Durchs Höllental zum Sauschwänzle

Letzten Samstag machte ich – trotz einer in England zugezogenen dicken Erkältung – mal wieder einen Bahn-Tagesausflug. Dafür setzte ich mich um 7.42 Uhr in den RE nach FF. Erkältung und frühes Aufstehen bewirkten, dass ich noch vor der Endstation wieder einschlief. Leider erreichten wir diese nicht pünktlich, so dass der geplante Besuch in der Lounge ausfiel und ich mich stattdessen am Bahnsteig mit Getränken versorgte. Mein Anschluss-ICE fuhr pünktlich ab, war aber unter anderem gut gefüllt mit Fahrgästen, die aus einem ausgefallenen IC nach Stuttgart kamen. Also musste ich zwei asiatische Touristen überzeugen, dass nach TS noch ein Umstieg in Mannheim erforderlich war – was gar nicht so einfach war, denn ein anderer Fahrgast behauptete das Gegenteil. Schließlich wurde der erforderliche Umstieg auch noch angesagt – zwar nur auf Deutsch, aber die beiden glaubten mir schließlich, dass ich korrekt übersetzt hatte und stiegen tatsächlich in RM aus. Ich dagegen widmete mich bis Freiburg noch dem dringend benötigten Schlaf.
Dort angekommen, stockte ich erst mal meine Sammlung von Straßenbahnfotos auf, bevor dann die eigentliche Tour begann: mit einer Fahrt auf der Höllentalbahn. Der Zug war aus verschiedenen Doppelstockwagen gebildet, ich enterte natürlich den der ehemaligen Reichsbahn und guckte eifrig aus dem Fenster. Als ein kleiner Junge in meinem Abteil rief: „Da ist der → Hirsch!“, stellte ich fest, dass ich wohl auf der falschen Seite saß, was ich dann gleich mal korrigierte. Nun war der Blick nach draußen deutlich interessanter, bis wir schließlich den Endbahnhof (und auch den des Fahrdrahts) Neustadt (Schwarzwald) erreichten. Ein Aushang am Bahnhof kündigte Fahrplanänderungen durch Bauarbeiten für den betreffenden Tag auf meiner Strecke an, ohne aber ins Detail zu gehen, wie diese genau aussahen. Mein Anschlusszug trudelte aber nach wenigen Minuten in Form eines 611ers ein, eine Premiere für mich. Interssant fand ich im Zug vor allem die geräumigen Gepäcknetze, die ich aus keinem anderen Zug kannte. Nachdem die erste aufregende Strecke nun befahren war, schlief ich erst einmal wieder eine Runde. Geweckt wurde ich kurz vor Donaueschingen mit dem Hinweis, dass der Zug wegen der Bauarbeiten dort ende. Beim Aussteigen stellte ich fest, dass ich sofort Anschluss mit einem Doppelstockzug der Schwarzwaldbahn hatte, der dann auch außerplanmäßig in Immendingen hielt. Mein Anschluss Richtung Blumberg-Zollhaus, um den ich schon gebangt hatte, war also nicht gefährdet – im Gegenteil, ich war sogar ein paar Minuten früher in Immendingen als geplant und konnte noch gemütlich meinen Anschlusszug ablichten. Nachdem die Hauptstreckenzüge in alle Richtungen abgefahren waren, tuckerte auch mein Triebwagen los bis zur Endstation Blumberg-Zollhaus (früher Zollhaus-Blumberg), dem Anfangspunkt der Sauschwänzlebahn, dem Hauptzweck meiner Reise.
Dort stand der Zug schon – umlagert von jeder Menge Eisenbahnfreunden – bereit. Ich machte noch ein paar Bilder und setzte mich schließlich auf den bei der Buchung zugewiesenen Platz 1 in Wagen 1 – war ich der erste, der diesen Zug gebucht hatte? Jedenfalls war er gut gefüllt, entsprechend der Grenznähe auch von vielen Schweizern. Vor der Abfahrt wurde noch ein Infoheft verkauft, die Einnahmen dienten ebenfalls dem Erhalt der Bahn. Dort konnte ich nun nachlesen, was ich aus dem Zug heraus nicht alles erkennen konnte, z.B. den abenteuerlichen Verlauf der Strecke über diverse Kurven und einen Kehrtunnel.
