte, das nur in Fernverkehrszügen gilt.
Am Tag der Einheit sollte es dann vom Volkspark in Marl nach Dortmund gehen. Die dafür vorgesehene Verbindung mit dem SB 25 nach Recklinghausen scheiterte aber an der Verspätung des 222ers. Der Fahrer funkte den SB zwar noch an, letztendlich konnte er aber nicht mehr warten. Stattdessen fuhr ich mit S 9 und RE 6 über Essen, wodurch ich immer noch pünktlich zum verabredeten Treffen um 16 Uhr in EDO ankam. Anlass war eine Hochzeitsfeier, von der ich mich um 1.23 Uhr auf den Rückweg machte und eine gute Stunde später mein Elternhaus erreichte. Kurios: Zwei Freundinnen, die in Dortmund übernachteten, mussten schon viel früher aufbrechen, weil an Feiertagen die Nachtbusse anders fahren als sonst. Für meine Verbindung galt das nicht, da kam es nur darauf an, dass am nächsten Tag Sonntag war.
An diesem begrüßte mich mein Vater morgens mit dem Hinweis auf den Stellwerksbrand in Mülheim-Styrum. Ich versuchte herauszufinden, wie mein gebuchter Zug ICE 727 ab Essen davon betroffen war, die Live-Auskunft zeigte aber keine Abweichung an. Da ich das nicht so ganz glauben konnte, fuhr ich mit Bus und Straßenbahn nach EG, wo ich in einen umgeleiteten RE 6 nach EDG stieg. Unterwegs machte sich schon der Stau auf der Schiene bemerkbar: wir blieben zwischendurch fünf Minuten auf freier Strecke stehen, und auf dem Gegengleis begegneten wir auch einigen stehenden Fernzügen. Auch in EDG wurden die Züge fast im Minutentakt und fast alle verspätet durchgeschleust. Der 727 verschwand einige Minuten nach der planmäßigen Abfahrt von der Anzeigetafel, die Live-Auskunft behauptete, er sei pünktlich unterwegs. Urplötzlich tauchte er ohne jede Vorankündigung aber doch noch auf und fuhr mit etwa +20 ab. Kurios: In KD mussten wir den Thalys vorlassen, den wir aber in Leverkusen wieder überholten. Unterwegs passierte dann nichts Besonderes mehr, und ich holte angesichts der kurzen Nacht etwas Schlaf nach. FF erreichten wir mit nur noch +10. Hier musste ich aussteigen, weil wegen Bauarbeiten auf der Spessartstrecke heute keine Fernzüge darüber fuhren. Also noch kurz in die Lounge und mit dem RE nordmainisch gegurkt. Der hatte an der heutigen Endstation NAH auch +15, so dass mein Anschlussbus weg war, aber zum Glück gab es ja noch die Miltenberger RB.

Selbsterfüllende Prophezeiung?

Das letzte Wochenende brachte zunächst einmal eine Fahrt nach Heidelberg und von dort weiter nach Stuttgart und zurück, alle ohne besondere Vorkommnisse bis auf die baustellenbedingte Sperrung der NBS Mannheim–Stuttgart bis Vaihingen (Enz), so dass wir bis dorthin die Altstrecke benutzen, die ich noch nicht im Hellen gefahren war (nur einmal 2005 mit dem Nachtzug nach Wien).
Sonntagabend ging es dann mal wieder beruflich nach Paris. Ich hatte mich unter anderem wieder für den Zug entschieden, weil ich wusste, dass auf der Strecke die neuen Velaros der Baureihe 407 eingesetzt werden. Also machte ich mich gemeinsam mit meinem Kollegen Sebastian, der mich schon oft begleitet hat, auf den Weg. Die RB von NAH nach FF fuhr merkwürdigerweise ab FFS über Niederrad, so dass sie 6 min später ankam als sonst die nordmainischen Taktzüge. Da wir etwas Hunger verspürten, wollten wir uns noch mit Currywurst eindecken, aber angesichts des gerade zuende gegangenen Fußballspiels waren bei den Wursthelden wie auch den anderen Imbissen die Schlangen zu lang, so dass wir uns auf den Speisewagen vertagten. Ich witzelte noch, dass die ja öfter mal nicht so funktionieren würden wie gedacht.
Das stellte sich bald als selbsterfüllende Prophezeiung heraus: Nachdem uns die Durchfahrt durch FSP einige Minuten Verspätung eingebracht hatte und wir endlich auf der Riedbahn waren, machte ich mich auf den Weg ins Bordrestaurant, nur um zu erfahren, dass dort keine warmen Speisen zubereitet werden konnten. Nur ein Sandwich aus Schwarzbrot hatte man noch für mich, dessen Belag ich nicht mochte, aber der Hunger war groß. Außer dem Sandwich genoss ich auch die Fahrt im Velaro, der auffallend leise und zumindest in meinem Wagen auch etwas zu stark klimatisiert war. In Mannheim fuhren wir interessanterweise über die östliche Riedbahn und mit +10 weiter. SKL verließen wir aber mit nur noch etwa +5. Kurze Zeit später kam Sebastian vorbei, und wir starteten noch einen Versuch mit dem Speisewagen. Das einzige Warme, das man uns verkaufen konnte, waren allerdings (aber immerhin) Heißgetränke und Kuchen. So konnte auch Sebastian dann noch den größten Hunger beseitigen und wir während des Grenzübertritts über alle möglichen Verkehrsthemen quatschen.
XFPO erreichten wir dann nur noch wenige Minuten verspätet und erspähten am Nachbargleis den Venice-Simplon-Orient-Express:

