Ist das Netz konvex, …

Heute wird es mal wieder etwas exzentrisch, d.h. noch exzentrischer als sonst … In der Mathematik heißt eine geometrisch darstellbare Menge konvex, wenn eine Verbindungslinie zwischen zwei beliebigen Punkten der Menge immer vollständig innerhalb der Menge liegt. Diese Definition kann man auf Städte und Bahnhöfe übertragen: Wenn es in einer Stadt mehrere Bahnhöfe (bzw. Haltepunkte) gibt, kann man normalerweise zwischen ihnen auf der Schiene hin und her fahren, ohne die Stadt zu verlassen. Es gibt jedoch Ausnahmen, eine davon ist meine Heimatstadt Marl: Will man mit dem Zug von Marl Mitte nach Marl-Sinsen, muss man über die Nachbarstadt Haltern am See fahren.
Im Folgenden seht ihr – nach Bundesländern sortiert – die Städte und Gemeinden mit „nichtkonvexen“ Bahnnetzen, die ich beim Durchforsten des Eisenbahnatlas Deutschland gefunden habe. Gewertet habe ich dabei der Einfachheit halber nur Gemeinden, bei denen man über einen Bahnhof oder Haltepunkt in einer anderen Gemeinde fahren muss. Führt eine Strecke ohne Halt über fremdes Stadtgebiet, habe ich das nicht mitgezählt. Hinter dem Gemeindenamen habe ich jeweils Beispiele für Bahnhöfe aufgeführt, die nicht miteinander verbunden sind.

Baden-Württemberg
Adelsheim (Nord, Ost)
Ditzingen (Bf, Heimerdingen)
Ettlingen (Stadt, West)
Horb am Neckar (Bf, Heiligenfeld)
Pfinztal (Berghausen, Berghausen-Hummelberg)
Stuttgart (Hbf, Weilimdorf)

Bayern
Hersbruck (r Pegnitz, l Pegnitz)
Lauf (r Pegnitz, l Pegnitz)
Nürnberg (Hbf, Nordost)
Pommelsbrunn (Pommelsbrunn, Hohenstadt)
Schwaig b. Nürnberg (Schwaig, Behringersdorf)

Brandenburg
Beelitz (Stadt, Heilstätten)
Kolkwitz (Bahnhof, Süd)
Potsdam (Hbf, Rehbrücke)
Röderland (Prösen, Prösen Ost)
Teltow (Bf, Stadt)

Hessen
Elz (Bf, Süd)
Groß Gerau (Bf, Dornberg)
Limburg (Bf, Süd)
Münster (bei Dieburg) (Bf, Altheim [Hessen])
Offenbach (Hbf, Ost)
Sulzbach (Taunus) (Bf, Nord)

Mecklenburg-Vorpommern
Binz (Ostseebad Binz, Ostseebad Binz Landesbahn)

Niedersachsen
Ganderkesee (Bf, Hoykenkamp)
Seevetal (Hittfeld, Maschen)

Nordrhein-Westfalen
Bad Oeynhausen (Bf, Süd)
Bochum (Hbf, Dahlhausen)
Bönen (Bf, Nordbögge)
Bonn (Hbf, Beuel)
Bottrop (Hbf, Feldhausen)
Brühl (Bf, Kierberg)
Castrop-Rauxel (Hbf, Süd)
Duisburg (Hbf, Ruhrort)
Erkrath (Bf, Nord)
Eschweiler (Hbf, Talbf)
Essen (Hbf, Altenessen)
Gelsenkirchen (Hbf, Buer Süd, Buer Nord)
Kaarst (Bf, Büttgen)
Leverkusen (Mitte, Opladen)
Marl (Mitte, Sinsen)
Telgte (Bf, Westbevern)

Rheinland-Pfalz
Alsdorf (Westerwald) (Bf, Grünebacherhütte)
Diez (Bf, Ost)