Schließlich erreichten wir Weizen, das andere Ende der Strecke. Hier wurde die Lok umgesetzt, so dass sie nun für die Rückfahrt nach Zollhaus „richtig herum“ am Zug stand. Ich dagegen machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle, denn den Anschlusszug ab Weizen gibt es nur an Sonn- und Feiertagen. Trotz des Fehlens jeglicher Ausschilderung fand ich die Haltestelle noch rechtzeitig, bevor der Bus eintraf. Meine Fahrplanauskunft hatte einen Umstieg in den Zug am Bahnhof Lauchringen vorgesehen, ich kaufte jedoch bis Waldshut, weil ich vermutete, dass es dort etwas angenehmer sei, die Wartezeit zu verbringen. Das stellte sich nachher als richtig heraus, da ich in der hübschen historischen Altstadt noch eine Bratwurst essen konnte. Mein Anschlusszug der Baureihe 641 oder auch „Wal“ kam pünktlich. Von der weiteren Fahrt bekam ich noch den Blick auf das Kernkraftwerk Leibstadt sowie die Altstadt von Laufenburg, beides jenseits des Rheins in der Schweiz, mit, bevor mich wieder der Schlaf ereilte. In der Schweiz war ich auch, als ich wieder aufwachte, genauer am Badischen Bahnhof in Basel. Wenn ich das nicht gewusst hätte, hätte ich es jedoch nicht gemerkt, so sehr ist der Bahnhof ein typischer DB-Bahnhof, abgesehen von der Zollstelle in der Eingangshalle. Mein Aufenthalt währte nur kurz, bevor es dann mit dem ICE wieder gen Heimat ging. Nachdem recht bald wieder deutsches Territorium erreicht war, fuhr ich zum ersten Mal durch den Katzenbergtunnel. Die durch den Tunnel umgangene Altstrecke ist zurzeit wegen Sanierung gesperrt, was wohl auch der Grund für den planmäßigen Halt in Müllheim war. Von der weiteren Fahrt gibt es nicht viel zu erzählen, zumal ich auch wieder eine Menge geschlafen habe. Meinen Umstiegsbahnhof FF erreichten wir mit leichter Verspätung. Interessanterweise war ab hier bis Hamburg der Zug komplett ausreserviert, was wohl mit dem Spiel Mainz gegen den HSV am selben Tag zusammenhing. Umso froher war ich, dass ich aus- und in ICE 1625 umsteigen konnte, der aus einem ICE-T gebildet nur samstags fährt. Mit nur wenigen Minuten Verspätung kam ich schließlich in NAH an, wo schon mein Fahrrad zwecks Transport nach Hause auf mich wartete.

Leicester ohne Silvester

Mal nicht zum Jahreswechsel, sondern Anfang Mai ging es diesmal nach Leicester, um eine dort ansässige alte (dieses Jahr kennen wir uns 15 Jahre) Freundin zu besuchen. Nach kurzem Überlegen hatte ich mich wieder für eine Bahnreise entschieden, da ich darauf mehr Lust hatte als auf einen Flug und die Kosten ungefähr die gleichen waren. Von NAH nach London und zurück waren Fahrkarten (London-Spezial) für 128 Euro zu haben, Voraussetzung war, dass ich mich am vorletzten Samstag schon um 4.27 Uhr auf den Weg machte. Gesagt, getan, den Wecker auf 3.45 Uhr gestellt und mit dem Taxi zum Bahnhof. Dort fuhr der Zug auch pünktlich ab. Der Zub, der mich mit den Worten begrüßte „Dann bringen wir mal das Unangenehme hinter uns“, fragte mich, ob ich denn in Hanau umsteigen würde, dieser Zug führe nur bis FFS. Ich jedoch genoß die Fahrt lieber in voller Länge und dösenderweise und begab mich von der Endstation, an der der Zug übrigens geleert und verschlossen wurde, mit der S-Bahn zum Hbf. Dort schlug ich die Zeit im goldenen M tot und kam eine Viertelstunde vor der Abfahrt just in dem Moment an den Bahnsteig, als mein ICE dort bereitgestellt wurde. Einer spontanen Eingebung folgend, besetzte ich einen Platz in der Lounge und wurde dort Zeuge eines Gesprächs von zwei Bahnern, die erst mal alle Mängel des heute eingesetzten Zuges herunterbeteten, darunter je eine ausgefallene Toilette und Klimaanlage.