VSOE-Wagen im Gare de l'Est

VSOE-Wagen im Gare de l'Est

Mit der Metro fuhren wir nach Saint-Michel, wo wir eigentlich in die RER umsteigen wollten. Die hatte jedoch ab Invalides Schienenersatzverkehr, wodurch die Fahrt dann noch etwas umständlicher und länger war als geplant. Letztendlich erreichten wir gegen Mitternacht unsere Hotels in Issy-les-Moulineaux.

Nach dem Meeting am nächsten Tag machte ich mich alleine auf den Rückweg, Sebastian hatte am Tag danach noch ein weiteres Meeting. Da die Sperrung der RER nur abends stattfand, kam ich problemlos zum Gare du Nord, von wo ich diesmal eine Verbindung mit dem Thalys über Köln gebucht hatte. Da hier fast die ganze Strecke mit 300 km/h befahren werden kann, dauert sie nur eine halbe Stunde länger als mit dem direkten Zug nach Frankfurt. Hätte ich auf diesen gewartet, wäre ich außerdem erst nach Mitternacht zu Hause gewesen. Vor der Abfahrt machte ich noch einige Fotos, u.a. von einem TGV in neuer Lackierung und hielt mich kurz in der Lounge auf, wobei ich für die Benutzung des WLAN wohl eine „Carte Grand Voyageur“ gebraucht hätte. Ob man auch irgendwie anders an ein Passwort kommt, weiß ich nicht, da das Portal darauf bestand, mich in grottenschlechtem Deutsch anzusprechen. Etwa zehn Minuten vor der Abfahrt machte ich mich auf den Weg zum Gleis, was gut war, denn mein Platz war in der Doppeltraktion ganz vorne. Mein Platz war leider am Gang, aber bei der Abfahrt stellte ich fest, dass noch einer am Fenster frei war und setzte mich dorthin. Die LGV Nord war ich schon 15 Jahre nicht mehr gefahren und genoss sie daher musikhörenderweise, zumal das Wetter auch herrlich war. Ich war erstaunt, wie schnell die Verzweigung bei Lille und kurz dahinter die belgische Grenze erreicht war. In Brüssel wurde es deutlich voller, vielleicht auch, weil der hintere Zugteil dort abgekuppelt wurde. Da es so langsam dunkel wurde, ging ich bald dazu über, das mit meinem halbflexiblen Fahrschein kostenlose WLAN auszuprobieren, das in jedem der drei durchquerten Länder recht gut funktionierte. Leider ist dafür allerdings zunächst das Anlegen eines Benutzerkontos erforderlich. Außerdem gelang mir noch ein Bild von der seit meiner letzten Fahrt 2008 renovierten Inneneinrichtung:

neue Thalys-Inneneinrichtung

Fast pünktlich gegen 21.15 Uhr erreichten wir KK, wo ich den Zug verließ, der noch weiter nach Essen fuhr. Mein Anschlusszug kam aus Amsterdam und traf mit etwa +10 ein, was aber nicht schlimm war, da er 16 min Aufenthalt hatte. Die Abfahrt hätte also pünktlich stattfinden können, verzögerte sich aus ungeklärten Gründen aber dann doch um ein paar Minuten.
Die Fahrt über die KRM verbrachte ich wieder im Speisewagen, wo es diesmal sogar warmes Essen gab. Bei der Ankunft in FFLF wurde durchgesagt, dass es sich nicht um den Zug nach Nürnberg handle. Ich schloss messerscharf, dass der kurz hinter uns kommen würde, was er eigentlich schon 20 min vorher hätte tun sollen. Also ging ich, in FF angekommen, zum Abfahrtsgleis des IC. Den RE hätte ich, obwohl kein offizieller Anschluss, aber auch noch bekommen. Letztendlich wäre ich damit sogar etwas eher in NAH gewesen, weil sich die Abfahrt des IC noch weiter verzögerte. So war ich aber immer noch früher als mit der ausgedruckten Verbindung mit Umstieg in Hanau, die mich erst um 23.40 Uhr an meinen „Heimatbahnhof“ geführt hätte. Die RB nach Wertheim hätte ich so zwar noch bekommen, aber in weiser Voraussicht hatte ich mein Rad am Hbf geparkt, so dass ich nun ohne weitere Wartezeit und Lauferei nach Hause fahren konnte.

Reeechts um!