Sachsen
Auerbach (Vogtl) (ob Bf, unt Bf)
Delitzsch (ob Bf, unt Bf)
Falkenau (Flöha) (Bf, Süd)
Plauen (ob Bf, unt Bf)
Radebeul (Ost, Naundorf)
Schkeuditz (Bf, Leipzig-Halle Flughafen)

Thüringen
Bad Sulza (Bf, Nord [Betrieb 2017 eingestellt])
Geratal (Geraberg, Gräfenroda)
Grammetal (Hopfgarten, Obergrunstedt)
Pößneck (ob Bf, unt Bf)

Um zwischen diesen auf dem Stadtgebiet unverbundenen Bahnhöfen auf dem Schienenweg hin und her zu fahren, reicht in aller Regel einmal Umsteigen aus, meist schon eine Station weiter in der Nachbarstadt. In Bottrop geht es sogar ohne Umsteigen. Mehr als einmal Umsteigen ist dagegen nötig in Gelsenkirchen (Buer Nord und Süd), Delitzsch, Groß Gerau und Pößneck. Delitzsch hat außerdem die Besonderheit, dass sich beide Strecken im Stadtgebiet kreuzen, allerdings ohne Umsteigemöglichkeit. Ebenso ist es in Essen, wo aber die Bahnhöfe Dellwig und Dellwig Ost nur ca. 500 m voneinander entfernt liegen. In Groß-Gerau dagegen gibt es eine Verbindung zwischen beiden Bahnhöfen, die aber nicht von Personenzügen befahren wird. Ein absoluter Sonderfall ist der Nürnberger Nordostbahnhof, den man auch mit noch so viel Umsteigen nicht vom Hauptbahnhof aus erreichen kann, da die Strecke von dort nach Gräfenberg ein Inselbetrieb ist. Hier gilt, was in den meisten anderen Orten der Liste auch gilt: Gut, dass es noch andere Verkehrsmittel gibt! Im Falle Nürnbergs ist man mit der U-Bahn am besten bedient, in anderen Orten kann man die Entfernung zwischen den Bahnhöfen gut zu Fuß zurücklegen.

Da im Atlas nicht immer zu erkennen ist, zu welcher Gemeinde die Bahnhöfe gehören, habe ich sicher noch die eine oder andere nichtkonvexe Stadt übersehen. Bevor ich den Exzentrikmodus wieder ausschalte, daher also der Hinweis, dass ich wie immer eure Ergänzungsvorschläge dankend annehme ;).

Nachtrag: Offenbach hatte ich vergessen (meines Wissens gibt es keine direkten Züge mehr von Ost nach Hbf, auch wenn die Verbindung gleistechnisch möglich ist)
Nachtrag 2: Stuttgart (danke an Tobias für den Hinweis), Leverkusen und Kolkwitz ergänzt
Korrektur: Radebeul Bf gibt es nicht, ersetzt durch Radebeul Ost
Nachtrag 3: Binz ergänzt, als Besonderheit sind hier noch verschiedene Spurweiten und Eigentümer der beiden Strecken zu verzeichnen
Nachtrag 4: Beelitz ergänzt
Nachtrag 5: Horb am Neckar ergänzt
Nachtrag 6: Adelsheim ergänzt
Nachtrag 7: Alsdorf (Westerwald) ergänzt
Nachtrag 8: Diez und Sulzbach (Taunus) ergänzt
Nachtrag 9: Urmitz ergänzt, Hinweis auf Betriebseinstellung bei Bad Sulza Nord
Nachtrag 10: Urmitz wieder entfernt, der Bf Urmitz gehört zu Mülheim-Kärlich
Nachtrag 11: Geratal ergänzt
Nachtrag 12: Bönen und Grammetal ergänzt
Nachtrag 13: Bad Oeynhausen ergänzt, Einträge innerhalb der Bundesländer alphabetisch sortiert
Nachtrag 14: Telgte und Teltow ergänzt
Nachtrag 15: Brühl ergänzt
Nachtrag 16: Ditzingen und Ganderkesee ergänzt