Die Fahrfähigkeit des Zuges war aber nicht beeinträchtigt, und so holte ich auf dem größten Teil der Strecke den dringend benötigten Schlaf nach. Nur an den entscheidenden Stellen war ich wach: bei der Fahrt über die Kölner Flughafenschleife, die ich bisher sehr selten befahren habe, beim Grenzübertritt nach Belgien und schließlich kurz vor Brüssel. Dort wartete schon das Reinigungsteam ungeduldig darauf, dass ich mitsamt Gepäck den Zug verließ.
Mein erster Gang führte mich zu einem Café im Bahnhof, wo ich ein weiteres Frühstück genoss. Als das erledigt war, zog es mich zu den Bahnsteigen des Binnenverkehrs, wo es mir gelang, ein Foto des SNCB-Desiro zu schießen. Mit diesem hatte ich beim Tag der offenen Tür im Siemens-Prüfzentrum Wildenrath sogar schon eine Probefahrt gemacht, wovon es wegen des anschließenden Diebstahls meiner Kamera leider keine Fotos mehr gibt.
Nachdem nun auch das abgehakt war, machte ich mich auf den Weg zum Eurostar-Check-in, wo die Kontrollen erfreulich schnell gingen. Es bei der Business Lounge zu probieren, hätte eh keinen Zweck, dachte ich – was schade war, da ich nachher erfuhr, dass ich mit meiner bahn.comfort-Card durchaus hineingekommen wäre. Viel Zeit blieb bis zur Abfahrt des Zuges aber ohnehin nicht mehr, wobei ich aber den größten Andrang nach Beginn des Boardings erst mal abwartete.
Während der Fahrt forderte schon wieder die Müdigkeit ihren Tribut, so dass ich nichts Besonderes erzählen kann, wohl aber bezeugen, dass wir tatsächlich in Lille gehalten haben und durch den Kanaltunnel gefahren sind. Erst etwa in Höhe des Themsetunnels wachte ich wieder ganz auf und bereitete mich so langsam auf den Ausstieg vor. Die Bahnhofshalle von St. Pancras kenne ich ja nun schon ein wenig, finde sie aber jedesmal wieder beeindruckend, auch wenn im Moment ein → Tetris-artiges Kunstwerk vor der großen Uhr hängt.
Wegen einer möglichen erneuten Passkontrolle in London hatte ich nach den Erfahrungen vom letzten Mal extra Zeit zum Anschlusszug eingeplant, aber diesmal gab es keine. Allerdings wurde vor mir ein Paar durch den Zoll herausgefischt, möglicherweise eine Stichprobenkontrolle auf illegale Gegenstände. So war ich also in relativ kurzer Zeit draußen und konnte erst mal Pfund sowie meine vorbestellten Anschlussfahrscheine holen. Letzteres tat ich im Inneren des Reisezentrums, wo es eigens dafür Automaten ohne lange Schlange davor gab. Den Rest der Wartezeit verbrachte ich im kostenlosen WLAN. Zum Anschlusszug machte ich mich mal wieder in letzter Minute auf den Weg, zumal mich schon wieder der Hunger überkam und ich mir noch schnell etwas zu essen kaufen wollte. Letztendlich bekam ich den Zug – wieder einen Meridian – ohne Probleme. Mein reservierter Fensterplatz war belegt, aber zum Glück war in unmittelbarer Nähe ein Gangplatz am Tisch frei. So fuhr ich nun ohne weiter Berichtenswertes und wieder mit ein paar Minuten Schlaf nach Leicester, das ich pünktlich um 14.00 Uhr Ortszeit erreichte. Dort erwarteten mich schon meine Gastgeberin und zwei weitere Gäste, um mich mit dem Auto abzuholen.