Eine Rundfahrt mit überwiegend Rechtskurven bin ich am Wochenende gefahren. Zuerst ging es nach Au (Sieg), wo in der Nähe Lubi wohnt, der ich ja schon letztes Wochenende in Korbach begegnet war. Der Weg dahin führte mich mit dem RE Richtung Frankfurt, wo ich eigentlich am Südbahnhof in den ICE zum Flughafen umsteigen sollte. Der Verspätungsalarm warnte mich jedoch vor +15 beim Anschluss. Das hätte zwar wahrscheinlich immer noch gereicht, nachdem ich jedoch festgestellt hatte, dass vom Hbf ein ICE pünktlich und rechtzeitig nach FFLF fuhr, entschied ich mich, darauf auszuweichen. Der Zug (FF–AA) war übrigens der gleiche, den ich auch am 1. Mai auf dem Weg zum Flughafen, allerdings dem Kölner, benutzt hatte. Nach der pünktlichen Abfahrt zog er sich bis FFLF schon +5 zu, was mich aber nicht störte, da der Anschluss an meinen ICE nicht gefährdet war. Der trudelte pünktlich aus Mannheim ein und düste mit der rekordverdächtigen Reisegeschwindigkeit von 227 km/h nach Siegburg/Bonn weiter, wo ich umstieg. Meine Anschluss-S 12 fuhr am selben Bahnsteig gegenüber ab, und auf einem sonst unbesetzten Viererplatz konnte ich die recht idyllische Siegstrecke bis zur Endstation genießen, wo Lubi mich abholte.
Weiter ging es am selben Abend um 20.16 Uhr. Lubi war eine halbe Stunde vorher zur Arbeit aufgebrochen, ich wartete also eine halbe Stunde am Bahnhof und studierte die Fahrpläne, die bei einigen Linien asymmetrisch waren. Das kann aber auch mit den aktuellen Bauarbeiten im Raum Siegen zusammen hängen. Mein RE 9 kam einige Minuten verspätet und war – obwohl aus Doppelstockwagen statt Talent 2 gebildet – gut gefüllt, u.a. mit FC-Fans. Wegen der Verspätung verpasste ich auch am Bahnhof Siegen, in dem gerade heftig gebaut wird, den Anschluss und erreichte so 20 Minuten später meinen Zielbahnhof Haiger, wo mich der Mann meiner Schulfreundin Melanie abholte, bei der ich dann übernachtete. Genauer gesagt in Oberdresselndorf, dessen Nachbarort Niederdresselndorf an der Hellertalbahn liegt. Die wäre ich gerne gefahren, aber aufgrund des Zweistundentakts und des frühen Betriebsschlusses an Samstagen war das nicht machbar.
Den letzten Teil des Rundkurses absolvierte ich dann am Sonntagabend. Von Haiger, wo ich zumindest noch den Bahnsteig der Hellertalbahn besichtigte, fuhr ich mit der HLB bis zur Endstation Gießen. Der Anschluss dort an den RE aus Kassel klappte gut, ebenso wie die Fahrt mit angenehm hoher Geschwindigkeit zum nächsten Halt Friedberg. Da ich in FF den Anschluss nach NAH knapp verpassen würde, stieg ich dort wieder um, diesmal in die RB nach Hanau, die seit einiger Zeit auch sonntags fährt. Ebenfalls nur sonntags endet die betreffende Fahrt komischerweise auf Gleis 104 im Aschaffenburger Teil des Bahnhofs, wofür dieser in Langsamfahrt komplett gequert werden muss. Der Grund blieb mir verborgen, findet doch im fraglichen Zeitraum keine planmäßige Zugfahrt aus dem sonst genutzten Gleis 9 statt. Wie dem auch sei, wieder per Doppelstockwagen ging es weiter zu meinem Ziel NAH, wo ich ganz gegen meine Gewohnheit das Fahrrad über Nacht geparkt hatte. Da ihm das aber nicht geschadet hatte, erreichte ich gegen halb zehn ohne Probleme wieder meine Wohnung.

Nur Fliegen ist schöner?

