Éloignez-vous de la bordure du quai, s.v.p.

Wie schon angekündigt, war ich Ende März eine Woche in Südfrankreich. Die Reise war eine sehr gelungene Mischung aus Zugfahren und dem Genuss der südlichen Sonne, die wirklich die ganze Zeit geschienen hat (nur tagsüber natürlich ;)). Meine Erlebnisse – vorwiegend die bahnbezogenen – habe ich jetzt in einem Reisebericht zusammengestellt. Außerdem habe ich auf meiner Website die Infoseite zum Nahverkehr in Lyon aktualisiert. Wenn ihr Zeit und Lust habt, schaut mal rein!

(Der Titel bedeutet übrigens „Entfernen Sie sich bitte von der Bahnsteigkante“, ist also das französische Pendant zu „Bitte Vorsicht bei der Einfahrt“.)

G-E-K-U-P-P-E-L-T

Am Himmelfahrtstag konnte ich gleich dreien meiner Hobbys nachgehen: Lange schlafen, Zugfahren und Planschen. Nachdem das erste gegen elf Uhr getan war, begann um 12.17 Uhr das zweite: nach NAH geradelt, Bayernticket gekauft und in den RE Richtung Würzburg gesetzt. Der traf zwar fast pünktlich ein, die Abfahrt verzögerte sich jedoch wegen des großen Andrangs von Radfahrern um fünf Minuten. Diese Verspätung behielten wir bis Gemünden bei, wo der Zug die Verspätung durch Wegfall der Standzeit wieder aufholen konnte. Auch für mich ging es pünktlich weiter, nämlich mit einem Regioshuttle der Erfurter Bahn, die vor einiger Zeit das „Industrie“ in ihrem Namen gestrichen hat. Was jetzt kam, war echte Nebenbahnromantik: eine kurvenreiche Strecke im Tal der Fränkischen Saale, unterbrochen durch häufigen Halt an sehr einfach gehaltenen Bahnsteigen in sehr kleinen Orten. Kein Wunder, dass hier am Wochenende früher Betriebsruhe herrschte und auch heute nur ein Zweistundentakt angeboten wird. Eine Stunde dauerte die Fahrt noch, dann war mein Zielbahnhof Bad Kissingen erreicht, wo ich mich gleich auf den etwa 15-minütigen Weg ins → KissSalis machte, um dem dritten Hobby zu frönen.
Zwei Stunden später spazierte ich zurück zum Bahnhof. Meinen ursprünglichen Plan, mir den Ort näher anzusehen und dort zu essen, strich ich bis auf einen kleinen Schlenker zusammen. Grund war die Aussicht auf eine interessante Verbindung: mit dem 612er nach Schweinfurt und von da mit dem Radlzug aus Bamberg zurück nach NAH. Ersterer stand schon mit laufendem Motor am Bahnhof bereit. Das Geräusch ist auch das Einzige, was mich ein wenig an der Baureihe stört, vom Design her würde ich gerne öfter damit fahren. Durch den Wald ging es nach Oerlenbach, und kurz danach war Ebenhausen erreicht, wo wir auf die Strecke aus Richtung Thüringen stießen. Hier passierte auch das titelgebende Ereignis: Wir blieben ein paar Minuten stehen, bis plötzlich ein heftiger Ruck zu spüren war: Der Zugteil aus Richtung Arnstadt war eingetroffen. Während der Wartezeit kam uns ein Regioshuttle-Doppel der EB entgegen, das mit „Gemünden“ und „Meiningen“ beschriftet war – auch diese Züge werden hier geflügelt und vereinigt. Vereinigt fuhr dann auch mein Zug weiter, wobei ich dann sogar die Neigetechnik genießen konnte. Zum Glück gehöre ich bisher nicht zu den Menschen, denen davon übel wird.
Trotzdem war der Genuss nur von kurzer Dauer, denn Schweinfurt Hbf war bald erreicht. Hier sollte ich fast eine Stunde Aufenthalt haben. Nach der Feststellung, dass die Umgebung des Hbfs ziemlich ausgestorben war, setzte ich mich in eine RB aus einem 440er nach Schweinfurt Stadt. Von dort nahm ich dann einen zufällig vorbei kommenden Stadtbus zum Busbahnhof Roßmarkt. Jetzt reichte die Zeit gerade noch, um sich etwas zu trinken zu kaufen und zum Hp Schweinfurt Mitte zu laufen. Dort konnte ich den Radlzug schon durchfahren sehen: er war aus einem Gemisch von n- und PumA-Wagen gebildet, davon mindestens zwei Fahrradtransportwagen. Mit demselben 440er wie auf der Hinfahrt erreichte ich wenig später NS, wo ich am selben Bahnsteig in den Radlzug umsteigen konnte. Der Grund, warum ich ihn auch ohne Fahrrad unbedingt nehmen wollte, folgte kurz darauf: die Werntalbahn, auf der sonst nur Güterzüge unterwegs sind. Elektrifizierte Güterbahnen kenne ich sonst nur aus dem Ruhrgebiet, wo man genauso selten Gelegenheit hat, sie zu befahren. Nach einer Weile hatte ich mich allerdings sattgesehen und musste mich zwingen, nicht wieder dem ersten Hobby nachzugehen. Wenig später erreichten wir Gemünden, das wir kurz vor dem (verspäteten) Taktzug wieder verließen. Die Weiterfahrt durch den Spessart verlief ohne besondere Ereignisse und bis auf Lohr auch ohne Halt, was einige Fahrgäste wohl in Schwierigkeiten brachte. NAH erreichten wir pünktlich um 19.32 Uhr auf dem Stumpfgleis 1, das sonst ebenfalls eher selten befahren wird. Häufig befahren wird dagegen von mir der Weg vom Bahnhof nach Hause, so auch an diesem Abend mit meinem Fahrrad, das mir wie immer gute Dienste leistete.