Auf der Rückfahrt am darauffolgenden Mittwoch erreichte ich den Bahnhof dagegen mit dem Bus, natürlich stilecht ein Doppeldecker, in dem die Plätze vorne oben zum Glück noch frei waren. Wie schon nach der Silvesterfeier 2012/13 kaufte ich mir noch schnell beim Tesco nebenan einen „Meal Deal“. Die automatische Sperre am Eingang wollte meinen Fahrschein nicht haben, an der manuellen Kontrolle kam ich aber ohne Probleme durch. Diesmal hatte ich zum ersten Mal bei East Midlands einen High Speed Train erwischt. Da es keine Wagenstandsanzeiger gibt, wusste ich erst beim Halt, wo mein Wagen hielt und musste mich entsprechend beeilen. Drinnen herrschte aber ohnehin gähnende Leere, so dass ich mich auf einen anderen als den reservierten Platz setzte. Auf dem Weg nach London kam noch die Minibar durch sowie ein Zub, der die Reservierungszettel für die Rückfahrt steckte. London erreichten wir – diesmal mit Zwischenstopp in Market Harborough – pünktlich um 14.14 Uhr. So blieben zwar nur 50 Minuten bis zur Abfahrt des Eurostar, der Fahrschein war aber unschlagbar günstig. Nach der Ankunft marschierte ich also direkt zum Check-in, der manuell (was für DB-Fahrscheine nicht anders geht) sogar schneller ging als automatisch. Auch Gepäck- und Passkontrolle waren schnell abgehakt, so dass ich noch ein paar Minuten im nett gestalteten Abfahrtsbereich sitzen konnte, bevor der Zug schließlich zum Einstieg freigegeben wurde. Die Fahrt verlief dann ohne weitere Zwischenfälle, und diesmal erlebte ich sie sogar komplett wach.
In Brüssel angekommen, hatte ich zwar de facto nur etwa eine Viertelstunde Zeit, wollte aber trotzdem mal die Thalys-Lounge ausprobieren, die bei meinen bisherigen Aufenthalten ja wegen Wochenende geschlossen war. Die Empfangsdame kannte sich jedoch mit den verschiedenen BahnCards nicht besonders gut aus, was ich als ein Verweigern des Zutritts interpretierte und schon entnervt gehen wollte. Da pfiff sie mich zurück und meinte, es sei ein Missverständnis gewesen, sie werde mich jetzt hineinlassen und ihren Chefs weitergeben, dass BahnCards jetzt einen grünen statt einen roten Streifen haben.
Meine leichte Aggressivität war mir nun ein wenig peinlich, und die Zeit war auch fast um, so dass ich nach wenigen Minuten wieder aus der Lounge spazierte und mich auf dem Weg zum ICE machte. Er war wesentlich voller als auf der Hinfahrt, aber ich fand noch einen unreservierten Platz. Die weitere Fahrt verlief wiederum ohne Besonderheiten. Hatte ich mich auf der Hinfahrt gefragt, wo denn die Zeit für den Umweg über KFKB herkam, so stellte ich auf der Rückfahrt fest, dass es bei den Brüssel-ICE, die nicht über den Flughafen fahren, einfach einen 13-minütigen Aufenthalt in KK gibt. Die Endstation FF erreichten wir nach einigen außerplanmäßigen Halten schließlich mit etwa +5. Da ich diesmal wusste, dass die Lounge um 22 Uhr schließt, begab ich mich erst dorthin, um dort noch eine heiße Schokolade zu genießen und die Zeitung durchzublättern. Anschließend gönnte ich mir in der Bahnhofshalle noch eine Chilibratwurst, bevor dann die Warterei auf meinen Anschluss-ICE losging, der leider mit +15 angekündigt war. Ich fragte mich schon, ob es nicht besser sei, den RE zu nehmen, da trudelte der ICE schließlich ein und fuhr letztendlich mit ca. +20 wieder ab. Bei der Kontrolle meinte die Zub-in noch: „Na, Sie haben ja schon eine ganz schöne Strecke hinter sich“, was ich nur bejahen konnte. Mit derselben Verspätung traf ich auch in NAH ein und entschied mich aufgrund der späten Stunde und des Gepäcks nicht für das Warten auf die Wertheimer RB, sondern ein Taxi nach Hause.