Vorletztes Wochenende war ich unterwegs nach Tübingen, wo das Südtreffen des CdE stattfand. Besonderheiten gab es dabei keine, die Verbindung war auch hin und zurück dieselbe: mit der RB bis Darmstadt, weiter mit dem ICE nach Stuttgart, wo 20 Minuten für die Lounge blieben, bis dann der aus drei 612ern gebildete IRE abfuhr. Dieser Teil der Fahrt inspirierte mich dann auch zum Titel, denn entlang des Neckars bekommt man die Neigetechnik deutlich zu spüren.
Ganz ohne Neigetechnik verlief dagegen meine Fahrt vom darauffolgenden Samstag: Es ging zum Streckenfest der Strecke Frankenberg–Korbach, die nach 28 Jahren endlich wieder eröffnet wurde. Dafür machte ich mich morgens auf den Weg mit dem ICE nach FF, von wo es dann mit dem RE Richtung Kassel weiter ging. Eine Weichenstörung in Friedberg bescherte uns +10 und ließ mich schon um den Anschluss an den Sonderzug in Marburg bangen. Zum Glück wartete dieser nicht zuletzt deswegen, weil er bis Cölbe dieselbe Strecke wie der verspätete RE benutzte und zudem auch noch eine RB nach Erndtebrück durch musste. Letztendlich hatte auch der aus vier Schienenbussen gebildete Sonderzug etwa +10, die bis Frankenberg relativ konstant blieben. Dort wurde der Zug rappelvoll, und es ging erst einmal nicht weiter, ohne dass es irgendwelche Informationen gab. Schließlich stellte sich heraus, dass der Gegenzug aus Korbach abgewartet werden musste, da es bis dorthin keine Kreuzungsmöglichkeit gibt. Offenbar hatte bereits der erste Zug am Morgen den Fahrplan durcheinander geworfen, und wegen des langen eingleisigen Abschnitts waren nun alle Züge mit Verspätung unterwegs. FKOB erreichten wir schließlich mit +39. Am Bahnsteig angekommen, begrüßten mich schon meine alte Freundin Lubi und mein Onkel, mit dem ich dann durch die Stadt zog.
Den Rückweg trat ich dann etwas früher an als geplant – nicht nur wegen der Verspätungen, sondern auch, um mich noch ein bisschen in Frankenberg umzuschauen, dem Mittelpunkt des Streckenfestes. Am Bahnsteig traf ich noch Andreas, mit dem ich bereits im August nach Horb gefahren war. Nachdem der Dampfzug aus Frankenberg eingetroffen war, fuhren wir zusammen in einem wieder rappelvollen Sonderzug aus Silberlingen und einer 212 nach Frankenberg – wieder mit über 30 Minuten Verspätung. Dort angekommen, entschieden wir uns spontan, mit einem weiteren Sonderzug aus einer V 160 „Lollo“ und Umbauwagen nach Allendorf und zurück zu fahren. Zurück in FFRK versorgten wir uns noch mit Nahrung und schauten uns noch ein wenig die Fahrzeugausstellung an.
Für die Rückfahrt hatten wir uns die reguläre RB nach Marburg ausgeguckt. Die fuhr nicht am regulären Gleis ein, sondern da, wo schon der Zug nach Korbach stand. In den vorderen Teil der Doppeltraktion 628er konnte also niemand einsteigen. Aus der pünktlichen Abfahrt wurde es auch nichts, da wir noch den verspäteten Sonderzug aus Korbach abwarteten – zumindest in dieser Hinsicht war also die frühere Abfahrt nicht nötig. Allerdings verpassten wir so auch den Anschluss an die HLB in Marburg, die uns mit Umstieg in Gießen und angenehm wenig Halten nach FF gebracht hätte. Auch der Anschluss an den überall haltenden RE war in Gefahr, entsprach die Umsteigezeit dorthin doch genau der Verspätung. Die engagierte Zub-in der Kurhessenbahn versprach aber, notfalls den Anschluss zu sichern.
Letztendlich erreichten wir FMBG aber etwa zwei Minuten vor der Abfahrt des RE, so dass sowohl ich noch meinen gebuchten Zug nach NAH als auch Andreas seinen nach Essen erreichte, und das, obwohl zu dem offiziell gar kein Anschluss bestand. So erreichte ich NAH in einem IC, der bis vor kurzem noch ein ICE war, fast pünktlich gegen 23 Uhr und radelte durch den Regen nach Hause.

Eine kurze und eine lange Reise

Zwei Kurzurlaube mit Bahnanreise standen in der ersten Augusthälfte an: In der ersten Woche des Monats ging es nach Kirchheim in Hessen, wo traditionell die Sommerakademie des CdE stattfindet. Der nächste Bahnhof liegt in Bad Hersfeld, wohin ich keine weite Anreise hatte: mit dem RE nach Hanau, dort eine knappe halbe Stunde warten, dann mit dem ICE eine Station nach Fulda und dort in den Cantus umsteigen. Alles funktionierte bis auf eine leichte Verspätung des ICE prima, die dann in Fulda wegen eines BuPo-Einsatzes noch größer wurde. Das tangierte mich aber nicht mehr, da ich da schon mit einer Horde anderer Teilnehmer im Cantus saß.
Zurück ging es nicht ganz so reibungslos: Der IC, der uns nach Fulda bringen sollte, hatte +10 und einen wegen Klimaanlagenausfalls gesperrten Wagen. Ersteres wäre nicht so schlimm gewesen, da der Anschluss-ICE ebenfalls +5 hatte (bei einer Umstiegszeit von 5 min), aber letztendlich wurde es natürlich doch mehr und der ICE war über alle Berge, ohne dass natürlich etwas angesagt worden wäre. Also wich ich in den gerade einfahrenden ICE nach München aus, so dass ich mich bis Würzburg noch mit einem anderen Teilnehmer unterhalten konnte, der auch dort ausstieg. NAH erreichte ich letztendlich etwa 20 min später als ursprünglich geplant.

Nur wenige Tage später stand die nächste Reise an: Mit meinem Chorkollegen Markus hatte ich mir Kroatien als Ziel ausgeguckt. Dazu fuhren wir zunächst mit dem ICE nach München, der kurz vor der planmäßigen Abfahrt mit +5 angekündigt war. Wegen des bis Wiesthal vorausfahrenden RE und eines eingleisigen Abschnitts auf der NBS wurden daraus bis NWH +20, die sich bis MH aber wieder um etwa 5 min reduzierten. Unser Anschluss war nicht in Gefahr, da wir zum Nachtzug eine Stunde Puffer eingebaut hatten. Nun kenne ich also auch den Teil nach Zagreb, die Kurswagen nach Rijeka gibt es übrigens wohl nicht mehr. Fehlt nur noch Venedig 😉 . Die kroatische Hauptstadt erreichten wir mit leichter Verspätung ohne besondere Vorkommnisse, das Schlafabteil (Kostenpunkt 89 Euro pro Nase) sah recht nett aus:

HŽ-Schlafwagen von München nach Zagreb

Aufgrund der Hitze lernten wir es dann zu schätzen, dass die meisten Straßenbahnen in Zagreb klimatisiert sind 😉 . Klimatisiert war auch der Zug auf der Fahrt am nächsten Tag nach Split, auf der wir uns viel mit einer gegenüber sitzenden Gruppe aus drei englischen Rucksacktouristen unterhielten. Das Fahrzeug war übrigens die kroatische Variante des DB-612ers, die auch aus der selben Lieferung stammt und aus Fahrzeugen besteht, die die DB dann doch nicht mehr brauchte (hier bereits nach der Ankunft in Split):

HŽ-Neigezug von Zagreb nach Split

Schon die Abfahrt in Zagreb erfolgte mit leichter Verspätung, die bis Split aber auch nicht mehr wurde.
Damit war die Fahrt mit kroatischen Zügen beendet. Weiter nach Dubrovnik sollte es eigentlich mit dem Schiff gehen, das aber ausgebucht war. Also wichen wir auf den Bus aus, was sich als etwas abenteuerlich erwies: Es hatten mehr Leute eine Fahrkarte als in die beiden Busse passten, so dass einige Leute (zum Glück nicht wir) stehen mussten. Durch das Chaos bei der Abfahrt und Stau auf der Küstenstraße fuhren wir uns dann eine ordentliche Verspätung ein. Zur Erholung gab es 20 min Pause auf dem kurzen bosnischen Abschnitt der Strecke, während der in allen möglichen Währungen Snacks gekauft werden konnten. In Dubrovnik nahmen wir dann ein Taxi zum Hostel, da dies etwas abseits gelegen war und Markus Kopfschmerzen hatte. Zur Altstadt benutzten wir dann aber den auf dieser Linie im 15-Minuten-Takt fahrenden Stadtbus.
Das taten wir auch am nächsten Tag, um von dort zur Haltestelle des Flughafenshuttles zu laufen. Die Fahrzeiten werden normalerweise am Vortag anhand des Flugplans festgelegt und ins Netz gestellt, was just an diesem Tag natürlich nicht passiert war. Wir hatten aber Glück und es fuhr nach wenigen Minuten ein Bus, der uns dann noch mal einen wunderschönen Blick aus dem Rückfenster auf die Altstadt bescherte. Durch seine Überredungskunst schleuste Markus uns an den langen Check-in-Schlangen vorbei, so dass wir ohne Stress rechtzeitig am Gate waren. Flugziel war Nürnberg, wo wir die inzwischen automatisch fahrende U2 zum Hbf nahmen. Unser Sparpreisticket band uns an einen Zug drei Stunden später, und Markus wäre nicht Markus, wenn er nicht versucht hätte, die Zugchefs der vorherigen Züge zu bewegen, uns trotzdem mitzunehmen. Diesmal war seine Strategie aber nicht von Erfolg gekrönt, so dass wir wie geplant – und pünktlich – um 19.34 Uhr wieder NAH erreichten. Weiter ging es für uns beide mit dem Bus zu mir, wo Markus sein Auto geparkt hatte und von wo er sich dann auf den Weg nach Goldbach machte.

Mit der DB nach MM

Am vergangenen Samstag hatte ich mal wieder Lust auf eine kleine Tour. Nach langem Überlegen und Abwägen zwischen interessanter Strecke, ebensolchem Ziel und günstigen Tickets kam ich schließlich auf Memmingen als Zielbahnhof. Das günstigste Ticket dorthin und zurück gab es nur auf verschlungenen Pfaden. So machte ich mich um 7.17 Uhr auf den Weg mit dem RE nach Würzburg. Die Fahrt verlief ohne Probleme, und ich holte den etwas zu kurz gekommenen Schlaf nach, desgleichen im Anschluss-Mopsgesicht bis Ansbach. Wie immer wachte ich gerade rechtzeitig zum Ausstieg auf und holte mir beim Bahnhofsbäcker noch einen Cappuccino. Mein Anschluss-IC wurde mit +5 angekündigt, war dann aber fast pünktlich (ja, das gibt es auch). Das blieb er auch bis Aalen, wo also diesmal mehr Umsteigezeit auf den RE nach Ulm verblieb als beim letzten Mal. Noch ein Unterschied zu damals war, dass jetzt ein 628er statt eines 611ers eingesetzt wurde, ich fragte mich, ob der wohl die Fahrzeiten einhalten kann. Mit mir im „Vierer“ saßen drei Teenie-Mädchen, die die alterstypischen Probleme durchkauten. Erst bei der Ankunft in Ulm wurde die Frage aus dem vorletzten Satz mit „Nein“ beantwortet, denn wir hatten +6 eingefahren, die der Zug wendezeitbedingt auch wieder mit in die Gegenrichtung nahm. Mein Anschlusszug war ein 612er. Ob er sich auf der eher geraden Strecke bis MM (der zweite Bahnhof neben HB, bei dem Autokennzeichen und DS100-Kürzel übereinstimmen) geneigt hat, weiß ich nicht, da ich die meiste Zeit schlief.
Am Zielort angekommen, erkundete ich ausgiebig die schöne Altstadt und frequentierte auch den Karstadt – ein Indiz dafür, dass die (Wirtschafts-)Welt dort noch in Ordnung ist, wenngleich es auch mehr Leerstände gibt als in Aschaffenburg.
Der interessanteste Teil der Rückfahrt war wohl der Anfang, denn hier sollte ich einen aus Zürich kommenden EC mit 218-Bespannung nutzen. Der kam auch pünktlich und brachte mich durch die leicht hügelige Landschaft nach Buchloe, wo ich ja auf dem Weg aus Füssen schon einmal umgestiegen war. Diesmal hatte ich etwas mehr Zeit und außerdem Durst, den ich nicht zu Schweizer Preisen an der Minibar stillen wollte. Also lief ich ein wenig durch den Ort und fand einen Supermarkt, der zufällig auch meinen Lieblingshonig führte. Nachdem der und ein Eistee gekauft waren, ging es zurück zum Bahnhof, wo sich bestätigte, was mir die Navigator-App bereits mitgeteilt hatte: Mein Anschluss-RE hatte +15. Als er schließlich eintrudelte, war kurz vorher ein anderer RE nach Augsburg gefahren, so dass wir unterwegs mehrfach warten mussten. Auch diesen Zug hatte ich schon mal benutzt, und schon damals hatte er Verspätung. Diesmal allerdings so viel, dass der Anschluss in Treuchtlingen platzte. Das war nicht schlimm, weil ich so gleich bis Nürnberg weiter fahren konnte (eine Ansage, was Fahrgäste nach Würzburg tun sollten, gab es natürlich nicht). Dort wollte ich eigentlich in den ICE umsteigen (die Zugbindung war ja aufgehoben), aber die Ansage vor der Ankunft in NN brachte mich dazu, auf den RE umzuschwenken, den wir nur noch erreichten, weil er ebenfalls verspätet ankam. Ab jetzt passierte nichts Aufregendes mehr. Aufgrund der Diskussion um das Handyverbot achtete ich mal ein wenig auf die Lautstärke der Gespräche und stellte fest, dass nicht alle Handygespräche automatisch lauter sind und umgekehrt. Und auch private Dinge werden durchaus mal ohne Handy im Zug besprochen, siehe die Hinfahrt.
NWH erreichten wir mit etwa +5, interessanterweise etwa zur selben Zeit wie der verpasste Zug aus Treuchtlingen. Der Anschluss-RE nach NAH fuhr wegen Wartens auf Anschlussreisende mit +15 ab und war mit etwas merkwürdigem Publikum besetzt: In edles Schwarz gekleidete junge Leute hielten konspirative Treffen vor der Toilette ab, und mir schräg gegenüber saß ein Mann in den Vierzigern, der heftig schluchzend ein Esoterikbuch las, während seine Begleiterin Lieder vor sich hin summte. Nicht nur wegen der Länge der Fahrt war ich daher froh, als ich um kurz vor 22 Uhr wieder meinen Heimatbahnhof erreichte.

Grundsatzfrage 2: ITF oder nachfrageorientierter Fahrplan?

Nach längerer Zeit schreibe ich heute mal wieder etwas zu einer Grundsatzfrage (hier der erste Beitrag der Reihe):

Ist ein Integraler Taktfahrplan (ITF) sinnvoll oder sollte ein nachfrageorientierter Fahrplan gefahren werden?

Zunächst einmal zur Definition. Ein ITF zeichnet sich in seiner idealen Form durch folgende Punkte aus:

  1. Verknüpfung aller Linien im gesamten Netz
  2. einheitlicher Takt auf allen Linien
  3. einheitliche Symmetriezeit, d.h. die Abfahrtsminuten von Hin- und Rückfahrt ergeben addiert stets denselben Wert
  4. einheitliches Angebot während der gesamten Betriebszeit

In der Praxis wird von diesen Grundsätzen natürlich mehr oder weniger stark abgewichen. Ist keiner der vier Punkte erfüllt, so spricht man von einem nachfrageorientierten Fahrplan.

Was spricht nun für oder gegen einen ITF? Auf der Pro-Seite steht zunächst einmal, dass es sich im Sinne der Daseinsvorsorge, die der ÖPNV darstellt, um ein festes Angebot handelt, das unabhängig von der Nachfrage gefahren wird. Straßen werden ja normalerweise auch nicht gerade dann geöffnet, wenn Bedarf besteht und danach wieder geschlossen. Aus Sicht des Fahrgastes spricht vor allem die Merkbarkeit für den ITF: Der Bus/Zug, der bei mir vorbei fährt, hat immer dasselbe Ziel, fährt jede Stunde zur gleichen Minute und hat an den gleichen Knoten dieselben Anschlüsse. Dank der Symmetrie funktionieren diese auf dem Rückweg genau so, und wenn ich zehn Minuten nach der vollen Stunde abgefahren bin, komme ich ungefähr zehn Minuten vor der vollen Stunde wieder zurück.
Nachteil des ITF sind unter anderem die fehlende Reaktion auf Nachfrageschwankungen. In einem idealen ITF gäbe es keine Verstärkerfahrten zu Spitzenzeiten (gar nur in einer Richtung), so dass es dann vermutlich sehr voll in den Zügen/Bussen werden würde. Und wenn ich auf einer bestimmten Relation einmal umsteigen muss, muss ich es immer tun – ein idealer ITF hat keinen Platz etwa für Urlauberzüge, die saisonal einmal pro Tag eine Direktverbindung an den Ferienort sicherstellen. Diese beiden Nachteile können aber abgemildert werden, indem man punktuell vom Prinzip des idealen ITF abweicht und eben doch Verstärker- oder Urlauberzüge einsetzt.

Bleibt die Frage, ob es denn überall möglich ist, einen ITF einzuführen. Hauptsächliche Voraussetzung für die optimale Verknüpfung der Linien ist, dass die Knoten voneinander etwa den Abstand der halben Knotenzeit haben. Beim in den meisten Regionen verbreiteten Stundentakt begegnet ein Zug also alle halbe Stunde seinem Gegenzug und hat gleichzeitig Anschlüsse in alle Richtungen. Im ITF-„Musterland“ Schweiz funktioniert das unter anderem deswegen so gut, weil viele Bergtäler nur eine Zufahrt haben: Es gibt also nicht die Vielzahl an Verknüpfungen, die die Einführung eines ITF schwierig machen. Andererseits wurde in der Schweiz auch teilweise aktiv (unter Beteiligung der Bevölkerung) darauf hingearbeitet, die Fahrzeiten ITF-tauglich zu machen, etwa durch den Bau der Neubaustrecke Rothrist–Mattstetten und der Einführung von Neigetechnik auf der Jurafußlinie.
Wie sieht es nun in Deutschland aus? In vielen Regionen gibt es zumindest für den Regionalverkehr bereits einen ITF, der natürlich mehr oder weniger vom Ideal abweicht. Auch der Fernverkehr ist in großen Teilen vertaktet, allerdings gibt es hier noch relativ viele „Ausreißer“ und häufig keine schlanken Anschlüsse zum Nahverkehr. Eine landesweite Einführung des ITF („Deutschland-Takt“) wird zwar immer wieder gefordert, ihr stehen jedoch verschiedene Hindernisse im Weg: Da wäre zunächst einmal der Wettbewerb auf der Schiene sowie die Trennung zwischen durch die Länder organisiertem NAH- und privatem Fernverkehr. Ein Aufgabenträger (auch ein hypothetischer bundesweiter) kann sich nach geltender Rechtslage einen noch so guten ITF ausdenken – DB Fernverkehr als eigenwirtschaftliches Unternehmen muss sich von ihm nichts vorschreiben lassen und kann (genau so wie seine wenigen Konkurrenten) sogar Nahverkehrstakte durch einzelne unvertaktete Züge „zerschießen“.
Könnte man dies noch durch Gesetzesänderungen (sofern EU-rechtskonform möglich) beheben, lässt sich an der Netz- und Siedlungsstruktur, in der die Knoten oft einfach nicht den „richtigen“ Abstand voneinander haben, schon weniger ändern. Das gilt insbesondere für das Hochgeschwindigkeitsnetz, das zwar von der → Initiative Deutschland-Takt etwas verächtlich als „extrem teure Prestigestrecken“ betrachtet wird, in einem flächenmäßig großen Land wie Deutschland meiner Meinung nach aber zu einem attraktiven Bahnnetz gehören muss. Recht hat die Initiative allerdings damit, dass viel zu oft einzelne Strecken isoliert betrachtet werden und der politische Wille zu ITF-konformem Streckenbau vielfach fehlt.
Gar nicht nachvollziehen kann ich die Meinung, die gelegentlich durch Eisenbahnforen geistert, dass die DB erst mal für größere Betriebsstabilität sorgen sollte, bevor sie sich an einen ITF macht. Dem liegt offensichtlich die Vorstellung zugrunde, dass ein ITF irgendwie „schwieriger“ zu planen oder zu fahren sei als ein nachfrageorientierter Fahrplan. Was die Planung betrifft, so ist diese eindeutig bei einem ITF einfacher, weil sich hier dasselbe Muster ein- oder mehrmals pro Stunde wiederholt und auch die Fahrplanlage der Rückfahrt praktisch feststeht, sobald die Hinfahrt geplant ist. Und die Betriebsqualität kann bei beiden Fahrplänen gut oder schlecht sein – wird beim ITF die Strecke wirklich nur einmal pro Stunde befahren und habe ich an den End- und evtl. Kreuzungsbahnhöfen ausreichende Pufferzeiten, werden die Züge pünktlicher sein als wenn ich zur Spitzenzeit die Strecke für eine Stunde komplett auslaste und dann gar nichts mehr fährt.

Wie immer ein Fazit: Ein idealer ITF wird sich in Deutschland nicht durchsetzen lassen, was sowohl geografische als auch politische Gründe hat. Viele Grundideen wurden aber bereits umgesetzt, ihre Abschaffung wäre ein großer Rückschritt. Hoffen wir, dass die Grundsätze des ITF bei künftigen Planungen so weit wie möglich berücksichtigt werden und dadurch auch Verknüpfungen entstehen, die es vorher nicht gab.

Als Literatur zum Thema empfehle ich zum einen ganz unbescheiden meine Studienarbeit, zum anderen die → Facharbeit von Felix Thoma, auf die ich bei den Recherchen zu diesem Artikel gestoßen bin.

Wie viel ÖPNV können wir uns leisten?

Zu diesem Thema besuchte ich am 18. Juni eine Veranstaltung der IHK Frankfurt in Zusammenarbeit mit der DVWG. Diskussionsteilnehmer (und teilweise auch Referenten) waren Prof. Ringat, Geschäftsführer des RMV, em. Prof. Monheim, bekannter Verkehrswissenschaftler, Frau Schaller-Galler von den Wiener Linien und Herr Caspar, verkehrs- und wohnungspolitischer Sprecher der hessischen CDU-Landtagsfraktion.
Am eloquentesten, aber auch am idealistischsten war eindeutig Prof. Monheim. Vor seiner Zeit an der Uni Trier hatte er in den Achtzigerjahren für die Landesregierung von NRW gearbeitet und dort den „Anfang vom Ende“ der hochtrabenden Stadtbahnpläne eingeleitet. Auch in Frankfurt warf er kritische Fragen auf: Warum fragen wir beim ÖPNV ständig nach der Rentabilität, während wir beim Straßennetz einfach hinnehmen, dass es subventionsbedürftig ist? Warum sind für den Straßenbau die Kommunen zuständig, für den ÖPNV jedoch die Landkreise? Warum gibt es keine Bürgerfahrkarte, also eine Art Semesterticket für alle Bürger? Warum herrscht in Deutschland so wenig Mut zu innovativen Angeboten?
In entsprechend starkem Kontrast stand Monheims Sichtweise zu denen der beiden anwesenden Herren aus der Praxis. Diese betonten, dass für viele Neuerungen das Geld und die politische Stimmung nun mal einfach nicht vorhanden seien. Frau Schaller-Galler dagegen lieferte den Blick über den Tellerrand, unter anderem mit der erstaunlichen Erkenntnis, dass in Wien eine Jahreskarte nur einen Euro pro Tag koste. Ringats Kommentar dazu: Das sei im RMV nicht umsetzbar, da man keinerlei freie Kapazitäten in Spitzenzeiten mehr habe.
Wenig erstaunlich war es angesichts der Anwesenden, dass die Diskussion kein klares Fazit brachte. Auch die Wortmeldungen aus dem Publikum brachten lediglich einige bis dahin noch nicht erwähnte Aspekte ein, wie z.B. die Subventionierung des Autoverkehrs durch die Kilometerpauschale, die die Fragestellerin aus ihrer angelsächsischen Heimat nicht kannte und die ihr zum ersten Mal den Kauf eines neuen Autos ermöglichte.
Mein privates Fazit war, dass eine Welt wie von Monheim gezeichnet für mich als ÖPNV-Fan sicher wünschenswert, aber gleichzeitig auch genau so utopisch wäre. Ob das nun an der relativ dünnen Bevölkerungsdichte Deutschlands oder an der starken Autoindustrie hierzulande liegt, vermag ich nicht zu sagen. Solange Deutschland jedoch so ist, wie es ist, wären einige Vorschläge Monheims eher kontraproduktiv: Die direkte Zuständigkeit der Kommunen für den Busverkehr etwa würde dazu führen, dass deren Blick an der Gemeindegrenze endet – wie man bei den kreisfreien Städten im Ruhrgebiet heute schon sehr schön beobachten kann. Das Bürgerticket hätte vielleicht nicht alle Nachteile eines komplett kostenlosen ÖPNV, würde aber im Zweifel, wie von Ringat angeführt, zu einer weiteren Überlastung der Spitzen und damit hohem Subventionsbedarf führen. Interessant war, dass Monheim im Gegenzug eine zeit- und streckenabhängige Pkw-Maut vorschlug, also im Grunde genau die Umkehrung der derzeitigen Verhältnisse. Als ein Beispiel für eine Innovation, die hierzulande blockiert wird, nannte er ausgerechnet Uber – wohl im Glauben, es handle sich im Grunde um eine neuartige Form der Mitfahrzentrale und nicht etwa um einen völlig unregulierten Taxidienst. Dem Vorschlag einer ÖPNV-Abgabe für Unternehmen nach französischem Vorbild (laut Monheim wurden dadurch viele der neuen Straßenbahnnetze finanziert) stehe ich dagegen deutlich positiver gegenüber.
Wir haben es hier wohl mit einem Henne-Ei-Problem zu tun: Solange viele Menschen ÖPNV heute noch mit Ineffizienz und Verspätungen verbinden, werden sie kaum den politischen Willen aufbringen, hierfür das nötige Kleingeld in den öffentlichen Haushalten bereitzustellen. Solange das aber nicht getan wird, können die Aufgabenträger kein adäquates Angebot auf die Beine stellen und somit nicht das Image des ÖPNV verbessern … Insofern ist es noch ein langer Weg, wenn überhaupt, bis die Wirklichkeit sich den Monheim’schen Idealvorstellungen annähert und Ringat und Caspar (eingeschränkt auch Schaller-Galler) für ihre Planungen die Ressourcen haben, die sie für eine angemessene Planung bräuchten.